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Kulturen Und Gesellschaften Asiens China - Indien - Japan

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Präsentation zum Thema: "Kulturen Und Gesellschaften Asiens China - Indien - Japan"—  Präsentation transkript:

1 Kulturen Und Gesellschaften Asiens China - Indien - Japan
Basismodul (BM) 6: Vorlesung “Asien1” Die Geburt des modernen Asien Sitzung 4 (b) INDIEN Die Kastengesellschaft U. Niklas

2 Vorstufe des Kastensystems
Vedische Zeit (ab ca v.u.Z.): Entwicklung eines System von vier sozialen Gruppen / Klassen / Ständen (varṇa), die noch nicht als “Kasten” zu bezeichnen sind : Brāhmaṇas : Priester, Lehrer (“Lehrstand”) Kṣatriyas : Könige, Krieger (“Wehrstand”) Vaiśyas : Farmer, Händler (“Nährstand”) Śūdras : Arbeiter, Diener, … (“Der vierte Stand”) Soziale Ordnung nur für die vedischen Stämme. Ursprünglich einheimische Gruppen stehen außerhalb des varṇa-System (a-varṇa = „varṇa-los“), was später zur Bildung der Gruppe der Unberührbaren führt. In meiner letzten Vorlesung habe ich über die einwandernden vedischen Stämme gesprochen als kulturell hochentwickelte Nomaden, die den Ganges entlang zogen und schließlich im Gangesdelta siedelten und eine urbane Kultur aufbauten, die zur Pan-indischen Elite-Kultur wurde. In dieser vedischen Kultur, die den Kulturen der in Indien einheimischen Stämmen weit überlegen war, bildete sich recht früh ein Sozialsystem aus von vier Varnas : Gruppen oder Klassen oder Ständen (es ist schwierig, für varna eine rechte Übersetzung zu finden) Dies System war ausschließlich für die vedischen Gruppen gültig und betonte so ihre Überlegenheit. Die ursprünglich einheimischen Stämme standen außerhalb dieses Systems, was bedeutete, daß sie als unterlegen oder gar minderwertig angesehen wurden. Das hier ausgebildete System ist noch nicht das uns heute bekannte Kastensystem, wenn varna auch in der Literatur oft als „Kaste“ übersetzt wird – was jedoch falsch ist! __________________________ Merke : “Varṇa” ist nicht “Kaste”

3 Das Kastensystem Kaste (Jāti) ist eine endogame, auf Berufsspezialisierung basierende Gruppe. Die verschiedenen Jātis entstanden ursprünglich aus Mischehen zwischen den Varṇas Weitere Entwicklung durch zunehmende Spezialisierung in Handwerken und Berufen Heute : Tausende einzelner Kasten und Unterkasten – mit großen regionalen Unterschieden Die eigentliche „Kaste“ heißt Jati und ist eine kleinere, endogame Gruppe. Entstanden sind Kasten wohl ursprünglich aus Mischehen verschiedener Varnas, dann aber auch auf Grund zunehmender handwerklicher Spezialisierung. Kasten sind nur regional gültig. Im heutigen Indien existieren 1000de von Kasten, mit unzähligen Unterkasen. Zur Geschichte des Kastensystems und zum modernen Status

4 Varṇa & Jāti Varṇa : breite, pan-Indische Kategorien
Jāti : kleine, regionale, endogame Gruppen Viele einzelne Jātis sind in einer Varṇa enthalten Nochmal zum Überblick varna ist eine pan-indische (für ganz Indien gültige) Kategorie. Jati ist von nur regionaler Bedeutung. Dabei sind alle Kasten (überall in Indien) in das varna-System eingebettet. Generell sind Kastenangehörige sich ihrer varna-Zugehörigkeit bewußt.

5 Einige Beispiele für “varṇa ” und “jāti”
Beispiele für JĀTIS Nord-Indien (Hindi) Süd-Indien (Tamil) Brāhmaṇas Śarma Śukla Aiyar Aiyaṅgar Kṣatriyas Singh Rājput Kaḷḷar Maṟavar Vaiśyas Gupta Tandon Ceṭṭiyar Veḷḷālar Śūdras Kumhar Lohar Ācāri Vēḷār Hier nur einige Beispiele mit ganz wenigen Kastennamen, in regional unterschiedlichen Gruppen: BRAHMANAS: Sharma, Shukla, Aiyar, Aiyangar : Priester, Lehre, Bank- und Regierungs-Angestellte etc.; “white-collar” jobs KSHATRIYAS: Singh, Rajput : Polizei, Militär, Wachdienste, Landbesitzer Kallar, Maravar: Polizei, Militär, Wachdienste, kleine Landbesitzer, Farmarbeiter; früher: Diebe VAISHYAS: Gupta, Tandon, Chettiyar : Händler, Geldverleiher Vellalar : landowners SHUDRAS: Kumhar, Velar: Töpfer Lohar : Schmiede Acari: Schreiner

6 Jāti = Kaste Mitglieder einer Kaste haben nomalerweise
den gleichen Beruf, den gleichen Kleidungsstil die gleichen Nahrungsvorschriften insgesamt den gleichen Lebensstil Wenn man – in einer traditionellen, regionalen Umgebung – jemandes “Kaste” (jati) kennt, so weiß man automatisch viele Details über seinen Beruf, seine Essensgewohnheiten und allgemein über seinen Lebensstil. M.N. Srinivas, einer der bedeutendsten indischen Soziologen, spricht in diesen Zusammenhang von „Verhalten in gewissen vorhersehbaren Formen“ Während dieses System es sehr einfach macht, jemanden aus der eigenen Region zu beurteilen, so führt der stark regionale Charakter aber auch dazu, daß es bei der Beurteilung von Personen aus anderen Regionen Verwirrung gibt: Unterschiede in Kleidungsgewohnheiten erschweren z.B. das “Lesen des Erscheinungsbildes” Srinivas gibt ein eindrückliches Beispiel: bei einem Feldforschungsaufenthalt in einem südindischen Dorf war er einmal begleitet von einem nordindischen Studenten. Der Student gehörte einer Kaufmannskaste an und sprach Gujarati – eine in Südindien unbekannte Sprache (in der fraglichen Region sprechen Kaufleute normalerweise Kannada oder Telugu). – Gekleidet war er in eine Kurta (ein langes Hemd) aus Khadi (handgesponnener Stoff, wie er von Gandhi propagiert wurde), und eine sogenannte “Pyjama”-Hose, eine weite, weiße Baumwollhose. – Die Kleidung allein war für die Südinder verwirrend, weil hier Khadi-Stoffe für eine Zugehörigkeit zur stark brahmanisch geprägten Congress-Partei stehen und eine Pyjama-Hose nur von Muslims getragen wird. – Da er also für die südindischen Dörfler der Student keiner bekannten Kategorie zuzuordnen war, hatte man weitere Probleme: man wußte nicht, in welchem Haus man ihn unterbringen konnte, so dass mit Lebens- und Essgewohnheiten keine Probleme entstünden. __________________________________________________ M.N. Srinivas: „Verhalten in gewissen vorhersehbaren Formen“

7 Jāti : Definition Jāti hauptsächlich definiert durch “Handwerk” / “Beruf” “eigener Beruf”  “fremder Beruf” (Tüchtigkeit) (Unbeholfenheit) Die Spezialisierung auf nur einen Beruf per Kaste führt zu einer “beruflichen Interdependenz” und schließlich zu einer allgemeinen “Interdependenz von Kasten” Nachdem wir nun schon ein wenig über die Wirkung des Kastensystems gehört haben, kommen wir zu einer Definition: Jatis sind primär definiert durch Beruf/Handwerk der Kastenangehörigen. Berufe sind erblich Von jedem Kastenangehörigen wird somit “Tüchtigkeit und Fertigkeit” im eigenen Beuf erwartet, während bei Wechsel zu einem kastenfremden Beruf (was heute oft vorkommt) Unbeholfenheit erwartet wird. Dieses Arrangement (nämlich dass jeder Beruf durch eine bestimmte Kaste ausgeübt wird) führt in einer Dorfgemeinschaft zur Abhängigkeit der Kasten untereinander – bedeutet aber auch wiederum, daß wirklich jede Kaste gebraucht und demgemäß respektiert wird, und so auch Teil hat am jährlichen Einkommen des Dorfes (in Form von Ernte-Erträgen etc.). In einem Dorf, in welchem das Kastensystem wirklich so funktioniert, wie es soll (was natürlich leider nur recht selten vorkommt), ist auch darauf geachtet, daß jedes Mitglied jeder Kaste mit dem traditionellen Handwerk genug verdienen kann, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. So verbietet der Dorfrat zum Beispiel Zuzüglern, sich im Dorf niederzulassen, falls ihre Anwesenheit das bestehende Gefüge von Angebot und Nachfrage stören würde. Nur im Falle eines Mangelangebots wäre eine neue Siedlerfamilie willkommen. Beispiel: in dem Dorf, in dem ich in Indien wohne, gibt es drei Barbier-Familien. Sie können ohne Schwierigkeiten das gesamte Dorf versorgen und haben alle drei ihr angemessenes Auskommen. Eine weitere Barbierfamilie würde also in diesem Dorf nicht zugelassen.

8 Kastenhierarchie Definiert durch
rituelle Reinheit (“purity”) bzw. rituelle Unreinheit (“pollution”) Die Reinheit einer Kaste wird erhalten durch Heiratsregeln und Regeln für die sogenannte Kommensalität Die allgemein bekannte – und auch in der Literatur weitestgehend beschriebene – Kastenhierarchie ist die hierarchische Ordnung aus Brahmanischer Sicht (in welcher auch die Brahmanen an der Spitze des Systems stehen und die sogenannten Unberührbaren ganz unten). Dieses System beruht auf Vorstellungen von ritueller Reinheit und Unreinheit. Jede Kaste ist somit reiner als alle Kasten unter ihr, und unreiner als alle Kasten über ihr. Da bedeutet auch, dass - je höher man in der Kastenhierarchie steht, desto größer der Anspruch an Reinheit ist, so dass genau genommen die höchsten Kasten unter den größten Einschränkungen und Tabus leiden, da sie eine sehr hohe Stufe ritueller Reinheit bewahren müssen. Brahmanische Kasten sind z.B. stark eingeschränkt in ihrer Berufswahl, da sie aufpassen müssen, nicht mit verunreinigenden Materialien in Berührung zu kommen; ganz traditionellen, orthodoxen Brahmanen ist es auch nicht erlaubt, den indischen Kontinent zu verlassen – was eine große Einschränkun darstellt. Niedrigste Kasten kennen dagegen kaum Tabus – sind also in ihrer Berufswahl eigentlich ganz frei – werden aber durch andere Faktoren stark eingeschränkt (keine Chancen auf höhere Bildung; etc.) Rituelle Reinheit und Unreinheit hängen ab von hauptsächlich 2 Elementen: Das wichtigste ist die traditionelle Tätigkeit der Kaste. Wenn das Handwerk oder der Beruf die Kastenmitglieder zwingt, verunreinigendes Material zu berühren, so ist die Kaste rituell unrein. Verunreinigende Materialien sind zum Beispiel Körperabfälle anderer Menschen (Haare – so daß etwa Barbiere als unrein angesehen werden); Wäscher haben mit der schmutzigen Wäsche anderer zu tun; aber am unreinsten sind Materialien,die mit Tod zu tun haben – also zum Beispiel Leder : die Haut toter Tiere – das versetzt etwa Schuhmacher und Trommler an die unterste Stufe im Brahmanischen System. Weiterhin spielen eine Rolle die Essgewohnheiten der Kaste. Rein vegetarisch ist am reinsten. – Dann, in absteigender Reihenfolge, Ei, Fisch; Hühnerfleisch und Ziegenfleisch – diese Fleischarten sind zwar rituell verunreinigend, jedoch sozial anerkannt. – Als regelrecht asoziales Essen (im brahmanisch-hinduistischen System) gelten Rindfleisch und Schweinefleisch – was zu kommunalen Konflikten führen kann, da Rindfleisch von Christen und Muslims, und Schweinefleisch von Christen gegessen werden; vollkommen verpönt ist Büffelfleisch – welches eigentlich nur von “Unberührbaren” gegessen wird. Kastenreinheit wird garantiert durch: Strenge Heiratsregeln (Hochzeit nur innerhalb der Kaste) Regeln für Kommensalität (wir kommen gleich dazu) Insbesondere im Falle hierarchisch weit auseinader stehender Kasten : Einhalten einer physischen Distanz, was zur “Unberührbarkeit” führt. Niemand kann aus seiner Kaste hinaus – man ist da hineingeboren und knn die Kaste nicht wechseln. Aber eine Kastengemeinschaft kann versuchen, im Dorf oder in der Region hierarchisch aufzusteigen. Dies gilt isbesondere für die mittleren, nicht allzu unreinen Kasten. Solche Versuche beginnen gewöhnlich damit, dass die Kaste ihre nicht-vegetarischen Essgewohnheiten aufgibt und eine vegetarische Kost annimmt (oft auch nur “offiziell”). ________________________________ Wichtige Literatur zu diesem Thema: “Homo Hierarchicus” von Louis Dumont

9 Heiratsregeln Eine Jāti ist eine “endogame” Gruppe :
Heirat nur innerhalb der eigenen Gruppe Endogamie bedeutet, dass Heiraten nur innerhalb der Gruppe stattfinden. Früher waren die Regeln so strikt, daß Hochzeiten nur innerhalb einer engen Untergruppe einer Kaste erlaubt war. Dies hat sich geändert, und man findet heute viele Hochzeiten zwischen verschiedenen Untergruppen, oder sogar zwischen sich ähnlichen Kasten, etwa überregional. Auf diese Weise können Annahme oder Ablehnung eines Hochzeitsangebotes als Aussagen über die Beziehungen zwischen verschiedenen Kastengruppen gewertet werden. (Zeitungsannoncen)

10 Kommensalität Jāti generell eine “kommensale Gruppe” : d.h. jedes Gruppenmitglied kann gekochtes Essen und Trinkwasser von jedem erwachsenen Mitglied der eigenen Gruppe annehmen Spezielle Regeln in einigen Jātis (generell: je höher – und reiner – die Jāti, desto strikter die Regeln!) Zudem: jedes Mitglied einer niedrigeren Kaste kann kann gekochtes Essen und Trinkwasser von einem Mitglied einer höheren Kaste annehmen – aber nicht umgekehrt, da dies zu “Verunreinigung führen würde” “Kommensalität” bedeutet nicht nur “zusammen essen”, sondern auch “untereinander Essen austauschen”. – Hierzu muß man wissen, daß gekochtes Essen und Trinkwasser im höchsten Grade als Träger von ritueller Verunreinigung angesehen werden. Normalerweise ist eine Kaste eine “kommensale Gruppe” – d.h. alle Kastenmitglieder können Essen von allen erwachsenen Mitgliedern der gleichen Kaste annehmen. In den höchsten Kasten gibt es Einschränkungen, die manchml so weit gehen, daß ein Ehemann nur von seiner Frau gekochtes Essen annehmen kann. Weitere spezielle Fälle: innerhalb mancher Kasten können nur Jüngere Essen von Älteren annehmen, aber nicht umgekehrt; es gibt auch Fälle, in denen Männer verschiedener Kasten Essen austauschen können – die Frauen aber nicht (Frauen sind generell viel tabu-bewußter). Generell: Eine niedrigere Kaste kann Essen und Trinkwasser von einer höheren Kaste annehmen – nicht aber umgekehrt. So werden “Essenseinladungen” in traditioneller indischer Gesellschaft zu starken sozialen Statements. Einladungen im Dorf… Auswirkungen auf alltägliches Leben: Hochkastige Politiker auf Stimmenfang während des Wahlkampfes Restaurantbesuch in der Stadt …

11 Lebensraum : Das Dorf Auch die Organisation des Lebensraumes hängt von Kastengesetzen ab – sowohl mit Blick auf das gesamte Dorf, als auch mit Blick auf das einzelne Haus. Wir werden einen kurzen Blick auf die Organisation eines traditionellen Dorfes werfen.

12 Das Layout eines Dorfes Fallstudie: Dorf “Mēlcēval” (Tirunelveli Distrikt, Süd-Tamilnadu) ____________________________ Quelle: Marie-Louise Reiniche “Les Dieux et les Hommes.” Das wichtigste bei einem Agrikulturdorf ist das Wasser. Die Karte auf diesem Slide zeigt Ihnen, daß unser Beispieldorf sehr wasserreich ist. (4 Teiche und ein verbindender Kanal, der das Dorf in einen Nord-West und einen Süd-Ost Bereich teilt.). Es handelt sich hier um ein reiches Agrikulturdorf, welches im 16. Jhd. von einer Brahmanengruppe gegründet wurde. Also ist es auch das, was man ein brahmanisches Dorf nennen könnte – in dem Sinne, dass Brahmanen hier die mächtigste und reichste Kastengruppe sind. (Es gibt auch andere Dörfer, in denen Brahmanen kaum eine Rolle spielen.)  Mein Vortrag in der Ethnologie am um Uhr

13 Verteilung der Kastengruppen in Mēlcēval
“Reinster” Teil des Dorfes (“caturvedimaṅgalam” - ursprünglich der Lebensraum der Brahmanen; heute Lebensraum verschiedener strikt vegetarischer Kasten) Neuer Lebensraum der Brahmanen Lebensraum nicht-vegetarischer Hindu-Kasten Christen Muslims “Unberührbare” Melcelval war ursprünglich ein sogenanntes Caturvedimangalam, ein technischer Name für ein Dorf, das von Brahmanen gegründet wurde. Der ursprüngliche Teil war dann auch der reinste Teil des Dorfes, in und nahe bei welchem sich die wichtigsten Tempel befanden, und wo ausschließlich Brahmanen wohnten. Ander Kasten siedelten dann – je nach Reinheit – näher oder ferner diesem brahmnischen Teil Dorfteil. Das Slide zeigt Melcelval heute – die Kastenverteilung zeigt deutlich, daß die Brahmanen im Laufe der Jahrhundert ihren Einfluß verloren haben. Wichtig: Hierarchie auch zwischen den verschiedenen “Unberührbaren”-Gruppen. Die, die auf den Reisfeldern arbeiten siedeln näher am Dorf, während Schuhmacher und Totengräber weit entfernt siedeln.


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