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Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
Funktionen, Gleichungen und Werte Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung Die VGR ist eine Buchhaltung, deren Zweck vor allem darin besteht, ex post die Ergebnisse der wirtschaftlichen Tätigkeiten aufzulisten. Die VGR der Länder der EU waren ursprünglich sehr unterschiedlich. Im Jahre 1995 wurde ein „europäisches System der VGR (ESVG 95) eingeführt. In der Terminologie der ESVG 95 wird das Bruttosozialprodukt auch als Bruttonationaleinkommen bezeichnet.
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Übersicht 1 Bruttoinlandsprodukt (BIP) 1.1 Definition
1.2 Die drei Seiten des BIP 1.2.1 Die Entstehungsseite 1.2.2 Die Verwendungsseite 1.2.3 Die Verteilungsseite 1.3 Die dreifache Buchführung 2 Gini-Koeffizient
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1.1 Definition des BIP Maß für die wirtschaftliche Leistung (Waren/ Dienstleistungen) in einem bestimmten Zeitraum wird in Preisen und preisbereinigt errechnet reale Wirtschaftsentwicklung (Vorjahrespreisbasis) frei von Preiseinflüssen Veränderungsrate des preisbereinigten BIP misst das Wirtschaftswachstum Das Bruttoinlandsprodukt Was beschreibt dieser Indikator? Das BSP ist das Ergebnis der Wirtschaftstätigkeit der Inländer. Seine Grundlage ist die Nationalität. Das BIP ist das Ergebnis der Wirtschaftstätigkeit des Inlands. Seine Grundlagen sind die Landesgrenzen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist ein Maß für die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft in einem bestimmten Zeitraum. Es misst den Wert der im Inland hergestellten Waren und Dienstleistungen (die so genannte Wertschöpfung), soweit diese nicht als Vorleistungen für die Produktion anderer Waren und Dienstleistungen verwendet werden. Die Ergebnisse eines ausländischen Unternehmens im Inland zählen nicht zum BSP. Das BIP wird in jeweiligen Preisen und preisbereinigt (Deflationierung) mit jährlich wechselnden Vorjahrespreisen und Verkettung) errechnet. Auf Vorjahrespreisbasis wird die „reale“ Wirtschaftsentwicklung im Zeitablauf frei von Preiseinflüssen dargestellt. Die Veränderungsrate des preisbereinigten BIP dient als Messgröße für das Wirtschaftswachstum der Volkswirtschaften. Das BIP ist damit die wichtigste Größe der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen und gehört zu den Indikatoren. Wie wird der Indikator berechnet? Das BIP wird in Deutschland über die Entstehungs- und Verwendungsseite berechnet. Wir werden im weiteren Verlauf noch darauf eingehen. Wie genau ist der Indikator? Die frühe Erstveröffentlichung von BIP-Angaben erfüllt die Nutzeranforderung nach aktuellen Ergebnissen, obwohl die Datengrundlage zu diesem Zeitpunkt häufig noch unvollständig ist. Die ersten vorläufigen Ergebnisse werden mehrmals überarbeitet, um neu verfügbare statistische Informationen einzuarbeiten, und können von den endgültigen Ergebnissen, die jeweils nach rund vier Jahren veröffentlicht werden, abweichen. Daneben werden noch so genannte große Revisionen durchgeführt, die unter anderem der Einführung neuer Konzepte und Definitionen, der Umstellung auf eine neue Preisbasis sowie der Einbeziehung von Ergebnissen aus unregelmäßigen oder neuen Erhebungen oder Zensen dienen. Im mehrjährlichen Vergleich können die ersten vorläufigen Ergebnisse vom endgültigen Wert um rund einen halben Prozentpunkt nach oben oder unten abweichen. Bei einigen Teilaggregaten des BIP ist der durchschnittliche Revisionsbedarf deutlich größer. wichtigste Größe der VGR
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1.2.1 Die Entstehungsseite (1)
Produktionsansatz Wertschöpfung aller Produzenten Differenz zwischen Produktionswert und Vorleistungsverbrauch plus Gütersteuern minus Gütersubventionen In der Entstehungsrechnung (Produktionsansatz) wird das BIP ermittelt, indem die Wertschöpfung aller Produzenten als Differenz zwischen dem Wert der produzierten Waren und Dienstleistungen (Produktionswert) und dem Vorleistungsverbrauch berechnet wird und dann die Gütersteuern (wie Tabak-, Mineralöl- oder Mehrwertsteuer) hinzugefügt und die Gütersubventionen abgezogen werden.
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1.2.1 Die Entstehungsseite (2)
2004 1970
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1.2.2 Die Verwendungsseite (1)
Ausgabenansatz Endverwendung von Waren und Dienstleistungen private und staatliche Konsumausgaben Investitionen Außenbeitrag Im Rahmen der Verwendungsrechnung (Ausgabenansatz) werden die Ausgaben für die Endverwendung von Waren und Dienstleistungen ermittelt, d.h. private und staatliche Konsumausgaben, Investitionen sowie Außenbeitrag (= Exportüberschuss = Exporte minus Importe).
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1.2.2 Die Verwendungsseite (2)
2004 1970
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1.2.3 Die Verteilungsseite (1)
zeigt entstandene und geleistete Einkommen Arbeitnehmerentgelt Unternehmens- und Vermögenseinkommen Produktions- und Importabgaben an den Staat Subventionen des Staates Abschreibungen Die Verteilungsrechnung zeigt die im Rahmen der Produktionstätigkeit entstandenen und geleisteten Einkommen: Arbeitnehmerentgelt, Unternehmens- und Vermögenseinkommen, Produktions- und Importabgaben an den Staat, Subventionen des Staates, Abschreibungen.
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1.2.3 Die Verteilungsseite (2)
2004 1970
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1.3 Die dreifache Buchführung
1.3.1 Abkürzungsverzeichnis 1.3.2 Die Verwendungsseite 1.3.3 Die Entstehungsseite 1.3.4 Die Verteilungsseite
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1.3.1 Abkürzungsverzeichnis
Beziehung zu drei Wirtschaftssubjekten: H Private Haushalte U Unternehmen St Staat (öffentliche Haushalte) Weitere tiefgestellte Symbole: m zu Marktpreisen f zu Faktorkosten Unterscheidung der Ströme: b brutto n netto dir direkt (Steuern) ind indirekt (Steuern) v verfügbar (nach Steuern) Sonderstellung der Großbuchstaben: D Nachfrage (Demand) S Angebot (Supply) Bezeichnung der Ströme: C Konsum D Abschreibungen Ex Exporte G Gewinne I Investition Im Importe L Löhne N Nachfrage (gesamtwirtsch.) S Sparen T Steuern Y Sozialprodukt, Volkseinkommen Z Zuschüsse (Transferzahlungen) Die Begriffe sind von verwirrender Vielfalt und überschneiden sich oder werden durch einfache Hinzufügung und Subtraktion einer aus dem anderen abgeleitet. Wir wollen die Zusammenhänge und Begriffe so einfach wie möglich darstellen und die Symbolik nicht komplizierter machen, als das Thema ohnehin schon ist. Deshalb vereinbaren wir einige Konventionen: Alle Beziehungen zum Sozialprodukt sind funktional und beziehen sich auf drei Wirtschaftssubjekte: H Private Haushalte U Unternehmen St Staat (öffentliche Haushalte) Diese Symbole sind tiefgestellt und bezeichnen jeweils den Bezug zum Wirtschaftssubjekt. Weitere tiefgestellte Symbole sind: m zu Marktpreisen f zu Faktorkosten Hochgestellte Buchstaben unterscheiden die Ströme jeweils genauer b brutto n netto dir direkt (Steuern) ind indirekt (Steuern) v verfügbar (nach Steuern) Eine Sonderstellung der hochgestellten Symbole nehmen die Großbuchstaben ein: D Nachfrage (Demand) S Angebot (Supply) Folgende Symbole bezeichnen die Ströme im Kreislauf: C Konsum D Abschreibungen Ex Exporte G Gewinne I Investition Im Importe L Löhne (Einkommen aus unselbständiger Tätigkeit) N Nachfrage (gesamtwirtschaftlich) S Sparen (Ersparnis) T Steuern Y Sozialprodukt, Volkseinkommen Z Zuschüsse (Transferzahlungen)
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1.3.2 Die Verwendungsseite Verwendungsseite des Inlandsproduktes:
Bruttoinlandsprodukt zu Marktpreisen, wenn Importe abgezogen werden: Wir starten bei der Verwendungsseite des Sozialproduktes, die wir in vorangegangenen Vorlesungen bereits definiert haben: Formel 1) Die Bruttoinvestitionen der Privaten und des Staates sind zusammengefasst: Formel 2) Von der gesamten Nachfrage kommen wir zum Bruttoinlandsprodukt zu Marktpreisen, wenn wir die Importe abziehen: Formel 3)
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1.3.3 Die Entstehungsseite (1)
Frage: Welche neuen Güter werden geschaffen? Bruttoinvestitionen – Abschreibungen = Nettoinvestitionen Nettozuwachs an Gütern in der Wirtschaft Nettosozialprodukt zu Marktpreisen Die Investition haben wir nicht zwischen Staat und Privaten getrennt. Wir rechnen aber jetzt aus der Bruttoinvestition die Abschreibungen heraus und erhalten damit die Nettoinvestition; mit anderen Worten: den Zuwachs (Netto) an Gütern in der Wirtschaft. Damit kommen wir zu dem nächsten Begriff, nämlich dem Nettosozialprodukt zu Marktpreisen: Formel 1) oder
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1.3.3 Die Entstehungsseite (2)
In Marktpreisen stecken indirekte Steuern und Subventionen. Um auf die Faktorkosten zu kommen, rechnet man beide Größen heraus: Bringen wir die Gleichung mit der Verwendungsseite zusammen: so erhält man: In den Marktpreisen stecken nämlich einerseits die indirekten Steuern, die den Preis erhöhen und andererseits die Subventionen, die den Preis reduzieren. Als indirekte Steuern kennen wir vor allem die Mehrwertsteuer. Sie wirkt, wie wir schon gesehen haben, auf den Umsatz. Um auf die Faktorkosten zurück zu schließen, rechnen wir beide Größen aus dem Sozialprodukt heraus. Formel 1) Bringen wir die Gleichung mit der Verwendungsseite Formel 2) zusammen, so erhält man: Formel 3)
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1.3.4 Die Verteilungsseite (1)
Gewinne sind “Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen“ mit der Vergütung des Einsatzfaktors Kapital Daher: „Faktorkosten“ – Kosten der Einsatzfaktoren Wer Kapital zur Verfügung stellt, erhält das Faktoreinkommen Die Summe heißt „Volkseinkommen“ Das Volkseinkommen wird auf Arbeit und Kapital verteilt: Wieder zurück auf die Entstehungsseite haben wir die Entlohnung der Produktionsfaktoren als Löhne und Gewinne. Die Gewinne sind in freier Interpretation als Gleichsetzung von „Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen“ mit der Vergütung des Einsatzfaktors Kapital zu sehen. Daher resultiert der Begriff „Faktorkosten“ – als Kosten der Einsatzfaktoren. Je nachdem, wer das Kapital zur Verfügung gestellt hat, erhält er das entsprechende Faktoreinkommen. Die Summe aller dieser Einkünfte heißt „Volkseinkommen“. Dieses Volkseinkommen wird also auf die Faktoren (Arbeit und Kapital) nach ihren Einsatzverhältnissen verteilt. So sind wir dann bei der dritten Seite der Medaille, der Verteilung: Formel 1)
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1.3.4 Die Verteilungsseite (2)
Verfügbares Einkommen ist wichtiger Einflussfaktor auf privaten Konsum Konsum ist der Motor für die wirtschaftliche Nachfrage Ströme eliminiert, die nicht an die Haushalte fließen: Gewinne, die im Unternehmen verbleiben Gewinne, die der Staat macht direkte Steuern Subventionen des Haushaltes müssen hinzugerechnet werden Aus diesem Term möchte man nun gern das verfügbare Einkommen ermitteln, da dies mutmaßlich der wichtigste Einflussfaktor auf den privaten Konsum ist. Und der Konsum ist seinerseits ein Motor für die wirtschaftliche Nachfrage. Wir haben das im einfachsten Kreislaufmodell bereits gesehen. Um also das verfügbare Einkommen zu ermitteln, werden zunächst die Ströme eliminiert, die nicht an die Haushalte fließen. Das sind die Gewinne, die im Unternehmen verbleiben die der Staat macht Haushalte zahlt direkte Steuern Addieren: Subventionen an Haushalt Formel 1) Formel 2)
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2 Einkommensverteilung (1)
…ist die Verteilung des im gesamtwirtschaftlichen Produktionsprozess entstehenden Volkseinkommens auf die am Produktionsprozess beteiligten Arbeitskräfte und Kapitaleigner. Durch Besteuerung und Einkommensübertragungen d. h. durch staatliche Umverteilung des Einkommens, entsteht die sekundäre, sozial korrigierte Einkommensverteilung.
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3 Der Gini-Koeffizient statistisches Maß für Verteilungsgleichheit
entwickelt vom italienischen Statistiker Corrado Gini misst, wie sehr die Einkommensverteilung in einer Gesellschaft von einer Gleichverteilung abweicht Der Gini-Koeffizient Der Gini-Koeffizient ist ein statistisches Maß für Verteilungsgleichheit, entwickelt vom italienischen Statistiker Corrado Gini. Er misst, wie sehr die Einkommensverteilung in einer Gesellschaft von einer Gleichverteilung abweicht: Ein Wert von null bedeutet ein absolut einheitliches Einkommensniveau, ein Wert nahe eins zeugt von großer Ungleichheit. Besagten Gini-Koeffizienten erhält man durch die Auswertung einer Lorenz-Kurve Die Lorenz-Kurve wurde von Max Otto Lorenz zur grafischen Darstellung von statistischen Verteilungen und der Veranschaulichung des Ausmaßes an Ungleichheit entwickelt. Sie hat drei charakteristische Eigenschaften: Sie beginnt bei (0;0) und endet bei (1;1) Sie ist konvex Sie ist stetig
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3 Der Gini-Koeffizient A-B/B = 0,6455 A = 0,5 Gini-Koeffizient:
Die gesuchte Lorenz-Kurve entsteht, wenn man (x,y)-Paare als Punkte in ein Koordinatensystem einträgt und anschließend benachbarte Punkte mit einer Geraden verbindet. Zur Bestimmung des Gini-Koeffizienten werden zuerst zwei Größen bestimmt, die graphisch betrachtet Flächen sind. Einmal die Fläche unter der Gleichverteilungslinie, nennen wir diese Größe beispielsweise A. Die zweite Fläche ist die Fläche unter der tatsächlichen Verteilungskurve, nennen wir diese Größe beispielsweise B. A beträgt offensichtlich 0,5. B berechnet sich wie folgt: (y1 - A · e1) · b1 =0,00625 (y2 - A · e2) · b2 =0,10500 (y3 - A · e3) · b3 =0,05715 (y4 - A · e4) · b4 =0,00885 B =0,17725 Mit den oben errechneten Größen berechnet sich der Gini-Koeffizient wie folgt: Gini-Koeffizient A-B/A = 0,6455 Das "gleichste" Land der Welt ist laut UNO-Statistik Ungarn mit einem Gini-Koeffizienten von 0,24, Österreich liegt mit 0,30 ebenfalls weit vorn. Für die USA wird ein Koeffizient von 0,41 errechnet, für Russland 0,46. Die ungleichste Verteilung weist Namibia mit 0,71 auf. Deutschland hat mit einem Gini-Koeffizienten von 0,28 eine recht gleichmäßige Einkommensverteilung - allerdings nur dank der massiven Zahlungen in Richtung Ostdeutschland: Denn dort wächst die Ungleichverteilung der Erwerbseinkommen seit Jahren dramatisch an. Gini-Koeffizient: A-B/B = 0,6455 B = 0,17725
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