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Praktische Philosophie der Neuzeit

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Präsentation zum Thema: "Praktische Philosophie der Neuzeit"—  Präsentation transkript:

1 Praktische Philosophie der Neuzeit
Prof. Dr. Ludwig Siep Praktische Philosophie der Neuzeit 6. Robert Filmer

2 Prof. Dr. Ludwig Siep - Praktische Philosophie der Neuzeit I
Robert Filmer ( ) Historisch wichtig: 1605 Katholischer Staatsstreichversuch (Gunpowder Plot) 1606 Parlamentsakt: Katholiken müssen einen Loyalitätseid schwören, in dem das Recht des Papstes über die Könige abgelehnt wird (mit einer patriarchalischen Doktrin der königlichen Autorität). Wer sich weigert, kann vom König durch Enteignung und Gefängnis bestraft werden. 1608 Francisco Suarez publiziert gegen James I. seine Defensio Fidei Catholicae. Das Buch wird in London verbrannt. 1618 Filmer heiratet die Tochter des Bischofs von Ely 1621 Beginn der Auseinandersetzungen zwischen Parlament und König über die Rechte der Besteuerung und der Inhaftierung. Englischer Bürgerkrieg, der mit der Abschaffung der Monarchie und des Oberhauses endet. Filmer von Parlamentsstreitkräften inhaftiert 1653 Tod Filmers 1660 Restauration Charles II. Prof. Dr. Ludwig Siep - Praktische Philosophie der Neuzeit I 2

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Filmer verteidigt das absolute Recht der Könige und das Gottesgnadentum gegen a) katholisch-spätscholastische Autoren wie Suarez und Bellarmin (Jesuiten, Unterstützer des katholischen Stuart-Flügels). Sie führen das Recht der Könige teilweise auf die Übertragung der Herrschaft aus dem Volk und teilweise auf das vom Papst interpretierte Naturrecht zurück b) gegen Calvinisten (z.B. Milton) und andere Autoren der „Parlamentsfraktion“ (auch Hobbes), die die staatliche Souveränität (auch wenn sie von Königen ausgeübt wird) auf einen Vertrag zurückführten. Beide Gruppen lassen ein Widerstandsrecht zu, das Filmer verneint. Seine berühmteste Schrift, gegen die Lockes „Erste Abhandlung über die Regierung“ verfasst ist: „Patriarcha. The natural power of the kings defended against the unnatural liberty of the people“. Sie zirkulierte als Manuskript vor und während des Bürgerkrieges, wurde als Buch aber erst posthum 1680 publiziert und wurde zur klassischen Legitimationsschrift des familiären und staatlichen Patriarchalismus und des Gottesgnadentums . Prof. Dr. Ludwig Siep - Praktische Philosophie der Neuzeit I 3

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Filmer argumentiert mit Autoritäten, vor allem der Bibel, aber auch Aristoteles (den er immanent zu kritisieren sucht) und historisch, allerdings mit einer der Bibel entlehnten Geschichtsphilosophie. Seine Hauptargumente: 1. Es gibt nur einen „absoluten“ Ursprung der Herrschaft, Gottes Verleihung des Rechtes über die Erde und seine Nachkommen an Adam. Auf diesen Akt geht die väterliche Herrschaft und die der Könige zurück. Sie ist unbeschränkt, kann nur von den Vätern selber eingeschränkt werden. 2. Die Bibel und die tatsächliche Geschichte zeigt, dass die Herrschergewalt immer von den Vätern auf die erstgeborenen Söhne übertragen wurde, in einigen Fällen auch an mehrere Söhne (Noah teilt nach göttlichem Befehl die Erde, d.h. die das Mittelmeer umgebenden Kontinente Europa, Asien und Afrika, auf seine drei Söhne auf). Die väterliche Herrschaft wird auch in den 10 Geboten als Gottes Wille geoffenbart. Die Herrschaft des Sippenältesten ist die königliche Herrschaft. Prof. Dr. Ludwig Siep - Praktische Philosophie der Neuzeit I 4

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3. Aristoteles unterscheidet zwar gegen Platon die väterliche Herrschaft von der politischen. Aber auch er sieht den Ursprung der Herrschaft in der väterlichen, da der Staat ja aus Familien (und Dörfern) entsteht. Außerdem betrachtet er die Königsherrschaft als die beste (bei Aristoteles aber nur, wenn es einen außerordentlich guten und gemeinwohlorientierten König gibt). 4. Auch das römische Recht, das im 16. Jh. als dem Naturrecht nahe angesehen wird (Bodin etc.) bestätigt die Bedeutung der väterlichen Herrschaft. In der römischen Geschichte war das frühe Königtum und das Kaiserreich auch für das Volk wesentlich friedlicher und gerechter als die Republik, die ständig von blutigen Auseinandersetzung, von Demagogie und Eigennutz geprägt war. Prof. Dr. Ludwig Siep - Praktische Philosophie der Neuzeit I 5

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5. Die Theorie der Volkssouveränität und des Staatsvertrages ist widersprüchlich, unbiblisch und in der Geschichte nie realisiert worden. Es müsste ja die Menschheit sich selber per Beschluss in besondere Völker aufgeteilt haben. Diese müssten einstimmig oder per Mehrheitsbeschluss einen Herrscher eingesetzt haben. Das ist nicht nur historisch nicht nachzuweisen, sondern das Mehrheitsprinzip widerspricht auch dem Naturrecht des Einzelnen (nur seinem von Gott eingesetzten Herrscher zu gehorchen). 6. Gesetze und Sitten (customs) müssen auf einen Gesetzgeber und seinen bewussten Willen zurückgehen (kein anonymer Ursprung von Sitten und Traditionen). Das Recht der Gesetzgebung muss durch einen übermenschlichen Auftrag gerechtfertigt werden. Der Gesetzgeber hat stets die höchste Macht – in der Demokratie wäre dies die unzurechenbare und unverantwortbare Macht der Mehrheit. Prof. Dr. Ludwig Siep - Praktische Philosophie der Neuzeit I 6

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7. Gesetze sind allgemeine Regeln, die im Einzelfall sehr oft ungerecht sind (summum jus est summa injuria). Ohne die souveräne Einzelfallentscheidung gibt es keine Gerechtigkeit. Die übt der König (Prärogative, Amnestie, Appell etc.) oder seine Richter in seinem Namen. Der König weiß die eigentliche Intention seines Gesetzes. 8. Parlament sind historisch und nach dem geltenden Recht nur vom König zusammengerufene Räte, die ihm bei der Ausübung seiner souveränen Gewalt in Gerichtsentscheidungen helfen. So einseitig die Thesen Filmers sein mögen, die von ihm aufgeworfenen Probleme haben die spätere Theoriebildung stark beeinflußt. Locke bemüht sich gegen Filmer u.a. um eine strenge Scheidung zwischen väterlicher und politischer Herrschaft (mit Rückgriff auf Aristoteles), um eine Theorie der ursprünglichen Individualrechte, die auch eine demokratische Legislative respektieren muss, um eine historische und biblische Interpretation des Übergangs von „Sippenkönigtum“ zu einer parlamentarisch gebundenen „Auftragsherrschaft“ (trust) usw. Prof. Dr. Ludwig Siep - Praktische Philosophie der Neuzeit I 7

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Spätere Theoretiker bemühen sich um eine Theorie der kollektiven Entstehung von Sitten und Gesetzen sowie von historischer und konstruktiv-legitimatorischer Theorie des Ursprung von Herrschaft (Hume, Rousseua, Herder, Hegel) sowie um eine Theorie des Ausgleichs von Gesetzesherrschaft und Billigkeit in verschiedenen Gewalten und Personen (konstitutionelle Monarchie – Locke, Kant, Hegel). Zum direkten Einfluß Filmers. Filmer, Sydney, Locke und die Whig-Tory-Kontroverse (nach P. Laslett, Introduction to „Patriarcha and other Political Works of Sir Robert Filmer“, Oxford ca. 1950) Filmers „Patriarcha“ ist zwischen 1635 und 1640 entstanden und in der royalistischen Partei zirkuliert worden. Ihre Wirkung war aber nicht überragend. Die erste Kritik (Edward Gee: natürliche statt konventionelle Theorie der Herrschaft) erschien Eine zentrale Rolle spielt sie erst nach der Publikation von 1680 inmitten des Streites um die absolutistische und die konstitutionelle Form der Monarchie. Prof. Dr. Ludwig Siep - Praktische Philosophie der Neuzeit I 8

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Wichtige Ereignisse: Seit 1678 versuchen Shaftesbury (Gönner Lockes) und die „Country Party“ mehrere Male unter Hinweis auf eine Verschwörung zur Wiedereinführung des Katholizismus ein Gesetz zum Ausschluss des Herzogs von York (später James II) von der Thronfolge durchzusetzen. 1679 verhindert der König dies nur durch Auflösung des Parlamentes. Es werden eilig die Schriften Filmers als Verteidigung der Monarchie gedruckt. Während der letzten Jahre des Stuart Absolutismus (Karl II bis 1685, James II ) ist Filmers Theorie die offizielle Staatsdoktrin. Dagegen entwickelt die Whig-Partei (seit 1679) die Theorie der Volkssouveränität und des Rechtes des Parlaments, die Thronfolge zu beeinflussen. Prof. Dr. Ludwig Siep - Praktische Philosophie der Neuzeit I 9

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Hauptsächliche Autoren sind Algernon Sidney, James Tyrell und John Locke (dessen Widerlegung Filmers aber erst 1690 anonym veröffentlicht wird). Sidney steht 1683 vor Gericht wegen seiner „Discourses“ die ebenfalls Filmer widerlegen. Er wird zum Tode verurteilt. Auf dem Schafott ( ) gibt er dem Henker einen Zettel, auf dem er noch einmal Filmer und denen widerspricht, die sich auf die „Patriarcha“ berufen. Die „Tory“-Partei stützt sich hauptsächlich auf Filmer. Ihre Publizisten bezeichnen Karl II. als Nachfolger Adams. Dagegen, aber auch gegen Hobbes Theorie der absoluten Herrschaft durch Vertrag, entsteht die Theorie der konstitutionellen Monarchie, die aber erst nach der „Glorious Revolution“ von 1688 „offiziell“ wird (Vertreibung James II. durch Wilhelm von Oranien, 1689 Bill of Rights). Prof. Dr. Ludwig Siep - Praktische Philosophie der Neuzeit I 10


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