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ARBEITSMODELLE DES PSYCHOTHERAPEUTEN:

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Präsentation zum Thema: "ARBEITSMODELLE DES PSYCHOTHERAPEUTEN:"—  Präsentation transkript:

1 ARBEITSMODELLE DES PSYCHOTHERAPEUTEN:
EXPERIMENTELLE ÜBERPRÜFUNGSMÖGLICHKEITEN Jörg M. Müller (Universität Tübingen) 22. Symposium Klinische Psychologie der Fachgruppe Klinische Psychologie und Psychotherapie der DGPs , Mai 2004 in Halle, 1. Inhalt und Methode Die Erfassung ‚Psychotherapeutischer Arbeitsmodelle‘ über Mapping-Techniken (Mandl & Fischer, 2000) stellt eine bislang wenig erforschte Methodik dar. Inhaltlich umfassen Psychotherapeutische Arbeitsmodelle ‚…das Gesamt an wesentlichen zusammenhängenden (bzw. kohärenten) Kognitionen über die - zuweilen hypothetische - Verknüpfung von Informationen zur Erklärung der Symptomatik, sowie die Erwartung über die Wirkung der geplanten Intervention’ (modifizierte Definition von Müller, 2002). Das Ziel dieser Präsentation liegt in der Darstellung möglicher Forschungsinhalte, deren methodische Umsetzung sowie möglicher Grenzen und Probleme. 2. Datengrundlage Für die Studien eins bis vier wurden 30 schriftliche Therapieanträgen (Lang- und Kurzzeittherapieanträge, mit folgenden Störungsbereich: 15 Depressionssymptomatik, 14 Angstsymptomatik, 10 Sonstige, 5 Persönlichkeitsstörungen, 2 Zwangsstörungen) verwendet. Studie 1 Sind handschriftlich erstellte Arbeitsmodelle von PC erstellten Arbeitsmodellen verschieden? Bedingung 1 (N=15): Die handschriftlich erstellten Arbeitsmodelle wurden mit Hilfe einer Schablone erstellt. Bedingung 2 (N=15): Erstellung am PC (Powerpoint; mit einer technischen Instruktionsphase und Übungsphase zu Beginn). Stichprobe: 30 Probanden (21 Frauen, 9 Männer; überwiegend Psychologiestudenten) wurde zufällig den beiden Erstellungsmodi zugeordnet. Die Aufgabe bestand in der Umsetzung von 15 schriftlichen Therapieanträgen in graphische Arbeitsmodelle. Auswertung: Die erstellten Arbeitsmodelle wurden bezüglich mehrerer Beschreibungsmerkmale verglichen, u. a. anhand der Pfeilanzahl, die hohe korrelative Zusammenhänge zu anderen Komplexitätsindikatoren (Anzahl der Elemente und Überschneidungen) aufweist. Ergebnis: Es zeigten sich signifikant bedeutsam mehr Pfeile in der handschriftlichen Variante (Mh = 13,3; STDh = 6,9; MPC = 6,7; STDPC = 6,0; t = 2,75; df=28; p = 0,01) und dies bei einer deutlich kürzeren Erstellungsdauer (handschriftlich ca. 59 Minuten; PC-Variante ca. 81 Minuten). Schlussfolgerung: Die Erstellung von graphischen Arbeitsmodellen sollte zunächst handschriftlich erfolgen, da am PC die Arbeitsmodelle verkürzt dargestellt werden. Studie 2 Interpretierbarkeit von komplexen vs. einfachen Arbeitsmodelle Fragestellung: Sind einfache Arbeitsmodelle leichter zu interpretieren als komplexe Arbeitsmodelle? Material: Zur Überprüfung dieser Hypothese wurden 58 für die Fragestellung geeignete Arbeitsmodelle über formale Kriterien bezüglich ihrer Komplexität in einfache Modelle (eM) und komplizierte Modelle (kM) eingeteilt und 20 Probanden (anfallende Stichprobe; 5 Männer und 15 Frauen) zur Beurteilung vorgelegt. Abhängige Variable: Zur Erfassung der Verständlichkeit wurde ein 23 Items umfassender Fragebogen (mit Fragen zu allen Bereichen der Graphik) eingesetzt (höhere Werte bedeuten niedrigeres Verständnis). Die erste Gruppe mit 10 Probanden beurteilte je zwei komplexe und zwei einfache Arbeitsmodelle ohne vorherige Schulung (oS) und wiederholte dies anschließend mit Schulung (mS) mit neuen Arbeitsmodellen. Die zweite Gruppe erhielt anstelle der Schulung eine Präsentation zum Thema Qualitätssicherung (Design: 2 x 2 Messwiederholung über beide Faktoren). Ergebnis: Die signifikant und hypothesenkonforme höhere Verständlichkeit zeigte sich in den einfacheren Modellen (MeM = 4,35; MkM= 4,62; F = 16,3; df=1,19; p < 0.01) und tendenziell zugunsten einer Schulung (MoS = 4,76; MmS= 4,20; F = 3,16; df = 1,19; p < 0.10; keine signifikante Interaktion). Schlussfolgerung: Die Kenntnis der Symbolbedeutung erleichtert demnach tendenziell das Verständnis, wobei komplexere Arbeitsmodelle die Verständlichkeit für Laien erschweren. Studie 3 Original und Fälschung Fragestellung: Können einzelne Informationen (Symbol oder Beziehungen) innerhalb eines Arbeitsmodells verändert werden, ohne das der Modellzusammenhang darunter leidet? Hypothese: Unter der Annahme, dass die Arbeitsmodelle kohärente Therapieansätze darstellen, sollten Veränderungen in den Arbeitsmodellen zu vermehrten ‚Problemen mit der Graphik’ führen. Material: Sechs für die Fragestellung geeignete graphische Arbeitsmodelle (Originale) wurden ausgewählt und Symbolfehler (Veränderung der Symbolart) sowie Zusammenhangsfehler eingefügt. Stichprobe: 20 geschulte Probanden (9 Männer und 11 Frauen) bearbeiten jeweils drei Originale und drei Fälschungen. Abhängige Variable: Gezählt wurden die durch die Probanden eingezeichneten Markierungen ‚entdeckter Fehler‘ in den Graphiken. Ergebnis: In den Fälschungen wurden deutlich mehr fehlerhafte ‚Informationen’ durch die Probanden angegeben (MFälschung = 9,05; STDFälschung =2,28 ; MOriginal = 4,45; STDOriginal = 2,88; tpaired sample = 7,96; df = 19; p < 0.001). Schlussfolgerung: Informationen in Arbeitsmodellen sind nicht beliebig veränderbar. Studie 4 Klinische Erfahrungsbildung: Verbessern graphische Arbeitsmodelle die fallspezifische Erinnerungsleistung? Fragestellung: Führen graphische Arbeitsmodelle oder schriftliche Therapieanträge zu besseren Gedächtnisleistungen in einem Wissenstest? Erwartet wurde in Anlehnung an die Dual-Coding-Theory von Paivio (1982), dass graphische Arbeitsmodelle sowohl eine verbale als auch visuelle Kodierung erlauben und dies bessere fallbezogene Erinnerungsleistungen ermöglicht. Material: Je 10 für die Fragestellung geeigneten Therapieanträge und deren graphische Umsetzungen als Lernmaterial (ein Paar = schriftliche und graphische Version). Abhängige Variable: Ein fallspezifischer 20 Fragen umfassender Wissenstest und die Antwortsicherheit. Stichprobe: 20 in der Technik geschulte Probanden wurden im ersten Durchgang (t1) zufällig entweder zwei schriftliche Therapieanträge (sT) oder zwei graphische Arbeitsmodelle (gA) (ausbalanciert) vorgelegt mit anschließendem Wissenstest. Ablauf: Da graphische Modelle mehr Zusammenhangsinformationen, aber weniger Detailinformationen enthalten wurde zur Angleichung der Schwierigkeit für diese Bedingung weniger Lernzeit zur Verfügung gestellt (4 vs. 12 Minuten in der schriftlichen Bedingung) sowie die Schwierigkeit insgesamt erhöht, indem zu (t2) mit zwei weiteren Fällen (um ein Verwechseln von Informationen zu provozieren) wiederholt wurde. Ergebnis: Die Erinnerungsleistung unterschied sich nicht im ersten, jedoch im zweiten Durchgang hypothesenkonform (keine Haupteffekte; Interaktion mit F= 3,36; df = 1,18; p < 0.10; beim Einzelvergleich zu t2 p < 0.05). Gleichzeitig erhöhte sich signifikant die Antwortsicherheit. Schlussfolgerung: Graphische Arbeitsmodelle ermöglichen demnach zunehmend fallspezifische Erinnerungsleistungen im Vergleich zu schriftlichen Therapieanträgen. Studie 5 Stimmen die Arbeitsmodelle zweier Therapeuten für einen Patienten überein? Schlussfolgerung zur Patientenspezifität: Die Arbeitsmodelle enthalten demnach patientenspezifische Informationen. Die zweite Aufgabe bestand darin die Therapeuten in richtige 4er-Gruppen zu ordnen. Ergebnis zur Therapeutenspezifität: Auch diese Zuordnung waren statistisch hoch signifikant (Erwartungswerte wurden ebenfalls durch Simulationsstudien gebildet; χ2=63978,2; df=3) mit einem Durchschnittswert von 1,7 richtigen kompletten Vierergruppen. Schlussfolgerung insgesamt: Graphische Arbeitsmodelle enthalten therapeuten- wie auch patientenspezifische Anteile. Ausblick Aktuell sind weitere Experimente auf der Basis eines neu angelegten Pools an Therapieanträge aus Therapieambulanzen geplant. Auf dieser Basis sollten weitere Fragestellungen, u.a. bzgl. von Therapeuteneigenschaften (Erstellen erfahrener Therapeuten einfachere oder komplizierter Therapieansätze?) sowie Unterschieden in verschiedenen Störungsklassifikationen untersucht werden. Mit Hilfe des Leitfadens von Petermann und Müller (2001; Müller & Petermann, 2001) soll das durch den Therapeuten verbundene Wissen (Structural knowledge, Jonassen, 1987) über einen individuellen Fall abgebildet werden. Die graphische Fallbeschreibung zur Abbildung von therapeutischen Arbeitsmodellen ist eine speziell für den Therapiekontext entwickelte Variante der Mapping-Technik (Mandl & Fischer, 2000). In einem Arbeitsmodell werden folgende Inhalte festgehalten: die Diagnose (Symptomatik), die Ätiologie der Störung, die Ressourcen des Patienten, die Ziele des Patienten, der Therapieansatz des Therapeuten,die geplanten Therapieinhalte und deren Abfolge und die Wirkerwartung des Therapeuten (Wirkmodell; Müller & Petermann, 2003). Fragestellung: Die therapeuten (-und patienten)spezifischen Anteile eines Arbeitsmodells sollen nachgewiesen werden. Material: Zwei Therapeutentandems (vier Therapeuten) einer ambulanten Therapieeinrichtung für alkohol- und medikamentenabhängige Personen erstellten für acht Patienten insgesamt 16 graphische Arbeitsmodelle (für jeden Patienten also zwei graphische Arbeitsmodelle von den zwei Therapeuten eines Tandems), wobei jeder Therapeut vier Arbeitsmodelle erstellt. Stichprobe: Die leicht standardisierten Arbeitsmodelle wurde 30 in der Technik geschulten Probanden (21 Frauen, 9 Männer; Altersdurchschnitt 31,4 Jahre) vorgelegt. Die erste Aufgabe bestand in der Sortierung der 16 Graphiken in acht 2er Gruppen (= ein Patient). Insgesamt konnten durchschnittlich 3,67 Paare bei einer Bearbeitungszeit von ca. 40 Minuten korrekt zugeordnet werden. Auswertung: Eine simulierte zufällige Zuordnung (1000 Personen sortierten die Graphiken zufällig in 2er Gruppen) bildete die Grundlage eines Vergleiches zu den tatsächlich erreichten Zuordnungsquoten. Ergebnis: Der Vergleich zufälliger vs. tatsächlicher Zuordnungsleistung lieferte einen hoch signifikanten Chi-Quadrat Wert (χ2=53985,2; df=7). Therapeut Patient 1 2 3 4 5 6 7 8 1 1. Tandem 2 3 2. Tandem 4 An dieser Stelle sei Barbara Heinbüchner, Insa Mertens, Nadja Beck, Verena Seeburger, Silke Metzger und Rebecca Weber für die Umsetzung der Experimente gedankt.


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