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Vortrag in Halle am von Adelheid Biesecker

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Präsentation zum Thema: "Vortrag in Halle am von Adelheid Biesecker"—  Präsentation transkript:

1 Vortrag in Halle am 30. 5. 2017 von Adelheid Biesecker
Jenseits von Ungleichheit und Abwertung - zukunftsfähiges Arbeiten sieht anders aus: vielfältig, lebensfreundlich, naturgemäß und geschlechtergerecht Vortrag in Halle am von Adelheid Biesecker

2 Zentrale These Das gegenwärtige Arbeitskonzept ist nicht zukunftsfähig, denn es ist nicht lebensfreundlich, nicht naturgemäß, nicht geschlechtergerecht. Als Arbeit gilt nur die bezahlte Arbeit für den Markt. Ausgegrenzt werden alle unbezahlten Arbeiten jenseits des Marktes. Sie gelten als un-, bestenfalls reproduktiv. Das sind größtenteils sorgende Arbeiten von Frauen. Versteht man mit Nancy Fraser Gerechtigkeit als „gleichberechtigte Teilhabe“, so ist dieses Arbeitskonzept gegenüber Frauen dreifach ungerecht: ökonomisch, weil ihre Arbeit schlecht oder gar nicht bezahlt wird, gesellschaftlich, weil sie nicht anerkannt wird, und politisch, weil diese Abwertung und Ausgrenzung die Teilhabe am gesellschaftlichen Diskurs be- bzw. verhindert. Zukunftsfähigkeit benötigt ein anderes Arbeitskonzept, wodurch alle eingeschlossen und gleichzeitig die Lebensgrundlagen auch für zukünftige Generationen erhalten werden. Ich nenne dieses Konzept „Vorsorgendes Arbeiten“ und die dazugehörige Ökonomie „Vorsorgendes Wirtschaften“.

3 Gliederung Warum ist das herkömmliche Arbeitskonzept nicht zukunftsfähig? Zukunftsfähigkeit und Gerechtigkeit Vorsorgendes Arbeiten Erste Schritte der Transformation des Arbeitskonzepts Wer sind die Akteure?

4 Die kapitalistische Marktökonomie

5 Die kapitalistische Arbeitsgesellschaft
Die Erwerbsarbeit gilt als zentrale gesellschaftliche Integrationskraft. Für die Individuen hängen an ihr: Anerkennung, (Selbst- sowie Fremd)Wertschätzung, soziale Kontakte/ sozialer Zusammenhalt, Einkommen/ Wohlstand, gesellschaftliche Partizipation. Aber: Diese gesellschaftlichen und individuellen Erwartungen werden nicht (mehr) erfüllt. Zum einen ist dieses Arbeitskonzept von Anfang an begleitet von Arbeitslosigkeit und unsicheren Lebensverhältnissen. Marx spricht von der „industriellen Reservearmee“, die immer da ist. Zum anderen werden diese Erwartungen durch aktuelle Entwicklungen brüchig.

6 Erwerbsarbeit – zwischen Prekarisierung, Totalisierung und Entgrenzung
Prekarisierung: Erwerbsarbeit wird nicht nur im Kontext struktureller Arbeitslosigkeit zur Mangelware an sich, sondern sie sichert auch als solche die Existenz vieler Menschen nicht mehr ab. Gleichwohl tendieren politische und gesellschaftliche Antworten derzeit zu einer Totalisierung von Erwerbsarbeit: work-fare statt wel-fare. Neue Arbeits- und Kommunikationstechnologien wie I-phone und Notebook führen zu neuen Entgrenzungen. Arbeit und Nichtarbeit verschwimmen und es entsteht eine neue Art der Allverfügbarkeit. Arbeit ist immer und überall – zugleich aber auch nie und nirgends. Und was bringt die „Arbeit 4.0“???

7 Im Schatten der Erwerbsarbeit – sorgendes Arbeiten jenseits des Marktes
Die Integrationskraft der Erwerbsarbeit galt von vornherein nicht für die, die die unbezahlte Sorgearbeit leisten. Das sind bis heute vor allem Frauen. Diese Externalisierung ist systemisch bedingt: Die Entbettung der Ökonomie als „selbstregulierender Markt“ (Polanyi) und damit die Entstehung der Erwerbsarbeit bedeutet die Ausgrenzung aller anderen Tätigkeitsbereiche und der Natur. Diese Externalisierung ist geschlechtshierarchisch. Als produktiv zählt nur die Erwerbsarbeit, die produktiven Leistungen der unbezahlten Care-Arbeit und der Natur gelten als nicht-, bestenfalls als „reproduktiv“. Diese Externalisierung bedeutet, dass mit dem Ausgegrenzten maßlos und sorglos umgegangen wird. Hier haben soziale und ökologische Krise ihren gleichen Ursprung.

8 Zwischenfazit Dieses Arbeitskonzept ist somit aus drei Gründen nicht zukunftsfähig: es ist nicht lebensfreundlich, denn die Gestaltung der Arbeitsprozesse sowie deren Entlohnung richten sich nicht nach den Lebensbedürfnissen der Arbeitenden, sondern nach Profitinteressen; es ist nicht naturgemäß, denn es geht nicht um den Erhalt der Regenerationskraft der Natur, sondern um deren Ausbeutung; es ist nicht geschlechtergerecht, sondern geschlechtshierarchisch.

9 Gliederung Warum ist das herkömmliche Arbeitskonzept nicht zukunftsfähig? Zukunftsfähigkeit und Gerechtigkeit „Vorsorgendes Arbeiten“ Erste Schritte der Transformation des Arbeitskonzepts Wer sind die Akteure?

10 Nachhaltige Entwicklung als Leitidee
„Sustainable development is development that meets the needs for the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs.“ (World Commission for Environment and Development (WCED) 1987)

11 Nachhaltige Entwicklung: ein sozial-ökologisches Konzept
NE „contains within it two key concepts: the concept of „needs“, in particular the essential needs of the world‘s poor, to which overriding priority should be given; the idea of limitations imposed by the state of technology and social organization on the environment‘s ability to meet present and future needs.“ (WCED)

12 Nachhaltige Entwicklung: ein doppeltes Gerechtigkeitskonzept
Nachhaltigkeit ist ein vielfältiges Gerechtigkeitskonzept Intergenerationale Gerechtigkeit: Hinterlasse Deinen Ur- … Urenkeln eine produktive Natur Intragenerationale Gerechtigkeit: Sorge dafür, dass die Grundbedürfnisse der Armen dieser Welt befriedigt werden Umweltgerechtigkeit, z.B.: Produziere nicht mehr als 2 t CO2 pro Kopf pro Jahr Geschlechtergerechtigkeit: Verteilung, Teilhabe und Anerkennung (Fraser 2003)

13 Das Gerechtigkeitskonzept von Nancy Fraser
Nancy Fraser hat einen dreidimensionalen Gerechtigkeitsbegriff entwickelt. Allgemein ist Gerechtigkeit für sie „gleichberechtigte Teilhabe“ (parity of participation). Diese wird ökonomisch ermöglicht durch Umverteilung (redistribution, 1. Dimension), intersubjektiv/kulturell durch Anerkennung (recognition, 2. Dimension) und politisch durch Teilhabe (representation, Vertreten-Sein, 3. Dimension) am gesellschaftlichen Diskurs.

14 Verflechtung der drei Dimensionen
„Die übergreifende Zielsetzung der Politik gesellschaftsverändernder Bewegungen, einschließlich feministischer Politik, sollte daher darin bestehen, paritätische Partizipation zu erreichen. Dabei bedeutet Partizipation sowohl Teilnahme am politischen Leben als auch Teilnahme an der Zivilgesellschaft, der Wirtschaft, der Intimität sowie an familiären und anderen zwischenmenschlichen Beziehungen.“ (Fraser 2015, 4)

15 Die Rolle der 3. Dimension
Die 3. Dimension legt die Reichweite der ersten beiden fest. Sie bestimmt das „wer“, wer dazugehört, wer Umverteilung und Anerkennung beanspruchen kann. „…dass keinerlei Umverteilung und Anerkennung ohne das Vertreten-Sein möglich ist.“ (Fraser 2007, 356)

16 Die Bedeutung von Rahmen und Struktur
Fraser unterscheidet weiter zwischen affirmativer und transformativer Gerechtigkeit. Affirmative Maßnahmen verschieben den Rahmen, führen zu neuen Grenzziehungen, korrigieren Ungerechtigkeit aber innerhalb der gegebenen Struktur. (z.B. Integration von Frauen im globalen Norden in den Arbeitsmarkt auf Basis von globalen Sorgeketten) Transformative Maßnahmen verändern sowohl die Struktur als auch die Rahmungen. (z.B. Das Ganze der Arbeit statt Erwerbsarbeit) Für die Gestaltung eines zukunftsfähigen Arbeits- und Ökonomiekonzepts sind solche Restrukturierungen nötig.

17 Gliederung Warum ist das herkömmliche Arbeitskonzept nicht zukunftsfähig? Zukunftsfähigkeit und Gerechtigkeit „Vorsorgendes Arbeiten“ Erste Schritte der Transformation des Arbeitskonzepts Wer sind die Akteure?

18 Perspektivenwechsel als Grundlage für Neugestaltung
Von dem bisher Ausgegrenzten wird auf das Ganze der Ökonomie und der Arbeit geblickt. Von hierher kann die Trennungsstruktur aufgedeckt, kritisiert und im Sinne von Zukunftsfähigkeit verändert werden. (Neue Rahmung und Restrukturierung im Sinne von Fraser).

19 Der neue Rahmen: Vorsorgendes Wirtschaften
Die Unterscheidung zwischen „produktiv“ und „reproduktiv“ erweist sich als endgültig als unsinnig. Die neue Struktur wird erfasst in der neuen Kategorie (Re)Produkitvität. Die ehemals „reproduktiven“ Prozesse – die sorgenden Tätigkeiten jenseits des Marktes und die Natur – werden mit ihren Produktivitäten in den Mittelpunkt des neuen Arbeitskonzepts gerückt. Sichtbar werden „Das Ganze des Wirtschaftens“ und „Das Ganze der Arbeit“.

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22 Vorsorgendes Wirtschaften: Drei neue Handlungsprinzipien
Vorsorgen (statt Nachsorgen). Das beinhaltet: Die Handlungsfolgen zu berücksichtigen Sich vorzustellen, selbst in der Zukunft zu leben und diese Folgen ertragen zu müssen Kooperieren (statt Konkurrieren). Das beinhaltet: Gemeinsame Verständigung über Ziele und Wege des Wirtschaftens. Einbeziehen aller, Demokratie Vermitteln von Arbeits- und Naturproduktivität Orientieren am für das gute Leben Notwendigen (statt an Profit und Wachstumsraten). Das heißt: Unmöglichkeit des „Ausrechnens“. Deshalb: Gesellschaftliche Diskurse um die Frage, was gutes Leben ausmacht Ein Konzept: Der Fähigkeitenansatz von Sen und Nussbaum

23 Das Handlungsprinzip Vorsorge*
Vorsorgen bedeutet Vorsicht, Umsicht, Rücksicht. Es beinhaltet Sorgen,Tätigkeiten, die in Beziehung zu anderen Menschen und zur Natur ausgeübt werden und zu deren Erhalt und Erneuerung beitragen. Vorsorge bedeutet, in das Prinzip des Sorgens die Zukunftsorientierung einzuschreiben. Zukunft wird verstanden als Gegenwart zukünftiger Generationen. „Wie wirkt unsere Nutzung von Naturressourcen auf die Möglichkeiten zukünftiger Generationen?“ Mit dieser Frage nimmt das Prinzip Vorsorge deren Standpunkt ein. Vorsorgen ist ein prozessuales Prinzip, das Unsicherheiten anerkennt sowie die Tatsache, dass wir nie alles wissen werden. Etwas nicht zu tun, kann ökonomisch rational sein. Es gilt somit, heute Zukunftsverantwortung zu übernehmen und vorsorgend zu handeln. Das schließt Verantwortung für Handlungsfolgen ein. Keine Maximierungs-, sondern Vorsorgerationalität (Biesecker/ Hofmeister 2013) * (vgl. Biesecker et al sowie

24 Vorsorgendes Arbeiten
Arbeit ist jetzt vielfältig* Neben der marktlichen, bezahlten Erwerbsarbeit werden unbezahlte Arbeiten jenseits des Marktes sichtbar: Unbezahlte Sorge- oder Care-Arbeit Subsistenzarbeit, z. B. in der kleinbäuerlichen Landwirdschaft Eigenarbeit Freiwillige Arbeit oder bürgerschaftliches Engagement Und neben der Arbeit gibt es Muße. * (vgl. zum folgenden Biesecker 2014)

25 Arbeit spielt sich in verschiedenen Zeiten ab
Heute: Ökonomie und Erwerbsarbeit kennen nur eine Zeit, die einheitliche, lineare Uhr-Zeit, die systematisch immer weiter verkürzt wird, was zu andauernder Beschleunigung führt. In Zukunft: Nötig sind den sozialen und natürlichen Lebensprozessen angepasste Zeiten (Rhythmen, Zyklen, Zeiten für Kinder, für Pflege) Zeit wird vielfältig, es entwickeln sich sozial-ökologische „Zeitlandschaften“ (Barbara Adam)

26 Die Gestaltung des „Ganzen der Arbeit“
Es kommt darauf an, das „Ganze der Arbeit“ lebensfreundlich, naturgemäß und geschlechtergerecht zu gestalten. Dazu gilt es, sich die verschiedenen Zeitformen bewusst zu machen und Arbeitszeiten an die sozialen und ökologischen Lebensprozesse anzupassen (Life-Work-Balance statt Work-Life-Balance, andere Tierhaltung, ökologische Stoffpolitik z. B.). Sorgende Arbeit hat Priorität. Da ihr zeitlicher Bedarf je nach Lebenszyklus und Lebensphase unterschiedlich ist, beeinflusst sie auch die Zeit, die für andere Arbeiten zur Verfügung steht. Es gibt Diskontinuitäten (z.B. wenn das Fischen wegen der Regeneration der Fische ausgesetzt werden muss). Vorsorgendes Arbeiten enthält die Frage nach sozialen und ökologischen Qualitäten von Arbeit.

27 Arbeitspolitik statt Arbeitsmärkte
Solche Arbeitsverhältnisse bedürfen einer vorsorgenden Politik der Arbeit. Arbeitsmärkte sind nicht nur ungeeignet, sondern schädlich. Denn nach Polanyi ignoriert „…die Warenfiktion die Tatsache, daß die Auslieferung des Schicksals der Erde und der Menschen an den Markt mit deren Vernichtung gleichbedeutend wäre.“ (Polanyi 1978: 183) Alle werden gebraucht – es gibt keine Arbeitslosigkeit mehr.

28 Gesicherte gleichberechtigte Teilhabe
Alle Arbeiten können von allen gemacht werden. Es gibt keinen Grund mehr für geschlechtsspezifische Zuweisungen und Abwertungen. Werden alle drei Dimensionen der Gerechtigkeit auch für Frauen erfüllt? 1. Dimension, Umverteilung: ja. 2. Dimension, Anerkennung: ja. 3. Dimension, Teilhabe bzw. Vertreten-Sein: Dazu bedarf es einer Erneuerung der Demokratie.

29 Ein Vorschlag von Joan Tronto: Caring Democracy
„The key to living well, for all people, is to live a care-filled life, a life in which one is well cared for by others when one needs it, cares well for oneself, and has room to provide for the caring – for other people, animals, institutions, and ideals … A truly free society makes people free to care. A truly equal society gives people equal chances to be well cared for, and to engage in caring relationships. A truly just society does not use the market to hide current and past injustice.“ (Tronto 2013: 170)

30 Gliederung Warum ist das herkömmliche Arbeitskonzept nicht zukunftsfähig? Zukunftsfähigkeit und Gerechtigkeit „Vorsorgendes Arbeiten“ Erste Schritte der Transformation des Arbeitskonzepts Wer sind die Akteure?

31 Ansatzpunkte zur Transformation (1)
Radikale Verkürzung der Erwerbsarbeitszeit. Anerkennung und Aufwertung der bezahlten und unbezahlten Sorgearbeit, begleitet von einer Umverteilung der ganzen Arbeit zwischen den Geschlechtern. Ausbau der sozialen Infrastruktur Ausgestaltung aller Formen der Arbeit als „gute Arbeit“, als Verwirklichungschancen für die Arbeitenden. Dazu: Schaffung von „Möglichkeitsräumen“ zum Ausprobieren von Neuem.

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33 Ansatzpunkte zur Transformation (2)
Von der Natur zerstörenden Arbeit zu Arbeiten in Kooperation mit der Natur- quantitativ, qualitativ, zeitlich, räumlich. Das bedeutet, sich auf kritische Überlegungen zu den langfristigen Auswirkungen der eigenen Tätigkeit einzulassen und Prozesse und Produkte derart zu gestalten, dass sie die Natur und das Soziale nicht beschädigen, sondern ihre regenerativen und schöpferischen Fähigkeiten fördern. Ein solches Verständnis von Arbeit würde auch den heute oft geschürten Widerspruch zwischen Ökologie und Arbeitsplätzen aufheben – Arbeitende ließen sich nicht mehr gegen Naturschutz ausspielen.

34 Ansatzpunkte zur Transformation (3): ein begleitendes emanzipatives Grundeinkommen
Dieses neue Arbeitskonzept hat nicht mehr allein den Lohn zur Lebensgrundlage. Nötig ist ein Existenz sicherndes Grundeinkommen für jede(n). Nicht als „Abfindung“ für die Verlierer 4.0 oder als Ersatz des Sozialstaates, sondern als Basis für die Entfaltung der eigenen Fähigkeiten und für gesellschaftliche Teilnahme. Denn nur, wer nicht von Existenznot bedroht ist, kann sich verantwortlich an der Gestaltung einer demokratischen, zukunftsfähigen Gesellschaft beteiligen. Es ist genug Geld dafür da, es ist nur völlig falsch verteilt.

35 Gliederung Warum ist das herkömmliche Arbeitskonzept nicht zukunftsfähig? Zukunftsfähigkeit und Gerechtigkeit „Vorsorgendes Arbeiten“ Erste Schritte der Transformation des Arbeitskonzepts Wer sind die Akteure?

36 Akteure Die Menschen selbst (Aushandlung neuer Geschlechterrollen z.B., Bedürfnisreflexion) und in sozialen Bewegungen (Gewerkschaften, Commons-Bewegung, Repair-Cafe-Bewegung, Do-it-yourself-Bewegung z.B.). Die Gewerkschaften: Sie müssen „das Ganze der Arbeit“ in den Blick nehmen und die Forderungen nach guter Arbeit und Erwerbsarbeitszeitverkürzung stark machen. Die Unternehmen: Sie müssen ihre Arbeitsprozesse und Produkte nach sozial-ökologischen Kriterien gestalten (Gemeinwohlökonomie z.B.). Der Staat: Er muss eine Arbeitspolitik entwickeln, die es den Menschen ermöglicht, sich den verschiedenen Zeiten ihres Lebens gemäß an den verschiedenen Arbeiten zu beteiligen. Er muss dieses lebensweltlich orientierte, komplexe Konzept sozial absichern: durch eine soziale Infrastrukturpolitik und ein Grundeinkommen, finanziert durch eine umverteilungsorientierte Steuerpolitik.

37 Schlussgedanken Deutlich wird: Die Transformation des Arbeitskonzepts lässt nichts unberührt, nicht die Geschlechterverhältnisse, nicht den Umgang mit der Natur, nicht die Ökonomie, nicht die Politik. Die neue Vorsorgerationalität durchdringt alle Bereiche. Über das hier entwickelte Konzept des Vorsorgenden Arbeitens werden alle einbezogen – alle, die aktuell von Externalisierung bedroht sind, und auch diejenigen, die auf der Flucht vor einem schlechten oder bedrohten Leben zu uns kommen.

38 Literatur Adam, Barbara (2013): Sustanability through a temporal lens: Time, future, process. In: Netzwerk Vorsorgendes Wirtschaften (Hg.): Wege Vorsorgenden Wirtschaftens. Marburg: Metropolis, S Biesecker, Adelheid et al. (Hg.) (2000): Vorsorgendes Wirtschaften. Auf dem Weg zu einer Ökonomie des Guten Lebens. Bielefeld: Kleine Biesecker, Adelheid/ Hofmeister, Sabine (2013): Zur Produktivität des „Reproduktiven“. Fürsorgliche Praxis als Element einer Ökonomie der Vorsorge. In: Feministische Studien Heft 2/ 2013, S Biesecker, Adelheid (2014): Sinnvolle Arbeit aus sozial-ökologischer Perspektive. In: Dörre, Klaus/ Jürgens, Kerstin/ Matuschek, Ingo (Hg.): Arbeit in Europa. Marktfundamentalismus als Zerreißprobe. Frankfurt/ New York: Campus, S Fraser, Nancy (2007): Zur Neubestimmung von Gerechtigkeit in einer globalisierten Welt. In: Heidbrink, Ludger/ Hirsch, Alfred (Hg.): Staat ohne Verantwortung? Zum Wandel der Aufgaben von Staat und Politik. Frankfurt/ New York: Campus, S Fraser, Nancy (2015): Demokratiedefizit sozialer Gerechtigkeit: Zur Krise der repräsentativen Demokratie und zur Krise der sozialen Reproduktion. Vortrag beim Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung am (pdf, gutvertreten.boell.de) Polanyi, Karl (1944/1978): The Great Transformation. Politische und ökonomische Ursprünge von Gesellschaften und Wirtschaftssystemen. Frankfurt/Main: Suhrkamp Tronto, Joan (2013): Caring Democracy. Markets, Equality, and Justice. New York und London: New York University Press


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