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Marion Moos Jahrestagung „Ambulante Dienste“, Bad Herrenalb

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Präsentation zum Thema: "Marion Moos Jahrestagung „Ambulante Dienste“, Bad Herrenalb"—  Präsentation transkript:

1 Marion Moos Jahrestagung „Ambulante Dienste“, 05.07.2017 Bad Herrenalb
Migrationssensible Handlungsstrategien in Kooperation mit dem Jugendamt ausgestalten Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz gGmbH (ism) Flachsmarktstr Mainz Marion Moos Jahrestagung „Ambulante Dienste“, Bad Herrenalb

2 Was erwartet Sie? Zum Projekt und zum methodischen Vorgehen Gemeinsamer inhaltlicher Einstieg ins Thema Zentrale Befunde des Projektes Migrations- bzw. kultursensibles Fallverstehen als Schlüsselprozess im Kinderschutz Schlussfolgerungen zu migrations- bzw. kultursensiblen Handlungsstrategien

3 Zum Projekt Dreijähriges Praxisforschungs- und -entwicklungsprojekt
Zentrale Fragestellungen: Inwiefern zeigen sich in der Kinderschutzarbeit im ASD Unterschiede zwischen Familien mit und ohne Migrationshintergrund? Inwiefern braucht es spezifische Zugänge oder Handlungsstrategien für Familien mit Migrationshintergrund? Methodisches Vorgehen: Zielgruppenanalyse in drei Jugendämtern als Datengrundlage Arbeitsprozesse mit Fachkräften an den Standorten zur Interpretation der Daten sowie zur Entwicklung von Handlungsstrategien

4 migrations- bzw. kultursensibel gehandelt habe, habe ich…
Gemeinsamer Einstieg Als ich das letzte Mal migrations- bzw. kultursensibel gehandelt habe, habe ich…

5 Zentrale Befunde des Modellprojekts „Migrationssensibler Kinderschutz“

6 Zentrale Befunde Migrationshintergrund: Mindestens ein Elternteil ist im Ausland geboren und zugewandert Familien mit MH sind nicht häufiger oder seltener von KWG- Meldungen betroffen als solche ohne MH (RLP 2014: 32% im Kinderschutz, 34% an der altersgleichen Bevölkerung) obwohl Familien mit MH stärker von soziostrukturellen Belastungen betroffen sind, was wiederum die Wahrscheinlichkeit für KWG erhöht; mind. zwei Lesarten: Spezifische Ressourcen, die es ermöglichen, dass Familien trotz widriger Umstände zurechtkommen (insbes. familiäre und soziale Netzwerke) Blinde Flecken und Zugangsbarrieren der Jugendhilfe: Notlagen insbes. von jüngeren Mädchen mit MH werden von Fachkräften weniger wahrgenommen, Zugangsbarrieren für Familien mit MH

7 Zentrale Befunde Familien mit MH sind eine bedeutsame Zielgruppe auch im Kinderschutz (jedes zweie Kind hat einen MH), da sie bedeutsame Anteile an der Gesamtbevölkerung stellen große Pluralität der Zielgruppe (Herkunftsländer, aufenthaltsrechtliche Situation), vielfältige weitere Differenzlinien (Geschlecht, Alter, Bildung, sozio-ökonom. Situation) MH als einen wesentlichen Aspekt der Lebenswelt in den Blick nehmen, andererseits nicht einseitig darauf fokussieren

8 Zentrale Befunde Handlungsfeld des Kinderschutzes ist herausfordernd und gekennzeichnet durch Unsicherheiten, mit denen professionell umgegangen werden muss Zahlreiche Herausforderungen stellen sich gleichermaßen für Familien mit und ohne MH, folgende Herausforderungen wurden von den ASD-FK für Beide in gleichem Umfang benannt: mangelnde Problemeinsicht der Eltern (ca 40%), unterschiedliche Problemeinschätzung Fachkräfte- Eltern (24%), mangelnde Mitwirkung der Eltern (ca 20%)

9 Zentrale Befunde Zudem zeigen sich Spezifika
In allen Jugendamtsbezirken wird Familien mit MH im ersten Zugang deutlich seltener ein (unangekündigter) Hausbesuch abgestattet 47% Hausbesuch im ersten Zugang (vs. 64%) Stattdessen werden Familien mit MH deutlich häufiger zu einem Gespräch ins JA eingeladen Erleben der Situation als „unvorhersehbarer/komplexer“ pragmatische Gründe – Hinzuziehen eines Dolmetschers, besondere Achtsamkeit/Sensibilität (kein Eingriff in die Intimsphäre), eigener Schutz… Die Gefährdungseinschätzung fällt in und mit Familien mit MH uneindeutiger aus (43% „nicht auszuschließen“ vs. 34%)

10 Zentrale Befunde Unsicherheiten der Fachkräfte aufgrund eines anderen kulturellen Hintergrunds der Familien erschweren die Gefährdungseinschätzung in jedem 6. Fall Bedarf der Bearbeitung von Unsicherheiten, Entwicklung entlastender Haltungen und Methoden, die die fachliche Souveränität steigern Sprachliche Hürden: In jedem 5. Fall benennen ASD-Fachkräfte die „sprachliche Verständigung“ als besondere Herausforderung im Zuge der Gefährdungseinschätzung Notwendigkeit des Aufbaus eines funktionierenden, viele Sprachen abdeckenden, für die Fachkräfte unaufwändig nutzbaren, zudem qualifizierten Dolmetschersystems

11 Zentrale Befunde Bei Familien mit MH spielen Gefährdungslagen, die aus gewalttätigem Handeln der Eltern resultieren, eine deutlich größere Rolle (56% häusliche Gewalt und/oder körperliche Misshandlung vs. 33%) Kulturalisierung gewalttätigen Handelns greift zu kurz: die überwiegende Mehrheit der Menschen mit MH wendet keine Gewalt gegenüber ihren Lebenspartnern bzw. Kindern an neben kulturell bedingten Faktoren spielen individuelle Faktoren, traumatische Erlebnisse, Lebensbedingungen sowie Diskriminierungserfahrungen im Aufnahmeland eine Rolle im Zuge der Entstehung von gewalttätigem Handeln (Menschen verfügen über komplexe Identitäten, Kulturalisierung = unzulässige Komplexitätsreduktion)

12 Zentrale Befunde Grundlage fachlichen Handelns: das Entstehen von gewalttätigem Handeln in seiner Komplexität zu verstehen (Sorgen, Befürchtungen) - nicht zu akzeptieren - und entsprechende Handlungsansätze und Schutzpläne zu eruieren Eine kulturalisierende Perspektive verengt den Blick und Handlungsspielräume (infolgedessen Resignation („die können nicht anders“) oder Eskalation („Zeigen-Wollen, was in Deutschland geht und was nicht“)) stattdessen: Suchen von Parallelen zu Familien ohne MH (Abwehrstrategien), Berücksichtigung des Wissens um typische Dynamiken in Gewaltfamilien…

13 Zentrale Befunde Familien mit MH erhalten durchweg seltener erzieherische Hilfen bzw. Hilfen gem. §§ 19, 20, 35a, 42 SGB VIII bei festgestellter KWG (72% gegenüber 86%): Hilfsangebote wurden gemacht, aber abgelehnt, auf eine Rahmung durch Zwangskontext seitens der Fachkräfte verzichtet andere Hilfen wurden realisiert (insbesondere familiäre/ sozialräumliche Ressourcen genutzt) Gericht war eingeschaltet und kam zu anderer Einschätzung Kind wurde ins Ausland gebracht bzw. Familie ist emigriert Die seltener eingesetzten HzE werden zudem von den Fachkräften deutlich schlechter bewertet (22% wenig/kaum/ nicht erfolgreich vs. 8%) Bedeutsamkeit des Themas „Fallverstehen“ als Grundlage passgenauer Hilfen

14 Austausch Sicherheitsstatement: Was sind Ihre Sicherheiten in der Zusammenarbeit mit Eltern, Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund? („Ich fühle mich sicher darin,…“) Unsicherheitsstatement: Was erleben Sie in Ihrer Arbeit mit Eltern, Kindern, Jugendlichen mit Migrationshintergrund als verunsichernd? („Mich verunsichert, dass…“) Welche Anmerkungen/Fragen haben Sie?

15 Sozialpädagogisches Fallverstehen als Schlüsselprozess im Kinderschutz

16 Sozialpädagogisches Fallverstehen
Die Beweggründe des Handelns sind die Ursache des gezeigten Verhaltens sozialpädagogisches Fallverstehen fragt nach diesen Ursachen, um sodann an diesen anzusetzen Zentrale professionelle Fragestellungen: Was sind die subjektiv guten Gründe für Eltern und Kinder, sich so zu verhalten, wie sie sich verhalten? Welche Funktion soll welches Handeln erfüllen? Welche Wechselwirkungen zeigen sich? Wie beeinflussen äußere Rahmenbedingungen das Verhalten? Ziel: Beantwortung der Frage, welche Unterstützung die Familie (Elternteile, Kinder) braucht, um sorgsam(er) mit ihrem Kind umzugehen?

17 Sozialpädagogisches Fallverstehen
Fallverstehen entsteht im Wechselspiel von professionellem Wissen und Beteiligung der AdressatInnen Gründe/Motive/Bedürfnisse, die hinter dem Verhalten der Eltern/Kinder liegen, können auch durch Migration und Kultur mit geformt sein Spezifische Wissensbestände über Kulturen und Migrationsprozesse können als Landkarte im Hinterkopf Zugänge eröffnen und Verstehensprozesse erleichtern Kultur und Migration als bedeutsame Dimensionen des Fallverstehens neben anderen Dimension Frage, welche Bedeutung die Familie was zuschreibt

18 Sozialpädagogisches Fallverstehen
Eine professionelle Berücksichtigung dieser Aspekte beinhaltet den bewussten und reflexiven Umgang mit diesen beiden Dimensionen auf Seiten der Fachkraft sowie die Thematisierung dieser Aspekte mit der Familie (zentrale Bedeutung des Dialogs), der Austausch über die je subjektiv einzigartige Ausgangslage des Handelns über kulturelle Lesarten und Migrationsbiographien um sich im Einzelfall kundig zu machen , die Familie besser zu verstehen und passgenaue Hilfen anzubahnen um Interesse an den Menschen zu zeigen um der Familie zu helfen, sich selbst besser zu verstehen

19 Kultur als Dimension sozialpädagogischen Fallverstehens
Kultursensibilität bezieht sich auf das Vermögen, in Wahrnehmung, Denken, Verhalten und Kommunikation im Umgang mit Menschen aus anderen kulturellen Zusammenhängen sich sensibel (feinfühlig) auf diese einstellen zu können wird gefördert durch das Kennen anderer kultureller Konzepte („soziokulturelles Hintergrundwissen“) die Reflexion des eigenen kulturellen Gepäcks einen lösungsorientierten Umgang mit „Andersartigkeit“ (kultursensibles Andocken) Bewusster Umgang mit Stereotypen die Bearbeitung eigener Unsicherheiten im Umgang mit einem fremd erscheinenden Familien die Erfassung der kulturellen Eigenlogik/Identität der Familien: Familien zum Gespräch über ihre Sicht der Dinge einladen

20 Kultur als Dimension sozialpädagogischen Fallverstehens
Kennen anderer Konzepte („soziokulturelles Hintergrundwissen“)

21 Kultursensibles Fallverstehen
1.) Kultursensible Haltung der Fachkräfte: Kennen anderer Konzepte unterschiedliche Konzepte von für den Kinderschutz relevanten sozialen Abläufen kennen und respektieren : wie funktioniert Familie, wer hat welche Aufgaben, wie wird mit Krisen und Krankheiten umgegangen, welche Erziehungsziele stehen im Vordergrund Unterschiedliche kulturelle Bilder von Scham, Zeit, Umgangsformen…(z.B. „in- die-Augen-Sehen“ als Ausdruck von Respekt vs. Ausdruck von Respektlosigkeit) Analog der Aussage "Reisen bildet - nur gebildet muss man sein" gilt „kulturelles Wissen erweitert interkulturelle Kompetenz - nur interkulturell kompetent muss man sein“ (Hypothesenstatus kultureller Deutungen, die sich im dialogischen Explorationsprozess bewähren müssen vs. Tendenz, nicht mehr zu fragen, weil man kulturelles Wissen hat)

22 Kultur als Dimension sozialpädagogischen Fallverstehens
Reflexion des eigenen kulturellen Gepäcks

23 Kultursensibles Fallverstehen
Reflexion der eigenen, kulturell geprägten Prämissen (z.B. Fokus auf Kernfamilie, Dichotomie Leib-Seele als Normalvorstellung), Betrachtung mit Abstand und Erkennen als ein Modell mit Vor- und Nachteilen (Aushalten und Respektieren von Unterschiedlichkeit) Herausfordernd (eigenes Wertesystem als Teil der eigenen Identität, Erleben von Andersartigkeit als Ablehnung der eigenen Identität) Offenheit und Neugier gegenüber anderen Modellen und schafft eine Basis, sich in die Perspektiven der AdressatInnen hineinzuversetzen, anschlussfähige Hypothesen zu entwickeln, zentrale Ressourcen – z.B. bedeutsame Bezugspersonen – zu identifizieren und das Geschehen zu verstehen

24 Austausch Welche kulturellen Konzepte, die Sie für Ihr Handlungsfeld als bedeutsam erachten, kennen Sie? Was ist Ihr eigenes kulturelles Gepäck, zu dem Sie mitunter in der Arbeit mit Familien mit anderem kulturellen Hintergrund Abstand nehmen müssen bzw. welches kulturelle Gepäck begegnet Ihnen in den Teams, in und mit denen Sie arbeiten? Welche Anmerkungen/Fragen haben Sie?

25 Schlussfolgerungen zu migrations- bzw
Schlussfolgerungen zu migrations- bzw. kultursensiblen Handlungsstrategien

26 Schlussfolgerungen Migrationssensibler Kinderschutz
Das Besondere an sozialer Arbeit mit Migranten und Migrantinnen besteht vor allem darin, das Allgemeine besonders gut zu können (Hamburger 2002)

27 Schlussfolgerungen Handlungsbedarfe zeigen sich bezüglich
Migrationssensiblem Fallverstehen Qualifizierten Dolmetscherpools Fachlicher Qualifizierung des Prozesses der Gefährdungseinschätzung Stärkung der Handlungssicherheit der Fachkräfte Stärkerem Fokus auf Zielgruppen ältere Mädchen und Jugendliche im Kinderschutz (Weiter-)Entwicklung passender Angebot für Familien mit Migrationshintergrund

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