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Jahrestagung: – Alles bleibt anders –

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Präsentation zum Thema: "Jahrestagung: – Alles bleibt anders –"—  Präsentation transkript:

1 Jahrestagung: – Alles bleibt anders –
Mobile Jugendarbeit trifft auf gesellschaftliche Veränderungen Referat: Neue Aneignungsformen in (halb) öffentlichen Räumen – Herausforderungen für die Mobile Jugendarbeit? Prof. Dr. Ulrich Deinet, 25.April. 2017

2 Tipp: Medienforschung und Jugendarbeit
Katrin Valentin: Forschungsprojekt „Video-Tutorials im Internet“, UNI Erlangen-Nürnberg Aufsätze: verliert die Kinder- und Jugendarbeit den Anschluss an die (digitale) Lebenswelt ihrer Zielgruppen? Auch in der Zeitschrift „deutsche jugend“ 7-8/2014

3 Neue Aneignungsformen in (halb) öffentlichen Räumen - Herausforderungen für die Mobile Jugendarbeit
1 Raumbegriffe in Praxis und Wissenschaft 2 MCD und Malls als Aneignungsräume von Jugendlichen 3 Konsequenzen für die Jugendarbeit?

4 Klassische Raumvorstellungen (Beispiel Jugendarbeit)
Einzugsbereich, Nahraum, zweites Kinderzimmer, Stammbesucher, Stadtteilorientierung, sozialer Brennpunkt, Sozialraum als geografischer Raum, in dem sich zentral die Jugendeinrichtung befindet und weitgehend mit der „Komm-Struktur“ funktionierte Auch diese Aspekte sind heute noch relevant, aber… Auch die Mobile Jugendarbeit ist sozialraum- orientiert, Beispiel BigBus Jugend-einrichtung

5 Sozialraum Soziale Arbeit Schule
früher heute Sozialraum Der gemütliche Sozialraum der 70er Jahre Beratungsstelle im Sozialraum …die Leute kommen einfach mal vorbei! Die „gespaltene Stadt“, Verinselung, Rückzug in die Wohnungen, Verödung von Nahräumen… Soziale Arbeit Gemeinwesenarbeit: Aktivierende Befragung an der Haustür, die Bürger machen eine Demo! Quartiersmanagement, Governance Strategien, diverse Netzwerke, intermediäre Instanz (Hinte) Schule Stadtteil und Schulbezirk fallen zusammen, die „Stadtteilschule“ (Gestaltung und Öffnung von Schule GÖS) Schulbezirke verändern sich, stadtweiter Einzugsbereich vieler Schulen, Konkurrenz

6 Differenz zwischen enger Sozialraumorientierung und heutigen Mobilitätsmustern Jugendlicher
Planungsraum und subjektive Lebenswelt fallen bei Jugendlichen oft auseinander: Mobilitätsmuster Beispiel Hannover Eingeschränkter Sozialraumbegriff vieler Einrichtungen als sozialräumlicher „Einzugsbereich“.

7 Claus Tully vom DJI untersucht die Mobilität von Jugendlichen, das Zusammenspiel von gegenständlichen und virtuellen Räumen und die damit verbundene Veränderung der Raumordnung: „So wird das Pendeln in Räumen zwischen Orten und virtuellen Räumen bruchlos möglich. Dies sogenannte Multi- Lokalität ist über moderne Verkehrsmittel und die entsprechenden Kommunikations- mittel möglich, nur so können Jugendliche in Parallelwelten (zu Hause und im Cyberspace) unterwegs in Schule, Familie Peergroups, Jobs leben und sich sowohl da als auch dort einklinken, was den Jugendalltag unter neue Vorgaben stellt.“ (Quelle: Tully 2011, S. 14). Nicht nur den Jugendalltag- würde ich sagen!

8 Dynamisierung der Räume der Jugendlichen – die OKJA kommt nicht mit!
Jugendliche halten sich nicht da auf, wo sie sozialräumlich „hingehören“! Die Jugendhilfeplanung hat einen sozial-geografischen Blick und kann nicht die Dynamisierung der jugendlichen Lebenswelten erfassen. Die OKJA ist immer noch weitgehend standortfixiert, ihre Einrichtungen liegen sozialräumlich heute oft an ungünstigen Orten. Die OKJA muss sich viel stärker als bisher auf die Dynamisierung der Räume einstellen, d.h. auch in den „neuen“ Räumen agieren! Dazu passen aber nicht die traditionellen Strukturen der OKJA!

9 Die Dynamisierung der Räume führt auch dazu, dass der jugendpolitische Rahmen zu eng für die neue Raumordnung ist! Bürgermeister kämpfen um „ihre“ Einrichtung, die Mobilitätsmuster von Jugendlichen und ihre Raumordnungen sind aber ganz andere und passen nicht mehr zur traditionellen rein geografischen Sichtweise auf Sozialräume als Stadtteile besonders in der Großstadt und im ländlichen Raum.

10 Auch in der Wissenschaft stehen unterschiedliche Raummodelle in Konkurrenz: das Idealbild des sich in der Entwicklung des Menschen erweiternden Handlungsraums. „Die Ökologie der menschlichen Entwicklung nach Urie Bronfenbrenner „ aus dem aktuellen NRW- Projekt „Kein Kind zurücklassen“ Strohmeier u.a. 2014, S. 10

11 Das Inselmodell zur Beschreibung subjektiver Lebenswelten
Shopping-mall Kurs Verwandte Party, Disko Sportverein, Sportplatz Job im Laden Wohnort Schulzentrum in der Kreisstadt, Verabredungen mit Freunden Verein am Ort Bushaltestelle Pokern im Internet Schülercafe Chatroom Clique (Bauwagen) Deinet in Anlehnung an Zeiher (1983)

12 Flexibler Raumbegriff der Raumsoziologie von Martina Löw als Kritik des verbreiteten „Container“-Raumbegriffs (der Raum existiert als feste Größe unabhängig von den Menschen, oder der Raum ist schon da und wir betreten ihn) Löw: an einem Ort können verschiedene Räume entstehen!

13 Der dynamische Raum-Begriff der Raum-Soziologie
„Raum ist eine relationale (An)Ordnung von Lebewesen und sozialen Gütern an Orten. Raum wird konstituiert durch zwei analytisch zu unterscheidende Prozesse, das Spacing und die Syntheseleistung.“ (Löw „Raumsoziologie“, F.a.M., 2001)

14 An einem Ort können unterschiedliche „Räume“ entstehen!
…und wenn die Mädchen auch noch online sind, überlagern sich verschiedene Räume.

15 Aneignung als „Spacing“ und „Syntheseleistung“ (M. Löw)
Syntheseleistung: „Räume“ vermitteln gesellschaftliche Werte, auch so wird „gelernt“! Spacing: Jugendliche schaffen sich Räume (Peer-group, informelle Bildung)

16 Fazit dieses Teils: Auch wir müssen einen erweiterten Raumbegriff verwenden, um der gesellschaftlichen Realität gerecht zu werden. Dies spricht nicht gegen eine sozialraumorientierte, sozialgeografische (Jugendhilfe-) Planung und Orientierung an Stadtteilen… Die eher planungsorientierte Sozialraum-orientierung muss ergänzt werden durch einen qualitativen Blick auf subjektive Lebenswelten, die z.T. nicht deckungsgleich mit den offiziellen Sozialräumen als Planungsräumen sind!

17 Wir können und müssen aber sozialräumliche Bedingungen verbessern usw.
Fazit dieses Teils: Die Menschen „leben“ ihre subjektiven Sozialräume durch (Raum-) Aneignung, „Spacing“ , Umwidmung usw. und das tun nicht nur Kinder und Jugendliche! Unsere Maßnahmen können diese subjektiven Sozialräume zwar erreichen, aber wir können sie nicht steuern, und das ist auch gut so! Das „Technologiedefizit“ (Luhmann) der Sozialen Arbeit bleibt gestehen. Wir können und müssen aber sozialräumliche Bedingungen verbessern usw.

18 Neue Aneignungsformen in (halb) öffentlichen Räumen - Herausforderungen für die Mobile Jugendarbeit
1 Raumbegriffe in Praxis und Wissenschaft 2 MCD und Malls als Aneignungsräume von Jugendlichen 3 Konsequenzen für die Jugendarbeit?

19 Ergebnisse einer Schüler_innen-Befragung in Oberhausen, typisch für viele Befragungen: an der Spitze: McD und die Malls!

20 „Chillen ist, wenn wir einfach irgendwo zusammen rumhängen und nichts spezielles zu tun haben“ (Jugendliche aus Lübeck) Kein Stress allein In der Wohnung Mit Freunden Musik hören Wärme Bierchen trinken draußen Essen TV Gemütlich sitzen/liegen Filme gucken Chillen als Reaktion auf ihre Lebenssituation, als jugend-spezifische Raumbildung als Aneignungsform! Shisha rauchen Ruhe Kein fester Zeitrahmen

21 Was tun Jugendliche an solchen Orten: Sie sagen, dass sie „chillen“!
Wir interpretieren: „Jugendliche verharren in Gelegenheitsstrukturen“!

22 Gehen wir zu McD, der erfolgreichsten „Jugendeinrichtung“ in Deutschland!

23 Eine Mitarbeiterin beim undercover- Besuch bei McD:
Sie berichtet: „Zwei Mädchen essen Pommes und zwei essen Chickenburger. Sie essen sehr kultiviert. Allerdings scheint es Standard zu sein, Ketchup und Majonaise auf die Serviette zu platzieren und von da aus zu tunken“.

24 Mensa gegen McD? Die Mädchen geben an, alle in der Mensa ihrer Schule zu essen, da es keine anderen Möglichkeiten gäbe. Sie dürften nicht vom Schulgelände runter und die einzige Option, nicht in der Mensa zu essen sei sich etwas mitzunehmen. Es würde ihnen manchmal schmecken, manchmal jedoch auch gar nicht. In der Schulmensa sei das Essen außerdem nicht richtig heiß: "Der Döner ist ganz OK, aber zum Beispiel die Erbsensuppe geht gar nicht."

25 McD wird auch kritisch gesehen!
Auf die Frage: „Was hat Mc. Donalds was andere nicht haben?“ antwortet ein Mädchen: "Berühmtheit! Die Mädchen sagen, sie würden nicht gern in Mc Donalds sitzen und essen, sie würden sich das Essen häufig mit raus nehmen. Die Atmosphäre fänden sie nicht besonders schön. Allerdings würde dies sehr auf die Filiale ankommen, da diese sehr verschieden sind: "Es kommt auf den Mc Donalds an." Meistens gingen sie mit ein bis fünf Freund/- innen, je nachdem.

26 Titel einer Studie: „Kann man Popularität und Freundschaft essen“?
Auf die Frage, warum sie sich ihre Burger gerade bei Mc Donalds und nicht woanders holten reden sie wild durcheinander: "Weils alle machen." sagt eine, eine anderen: "Es günstiger als bei anderen." oder "Es ist bekannt!" und die Nächste: "Alle reden gut darüber!“

27 „Kann man Popularität und Freundschaft essen?
Wenn es jedoch um die Präferenz für Nahrungsmittel in einer spezifischen Esssituation geht, dann bevorzugen die Kinder und Jugendlichen häufiger die ungesunde Alternative und diese Präferenz. Die Konsumhäufigkeit ungesunder Nahrungsmittel ist umso stärker ausgeprägt, je stärker damit ein positives soziales Image assoziiert ist“ Quelle: Kann man Popularität und Freundschaft essen? Der Zusammenhang zwischen wahrgenommener Ernährung populärer und sympathischer Kinder und dem eigenen Ernährungsverhalten von Kindern Helge Giese, Rita Juhász, Harald Schupp und Britta Renner Universität Konstanz, Zeitschrift für Gesundheitspsychologie, 21 (2), 71 – 81 Hogrefe Verlag, Göttingen 2013

28 Quelle: Leitfaden Gestaltung von Speiseräumen in Schulen
Konsequenzen auch für die Schulernährung (Prof. Eissing, TU Dortmund) „Resümierend festhalten lässt sich, dass Schulmensen sich nicht nur architektonisch etwas bei Fast Food Ketten abschauen können, sondern auch was Kleidung, Präsentation und Auswahl der Waren angeht“, (S. 95) Quelle: Leitfaden Gestaltung von Speiseräumen in Schulen

29 Jugendliche in Shopping Malls: Stichprobe
Düsseldorf Arcaden (48.500m² / ca Geschäfte) CentrO Oberhausen ( m² / ca. 220 Geschäfte) Leo-Center Leonberg ( m² / ca. 90 Geschäfte)

30 Methoden und Befragungssetting
387 ausgefüllte Fragebögen 138 Teilnehmer_innen bei der Nadelmethode 36 Kurzinterviews mit Jugendlichen 10 Interviews mit Expert_innen der OKJA

31 Wie oft besuchst du die Shoppingmall?

32 Wenn du in die Shopping Mall gehst, wie oft gehst du folgenden Tätigkeiten nach?

33 Wenn du in die Shopping Mall gehst, wie oft gehst du folgenden Tätigkeiten nach?

34 CentrO: Wenn du in die Shopping Mall gehst, wie oft gehst du folgenden Tätigkeiten nach?

35 Bedeutung einzelner Orte: Coca-Cola-Oase
Größter Fast-Food Court Europas: eine Kathedrale des Fast Food! Was schätzen die Jugendlichen an diesem „Raum“?

36 Raumaneignung "Sie wissen, wo sie umsonst was zu trinken bekommen, sie wissen, wo es einen Hotspot gibt, wo sie sich mit dem Handy einloggen können. Sie wissen, wo sie auf Polstermöbeln sitzen können und wo viele Leute vorbeilaufen, damit man sieht und gesehen wird.“ (Interview Pavillon Köln)

37 Inwiefern stimmst du den folgenden Aussagen zu?

38 Inwiefern stimmst du den folgenden Aussagen zu?

39 Wie bist du meistens in der Mall unterwegs?

40 Wenn du in die Shopping Mall gehst, wie oft gehst du folgenden Tätigkeiten nach?

41 Inwiefern stimmst du den folgenden Aussagen zu?

42 Sample der Fachkräfte-Befragung
Oberhausen: Manni-Mobil Flotte Lotte Die Kurbel Düsseldorf: Standfest Sport-Action Bus Leonberg: Mobile Arbeit JFE Siesta Köln: Aria 51 Pavillon Remscheid: JFE Gelbe Villa Streetwork

43 Jugendliche in Malls- Einschätzungen der Fachkräfte
Die Mall ist einer von vielen Treffpunkten "Ich glaube es ist einfach ein attraktiver Treffpunkt. Es ist umsonst - unabhängig davon, dass man da in Geschäfte rein muss, um was zu kaufen oder auch nicht - aber der eigentliche Treffpunkt ist erst mal umsonst und es ist was los, dafür, dass es umsonst ist, ist ja jede Menge los. [...] Es ist ein warmer Ort, wenn man sich im Winter dort trifft, man muss ja nicht draußen stehen.“ Es geht nicht in erster Linie um Konsum „Viel junge Menschen gefallen sich in der Rolle des/der Shopper_in, probieren an und lassen einen Teil der „Glitzerwelt“ auf sich abfärben“. Alles rund um jugendliche Interaktion „Flirten, gucken, gesehen werden, chillen, chatten, raumaneignen etc.“

44 Kontroversen: Auswertung der Fachkräfte-Befragung
„Vereinbarkeit von Zielen/Ideen einer Mall und der Kinder- und Jugendarbeit“ „große Thema der Mobilen grundsätzlich - darf OKJA in diese Räume eindringen (Stichwort: entpädagogisierte Räume)“

45 Einschätzungen: Auswertung der Fachkräfte-Befragung
Nicht pauschal abzulehnen: „das ist Feindesland, da lassen wir uns nicht drauf ein.“ Zusammenarbeit mit Mall für alle Befragten grundsätzlich denkbar. Allerdings… Bedarfsabhängig Standortabhängig "Ich finde, alle die das nicht machen, sind nicht im Trend der Jugendlichen."

46 Drei Fallbeispiele Aufsuchende Arbeit in den Räumen des LEO Center
Intervention zur Konfliktlösung im Allee-Center Remscheid Mobile Arbeit an den Köln Arcaden

47 Seit 2005 Genutzt von Jugendlichen zwischen 13 und 18 Jahren. Quiz, Kickern, LEO-Ralley, Smoothys mixen, Playstation spielen etc. Die Angebote werden als Mittel/Vorwand genutzt „um auch mal mit anderen Gruppen in Kontakt treten zu können, die wir jetzt vielleicht schon ein paar Mal da gesehen haben und wo man merkt die sind jetzt auch präsent auch im Stadtteil und dann gibt es auch ne gute Möglichkeit den ersten Eisbrecher so hinein zu haben." LeoAction

48 LeoChill Seit 2013 Primär von ganzen Cliquen genutzt.
„Leben um den Teppich herum.“ Chillen, Quatschen, Karten spielen "Klar kann man sagen, sie brauchen ihre Rückzugsmöglichkeiten, das haben sie aber. Wir sind ja nicht jeden Tag da und wir laufen ihnen auch nicht hinterher. Wir sind da als Ansprechpartner, sie können kommen, sie können aber auch an uns vorbeilaufen. Sie können Grüßen oder auch nicht. Das ist unserer Beziehungsarbeit und sie können sie nutzen oder eben nicht. Und sie wissen, wir sind regelmäßig da […], aber immer unter dem ganz klaren Kontext: wir machen nichts ohne euer ganz klares Einverständnis." LeoChill

49 >Mediation< im Allee-Center Remscheid
Städtischer Streetworker wurde von Mall um Hilfe gebeten. Die Jugendlichen standen in großen Gruppen vor den Eingängen von Geschäften und haben somit die Eingänge für potentielle Käufer_innen blockiert. Gespräche zwischen Streetworker und Jugendlichen sowie Streetworker und Geschäftsinhaber_innen. "Die haben sich nicht grundsätzlich schlecht verhalten, sondern die waren den Leuten im Weg hier.„

50 Mobile Arbeit an den Köln-Arcaden in Kalk
Konstruierte mehr-Generationen Parkanlage Rasenflächen und Bänke Klettergerüsten Streetball- und Bolzplatz Basketballfelder Tischtennisplatten Keine Rückzugsmöglichkeiten Niedrige Bäumen (sprich: kein Schatten, keine Nischen) Im Sommer regelmäßige mobile Angebote von der JFE Pavillon für Jugendliche.

51 Neue Aneignungsformen in (halb) öffentlichen Räumen - Herausforderungen für die Mobile Jugendarbeit
1 Raumbegriffe in Praxis und Wissenschaft 2 MCD und Malls als Aneignungsräume von Jugendlichen 3 Konsequenzen für die Jugendarbeit?

52 Kommerzielle Orientierung/Malls und Jugendarbeit
Direkte Konsequenzen für die Jugendarbeit kann es kaum geben, aber sich mit einem Ort zu beschäftigen erscheint mir sinnvoll zu sein Wenn Sie eine Mall in der Stadt haben, stellt sich die Frage nach deren konkreter Bedeutung! Ist es fachlich angemessen, in einer Shopping Mall Angebote zu machen wie in Leonberg? Sollte man den Wunsch nach Style in der Jugendarbeit gezielt aufnehmen, Wertschätzung? Gegenwelten zum Konsum schaffen – eine klassische Funktion der Jugendarbeit aber wie? Besondere Rolle der Mobilen Jugendarbeit? 10 Minuten Murmelrunden: was zieht ihr für erste Schlüsse?

53 Aus unserem Resümee Raumtheoretisch: Die Mall als eigener Sozialraum!?
Orte und Nicht-Orte Die Mall als Nicht-Ort Die Mobile Jugendarbeit in Leonberg macht mit ihren Angeboten aus einem Nicht-Ort einen Ort (temporären Raum) für die Jugendlichen und unterstützen damit: Jugendliche Raumaneignung, öffentlichen Auftritt der Jugendlichen Teilhabe und sozialräumliche Inklusion in der Stadt

54 Orte und Nicht-Orte (Marc Augé)
Augé bezieht die Modernisierung auf den Raum. Er definiert Nicht-Orte als Orte für den beschleunigten Verkehr von Personen und Gütern erforderliche Einrichtungen (Straßen usw.). So wie ein Ort durch Identität, Relation und Geschichte gekennzeichnet ist, so definiert ein Raum, der keine Identität besitzt und sich weder als relational noch als historisch bezeichnen lässt, einen Nicht- Ort.

55 Empfehlungen Jugendarbeit kann nur als Mobile Jugendarbeit zwischen Mall und öffentlichem Raum agieren Revitalisierung öffentlicher Räume für Jugendliche: Jugendarbeit und einmischende Jugendpolitik Veröffentlichung: Jugendliche und die „Räume“ der Shopping Malls – Herausforderungen für die Offene Jugendarbeit, Verlag Barbara Budrich 2017, i.E. Mit Gastbeiträgen und aktuellen Studien aus: Stuttgart, Wien, Zürich

56 Aneignung der gegenständlichen, symbolischen und medialen Kultur
Die Erweiterung des Handlungsraumes, die Veränderung von Situationen, aber auch die Verknüpfung von Räumen, insbesondere die von gegenständlichen und virtuellen, scheinen in der Shopping Mall allseits gegeben zu sein. Shopping Malls stellen diese „relationale Anordnung von Gegenständen und Lebewesen“ dar, die Martina Löw in ihrer Definition so treffend beschreibt (s.o.).

57 Aneignung der gegenständlichen, symbolischen und medialen Kultur
Mit Hilfe des Aneignungskonzepts wird sichtbar, dass Jugendliche in der Lage sind, gesellschaftliche Orte, wie Shopping Malls etc. in ihrer Weise zu (be)leben, d. h. neben deren offizieller Funktion ihr jugendliches Leben zu entwickeln und sich eigene Räume anzueignen. Dies gelingt durch Umwidmung, Veränderung, Verknüpfung von Räumen und Situationen. In diesen „neuen“ Räumen finden auch informelle Lernprozesse statt!

58 Kinder und Jugendliche gestalten ihre Lebenswelten!
Kinder und Jugendliche sind in der Lage, gesell- schaftliche Orte, wie Schulen, Shopping Malls etc. in ihrer Weise zu (be)leben, d. h. neben deren offizieller Funktion ihr Leben zu entwickeln und sich eigene Räume anzueignen. Dies gelingt durch Umwidmung, Veränderung, Verknüpfung von Räumen und Situationen. In diesen Räumen finden auch immer informelle Lernprozesse statt! Dabei geht es immer auch um „Jugendkulturen“ und um kulturelle Aneignungspraxen! Damit kommen auch öffentliche Räume stärker in den Blick!

59 Öffentlicher, halb-öffentlicher Raum
Vermittlung Bildungsorte, Bildungsräume, Bildungslandschaft Temporäre Räume der Jugendarbeit Öffentlicher, halb-öffentlicher Raum Zwölfter Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung: S. 130 Aneignung

60 Temporäre Räume schaffen: solche Projekte können auch scheitern!

61 Der öffentliche Raum als Bildungs- und Aneignungsraum
„Alltagsbildung“ (Rauschenbach) „Kommunale Bildung, Ganztagsbildung“ (Coelen) als Raum der informellen Bildung, als Raum für „wildes Lernen“ (Böhnisch) als Raum für Wagnis und Risiko!

62 Subjektive Sicht auf Bildungsprozesse (Sturzenhecker), „unsichtbare Bewältigungskarten“ (Reutlinger)
formell nicht formell Persönliche Karte der Bildungsorte Sturzen-hecker/Deinet 2008 VHS Bibliothek Schule Jugendhaus Museum Musikschule Chor Kirche/Moschee Nachhilfe Reiten Jana/ Hakim, 12 J. SV Sportverein Clique Disco Drogengebrauch Kino Familie Klauen Band Shoppen Scater Andere Jugendliche in Sozialen Netzwerken angreifen Informell-illegal „wildes Lernen“ Games informell

63 Informelle Bildung als Bestandteile kommunaler Bildungslandschaften?
Informelle Bildung ist nicht planbar! Wir können aber gute Settings für informelle Bildungsprozesse schaffen (Stadtplanung!) Diese gehören auch zu einer Bildungs-Infrastruktur.

64 Ob und wie Mobile Jugendarbeit tätig wird, muss aufgrund einer Lebensweltanalyse vor Ort entschieden werden: So kann es auch um Anerkennung, Teilhabe, sozialräumliche Inklusion gehen und Konflikte in und um eine Mall, die für die Mobile Jugendarbeit relevant sein? Oder man lässt Jugendliche einfach mal in Ruhe! Man ist aber präsent in ihren Räumen, ohne sich aufzudrängen?

65 Revitalisierung öffentlicher Räume für Jugendliche: Jugendarbeit und einmischende Jugendpolitik
Die Beispiele aus Leonberg, Köln, aber auch Düsseldorf und Remscheid zeigen sehr deutlich die Funktion der Jugendarbeit, zur „Revitalisierung öffentlicher Räume“ für Jugendliche beizutragen und dabei sehr unterschiedliche Rollen zu übernehmen.

66 Was bedeutet „Sozialraumarbeit“:
Die Arbeit an Strukturen (z.B. Kooperation und Vernetzung) Die Gestaltung von Orten (z.B. neue Einrichtungstypen, Fokus Offenheit, Freiwilligkeit, Zugänglichkeit) Die Gestaltung der pädagogischen Arbeit (Angebot im öffentlichen Raum und in Einrichtungen), Umgang mit widersprüchlichen Interessen und Motivationen verschiedenster Zielgruppen (Diversitätsorientierung)

67 (Reutlinger/Wigger 2007) Öffentliche Räume

68 Sozialer Raum Gestaltung von Organisationen (Strukturen)
(Reutlinger/Wigger 2007) Gestaltung von Organisationen (Strukturen) Gesellschaftliche Positionen (und damit die Handlungsspielräume und Teilhabechancen) sind räumlich vermittelt Ressourcenverteilung wird ebenfalls räumlich vermittelt und ist über objektive Erfassung des Bedarfs steuer- und planbar Verwaltungs- und Organisationslogiken und territoriale Logiken hängen zusammen und müssen (immer wieder) neu zueinander ins Verhältnis gesetzt/gebracht werden Gestaltung von Hilfs- und Planungssysteme sind deshalb in Einklang mit diesem Zusammenspiel zu bringen Konkret: einmischende Jugendpolitik, Zusammenarbeit mit Politik, Beteiligung der Jugendlichen einforderen, organisieren (C) Gestaltung von Organisationen (Strukturen) Sozialer Raum (B) Gestaltung/Arbeit mit Einzelnen/Gruppen

69 (Reutlinger/Wigger 2007) Gestaltung/Arbeit mit Einzelnen/Gruppen (C) Gestaltung von Organisationen (Strukturen) Orte werden als förderliche oder hinderliche Kontexte wahrgenommen Arbeit an den Orten (privat-halböffentlich-öffentlich) Arbeit am subjektiven (gemeinsamen) Bedeutungshorizont und Handlungsspielraum Andere Orte, Personen, Institutionen etc. werden relevant und deshalb miteinbezogen Es gibt (homogene) Gruppen mit gemeinsamen Bedeutungshorizonten Konkret: Mediation, Arbeit mit Gruppen Sozialer Raum (B) Gestaltung/Arbeit mit Einzelnen/Gruppen

70 Sozialer Raum Gestaltung von Orten
(Reutlinger/Wigger 2007) Gestaltung von Orten gesellschaftliche Bedeutungen sind vergegenständlichbar (Gegenstände/Objekte haben eine gesellschaftliche Bedeutung) Vergegenständlichungen wirken auf individuelle und kollektive Handlungsspielräume (Interaktionsmöglichkeiten) zurück Mobile Jugendarbeit schafft «alternative» Orte (temporäre Räume), um Jugendlichen die Erweiterung ihres Handlungsraums zu ermöglichen! gesellschaftliche Bedeutung wird über die Aneignungsprozesse realisiert, erweitert, verändert (C) Gestaltung von Organisationen (Strukturen) Sozialer Raum (B) Gestaltung/Arbeit mit Einzelnen/Gruppen

71 Zum Schluss: Meine Projekte
Digitalisierung der Nadelmethode, Nadelmethode 2.0?

72 online-journal www.sozialraum.de
Rubriken: Grundlagen Methodenkoffer Gäste Projekte Praxis Literatur Links (Die Seite ist Bestandteil von „socialnet“)

73 Projekt zur Verbindung von Mall und digitalen Medien:
Ich würde auf meinen You Tube Kanal ein Haul-Video machen mit dem Einkauf in der Mall vor Ort! Vgl. gestern: „Thematische Ausrichtung des Medienhandelns an den Interessen der Jugendlichen Integration von sozialen Netzwerken in das alltägliche Handeln, Sozialraumbezogenes Medienhandeln“ Ziel ist auch eine Entzauberung, „Dekonstruktion“ der Konsumwelten ohne erhobenen Zeigefinger!


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