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Ankündigungstext „Alles eine Frage des Formats? Wie Interesse expandiert, wie es variiert“ Wer wüsste nicht gern, wie man das Interesse anderer Menschen.

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0 Alles eine Frage des Formats?

1 Ankündigungstext „Alles eine Frage des Formats? Wie Interesse expandiert, wie es variiert“ Wer wüsste nicht gern, wie man das Interesse anderer Menschen weckt? Am besten, um sie für die Erwachsenenbildung zu gewinnen? Aber das widerspricht dem Kern der Sache: Interesse ist scheu wie das berühmte Reh, es möchte der Einflussnahme Dritter unbedingt entkommen. Zugleich, und das ist das Perfide daran, kann Interesse nur entstehen, wenn reichlich Einflüsse und Anregungen von außen verfügbar sind. Interesse entsteht weder plötzlich, noch intrinsisch. Aber es wird so empfunden, und das ist entscheidend. Interesseforschung mit jungen Erwachsenen zeigt, wie fragil Interessen anfangs sind. Vorsichtiges Mentoring spielt eine begünstigende Rolle in informellen Lernsettings. Dem gegenüber muss schon ein solides Interesse erkannt sein, wenn non-formale Bildung angesteuert wird. Manchmal ist es auch zu spät, um Interesse an einem Angebot zu entwickeln - das äußern etwa Migrantinnen, die sich nach der Familienphase in Deutschkursen wiederfinden. Andere deuten ihre anfänglich instrumentellen Aufstiegsinteressen im Lauf der (formalen) Weiterbildungsjahre um, weil der Aufstieg auf sich warten lässt und nun die inhaltlichen Interessen in die motivierende Funktion eintreten. Deutlich ist jedoch: Wer keine Berührungspunkte mit dem Bildungsangebot hat, kann auch kein Interesse daran entwickeln. Gegebenenfalls muss das Bildungsangebot den Adressaten aufsuchen, nicht umgekehrt. Unterschätzt ist dabei die Funktion der Medien, und hier nicht etwa Wikipedia, sondern vor allem Youtube…

2 Aufbau Was ist ein Format?
Alte und neue Formate? Die Überhöhung des Neuen. Warum neue Formate? Interesse wecken, Qualität verbessern? Interesse entsteht nicht von selbst. Aber Interessen sind selbstbestimmt. Interesse an Erwachsenenbildung? Thematische Interessen entstehen in Korridoren Korridor und Zeitgeist

3 1. Was ist ein „Format“? Format ist kein erwachsenenpädagogischer Fachbegriff. Vielmehr kommt er aus den politischen Diskussionen um formales, non-formales und informelles Lernen (Umwidmung vom Berichtssystem Weiterbildung zum Adult Education Survey (Rosenbladt & Bilger 2008; EU-Memorandum 2000, S. 9-10)). Fachbegriff: Didaktik (Überblick: Grotlüschen 2005, didaktische Lücke bei der did. Selbstwahl) Allerdings ist hier der Inhalt der zentrale Planungshorizont (Erich Weniger) Klafki später (1986): „Primat der Didaktik“) (Didaktik i.e.S. sind die inhaltlichen Entscheidungen, Didaktik i.w.S. umfasst Methoden und Medien) Es gibt Fernsehformate (Serien, Talk, Nachrichten, Verbraucherinformationen, Dokumentationen, Spielfilm, Spieleshow, Krimi). Im Hörfunk ist das Format definiert durch die Musikrichtung (Adult Contemporary) oder die Talkradioformate wie BBC World News. Weniger (1926) und Klafki (1986, 1999) werden der bildungstheoretischen bzw. geisteswissenschaftlichen Didaktik zugeordnet, die eher einem Bildungskanon den Vorzug gibt. Klafki hat seine Position später revidiert und spricht von Schlüsselproblemen. Die lerntheoretische Didaktik von Heimann, Otto und Schulz bevorzugt die formale Bildung (also die Selbstlernkompetenz), aber die scheint mir inzwischen über Gebühr propagiert worden zu sein. Darum erinnere ich an die Verantwortung der professionellen Erwachsenenbildner/inn/en für die Wahl der Inhalte.

4 Erwachsenendidaktik nach Tietgens: didaktische Handlungsebenen (mikro/meso/makro-Didaktik)
Für didaktische Analyse (mitsamt Inhalt, Methoden, Medien) sind hauptamtlich pädagogische Kräfte verantwortlich, nicht die Teilnehmenden (trotz Teilnehmenden-Orientierung) Erwachsenenbildung ist ein Angebotsmarkt, kein Nachfragemarkt Das Format ist Ergebnis (meso-)didaktischer, professioneller Entscheidungen.

5 Was sind neue Formate? Neue Formate sind .. (laut Ihrem Tagungsflyer)
Formen des Begegnens und Lernens, das den Veränderungen der Zielgruppen entspricht, die Themen der Zeit aufnimmt, Kooperationen und Austausch ermöglicht.

6 2. Alte und neue Formate? Leitstudien (v.a. BUVEP, Nuissl, Holzapfel 1980er) haben Stärken und Schwächen verschiedener Formate untersucht (allesamt non-formal) „Neue“ Formate aufgrund digitaler Medien sind seit geraumer Zeit Gegenstand von Forschung (ca. 2000er, vgl. Handbücher P. Arnold u.a. 2011, Brennglasthese (Grotlüschen 2010). Programmanalysen und –statistiken erfassen das Wesen der Erwachsenenbildung nicht (mehr?) korrekt, denn.... Dienstleistungen (z.B. Schlutz 2006, 2013), z.B. Beratung, Zertifizierung sowie Projekte oder Communities werden nicht erfasst. Jürgen Wittpoth 2013: Verzerrte Geschichtsschreibung, Überhöhung des vermeintlich Neuen! Informelles, auch mediengestütztes Lernen hat es immer gegeben. BUVEP: Ein- oder zweiwöchig oder zehn Wochen einen Tag, mit Unterbringung oder abendlicher Heimfahrt E-Learning State of the Art: Es liegt nicht an der Technologie, sondern an der Didaktik. Gute Formate werden durch digitale Medien besser, schlechte Formate werden durch digitale Medien schwächer, Grotlüschen 2010; Gegenstand und Grundlagentheorie des E-Learning…

7 3. Warum neue Formate? Interesse wecken, Qualität verbessern?
Subtext: Das Neue soll Interesse generieren und verspricht bessere Qualität, letztere ist aber empirisch nicht gut belegt. Betrachten wir Ersteres (Interesse).

8 Interesse ist…

9 Interesse ist nicht… Interesse wird.
… ein zyklisches Verhältnis eines Akteurs zu einem als relevant und attraktiv bewerteten Gegenstand. Voraussetzung der Interessegenese ist eine erste Berührung mit dem Gegenstand. Die erste oder eine in der Latenzphase folgende weitere Berührung muss Beteiligungsmöglichkeiten für den Akteur erkennen lassen (Relevanz, Attraktion, Involvement). Im Wechselspiel zwischen unterschiedlich etikettierten und verarbeiteten Einflüssen (Inzidenz, Negation, Reflexion, Prävalenz) einerseits und habituell spezifischen Partizipationsstilen (Mittelbarkeit, Wachstum, Rekreation, Engagement, Individuation) wird das Interesse weiter ausgebaut (Expansion). Neben den genannten Relevanzstrukturen treten emotional positiv bewertete Erlebnisse ein (Attraktion). Bei günstiger Entwicklung gelingt eine Stabilisierung des Interesses in der Kompetenzphase, die durch Wissen und Fragen die Kennerschaft und Liebhaberei des Themas kennzeichnet. Das Involvement der Person steigt an und zeigt sich in ausgeweiteten Spielräumen und erweiterten Grenzen. Beteiligung stellt sich daher durch Gestaltungsmöglichkeiten einerseits und die Verantwortung für bzw. Betroffenheit durch eintretende Handlungsfolgen andererseits dar. Das Stadium im Interesselebenszyklus ist am Trend (ansteigend, verstetigt, nachlassend) ablesbar (Grotlüschen 2010, 137) Das habe ich bei der KEBÖ vor einigen Jahren bereits vorgetragen, daher hier nur zur Erinnerung….

10 4. Interesse entsteht nicht von selbst.
„Entstanden ist mein Interesse, als ich ungefähr sechzehn war und mich das erste Mal mit Shakespeare auseinandergesetzt habe. Damals haben wir im Unterricht auch das Zeitalter besprochen, und die Figur der Königin Elizabeth hat mich von Anfang an fasziniert“ (45-4), (Grotlüschen 2010, S. 144, weitere 54 Erzählungen mit retrospektiv pointierten Berührungsschilderungen, 24 Erzählungen mit kontinuierlicher Berührung) Berührungen unabdingbar >> Berührt werden, Resonanztheorie (Hartmut Rosa 2016) So ist auch Erwachsenbildung ein Angebotsmarkt, es ist die Aufgabe der EB, jemandem Berührungen anzubieten – in den Ankündigungen, aber auch in den Veranstaltungen selbst. Hier ist ggezeigt, wie (vermutlich) der Schulunterricht für eine Berührung sorgt. Thematische Berührungen können auch aus Familie und (Jugend-) verbänden resultieren. Das bedeutet auch, dass Erwachsenenbildung die Aufgabe hat, Chancen auf thematische Berührungspunkte anzubieten. Resonanztheoretisch ist das, was uns berührt, zudem als nichtentfremdet zu verstehen, als Gegengewicht zu Beschleunigung und Entfremdung.

11 5. Interessen sind selbstbestimmt.
Das immerwährende Interesse (Kontinuitätszuschreibung) Das Vergessen der Einflüsse (Selbstzuschreibung) Grotlüschen & Krämer 2009, S >> Vergessen der Einflüsse (Bourdieu) >> Selbstfestivalisierung (Friebel) >> Resonanztheorie: Starke Wertungen Ergo kann die Erwachsenenbildung gar nicht so leicht „die Interessen ihrer Adressaten wecken“. Wer sich manipuliert fühlt, lässt sein beginnendes Interesse leicht wieder fallen. Jemanden für ein Thema zu begeistern ist eine heikle Sache!

12 Kontinuitätszuschreibung
Seit ich denken kann spielt Kunst für mich eine große Rolle (7-2). Mein lnteresse gilt der Tierheilkunde und -psychologie. [...] Seit ich denken kann haben wir Hunde, Pferde und Kleintiere gehabt (86-2). Außerdem hat meine Mutter so weit ich zurückdenken kann immer in irgendeiner Form musiziert. So hatte ich also schon damals relativ viel Kontakt zur Musik (56-3). Für Musik interessiere ich mich schon so lange ich denken kann (63-2). Schon so lange ich denken kann, hat es mir immer Spaß bereitet mich mit Kindern zu beschäftigen (57-3). lch war gerade ein paar Tage alt, da hat meine Mutter mich schon mit in den Reitstall genommen. Solange ich denken kann, bestand also immer eine Beziehung zu Pferden (73-2). Seit ich denken kann interessiere ich mich für Sport in jeglicher Hinsicht (80-2). Kontinuitätszuschreibung Resonanztheoretisch hätten wir es hier mit „starken Wertungen“ zu tun, mit Selbstkonzepten. Wenn es gelingt, diese mit Handlungen zu erfüllen, erleben wir uns als resonant.

13 Mancherorts wird das jeweilige lnteresse als individuelle Entwicklung geschildert, während einige Absätze später eine Ursache in anderen Bereichen lokalisiert wird: „Das lnteresse, das ich behinderten Kindern entgegenbringe, kam von mir alleine. [...] lch bin froh, ein FSJ in die-sem Bereich absolviert zu haben, denn dadurch wurde ein neues lnteresse in mir geweckt, das ich auch zum Beruf machen möchte" (9-4). Alternativ werden auch Umgebungsanstöße und Peers erwähnt, die wiederum nicht als Einfluss, sondern als Reflexionspunkt bewertet werden: „Das lnteresse entstand durch Beobachtungen und aus Gesprächen mit eigenen Freunden. Die Themenwahl liegt also an mir" (87-12). Selbstzuschreibung

14 Dennoch ist es plausibel, dass eine lnteressegenese nur vonstatten geht, wenn sie mit dem Selbstbild kompatibel ist. So gibt es einige Akteure, die es als ,natürlich' ansehen, sich für lnteressegebiete frei entscheiden zu können: „Für mein lnteresse habe ich mich natürlich frei entschieden. lch bin überzeugt, dass wenn man gezwungen ist, etwas zu machen, wird das lnteresse sofort verloren" (55- 12). „Natürlich habe ich mich zu Beginn meines Studiums auch freiwillig für dieses Fach entschieden" (75-7) Selbstzuschreibung

15 6. Interesse an Erwachsenenbildung
entsteht erst in fortgeschrittenem Stadium der Interessegenese (Bremer Samples, Grotlüschen 2010). Wird gelegentlich im Kurs umgedeutet von instrumentellem zu inhaltlichem Interesse (Fortbildungen, Grotlüschen & Kubsch 2010) Profitiert von Mentoring oder informellen Förderbeziehungen (Jugendverband, Grotlüschen & Epstein 2014) Interesse an Themen entsteht aber im Korridor des Gesamtzusammenhangs (Grotlüschen in Vorbereitung auf Basis eines Originalbeitrags für die Tagung der Sektion Erwachsenenbildung der DGfE in Tübingen 2016, erscheint voraussichtlich 2017)

16 Heiteres Zitateraten

17 7. Heiteres Zitateraten Wer spricht – Engagierte der Pfadfinder*innen oder Engagierte der Jugendfeuerwehr? (und wie klänge das in der katholischen Erwachsenenbildung?)

18 Zentrales Ethos: Das Politische
„als ich zum Beispiel bei, zu meinem Vater meinte, dass ich zum ersten Mai gehe (..), da zur der revolutionären, meinte mein Vater auch nur, ja irgendwer muss es ja machen, ne ((beide lachen)) (..) [I: Ist ja schön] Ja (..). So oder wenns darum geht, die NPD mit Eiern zu bewerfen, das ist halt auch immer so, ja (.) irgendwer muss es ja machen, so irgendwer (.) irgendwer muss ja seine Fresse ins Pfefferspray halten (Stefan, XXX)

19 Zentrales Ethos: Der Dienst
„Um 23 Uhr. Da hatten wir dann n Anruf: Ja, müsst Ihr denn vom, mit [KRACH] vom Hof fahren? Wir haben, ich hab grade geschlafen. - Du, was meinst Du wo ich grade herkomm? Ich komm ebenfalls aus dem Bett. So und, ehm, man möchte den halt doch sensibilisieren (.) und wir hatten in der Nacht ganz viele Einsätze (.) und natürlich, irgendwo ist denn auch Provokation dabei, weil wir sagen, wir haben auch alle grade geschlafen, wir sind auch grade wieder von der Arbeit nach Hause gekommen. Und wir funktionieren grade für DICH, weil - Du kannst irgendwann auch in Not sein.“ (Philipp, XXX)

20 Andacht & Natur Zum Beispiel ich mag sehr gerne Andachten halten, zum Beispiel. Oder halt solche Sachen. Andachten, Traumreisen und all so was. (Timm, XXX)

21 Andacht & Natur das ist ja immer so ne Sache mit Jägern und Förstern (.), dass man auch (..) den (3s), na ich sag mal den Mut hat, sich auch mit den Leuten dann auseinanderzusetzen (2s). Mh (..), weil dann (.), angenommen man ist in der Situation, man schläft im Wald und morgens klopft der Förster an deine, an dein Zelt, so nach dem Motto, was machst du hier überhaupt?

22 Technik & Gefahr Und auch das (.) (Tabellen?)buch was ich hab mit ehm Glühzahlen und (..) Glühbildern, wie sieht das aus, wenn Stahl überhaupt glüht Und dann gewappnet zu sein, um zu sagen: Achtung (.)! Der wird gleich nicht mehr da sein, der Träger, weil der schon flüssig ist, dann nimmt man die Beine in die Hand und läuft.

23 Gemeinschaft S: Ja man lernt [I: Feuer machen], ja genau, ich wollt grad sagen, man lernt natürlich auch Zelt aufbauen, Feuer machen, aber (2s) man lernt (.) ähm (.) mit weniger klar zu kommen, so (..). Dass man halt sein Smartphone nicht dauerhaft brauch [I: Mh] (.). Oder Internet oder Strom, so (.). Also n bisschen auf dieses (.), auf diese moderne Welt verzichten (...). So (.), so was. Dass man einfach, ja (.) so auch die Gemeinschaft zu schätzen lernt (6s).

24 Kameradschaft S: Die das Wort Kameradschaft doof findet? [I: Ja?] Das Wort an, ja, ich glaub schon. Ja, ich glaub schon. Also dieses (.), mit kameradschaftlichen Grüßen (.) in der , oh man ((lacht)). Halleluja. Ich schreib immer nur lieben Gruß ((lachen)). Also ich finde, dieses kameradschaftlich ist irgendwie, ist so n Unwort irgendwie (..). Und (2s) (Paula-Sophie, XXX)

25 Ursprünglichkeit & Askese
„Den hatte es gestört, zum Beispiel immer im Dreck zu schlafen oder (.), die auch, dann die ganze Zeit wirklich dreckig zu sein und zu stinken. Und manche Leute, denen macht es halt nichts aus und andere, die stört das und dann hören die dann irgendwann auf“ (Timm, XXX)

26 Gemeinschaftszelt & Komfort
„die Gemeinschaftszelte, wo wirklich dann (.) jeder sagen kann, was ihm gefällt, was ihm nicht gefällt und das ist auch so der Mittelpunkt aufm Zeltlager (I schmunzelt). Ja (.). Neben der, neben dem Kühlschrank so. Also. Der ist ganz wichtig“

27 Uniform & Vorschrift „weil die Latzhosen doof sind oder so, ganz beliebtes Thema, kommt alle vier bis fünf Jahre wieder auf“ ((lacht)) [I: Kommt auch in jedem Interview auch]

28 Uniform und Widerstand
„Zum Beispiel die Bundesebene hat jetzt entschieden, so wir machen ne neue (...), neues Stufenkonzept oder ne neue Tücherordnung (..). Wo viele Stämme sagen, hier nö, wollen wir nicht“

29 Demokratie: Stamm/Sippe
„als Sippie [Sippling=Gruppenmitglied] sieht man immer nur, das funktioniert und man sieht gar nicht (..) die Probleme und die Arbeit, die dahinter stecken und das ist auch immer sehr (..) entspannt (...). Und als Gruppenleiter [mit eigener Sippe und wiederum eingebunden in die Stammesrunde] ist man sehr oft auch (..), ist es oft sehr anstrengend“

30 Demokratie: Einordnen/ Hierarchie
„I: Man sollte (..) äh mitbringen, dass man sich unterordnen kann. (AE: Mhm.) Weil auch bei XXX, auch wenn das ein Ehrenamt ist, wir sind einer Hierarchie unterstellt, ähm (.) in der ich persönlich auch ganz weit unten steh.“ (Philipp, XXX)

31 Dominantes Ethos: Politik
Verein Christlicher Pfadfinder (VCP) im Spiegel zweier aufeinander bezogener Interviews von Timm (fördernde Generation) und Stefan (geförderte Generation) Jugendfeuerwehr und Freiwillige Feuerwehr (JF/FF) im Spiegel zweier aufeinander bezogener Interviews von Paula-Sophia (fördernde Generation) und Philipp (geförderte Generation) Dominantes Ethos: Politik da ist halt dieses politische sehr stark so (..). Ähm (.) weiß nicht, obs jetzt diese [Demos] sind, Dominantes Ethos: Arbeit (Dienst, Pflicht) halt als Team arbeiten (..), die Interessen des eigen- eh des einen zurückstellen (AE: Mhm.), die irgendwann zwar einbringen, aber erstmal halt als Team funktionieren Relevante Themen: Natur und Kinder (Andacht) Relevante Themen: Technik und Erste Hilfe (Retten) Zusammengehörigkeit: Gemeinschaft, Gruppe Zusammengehörigkeit: Kameradschaft, Team Draußen: Kothe, Jurte, im Dreck schlafen (Askese, Ursprünglichkeit) Draußen: Zelt, Feldbett, Kühlschrank (Komfort, Dekadenz) Ja, müsst Ihr denn vom, mit Martinshorn vom Hof fahren? Wir haben, ich hab grade geschlafen. Du, was meinst Du wo ich grade herkomm? Ich komm ebenfalls aus dem Bett (JF/FF) wenns darum geht, die NPD mit Eiern zu bewerfen, das ist halt auch immer so, ja (.) irgendwer muss es ja machen (VCP)

32 Verein Christlicher Pfadfinder (VCP)
Jugendfeuerwehr und Freiwilige Feuerwehr (JF/FF) Uniform: Tücherordnung Uniform: Latzhose oder Bundhose Demokratie: Stamm/Sippe (eher Familienlogik, obwohl historisch paramilitärisch entstanden) Demokratie: Einordnen/ Hierarchie (eher Arbeits- wenn nicht sogar Militärlogik mitsamt Befehlskette) Bewunderte Heldentaten: Großaufbau (Bundeslager) Bewunderte Heldentaten: Einsatz (mit Feuer) Faszination Feuer: Lagerfeuer, Feuer machen Faszination Feuer: Löschangriff (üben) Laster und Genuß: Rauchen Laster und Genuß: Familypizza Knigge, gute Manieren: Handy in den Gruppenstunden ist es natürlich nicht gern gesehen, wenn sie dann am Handy daddeln Beim Essen wird gegessen und nicht irgendwie mitm Handy gedaddelt

33 Heiteres Zitateraten - Zwischenfazit
Interessen der hier geförderten jugendlichen und jungen Erwachsenen werden von Fördernden angeregt, aber immer im Korridor der Verbandsthemen und des Zeitgeists Die Korridore sind teils nur in Nuancen unterschiedlich, aber dennoch recht eindeutig von außen zu erkennen. Ihr Korridor ist die Katholische Erwachsenenbildung. Neue Inhalte und Formate entstehen innerhalb des Erlaubten und Sagbaren Es geht um Feuer, Fahrten, Wanderungen, Lager, gemischte Zelte, Seminare, Demokratie & Leitung, Uniform, Gemeinschaft, Maschinen und große Materialschlachten, Events, Ehrenamt…

34 Korridor und Zeitgeist

35 8. Neue Formate und Zeitgeist - Interesse der gegenwärtigen Fourtysomethings
Statuspanik wird umgesetzt in Bildungspanik (Heinz Bude 2014), es geht um alles, was die Chancen (der Kinder) auf Sicherheit verbessert (Optimierung) Berufliche Zusatzzertifizierungen (von der Jugendgruppenleiterkarte bis zur Mediationsausbildung) Kulturelles und soziales Kapital für den Heiratsmarkt (aktuell diskutierte und praktizierte Kunst, Musik, Festivals, Geschichte, Religion, Philosophie) Mit etwas Reflexion geht es auch darum, sich diesem Zeitgeist kollektiv zu widersetzen (Genossenschaften, Entschleunigung, Resonanz (Hartmut Rosa 2016)) Andere Varianten, mit Statuspanik umzugehen, sind Erbschaften oder Retraditionalisierung (beides: Koppetsch). Diese Gruppen sind vermutlich aber weniger in der katholischen Erwachsenenbildung aktiv.

36 8. Neue Formate und Zeitgeist – Mediatisierung und Globalisierung
Mediatisierung erlaubt neue Formate, erzeugt Unverbindlichkeit und Aufmerksamkeitswettbewerb (Peter Vorderer 2015) Globalisierung erlaubt das Hinzuziehen entfernter Personen (Skype, MOOC), die Kontinente der Wahl sind das postkoloniale Asien, vorderer Orient und Afrika, nicht mehr Europa oder Nordamerika Feminismus ist vermutlich die meistunterschätzte Theorieströmung des Jahrhunderts. Leib und Emotion kommen in die einst rein rationale Debatte. Nicht nur gender, auch sex ist eine Konstruktion. Veränderung von Berührung, Mediatisierungstheorie: Aufmerksamkeit ersetzt Wertschätzung, Reversibilität ersetzt Verbindlichkeit (Vorderer, Zitat) Das merken Sie, wenn Sie die Präsident/inn/en der Nachkriegszeit und die berühmtesten Theoretiker/inn/en aufzählen. Hilary, Angie und Uschi statt Ronny (Reagan), Willy (Brandt), und die Helmuts (Schmidt und Kohl) Judith (Butler), Nancy (Frazer), Martha Nussbaum, Amartya Sen, Seyla Benhabib und Gayatri Spivak statt Adorno, Habermas, Foucault und Bourdieu (Bude und Rosa statt Beck, okay. Es gibt noch Männer unter den soziologischen Celebrities). Dominanz von „white old men“ oder „old boys‘ networks“ ist nicht mehr anerkannt.

37 8. Neue Formate und Zeitgeist – Beschleunigung und Optimierung
Beschleunigung (Hartmut Rosa 2005, 2009) erlaubt uns zu viele Interessen, wir wollen alles & priorisieren gemäß deadline Beschleunigung erzeugt einen Optimierungszwang, der auch Biomacht bzw. Transhumanismus zur Folge hat (alles wird optimiert - Partnerwahl, Geburtenkontrolle, Social Freezing, Neuro-Enhancement, Schönheitsoperationen, Verjüngung, Erbschaft, Sterbehilfe)

38 Fazit Neue Formate sind nicht automatisch in Qualität oder Interessegenerierung überlegen. Sie sind Ergebnis didaktischer Entscheidungen. Diese schließen inhaltliche Entscheidungen ein, die unterliegen dem (Anbieter-)Korridor und dem Zeitgeist. Interessen bedürfen der Berührung und Beförderung, das aber wird flugs vergessen. Erwachsenenbildung ist ein Angebotsmarkt und Inhalte liegen in Ihrer Verantwortung. Alles eine Frage des Formats? Ja, wenn „Format“ die Inhalte einschließt. Berührung: Erwarten Sie keinen Dank! Es ist Teil der Interessegenese, die Berührung zu vergessen, den Prozess zu vereinnahmen und sich die Erfindung des Interesses selbst zuzusprechen. Interesse muss (gefühlt) freiwillig sein, sonst kann es nicht interessant sein. Teilnehmendenorientierung ist nicht Teilnehmerwunschkonzert.

39 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

40 Literatur Arnold, Patricia; Kilian, Lars; Thillosen, Anne; Zimmer, Gerhard M. (Hg.) (2011): Handbuch E-Learning. Lehren und Lernen mit digitalen Medien. 2., erweiterte, aktualisierte und vollständig überarbeitete Aufl. Bielefeld: Bertelsmann, W. Grotlüschen, Anke: Gegenstand und Grundlagentheorie in der qualitativen Forschung zum E-Learning. In: Burkhard Schäffer und Olaf Dörner (Hg.). Grotlüschen, Anke (2005): Die didaktische Lücke bei der “didaktischen Selbstwahl”. In: REPORT Literatur- und Forschungsreport Weiterbildung (3), S. 37–45. Grotlüschen, Anke (2010): Erneuerung der Interessetheorie. Die Genese von Interesse an Erwachsenen- und Weiterbildung. 1. Aufl. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften (Theorie und Empirie Lebenslangen Lernens). Grotlüschen, Anke; Epstein, Alf-Tomas (2014): Wo die eigenen Interessen wohnen. In: Weiterbildung (1), S. 16–19. Grotlüschen, Anke; Krämer, Judith (2009): Vom Vergessen der Einflüsse: Vermeintliche Selbstbestimmung bei der Interessegenese (1). Online verfügbar unter Grotlüschen, Anke; Kubsch, Eva (2010): Interesseträgheit in der kaufmännischen Aufstiegsfortbildung. In: (19), S. 1–23. Online verfügbar unter Kejcz, Yvonne (1981): Bildungsurlaub: Angebotsplanung und Teilnehmermotivation. 2. Aufl., unveränd. Neuaufl. Heidelberg: esprint, Druckerei u. Verl. (AfeB-Taschenbücher Weiterbildung, 2). Klafki, Wolfgang (1986): Die Bedeutung der klassischen Bildungstheorien für ein zeitgemäßes Konzept allgemeiner Bildung. In: Zeitschrift für Pädagogik 32 (4), S. 455–476.

41 Klafki, Wolfgang (1999): Die bildungstheoretische Didaktik im Rahmen kritisch-konstruktiver Erziehungswissenschaft. In: Herbert Gudjons und Rainer Winkel (Hg.): Didaktische Theorien. Mit Beiträgen von: Wolfgang Klafki, Wolfgang Schulz, Felix von Cube, Christine Möller, Rainer Winkel und Herwig Blankertz. 10. Aufl. Hamburg, S. 13–34. Koppetsch, Cornelia (2013): Die Wiederkehr der Konformität. Streifzüge durch die gefährdete Mitte. Frankfurt am Main: Campus. o.A. (2000): Memorandum über Lebenslanges Lernen. Arbeitsdokument der Kommissionsdienststellen. Kommission der Europäischen Gemeinschaften. Brüssel. Rosa, Hartmut (2016): Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung. Berlin: Suhrkamp. Rosenbladt, Bernhard von; Bilger, Frauke (2008): Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland. Eckdaten zum BSW-AES München. Schlutz, Erhard (2006): Bildungsdienstleistungen und Angebotsentwicklung. Münster: Waxmann (Studienreihe Bildungs- und Wissenschaftsmanagement, 4). Schlutz, Erhard (2013): Innovative Bildungsdienstleistungen als Mittel der Programmdiversifikation. In: Timm C. Feld, Susanne Kraft, Susanne May und Wolfgang Seitter (Hg.): Engagierte Beweglichkeit. Weiterbildung in öffentlicher Verantwortung. Wiesbaden: Imprint: Springer VS (Theorie und Empirie Lebenslangen Lernens), S. 203–216. Tietgens, Hans (1992): Reflexionen zur Erwachsenendidaktik. Bad Heilbrunn. Wittpoth, Jürgen (2013): Einführung in die Erwachsenenbildung. 4., überarb. Aufl. Leverkusen: UTB (Einführungstexte Erziehungswissenschaft, 8244).

42 Aufbau (revisited) Was ist ein Format? Ergebnis didaktischer Entscheidungen. Alte und neue Formate? Die Überhöhung des Neuen. Warum neue Formate? Interesse wecken, Qualität verbessern? Interesse entsteht nicht von selbst. Aber Interessen sind selbstbestimmt. Interesse an Erwachsenenbildung entsteht erst in fortgeschrittenem Stadium der Interessegenese wird gelegentlich im Kurs umgedeutet profitiert von Mentoring Thematische Interessen entstehen in Korridoren (heiteres Zitateraten) Korridor und Zeitgeist (Beschleunigung, Optimierung, Globalisierung, Mediatisierung, Feminismus, Status- und Bildungspanik)


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