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Politische Systeme Afrikas, Asiens und Lateinamerikas

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Präsentation zum Thema: "Politische Systeme Afrikas, Asiens und Lateinamerikas"—  Präsentation transkript:

1 Politische Systeme Afrikas, Asiens und Lateinamerikas
Afrikamodul 2. Einheit

2 Strukturelle Bedingungen von Herrschaft in der vorkolonialen Periode
Weiterführende Literatur: Jeffrey Herbst (2000): States and Power in Africa. Comparative Lessons in Authority and Control. Princeton, N.J.: Princeton University Press Besondere politische Geographie vorkolonialer politischer Gebilde: für gewöhnlich konzentrisch: die Herrschaftsdichte bzw. die Möglichkeit des Zentrums, Herrschaft auszuüben, nahm mit der Distanz vom Zentrum ab (dargestellt auf Landkarten: konzentrische Kreise) Folge: Tendenz zu Segmentierung (Abspaltung und Neubildung von politischen Einheiten)

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4 Theorie und Praxis von Herrschaft in der vorkolonialen Periode
Herrschaft im vorkolonialen Afrika v.a. Herrschaft über Personen; lediglich in dichter besiedelten Regionen (westafrikanische Küstenregionen z.b. Ghana, Ruanda, Burundi, Uganda, Äthiopien) hatte politische Herrschaft auch territoriale Züge. Damit einher ging auch, dass es häufig zu Überlappungen z.T. unterschiedlich begründeter Herrschaftsansprüche kam. eine Folge: nuancierte Vorstellungen über Besitz/ Kontrolle über Land mit verschiedenen „Stakeholdern“ aber keinem „Souverän“ In dichter besiedelten Regionen: häufig anzutreffende Unterscheidung zwischen territorialer Herrschaft (Kontrolle über Boden und Nutzungsrechte) einerseits und politischer Herrschaft anderseits; häufig auch religiöse/rituelle Herrschaftsbindungen als zusätzlicher Herrschaftsebene Häufig auch Nebeneinander von lineage- (verwandtschafts-) basierten Autoritätsstrukturen und Autoritätsstrukturen des Zentralstaates

5 Einschränkungen durch
Grundsätzliches Problem afrikanischer Herrscher/ staatlicher Gebilde: Zusammenhalt des Staates/ Durchsetzung von Herrschaftsansprüchen/ Ausübung von Herrschaft  hohe Kosten von Herrschaftsausübung (Jeffrey Herbst, States and Power in Africa, 2000) Einschränkungen durch Schriftlosigkeit (Kommunikation mit lokalen Herrschaftsträgern in peripheren Gebieten) Geographische Beschränkung - Problem der Kontrolle/ Herrschaft über periphere Gebiete Notwendigkeit, Herrschaftsansprüche v.a. in entlegeneren Gebieten auf Loyalitätsbeziehungen zu Gründen/ umgekehrt: Beschränkung des Einsatzes von Gewalt

6 Grenzvorstellungen – Grenzräume vs. Grenzlinien
Funktion und Gestalt von Grenzen ist eng mit Gestalt von Staaten bzw. dem Charakter von Staatlichkeit verbunden „Grenzen“ und Grenzvorstellungen von Gesellschaften ohne Staat (d.h. ohne ausgeprägte zentralisierte Autoritätsstrukturen unterscheiden sich offensichtlich von modernen Grenzregimen und -vorstellungen. Auf solche Gesellschaften trifft mithin das somalische Sprichwort zu: „Wo immer das Kamel hingeht, das ist Somalia“ Präziser ausgedrückt, sind Grenzen in diesem Fall (und speziell im Falle nomadischer oder semi-nomadischer Gesellschaften) kaum oder gar nicht territorial definiert, sondern verlaufen entlang von unterschiedlichen Beziehungsnetzwerken

7 Herrschaft als Beziehungsgeflecht
Verschiedene Formen solcher Beziehungsnetzwerke: tatsächliche oder geglaubte Verwandtschaft (Klan), Ethnie, religiöse/ rituelle Netzwerke, Klientelbeziehungen, etc. Auf lokaler Ebene spielen solche Netzwerke auch in Gesellschaften mit zentralisierten Autoritätsstrukturen eine Rolle – in der vorkolonialen Zeit durchaus in politischer Hinsicht. Vgl. Danielle de Lame (2005): A Hill amongst a thousand“  Raumvorstellungen, aber auch „Raumpraxis“ auf lokaler Ebene geprägt von (heute) v.a. verwandtschaftlichen Bindungen Vorkoloniale „Staaten“ waren zu einem Gutteil ebenfalls auf Beziehungsnetzwerken aufgebaut (vor allem Tribut- und Klientelbeziehungen), während die territoriale Komponente eher schwach ausgeprägt war

8 Weil Land in den meisten Fällen bis ins 20. Jh
Weil Land in den meisten Fällen bis ins 20.Jh. reichlich vorhanden war – Primat von „Exit“ (vgl. Albert O. Hirschman: Exit,Voice, and Loyalty) „Frontierprozesse“  stetige Ablösungsprozesse, nicht nur von peripheren Regionen, sondern von Gruppen, die sich aus dem engeren Herrschaftsbereich von Staaten begaben und neue Staaten gründeten. Beispiel: Mfecane im südlichen Afrika: Ausgangspunkt das Zulu-Königreich unter Shaka, zahlreiche Neugründungen durch Dissidenten etwa im Gebiet um Pretoria (Ndebele) und in Zimbabwe (Matabele), dieser teils auf Migration, teils auf Inkorporation von vorgefundenen lokalen Bevölkerungsgruppen beruhende Staatsbildungsprozess strahlte bis ins Gebiet des heutigen Tanzania aus. Primat von „Exit“ bedeutete auch, dass es kaum Konkurrenz zwischen Staaten gab, die in Europa einer der wesentlichen Motoren der Transformation von Staaten hin zu bürokratischen Anstaltsstaaten war

9 Beschränkung von Herrschaft auch im Sinne der „Ziele“ bzw
Beschränkung von Herrschaft auch im Sinne der „Ziele“ bzw. des Gegenstands von Herrschaft (in ritueller Hinsicht zwar „Wohlfahrtsideologien“, aber in der Praxis beschränkte sich Herrschaft auf Tributeinhebung, der Austragung von Macht- und Konkurrenzkämpfen mit rivalisierenden Staaten bzw. Gruppen innerhalb eines Staates, Reproduktion der Herrschaftseliten, Kontrolle über Ressourcen und Handel) Damit war auch die Durchstaatlichung der Gesellschaft eingeschränkt (i.S. Von governance: Steuerung/Regulativfunktion) Überwiegend bei vorkolonialen Staaten: Realistische Theorie von Staatlichkeit – Grenzen von Staaten sind dort, bis wohin der Einfluss des Zentrums reicht  Herrschaft imaginiert als konzentrisch (ausgehend vom Zentrum). Eine Konsequenz dieser Dynamiken war, dass Grenzen weder statisch noch fixiert waren,noch einer geometrischen Logik entsprachen  Grenzregion (Frontier). Grenzen konnten nichtsdestotrotz eine wichtige symbolische und praktische - Bedeutung haben – ebenso wie moderne Grenzen strukturierten die diffuseren vorkoloniale Grenzen politische Beziehungen und pol. Praxis und wirkten identitätsstiftend

10 Beispiele vorkolonialer Staaten
Mali, Ghana, Hausa-Staaten (wesentliche strukturelle Bedingung: Kontrolle über Fernhandel/ Transsahara-Handel; in den Hausa-Städten: charismatische islamische Führer) Dahomey, Oyo, Benin (strukturelle Bedingung: Transatlantischer Sklavenhandel) Ngoni Königreiche im südlichen Afrika Königreiche der Großen Seenregion (Ruanda, Burundi...) Savannenkönigreiche im Kongo (Kongo, Luba...) „Stadtstaaten“ der Swahiliküste (strukturelle Bedingung: Fernhandel über indischen Ozean)

11 In welcher Weise sind vorkoloniale politische Systeme für das gegenwärtige Afrika relevant?
Häufig Basis politischer (ethnonationaler) Identität Andauernde Relevanz für lokale, teilweise auch regionale Verwaltungsstrukturen (v.a. lokale Verwaltungseinheiten schließen häufig an vorkoloniale Einheiten an) Nach wie vor eine Quelle von politischer Legitimität (egal ob wirklich oder nur imaginiert) Mechanismen und Strukturen vorkolonialer Herrschaft sind (wenn auch in veränderter Form und in verändertem Kontext) für das postkoloniale Afrika relevant („Big men“ Politik, Patronagesysteme) Kenntnis über das vorkoloniale Afrika ist überdies notwendig, um die mit der Durchsetzung von moderner Staatlichkeit einhergehenden Veränderungen zu verstehen

12 Koloniale Transformationen
Koloniale Grenzziehungen, die vor Ort oft nur begrenzt wirkmächtig wurden und erst Anfang des 20.Jh. im wesentlichen abgeschlossen waren, etablierte ein deutlich von indigenen „Grenzregimen“ abhebendes System, das gleichzeitig mit der kolonialen Transformation von Staatlichkeit an sich verbunden ist Orientierung an normativen Gesichtspunkten: Souveränität über definierte Territorien, die allerdings während der Kolonialzeit weitgehend Fiktion blieb und es heute in vielen Ländern Afrikas immer noch (bzw. wieder) ist Spannung zwischen Realität und normativer Begründung bzw. Theorie von Staatlichkeit Ideal homogener und bürokratischer Herrschaftsausübung ( ließ überlappende Autoritätsstrukturen verschwinden) Kein Platz für die für vorkoloniale Staaten so charakteristische Ambiguität von Grenzregionen

13 Funktionen kolonialer und postkolonialer Grenzen
Brachte v.a. auch eine Verdichtung der Herrschaft nach Innen Kontrollfunktion: Kontrolle der Mobilität von Menschen und Gütern (und wenn auch nur symbolisch) Abgrenzung von unterschiedlichen Rechtssytemen, in Verbund mit der Kontrolle von Mobilität von Menschen unterschiedliche Zuschreibung von Rechten – in der kolonialen Periode bezeichnenderweise vor allem nach innen gerichtet Exkurs: Innere Grenzen einerseits entlang der Unterscheidung Stadt vs. Land (Beschränkung der Urbanisierung; Landbevölkerung als „tribal population“ hatten einen anderen rechtlichen Status als die „detribalisierte“ Stadtbevölkerung Andererseits (und häufig mit ersterer Unterscheidung überlappend) auf der Basis von „Rasse“ bzw. Ethnie am ausgeprägtesten in Siedlergesellschaften des südlichen Afrikas Diese Binnengrenzen sind für viele afrikanische Gesellschaften weiterhin prägend, wobei es auch bei diesen Grenzen unterschiedliche Durchlässigkeiten gibt

14 Grenzen und die kapitalistische Durchdringung der Peripherie
Koloniale Grenzziehungen war u.a. auch bedeutsam für die Verdichtung der Herrschaft nach innen, v.a. hinsichtlich Steuereinhebung, Zwangsarbeit Zwangsanbau Die Durchsetzung einer kapitalistischen Logik („mise en valeur“) in den Kolonien brachte zudem eine deutliche Verschiebung der Bedeutung von Territorium/ Territorialität Landkonflikte (grundlegende Frage: wer ist Eigentümer des Landes, in dieser Weise neu) Weil unter kolonialen Politiken indirekter Herrschaft Ethnizität ein entscheidendes Kriterium für den Zugang zu Land darstellte, verschärfte die Kapitalistische Durchdringung des ländlichen Afrikas und die damit entstehenden Landkonflikte auch ethnische Grenzen In der postkolonialen Phase wurden viele der Konflikte auch in bezug auf Staatsbürgerschaft ausgetragen (vgl. Banyamulenge im Ostkongo)

15 Notwendigkeit der Kapitalakkumulation, zunächst um den kolonialen Verwaltungsapparat bzw. die für die Ausübung von Herrschaft „notwendige“ Infrastruktur (Wege, Straßen, Eisenbahnen, Verwaltungs- und Schulgebäude) zu finanzieren (durch Einführung von Steuern, Cash Crops, Ausbeutung natürlicher Ressourcen, Zwangsarbeit...), dabei kaum direkte Zuschüsse vom Mutterland, sondern Kredite; Kolonialstaat war in diesem Sinne ein „moderner“ Staat, der auf spezifische Vorstellungen über den „Sinn“ und „Zweck“ von Herrschaft fußte Veränderte Legitimationsbasis von Herrschaft: Entwicklung, „Wohlfahrt“ der Bevölkerung: zukunftsorientiert & outputorientiert, wobei die „Wohlfahrt“ relativ abstrakt (als gesellschaftliche Entwicklung) gefasst wurde Die veränderte Legitimation von Herrschaft war im wesentlichen eine „externe“ Legitimation, der keine entsprechende „interne Legitimation“ (gegenüber der Bevölkerung entsprach)


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