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Die Philosophie von Karl Marx

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Präsentation zum Thema: "Die Philosophie von Karl Marx"—  Präsentation transkript:

1 Die Philosophie von Karl Marx
Prof. Dr. Christian Lotz DAAD Gastdozentur Cottbus, 2013 Sprechstunde: nach Absprache und Donnerstags, 15-16:30 Uhr Raum 130K

2 25.April - THEMEN Einfuehrung Marx und Marxismus
Gegenwaertige Krisen und Antagonismen Krise des Weltanschauungs-Marxismus Ziele der Veranstaltung Struktur der Veranstaltung Texte: 11.Feuerbachthese, Lukacs Exzerpt

3 Ethisch motivierter Marxismus / Neokantischer Sozialismus
Lukacs, Die Rolle der Moral in der kommunistischen Produktion, 1919 “Das Endziel des Kommunismus ist der Aufbau einer Gesellschaft, in der die Freiheit der Moral den Platz des Zwangscharakters des Rechts in der Regelung allen Handelns einnehmen wird. […] In den kapitalistischen Klassen kann es nur nach aussen hin, nicht jedoch nach innen, eine Klassensolidaritaet geben. Deshalb haette die Moral die Macht des Rechts innerhalb dieser Klasse niemals ersetzen koennen. […] Es haengt vom Selbstbewusstsein, von der geistigen und moralischen Substanz, von der Urteilskraft und Opferbereitschaft des Proletariats ab, welche Richtung der Entwicklung der Gesellschaft einschlaegt. Die Frage der Produktion wird somit zu einer moralischen Frage.” Lukacs, Die moralische Sendung der kommunistischen Partei, 1920 “Sie wissen, was von der im Weltkrieg zugrunde gegangenen Wirtschaft, und vor allem, was von den im Kapitalismus seelisch verdorbenen und verkommenen, zu Egoismus erzogenen Menschen zu erwarten ist. […] Der Uebergang aus der alten in die neue Gesellschaft bedeutet aber keine bloss oekonomische und institutionelle, sondern zugleich eine moralische Wandlung. Man missverstehe nicht: Nichts steht uns ferner, als der kleinbuergerliche Utopismus jener, die sich nur zufolge einer inneren Wandlung der Menschen eine Aenderung der Gesellschaft denken koennen.”

4 Feuerbach These 11, 1845: Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kömmt drauf an, sie zu verändern.

5 Feuerbach These 11, 1845: 1. Philosophisches Ziel: Emanzipation/Revolution 2. Philosophie als Kritik 3. Philosophie als Praxis (Philosophie entspringt der Praxis) 4. Philosophie als Diagnose: Theorie des Kapitalismus

6 2.Mai - THEMEN Marx’ Kritik an abstrakten Konzeptionen von Sozialitaet
Die Rolle der Sinnlicheit (wird fortgesetzt am 30.Mai) Konzeptionen von Sozialitaet Arbeit und gesellschaftliche Reproduktion Materialismus Texte: Feuerbachthese, Die Deutsche Ideologie

7 Feuerbach These 6 Feuerbach löst das religiöse Wesen in das menschliche Wesen auf. Aber das menschliche Wesen ist kein dem einzelnen Individuum inwohnendes Abstraktum. In seiner Wirklichkeit ist es das ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse. Feuerbach, der auf die Kritik dieses wirklichen Wesens nicht eingeht, ist daher gezwungen: 1. von dem geschichtlichen Verlauf zu abstrahieren und das religiöse Gemüt für sich zu fixieren, und ein abstrakt - isoliert - menschliches Individuum vorauszusetzen. 2. Das Wesen kann daher nur als „Gattung", als innere, stumme, die vielen Individuen natürlich verbindende Allgemeinheit gefaßt werden

8 Rationalitaet, Verstand, Vernunft
Idealismus Marx kritisiert Feuerbach, weil dieser – Marx zufolge – die Sozialitaet als etwas Abstraktes bestimmt und dadurch die konkrete Sozialitaet verfehlt. Eigentlich gibt es in Theorien des Sozialen als “Wesen” keine wirklichen sozialen Beziehungen. In Marx’s Philosophie wird hingegen angenommen, dass sich der Mensch sein Mensch-Sein erarbeiten muss, d.h. dass es sich aus der Form des Sozialen ergibt. A-HISTORISCH Sinnlichkeit HISTORISCH Feuerbach fasst Sinnlichkeit nur abstrakt.

9 Der Hauptmangel alles bisherigen Materialismus (den Feuerbachschen
mit eingerechnet) ist, daß der Gegenstand, die Wirklichkeit, Sinnlichkeit nur unter der Form des Objekts oder der Anschauung gefaßt wird; nicht aber als sinnlich menschliche Tätigkeit, Praxis; nicht subjektiv. Daher die tätige Seite abstrakt im Gegensatz zu dem Materialismus von dem Idealismus - der natürlich die wirkliche, sinnliche Tätigkeit als solche nicht kennt - entwickelt. Feuerbach will sinnliche - von den Gedankenobjekten wirklich unterschiedne Objekte: aber er faßt die menschliche Tätigkeit selbst nicht als gegenständliche Tätigkeit.

10 Sinnlichkeit als eine Form von Kontemplation
Feuerbach Sinnlichkeit als eine Form von Kontemplation Sinnlichkeit Objekt Marx Sinnlichkeit als eine Form von Geselllschaftlichkeit Sinnlichkeit Subjekt Sinnlichkeit Gegenstaendliche Taetigkeit Produktion; Sinnlichkeit = sinnliche Verhaeltnisse = gegenstaendlich vermittelt

11 Sinnlichkeit beim frühen Marx [Fortsetzung: 30.Mai]
Feuerbachs „Auffassung" der sinnlichen Welt beschränkt sich einerseits auf die bloße Anschauung derselben und andrerseits auf die bloße Empfindung, er sagt „den Menschen" statt d[ie] „wirklichen historischen Menschen". […] Im ersten Falle, in der Anschauung der sinnlichen Welt, stößt er notwendig auf Dinge, die seinem Bewußtsein und seinem Gefühl widersprechen, die die von ihm vorausgesetzte Harmonie aller Teile der sinnlichen Welt und namentlich des Menschen mit der Natur stören.* Um diese zu beseitigen, muß er dann zu einer doppelten Anschauung seine Zuflucht nehmen, zwischen einer profanen, die nur das „auf platter Hand Liegende", und einer höheren, philosophischen, die das „wahre Wesen" der Dinge erschaut. Er sieht nicht, wie die ihn umgebende sinnliche Welt nicht ein unmittelbar von Ewigkeit her gegebenes, sich stets gleiches Ding ist, sondern das Produkt der Industrie und des Gesellschaftszustandes, und zwar in dem Sinne, daß sie ein geschichtliches Produkt ist, das Resultat der Tätigkeit einer ganzen Reihe von Generationen, deren Jede auf den Schultern der vorhergehenden stand, ihre Industrie und ihren Verkehr weiter ausbildete, ihre soziale Ordnung nach den veränderten Bedürfnissen modifizierte. Selbst die Gegenstände der einfachsten „sinnlichen Gewißheit" sind ihm nur durch die gesellschaftliche Entwicklung, die Industrie und den kommerziellen Verkehr gegeben. Der Kirschbaum ist, wie fast alle Obstbäume, bekanntlich erst vor wenig Jahrhunderten durch den Handel in unsre Zone verpflanzt worden und wurde deshalb erst durch diese Aktion einer bestimmten Gesellschaft in einer bestimmten Zeit der „sinnlichen Gewißheit" Feuerbachs gegeben (MEW3, 42-43).  Menschliche Realitaet is gegenstaendlich vermittelt = kann nur ueber seine Produkte verstanden werden

12 Sinnlichkeit beim frühen Marx [Fortsetzung: 30.Mai]
Feuerbach hat allerdings den großen Vorzug vor den „reinen" Materialisten, daß er einsieht, wie auch der Mensch „sinnlicher Gegenstand" ist; aber abgesehen davon, daß er ihn nur als „sinnlichen Gegenstand", nicht als „sinnliche Tätigkeit" faßt, da er sich auch hierbei in der Theorie hält, die Menschen nicht in ihrem gegebenen gesellschaftlichen Zusammenhange, nicht unter ihren vorliegenden Lebensbedingungen, die sie zu Dem gemacht haben, was sie sind, auffaßt, so kommt er nie zu den wirklich existierenden, tätigen Menschen, sondern bleibt bei dem Abstraktum „der Mensch" stehen und bringt es nur dahin, den „wirklichen, individuellen, leibhaftigen Menschen" in der Empfindung anzuerkennen, d. h., er kennt keine andern „menschlichen Verhältnisse" „des Menschen zum Menschen", als Liebe und Freundschaft, und zwar idealisiert. Gibt keine Kritik der jetzigen Lebensverhältnisse (MEW3, 44).

13 Was konstituiert Gesellschaft?
Wie kann man soziale Beziehungen denken? Kultur? Religioes Werte? Sprache? Moralisch Geschichte? Gesetz? Emotional Gefuehle? Werte? Rational Oekonomisch

14 Produktion Aktivität Technik Wissen Leib Re-Produktion Erde Produktionsmittel Bewusstsein Eigentum Produkt Recht Beduerfnis Staat Form der Reproduktion = Produktionsweise = Gesellschaftstyp = historisch Beim wirklichen Menschen beginnen!

15 Lektuere: MEW3, 13, 20, 21, 22, 25, 26, 28, 29, 30

16 Das Bewusstsein, d. h. Denken, Ideen, Theorie, Glaube, etc
Das Bewusstsein, d.h. Denken, Ideen, Theorie, Glaube, etc., bleibt immer an bestimmte Verhaeltnisse angebunden. Produktion von Lebensmitteln Produktion einer Lebensweise Materialismus Verkehrsform der Gesellschaft Formen des Eigentums In Die Deutsche Ideologie erreicht Marx eine wichtige Stufe seiner Denkentwicklung, da er hier die Naturseite des gesellschaftlichen Prozesses und seiner Geschichte mit einer Theorie historischer Formen zusammenschliesst. Entgegen der gaengigen Rezeption muss herausgehoben werden, dass Marx keine Geschichtsteleologie entwirft (wir kommen darauf zurueck).

17 Arbeit = Beziehung = Verhaeltnis
Empirie = fuer Marx in DI nicht einfach sinnliche Gegebenheit, sondern der jeweilige historische Stand der (Re)produktionsverhaeltnisse Geschichte = fuer Marx gibt es kein Subjekt der Geschichte (in der Literatur wird dieser Punkt oft diskutiert); stattdessen haben wir Formen gesellschaftlicher Verhaeltnisse in Abhaengigkeit von deren materiellen Produktion Selbst Natur Arbeit = Beziehung = Verhaeltnis Sozial Produkt SOZIALE REALITAET – Arbeit ist eine Relation und als immer gesellschaftlich; der Arbeitsakt ist Aktivitaet und Produkt zugleich, die von der gesellschaftlichen Reproduktion umgriffen werden; Arbeit = Substanz der Gesellschaft = das, was Gesellschaft ist = das Sein der Gesellschaft

18 30.Mai - THEMEN Theorie der gesellschaftlichen Totalitaet
Sozialontologie Texte: Grundrisse, Einleitung

19 Ideologie, MEW3, 26 Die Produktion der Ideen, Vorstellungen, des Bewußtseins ist zunächst unmittelbar verflochten in die materielle Tätigkeit und den materiellen Verkehr der Menschen, Sprache des wirklichen Lebens. Das Vorstellen, Denken, der geistige Verkehr der Menschen erscheinen hier noch als direkter Ausfluß ihres materiellen Verhaltens. Von der geistigen Produktion, wie sie in der Sprache der Politik, der Gesetze, der Moral, der Religion, Metaphysik usw. eines Volkes sich darstellt, gilt dasselbe. Die Menschen sind die Produzenten ihrer Vorstellungen, Ideen pp., aber die wirklichen, wirkenden Menschen, wie sie bedingt sind durch eine bestimmte Entwicklung ihrer Produktivkräfte und des denselben entsprechenden Verkehrs bis zu seinen weitesten Formationen hinauf. Das Bewußtsein kann nie etwas Andres sein als das bewußte Sein, und das Sein der Menschen ist ihr wirklicher Lebensprozeß. Wenn in der ganzen Ideologie die Menschen und ihre Verhältnisse wie in einer Camera obscura auf den Kopf gestellt erscheinen, so geht dies Phänomen ebensosehr aus ihrem historischen Lebensprozeß hervor, wie die Umdrehung der Gegenstände auf der Netzhaut aus ihrem unmittelbar physischen.

20 Ideologie, Grundrisse Der Hauptfehler von Smith, Mill, etc. besteht darin, nicht verstanden zu haben, wie ihre eigenen Theorien und deren theoretischen Abstraktionen durch die Produktionsweise und gesellschaftliche Totalitaet moeglich gemacht werden. Daher kann Smith eigentlich keinen universalen Geltungsanspruch erheben, was er aber de facto tut. Die buergerliche Theorie der Oekonomie wird daher zur Ideologie. Nach Marx gibt es keine generelle Theorie der Oekonomie, da diese immer an die geschichtlich existierenden Formen angeschlossen sein muss [diese entscheidende These wurde vom klassischen Marxismus und vom “Marxismus-Leninismus” voellig ignoriert]. Marx’ eigene Theorie is daher darauf gerichtet, die kapitalistische Reproduktionsform von Vergesellschaftung zu begreifen. Kommunismus ist daher auch nicht das Ziel der Geschichte, sondern nur negativ als Aufloesung des Kapitalismus zu verstehen (wir kommen darauf zurueck)

21 MEW42, 22: Buergerliche Oekonomie als Ideologie
Die Produktion soll vielmehr — siehe z. B. Mill — im Unterschied von der Distribution etc. als eingefaßt in von der Geschichte unabhängigen ewigen Naturgesetzen dargestellt werden, bei welcher Gelegenheit dann gänz unter der Hand bürgerliche Verhältnisse als unumstößliche Naturgesetze der Gesellschaft in abstracto untergeschoben werden. Dies ist der mehr oder minder bewußte Zweck des ganzen Verfahrens. Bei der Distribution dagegen sollen die Menschen in der Tat allerlei Willkür sich erlaubt haben. Ganz abgesehn von dem rohen Auseinanderreißen von Produktion und Distribution und ihrem wirklichen Verhältnis, muß soviel von vornherein einleuchten, daß, wie verschiedenartig die Distribution

22 MEW42, 20: Individualitaet ist eine Form von Sozialitaet
Je tiefer wir in der Geschichte zurückgehen, je mehr erscheint das Individuum, daher auch das produzierende Individuum, als unselbständig, einem größren Ganzen angehörig: erst noch in ganz natürlicher Weise in der Familie und der zum Stamm erweiterten Familie; später in dem aus dem Gegensatz und Verschmelzung der Stämme hervorgehenden Gemeinwesen in seinen verschiednen Formen. Erst in dem 18. Jahrhundert, in der „bürgerlichen Gesellschaft", treten die verschiednen Formen des gesellschaftlichen Zusammenhangs dem einzelnen als bloßes Mittel für seine Privatzwecke entgegen, als äußerliche Notwendigkeit. Aber die Epoche, die diesen Standpunkt erzeugt, den des vereinzelten einzelnen, ist grade die der bisher entwickeltsten gesellschaftlichen (allgemeinen von diesem Standpunkt aus) Verhältnisse. Der Mensch ist im wörtlichsten Sinn ein zoon politikon, nicht nur ein geselliges Tier, sondern ein Tier, das nur in der Gesellschaft ||2| sich vereinzeln kann. Die Produktion des vereinzelten einzelnen außerhalb der Gesellschaft — eine Rarität, die einem durch Zufall in die Wildnis verschlagnen Zivilisierten wohl vorkommen kann, der in sich dynamisch schon die Gesellschaftskräfte besitzt — ist ein ebensolches Unding als Sprachentwicklung ohne zusammen lebende und zusammen sprechende Individuen

23 MEW42, 20: Produktion Wenn also von Produktion die Rede ist, ist immer die Rede von Produktion auf einer bestimmten gesellschaftlichen Entwicklungsstufe — von der Produktion gesellschaftlicher Individuen. Es könnte daher scheinen, daß, um überhaupt von der Produktion zu sprechen, wir entweder den geschichtlichen Entwicklungsprozeß in seinen verschiednen Phasen verfolgen müssen oder von vornherein erklären, daß wir es mit einer bestimmten historischen Epoche zu tun haben, also z. B. mit der modernen bürgerlichen Produktion, die in der Tat unser eigentliches Thema ist.

24 MEW42, 21: Produktion ist immer Totalitaet, da Gesellschaft sich nur als Ganze reproduziert
Wenn es keine Produktion im allgemeinen gibt, so gibt es auch keine allgemeine Produktion. Die Produktion ist immer ein besondrer Produktionszweig — z. B. Agrikultur, Viehzucht, Manufaktur etc. — oder sie ist Totalität. Allein die politische Ökonomie ist nicht Technologie. Das Verhältnis der allgemeinen Bestimmungen der Produktion auf einer gegebnen gesellschaftlichen Stufe zu den besondren Produktionsformen anderswo zu entwickeln (später). Endlich ist die Produktion auch nicht nur besondre. Sondern es ist stets ein gewisser Gesellschaftskörper, ein gesellschaftliches Subjekt, das in einer größren oder dürftigren Totalität von Produktionszweigen tätig ist. Das Verhältnis, das die wissenschaftliche Darstellung zur reellen Bewegung hat, gehört ebenfalls noch nicht hierher. Produktion im allgemeinen. Besondre Produktionszweige. Totalität der Produktion

25 Das Resultat, wozu wir gelangen, ist nicht, daß Produktion, Distribution,
Austausch, Konsumtion identisch sind, sondern daß sie alle Glieder einer Totalität bilden, Unterschiede innerhalb einer Einheit. Die Produktion greift über, sowohl über sich in der gegensätzlichen Bestimmung der Produktion, als über die andren Momente. Von ihr beginnt der Prozeß immer wieder von neuem. Daß1 Austausch und Konsumtion nicht das Übergreifende sein können, ist von selbst klar. Ebenso von der Distribution als Distribution der Produkte. Als Distribution der Produktionsagenten aber ist sie selbst ein Moment der Produktion. Eine bestimmte Produktion bestimmt also eine bestimmte Konsumtion, Distribution, Austausch und bestimmte Verhältnisse dieser verschiednen Momente zueinander. Allerdings wird auch die Produktion, in ihrer einseitigen Form, ihrerseits bestimmt durch die andren Momente. Z. B., wenn der Markt sich ausdehnt, d. h. die Sphäre des Austauschs, wächst die Produktion dem Umfang nach und teilt sich tiefer ab. Mit Veränderung der Distribution ändert sich die Produktion; z. B. mit Konzentration des Kapitals, verschiedner Distribution der Bevölkerung in Stadt und Land etc. Endlich bestimmen die Konsumtionsbedürfnisse die Produktion. Es findet Wechselwirkung zwischen den verschiednen Momenten statt. Dies der Fall bei jedem organischen Ganzen. (MEW42, 34)

26 MEW42, 23: Unmittelbare Identitaet von Produktion und Konsumtion
Die Produktion ist unmittelbar auch Konsumtion. Doppelte Konsumtion, subjektive und objektive: das Individuum, das im Produzieren seine Fähigkeiten entwickelt, gibt sie auch aus, verzehrt sie im Akt der Produktion, ganz wie das natürliche Zeugen eine Konsumtion von Lebenskräften ist. Zweitens: Konsumtion der Produktionsmittel, die gebraucht und abgenutzt werden und zum Teil (wie z.B. bei der Feurung) in die allgemeinen Elemente wieder aufgelöst werden. Ebenso Konsumtion des Rohstoffs, der nicht in seiner natürlichen Gestalt und Beschaffenheit bleibt, die vielmehr aufgezehrt wird. Der Akt der Produktion selbst ist daher in allen seinen Momenten auch ein Akt der Konsumtion.

27 MEW42, 24: Produkt wird Produkt in Konsumtion
Die Produktion ist also unmittelbar Konsumtion, die Konsumtion ist unmittelbar Produktion. Jede ist unmittelbar ihr Gegenteil. Zugleich aber findet eine vermittelnde Bewegung zwischen beiden statt. Die Produktion vermittelt die Konsumtion, deren Material sie schafft, der ohne sie der Gegenstand fehlte. Aber die Konsumtion vermittelt auch die Produktion, indem sie den Produkten erst das Subjekt schafft, für das sie Produkte sind. Das Produkt erhält erst den letzten finish1 in der Konsumtion. Eine Eisenbahn, auf der nicht gefahren wird, die also nicht abgenutzt, nicht konsumiert wird, ist nur eine Eisenbahn 8wa- |j,ei2, nicht der Wirklichkeit nach. Ohne Produktion keine Konsumtion; aber auch ohne Konsumtion keine Produktion, da die Produktion so zwecklos wäre. Die Konsumtion produziert die Produktion doppelt, 1. indem erst in der Konsumtion das Produkt wirkliches Produkt wird. Z. B. ein Kleid wird erst wirklich Kleid durch den Akt des Tragens; ein Haus, das nicht bewohnt wird, ist in fact kein wirkliches Haus; also als Produkt im Unterschied von bloßem Naturgegenstand, bewährt sich, wird das Produkt erst in der Konsumtion. Die

28 MEW42, 25: Produktion und Konsumtion
Indem die Konsumtion das Bedürfnis neuer Produktion schafft, also den idealen, innerlich treibenden Grund der Produktion, der ihre Voraussetzung ist. Die Konsumtion schafft den Trieb der Produktion; sie schafft auch den Gegenstand, der als zweckbestimmend in der Produktion tätig ist. Wenn es klar ist, daß die Produktion den Gegenstand der Konsumtion äußerlich darbietet, so ist ||8| daher ebenso klar, daß die Konsumtion den Gegenstand der Produktion ideal setzt, als innerliches Bild, als Bedürfnis, als Trieb und als Zweck. Sie schafft die Gegenstände der Produktion in noch subjektiver Form. Ohne Bedürfnis keine Produktion. Aber die Konsumtion reproduziert das Bedürfnis.

29 MEW42, 27: Produktion und Subjekt
Dem entspricht von Seiten der Produktion, daß sie 1. der Konsumtion5 das Material, den Gegenstand liefert. Eine Konsumtion ohne Gegenstand ist keine Konsumtion; also schafft nach dieser Seite, produziert die Produktion die Konsumtion. 2. Aber es ist nicht nur der Gegenstand, den die Produktion der Konsumtion schafft. Sie gibt auch der Konsumtion ihre Bestimmtheit, ihren Charakter, ihren finish. Ebenso wie die Konsumtion dem Produkt seinen finish als Produkt gab, gibt die Produktion den finish der Konsumtion. Einmal ist der Gegenstand kein Gegenstand überhaupt, sondern ein bestimmter Gegenstand, der in einer bestimmten, durch die Produktion selbst wieder vermittelten Art konsumiert werden muß. Hunger ist Hunger, aber Hunger, der sich durch gekochtes, mit Gabeln und Messer gegeßnes Fleisch befriedigt, ist ein andrer Hunger als der rohes Fleisch mit Hilfe von Hand, Nagel und Zahn verschlingt. Nicht nur der Gegenstand der Konsumtion, sondern auch die Weise der Konsumtion wird daher durch die Produktion produziert, nicht nur objektiv, sondern auch subjektiv. Die Produktion schafft also den Konsumenten. 3.6Die Produktion liefert dem Bedürfnis nicht nur ein Material, sondern sie liefert dem Material auch ein Bedürfnis. Wenn die Konsumtion aus ihrer ersten Naturroheit und Unmittelbarkeit heraustritt — und das Verweilen in derselben wäre selbst noch das Resultat einer in der Naturroheit steckenden Produktion —, so ist sie selbst als Trieb vermittelt durch den Gegenstand. Das Bedürfnis, das sie nach ihm fühlt, ist durch die Wahrnehmung desselben geschaffen. Der Kunstgegenstand — ebenso jedes andre Produkt — schafft ein kunstsinniges und schönheitsgenußf ähiges Publikum. Die Produktion produziert daher nicht nur einen Gegenstand für das Subjekt, sondern auch ein Subjekt für den Gegenstand.

30 MEW42, 28: Die Produktion ist nicht nur unmittelbar Konsumtion und die Konsumtion unmittelbar Produktion; noch ist die Produktion nur Mittel für die Konsumtion und die Konsumtion Zweck für die Produktion, d. h., daß jede der andren ihren Gegenstand liefert, die Produktion äußerlichen der Konsumtion, die Konsumtion vorgestellten der Produktion; sondern jede derselben ist nicht nur unmittelbar die andre, noch die andere nur vermittelnd, sondern jede der beiden schafft, indem sie sich vollzieht, die andre; sich als die andre. Die Konsumtion vollzieht erst den Akt der Produktion, indem sie das Produkt als Produkt vollendet, indem sie es auflöst, die selbständig sachliche Form an ihm verzehrt; indem sie die in dem ersten Akt der Produktion entwickelte Anlage durch das Bedürfnis der Wiederholung zur Fertigkeit steigert; sie ist also nicht nur der abschließende Akt, wodurch das Produkt Produkt, sondern auch, wodurch der Produzent Produzent wird. Andrerseits produziert die Produktion die Konsumtion, indem sie die bestimmte Weise der Konsumtion schafft, und dann, indem sie den Reiz der Konsumtion, die Konsumtionsfähigkeit selbst schafft als Bedürfnis. Diese letztre unter 3. bestimmte Identität in der Ökonomie vielfach erläutert in dem Verhältnis von Nachfrage und Zufuhr, von Gegenständen und Bedürfnissen, von durch die Sozietät geschaffnen und natürlichen Bedürfnissen.

31 Das Resultat, wozu wir gelangen, ist nicht, daß Produktion, Distribution,
Austausch, Konsumtion identisch sind, sondern daß sie alle Glieder einer Totalität bilden, Unterschiede innerhalb einer Einheit. Die Produktion greift über, sowohl über sich in der gegensätzlichen Bestimmung der Produktion, als über die andren Momente. Von ihr beginnt der Prozeß immer wieder von neuem. Daß1 Austausch und Konsumtion nicht das Übergreifende sein können, ist von selbst klar. Ebenso von der Distribution als Distribution der Produkte. Als Distribution der Produktionsagenten aber ist sie selbst ein Moment der Produktion. Eine bestimmte Produktion bestimmt also eine bestimmte Konsumtion, Distribution, Austausch und bestimmte Verhältnisse dieser verschiednen Momente zueinander. Allerdings wird auch die Produktion, in ihrer einseitigen Form, ihrerseits bestimmt durch die andren Momente. Z. B., wenn der Markt sich ausdehnt, d. h. die Sphäre des Austauschs, wächst die Produktion dem Umfang nach und teilt sich tiefer ab. Mit Veränderung der Distribution ändert sich die Produktion; z. B. mit Konzentration des Kapitals, verschiedner Distribution der Bevölkerung in Stadt und Land etc. Endlich bestimmen die Konsumtionsbedürfnisse die Produktion. Es findet Wechselwirkung zwischen den verschiednen Momenten statt. Dies der Fall bei jedem organischen Ganzen

32 Konsumtion der Faehigkeiten Produktion des Leibes
Produktion ist der “wirkliche Ausgangspunkt und darum auch das uebergreifende Moment” (29) Zweck der Produktion = Konsumtion Zweck der Konsumtion = Produktion Bestimmt die Form der Konsumtion Produkt wird Produkt in der Konsumtion Produktion Produkt Konsumtion Konsumtion der Faehigkeiten Produktion des Leibes Konsumtion schafft Beduerfnis Produktion schafft den Konsumenten Konsumtion der Produktionsmittel Produktion des gesellschaftlichen Lebens Konsumtion der Erde Konsumtion schafft den Produzenten Produktion schafft das Beduerfnis Distribution von Gesellschaftsmitgliedern Austausch von Taetigkeiten und Produkten Distribution von Produktionsmitteln “Die Produktion ist also unmittelbar Konsumtion, die Konsumtion is unmittelbar Produktion. Jede ist unmittelbar ihr Gegenteil. Zugleich aberfindet eine vermittelnde Bewegung zwischen beiden statt” (26) Konsumtion = “Trieb vermittelt durch den Gegenstand” (27) “Die Produktion produziert daher nicht nur einen Gegenstand fuer das Subjekt, sondern auch ein Subjekt fuer den Gegenstand” (27)

33 Lektuere: MEW42, 35-42 = METHODE
Rekonstruktion der Wirklichkeit in der Theorie Konkret (= organisch Ganze) Abstraktion Kategorien der sozialen Wirklichkeit Die Abfolge der Kategorien ist nicht identisch mit der historischen Entwicklung Gegen Hegel: die Kategorien sind nicht selbst wirklich, sondern nur “Existenzbestimmungen” der sozialen Wirklichkeit (= Formanalyse) Der Kapitalismus kann nur in seiner “idealen Durchschnittlichkeit” begriffen werden

34 Kapitalismus, eine erste Annaeherung
Eine Form von Vergesellschaftung, in der die Form der Produktion/Arbeit durch Kapital bestimmt ist, d.h. die Kapitalform annimmt; Vergesellschaftung durch kapitalisierte Arbeit: Da die Produktion das “uebergreifende Moment” der gesellschaftlichen Totalitaet ist, muss auch die Distribution und die Konsumption im Hinblick auf die Kapitalform betrachtet werden. Der gesellschaftliche Zusammenhang konstituiert sich durch voneinander unabhaengiger Privatarbeiten; Gesellschaft erscheint den Individuen als etwas ihnen Aeusserliches und Externes (da nur ueber Dinge/Waren vermittelt) VORBLICK Das Geld ist die universelle soziale Beziehung (die in dinglicher Form erscheint), stellt alle mit allem in einen Zusammenhang Vergesellschaftung wird selbst abstrakt. Die lebendige Arbeit wird dem Arbeitslohn, und damit dem Kapital und der Mehrwertproduktion, subsumiert. Ziel der Produktion ist der Mehrwert, nicht die Beduerfnisbefriedigung (Gebrauchswert). Mehrwert kann nur durch eine andauernde Revolution der Produktionsmittel und Produktivkraefte vonstatten gehen; dadurch loesen sich alle traditionellen (d.h. noch nicht durch die Mehrwert-Produktion bestimmten) sozialen Beziehungen auf (vgl. Manifest d. komm. Partei).

35 Feuerbach spricht namentlich von
der Anschauung der Naturwissenschaft, er erwähnt Geheimnisse, die nur dem Auge des Physikers und Chemikers offenbar werden; aber wo wäre ohne Industrie und Handel die Naturwissenschaft? Selbst diese „reine" Naturwissenschaft erhält ja ihren Zweck sowohl wie ihr Material erst durch Handel und Industrie, durch sinnliche Tätigkeit der Menschen. So sehr ist diese Tätigkeit, dieses fortwährende sinnliche Arbeiten und Schaffen, diese Produktion die Grundlage der ganzen sinnlichen Welt, wie sie jetzt existiert, daß, wenn sie auch nur für ein Jahr unterbrochen würde, Feuerbach eine ungeheure Veränderung nicht nur in der natürlichen Welt vorfinden, sondern auch die ganze Menschenwelt und sein eignes Anschauungsvermögen, ja seine Eigne Existenz sehr bald vermissen würde. Allerdings bleibt dabei die Priorität der äußeren Natur bestehen, und allerdings hat dies Alles keine Anwendung auf die ursprünglichen, durch generatio aequivoca1 erzeugten Menschen; aber diese Unterscheidung hat nur insofern Sinn, als man den Menschen als von der Natur unterschieden betrachtet. Übrigens ist diese der menschlichen Geschichte vorhergehende Natur ja nicht die Natur, in der Feuerbach lebt, nicht die Natur, die heutzutage, ausgenommen etwa auf einzelnen australischen Koralleninseln neueren Ursprungs, nirgends mehr existiert, also auch für Feuerbach nicht existiert.

36 6.Juni - THEMEN Entfremdung Die Rolle des Privateigentum
Die Idee des Kommunismus Moral und Oekonomie Staat und Klasse Texte: Die Deutsche Ideologie, Pariser Manuskripte, James Mill (Exzerpte), Kommunistisches Manifest

37 In den Pariser Manuskripten bestimmt Marx Entfremdung vierfach
SELBST PRODUKT Entfremdung GATTUNG ANDERE Marx’s Entfremdungsbegriff bleibt anthropologisch, kann aber als ein Begriff verstanden werden, der sich ueber Anerkennungsverhaeltnisse konstituiert.

38 Entfremdung I: Produkt (MEW40, 511)
Wir gehn von einem nationalökonomischen, gegenwärtigen Faktum aus. Der Arbeiter wird um so ärmer, je mehr Reichtum er produziert, je mehr seine Produktion an Macht und Umfang zunimmt. Der Arbeiter wird eine um so wohlfeilere Ware, je mehr Waren er schafft. Mit der Verwertung der Sachenwelt nimmt die Entwertung der Menschenwelt in direktem Verhältnis zu. Die Arbeit produziert nicht nur Waren; sie produziert sich selbst und den Arbeiter als eine Ware, und zwar in dem Verhältnis, in welchem sie überhaupt Waren produziert. Dies Faktum drückt weiter nichts aus als: Der Gegenstand, den die Arbeit produziert, ihr Produkt, tritt ihr als ein fremdes Wesen, als eine von dem Produzenten unabhängige Macht gegenüber (512) Betrachten wir nun näher die Vergegenständlichung, die Produktion des Arbeiters und in ihr die Entfremdung, den Verlust des Gegenstandes, seines Produkts. Der Arbeiter kann nichts schaffen ohne die Natur, ohne die sinnliche Außenwelt. Sie ist der Stoff, an welchem sich seine Arbeit verwirklicht, in welchem sie tätig ist, aus welchem und mittelst welchem sie produziert.

39 Entfremdung II: Taetigkeit (MEW40, 514)
Wir haben bisher die Entfremdung, die Entäußerung des Arbeiters nur nach der einen Seite hin betrachtet, nämlich sein Verhältnis zu den Produkten seiner Arbeit. Aber die Entfremdung zeigt sich nicht nur im Resultat, sondern im Akt der Produktion, innerhalb der produzierenden Tätigkeit selbst. Wie würde der Arbeiter dem Produkt seiner Tätigkeit fremd gegenübertreten können, wenn er im Akt der Produktion selbst sich nicht sich selbst entfremdete? Das Produkt ist ja nur das Resümee der Tätigkeit, der Produktion. Wenn also das Produkt der Arbeit die Entäußerung ist, so muß die Produktion selbst die tätige Entäußerung, die Entäußerung der Tätigkeit, die Tätigkeit der Entäußerung sein. In der Entfremdung des Gegenstandes der Arbeit resümiert sich nur die Entfremdung, die Entäußerung in der Tätigkeit der Arbeit selbst. Worin besteht nun die Entäußerung der Arbeit? Erstens, daß die Arbeit dem Arbeiter äußerlich ist, d. h. nicht zu seinem Wesen gehört, daß er sich daher in seiner Arbeit nicht bejaht, sondern verneint, nicht wohl, sondern unglücklich fühlt, keine freie physische und geistige Energie entwickelt, sondern seine Physis abkasteit und seinen Geist ruiniert. Der Arbeiter fühlt sich daher erst außer der Arbeit bei sich und in der Arbeit außer sich. Zu Hause ist er, wenn er nicht arbeitet, und wenn er arbeitet, ist er nicht zu Haus. Seine Arbeit ist daher nicht freiwillig, sondern gezwungen, Zwangsarbeit. Sie ist daher nicht die Befriedigung eines Bedürfnisses, sondern sie ist nur ein Mittel, um Bedürfnisse außer ihr zu befriedigen. Ihre Fremdheit tritt darin rein hervor, daß, sobald kein physischer oder sonstiger Zwang existiert, die Arbeit als eine Pest geflohen wird. Die äußerliche Arbeit, die Arbeit, in welcher der Mensch sich entäußert, ist eine Arbeit der Selbstaufopferung, der Kasteiung. Endlich erscheint die Äußerlichkeit der Arbeit für den Arbeiter darin, daß sie nicht sein eigen, sondern eines andern ist, daß sie ihm nicht gehört, daß er in ihr nicht sich selbst, sondern einem andern angehört. Wie in der Religion die Selbsttätigkeit der menschlichen Phantasie, des menschlichen Hirns und des menschlichen Herzens unabhängig vom Individuum, d. h. als eine fremde, göttliche oder teuflische Tätigkeit, auf es wirkt, so ist die Tätigkeit des Arbeiters nicht seine Selbsttätigkeit. Sie gehört einem andren, sie ist der Verlust seiner selbst.

40 Entfremdung III: Natur und Gattung (MEW40, 516)
Die Natur ist der unorganische Leib des Menschen, nämlich die Natur, soweit sie nicht selbst menschlicher Körper ist. Der Mensch lebt von der Natur, heißt: Die Natur ist sein Leib, mit dem er in beständigem Prozeß bleiben muß, um nicht zu sterben. Daß das physische und geistige Leben des Menschen mit der Natur zusammenhängt, hat keinen andren Sinn, als daß die Natur mit sich selbst zusammenhängt, denn der Mensch ist ein Teil der Natur. Indem die entfremdete Arbeit dem Menschen 1. die Natur entfremdet, 2. sich selbst, seine eigne tätige Funktion, seine Lebenstätigkeit, so entfremdet sie dem Menschen die Gattung; sie macht ihm das Gattungsleben zum Mittel des individuellen Lebens. Erstens entfremdet sie das Gattungsleben und das individuelle Leben, und zweitens macht sie das letztere in seiner Abstraktion zum Zweck des ersten, ebenfalls in seiner abstrakten und entfremdeten Form.

41 Entfremdung IV: Sozial (MEW40, 517/18)
Die entfremdete Arbeit macht also: 3. das Gattungswesen des Menschen, sowohl die Natur als sein geistiges Gattungsvermögen, zu einem ihm fremden Wesen, zum Mittel seiner individuellen Existenz. Sie entfremdet dem Menschen seinen eignen Leib, wie die Natur außer ihm, wie sein geistiges Wesen, sein menschliches Wesen. 4. Eine unmittelbare Konsequenz davon, daß der Mensch dem Produkt seiner Arbeit, seiner Lebenstätigkeit, seinem Gattungswesen entfremdet ist, ist die Entfremdung des Menschen von dem Menschen. Wenn der Mensch sich selbst gegenübersteht, so steht ihm der andre Mensch gegenüber. Was von dem Verhältnis des Menschen zu seiner Arbeit, zum Produkt seiner Arbeit und zu sich selbst, das gilt von dem Verhältnis des Menschen zum andren Menschen, wie zu der Arbeit und dem Gegenstand der Arbeit des andren Menschen. Überhaupt, der Satz, daß der Mensch seinem Gattungswesen entfremdet ist, heißt, daß ein Mensch dem andern, wie jeder von ihnen dem menschlichen Wesen entfremdet ist. Die Entfremdung des Menschen, überhaupt jedes Verhältnis, in dem der Mensch zu sich selbst [steht], ist erst verwirklicht, drückt sich aus in dem Verhältnis, in welchem der Mensch zu d[em] andren Menschen steht. Also betrachtet in dem Verhältnis der entfremdeten Arbeit jeder Mensch den andren nach dem Maßstab und dem Verhältnis, in welchem er selbst als Arbeiter sich befindet.

42 Eigentum, MEW42, 23 Alle Produktion ist Aneignung der Natur von Seiten des Individuums innerhalb und vermittelst einer bestimmten Gesellschaftsform. In diesem Sinn ist es Tautologie zu sagen, daß Eigentum (Aneignen) eine Bedingung der Produktion sei. Lächerlich aber ist es, hiervon einen Sprung auf eine bestimmte Form des Eigentums, z.B. des Privateigentums, zu machen. (Was dazu noch eine gegensätzliche Form, die Nichteigentum ebensowohl als Bedingung unterstelle.) Die Geschichte zeigt vielmehr Gemeineigentum (z.B. bei den Indern, Slawen, alten Kelten etc.) als die ursprünglichere Form, eine Form, die unter der Gestalt des Gemeindeeigentums noch lange eine bedeutende Rolle spielt. Von der Frage, ob der Reichtum sich besser unter dieser oder jener Form des Eigentums entwickle, ist hier noch gar nicht die Rede. Daß aber von keiner Produktion, also auch von keiner Gesellschaft die Rede sein kann, wo keine Form des Eigentums existiert, ist eine Tautologie. Eine Aneignung, die sich nichts zu eigen macht, ist contradictio in subjecto5.

43 Erzeugt die ihr eigene Rechts- und Regierungsform
Produktion Aneignung von Natur vermittelst einer Gesellschaftsformation (23) = Eigentum Erzeugt die ihr eigene Rechts- und Regierungsform Ziel von Marx (23)  eine systematische Analyse desjenigen das “organisch zusammengehoert” (die buergerlichen Oekonomen bringen Begriffe nur in einen abstraken “Reflexionszusammenhang”, d.h. die Begriffe bleiben ihren Gegenstaenden aeusserlich). Die Wirklichkeit ist nicht auseinandergerissen (25), sondern immer eine. Dialektik = Gesellschaft als einen inneren Vermittlungszusammenhang begreifen

44 Produktionsverhaeltnisse
Krieg Religion Eigentum Land Menschen Dinge Produktionsverhaeltnisse SOZIALES (GEWALT) VERHAELTNIS KLASSENVERHAELTNIS Familie (Fruehe Gesellschaften) Sklaven (Antike) Leibeigene (Feudalismus) Arbeiter (Kapitalismus) mehr in Deutsche Ideologie

45 Fruehe Marx: Eigentum als das “Scharnier” der sozialen Entfremdung; spaete Marx: Kapital+Mehrwert
Das Verhältnis des Arbeiters zur Arbeit erzeugt das Verhältnis des Kapitalisten zu derselben, oder wie man sonst den Arbeitsherrn nennen will. Das Privateigentum ist also das Produkt, das Resultat, die notwendige Konsequenz der entäußerten Arbeit, des äußerlichen Verhältnisses des Arbeiters zu der Natur und zu sich selbst.  Hieraus folgt die Idee des fruehen Marx, der damit sich noch in der Naehe des franz. Sozialismus aufhaelt, dass der Kommunismus diejenige Bewegung ist, die die Entfremdung aufhebt. Dieser Begriff ist noch anthropologisch und wird spaeter aufgegeben (da die sozial-oekonomische Analyse immer Formanalyse, d.h. historisch, ist). (521) 1. Das allgemeine Wesen des Privateigentums, wie es sich als Resultat der entfremdeten Arbeit ergeben hat, in seinem Verhältnis zum wahrhaft menschlichen und sozialen Eigentum zu bestimmen. 2. Wir haben die Entfremdung der Arbeit, ihre Entäußrung als ein Faktum angenommen und dies Faktum analysiert. (534) Der Kommunismus endlich ist der positive Ausdruck des aufgehobnen Privateigentums, zunächst das allgemeine Privateigentum.

46 Sinnliche Verhaeltnisse Soziale Verhaeltnisse Politische Verhaeltnisse
Kommunismus Sinnliche Verhaeltnisse Historische Verhaeltnisse Soziale Verhaeltnisse Politische Verhaeltnisse Als Aufhebung der Entfremdung Als wirklicher Prozess der Geschichte Als Gesellschaftsform Als Demokratie Die wenigen Bestimmungen, die Marx diesem Begriff in seinem Werk gibt, bleiben vage und zum Teil widerspruechlich, da er sich zwischen einem rein negativen und einem positiven Begriff hin- und herbewegt. Ideen: Aufhebung des Privateigentums, Aufhebung der Arbeitsteilung, freie Assoziation freier Menschen (ein kleiner Absatz im Kapital, I.4), Aufhebung der Arbeit (wir kommen daruf zurueck), Aneignung des Staates

47 Kommunismus I: Aufloesung des Entfremdung
(536) Der Kommunismus als positive Aufhebung des Privateigentums als menschlicher Selbstentfremdung und darum als wirkliche Aneignung des menschlichen Wesens durch und für den Menschen; darum als vollständige, bewußt und innerhalb des ganzen Reichtums der bisherigen Entwicklung gewordne Rückkehr des Menschen für sich als eines gesellschaftlichen, d. h. menschlichen Menschen. Dieser Kommunismus ist als vollendeter Naturalismus = Humanismus, als vollendeter Humanismus = Naturalismus, er ist die wahrhafte Auflösung des Widerstreites zwischen dem Menschen mit der Natur und mit dem Menschen, die wahre Auflösung des Streits zwischen Existenz und Wesen, zwischen Vergegenständlichung und Selbstbestätigung, zwischen Freiheit und Notwendigkeit, zwischen Individuum und Gattung. Er ist das aufgelöste Rätsel der Geschichte und weiß sich als diese Lösung. (537) Die positive Aufhebung des Privateigentums, als die Aneignung des menschlichen Lebens, ist daher die positive Aufhebung aller Entfremdung, also die Rückkehr des Menschen aus Religion, Familie, Staat etc. in sein menschliches, d.h. gesellschaftliches Dasein

48 Kommunismus II: Volle Entfaltung des Individuums (gegen der popularen Annahme, dass es Marx um die Zerstoerung der Individualitaet geht; im Gegenteil: der Kapitalismus verhindert die volle Entfaltung des Individuums als Individuum (538) Die gesellschaftliche Tätigkeit und der gesellschaftliche Genuß existieren keineswegs allein in der Form einer unmittelbar gemeinschaftlichen Tätigkeit und unmittelbar gemeinschaftlichen Genusses, obgleich die gemeinschaftliche Tätigkeit und der gemeinschaftliche Genuß, d. h. die Tätigkeit und der Genuß, die unmittelbar in wirklicher Gesellschaft mit andren Menschen sich äußert und bestätigt, überall da stattfinden werden, wo jener unmittelbare Ausdruck der Gesellschaftlichkeit im Wesen ihres Inhalts begründet und seiner Natur angemessen ist. Allein auch wenn ich wissenschaftlich etc. tätig bin, eine Tätigkeit, die ich selten in unmittelbarer Gemeinschaft mit andern ausführen kann, so bin ich gesellschaftlich, weil als Mensch tätig. Nicht nur das Material meiner Tätigkeit ist mir - wie selbst die Sprache, in der der Denker tätig ist - als gesellschaftliches Produkt gegeben, mein eignes Dasein ist gesellschaftliche Tätigkeit; darum das, was ich aus mir mache, ich aus mir für die Gesellschaft mache und mit dem Bewußtsein meiner als eines gesellschaftlichen Wesen

49 Kommunismus II: Volle Entfaltung des Individuums (gegen der popularen Annahme, dass es Marx um die Zerstoerung der Individualitaet geht; im Gegenteil: der Kapitalismus verhindert die volle Entfaltung des Individuums als Individuum, da er es nicht erlaubt, das Individuum als soziales Individuum zu denken Das Privateigentum hat uns so dumm und einseitig gemacht, daß ein Gegenstand erst der unsrige ist, wenn wir ihn haben, also als Kapital für uns existiert oder von uns unmittelbar besessen, gegessen, getrunken, an unsrem Leib getragen, von uns bewohnt etc., kurz, gebraucht wird. Obgleich das Privateigentum alle diese unmittelbaren Verwirklichungen des Besitzes selbst wieder nur als Lebensmittel faßt und das Leben, zu dessen Mittel sie dienen, ist das Leben des Privateigentums Arbeit und Kapitalisierung. An die Stelle aller physischen und geistigen Sinne ist daher die einfache Entfremdung aller dieser Sinne, der Sinn des Habens getreten. Auf diese absolute Armut mußte das menschliche Wesen reduziert werden, damit es seinen innern Reichtum aus sich herausgebäre. (Über die Kategorie des Habens siehe Heß in den „21 Bogen".11171) Die Aufhebung des Privateigentums ist daher die vollständige Emanzipation aller menschlichen Sinne und Eigenschaften; aber sie ist diese Emanzipation grade dadurch, daß diese Sinne und Eigenschaften menschlich, sowohl subjektiv als objektiv, geworden sind. Das Auge ist zum menschlichen Auge geworden, wie sein Gegenstand zu einem gesellschaftlichen, menschlichen, vom Menschen für den Menschen herrührenden Gegenstand geworden ist. Die Sinne sind daher unmittelbar in ihrer Praxis Theoretiker geworden. Sie verhalten sich zu der Sache um der Sache willen, aber die Sache selbst ist ein gegenständliches menschliches Verhalten zu sich selbst und zum Menschen** und umgekehrt. Das Bedürfnis oder der Genuß haben darum ihre egoistische Natur und die Natur ihre bloße Nützlichkeit verloren, indem der Nutzen zum menschlichen Nutzen geworden ist. Ebenso sind die Sinne und der Genuß der andren Menschen meine eigne Aneignung geworden. Außer diesen unmittelbaren Organen bilden sich daher gesellschaftliche Organe, in der Form der Gesellschaft, also z. B. die Tätigkeit unmittelbar in Gesellschaft mit andren etc. ist ein Organ meiner Lebensäußerung geworden und eine Weise der Aneignung des menschlichen Lebens.

50 Kommunismus III: die wirkliche Bewegung der Geschichte, nicht ihr Ziel
(546) Der Kommunismus ist die Position als Negation der Negation, darum das wirkliche, für die nächste geschichtliche Entwicklung notwendige Moment der menschlichen Emanzipation und Wiedergewinnung. Der Kommunismus ist die notwendige Gestalt und das energische Prinzip der nächsten Zukunft, aber der Kommunismus ist nicht als solcher das Ziel der menschlichen Entwicklung - die Gestalt der menschlichen Gesellschaft.

51 KOMMUNISMUS IV (MEW3, 33): Aufhebung der Arbeit
Sowie nämlich die Arbeit verteilt zu werden anfängt, hat Jeder einen bestimmten ausschließlichen Kreis der Tätigkeit, der ihm aufgedrängt wird, aus dem er nicht heraus kann; er ist Jäger, Fischer oder Hirt oder kritischer Kritiker und muß es bleiben, wenn er nicht die Mittel zum Leben verlieren will - während in der kommunistischen Gesellschaft, wo Jeder nicht einen ausschließlichen Kreis der Tätigkeit hat, sondern sich in jedem beliebigen Zweige ausbilden kann, die Gesellschaft die allgemeine Produktion regelt und mir eben dadurch möglich macht, heute dies, morgen jenes zu tun, morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe, ohne je Jäger, Fischer, Hirt oder Kritiker zu werden

52 Kommunismus IV: Bedingung = universelle Entwicklung der Produktivkraft (MEW3, 34-35)
Der Kommunismus ist für uns nicht ein Zustand, der hergestellt werden soll, ein Ideal, wonach die Wirklichkeit sich zu richten haben [wird]. Wir nennen Kommunismus die wirkliche Bewegung, welche den jetzigen Zustand aufhebt. Die Bedingungen dieser Bewegung ergeben sich aus der jetzt bestehenden Voraussetzung. Übrigens setzt die Masse von bloßen Arbeitern - massenhafte1 von Kapital oder von irgendeiner bornierten Befriedigung abgeschnittne Arbeiterkraft - und darum auch der nicht mehr temporäre Verlust dieser Arbeit selbst als einer gesicherten Lebensquelle durch die Konkurrenz den Weltmarkt voraus. Das Proletariat kann also nur weltgeschichtlich existieren, wie der Kommunismus, seine Aktion, nur als „weltgeschichtliche" Existenz überhaupt vorhanden sein kann; weltgeschichtliche Existenz der Individuen, d. h. Existenz der Individuen, die unmittelbar mit der Weltgeschichte verknüpft ist

53 Kommunismus IV: Bedingung = universelle Entwicklung der Produktivkraft (MEW3, 34-35)
weil ferner nur mit dieser universellen Entwicklung der Produktivkräfte ein universeller Verkehr der Menschen gesetzt ist, daher einerseits das Phänomen der „Eigentumslosen" Masse in Allen Völkern gleichzeitig erzeugt (allgemeine Konkurrenz), jedes derselben von den Umwälzungen der andern abhängig macht, und endlich weltgeschichtliche, empirisch universelle Individuen an die Stelle der lokalen gesetzt hat. Ohne dies könnte 1. der Kommunismus nur als eine Lokalität existieren, 2. die Mächte des Verkehrs selbst hätten sich als universelle, drum unerträgliche Mächte nicht entwickeln können, sie wären heimisch-abergläubige „Umstände" geblieben, und 3. würde jede Erweiterung des Verkehrs den lokalen Kommunismus aufheben. Der Kommunismus ist empirisch nur als die Tat der herrschenden Völker „auf einmal" und gleichzeitig1 möglich, was die universelle Entwicklung der Produktivkraft und den mit ihm zusammenhängenden Weltverkehr vorausset

54 ENTFREMDUNG in den Mill-Exzerpten
Ich habe für mich produziert und nicht für dich, wie du für dich produziert hast und nicht für mich. Das Resultat meiner Produktion hat an und für sich ebensowenig Beziehung auf dich, wie das Resultat deiner Produktion eine unmittelbare Beziehung auf mich hat. D. h. unsere Produktion ist2 keine Produktion des Menschen für den Menschen als Menschen, d.h. keine gesellschaftliche Produktion. Als Mensch hat also keiner von uns eine Beziehung des Genusses auf das Produkt des andren. Als Menschen sind wir nicht für unsere wechselseitigen Produktionen vorhanden. Unser Austausch kann daher auch nicht die vermittelnde Bewegung sein, worin es bestätigt wurde, daß mein Produkt ||XXXII| [für] dich ist, weil es eine Vergegenständlichung deines eignen Wesens, deines Bedürfnisses ist (MEW40, 459)

55 ENTFREMDUNG Die einzig verständliche Sprache, die wir zueinander reden, sind unsre Gegenstände in ihrer Beziehung aufeinander. Eine menschliche Sprache verständen wir nicht, und sie bliebe effektlos; sie würde von der einen Seite als Bitte, als Flehen ||XXXIII| und darum als eine Demütigung gewußt, empfunden und daher mit Scham, mit dem Gefühl der Wegwerfung vorgebracht, von der andren Seite als Unverschämtheit oder Wahnwitz aufgenommen und zurückgewiesen werden. So sehr sind wir wechselseitig dem menschlichen Wesen entfremdet, daß die unmittelbare Sprache dieses Wesens uns als eine Verletzung der menschlichen Würde, dagegen die entfremdete Sprache der sachlichen Werte als die gerechtfertigte, selbstvertrauende und sichselbstanerkennende menschliche Würde erscheint. (MEW 40, 461)

56 AUFHEBUNG DER ENTFREMDUNG
Gesetzt, wir hätten als Menschen produziert: Jeder von uns hätte in seiner Produktion sich selbst und den andren doppelt bejaht. Ich hätte 1. in meiner Produktion meine Individualität, ihre Eigentümlichkeit 'vergegenständlicht und daher sowohl während der Tätigkeit eine individuelle Lebensäußerung genossen, als im Anschauen des Gegenstandes die individuelle Freude, meine Persönlichkeit als gegenständliche, sinnlich anschaubare und darum über allen Zweifel erhabene Macht zu wissen. 2. In deinem Genuß oder deinem Gebrauch meines Produkts hätte ich unmittelbar den Genuß, sowohl des Bewußtseins, in meiner Arbeit ein menschliches Bedürfnis befriedigt, also das menschliche Wesen vergegenständlicht und daher dem Bedürfnis eines andren menschlichen Wesens seinen entsprechenden Gegenstand verschafft zu haben, 3. für dich der Mittler zwischen dir und der Gattung gewesen zu sein, also von dir selbst als eine Ergänzung deines eignen Wesens und als ein notwendiger Teil deiner selbst gewußt und empfunden zu werden, also sowohl in deinem Denken wie in deiner Liebe mich bestätigt zu wissen, 4. in meiner individuellen Lebensäußerung unmittelbar deine Lebensäußerung geschaffen zu haben, also in meiner individuellen Tätigkeit unmittelbar mein wahres Wesen, mein menschliches, mein Gemeinwesen bestätigt und verwirklicht zu haben (MEW40, 462)

57 AUFHEBUNG DER ENTFREMDUNG
Meine Arbeit wäre freie Lebensäußerung, daher Genuß des Lebens. Unter der Voraussetzung des Privateigentums ist sie Lebensentäußrung, denn ich arbeite, um zu leben, um mir ein Mittel des Lebens zu verschaffen. Mein Arbeiten ist nicht Leben. Zweitens: In der Arbeit wäre daher die Eigentümlichkeit meiner Individualität, weil mein individuelles Leben bejaht. Die Arbeit wäre also wahres, tätiges Eigentum. Unter der Voraussetzung des Privateigentums ist meine Individualität bis zu dem Punkte entäußert, daß diese Tätigkeit mir verhaßt, eine Qual und vielmehr nur der Schein einer Tätigkeit, darum auch eine nur erzwungene Tätigkeit und nur durch eine äußerliche zufällige Not, nicht durch eine innere notwendige Not mir auferlegt ist. Nur als das, was meine Arbeit ist, kann sie in meinem Gegenstand erscheinen. Sie kann nicht als das erscheinen, was sie dem Wesen nach nicht ist. Daher erscheint sie nur noch als der gegenständliche, sinnliche, angeschaute und darum über allen Zweifel erhabene Ausdruck meines Selbstverlustes und meiner Ohnmacht. |XXXIII|(MEW40, 463)

58 VERDINGLICHUNG UND KLASSENBEGRIFF, MEW3, 33 (frueher Marx, im Kapital anders)
Dieses Sichfestsetzen der sozialen Tätigkeit, diese Konsolidation unsres eignen Produkts zu einer sachlichen Gewalt über uns, die unsrer Kontrolle entwächst, unsre Erwartungen durchkreuzt, unsre Berechnungen zunichte macht, ist "eines der Hauptmomente in der bisherigen geschichtlichen Entwicklung, und eben aus diesem Widerspruch des besondern und gemeinschaftlichen Interesses nimmt das gemeinschaftliche Interesse als Staat eine selbständige Gestaltung, getrennt von den wirklichen Einzel- und Gesamtinteressen, an, und zugleich als illusorische Gemeinschaftlichkeit, aber stets auf der realen Basis der in jedem Familien- und Stamm-Konglomerat vorhandenen Bänder, wie Fleisch und Blut, Sprache, Teilung der Arbeit im größeren Maßstabe und sonstigen Interessen - und" besonders, wie wir später entwickeln werden, der durch die Teilung der Arbeit bereits bedingten Klassen, die in jedem derartigen Menschenhaufen sich absondern und von denen eine alle andern beherrscht. Hieraus folgt, daß alle Kämpfe innerhalb des Staats, der Kampf zwischen Demokratie, Aristokratie und Monarchie, der Kampf um das Wahlrecht etc. etc., nichts als die illusorischen Formen sind, in denen die wirklichen Kämpfe der verschiednen Klassen untereinander geführt werden

59 Staat (MEW3, 62) Da der Staat die Form ist, in welcher die Individuen einer herrschenden Klasse ihre gemeinsamen Interessen geltend machen und die ganze bürgerliche Gesellschaft einer Epoche sich zusammenfaßt, so folgt, daß alle gemeinsamen Institutionen durch den Staat vermittelt werden, eine politische Form erhalten. Daher die Illusion, als ob das Gesetz auf dem Willen, und zwar auf dem von seiner realen Basis losgerissenen, dem freien Willen beruhe. Ebenso wird das Recht dann wieder auf das Gesetz reduziert.

60 Staat und Klasse (MEW3, 47) Löst man nun bei der Auffassung des geschichtlichen Verlaufs die Gedanken der herrschenden Klasse von der herrschenden Klasse los, verselbständigt man sie, bleibt dabei stehen, daß in einer Epoche diese und jene Gedanken geherrscht haben, ohne sich um die Bedingungen der Produktion und um die Produzenten dieser Gedanken zu bekümmern, läßt man also die den Gedanken zugrunde liegenden Individuen und Weltzustände weg, so kann man z.B. sagen, daß während der Zeit, in der die Aristokratie herrschte, die Begriffe Ehre, Treue etc., während der Herrschaft der Bourgeoisie die Begriffe Freiheit, Gleichheit etc. herrschten.* Die herrschende Klasse selbst bildet sich dies im Durchschnitt ein. Diese Geschichtsauffassung, die allen Geschichtschreibern vorzugsweise seit dem achtzehnten Jahrhundert gemeinsam ist, wird notwendig auf das Phänomen stoßen, daß immer abstraktere Gedanken herrschen, d. h. Gedanken, die immer mehr die Form der Allgemeinheit annehmen. Jede neue Klasse nämlich, die sich an die Stelle einer vor ihr herrschenden setzt, ist genötigt, schon um ihren Zweck durchzuführen, ihr Interesse als das gemeinschaftliche Interesse aller Mitglieder der Gesellschaft darzustellen, d. h. ideell ausgedrückt: ihren Gedanken die Form der Allgemeinheit zu geben, sie als die einzig vernünftigen, allgemein gültigen darzustellen. Die revolutionierende Klasse tritt von vornherein, schon weil sie einer Klasse gegenübersteht, nicht als Klasse, sondern als Vertreterin der ganzen Gesellschaft auf

61 20.Juni - THEMEN Ware Wert Abstrakte Arbeit Fetischismus
Texte: Kapital

62 Kapitalistische Vergesellschaftung
ZEIT Kapitalistische Vergesellschaftung konkret Arbeit abstrakt Warenform Wertform Geldform Prozessierendes Geld (Kapital) Subsumtion Mehrwert Die Verlängrung des Arbeitstags über den Punkt hinaus, wo der Arbeiter nur ein Äquivalent für den Wert seiner Arbeitskraft produziert hätte, und die Aneignung dieser Mehrarbeit durch das Kapital - das ist die Produktion des absoluten Mehrwerts. Sie bildet die allgemeine Grundlage des kapitalistischen Systems und den Ausgangspunkt der Produktion des relativen Mehrwerts. Bei dieser ist der Arbeitstag von vornherein in zwei Stücke geteilt: notwendige Arbeit und Mehrarbeit. Um die Mehrarbeit zu verlängern, wird die notwendige Arbeit verkürzt durch Methoden, vermittelst deren das Äquivalent des Arbeitslohns in weniger Zeit produziert wird. Die Produktion des absoluten Mehrwerts dreht sich nur um die Länge des Arbeitstags; die Produktion des relativen Mehrwerts revolutioniert durch und durch die technischen Prozesse der Arbeit und die gesellschaftlichen Gruppierungen. Sie unterstellt also eine spezifisch kapitalistische Produktionsweise, die mit ihren Methoden, Mitteln und Bedingungen selbst erst auf Grundlage der formellen Subsumtion der Arbeit unter das Kapital naturwüchsig entsteht und ausgebildet wird. An die Stelle der formellen tritt die reelle Subsumtion der Arbeit unter das Kapital. [Marx: Das Kapital: I. Band: Der Produktionsprozeß des Kapitals. DB Spektrum 4: Marx: Das Kapital, S. 785, (vgl. MEW Bd. 23, S )

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64 Der Reichtum der Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht, erscheint als eine »ungeheure Warensammlung«6, die einzelne Ware als seine Elementarform. Unsere Untersuchung beginnt daher mit der Analyse der Ware. Die Ware ist zunächst ein äußerer Gegenstand, ein Ding, das durch seine Eigenschaften menschliche Bedürfnisse irgendeiner Art befriedigt. Die Natur dieser Bedürfnisse, ob sie z.B. dem Magen oder der Phantasie entspringen, ändert nichts an der Sache.7 Es handelt sich hier auch nicht darum, wie die Sache das menschliche Bedürfnis befriedigt, ob unmittelbar als Lebensmittel, d.h. als Gegenstand des Genusses, oder auf einem Umweg, als Produktionsmittel. [Marx: Das Kapital: I. Band: Der Produktionsprozeß des Kapitals. DB Spektrum 4: Marx: Das Kapital, S. 86 (vgl. MEW Bd. 23, S. 49) ]

65 Die Nützlichkeit eines Dings macht es zum Gebrauchswert
Die Nützlichkeit eines Dings macht es zum Gebrauchswert.9 Aber diese Nützlichkeit schwebt nicht in der Luft. Durch die Eigenschaften des Warenkörpers bedingt, existiert sie nicht ohne denselben. Der Warenkörper selbst, wie Eisen, Weizen, Diamant usw., ist daher ein Gebrauchswert oder Gut. Dieser sein Charakter hängt nicht davon ab, ob die Aneignung seiner Gebrauchseigenschaften dem Menschen viel oder wenig Arbeit kostet. Bei Betrachtung der Gebrauchswerte wird stets ihre quantitative Bestimmtheit vorausgesetzt, wie Dutzend Uhren, Elle Leinwand, Tonne Eisen usw. Die Gebrauchswerte der Waren liefern das Material einer eignen Disziplin, der Warenkunde.10 Der Gebrauchswert verwirklicht sich nur im Gebrauch oder der Konsumtion. Gebrauchswerte bilden den stofflichen Inhalt des Reichtums, welches immer seine gesellschaftliche Form sei. In der von uns zu betrachtenden Gesellschaftsform bilden sie zugleich die stofflichen Träger des - Tauschwerts. [Marx: Das Kapital: I. Band: Der Produktionsprozeß des Kapitals. DB Spektrum 4: Marx: Das Kapital, S. 87 (vgl. MEW Bd. 23, S. 50)  In gewisser Weise erscheint im Kapitalismus der Reichtum als sein eigenes Gegenteil

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68 Alle Arbeiten werden im faktischen – universellen – Austauschprozess auf eine Gleiches reduziert.
Die Wertform ist der universelle soziale Zusammenhang im Kapitalismus; Reichtum erscheint in der Form des Werts; es geht also um die Form bevor es um irgendeine Quantifizierung geht. Abstrakte Arbeit ist die Substanz des Werts. Konkrete Arbeit is wertbildend, aber selbst nicht Wert.

69 27.Juni - THEMEN Ware und Wert
Geld als allumfassende gesellschaftliche Synthese Mehrwert Texte: Pariser Manuskripte, Kapital Termin fuer die Pruefung? Freitag, 19.7, oder 22., 24., 25., 26.7

70 Zwei Kritikpunkte: Die buergerliche Thoerie versteht nicht
den Doppelcharakter der Arbeit: konkrete und abstrakte Arbeit die Genese der Geldform Was lernen wir im ersten Kapitel? Wir koennen nicht von einer Ware sprechen, da im Austausch die eine fuer die andere einsteht Es kommt also auf die Form an; wir sprechen im strengen Sinn im Kapital nicht von “Dingen”; es geht um die gesellschaftliche Form; diese ist nichts Natuerliches; sie konstituiert sich als Totalitaet hinter dem Ruecken der Handelnden; Wert ist etwas “rein Gesellschaftliches” Einfache Wertform: x Ware A ist y Ware B wert Der Wert drueckt sich in einer anderen Ware ab; ihr Inhalt ist abstrakte Arbeit Aequivalentform: die Waren sind unmittelbar austauschbar. Warum? Die Austauschbarkeit ist universal konstituiert Totale Wertform: “Jeder andere Warenkoerper wird zum Spiegel des Leinwandwerts” (77) Allgemeine Wertform: Ausschluss einer Ware, in der sich alle anderen darstellen Geldform: historisch gewachsenes allgemeines Aequivalent  Vergesellschaftung = Form der Arbeit = Geldform  hinter dem Ruecken der Handelnden

71 2. Doppelcharakter der in den Waren dargestellten Arbeit
Ursprünglich erschien uns die Ware als ein Zwieschlächtiges, Gebrauchswert und Tauschwert. Später zeigte sich, daß auch die Arbeit, soweit sie im Wert ausgedrückt ist, nicht mehr dieselben Merkmale besitzt, die ihr als Erzeugerin von Gebrauchswerten zukommen. Diese zwieschlächtige Natur der in der Ware enthaltenen Arbeit ist zuerst von mir kritisch nachgewiesen worden.18 Da dieser Punkt der Springpunkt ist, um den sich das Verständnis der politischen Ökonomie dreht, soll er hier näher beleuchtet werden. [Marx: Das Kapital: I. Band: Der Produktionsprozeß des Kapitals. DB Spektrum 4: Marx: Das Kapital, S. 96 (vgl. MEW Bd. 23, S. 56) ]

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80 Die einzelne Ware hat nur Existenz, wenn Sie im Gesamt der kapitalistischen Produktion erscheint.
Der Tauschwert ist der Beginn der sozialen Analyse der Ware, aber wir finden nichts an der Ware, die den Tauschwert verstaendlich macht. Waren erscheinen unmittelbar als austauschbar, aber wie ist das moeglich, wenn ihre Austauschbarkeit nicht an ihnen erscheint? Die Form Austauschbarkeit ist die Bedingung der Moeglichkeit von konkreten Warenwerten. Quantitaeten koennen daher nur als vergleichbar vorgestellt werde, wenn eine gemeinsame qualitative Bestimmung vorausgesetzt ist (objektiv, sozial, Wert). Noch einmal: damit Waren kommensurabel sein koennen, ist ihre allgemeine Austauschbarkeit schon vorausgesetzt, andernfalls fallen wir in den Geldfetisch zurueck (zwei Waren sind “gleich”, weil die dasselbe Geld kosten). Das Dritte, der Wert, ist das “gesellschaftliche Band”, die Einheit der kapitalistischen Gesellschaft. Die Arbeit wird unter prozessierendes Geld (Kapital) subsumiert und wird so universell austauschbar (=abstrakte Arbeit)

81 Allgemeine Wertform Die Waren stellen ihre Werte jetzt 1. einfach dar, weil in einer einzigen Ware und 2. einheitlich, weil in derselben Ware. Ihre Wertform ist einfach und gemeinschaftlich, daher allgemein. [Marx: Das Kapital: I. Band: Der Produktionsprozeß des Kapitals. DB Spektrum 4: Marx: Das Kapital, S. 136 (vgl. MEW Bd. 23, S. 79) ] Die beiden früheren Formen drücken den Wert je einer Ware, sei es in einer einzigen verschiedenartigen Ware, sei es in einer Reihe vieler von ihr verschiednen Waren aus. Beidemal ist es sozusagen das Privatgeschäft der einzelnen Ware, sich eine Wertform zu geben, und sie vollbringt es ohne Zutun der andren Waren. Diese spielen ihr gegenüber die bloß passive Rolle des Äquivalents. Die allgemeine Wertform entsteht dagegen nur als gemeinsames Werk der Warenwelt. Eine Ware gewinnt nur allgemeinen Wertausdruck, weil gleichzeitig alle andren Waren ihren Wert in demselben Äquivalent ausdrücken, und jede neu auftretende Warenart muß das nachmachen. Es kommt damit zum Vorschein, daß die Wertgegenständlichkeit der Waren, weil sie das bloß »gesellschaftliche Dasein« dieser Dinge ist, auch nur durch ihre allseitige gesellschaftliche Beziehung ausgedrückt werden kann, ihre Wertform daher gesellschaftlich gültige Form sein muß. [Marx: Das Kapital: I. Band: Der Produktionsprozeß des Kapitals. DB Spektrum 4: Marx: Das Kapital, S. 138 (vgl. MEW Bd. 23, S ) ]

82 Allgemeine Wertform und Arbeit
Die allgemeine relative Wertform der Warenwelt drückt der von ihr ausgeschlossenen Äquivalentware, der Leinwand, den Charakter des allgemeinen Äquivalents auf. Ihre eigne Naturalform ist die gemeinsame Wertgestalt dieser Welt, die Leinwand daher mit allen andren Waren unmittelbar austauschbar. Ihre Körperform gilt als die sichtbare Inkarnation, die allgemeine gesellschaftliche Verpuppung aller menschlichen Arbeit. Die Weberei, die Privatarbeit, welche Leinwand produziert, befindet sich zugleich in allgemein gesellschaftlicher Form, der Form der Gleichheit mit allen andren Arbeiten. Die zahllosen Gleichungen, woraus die allgemeine Wertform besteht, setzen der Reihe nach die in der Leinwand verwirklichte Arbeit jeder in andrer Ware enthaltenen Arbeit gleich und machen dadurch die Weberei zur allgemeinen Erscheinungsform menschlicher Arbeit überhaupt. So ist die im Warenwert vergegenständlichte Arbeit nicht nur negativ dargestellt als Arbeit, worin von allen konkreten Formen und nützlichen Eigenschaften der wirklichen Arbeiten abstrahiert wird. Ihre eigne positive Natur tritt ausdrücklich hervor. Sie ist die Reduktion aller wirklichen Arbeiten auf den ihnen gemeinsamen Charakter menschlicher Arbeit, auf die Verausgabung menschlicher Arbeitskraft. [Marx: Das Kapital: I. Band: Der Produktionsprozeß des Kapitals. DB Spektrum 4: Marx: Das Kapital, S. 139 (vgl. MEW Bd. 23, S. 81) ]

83 Übergang zum Geld Die letztere Form, Form III, endlich gibt der Warenwelt allgemeingesellschaftliche relative Wertform, weil und sofern, mit einer einzigen Ausnahme, alle ihr angehörigen Waren von der allgemeinen Äquivalentform ausgeschlossen sind. Eine Ware, die Leinwand, befindet sich daher in der Form unmittelbarer Austauschbarkeit mit allen andren Waren oder in unmittelbar gesellschaftlicher Form, weil und sofern alle andren Waren sich nicht darin befinden. [Marx: Das Kapital: I. Band: Der Produktionsprozeß des Kapitals. DB Spektrum 4: Marx: Das Kapital, S. 141 (vgl. MEW Bd. 23, S. 82) ]

84 GELDFETISCH = Der gesellschaftliche Zusammenhang, d. h
GELDFETISCH = Der gesellschaftliche Zusammenhang, d.h. die wahre Natur der kapitalistischen Vergesellschaftung verschwindet und verkehrt sich an der Oberfläche Wir sahen, wie schon in dem einfachsten Wertausdruck, x Ware A = y Ware B, das Ding, worin die Wertgröße eines andren Dings dargestellt wird, seine Äquivalentform unabhängig von dieser Beziehung als gesellschaftliche Natureigenschaft zu besitzen scheint. Wir verfolgten die Befestigung dieses falschen Scheins. Er ist vollendet, sobald die allgemeine Äquivalentform mit der Naturalform einer besondren Warenart verwachsen oder zur Geldform kristallisiert ist. Eine Ware scheint nicht erst Geld zu werden, weil die andren Waren allseitig ihre Werte in ihr darstellen, sondern sie scheinen umgekehrt allgemein ihre Werte in ihr darzustellen, weil sie Geld ist. Die vermittelnde Bewegung verschwindet in ihrem eignen Resultat und läßt keine Spur zurück. Ohne ihr Zutun finden die Waren ihre eigne Wertgestalt fertig vor als einen außer und neben ihnen existierenden Warenkörper. Diese Dinge, Gold und Silber, wie sie aus den Eingeweiden der Erde herauskommen, sind zugleich die unmittelbare Inkarnation aller menschlichen Arbeit. Daher die Magie des Geldes. Das bloß atomistische Verhalten der Menschen in ihrem gesellschaftlichen Produktionsprozeß und daher die von ihrer Kontrolle und ihrem bewußten individuellen Tun unabhängige, sachliche Gestalt ihrer eignen Produktionsverhältnisse erscheinen zunächst darin, daß ihre Arbeitsprodukte allgemein die Warenform annehmen. Das Rätsel des Geldfetischs ist daher nur das sichtbar gewordne, die Augen blendende Rätsel des Warenfetischs. [Marx: Das Kapital: I. Band: Der Produktionsprozeß des Kapitals. DB Spektrum 4: Marx: Das Kapital, S. 176 (vgl. MEW Bd. 23, S ) ]

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86 4. Der Fetischcharakter der Ware und sein Geheimnis
Eine Ware scheint auf den ersten Blick ein selbstverständliches, triviales Ding. Ihre Analyse ergibt, daß sie ein sehr vertracktes Ding ist, voll metaphysischer Spitzfindigkeit und theologischer Mucken. Soweit sie Gebrauchswert, ist nichts Mysteriöses an ihr, ob ich sie nun unter dem Gesichtspunkt betrachte, daß sie durch ihre Eigenschaften menschliche Bedürfnisse befriedigt oder diese Eigenschaften erst als Produkt menschlicher Arbeit erhält. Es ist sinnenklar, daß der Mensch durch seine Tätigkeit die Formen der Naturstoffe in einer ihm nützlichen Weise verändert. Die Form des Holzes z.B. wird verändert, wenn man aus ihm einen Tisch macht. Nichtsdestoweniger bleibt der Tisch Holz, ein ordinäres sinnliches Ding. Aber sobald er als Ware auftritt, verwandelt er sich in ein sinnlich übersinnliches Ding. Er steht nicht nur mit seinen Füßen auf dem Boden, sondern er stellt sich allen andren Waren gegenüber auf den Kopf und entwickelt aus seinem Holzkopf Grillen, viel wunderlicher, als wenn er aus freien Stücken zu tanzen begänne.33 Der mystische Charakter der Ware entspringt also nicht aus ihrem Gebrauchswert. [Marx: Das Kapital: I. Band: Der Produktionsprozeß des Kapitals. DB Spektrum 4: Marx: Das Kapital, S. 146 (vgl. MEW Bd. 23, S. 85)

87 Woher entspringt also der rätselhafte Charakter des Arbeitsprodukts, sobald es Warenform annimmt? Offenbar aus dieser Form selbst. Die Gleichheit der menschlichen Arbeiten erhält die sachliche Form der gleichen Wertgegenständlichkeit der Arbeitsprodukte, das Maß der Verausgabung menschlicher Arbeitskraft durch ihre Zeitdauer erhält die Form der Wertgröße der Arbeitsprodukte, endlich die Verhältnisse der Produzenten, worin jene gesellschaftlichen. Bestimmungen ihrer Arbeiten betätigt werden, erhalten die Form eines gesellschaftlichen Verhältnisses der Arbeitsprodukte. [Marx: Das Kapital: I. Band: Der Produktionsprozeß des Kapitals. DB Spektrum 4: Marx: Das Kapital, S. 147 (vgl. MEW Bd. 23, S. 86) ]

88 Das Geheimnisvolle der Warenform besteht also einfach darin, daß sie den Menschen die gesellschaftlichen Charaktere ihrer eignen Arbeit als gegenständliche Charaktere der Arbeitsprodukte selbst, als gesellschaftliche Natureigenschaften dieser Dinge zurückspiegelt, daher auch das gesellschaftliche Verhältnis der Produzenten zur Gesamtarbeit als ein außer ihnen existierendes gesellschaftliches Verhältnis von Gegenständen. Durch dies Quidproquo werden die Arbeitsprodukte Waren, sinnlich übersinnliche oder gesellschaftliche Dinge. [Marx: Das Kapital: I. Band: Der Produktionsprozeß des Kapitals. DB Spektrum 4: Marx: Das Kapital, S. 148 (vgl. MEW Bd. 23, S. 86)

89 Fetischismus und Austausch
Die Menschen beziehen also ihre Arbeitsprodukte nicht aufeinander als Werte, weil diese Sachen ihnen als bloß sachliche Hüllen gleichartig menschlicher Arbeit gelten. Umgekehrt. Indem sie ihre verschiedenartigen Produkte einander im Austausch als Werte gleichsetzen, setzen sie ihre verschiednen Arbeiten einander als menschliche Arbeit gleich. Sie wissen das nicht, aber sie tun es.35 Es steht daher dem Werte nicht auf der Stirn geschrieben, was er ist. Der Wert verwandelt vielmehr jedes Arbeitsprodukt in eine gesellschaftliche Hieroglyphe. Später suchen die Menschen den Sinn der Hieroglyphe zu entziffern, hinter das Geheimnis ihres eignen gesellschaftlichen Produkts zu kommen, denn die Bestimmung der Gebrauchsgegenstände als Werte ist ihr gesellschaftliches Produkt so gut wie die Sprache. Die späte wissenschaftliche Entdeckung, daß die Arbeitsprodukte, soweit sie Werte, bloß sachliche Ausdrücke der in ihrer Produktion verausgabten menschlichen Arbeit sind, macht Epoche in der Entwicklungsgeschichte der Menschheit, aber verscheucht keineswegs den gegenständlichen Schein der gesellschaftlichen Charaktere der Arbeit. Was nur für diese besondre Produktionsform, die Warenproduktion, gültig ist, daß nämlich der spezifisch gesellschaftliche Charakter der voneinander unabhängigen Privatarbeiten in ihrer Gleichheit als menschliche Arbeit besteht und die Form des Wertcharakters der Arbeitsprodukte annimmt, erscheint, vor wie nach jener Entdeckung, den in den Verhältnissen der Warenproduktion Befangenen ebenso endgültig, als daß die wissenschaftliche Zersetzung der Luft in ihre Elemente die Luftform als eine physikalische Körperform fortbestehn läßt. [Marx: Das Kapital: I. Band: Der Produktionsprozeß des Kapitals. DB Spektrum 4: Marx: Das Kapital, S. 151 (vgl. MEW Bd. 23, S. 88) ]

90 So war es nur die Analyse der Warenpreise, die zur Bestimmung der Wertgröße, nur der gemeinschaftliche Geldausdruck der Waren, der zur Fixierung ihres Wertcharakters führte. Es ist aber ebendiese fertige Form - die Geldform - der Warenwelt, welche den gesellschaftlichen Charakter der Privatarbeiten und daher die gesellschaftlichen Verhältnisse der Privatarbeiter sachlich verschleiert, statt sie zu offenbaren. [Marx: Das Kapital: I. Band: Der Produktionsprozeß des Kapitals. DB Spektrum 4: Marx: Das Kapital, S. 154 (vgl. MEW Bd. 23, S. 90) ]

91 Verein freier Menschen
Der religiöse Widerschein der wirklichen Welt kann überhaupt nur verschwinden, sobald die Verhältnisse des praktischen Werkalltagslebens den Menschen tagtäglich durchsichtig vernünftige Beziehungen zueinander und zur Natur darstellen. Die Gestalt des gesellschaftlichen Lebensprozesses, d.h. des materiellen Produktionsprozesses, streift nur ihren mystischen Nebelschleier ab, sobald sie als Produkt frei vergesellschafteter Menschen unter deren bewußter planmäßiger Kontrolle steht. [Marx: Das Kapital: I. Band: Der Produktionsprozeß des Kapitals. DB Spektrum 4: Marx: Das Kapital, S. 161 (vgl. MEW Bd. 23, S. 94) ]

92 Das Geld, indem es die Eigenschaft besitzt, alles
zu kaufen, indem es die Eigenschaft besitzt, alle Ge- genstände sich anzueignen, ist also der Gegenstand im eminenten Sinn. Die Universalität seiner Eigen- schaft ist die Allmacht seines Wesens; es gilt daher als allmächtiges Wesen... Das Geld ist der Kuppler zwischen dem Bedürfnis und dem Gegenstand, zwi- schen dem Leben und dem Lebensmittel des Men- schen. Was mir aber mein Leben vermittelt, das ver- mittelt mir auch das Dasein der andren Menschen für mich. Das ist für mich der andre Mensch. - »Was Henker! Freilich Hand' und Füße Und Kopf und Hintre, die sind dein! Doch alles, was ich frisch genieße, Ist das drum weniger mein? Wenn ich sechs Hengste zahlen kann Sind ihre Kräfte nicht die meine? Ich renne zu und bin ein rechter Mann Als hätt' ich vierundzwanzig Beine.« Goethe, »Faust« (Mephisto) [Marx: Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 757 (vgl. MEW Bd. 40, S. 563)

93 Um ihn zu verstehn, beginnen wir zunächst mit der Auslegung der goethischen Stelle.
Was durch das Geld tut mich ist, was ich zahlen, d.h., was das Geld kaufen kann, das bin ich, der Besitzer des Geldes selbst. So groß die Kraft des Geldes, so groß ist meine Kraft. Die Eigenschaften des Geldes sind meine - seines Besitzers - Eigenschaften und Wesenskräfte. Das, was ich bin und vermag, ist also kei- neswegs durch meine Individualität bestimmt. Ich bin häßlich, aber ich kann mir die schönste Frau kaufen. Also bin ich nicht häßlich, denn die Wirkung der Häßlichkeit, ihre abschreckende Kraft ist durch das Geld vernichtet. Ich - meiner Individualität nach - bin lahm, aber das Geld verschafft mir 24 Füße; ich bin also nicht lahm; ich bin ein schlechter, unehrlicher, gewissenloser, geistloser Mensch, aber das Geld ist geehrt, also auch sein Besitzer. Das Geld ist das höchste Gut, also ist sein Besitzer gut, das Geld über- hebt mich überdem der Mühe, unehrlich zu sein; ich werde also als ehrlich präsumiert; ich bin geistlos, aber das Geld ist der wirkliche Geist aller Dinge, wie sollte sein Besitzer geistlos sein? Zudem kann er sich die geistreichen Leute kaufen, und wer die Macht über die Geistreichen hatA95, ist der nicht geistreicher als der Geistreiche? Ich, der durch das Geld alles, wonach ein menschliches Herz sich sehnt, vermag, besit- ze ich nicht alle menschlichen Vermögen? Verwandelt also mein Geld nicht alle meine Unvermögen in ihr Gegenteil? Wenn das Geld das Band ist, das mich an das menschliche Leben, das mir die Gesellschaft, das mich mit der Natur und den Menschen verbindet, ist das Geld nicht das Band aller Bande? Kann es nicht alle Bande lösen und binden? Ist es darum nicht auch das allgemeine Scheidungsmittel? Es ist die wahre Scheidemünze, wie das wahre Bindungsmittel, die chemische Kraft der Gesellschaft. [Marx: Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 759 (vgl. MEW Bd. 40, S. 564)

94 Ich, wenn ich kein Geld zum Reisen habe, habe
kein Bedürfnis, d.h. kein wirkliches und sich verwirk- lichendes Bedürfnis zum Reisen. Ich, wenn ich Beruf zum Studieren, aber kein Geld dazu habe, habe kei- nen Beruf zum Studieren, d.h. keinen wirksamen, kei- nen wahren Beruf. Dagegen ich, wenn ich wirklich keinen Beruf zum Studieren habe, aber den Willen und das Geld, habe einen wirksamen Beruf dazu. Das Geld- als das äußere, nicht aus dem Menschen als Menschen und nicht von der menschlichen Gesell- schaft als Gesellschaft herkommende allgemeine - Mittel und Vermögen, die Vorstellung in die Wirk- lichkeit und die Wirklichkeit zu einer bloßen Vorstel- lung zu machen, verwandelt ebensosehr die wirkli- chen menschlichen und natürlichen Wesenskräfte in bloß abstrakte Vorstellungen und darum Unvollkom- menheiten, qualvolle Hirngespinste, wie es andrer- seits die wirklichen Unvollkommenheiten und Hirn- gespinste, die wirklich ohnmächtigen, nur in der Ein- bildung des Individuums existierenden Wesenskräfte desselben zu wirklichen Wesenskräften und Vermö- gen verwandelt. [Marx: Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 762, (vgl. MEW Bd. 40, S. 566) Was ich qua Mensch nicht vermag, was also alle meine individuellen Wesenskräfte nicht vermögen, das vermag ich durch das Geld. Das Geld macht also jede dieser Wesenskräfte zu etwas, was sie an sich nicht ist, d.h. zu ihrem Gegenteil. [Marx: Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 761 (vgl. MEW Bd. 40, S. 565) ]

95 Als diese verkehrende Macht erscheint es dann
auch gegen das Individuum und gegen die gesell- schaftlichen etc. Bande, die für sich Wesen zu sein behaupten. Es verwandelt die Treue in Untreue, die Liebe in Haß, den Haß in Liebe, die Tugend in La- ster, das Laster in Tugend, den Knecht in den Herrn, den Herrn in den Knecht, den Blödsinn in Verstand, den Verstand in Blödsinn. Da das Geld als der existierende und sich betäti- gende Begriff des Wertes alle Dinge verwechselt, ver- tauscht, so ist es die allgemeine Verwechslung und Vertauschung aller Dinge, also die verkehrte Welt, die Verwechslung und Vertauschung aller natürlichen und menschlichen Qualitäten. [Marx: Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 763 (vgl. MEW Bd. 40, S. 566)

96 Kapital ist zunaechst nur eine unterschiedliche Zirkulationsform des Geldes; da Kapital aber letztlich die Form der lebendigen Arbeit und damit des lebendigen Individuums (Raum, Zeit, Koerper, soziale Realitaet) wird, bestimmt es schliesslich die gesamte Realitaet. Es handelt sich hier also nicht einfach um eine Theorie der Ausbeutung, sondern um eine Theorie der Vergesellschaftung

97 Mehrwert kann nicht aus der Zirkulation entspringen, aber es muss doch aus ihr entspringen… Es gibt aber eine Ware, die selbst als Quelle des Werts fungiert, naemlich die Arbeit. Die Arbeiter muessen rechtlich frei sein, und sie duerfen keine Produktionsmittel besitzen.

98

99 4.Juli - THEMEN Maschinerie Raum und Zeit Leib
Aufhebung aller Schranken Reelle Subsumtion Texte: Kapital

100 Mehrwert ist nicht gleich Profit oder Gewinn, sondern fuer die letzteren vorausgesetzt; “Mehrwert” ist ein Prozess = Verwertung, naemlich der Verwertung der Arbeit oder der Verwertung der gesellschaftliche Substanz (letztlich des produktiven Lebens ueberhaupt). Das Ziel dieses Prozesses hat keine innere Schranke, und zielt darauf, alle aeusseren Schranken abzuschaffen (z.B. Koerper, Raum, Zeit, Natur, etc.); der Verwertungsprozess ist von Beginn an ein oekologischer Prozess, da Arbeit immer auch ein Naturprozess ist.

101 Der Verwertungsprozess kann durch variables Kapital (Arbeiter) oder fixes Kapital (Maschinen, Gebaeude, etc.) beeinflusst werden. Der absolute Mehrwert kann mit der Laenge des Arbeitstages beeinflusst werden; der relative Mehrwert durch die Produktivitaet der Arbeit (Kooperation, Teilung der Arbeit, Maschinen, Ausbildung).

102 Die Kaempfe um den Arbeitstag sind immer noch aktuell, und auch wenn die Arbeiterbewegung Verbesserungen im 20.Jahrhundert erkaempft hat, ist der Rueckgang auf das 19.Jahrhundert immer moeglich (vgl. gegenwaertige Debatten um globale Verschiebungen, Prekariat, slum dwellers, etc.)

103 ARBEITSKAMPF Man sieht: Von ganz elastischen Schranken abgesehn, ergibt sich aus der Natur des Warenaustausches selbst keine Grenze des Arbeitstags, also keine Grenze der Mehrarbeit. Der Kapitalist behauptet sein Recht als Käufer, wenn er den Arbeitstag so lang als möglich und womöglich aus einem Arbeitstag zwei zu machen sucht. Andrerseits schließt die spezifische Natur der verkauften Ware eine Schranke ihres Konsums durch den Käufer ein, und der Arbeiter behauptet sein Recht als Verkäufer, wenn er den Arbeitstag auf eine bestimmte Normalgröße beschränken will. Es findet hier also eine Antinomie statt, Recht wider Recht, beide gleichmäßig durch das Gesetz des Warenaustausches besiegelt. Zwischen gleichen Rechten entscheidet die Gewalt. Und so stellt sich in der Geschichte der kapitalistischen Produktion die Normierung des Arbeitstags als Kampf um die Schranken des Arbeitstags dar - ein Kampf zwischen dem Gesamtkapitalisten, d.h. der Klasse der Kapitalisten, und dem Gesamtarbeiter, oder der Arbeiterklasse. [Marx: Das Kapital: I. Band: Der Produktionsprozeß des Kapitals. DB Spektrum 4: Marx: Das Kapital, S. 378 (vgl. MEW Bd. 23, S. 249) ]

104 Kluge - Negt

105 NATUERLICHE SCHRANKEN
Dagegen besitzt der Arbeitstag eine Maximalschranke. Er ist über eine gewisse Grenze hinaus nicht verlängerbar. Diese Maximalschranke ist doppelt bestimmt. Einmal durch die physische Schranke der Arbeitskraft. Ein Mensch kann während des natürlichen Tags von 24 Stunden nur ein bestimmtes Quantum Lebenskraft verausgaben. So kann ein Pferd tagaus, tagein nur 8 Stunden arbeiten. Während eines Teils des Tags muß die Kraft ruhen, schlafen, während eines andren Teils hat der Mensch andre physische Bedürfnisse zu befriedigen, sich zu nähren, reinigen, kleiden usw. Außer dieser rein physischen Schranke stößt die Verlängrung des Arbeitstags auf moralische Schranken. Der Arbeiter braucht Zeit zur Befriedigung geistiger und sozialer Bedürfnisse, deren Umfang und Zahl durch den allgemeinen Kulturzustand bestimmt sind. Die Variation des Arbeitstags bewegt sich daher innerhalb physischer und sozialer Schranken. Beide Schranken sind [Marx: Das Kapital: I. Band: Der Produktionsprozeß des Kapitals. DB Spektrum 4: Marx: Das Kapital, S. 374 (vgl. MEW Bd. 23, S ) ]

106 LOKALE SCHRANKEN Die Warenzirkulation ist nicht nur formell, sondern wesentlich vom unmittelbaren Produktenaustausch unterschieden. Man werfe nur einen Rückblick auf den Vorgang. Der Leinweber hat unbedingt Leinwand mit Bibel vertauscht, eigne Ware mit fremder. Aber dies Phänomen ist nur wahr für ihn. Der Bibelagent, der dem Kühlen Heißes vorzieht, dachte nicht daran. Leinwand für Bibel einzutauschen, wie der Leinweber nicht davon weiß, daß Weizen gegen seine Leinwand eingetauscht worden ist usw. Die Ware des B ersetzt die Ware des A, aber A und B tauschen nicht wechselseitig ihre Waren aus. Es kann in der Tat vorkommen, daß A und B wechselweis voneinander kaufen, aber solche besondre Beziehung ist keineswegs durch die allgemeinen Verhältnisse der Warenzirkulation bedingt. Einerseits sieht man hier, wie der Warenaustausch die individuellen und lokalen Schranken des unmittelbaren Produktenaustausches durchbricht und den Stoffwechsel der menschlichen Arbeit entwickelt. Andrerseits entwickelt sich ein ganzer Kreis von den handelnden Personen unkontrollierbarer, gesellschaftlicher Naturzusammenhänge. Der Weber kann nur Leinwand verkaufen, weil der Bauer Weizen, Heißsporn nur die Bibel, weil der Weber Leinwand, der Destillateur nur gebranntes Wasser, weil der andre das Wasser des ewigen Lebens bereits verkauft hat usw. [Marx: Das Kapital: I. Band: Der Produktionsprozeß des Kapitals. DB Spektrum 4: Marx: Das Kapital, S. 203 (vgl. MEW Bd. 23, S. 126) ]

107 LOKALE SCHRANKEN Keiner kann verkaufen, ohne daß ein andrer kauft. Aber keiner braucht unmittelbar zu kaufen, weil er selbst verkauft hat. Die Zirkulation sprengt die zeitlichen, örtlichen und individuellen Schranken des Produktenaustausches ebendadurch, daß sie die hier vorhandne unmittelbare Identität zwischen dem Austausch des eignen und dem Eintausch des fremden Arbeitsprodukts in den Gegensatz von Verkauf und Kauf spaltet. [Marx: Das Kapital: I. Band: Der Produktionsprozeß des Kapitals. DB Spektrum 4: Marx: Das Kapital, S. 205 (vgl. MEW Bd. 23, S. 127) ]

108 MENSCH Nachdem erst die Werkzeuge aus Werkzeugen des menschlichen Organismus in Werkzeuge eines mechanischen Apparats, der Werkzeugmaschine, verwandelt, erhielt nun auch die Bewegungsmaschine eine selbständige, von den Schranken menschlicher Kraft völlig emanzipierte Form. Damit sinkt die einzelne Werkzeugmaschine, die wir bisher betrachtet, zu einem bloßen Element der maschinenmäßigen Produktion herab. Eine Bewegungsmaschine konnte jetzt viele Arbeitsmaschinen gleichzeitig treiben. Mit der Anzahl der gleichzeitig bewegten Arbeitsmaschinen wächst die Bewegungsmaschine und dehnt sich der Transmissionsmechanismus zu einem weltläufigen Apparat aus. [Marx: Das Kapital: I. Band: Der Produktionsprozeß des Kapitals. DB Spektrum 4: Marx: Das Kapital, S. 588 (vgl. MEW Bd. 23, S. 398) ]

109 SITTLICHE SCHRANKEN Wenn also die kapitalistische Anwendung der Maschinerie einerseits neue mächtige Motive zur maßlosen Verlängrung des Arbeitstags schafft und die Arbeitsweise selbst wie den Charakter des gesellschaftlichen Arbeitskörpers in einer Art umwälzt, die den Widerstand gegen diese Tendenz bricht, produziert sie andrerseits, teils durch Einstellung dem Kapital früher unzugänglicher Schichten der Arbeiterklasse, teils durch Freisetzung der von der Maschine verdrängten Arbeiter, eine überflüssige Arbeiterpopulation556, die sich das Gesetz vom Kapital diktieren lassen muß. Daher das merkwürdige Phänomen in der Geschichte der modernen Industrie, daß die Maschine alle sittlichen und natürlichen Schranken des Arbeitstags über den Haufen wirft. Daher das ökonomische Paradoxon, daß das gewaltigste Mittel zur Verkürzung der Arbeitszeit in das unfehlbarste Mittel umschlägt, alle Lebenszeit des Arbeiters und seiner Familie in disponible Arbeitszeit für die Verwertung des Kapitals zu verwandeln. [Marx: Das Kapital: I. Band: Der Produktionsprozeß des Kapitals. DB Spektrum 4: Marx: Das Kapital, S. 634 (vgl. MEW Bd. 23, S. 430) ]

110 FABRIK Mit dem Arbeitswerkzeug geht auch die Virtuosität in seiner Führung vom Arbeiter auf die Maschine über. Die Leistungsfähigkeit des Werkzeugs ist emanzipiert von den persönlichen Schranken menschlicher Arbeitskraft. Damit ist die technische Grundlage aufgehoben, worauf die Teilung der Arbeit in der Manufaktur beruht. An die Stelle der sie charakterisierenden Hierarchie der spezialisierten Arbeiter tritt daher in der automatischen Fabrik die Tendenz der Gleichmachung oder Nivellierung der Arbeiten, welche die Gehilfen der Maschinerie zu verrichten haben582, an die Stelle der künstlich erzeugten Unterschiede der Teilarbeiter treten vorwiegend die natürlichen Unterschiede des Alters und Geschlechts. [Marx: Das Kapital: I. Band: Der Produktionsprozeß des Kapitals. DB Spektrum 4: Marx: Das Kapital, S. 653 (vgl. MEW Bd. 23, S. 442) ]

111 NATUERLICHE SCHRANKEN
Nachdem das Kapital Jahrhunderte gebraucht, um den Arbeitstag bis zu seinen normalen Maximalgrenzen und dann über diese hinaus, bis zu den Grenzen des natürlichen Tags von 12 Stunden zu verlängern314, erfolgte nun, seit der Geburt der großen Industrie im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts, eine lawinenartig gewaltsame und maßlose Überstürzung. Jede Schranke von Sitte und Natur, Alter und Geschlecht, Tag und Nacht, wurde zertrümmert. Selbst die Begriffe von Tag und Nacht, bäuerlich einfach in den alten Statuten, verschwammen so sehr, daß ein englischer Richter noch 1860 wahrhaft talmudistischen Scharfsinn aufbieten mußte, um »urteilskräftig« zu erklären, was Tag und Nacht sei.315 Das Kapital feierte seine Orgien. [Marx: Das Kapital: I. Band: Der Produktionsprozeß des Kapitals. DB Spektrum 4: Marx: Das Kapital, S. 440 (vgl. MEW Bd. 23, S. 294) ]

112 GESCHLECHTERBEZIEHUNGEN
Sofern die Maschinerie Muskelkraft entbehrlich macht, wird sie zum Mittel, Arbeiter ohne Muskelkraft oder von unreifer Körperentwicklung, aber größrer Geschmeidigkeit der Glieder anzuwenden. Weiber- und Kinderarbeit war daher das erste Wort der kapitalistischen Anwendung der Maschinerie! Dies gewaltige Ersatzmittel von Arbeit und Arbeitern verwandelte sich damit sofort in ein Mittel, die Zahl der Lohnarbeiter zu vermehren durch Einreibung aller Mitglieder der Arbeiterfamilie, ohne Unterschied von Geschlecht und Alter, unter die unmittelbare Botmäßigkeit des Kapitals. Die Zwangsarbeit für den Kapitalisten usurpierte nicht nur die Stelle des Kinderspiels, sondern auch der freien Arbeit im häuslichen Kreis, innerhalb sittlicher Schranke, für die Familie selbst.522 Der Wert der Arbeitskraft war bestimmt nicht nur durch die zur Erhaltung des individuellen erwachsnen Arbeiters, sondern durch die zur Erhaltung der Arbeiterfamilie nötige Arbeitszeit. Indem die Maschinerie alle Glieder der Arbeiterfamilie auf den Arbeitsmarkt wirft, verteilt sie den Wert der Arbeitskraft des Mannes über seine ganze Familie. [Marx: Das Kapital: I. Band: Der Produktionsprozeß des Kapitals. DB Spektrum 4: Marx: Das Kapital, S. 615 (vgl. MEW Bd. 23, S ) ]

113 Keine Verelendungstheorie, sondern strukturelles Argument:

114

115 Die historische Entwicklung des Kapitalismus ist ein Gewaltprozess (wie Marx anschaulich darlegt…); heute, im globalen Massstab, ist er immer noch ein Gewaltprozess; letztere wird in den “stummen Zwang” der oekonomischen Verhaeltnisse umgewandelt, die mit Militarisierung, Krisen, und globalen Arbeitsverschiebungen aufrecht erhalten werden.

116

117 11.Juli - THEMEN Maschinenfragment Texte: Grundrisse,

118 KAPITAL UND DISZIPLIN Man hat gesehn: Diese minutiösen Bestimmungen, welche die Periode, Grenzen, Pausen der Arbeit so militärisch uniform nach dem Glockenschlag regeln, waren keineswegs Produkte parlamentarischer Hirnweberei. Sie entwickelten sich allmählich aus den Verhältnissen heraus, als Naturgesetze der modernen Produktionsweise. Ihre Formulierung, offizielle Anerkennung und staatliche Proklamation waren Ergebnis langwieriger Klassenkämpfe. [Marx: Das Kapital: I. Band: Der Produktionsprozeß des Kapitals. DB Spektrum 4: Marx: Das Kapital, S. 448 (vgl. MEW Bd. 23, S. 299) ]

119 KAPITAL UND KOMMANDO Ebenso erschien ursprünglich das Kommando des Kapitals über die Arbeit nur als formelle Folge davon, daß der Arbeiter statt für sich, für den Kapitalisten und daher unter dem Kapitalisten arbeitet. Mit der Kooperation vieler Lohnarbeiter entwickelt sich das Kommando des Kapitals zum Erheischnis für die Ausführung des Arbeitsprozesses selbst, zu einer wirklichen Produktionsbedingung. Der Befehl des Kapitalisten auf dem Produktionsfeld wird jetzt so unentbehrlich wie der Befehl des Generals auf dem Schlachtfeld. Alle unmittelbar gesellschaftliche oder gemeinschaftliche Arbeit auf größrem Maßstab bedarf mehr oder minder einer Direktion, welche die Harmonie der individuellen Tätigkeiten vermittelt und die allgemeinen Funktionen vollzieht, die aus der Bewegung des produktiven Gesamtkörpers im Unterschied von der Bewegung seiner selbständigen Organe entspringen. Ein einzelner Violinspieler dirigiert sich selbst, ein Orchester bedarf des Musikdirektors. Diese Funktion der Leitung, Überwachung und Vermittlung, wird zur Funktion des Kapitals, sobald die ihm untergeordnete Arbeit kooperativ wird. Als spezifische Funktion des Kapitals erhält die Funktion der Leitung spezifische Charaktermale. [Marx: Das Kapital: I. Band: Der Produktionsprozeß des Kapitals. DB Spektrum 4: Marx: Das Kapital, S. 522 (vgl. MEW Bd. 23, S. 350) ]

120 REORGANIZATION ALLER LEBENDIGEN ZUSAMMENHAENGE
Wie in der einfachen Kooperation ist in der Manufaktur der funktionierende Arbeitskörper eine Existenzform des Kapitals. Der aus vielen individuellen Teilarbeitern zusammengesetzte gesellschaftliche Produktionsmechanismus gehört dem Kapitalisten. Die aus der Kombination der Arbeiten entspringende Produktivkraft erscheint daher als Produktivkraft des Kapitals. Die eigentliche Manufaktur unterwirft nicht nur den früher selbständigen Arbeiter dem Kommando und der Disziplin des Kapitals, sondern schafft überdem eine hierarchische Gliederung unter den Arbeitern selbst. Während die einfache Kooperation die Arbeitsweise der einzelnen im großen und ganzen unverändert läßt, revolutioniert die Manufaktur sie von Grund aus und ergreift die individuelle Arbeitskraft an ihrer Wurzel. Sie verkrüppelt den Arbeiter in eine Abnormität, indem sie sein Detailgeschick treibhausmäßig fördert durch Unterdrückung einer Welt von produktiven Trieben und Anlagen, wie man in den La-Plata-Staaten ein ganzes Tier abschlachtet, um sein Fell oder seinen Talg zu erbeuten. Die besondren Teilarbeiten werden nicht nur unter verschiedne Individuen verteilt, sondern das Individuum selbst wird geteilt, in das automatische Triebwerk einer Teilarbeit verwandelt463 und die abgeschmackte Fabel des Menenius Agrippa verwirklicht, die einen Menschen als bloßes Fragment seines eignen Körpers darstellt.464 Wenn der Arbeiter ursprünglich seine Arbeitskraft an das Kapital verkauft, weil ihm die materiellen Mittel zur Produktion einer Ware fehlen, versagt jetzt seine individuelle Arbeitskraft selbst ihren Dienst, sobald sie nicht an das Kapital verkauft wird. Sie funktioniert nur noch in einem Zusammenhang, der erst nach ihrem Verkauf existiert, in der Werkstatt des Kapitalisten. Seiner natürlichen Beschaffenheit nach verunfähigt, etwas Selbständiges zu machen, entwickelt der Manufakturarbeiter produktive Tätigkeit nur noch als Zubehör zur Werkstatt des Kapitalisten. [Marx: Das Kapital: I. Band: Der Produktionsprozeß des Kapitals. DB Spektrum 4: Marx: Das Kapital, S. 567 (vgl. MEW Bd. 23, S. 381) ]

121 INNERE SCHRANKE Die kapitalistische Produktion strebt beständig, diese ihr immanenten Schranken zu überwinden, aber sie überwindet sie nur durch Mittel, die ihr diese Schranken aufs neue und auf gewaltigerm Maßstab entgegenstellen. Die wahre Schranke der kapitalistischen Produktion ist das Kapital selbst, ist dies: daß das Kapital und seine Selbstverwertung als Ausgangspunkt und Endpunkt, als Motiv und Zweck der Produktion erscheint; daß die Produktion nur Produktion für das Kapital ist und nicht umgekehrt die Produktionsmittel bloße Mittel für eine stets sich erweiternde Gestaltung des Lebensprozesses für die Gesellschaft der Produzenten sind. Die Schranken, in denen sich die Erhaltung und Verwertung des Kapitalwerts, die auf der Enteignung und Verarmung der großen Masse der Produzenten beruht, allein bewegen kann, diese Schranken treten daher beständig in Widerspruch mit den Produktionsmethoden, die das Kapital zu seinem Zweck anwenden muß und die auf unbeschränkte Vermehrung der Produktion, auf die Produktion als Selbstzweck, auf unbedingte Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte der Arbeit lossteuern. Das Mittel - unbedingte Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte - gerät in fortwährenden Konflikt mit dem beschränkten Zweck, der Verwertung des vorhandnen Kapitals. Wenn daher die kapitalistische Produktionsweise ein historisches Mittel ist, um die materielle Produktivkraft zu entwickeln und den ihr entsprechenden Weltmarkt zu schaffen, ist sie zugleich der beständige Widerspruch zwischen dieser ihrer historischen Aufgabe und den ihr entsprechenden gesellschaftlichen Produktionsverhältnissen. [Marx: Das Kapital: III. Band: Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion. DB Spektrum 4: Marx: Das Kapital, S. 3068 (vgl. MEW Bd. 25, S. 260) ]

122 Konstantes und variables Kapital
Anders als Produktionsmittel, Hilfsstoffe und Rohstoffe wird durch die Arbeitskraft "nicht nur ihr eigner Wert reproduziert, sondern ein darüber hinausgehender Wert produziert. Dieser Mehrwert bildet den Überschuß des Produktenwerts über den Wert der verzehrten Produktionsbildner, d.h. der Produktionsmittel und der Arbeitskraft" (223). Also verändert der in Arbeitskraft umgesetzte Teil des Kapitalvorschusses seinen Wert im Produktionsprozeß, daher bezeichnet Marx ihn als variables Kapital (224). Vom Gesichtspunkt des Arbeitsprozesses aus, und damit knüpft Marx wieder an den ersten Satz des Kapitels an, unterscheiden sich Produktionsmittel und Arbeitskraft voneinander als objektive und subjektive Produktionsfaktoren. Vom Gesichtswinkel des Verwertungsprozesses aus fungieren sie als konstantes bzw. variables Kapital.

123

124 variable Kapitalbestandteil Konstanter Kapitalbestandteil
Kapitalvorschuß variable Kapitalbestandteil Konstanter Kapitalbestandteil Arbeitskraft Produktionsmittel Die Vernutzung der Arbeitskraft im Produktionsprozeß bedeutet aber ihre Ausbeutung durch Ausdehnung der Arbeitszeit über das Maß der notwendigen Arbeitszeit hinaus, also die Produktion eines Mehrwerts c+v+m = w Davon ist der Bestandteil v und m das Wertprodukt. Bezieht man diese beiden Größen aufeinander, also m/v, erhält man die Mehrwertrate. Sie ist gleichzeitig das Verhältnis der Mehrarbeit zur notwendigen Arbeit, die der Arbeiter benötigt, um sich, wie im vierten Kapitel dargestellt, zu reproduzieren. Das Verhältnis vom konstanten zum variablen Kapital, also die Aufteilung des Kapitalvorschusses auf Produktionsmittel und Arbeitskraft, wird später von Marx als organische Kapitalzusammensetzung analysiert (im 23. Kapitel). Die Kapitalisten beziehen den Überschuß, den Surplus m, selbstverständlich auf das gesamte vorgeschossene Kapital c+v. Sie kalkulieren also die Profitrate. Denn sie interessieren sich lediglich für das Verhältnis Geld gegen mehr Geld, G – G’. Die Vermittlungen in der Produktion sind von minderem Interesse.

125 Reelle Subsumtion der Arbeit unter das Kapital: Relative Mehrwertproduktion
Blockaden sind allerdings dazu da, überwunden zu werden. Dies kann nur dadurch geschehen, daß die Reproduktionszeit der Arbeitskraft verkürzt wird, so daß bei gleichbleibendem Arbeitstag dennoch mehr Zeit für die Leistung von Mehrarbeit, also zur Produktion des Mehrwerts zur Verfügung steht. Die Reproduktionskosten der Arbeitskraft können aber nur dadurch gesenkt werden, daß die Produktivität der Arbeit steigt – vom Verfall der Preise für Lebensmittel der Arbeiter abgesehen. Dies wiederum geht nur, wenn sich das Kapital auch anderer Energien als der menschlichen bedient. Dazu sind aber Energiewandlungssysteme notwendig, also eine dem Kapital angemessene Technik bzw. Technostruktur und soziale Organisation des Produktionsprozesses. "Unter Erhöhung der Produktivkraft der Arbeit verstehen wir hier überhaupt eine Veränderung im Arbeitsprozeß, wodurch die zur Produktion einer Ware gesellschaftlich erheischte Arbeitszeit verkürzt wird, ein kleineres Quantum Arbeit also die Kraft erwirbt, ein größeres Quantum Gebrauchswert zu produzieren" (333). So schafft sich das Kapital die ihm entsprechenden Produktionsbedingungen. Die Arbeit wird reell unter sein Kommando subsumiert. Die Mehrwertproduktion ist nicht mehr absolut, also an einer unveränderbaren Schranke fixiert, sondern relativ: relativ in bezug auf die notwendige und die Gesamtarbeitszeit eines Arbeitstags. "Durch Verlängrung des Arbeitstags produzierten Mehrwert nenne ich absoluten Mehrwert; den Mehrwert der aus Verkürzung der notwendigen Arbeitszeit und entsprechender Veränderung im Größenverhältnis der beiden Bestandteile des Arbeitstages entspringt – relativen Mehrwert"

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