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eine globale Herausforderung

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Präsentation zum Thema: "eine globale Herausforderung"—  Präsentation transkript:

1 eine globale Herausforderung
Wasser für alle – eine globale Herausforderung Berlin, Powerpoint-Präsentation Wasser für alle – eine globale Herausforderung Herausgeber: Brot für die Welt – Evangelischer Entwicklungsdienst Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung Postfach 10061 Berlin Telefon: Internet: Spendenkonto , Bank für Kirche und Diakonie, BLZ Text: Selvi Pabst Redaktion: Carolin Callenius, Sabine von Bargen, Maike Lukow, Thorsten Lichtblau Gestaltung: Selvi Pabst, Maike Lukow Berlin, Dezember 2013

2 Wasser für alle Inhalt Wasserkrise Klimawandel
Menschenrecht auf Wasser Trinkwasser und Sanitärversorgung Milleniumentwicklungsziele Wasser für landwirtschaftliche Nutzung Watergrabbing Virtuelles Wasser Wasserprivatisierung Konflikte um Wasser Wasserprojekte von Brot für die Welt Wassergerechtigkeit – Was kann jeder Einzelne und jede Einzelne tun? Diese Präsentation enthält eine Foliensammlung für Vorträge zum Thema „Wasser – eine globale Herausforderung“. Sie ist nicht als Musterpräsentation zum Thema Wasser konzipiert, sondern bietet einzelne Bausteine, die Sie für Vorträge entnehmen können. Je nach Interessenlage und Zielgruppe empfehlen wir die Auswahl von 3-5 Themenblöcken für einen Vortrag in sinnvoller Länge. Empfehlenswert ist in der Regel eine halbe Stunde Vortrag, danach wird das Zuhören oft schwer. Auch wenn Ihnen der Gedanke an Rückfragen ein ungutes Gefühl verschafft: Wir ermutigen Sie, sich dennoch in diese Situation zu begeben. Sie werden merken, dass Sie nach dem Durcharbeiten sämtlicher Folien und Inhalte genug wissen, um antworten zu können. Und sollten Sie doch einmal an Ihre Grenzen stoßen, sagen Sie dies einfach. Bieten Sie an, die gerade nicht greifbare Antwort nachzureichen. Wenn Sie Ihrerseits noch Fragen haben, können Sie sich gerne an die Mitarbeitenden bei Brot für die Welt – Evangelischer Entwicklungsdienst wenden. Wir wünschen Ihnen gutes Gelingen bei der Vorbereitung und Präsentation Ihres Vortrags verbunden mit dem herzlichen Dank, dass Sie unser Thema als Multiplikatorin oder Multiplikator verbreiten. So leisten Sie einen wichtigen Beitrag zum Bewusstsein darüber, was wir hier in Deutschland mit den Menschen im Globalen Süden zu tun haben. Ihre Ansprechpartnerinnen: Sabine von Bargen, Ehrenamts-Referentin: Carolin Callenius, Referentin für das Recht auf Nahrung:

3 Wasserkrise Einführung Das Prinzip aller Dinge ist das Wasser;
aus Wasser ist alles und ins Wasser kehrt alles zurück. (Thales von Milet) Foto: Christof Krackhardt/Brot für die Welt Menschen bestehen zu einem Großteil aus Wasser. Ohne Wasser zu trinken, kann man kaum drei Tage überleben. Es ist durch nichts ersetzbar. Wasser ist die Grundlage all unserer Nahrung: Pflanzen und Tiere brauchen Wasser, um zu wachsen und zu leben. Wasser ist der Schlüssel zur Ernährungssicherheit. Viele sprechen von einer drohenden Wasserkrise. Was bedeutet das? Wie verletzlich sind die Wasserressourcen, wie schnell gehen sie zur Neige? Was sind die Gründe? Welche Auswirkungen hat dies und wie können wir handeln? (Thales von Milet war ein bedeutender griechischer Philosoph, Mathematiker und Astronom der Antike. Er lebte von ca. 624 – 547 v. Chr. in Milet, heute Türkei.)

4 Wasserkrise Wasserverfügbarkeit Foto: Paul Jeffrey/Act Alliance
Das Gesamtvolumen des Wassers auf der Welt verändert sich nicht. Doch nur 2,5 Prozent des Wassers weltweit sind Süßwasser. Von diesem Süßwasser wiederum können mehr als zwei Drittel nicht von Menschen verbraucht werden. Denn: 69,5 Prozent des Süßwassers sind in Permafrostböden, Gletschern etc. gebunden und somit nicht zugänglich. Etwa 30,1 Prozent sind Grundwasser und somit nicht direkt zugänglich, aber grundsätzlich von Menschen nutzbar. 0,4 Prozent des Süßwassers sind Oberflächenwasser und somit direkt zugänglich. Trotzdem gibt es global gesehen genug Wasser für alle Menschen. Die Hauptprobleme sind vielmehr regionale oder saisonale Knappheit und eine ungerechte Verteilung.

5 Staaten, die unter Wassermangel leiden
Wasserkrise Staaten, die unter Wassermangel leiden Staaten, die unter Wassermangel leiden Das Prinzip aller Dinge ist das Wasser; aus Wasser ist alles und ins Wasser kehrt alles zurück (Thales von Milet) Grafik: UN World Water Development Report 4, S. 125 Die Grafik zeigt, in welchen Staaten Wassermangel vorherrscht: hellblau = beginnender Wasserstress dunkelblau = ökonomischer Wasserstress blau = Wasserstress grün = kein Wasserstress hellgrün = keine Daten Es wird unterschieden zwischen physischem Wasserstress und ökonomischem Wasserstress. Man spricht ab einer Wasserentnahme von über 40 Prozent des langfristig verfügbaren Oberflächenwassers von Wasserstress. Wasserstress: Die Wasserverfügbarkeit wird einerseits von den vorhandenen Wasserressourcen und andererseits von der Wasserentnahme bestimmt. Wenn die Entnahme einen gewissen Prozentsatz (40 Prozent des langfristigen jährlichen Oberflächenabflusses) der vorhandenen Wasserressourcen übersteigt, spricht man von Wasserstress. Ein anderes Maß ist, wenn pro Kopf und Jahr weniger als m³ Wasser zur Verfügung stehen. Das trifft zwar nicht auf die ganze Welt zu, allerdings gibt es viele Regionen, die unter Wasserstress leiden. Dies betrifft etwa 2,3 Milliarden Menschen. Vor allem in Afrika weisen einige Länder extremen Wasserstress auf. Ökonomischer Wasserstress bedeutet, dass die Wasserentnahme zwar unter der kritischen Grenze bleibt, aber große Teile der Bevölkerung aufgrund von Verteilungs- und Managementproblemen keinen Zugang zu ausreichendem Wasser haben. Dies ist oft durch die politische oder wirtschaftliche Situation eines Landes bedingt. Auch wenn ein Land insgesamt genug Wasser zur Verfügung hat, kann lokal und saisonal durchaus Wasserstress ein Problem sein: Das ist der Fall in einigen Regionen Chinas, Indiens und den USA. Wenn es langfristig nicht genug Wasser gibt, kann auch das verheerenden Folgen für die Nahrungsmittelproduktion haben. Es kann dann nicht mehr genug Nahrung angebaut werden, um den Bedarf zu decken, da die notwendigen Wasserressourcen fehlen. Gerade in Ländern, wo Wasserknappheit herrscht, ist eine gerechte Verteilung der Ressource unabdingbar. Doch leider ist das nur selten der Fall. Die Leidtragenden sind in solchen Fällen meist die marginalisierten Bevölkerungsgruppen.

6 Wasserkrise Ursachen und Trends Wasserverbrauch Konsum
Bevölkerungswachtum Bewässerung in der Landwirtschaft Schädigung des Ökosystems Wasserverschmutzung durch: Industrie Bergbau Landwirtschaft fehlende Abwasserentsorgung Verteilungsprobleme ökonomische Macht politische Konflikte Foto: Cover des Dokumentarfilms „Flow – Wasser ist Leben“. Der 2008 produzierte Film zeigt die natürlichen und menschlich beeinflussten Wasserkreisläufe auf unserem Planeten und problematisiert in eindrücklicher Weise die zerstörenden und menschenverachtenden Auswirkungen des unbedachten Umgangs mit Wasser. Verleih: Der Wasserverbrauch der Industrie – und Schwellenländer ist sehr hoch. Er steigt besonders stark bei den wachsenden Wirtschaftsmächten des Südens. Zunehmend nähert sich der Lebensstil der neuen Mittelklasse in wirtschaftlich aufstrebenden Ländern dem im Westen an. Vor allem die Wassermenge, die durch den hohen Konsum von weiterverarbeiteten und veredelten Produkten wie Fleisch, Kleidungsstücke und Elektrogeräte benötigt wird, ist deutlicher höher als der durchschnittliche Verbrauch in den Ländern des Südens. Der Wasserverbrauch steigt auch global: Der exzessive Gebrauch, aber auch die Verschmutzung von Wasser, sind ein echtes Problem. Die Nutzung von Grundwasser hat sich innerhalb der letzten 50 Jahre mindestens verdreifacht und der Verbrauch steigt weiter um 1- 2 Prozent pro Jahr an. Grundwasservorkommen sind allerdings nicht unbedingt erneuerbar. Eine so enorme Ausbeutung dieser Ressourcen kann zu ihrem Verschwinden führen. Ein zusätzlicher Faktor, der diesen Trend verstärkt ist, das Bevölkerungswachstum: Es führt dazu, dass mehr Wasser verbraucht, mehr Nahrung benötigt und insgesamt mehr konsumiert wird. Besonders durch nicht nachhaltige Bewässerungsmethoden in der Landwirtschaft und hohen Wasserverbrauch in der Industrie werden die natürlichen Ressourcen überstrapaziert. Die Landwirtschaft ist der Sektor mit dem höchsten Wasserkonsum. Problematisch ist, dass Bewässerung oft ineffizient eingesetzt wird. Um auch in Zukunft genügend Nahrungsmittel produzieren zu können, müssen Wasserressourcen sparsam und gezielt eingesetzt werden. Das ist besonders wichtig, um auch nachhaltig genug Wasser zur Verfügung zu haben. Die Schädigung des Ökosystems führt dazu, dass weniger Wasser von guter Qualität zur Verfügung steht. Eingriffe in das Ökosystem geschehen durch intensive Landwirtschaft, Verstädterung, Begradigen von Flussläufen, Aufstauen von Seen und Füssen, Abholzen von Wäldern und Freisetzung von Treibhausgasen durch die unterschiedlichsten Formen der Energiegewinnung. Wasserverschmutzung: Ein weiteres Problem betrifft die Qualität des Wassers: Durch die Industrie gelangen oft Schadstoffe ins Wasser. Vor allem in Ländern mit wenig Kontrolle durch die Behörden und viel Korruption wird das Abwasser von Fabriken oft ungefiltert in Flüsse und Seen geleitet. Die in der Landwirtschaft eingesetzten Pestizide und Düngemittel tragen wesentlich zur Wasserverschmutzung bei. Ein weiteres Problem ist vielerorts die fehlende Abwasserentsorgung. Abwässer und Fäkalien werden nicht abgeleitet, sondern fließen oft ungeschützt ab, wodurch das Wasser, welches die Menschen zum Waschen, Kochen und Trinken nutzen, verunreinigt wird. Dies hat verheerende Folgen für die Gesundheit. Verteilungsprobleme: Global ist (rein rechnerisch) eigentlich genug Wasser auf der Erde vorhanden, damit jeder Mensch seine Grundbedürfnisse befriedigen kann. Das Problem ist eine ungerechte Verteilung. Auch wenn es in einer Region theoretisch genug Trinkwasser gibt, heißt das nicht, dass alle Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Oftmals mangelt es an der nötigen Infrastruktur, die das Wasser auch zu armen und marginalisierten Teilen der Gesellschaft bringt. Teilweise ist Wasser so teuer, dass sich nur die Reichen genug Wasser leisten können. In Regionen, in denen Konflikte herrschen, wird der Zugang zu Wasser als Machtmittel genutzt. So sind beispielsweise ein Großteil der Wasserquellen im Westjordanland unter israelischer Kontrolle, der palästinensischen Bevölkerung wird nur ein kleiner Anteil des Wassers zugestanden.

7 Klimawandel Überblick
global zunehmende Niederschlagsmengen regionale Unterschiede der Niederschlagsmengen starke Zunahmen starke Abnahmen unregelmäßige Niederschläge Überschwemmungen Dürre Veränderung des Schmelzwasserabflusses mittelfristig mehr langfristig weniger/ möglicherweise komplettes Versiegen geringere Wasserqualität Foto oben: Hawedi, Foto unten: Paul Jeffrey/ACT Alliance Auch im Zusammenhang mit dem Klimawandel wird die Wasserkrise diskutiert. Eine globale Erwärmung wird sich auch auf die Wasservorkommen auf der Erde auswirken und zwar auf verschiedene Weise: Durch die globale Erwärmung wird es zu einer insgesamt höheren Niederschlagsmenge kommen. Diese erhöhte Menge an Niederschlägen (erwartet wird eine bis zu 20-prozentige Steigerung) wird allerdings regional äußerst ungleichmäßig verteilt sein, sodass es in einigen Regionen zu einer starken Abnahme der Niederschlagsmengen kommen wird. Vor allem in den mittleren Breiten und in den Tropen wird es mehr Regen geben, während es in den Gebieten, die schon heute von Wasserknappheit betroffen sind, vermehrt zu Trockenheit kommt. Auch Regionen, in denen es weiterhin genauso viel oder mehr als bisher regnet, könnten zunehmend Probleme bekommen, da die Niederschläge unregelmäßiger werden. Eine erschwerte Planung für die Aussaat und Ernte sind nur eine Folge davon. Auch extreme Wetterereignisse wie Fluten oder Dürren werden wohl häufiger werden. Etwa ein Sechstel der Weltbevölkerung ist in der Trockenzeit auf Schmelzwasser angewiesen. Gletscherschmelze und die Zunahme von Niederschlägen werden zunächst zu einem erhöhten Abfluss von Schmelzwasser führen. Allerdings verschiebt sich die Zeit der Schneeschmelze nach vorn, also in den Frühling, was dazu führt, dass Sommer und Herbst in den betroffenen Gebieten extrem trocken werden können. Zudem werden langfristig die Gletscher abschmelzen. Der Klimawandel hat aber nicht nur Einfluss auf die verfügbare Wassermenge, sondern auch auf die Wasserqualität. Man kann davon ausgehen, dass eine steigende Wassertemperatur insgesamt zu einer schlechteren Qualität von Trink- und Brauchwasser führt. Dies liegt daran, dass Bakterien sich schneller ausbreiten können, das Algenwachstum steigt etc. Durch das Steigen des Meeresspiegels kommt es vor allem in Küstennähe zu einer Versalzung des Grundwassers und der Böden. Von diesen Entwicklungen sind vor allem Länder betroffen, die über schwierige klimatische Gegebenheiten verfügen und eine unzureichende Wasserversorgung haben, wie beispielsweise Bangladesch (vgl. Folie 10). 7

8 Klimawandel Dürren: Afrika viele Regionen mit Wasserstress
großer Teil der Bevölkerung lebt von Landwirtschaft/ Viehzucht längere und häufigere Dürren große Teile Subsahara-Afrikas werden arid Ernteausfälle kein Weideland für Vieh etwa 50 Prozent der afrikanischen Bevölkerung betroffen Foto: Christoph Püschner/Brot für die Welt Wasser kann Segen und Fluch zugleich sein. (vgl. Folie 5: Wasserstress) Die Bevölkerung in diesen Gebieten muss oft über sehr lange Zeiträume mit sehr wenig Wasser auskommen. Landwirtschaft ist nur durch eine starke Anpassung an die Jahreszeiten möglich. Das Ökosystem in trockenen Regionen ist äußerst empfindlich, so dass schon geringe Abweichungen in den Temperaturen und Niederschlagsmustern sowie Eingriffe von Menschen durch intensive Bodenbewirtschaftung gravierende Folgen haben können. Der Klimawandel verstärkt diese Problematik: Durch den Klimawandel werden die Niederschläge zunehmend unregelmäßiger, was sowohl die Zeit als auch die Regionen betrifft. So wird es in einigen Regionen eine starke Zunahme der Niederschläge geben, in anderen jedoch, wie in großen Teilen Subsahara-Afrikas, deutlich weniger Niederschläge. Das ist problematisch, weil die Menschen in diesen Regionen ohnehin mit sehr wenig Wasser auskommen müssen und oftmals vom Regenfeldbau leben, also keinen Zugang zu Bewässerung für ihre Felder haben. Diese Trends sind schon jetzt zu beobachten – Regenfälle bleiben aus oder verschieben sich. Teilweise regnet es nur kurz und heftig, dann wieder überhaupt nicht. Auch für Viehhirten ist diese Entwicklung sehr problematisch. Bei langen Dürreperioden findet sich nicht mehr genug Futter für die Tiere, was wiederum direkte Folgen für das Einkommen und die Ernährungssituation der Familien hat. Da viele Familien in ländlichen Gebieten ohnehin am Existenzminimum leben, hat eine solche Veränderung verheerende Folgen. Obendrein kommt es durch lange Dürreperioden zu einer Verdichtung des Bodens. Wenn es dann zu plötzlichen und starken Regenfällen kommt, kann der Boden das Wasser nicht aufnehmen und es kommt zu kurzen, aber heftigen Fluten, die nicht genutzt werden können.

9 Überschwemmungen: Bangladesch
Klimawandel Überschwemmungen: Bangladesch Zyklone und Anstieg des Meeresspiegels Überschwemmungen Trinkwassernotstand verunreinigtes Trinkwasser Versalzung der Böden Erosion Foto: Jörg Böthling/Brot für die Welt Die Landschaft in Bangladesch ist durchzogen von Flüssen, die das größte Flussdelta der Welt bilden. Während des Monsuns treten die Flüsse über die Ufer. Zunehmend gibt es jedoch nicht nur den normalen Monsun, sondern extreme Wetterereignisse und Regen zu atypischen Zeiten. Das ist problematisch, weil die Fluten die Reis- und Juteernte vernichten und die Menschen wochenlang nicht in ihre Dörfer können, weil diese komplett unter Wasser stehen. Tropische Wirbelstürme können im Küstenbereich zu hohen Flutwellen führen, die Katastrophen nach sich ziehen. Da viele der Grundwasserpumpen, von denen die Menschen normalerweise ihr Wasser beziehen, überflutet werden, wird die Versorgung mit sauberem Trinkwasser zum Problem. Viele sind dazu gezwungen, das verunreinigte Flutwasser zu trinken. Cholera, Ruhr und andere Infektionskrankheiten sind die Folge. Eine weitere Problematik ist die Verunreinigung des Trinkwassers mit Arsen durch Mikroorganismen in den Torfschichten, welches freigesetzt wird, wenn es mit Sauerstoff in Berührung kommt. Bis zu 77 Millionen Menschen in Bangladesch nutzen verseuchte Pumpbrunnen. Die Menschen leiden daher an Hautkrankheiten und Krebs. Dies kann durch das Filtern des Wassers oder das Verwenden tieferer Brunnen vermieden werden, denn die tieferen Grundwasser führenden Schichten sind kaum oder gar nicht mit Arsen verunreinigt. Ein weiteres Problem ist die Versalzung der Böden. Durch den Anstieg des Meeresspiegels drückt salziges Brackwasser ins Inland. So werden die Felder für die Landwirtschaft unbrauchbar und die Menschen haben Probleme, an geeignetes Trinkwasser zu kommen. Erosion, die durch Wasser verursacht wird, gefährdet darüber hinaus das Leben vieler Menschen. Durch den Anstieg des Meeresspiegels sind schon jetzt einige Flächen des Landes verloren gegangen.

10 Menschenrecht auf Wasser UN-Sozialpakt
„Das Menschenrecht auf Wasser berechtigt jedermann zu ausreichendem, sicherem, physisch zugänglichem, erschwinglichem und kulturell annehmbarem Wasser.“ (General Comment Nr. 15 UN-Sozialpakt) Foto: Stefan Hauck/Brot für die Welt Jeder Mensch hat ein Recht auf Wasser Im Jahr 2010 wurde das Menschenrecht auf Wasser und Sanitärversorgung vom Menschenrechtsausschuss der UN und der UN-Generalversammlung anerkannt. Doch das Recht auf Wasser existierte auch schon vorher, als Teil der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechte (WSK–Rechte). Das Recht auf Wasser wird im UN-Sozialpakt nicht explizit erwähnt, es lässt sich jedoch aus Artikel 11 und 12 des UN-Sozialpaktes ableiten, die das Recht auf einen angemessenen Lebensstandard und das Recht auf Gesundheit zum Gegenstand haben. Im sogenannten General Comment Nr. 15 des UN-Sozialausschusses wurde das Recht auf Wasser genauer bestimmt. Der Kommentar dient als eine wichtige Auslegungshilfe, um das Recht auf Wasser näher zu spezifizieren. Was kann man unter dem Menschenrecht auf Wasser konkret verstehen? Es macht Aussagen über Zugang und Verfügbarkeit von Wasser. Verfügbarkeit bedeutet, dass genug Wasser vorhanden sein muss, um die grundsätzlichen Bedürfnisse zu stillen. Das beinhaltet Wasser zum Trinken, Kochen, Waschen, Duschen usw. Außerdem muss das Wasser nachhaltig verfügbar sein, also auch in der Zukunft. Richtwerte für die ausreichende Menge sind mindestens 20 Liter am Tag, um die allerdringendsten Grundbedürfnisse in Bezug auf Trinkwasser und Hygiene erfüllen zu können (empfohlene Mengen sind 50 bis 100 Liter, damit alle Grundbedürfnisse befriedigt werden können). Die Entfernung zur Wasserquelle sollte Meter nicht überschreiten, beziehungsweise nicht mehr als eine halbe Stunde Zeit in Anspruch nehmen. Bei einer Wasserquelle, die sehr weit entfernt ist, dauert das Wasserholen zu lange und ist zu mühsam, um genug Wasser für den täglichen Gebrauch herbeizuschaffen. Sicheres Wasser bedeutet, dass das Wasser die Gesundheit derjenigen, die es nutzen, in keiner Weise beeinträchtigen darf. Physisch zugänglich bedeutet, dass der Weg zur Wasserquelle nicht zu weit sein darf. Außerdem muss der Weg frei zugänglich und sicher sein. Zugang bedeutet, dass das Wasser auch erreichbar sein muss – sowohl in einer zumutbaren Entfernung als auch von der Bezahlbarkeit, so dass sich jeder auch genug Wasser leisten kann. Erschwinglich bedeutet, dass das Wasser bezahlbar ist, damit auch ökonomisch der Zugang gewährleistet ist. Kulturell annehmbar bedeutet, dass das Wasser auch so schmeckt, aussieht und riecht, dass es benutzt wird und nicht auf andere verschmutzte Quellen zurückgegriffen wird.

11 Menschenrecht auf Wasser Was bedeutet das konkret?
Achtungspflicht keine Verletzung des Menschenrechts durch den Staat Schutzpflicht keine Verletzung des Menschenrechts durch Dritte Gewährleistungspflicht aktive Verwirklichung des Menschenrechts Foto: Christof Krackhardt/Brot für die Welt Die Staaten, die den UN-Sozialpakt ratifiziert haben, sind völkerrechtlich verpflichtet, alle zur Verfügung stehenden Mittel zu verwenden, um das Recht auf Wasser zu verwirklichen. Die Staaten verpflichten sich, die Menschenrechte zu achten, zu schützen und zu gewährleisten. Die Pflichten der Staaten lassen sich in drei Kategorien unterteilen: Achtungspflicht bedeutet, dass der Staat den bestehenden Zugang zu Trinkwasser und Sanitärversorgung achten muss. Niemand darf durch den Staat daran gehindert werden, das Menschenrecht auf Wasser in Anspruch zu nehmen. Der Staat darf also keine Maßnahmen ergreifen, die den Zugang zu Wasser verhindern (zum Beispiel Verschmutzung von Wasser durch Regierungsfirmen, Zwangsumsiedlungen, Abstellen der Wasserversorgung, weil nicht mehr gezahlt werden kann …). Schutzpflicht bedeutet, dass der Staat die Pflicht hat einzugreifen, wenn das Recht auf Wasser von Dritten (zum Beispiel Unternehmen) gefährdet wird. Dies ist auch relevant, bei einer Privatisierung der Wasserversorgung. Auch hier ist der Staat weiterhin dafür verantwortlich, dass alle ausreichenden, sicheren und bezahlbaren Zugang zu Wasser haben. Gewährleistungspflicht bedeutet, dass der Staat nicht nur den Zugang zu Wasser schützen und erhalten muss, sondern gleichzeitig verpflichtet ist, aktiv auf die vollständige Verwirklichung des Rechtes hinzuarbeiten. Dies bedeutet, dass er Maßnahmen ergreifen muss, die Zugang zu Wasser für alle schaffen. Obwohl es beim Menschenrecht auf Wasser primär um Trinkwasser und sanitäre Versorgung geht, ist auch der Zugang zu Wasser, das in der Landwirtschaft gebraucht wird, Teil der Menschenrechte. Der Kommentar Nr. 15 beruft sich hier auf den Kommentar Nr. 12, der das Recht auf Nahrung spezifiziert und die Bedeutung von nachhaltigem Zugang zu Wasser für die Landwirtschaft betont.

12 Trinkwasser und Sanitärversorgung Überblick
Foto links: Christoph Püschner/Brot für die Welt, Foto rechts: Near East Council of Churches-Jerusalem (NECC-Jerusalem) Fehlender Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitärversorgung sind die Ursachen vieler Krankheiten, von Armut und fehlenden Entwicklungschancen. Obwohl das Menschenrecht auf Wasser und Sanitärversorgung in einem Recht zusammengefasst ist und diese beiden Aspekte auch durchaus miteinander verbunden sind, empfiehlt es sich laut Catarina de Albuquerque, Sonderberichterstatterin der UN für das Recht auf sicheres Trinkwasser und Sanitärversorgung, das Recht auf Trinkwasser und das Recht auf Sanitärversorgung als zwei eigenständige Rechte zu betrachten. Somit wird anerkannt, dass die Herausforderungen und Handlungsfelder sich unterscheiden, da Sanitärversorgung nicht notwendigerweise auf Wasserbasis funktionieren muss. Zum anderen werden so das Menschenrecht auf sanitäre Versorgung und das Menschenrecht auf Trinkwasser als explizit gleichwertig betont.

13 Trinkwasser und Sanitärversorgung Trinkwasser
mindestens elf Prozent der Weltbevölkerung (780 Millionen) haben keinen Zugang zu einer verbesserten Trinkwasserquelle oft sehr weite Wege, um Wasser zu holen vor allem Frauen/Kinder Auswirkungen auf Einkommen und Bildung der Kinder schlechte Wasserqualität  Krankheiten: jedes Jahr sterben über zwei Mio. Kinder an den Folgen zehn Prozent der Erkrankungen könnten durch verbesserte Wasser- und Sanitärversorgung verhindert werden Foto: Jörg Böthling/Brot für die Welt Eine sogenannte verbesserte Trinkwasserquelle ist vor Verschmutzung von außen geschützt, vor allem vor der Kontaminierung durch Fäkalbakterien. Dies kann zum Beispiel eine Handpumpe sein, eine Regenwasserzisterne oder eine eigene Leitung. Laut Schätzungen des UN-Berichts zu den Millennium-Entwicklungszielen hatten im Jahr Prozent der Weltbevölkerung Zugang zu einer verbesserten Trinkwasserquelle. Elf Prozent der Menschen auf der Welt müssen also auf verschmutztes Wasser zurückgreifen oder weite Strecken in Kauf nehmen, um an Trinkwasser zu kommen. Die meisten Betroffenen leben in ländlichen Regionen, allerdings haben die Städte, in denen die Versorgung grundsätzlich besser ist, durch das hohe Bevölkerungswachstum immer größere Probleme, ein zuverlässiges Wassernetz bereitzustellen. Vor allem in Slumgebieten ist die Wasserversorgung meist katastrophal. Die fehlende Wasser- und Sanitärversorgung hat verheerende Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und Entwicklung sowie auf die Wirtschaft. An Durchfall sterben mehr Kinder als an Tuberkulose, Malaria und HIV/Aids zusammen. Alle 20 Sekunden stirbt weltweit ein Kind an den Folgen von verschmutztem Wasser und mangelnder Hygiene. Das Einkommen und der Lebensstandard von Familien, die Zugang zu einer Wasserquelle in der Nähe haben, steigen häufig an. Das liegt daran, dass die Frauen nicht mehr stundenlang mit Wasserholen beschäftigt sind. Sie können die Zeit anderweitig nutzen und so zu einem höherem Einkommen beitragen. Auch gehen die Kinder häufiger zur Schule, weil sie nicht mehr so viel Zeit mit Wasserholen verbringen und zusätzlich Krankheiten wie Durchfall seltener werden, wenn sauberes Wasser zur Verfügung steht.

14 Trinkwasser und Sanitärversorgung Sanitärversorgung
mindestens 2,5 Milliarden Menschen ohne Zugang zu verbesserten sanitären Anlagen Menschen verrichten ihre Notdurft im Freien  Infektionsgefahr Frauen und Mädchen vermeiden den Gang zur Toilette Gefahren durch den Gang zur Latrine nach Einbruch der Dunkelheit gehen häufig nicht mehr zur Schule sobald sie ihre Menstruation bekommen bedeutende Investitionen in Sanitärversorgung und Hygieneaufklärung sind nötig Foto: Carsten Stormer/Brot für die Welt Verbesserte sanitäre Anlagen sind solche Anlagen, die den Kontakt zu menschlichen Exkrementen effektiv verhindern. Dies können einfache Latrinen sein, Komposttoiletten oder natürlich auch Toiletten auf Wasserbasis, wie sie bei uns üblich sind. Für uns kaum vorstellbar, aber in vielen Ländern der Erde Realität, ist: Die Menschen haben keine Toilette, um sich zu erleichtern, wann immer sie es nötig haben. Stattdessen gibt es lange Schlangen vor öffentlichen Toiletten, Gebühren oder gar keine sanitären Anlagen, so dass nichts anderes übrig bleibt, als hinter den nächsten Busch oder ins nächste Feld zu gehen. In der Stadt müssen sie den Straßengraben oder einen Kanal als Ort für die Notdurft benutzen. Was für uns bizarr klingt, sind die sogenannten „flying toilets“ (fliegenden Toiletten). Zum Beispiel in Kibera, dem Slum von Nairobi, benutzen viele Menschen Plastiktüten oder alte Dosen, um sich zu erleichtern, und werfen diese dann weg. Dass diese Lösungen alles andere als hygienisch sind, erklärt sich von selbst. Wenn Menschen in Kontakt mit Exkrementen kommen, kann dies zu allen möglichen Arten von Infektionen führen. Vor allem für Frauen und Mädchen ist die mangelnde Privatsphäre oft ein großes Problem: Um wenigstens ein Minimum an Privatsphäre zu haben, nutzen sie oft den Schutz der Dunkelheit und gehen nur am frühen Morgen und späten Abend auf die Toilette. Das lange Zurückhalten von Urin kann aber zu Infektionen der Harnwege führen. Wenn kaum getrunken wird, um nicht auf die Toilette zu müssen, kann dies zu Dehydrierung, anderen Erkrankungen und verminderter Leistungsfähigkeit führen. Zusätzlich sind Frauen und Mädchen besonders gefährdet, Opfer von Überfällen oder Vergewaltigung zu werden, wenn sie nach Einbruch der Nacht alleine das Grundstück verlassen. Viele Mädchen gehen auch nicht mehr zu Schule, sobald sie die Pubertät erreichen, falls es dort keine nach Geschlechtern getrennte Toiletten gibt. Bedeutende Investitionen in Sanitärversorgung und Hygieneaufklärung sind nötig, um die Lebensbedingungen und den Gesundheitszustand von Milliarden Menschen zu verbessern. Es gibt vielfältige Möglichkeiten eine angemessene Sanitärversorgung zu gewährleisten, ohne dass ein so kompliziertes und wasserintensives System wie bei uns benötigt wird. Wichtig ist, dass die Anlagen hygienisch sind und die Ausscheidungen so entsorgt werden, dass niemand damit in Berührung kommt und das Trinkwasser nicht verunreinigt wird. Studien belegen, dass jeder investierte Dollar sich auszahlt, da die Gesundheitsausgaben sinken und die Wirtschaftsleistung steigt. Um dies zu verwirklichen, müssen zunächst die vielfältigen Tabus gebrochen werden, die es im Bereich Sanitärversorgung noch immer gibt. Zusatzinformation: Auch der Ernährungsstatus der Menschen verbessert sich durch den Zugang zu vernünftigen sanitären Anlagen, da nicht mehr so viele Nährstoffe durch Krankheit verloren gehen. So belegt zum Beispiel eine Studie den Zusammenhang von „sanitation“ (Sanitärversorgung) und „child height“ (die Körpergröße von Kindern). Die Studie kommt zu dem Schluss, dass eine schlechte Sanitärversorgung signifikant mit der Körpergröße zusammenhängt. Dies wird durch den enormen Nährstoffverlust durch Durchfall und andere hygienebedingte Krankheiten erklärt. (Studie nach Dean Spears 2013: „How much international variation in child height can sanitation explain?“, Policy Research Working Paper: The World Bank, Sustainable Development Program, Water and Sanitation Program.)

15 Millennium-Entwicklungsziele Hintergrund
UN-Millenniumsgipfel 2000 Wasser-Ziele der Staatengemeinschaft bis 2015: Anteil der Menschen, die keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser haben, soll bis 2015 halbiert werden gleiches Ziel bzgl. des Zugangs zu sanitären Anlagen Anteil der Menschen, die Hunger leiden, soll halbiert werden (Wasser ist Grundvoraus-setzung) Abbildung: Die Millennium-Entwicklungsziele (MDG) wurden von Staats und Regierungschefs aus 189 Ländern im September 2000 bei dem bis dahin größten Gipfeltreffen der Vereinten Nationen beschlossen. Es sind acht globale Entwicklungsziele, die bis 2015 erreicht werden sollen: Bekämpfung von extremer Armut und Hunger Grundschulbildung für alle Gleichstellung der Geschlechter (Rolle der Frau stärken) Senkung der Kindersterblichkeit Verbesserung der Gesundheitsversorgung von Müttern Bekämpfung von HIV/AIDS, Malaria und anderen schweren Krankheiten Ökologische Nachhaltigkeit Aufbau einer globalen Partnerschaft für Entwicklung Diese acht Oberziele sind weiter aufgegliedert in Teilziele, die sehr konkret sind und damit auch eine gute Messbarkeit der Zielerreichung gewährleisten. Ziel 7, Teilziel 3: Bis 2015 soll der Anteil der Menschen ohne Zugang zu sicherem Trinkwasser und sanitären Anlagen halbiert werden. (grünes Logo der MDGs) Ziel 1, Teilziel 2: Zwischen 1990 und 2015 soll der Anteil der hungernden Menschen halbiert werden. (gelbes Logo) Bezug zu Wasser: Wasser ist elementar für die Nahrungsmittelproduktion und Grundlage für das Einkommen vieler Menschen. Es dient also der Hungerbekämpfung. Zusätzlich ist Wasser für die Erreichung fast aller MDGs eine Grundvoraussetzung. Laut MDG-Bericht wurde das Trinkwasserziel erreicht. So heißt es im MDG Report 2012, dass der Anteil der Menschen mit Zugang zu einer verbesserten Trinkwasserquelle von 76 Prozent im Jahr 1990 auf 89 Prozent im Jahr 2010 gestiegen sei. Das Ziel, auch den Anteil derjenigen ohne Zugang zu Sanitärversorgung zu halbieren, ist jedoch noch nicht erreicht und wird auch bis 2015 nicht geschafft werden. 15

16 Millennium-Entwicklungsziele Trinkwasser
Das Prinzip aller Dinge ist das Wasser; aus Wasser ist alles und ins Wasser kehrt alles zurück (Thales von Milet) Grafik: Black, Maggie/King, Jannet: The Atlas of Water, S. 87 © Myriad Editions | Diese Folie bezieht sich auf Trinkwasser, die nächste Folie auf Sanitärversorgung. Fortschritte bei der Umsetzung der Millenniumsentwicklungsziele zu Trinkwasser und Sanitärversorgung (Stand: 2006) Grün = auf gutem Weg, das Ziel zu erreichen Orange = Fortschritte, aber nicht ausreichend Rot = kaum Fortschritte, nicht auf dem richtigen Weg Die hellblaue Säule zeigt den Anteil der Menschen ohne Zugang zu sicherem Trinkwasser im Jahr 1990; die dunkelblaue Säule zeigt den Anteil der Menschen ohne Zugang im Jahr Die Fähnchen zeigen die MDG-Ziele für 2015.

17 Millennium-Entwicklungsziele Sanitärversorgung
Das Prinzip aller Dinge ist das Wasser; aus Wasser ist alles und ins Wasser kehrt alles zurück (Thales von Milet) Grafik: Black, Maggie/King, Jannet: The Atlas of Water, S. 87 © Myriad Editions | Fortschritte im Bereich Sanitärversorgung. Man kann sehen, dass hier noch weit mehr als beim Trinkwasserziel Defizite bestehen und eine Erreichung des Ziels bis nicht möglich ist. gelbe Säule = Anteil der Menschen ohne Zugang zu Sanitärversorgung 1990 rote Säule = Anteil der Menschen ohne Zugang 2006.

18 Millennium-Entwicklungsziele Ein Blick hinter die Zahlen
China und Indien allein haben ungefähr zur Hälfte zum Erfolg beigetragen insbesondere in Subsahara-Afrika und den pazifischen Inseln ist die Zielerreichung sehr schwach am schlechtesten sieht es in Afrika aus; über 40 Prozent aller Menschen, die keinen Zugang zu verbesserten Trinkwasser haben, leben hier keine Verbesserungen bei der marginalisierten Bevölkerung unberücksichtigt sind: die Qualität des Wassers die Nachhaltigkeit des Wasserzugangs: nur zwei von drei Handpumpen in Afrika funktionieren (RWSN 2010) die Hygieneaufklärung Die offiziellen Zahlen zu den Millenium-Entwicklungszielen (MDG) geben die tatsächliche Situation nur eingeschränkt wieder. Sie zeigen ein sehr aggregiertes Bild und vernachlässigen beispielsweise regionale Komponenten. So haben beispielsweise Indien und China ungefähr die Hälfte zum Erfolg beigetragen, während es in anderen Regionen wie Subsahara-Afrika oder den pazifischen Inseln kaum Fortschritte gab. Zusätzlich machen die Zahlen keine Aussage darüber, welche Teile der Bevölkerung einen verbesserten Zugang zu Trinkwasser und Sanitärversorgung erhalten. Beispielsweise können die Ziele erreicht werden, ohne dass eine einzige Person aus dem ärmsten Fünftel der Weltbevölkerung profitiert. Weiterhin geben diese Zahlen keine Auskunft über etliche Aspekte, die bei der Messung unberücksichtigt bleiben. So gibt es keine Untersuchungen, um die Qualität des Wassers zu überprüfen. Auch die Nachhaltigkeit der Wasserversorgung wird in der Messung nicht berücksichtigt. In Afrika funktionieren zwei Drittel aller Handpumpen nach kurzer Zeit nicht mehr. Was auch überhaupt nicht berücksichtigt wird, jedoch ein wichtiger Teil des WASH(Water, Sanitation, Hygiene)-Sektors ist, ist die Hygieneaufklärung. Diese ist zwar nicht Teil der MDG, leistet jedoch einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitssituation.

19 Millennium-Entwicklungsziele
Post 2015: WASH (Water, Sanitation and Hygiene) Neue Ziele nach 2015 Verwirklichung des Menschrechts auf Wasser Berücksichtigung der Kriterien: Quantität, Qualität, Kosten Nachhaltigkeitsaspekte Fokussierung auf vernachlässigte Regionen und Personengruppen sanitäre Anlagen Wasseraufbereitung Rechenschaftspflicht Foto: Florian Kopp/Brot für die Welt Im Moment wird international daran gearbeitet, neue Ziele zu formulieren, damit die Anstrengungen der Staatengemeinschaft nach dem Jahr 2015 nicht nachlassen, sondern noch verstärkt werden. Hierbei müssen einige wichtige Aspekte berücksichtigt werden, welche in den MDGs bisher keine Rolle spielten. Alle Menschen benötigen uneingeschränkt trinkbares und bezahlbares Wasser in ausreichender Menge. Dieses sollte langfristig und nachhaltig bereitgestellt werden, insbesondere für Menschen, die das dringend benötigen, weil sie beispielsweise in Slums leben. Dabei ist sowohl die Bereitstellung von Latrinen, Toiletten und Waschmöglichkeiten zu beachten als auch die Aufbereitung von verschmutztem Wasser beziehungsweise eine sinnvolle Abwasserentsorgung. Und nicht zuletzt müssten die Staaten rechenschaftspflichtig sein, was sie in dieser Sache unternommen haben.

20 Wasser für landwirtschaftliche Nutzung
70 Prozent des Wassers benötigt die Landwirtschaft Quelle: Aquastat Database 70 Prozent des weltweit entnommenen Frischwassers wird für Bewässerung in der Landwirtschaft benötigt (blauer Bereich im Tortendiagramm). Die Zusammensetzung ist regional jedoch sehr unterschiedlich. Das hat mit der Klimazone zu tun, aber auch mit den jeweiligen Anbaumethoden. So benötigt die Landwirtschaft in einer trockenen Region mehr zusätzliche Bewässerung. Ebenfalls ist der Grad der Industrialisierung für die Zusammensetzung der Säule ausschlaggebend. In stark industrialisierten Ländern wird verständlicherweise der rote Bereich der Säule deutlich größer sein, zumal einige Industriezweige große Mengen an Wasser benötigen. Die Vereinigung Deutscher Gewässerschutz berichtet: Mehr als zwei Drittel des genutzten Wassers wird Flüssen und Seen von den Energieversorgern als Kühlwasser entnommen. Exemplarisch wurden hier die Werte von zwei Regionen mit einem sehr unterschiedlichen Verbrauchsmuster (Südasien und Westeuropa) nebeneinandergestellt.

21 Wasser für landwirtschaftliche Nutzung Bewässerungslandwirtschaft
industrielle Landwirtschaft benötigt unglaubliche Wassermengen Unterschiede im Wasserverbrauch je nach Art der Bewirtschaftungs-methode höhere Wasserspeicherkapazität des Bodens durch Bodenbedeckung keine Verwendung wertvoller Grundwasserressourcen bei Regenfeldbau effiziente Bewässerungsmethoden wie Tröpfchenbewässerung Cartoon: Christiane Pfohlmann/toonpool.com Foto : Jörg Böthling/Brot für die Welt In den Trockenzonen der Erde bietet die Bewässerungslandwirtschaft oftmals die einzige Möglichkeit, Nutzpflanzen anzubauen. Durch geeignete technische Maßnahmen werden in niederschlagsfreien und -armen Zeiten der Vegetationsperiode ausreichende Wassermengen auf die Felder geführt und der fehlende Regen ersetzt. In gemäßigten Klimabereichen werden die landwirtschaftlichen Flächen zusätzlich bewässert, um die Erträge zu steigern. Je nach Klima variieren die Techniken und Methoden zur Bewässerung. Auf dem Bild ist die Bewässerung mit Schöpfeimern zu sehen, wie sie in vielen Entwicklungsländern und vielen Hausgärten noch eingesetzt wird. Genauso häufig ist auch die Oberflächenbewässerung über Wasserkanäle. Das erforderliche Wasser für die zu bewässernden Flächen stammt aus den natürlich vorkommenden ober- oder unterirdisch stehenden oder fließenden Gewässern. Außerdem wird teilweise neben dem Oberflächen- und Grundwasser auch behandeltes Abwasser oder entsalztes Meerwasser verwendet. Daneben gibt es insbesondere in der industriellen Landwirtschaft die Beregnung. Ähnlich wie bei der Gießkanne, wird das Wasser über allen Pflanzen verteilt. Sehr viel sparsamer und bedarfsgerechter ist die Tröpfchenbewässerungsmethode. Das Wasser wird durch Schläuche geführt und durch regelmäßige Auslässe tröpfchenweise exakt abgegeben. Die Bewässerungslandwirtschaft hat einige gravierende Probleme: Zum einen verbraucht sie vor allem dort viel Wasser, wo Wasser ein knappes Gut ist. Ein großer Anteil geht durch Verdunstung oder Versickerung verloren, bevor es überhaupt auf den Feldern ankommt. Bei der Entnahme von Grundwasser besteht die Gefahr, dass der Grundwasserspiegel absinkt. Dadurch können nicht nur die lebensnotwendigen Trinkwasserbrunnen versiegen, es kann auch zur Verkümmerung der natürlichen Fauna und Flora führen. Ein weiteres großes Problem entsteht, wenn Felder längere Zeit unter Wasser stehen. Dann drohen die Böden durch den Salzgehalt im herangeführten Wasser zu versalzen. Aufgrund der starken Verdunstung im ariden Klima bleiben die Salze im Boden und deren Konzentration nimmt ständig zu. Viele landwirtschaftliche Flächen sind bereits durch die Versalzung unwiderruflich verloren gegangen. Gravierende soziale und wirtschaftliche Auswirkungen haben auch Großbauprojekte (wie Staudämme und Kanalanlagen), die errichtet werden, um Nahrungsmittel für den Export anzubauen. Diese Großanlagen gefährden oft die Lebensgrundlagen der ansässigen Kleinbauern. Außerdem zerschneiden die wasserwirtschaftlichen Anlagen traditionelle Weidenflächen für nomadisierende Hirtenvölker, und der Zugang zu Viehtränken wird unmöglich gemacht. Die Staudämme führen oft auch zu Wasserkonflikten mit den benachbarten Staaten (siehe Wasserkonflikte). Die dort zum Einsatz kommenden Spritzmittel und die starke Mineraldüngung verschmutzen das Oberflächenwasser durch das abfließende Wasser, der Rest wird mehr oder weniger verschmutzt mit großen Mengen an Phosphor, Stickstoff und Pestiziden wieder in den Wasserkreislauf zurückgeleitet. In der Bucht von Mexiko lassen sich die Folgen beobachten. Die Nährstoffe führen zu übermäßigem Wachstum von Bakterien und Pflanzen, die beim Absterben Sauerstoff zersetzen (Eutrophierung). Die sogenannte „Dead Zone“ im nördlichen Golf von Mexiko liegt südwestlich des Mississippi-Deltas und erstreckt sich entlang der Küste Louisianas bis nach Texas. Dabei reicht sie zwischen einem und 125 km weit in den Golf hinein. Diese Region gehört zu den drei größten Sauerstoffmangelgebieten    Water – Energy – Food Security – Nexus: Wassernutzung, Energieerzeugung- und verbrauch sowie Nahrungsmittelproduktion sind drei eng miteinander verknüpfte Bereiche. Die übermäßige Ausnutzung eines Bereichs hat Folgen für die übrigen Bereiche. Wasser und fossile Energie (Düngemittel und Treibstoffe) werden für die Erzeugung von Nahrungsmitteln benötigt. Aber Wasser und Energie werden in Zukunft immer knapper, Nahrungsmittel jedoch verstärkt benötigt. Die Produktivitätssteigerungen müssen eigentlich ohne eine große Steigerung des Wasser- und Energieverbrauchs auskommen. Die industrielle Landwirtschaft scheint hierfür nicht geeignet. Auf der anderen Seite beobachten wir jedoch, dass mehr Wasser benötigt wird, um fossile Energie zu ersetzen: Beispielsweise durch den Anbau von Biomasse, die für Agrartreibstoffe verwendet werden soll. Es vergrößert sich dadurch die Wasser- und Nahrungsmittelknappheit. Umgekehrt benötigt die Aufbereitung von Meer- oder Schmutzwasser und die Herstellung von Kunstdünger wiederum sehr viel Energie. Die Überlastung jeder dieser drei Ressourcen hat Auswirkungen auf die Verfügbarkeit der anderen. Diese Zusammenhänge verdeutlichen, wie wichtig es ist, dass Herausforderungen in allen diesen Bereichen gemeinsam und umfassend angegangen werden, da Handlungen in einem Sektor sich sofort auf die anderen Sektoren auswirken und unter Umständen dort ungewollt negative Wirkungen entfalten. Erfolgreiches Management von Wasser kann nur im Zusammenhang mit Landwirtschaft und Energieerzeugung gelingen.

22 Wasser für landwirtschaftliche Nutzung
Herausforderungen / Alternativen Nachfrage nach Lebensmitteln und anderen Nutzpflanzen (Agrotreibstoffe) steigt Klimawandel verstärkt die Wasserproblematik umfassende Lösungen sind nötig effizientes Wassermanagement ökologisch nachhaltige Landwirtschaft Anpassung an Klimawandel soziale Gerechtigkeit Foto oben: Yvan Maillard Ardent/Brot für alle; Foto unten: Paul Jeffrey/Act Alliance Die Zukunft der herkömmlichen Bewässerungslandwirtschaft muss angesichts der ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen neu überdacht werden. In den Trockengebieten der Erde werden Klimaveränderungen die Situation des Wassermangels womöglich noch verschärfen. Deswegen ist ein nachhaltiger Umgang mit der Ressource Wasser durch neue Bewässerungsmethoden und wassersparende Verfahren wichtig. Effiziente Bewässerungsmethoden müssen angewendet werden, so dass auch mit relativ wenig Wasser angemessene Erträge erwirtschaftet werden können. (More Crop per Drop.) Regenfeldbau ist nicht überall ausreichend. Aber die Oberflächenbewässerung ist nicht überall möglich oder ratsam. Viel kann erreicht werden, indem gezielt Pflanzen und Sorten angebaut werden, die gut an Trockenheit angepasst sind. Dies ist insbesondere in Reaktion auf die Klimaveränderungen wichtig, wo Niederschlagsmengen und Rhythmen sich verändern. Eine Verbesserung bringt die Anwendung von agrarökologischen Anbaumethoden. Sie erhöhen die Wasserspeicherfähigkeit im Boden und fördern die konstante Bodenbedeckung durch die eine Austrocknung vermieden werden kann. Im westlichen Sahel (Burkina Faso, Niger, Mali) und im südlichen Afrika wird statt der Oberflächenbewässerung die Zaï-Methode angewandt. Mit dem Grabstock werden kleine Löcher ausgehoben und mit organischem Material gefüllt. Termiten tragen es in den Boden ein und lockern diesen auf, so dass auch Wasser leichter eindringen kann. Mit dem Einsetzen der Regenzeit können Feldfrüchte oder Gehölze zur Wiederbegrünung eingesetzt werden. In den Löchern bleibt die Erde durch das organische Material schön feucht. Partner von Brot für die Welt in Burkina Faso haben so degradierte Böden wieder fruchtbar gemacht.    Wichtig ist auch ein effizientes Wassermanagement: Dies bedeutet, dass effiziente Bewässerungsmethoden eingeführt werden, um die zur Verfügung stehende Menge an Wasser optimal zu nutzen. Dies kann durch eine gezielte Ausbringung (zum Beispiel Tröpfchenbewässerung) erfolgen, beinhaltet aber auch den Zeitpunkt der Bewässerung, Methoden der Regenwasserernte etc. Außerdem ist es wichtig, dass gerade große Unternehmen, die sehr viel Wasser verbrauchen, auch einen angemessenen Preis dafür zahlen, damit Anreize zur effizienten Nutzung bestehen. Ökologisch nachhaltige Landwirtschaft kann Versumpfung, Erosion und Versalzung der Böden verhindern und die Wasserspeicherkapazität des Bodens erhalten. Eine Anpassung an den Klimawandel kann durch die Verwendung von Sorten erfolgen, die an die jeweiligen Standorte und an möglicherweise veränderte Regenzeiten und –intensitäten angepasst sind (d.h. die hitze-, dürre-, salzresistent sind). Je knapper die Ressource Wasser wird, desto eher wird es zu Verteilungskonflikten kommen. Umso wichtiger ist es, dass es Regeln für die Verteilung von Wasser gibt, die auch weniger einflussreichen Nutzern, wie beispielsweise Kleinbauern, Zugang zu ausreichend Wasser für die Landwirtschaft ermöglichen.

23 Landgrabbing = Watergrabbing
Interesse großer Konzerne an Land und Wasser für Landwirtschaft negative Folgen für lokale Bevölkerung/ Kleinbauern Beispiele: Land- und Watergrabbing entlang des Niger, Nil, Tana River Delta Rosenfarmen in Kenia Foto: Florian Kopp/Brot für die Welt Landgrabbing bedeutet, dass sich einheimische oder ausländische Konzerne große Landflächen durch Pacht oder Kauf aneignen. Da das Land dann meistens dem industriellen Anbau von Nahrungs- und Futtermitteln dienen soll, muss es auch einen Zugang zu ausreichend Wasser geben. Die wachsende Nachfrage nach Agrotreibstoffen verstärkt diesen Trend. Zuckerrohr und Mais, die vor allem für deren Herstellung verwendet werden, gehören zu den wasserintensivsten Pflanzen. Großinvestoren versuchen, sich Wasserzugänge auch für die Zukunft zu sichern, da diese bei zunehmender Wasserknappheit immer wertvoller werden. Häufig sind bei den Landkäufen die Rechte für eine unbegrenzte Wassernutzung, beziehungsweise der Zugang zu Wasser beinhaltet. Die Motivation hinter dem „Landgrabbing“ ist also „Watergrabbing“ (vgl: GRAIN: „Squeezing Africa Dry“). Billiges Land und der relativ ungehinderte Zugang zu Wasser machen Afrika besonders attraktiv für großflächige Agrarinvestitionen. In den letzten Jahren wurde dort extrem viel Land von ausländischen Investoren zum Beispiel aus Indien, Brasilien oder China, aber auch aus afrikanischen Ländern wie Ägypten, aufgekauft. Großflächige Bewässerungssysteme leiten das Wasser von Flüssen um, die sowieso schon unter Wassermangel leiden, wie beispielsweise der Niger. Teilweise wird auch Wasser aus Seen für die Bewässerung verwendet, was dazu führen kann, dass sich das Wasservolumen verringert und die Fläche des Sees schrumpft. Das Leben von Kleinbauern und -bäuerinnen oder Pastoralisten (Viehhirten) wird beeinträchtigt. Bauern am Rande des Nils sind auf die regelmäßigen Überschwemmungen angewiesen, da so fruchtbarer Flussschlamm auf die Felder gelangt. Auch die Bewässerung der eigenen Felder kann unter Umständen zu einem Problem werden, wenn die Flüsse weniger Wasser führen oder der Grundwasserspiegel zurückgeht. Ein weiterer Punkt ist, dass teilweise auch physisch der Zugang zu Wasser verwehrt wird, wenn vormals gemeinschaftlich genutztes Land an private Investoren geht. Die privaten Felder – manchmal sogar eingezäunt oder bewacht – versperren den Weg. Das Umleiten des Wassers der großen Flüsse für die Bewässerung der Monokulturen der großen Unternehmen hat nicht nur Auswirkungen auf die Wassersituation im unmittelbaren Umkreis. Auch die Wasserversorgung der Menschen flussabwärts ist gefährdet, wenn das Wasser für Bewässerungszwecke abgeleitet wird. Das führt zu Problemen auch über Ländergrenzen hinweg, da viele Flüsse durch mehrere Staaten fließen. Beispiel Kenia: Rosenfarmen Durch den Klimawandel kommt es in Kenia immer häufiger zu extremer Dürre. Das ohnehin spärliche Wasser wird über Pipelines zu Farmen geleitet, auf denen Rosen, Nelken und andere Blumen für den Export gezüchtet werden, während 40 Prozent der Kenianer keinen Zugang zu Trinkwasser haben. Die Massai haben dadurch nicht mehr genug Wasser und Weideland für ihre Rinder und sind auf Lebensmittelhilfe angewiesen. Die Lösung kann nur eine nachhaltige Nutzung der Wasserressourcen sein. Weder die afrikanischen Regierungen noch internationale Entwicklungsprogramme sind jedoch bereit, konsequent diesen Weg einzuschlagen und in Systeme der nachhaltigen Wassernutzung zu investieren. Stattdessen wird die landwirtschaftliche Nutzung im großen Stil gefördert, was die Gefahr birgt, das Austrocknen einiger der größten Seen und Flüsse Afrikas zu bewirken und damit auch die Menschen zu gefährden, deren Leben und Lebensunterhalt von diesen Wasserquellen abhängt.

24 Watergrabbing Beispiel: Nildelta 24
Quelle: GRAIN, Juni 2012: „Squeezing Africa Dry: Behind every Landgrab is a Water Grab“, S. 9 Kaum eine andere Region in Afrika erfährt eine solche Nachfrage ausländischer Investoren nach landwirtschaftlichen Flächen wie die Länder am Ufer des Nils. Der Nil versorgt zehn Länder, besonders aber Äthiopien, Ägypten, Süd-Sudan, Sudan und Uganda mit Wasser und ist schon jetzt Gegenstand zahlreicher Spannungen, die durch großflächige Bewässerungsprojekte in der Region noch verstärkt werden. Schon in den sechziger Jahren wurden großflächige Bewässerungsanlagen gebaut, um Baumwolle für den Export nach Großbritannien anzubauen. Außerdem wurde damals auch der riesige Aswan-Damm errichtet, der die Bewässerungsmöglichkeiten verbessern sollte. In den sechziger und siebziger Jahren finanzierten die Golfstaaten weitere Bewässerungsinfrastrukturmaßnahmen im Sudan. Die Idee war, Sudan zum Hauptproduzenten für Nahrung in den arabischen Ländern zu machen. Das war nicht erfolgreich. Sowohl im Sudan als auch in Ägypten erfolgt der größte Teil der Nahrungsmittelproduktion über künstlich bewässerte Flächen. Daraus resultierend haben beide Länder große Probleme mit Bodendegradation (der Boden wird immer unfruchtbarer), steigendem Salzgehalt im Grundwasser usw. So kommt beispielsweise kaum noch Wasser des Nils am Mittelmeer an, stattdessen drängt Salzwasser in das Nildelta und schränkt so die Landwirtschaft erheblich ein. Jetzt ist die Nilregion das Ziel einer neuen Welle großflächiger Agrarinvestitionen. Drei der Länder im Nilbecken (Ägypten, Sudan und Süd-Sudan) haben inzwischen gemeinsam schon mehrere Millionen Hektar Land verpachtet und bieten immer noch mehr an. Um auf diesem Land jedoch Nahrungsmittel zu produzieren, muss es künstlich bewässert werden. Die Frage, ob es überhaupt genug Wasser dafür gibt, scheint ignoriert zu werden. Es wird einfach angenommen, es sei genug Wasser da und die neuen Investoren könnten so viel davon benutzen, wie sie brauchen. Es bleibt abzuwarten, wie viel des Landes, das schon vergeben wurde, tatsächlich landwirtschaftlich genutzt wird, aber auch wenn nur ein Teil davon bewässert werden soll, übersteigt dies höchstwahrscheinlich die Kapazität des Nils. Was nicht in die Berechnungen der Investoren mit einfließt ist, dass die Wasserverfügbarkeit in den meisten Ländern Afrikas sehr stark von der Jahreszeit abhängt. Die lokale Bevölkerung hat ihre Anbaumethoden auf diese wechselnden Bedingungen eingestellt, doch für eine industrielle Landwirtschaft werden die Investoren das ganze Jahr über Bewässerung benötigen und damit vermutlich das Leben der örtlichen Bevölkerung massiv einschränken. 24

25 Wasser in den Produkten
Virtuelles Wasser Wasser in den Produkten Nahrung Kleidung Konsumgüter Durchschnittlicher Wasserverbrauch pro Person und Tag in Deutschland Grafik links: Grafik rechts: Brot für die Welt Wir verbrauchen mehr Wasser, als wir denken: Ohne es zu bemerken, verbrauchen die Bewohnerinnen und Bewohner der westlichen Industrieländer unfassbare Mengen von Wasser. Auch wenn wir glauben, sparsam zu sein und beispielsweise nur kurz duschen und nicht dauernd den Rasen sprengen, spart das nur einen winzigen Teil des Wassers ein, das wir tagtäglich indirekt durch den Konsum von Lebensmitteln oder den Kauf von Kleidung und elektronischen Geräten verbrauchen. Im Durchschnitt verbrauchen wir in Deutschland pro Tag indirekt über Liter Wasser. Dabei handelt es sich um sogenanntes virtuelles Wasser. Virtuelles Wasser: Beim sogenannten virtuellen Wasser oder embedded water handelt es sich um das Wasser, das bei der Produktion von Gütern verbraucht oder verschmutzt wird. Es versteckt sich sozusagen in Kleidungsstücken oder anderen Gütern. Dabei wird jeder Herstellungsschritt mit einbezogen. So wird beispielsweise für den Baumwollanbau extrem viel Wasser benötigt, was dazu führt, dass in einem Baumwollkleidungsstück sehr viel virtuelles Wasser enthalten ist. Eine weitere wasserintensive Pflanze ist Reis. Sehr viel Wasser wird auch bei der Fleischerzeugung verbraucht. Hinter einem Kilo Rindfleisch beispielsweise stecken unglaubliche Liter Wasser. Diese Summe ergibt sich einerseits dadurch, dass der Wasserverbrauch für die Erzeugung der Futterpflanzen enorm hoch ist, andererseits auch in der gesamten Wertschöpfungskette viel Wasser verbraucht wird, zum Beispiel bei der Schlachtung oder der Reinigung. In jedem Kilogramm Rindfleisch stecken 6,5 Kilogramm Getreide, 36 Kilogramm Raufutter und 155 Liter Wasser. Das Futter steht somit für etwa 99 Prozent des virtuellen Wasserfußabdrucks. Dies sind globale Mittelwerte und beziehen sich auf die intensive Tierhaltung. Je nachdem, wie die Tiere gefüttert und gehalten werden, variiert der Wasserfußabdruck. Auch die Anteile von Regenwasser und Grundwasserverbrauch hängen von der Art der Haltung und Fütterung ab. Beispiel Deutschland: Sowohl in den Haushalten, als auch in der Industrie hat sich das Wassersparen einigermaßen durchgesetzt. So ist der individuelle Wasserverbrauch von 144 Liter pro Tag und Person im Jahr 1991 auf durchschnittlich 124 Liter (das ist etwa eine Badewanne voll) im Jahr 2007 gesunken. Der tatsächliche Wasserverbrauch bewegt sich weltweit zwischen (China) und (USA) Liter pro Kopf und Tag. Deutschland liegt mit Liter deutlich im oberen Bereich der Wasserverbraucher. Das entspricht fast 27 Badewannen am Tag (vgl. Sonnenberg et al. 2009: 11).

26 Deutschlands Wasserfußabdruck
Virtuelles Wasser Deutschlands Wasserfußabdruck Grafik: WWF 2009: Der Wasser-Fußabdruck Deutschlands, S. 19 Die Karte zeigt, wie sich der externe Fußabdruck Deutschlands für landwirtschaftliche Produkte zusammensetzt, beziehungsweise aus welchen Ländern wir wie viel virtuelles Wasser importieren. Je dunkler das Blau auf der Karte und je dicker die Pfeile, desto mehr Wasser wird aus diesen Ländern nach Deutschland importiert. Die Zahlen sind in km³ beziehungsweise Milliarden m³ angegeben und beziehen sich auf den Verbrauch pro Jahr für ganz Deutschland. 1 m³ = Liter. Ein km³ sind eine Milliarde m³ bzw. eine Billion Liter ( Liter). Der Wasserfußabdruck: … gibt an, wie viel Wasser durch die Nutzung eines Produktes oder einer Dienstleistung verbraucht werden. Im Unterschied zum Konzept des virtuellen Wassers hat der Wasserfußabdruck auch noch eine regionale Komponente. Es fließt in die Darstellung mit ein, wo das Wasser zur Erzeugung der Produkte investiert wurde. Daraus ergibt sich eine Unterscheidung in den internen und externen Wasserfußabdruck eines Landes. Der interne Wasserfußabdruck macht eine Aussage darüber, welche Menge an Wasser innerhalb des eigenen Landes verbraucht wird. Der externe Wasserfußabdruck macht Aussagen über die Menge des im Ausland verbrauchtem Wassers (durch importierte Güter oder Dienstleistungen). Deutschlands Wasserfußabdruck ist quasi zur Hälfte extern. Das bedeutet, dass wir hierzulande sehr viel Wasser aus anderen Erdteilen verbrauchen, in denen teilweise Wasserknappheit herrscht.

27 Wasser ist nicht gleich Wasser
Virtuelles Wasser Wasser ist nicht gleich Wasser Foto links: Thomas Lohnes/Brot für die Welt, Foto Mitte: Adenor Gondim, Foto rechts: Greenpeace/Steve Morgan Wasser ist nicht gleich Wasser: Ein großer Wasserfußabdruck bedeutet nicht zwingend, dass die Herstellung des Produktes schlecht für die Umwelt ist. Man unterscheidet zwischen grünem, blauem und grauem virtuellen Wasser. Grünes virtuelles Wasser ist die Menge an Regenwasser, die im Boden gespeichert ist und während des Wachstumsprozesses von den Pflanzen aufgenommen wird. Blaues virtuelles Wasser ist das Grundwasser und das Wasser aus Flüssen oder Seen, welches für die Produktion bestimmter Güter und im Haushalt verwendet wird und nicht mehr zurückgeleitet werden kann. In der Landwirtschaft wird das Wasser als „blaues virtuelles Wasser“ bezeichnet, welches für die Bewässerung auf die Felder ausgebracht und dort von den Pflanzen aufgenommen wird oder verdunstet. Dazu zählt auch das Wasser, das aus Bewässerungskanälen oder Wasserspeichern verdunstet, ohne auf den Feldern anzukommen. Graues virtuelles Wasser ist das Wasser, welches bei der Herstellung eines Produktes verschmutzt wird, beziehungsweise die Menge an Wasser, die gebraucht wird, um das verschmutzte Wasser so weit zu verdünnen, dass es wieder allgemein gültige Standardwerte für die Wasserqualität erfüllt. Aus ökologischer Sicht ist der Verbrauch von grünem Wasser vorzuziehen. Vor allem der Verbrauch von blauem Wasser ist problematisch. Im Moment werden ca. 40 bis 50 Prozent des verfügbaren blauen Wassers genutzt, Tendenz steigend. Anreize für eine Einschränkung, vor allem in der Landwirtschaft fehlen bislang (vgl. Sonnenberg et al. 2009: 7). So hat die Kakaobohne beispielsweise einen enormen Wasserfußabdruck (20.000l/kg), allerdings ist dies größtenteils grünes Wasser, also Niederschlagswasser, da unser Kakao meistens in sehr niederschlagsreichen Gegenden angebaut wird. Anders sieht es beispielsweise bei der Produktion von Baumwolle aus. Je nach Anbaugebiet werden hier sehr große Mengen blauen Wassers verbraucht, da die Baumwollplantagen extrem auf künstliche Bewässerung angewiesen sind (vgl. nächste Folie). Die Folgen, die dies haben kann, sind wohl am eindrücklichsten anhand der katastrophalen Situation des Aralsees zu beobachten, der in den letzten Jahrzehnten einen Großteil seiner Fläche eingebüßt hat und als Lebensraum für viele Arten verlorengegangen ist. Mitte des 20. Jahrhunderts bedeckte der See eine Fläche von km², beinahe die Größe des Bundeslandes Bayern. Diese Fläche verringerte sich auf km² im Jahr 1998, das Volumen von km³ auf unter 255 km³. Bis zum Jahr 2003 war der Wasserspiegel um 26,5 Meter gesunken. Das Seeufer ist zum Teil um über 100 km zurückgewichen.

28 Virtuelles Wasser Beispiel: Baumwolle
Grafik: Wie viel blaues Wasser für die Herstellung bestimmter landwirtschaftlicher Produkte benötigt wird, hängt stark von den regionalen Gegebenheiten ab. In der Abbildung ist eine Aufschlüsselung des Wasserverbrauchs für die Baumwollproduktion zu sehen. Es lässt sich erkennen, dass nicht nur der Anteil von blauem und grünem Wasser variiert, sondern auch der allgemeine Wasserverbrauch pro Kilo. So hat in den USA produzierte Baumwolle beispielsweise einen verhältnismäßig geringen Wasserfußabdruck, während in Indien für ein Kilo Baumwolle die etwa zwanzigfache Menge an Wasser benötigt wird. Hier ist zu beachten, dass es relativ unbedenklich ist, wenn viel grünes Wasser in die Produktion einfließt. Ein hoher Verbrauch von blauem (und grauem) Wasser ist jedoch äußerst kritisch zu sehen Am eindrücklichsten wird dies anhand des Beispiels Ägypten: Die Baumwolle, die dort angebaut wird, muss zu quasi 100 Prozent künstlich bewässert werden, da es sich um eine sehr trockene Region handelt. Dies geht auf Kosten der nicht erneuerbaren Wasserressourcen des Landes.

29 Wasserprivatisierung Wasser als Wirtschaftsgut?
Privatisierung und Liberalisierung der öffentlichen Wasserversorgung Effizienz und Modernisierung? Geschäfte mit Flaschenwasser hohe Gewinne für Unternehmen negative Folgen für Bevölkerung Foto: Thomas Lohnes/Brot für die Welt Ausreichend Wasser zur Verfügung zu haben, ist für uns in Deutschland selbstverständlich. Wir gehen davon aus, dass der Staat dafür sorgt, dass wir Wasser zu angemessenen Preisen und in guter Qualität erhalten. Schon seit längerem wird Wasser zunehmend als Ware gesehen und als Mittel, um Profit zu machen. Große Konzerne beteiligen sich am Geschäft mit dem Wasser und Staaten sowie internationale Organisationen unterstützen diesen Trend, da sie sich Vorteile davon versprechen. Der generelle Trend zu Privatisierung und Liberalisierung der Wirtschaftsordnung zieht sich auch im Bereich der Wasserversorgung schon seit den neunziger Jahren durch. Überzeugte Vertreter einer liberalen Wirtschaftsordnung versprechen sich davon durch Wettbewerbsbedingungen höhere Effizienz und bessere Kostendeckung in quasi allen Bereichen. In den letzten Jahren gewinnt zunehmend auch eine andere Form der Wasserprivatisierung an Einfluss: das Geschäft mit dem Flaschenwasser. Große Konzerne, wie beispielsweise Nestlé, kaufen Trinkwasserquellen auf und benutzen sie dann für die Abfüllung von Flaschenwasser. Der Bevölkerung vor Ort wird der Zugang versperrt, ihnen bleibt dann nichts anderes übrig als Wasser von weit her zu holen, verschmutztes Wasser zu trinken oder eben das teure Flaschenwasser zu kaufen. Vielerorts sinkt auch der Grundwasserspiegel durch die Ausbeutung der Ressource Wasser, so dass es für die Bevölkerung immer schwieriger wird, überhaupt an Wasser zu kommen – zum Trinken, für die Hygiene oder zur Bewässerung.

30 Wasserprivatisierung Weltweit steigender Absatz von Flaschenwasser
hohe Gewinne für Konzerne wie Nestlé, Danone, Coca-Cola, Pepsi Wasserentnahme beeinträchtigt oft Wasserverfügbarkeit der lokalen Bevölkerung Beispiel für Proteste: Kerala, Indien Foto: Jörg Böthling/Brot für die Welt Der Absatz von Flaschenwasser ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Weltweit werden jährlich über 164 Milliarden Liter Wasser in Flaschen abgefüllt. Der Handel mit dem abgefüllten Wasser ist eines der lukrativsten Geschäfte unserer Zeit, was sich multinationale Konzerne wie Nestlé, Danone, Coca-Cola und Pepsi zu Nutze machen. Nestlé beispielsweise hat rund 77 verschiedenen Wassermarken und einen geschätzten Marktanteil von 12 Prozent. Eine dieser Marken ist „Pure Life“, welche 1998 zunächst in Pakistan eingeführt wurde und mittlerweile die erfolgreichste Marke des Nestlé-Konzerns geworden ist. (In Entwicklungsländern greifen viele auf Flaschenwasser zurück, da das Leitungswasser nicht sauber ist, doch weit mehr Flaschenwasser wird in Ländern konsumiert, wo absolut kein Grund dafür besteht.) Vgl. Film: „Bottled Water“ Dort wo das Wasser abgefüllt wird, um dann gewinnbringend verkauft zu werden, ergeben sich oft negative Folgen für Umwelt und die umliegenden Bewohner. Durch die Entnahme von großen Wassermengen kann der Grundwasserspiegel sinken, die Weiterverarbeitung führt oft zu Verschmutzungen. Diese negativen Auswirkungen führten an verschiedenen Orten der Welt dazu, dass sich Protest in der Bevölkerung formierte, um die Missstände anzuprangern und dagegen vorzugehen. In einigen Fällen war dies auch erfolgreich. Ein Beispiel dafür ist eine Coca-Cola Fabrik im südindischen Bundestaat Kerala. Die Fabrik verschmutzte und verbrauchte so viel Wasser, dass die örtliche Bevölkerung darunter zu leiden hatte. Nach massenhaften Protesten und Klagen entschied ein Gericht, dass der Vertrag mit der Firma nicht verlängert werden dürfe. Coca-Cola war gezwungen, die Fabrik im Jahre 2004 zu schließen.

31 Wasserprivatisierung Privatisierung der öffentlichen Wasserversorgung
Wasser als knapper werdende Ressource Vertrauen auf Marktmechanismen/Druck zu Privatisierung durch Weltbank, IWF, westliche Regierungen Privatisierungswelle (Wasser als Ware) Preissteigerungen, um Kostendeckung zu erreichen Zahlungsunfähigkeit ärmerer Abnehmer keine Verbesserung der Versorgung Bild: Wasser ist ein Menschenrecht, online unter: Seit den neunziger Jahren steigt das Bewusstsein für Wasser als knapper werdende Ressource. Marktliberalismus und der generelle Trend zur Privatisierung haben dazu geführt, dass Staaten die Wasserversorgung an private Konzerne abgeben. Oft werden auf Druck der Weltbank, des IWF (Internationaler Währungsfonds) oder westlicher Regierungen die Märkte privatisiert und liberalisiert (sogenannte Strukturanpassungsprogramme). Die Abhängigkeit von Krediten und Entwicklungshilfe lassen insbesondere weniger entwickelten Länder oft keine andere Wahl. Zudem sind die staatlichen Versorgungssysteme oft in schlechtem Zustand (zu wenig Geld, Korruption etc.). Eine Privatisierung der öffentlichen Wasserversorgung führt jedoch selten zu den gewünschten Resultaten, sondern oft zu einer schlechteren Gesamtsituation: Der Druck zur Kostendeckung bringt höhere Preise. Arme Menschen können sich dann den Zugang zu Trinkwasser kaum mehr leisten. Selbst wenn es Konzernen gelingt, ein funktionierendes Wassersystem zu unterhalten, sind ärmere Bevölkerungsteile meist davon ausgeschlossen. Aufgrund vieler schlechter Erfahrungen regt sich zunehmend Protest in der Bevölkerung, mitunter sehr erfolgreich. Ein Beispiel sind die Proteste in Cochabamba, Bolivien, die dazu geführt haben, dass die Privatisierung der Wasserversorgung rückgängig gemacht wurde.

32 Wasserprivatisierung Widerstand der Bevölkerung
berühmtester Protest gegen Wasserprivatisierung: Cochabamba, Bolivien (1999 – 2000) auch Proteste in Tansania Foto: Brot für die Welt Privatisierung und Proteste in Cochabamba Hintergründe: In Cochabamba, einer Stadt in Bolivien mit etwa Einwohnern, hatte die Mehrheit der Bevölkerung keinen Anschluss an die Wasserversorgung. Außerdem gingen rund 60 Prozent des Wassers verloren, bevor es die Wasserhähne erreichte, da das Leitungsnetz undicht war. Die Qualität des Wassers war so schlecht, dass viele Erkrankungen, vor allem von Kindern, darauf zurückgeführt werden konnten. In den neunziger Jahren gab es eine Welle der Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen in Bolivien. Im Zuge dessen wurde Ende der neunziger Jahre die Wasserversorgung der Stadt Cochabamba privatisiert. „Aguas del Tunari“ (gehört zum US-Konzern Bechtel) erhielt das Monopol. Preissteigerungen und eine Verschlechterung der Versorgung führten zu monatelangen Protesten der Bevölkerung, die am 3. April 2000 in einer Blockade mit Menschen gipfelten. Es kam zu heftigen Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten, bei denen fünf Menschen getötet wurden. Letztendlich musste die Regierung einlenken und International Waters musste die Preiserhöhung zurücknehmen. Der von der Regierung garantierte Gewinn von 15 Prozent war für den Investor nun nicht mehr zu erreichen und der Konzern zog sich aus dem Vertrag zurück. Weiteres Beispiel - Tansania In Tansania wurde die Regierung durch IWF und Weltbank zu einer Privatisierung der öffentlichen Wasserversorgung gedrängt. Ein Subunternehmen des britischen Konzerns Biwater nahm den Auftrag 2003 an. Nach nur zwei Jahren beendete die tansanische Regierung den Vertrag aufgrund von Nichterreichung der Ziele seitens der Wasserfirma. Biwater versuchte die Regierung zu verklagen und verlangte 20 Millionen Dollar Schadensersatz wegen Vertragsbruchs, jedoch ohne Erfolg.

33 Weltweite Wasserknappheit
Konflikte um Wasser Weltweite Wasserknappheit Grafik: WWF, online unter: Die Karte zeigt Wasserkonflikte mit Gewalteinwirkung seit dem Jahr Mehr als 50 gewalttätige Konflikte hat es seit der Jahrtausendwende um die Ressource Wasser gegeben und es ist zu befürchten, dass diese Konflikte weiter zunehmen, je knapper das Wasser wird. Physische Wasserknappheit: unzureichende Ressourcen zur Deckung des Bedarfs Ökonomische Wasserknappheit: theoretisch ist genug Wasser vorhanden, um den Bedarf zu decken, aber die nötigen Investitionen fehlen, um die Menschen auch tatsächlich mit Wasser zu versorgen Die Grafik zeigt die Regionen der Welt, in denen Wasserknappheit herrscht: gelb = beginnende physische Wasserknappheit orange = physische Wasserknappheit rot = ökonomische Wasserknappheit und Konflikte um Wasser mit Gewalteinwirkung (Blitze). Die Zahlen geben die Jahre an, in denen die Konflikte stattgefunden haben. Man kann hier auch die bereits angesprochenen Konflikte wiederfinden. Beispielsweise 2000 in Bolivien: Wasserkrieg in Cochabamba oder 2004 Plachimada, Indien (Coca-Cola). (vgl. Folie 31/32). Eine Auflistung aller Wasserkonflikte finden Sie hier:

34 Der Nil: Äthiopien / Ägypten
Konflikte um Wasser Der Nil: Äthiopien / Ägypten Konflikt um Nutzungsrechte für das Wasser des Nils zwischen Äthiopien und Ägypten aktuell: Bau eines riesigen Staudammes (über 15m hoch) in Äthiopien, der das Wasser des blauen Nils für Landwirtschaft und Energieerzeugung aufstauen soll Spannungen zwischen Äthiopien und Ägypten Foto: -flussumleitung-fuer-riesigen-staudamm-74429 Die Konkurrenz um das Wasser des Nils gab es schon immer. Historisch war dabei Ägypten tendenziell gut gestellt. Noch heute gelten Abkommen aus der Kolonialzeit, welche den Großteil der Nutzungsrechte Ägypten zusprechen. Äthiopische Kleinbauern am blauen Nil (der größere der beiden Zuflüsse des Nils) sind oftmals ohne Wasserzugang, dafür werden flussabwärts in Ägypten immer weitere Teile der Wüstenregionen bewässert. Da einige der Abkommen damals nur zwischen Ägypten und Sudan getroffen wurden und eine Abänderung dieser Verträge 2010 beide Staaten blockierten, sehen andere Nil-Anrainerstaaten (Äthiopien, Tansania, Ruanda, Uganda, Burundi, Kenia) keinen Grund, diese Abkommen noch einzuhalten. Nun baut Äthiopien einen riesigen Staudamm (Renaissance-Staudamm), der das Wasser des blauen Nils aufstauen und damit großflächige Bewässerung und Energieerzeugung ermöglichen soll. Die Bauarbeiten sollen 2015 beendet werden. Von dem geplanten Staudamm allerdings werden nicht die äthiopischen Kleinbauern profitieren, da ihre Felder meist oberhalb des Dammes liegen, sondern große Agrarunternehmer, die im Tiefland Blumen und Obst für den Export anbauen. Ägypten befürchtet nun, dass sich die Menge des Wassers, die in Ägypten ankommt, durch den Staudamm verringern wird. Rund ein Viertel des Nils fließt durch Ägypten, der Staat ist für seine Wasserversorgung auf den Fluss angewiesen. Dies führt zu ernsthaften Spannungen zwischen Ägypten und Äthiopien: Aus Sicht des ägyptischen Staates verletzt der Bau des Staudamms nationale Interessen. Die Beziehungen zwischen den beiden Staaten waren deswegen zuletzt äußerst angespannt, es gab sogar Kriegsdrohungen.

35 Verteilungskonflikte: Israel / Palästina
Konflikte um Wasser Verteilungskonflikte: Israel / Palästina Israel und Palästina liegen in einer Region, in der Wasserstress herrscht Fast alle Wasserressourcen werden von Israel kontrolliert  ungerechte Verteilung Das meiste Wasser wird aus israelischen Brunnen gepumpt. Brunnen in israelischen Gebieten gehen tiefer Verbot, in bestimmten (palästinensischen) Gebieten neue Brunnen zu graben Wasser ist in der eher trockenen Region Israels und Palästinas ohnehin knapp. Allerdings gibt es unter dem Westjordanland große Grundwasservorkommen. Bei einer gerechten Verteilung wäre also genug Wasser für den häuslichen Gebrauch und für die Bewässerung vorhanden. In Palästina verbrauchen die Menschen im Durchschnitt weniger als 70 Liter Wasser am Tag, israelische Siedlerinnen und Siedler hingegen an die 290 Liter. Somit verbrauchen sie die Hälfte des in dieser Region geförderten Grundwassers. Doch das Wasser ist ungerecht verteilt: Vielen Palästinensern steht nicht genug Wasser zur Verfügung, während die jüdischen Siedler einige Meter weiter uneingeschränkten Zugang haben. Obwohl es Grundwasserquellen gibt, ist die örtliche palästinensische Bevölkerung deswegen auf Oberflächenwasser und unregelmäßige Niederschläge angewiesen, um Landwirtschaft zu betreiben. Im Gazastreifen führt die Übernutzung der Grundwasserressourcen zu einer starken Versalzung des Wassers (vgl. Black und King 2009). Die israelische Regierung, die die Kontrolle über die Wasserressourcen im Westjordanland hat, legt den Palästinensern strenge Regeln auf, wenn es um die Wasserentnahme geht. Der Bau eines neuen Brunnens muss beispielsweise zunächst von der israelischen Regierung genehmigt werden, eine solche Genehmigung erfolgt allerdings äußerst selten. Der Zugang zu Wasser wird von Israel als Machtinstrument missbraucht.

36 Wasserprojekte von Brot für die Welt Laos: sauberes Trinkwasser
Ausgangssituation im Bergdorf Houyta im Norden von Laos: Wasserholen am Fluss dauerte über eine halbe Stunde Wasser oft schmutzig; in der Trockenzeit manchmal kein Wasser Krankheiten Projekt von CDEA: Wasserleitung Wasserfilter Latrine Hygieneaufklärung verbesserte Gesundheitssituation mehr Zeit für Gemüseanbau Foto: Jörg Böthling/Brot für die Welt Mit finanzieller Unterstützung von Brot für die Welt hat die laotische Community Development and Environment Association (CDEA) in Houyta für eine verlässliche Versorgung mit sauberem Wasser gesorgt. Seitdem erkranken alle 74 Familien des Dorfes seltener. „Die Frauen spülen häufiger und gründlicher ab, und wir alle waschen uns vor dem Essen die Hände", sagt Yong, ein Kleinbauer. Mit Hilfe von CDEA hat er auch eine einfache Toilette gebaut. „Früher haben alle im Dorf ihr Geschäft rund um ihr Haus verrichtet, heute gehen selbst die Kinder auch nachts immer auf die Latrine.“ Die verlässliche Versorgung mit Wasser eröffnet den Menschen neue Chancen – insbesondere den Frauen. Denn in der traditionell geprägten Gesellschaft der Khmu war es immer ihre Aufgabe, für Wasser zu sorgen. Der mehrmals am Tag fällige Gang zur Wasserstelle hat früher einen Großteil ihrer Energie gebunden. Jetzt haben sie viel mehr Zeit für die Feldarbeit und den Gemüsegarten.

37 Wasserprojekte von Brot für die Welt Äthiopien: Bewässerung
Ausgangssituation der Volksgruppe der Konso im Süden Äthiopiens: zunehmende Dürren in der Region  Ernteausfälle zwei Flüsse führen nur periodisch genug Wasser Katastrophale Ernährungssituation der Bevölkerung Projekt der Mekane Yesus Kirche: Unterstützung bei Bau von Bewässerungskanälen Mais- und Gemüseanbau im Flachland (4.000 Hektar) Ernährungssicherheit für die Bauern Foto: Christof Krackhardt/Brot für die Welt Im Süden Äthiopiens leben die Konso. 16 ihrer Dörfer gehören zum Projektgebiet des Brot-für-die-Welt-Partners Ethiopian Evangelical Church Mekane Yesus (EECMY). In den vergangenen Jahren wurden die Niederschläge in der Region seltener und die Erträge schlechter. Die ausgelaugten Böden der begrenzten landwirtschaftlichen Flächen gaben nicht mehr genug her, um die wachsenden Familien zu ernähren – viele hungerten. Das im Jahr 2001 von der Mekane-Yesus-Kirche ins Leben gerufene ländliche Entwicklungsprogramm zielt neben einer Verbesserung der gesundheitlichen Situation vor allem auf die Wasserkonservierung und die Verbesserung der Anbausituation in der Ebene ab. Mit Hilfe von EECMY, unter der fachlichen Anleitung von Ingenieuren und mit einem enormen Arbeitseinsatz, legten die Konso Bewässerungskanäle und Wehre an. In Handarbeit hoben 500 Frauen und Männer gigantische Kanäle aus: fast 50 Kilometer lang, bis zu vier Meter tief und zwei Meter breit. Durch das Bewässerungssystem entstanden im eigentlich trockenen Tiefland bereits Hektar Ackerland – weitere Hektar sollen folgen. Schon bald soll das Projekt direkt und indirekt die Ernährung von Menschen sichern.

38 Was kann jede/jeder Einzelne tun?
Wassergerechtigkeit Was kann jede/jeder Einzelne tun? eigenes Konsumverhalten überdenken und ändern andere auf die Problematik aufmerksam machen (7 weeks of water, Weltwassertag) Bürgerinitiativen für kommunale Wasserversorgung in Deutschland/Europa ( ) Kampagneninitiativen unterstützen Foto: Brot für die Welt Mit dieser Folie könnten Sie Ihren Vortrag in ein Gespräch übergehen lassen, indem Sie die Vorschläge nicht referieren, sondern Fragen aufwerfen, zum Beispiel: Was könnten wir an unserem persönlichen Konsum verändern? Müssen wir eigentlich Mineralwasser in Flaschen kaufen? Warum trinken wir (kein) Wasser aus der Leitung? Wie können wir andere auf die globale Wasserproblematik aufmerksam machen? Wo können wir Kampagnen und Initiativen unterstützen? Und wie? Vermutlich weiß ihr Publikum schon viel und hat schon Ideen. Oft ist es wirkungsvoller, wenn Hinweise aus dem Kreis der Zuhörenden kommen, als wenn Sie alles von vorne referieren. (Natürlich sollten Sie mögliche Antworten parat haben, falls mal keine Antwort kommt.) Und die letzte Folie „Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!“ kann man auch gut am Schluss der Veranstaltung zeigen und damit insgesamt einen schönen Punkt setzen. Im Idealfall wird er zum Doppelpunkt und Sie haben etwas in Bewegung gebracht.

39 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Literaturhinweise Black, Maggie und King, Jannet 2009: The Atlas of Water. Mapping the world´s most critical resource. London: Earthscan. GRAIN 2012: Squeezing Africa dry: Behind every landgrab is a water grab. WHO / UNICEF Joint Monitoring Programme (JMP) for Water Supply and Sanitation: FAO AQUASTAT data-base. The Oakland Institute Land Deal Brief 2011: Understanding Land Investment Deals in Africa: Land Grabs Leave Africa Thirsty Dean Spears 2013: „How much international variation in child height can sanitation explain?“, Policy Research Working Paper: The World Bank, Sustainable Development Program, Water and Sanitation Program Lossow, Tobias von 2013: Machtverschiebung am Nil – Äthiopien und Ägypten begegnen sich im Wasserkonflikt auf Augenhöhe. In SWP Aktuell 11. Stiftung Wissenschaft und Politik. UNWWDR4: WWAP (World Water Assessment Programme) 2012: The United Nations World Water Development Report 4: Managing Water under Uncertainty and Risk. Paris, UNESCO. Sonnenberg, Anke et.al. 2009: Der Wasserfußabdruck Deutschlands. Woher stammt das Wasser , das in unseren Lebensmitteln steckt?. Frankfurt am Main: WWF Deutschland. Gorsboth, Maike (FIAN): Identifying and Addressing Violations of the Human Right to Water. Applying the Human Rights Approach. Stuttgart: Brot für die Welt. The Millennium Development Goals Report 2012: United Nations. Links Filme Hunger: Ein Film von Marcus Vetter und Karin Steinberger. Steinberger, Karin; Vetter, Marcus. DE: EIKON Media GmbH 2010: DVD: 115 min. Über Wasser: Ein Film von Udo Maurer. Maurer, Udo. 83 min. Bottled Life 2013:


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