Vertrauenssystem und ihre dynamischen Eigenschaften Kapitel 8 James Coleman (1991): Grundlagen der Sozialtheorie. 1 08.04.13.

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Vertrauenssystem und ihre dynamischen Eigenschaften Kapitel 8 James Coleman (1991): Grundlagen der Sozialtheorie

Vertrauensbeziehungen auf der Makroebene Gegenseitiges Vertrauen Vertrauensintermediäre Drittparteien-Vertrauen

Gegenseitiges Vertrauen A vertraut B, B vertraut A  A und B sowohl Treugeber als auch Treuhänder

Vertrauensintermediäre A vertraut B, B vertraut C, A vertraut C  A ist Treugeber, C ist Treuhänder B ist Intermediär Berater, Bürge, Unternehmer

Vertrauensintermediär: Berater A (Treugeber) C (Treuhänder) B (Intermediär) Coleman 1991:234

Vertrauensintermediär: Bürge B (Intermediär) A (Treugeber) C (Treuhänder) Coleman 1991:234

Vertrauensintermediär: Unternehmer Coleman 1991:234 B (Intermediär) A (Treugeber) C (Treuhänder) Y (Treugeber) Z (Treuhänder)

Drittparteien-Vertrauen Ähnlich dem Intermediär als Bürge Aber: passivere und zentralere Rolle Vor allem bei wirtschaftlichen Transaktionen Fungibilität von Schuldverschreibung

Grosse Systeme mit Vertrauensbeziehungen Gemeinschaften mit gegenseitigem Vertrauen: Mitglieder einer Gruppe sind gleichermassen am selben Ergebnis interessiert. Keine anderen Interessen sollen für die Teilnahme geopfert werden. Grosse Systeme mit beratenden Intermediären

Grosse Systeme mit beratenden Intermediären T (Treuhänder) B A C

Soziales Kapital Kapitel 12 James Coleman (1991): Grundlagen der Sozialtheorie

Aufbau Definition Vergleich mit anderen Kapitalformen Formen des sozialen Kapitals Schaffung, Aufrechterhaltung und Zerstörung von sozialem Kapital Diskussion

Colemans Definition von sozialem Kapital Sozialstrukturelle Ressourcen als Kapitalvermögen für das Individuum Soziales Kapital wird als Funktion definiert Kein Einzelgebilde, sonder aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Gebilden zusammengesetzt

Soziales Kapital somit wie humanes und physisches Kapital produktiv, weil es zur Verwirklichung von Zielen beiträgt, die ohne es nicht zu verwirklichen wären Soziales Kapital nicht völlig fungibel, sondern bloss fungibel in Bezug auf bestimmte Tätigkeiten Soziales Kapital befindet sich zwischen zwei oder mehreren Personen in der Beziehungsstruktur

Beispiele Beziehung zwischen Arzt und Patient Umzug der Mutter von Detroit nach Jerusalem

Vergleich mit anderen Kapitalarten Physisches Kapital: Werkzeug, Maschinen, Produktionsanlagen Humankapital: Personen werden so verändert, dass sie Fertigkeiten und Fähigkeiten erlangen, die ihnen erlauben, auf eine neue Art und Weise zu handeln Soziales Kapital: entsteht, wenn sich die Beziehungen zwischen Personen so verändern, dass bestimmte Handlungen erleichtert werden Alle drei Kapitalformen erleichtern die Produktion

Unterschiedliche Formen des sozialen Kapitals -Verpflichtungen & Erwartungen Bekannt: A tut etwas für B, B steht in der Schuld von A, A besitzt somit eine Gutschrift, die von B in irgendeiner Form eingelöst werden soll Zwei Elemente für diese Form bedeutsam: Mass der Vertrauenswürdigkeit des sozialen Umfeldes und die tatsächliche Menge der einzulösenden Verpflichtungen

Unterschiede in Sozialstrukturen in Bezug auf das Ausmass ausstehender Verpflichtungen Bedürfnis nach Hilfe Grad des Wohlstandes kulturelle Unterschiede in der Neigung, Hilfe anzubieten und zu erbitten Grad der Geschlossenheit sozialer Netzwerke Logistik sozialer Kontakte weitere Faktoren

Zwischenfrage: Warum schaffen rationale Akteure überhaupt Verpflichtungen? Person tut für eine andere Person absichtlich etwas, damit eine Verpflichtung entsteht Wenn ich dir einen Gefallen tue, geschieht dies normalerweise, wenn du Hilfe brauchst und mir keine grossen Kosten daraus erwachsen. Wenn ich rational bin und eigennützig handle, achte ich darauf, dass dieser Gefallen so wichtig ist, dass du bereit sein wirst, mir einen Gegengefallen zu erweisen, wenn ich Hilfe brauche, welcher mir einen grösseren Gewinn verschafft, als dieser Gefallen mich kostet – natürlich nur, wenn du zu diesem Zeitpunkt nicht selber Hilfe brauchst (S. 401)

Das Informationspotential Erwerb von Informationen kostenaufwendig: Möglichkeit, sich Informationen zu beschaffen, besteht im Rückgriff auf soziale Beziehungen, die für andere Zwecke aufrechterhalten werden. Beziehungen aufgrund der Informationen, die sie bieten, wertvoll und nicht wegen der Gutschriften, mit denen jemand zu einer bestimmten Leistung einer anderen Person gegenüber verpflichtet wird

Normen und wirksame Sanktionen Wirksame Normen können einflussreiche Form von sozialem Kapital sein, dieses soziale Kapital erleichtert jedoch nicht nur bestimmte Handlungen sondern schränkt andere auch ein

Herrschaftsbeziehungen Wenn mehrere Akteure ähnliche Kontrollrechte auf Person X übertragen haben, steht X ein umfangreicher Fundus an sozialem Kapital zur Verfügung, der auf bestimmte Aktivitäten konzentriert werden kann. Dies verschafft X grosse Macht. Gleichzeitig Überwindung des Problems des Trittbrettfahrens: Konzentration der Rechte auf einen Akteur, der das gesamte soziale Kapital vergrössert & Individuen mit ähnlichen Interessen, jedoch ohne gemeinsame Autorität

Übereignungsfähige soziale Organisationen Übereignungsfähigkeit von Organisationen: Organisation wird im Hinblick auf ein bestimmtes Ziel gegründet, kann jedoch später von den Individuen auch für andere Zwecke genutzt werden. Es kommt vor, dass sich diese Form von sozialem Kapital vollständig in Elemente auflöst, die zuvor unter anderen Stichworten behandelt worden sind, wie Verpflichtungen & Erwartungen,

Zielgerichtete Organisation Freiwillige Vereinigungen. Wenn die Organisation in Kraft tritt, erzeugt sie zwei Arten von Nebenprodukten als soziales Kapital. Zum einen entsteht das behandelte Nebenprodukt. Die Übereignungsfähigkeit der Organisation für andere Zwecke. Bei dem anderen handelt es sich um das hier beschriebene Nebenprodukt: Weil die Organisation ein öffentliches Gut erzeugt, stehen die Gewinne, die sie hervorbringt, nicht nur der Untergruppe der Initiatoren zur Verfügung, sondern auch anderen, gleichgültig ob sie sich beteiligen oder nicht

Der Aspekt des öffentlichen Gutes beim sozialen Kapital Spezieller Aspekt des sozialen Kapitals: seine faktische Unveräusserlichkeit. Obwohl es eine Ressource mit einem Gebrauchswert darstellt, kann es nicht ohne Schwierigkeiten ausgetauscht werden. Da soziales Kapital ein Merkmal der Sozialstruktur darstellt, in die eine Person eingebettet ist, kann keine der Personen, die von ihm profitieren, es als Privateigentum betrachten Die verschiedenen Sozialstrukturen, die soziale Normen und dazugehörende Sanktionen ermöglichen, verschaffen nicht primär denjenigen Personen einen Gewinn, deren Bemühungen die Normen und Sanktionen ins Leben gerufen haben, sondern all denen, die der betreffenden Struktur angehören

Folge daraus: die meisten Formen des sozialen Kapitals werden als Nebenprodukte anderer Tätigkeiten erzeugt oder zerstört. Grossteil an sozialem Kapital entsteht oder vergeht, ohne dass jemand bewusst dazu beiträgt

Schaffung, Aufrechterhaltung und Zerstörung von sozialem Kapital Geschlossenheit sozialer Netzwerke für die Emergenz von Normen eine wichtige Rolle Stabilität der Sozialstruktur Ideologie Andere Faktoren: Wohlstand, staatliche Unterstützung Wert des sozialen Kapitals sinkt, wenn es nicht erneuert wird Soziale Beziehungen zerbrechen, wenn sie nicht aufrechterhalten werden Erwartungen & Verpflichtungen verlieren mit der Zeit an Bedeutung Normen abhängig von regelmässiger Kommunikation