Das frankophone Afrika

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 Präsentation transkript:

Das frankophone Afrika Marokko, Algerien, Tunesien Senegal, Elfenbeinküste, Guinea, Kamerun, Niger und andere Staaten

Das Maghreb: Daten Algerien: Besetzung 1830, sukzessive Kolonisierung – französisches Staatsgebiet in drei Départements Tunesien: Besetzung 1881 und Errichtung eines Protektorats Marokko: Besetzung 1908 und Errichtung eines Protektorats

Marokko: nationalistische Bewegung Starker Bevölkerungsdruck, große Depression, mangelnde Arbeit Anhaltende sozial-wirtschaftlich motivierte Unruhen Internationale Ebene: Freiheitsversprechen der Atlantik-Charta und Besuch Roosevelts bei Mohammed V. Mohammed V. setzt sich an Spitze der Bewegung

Nachkriegsentwicklungen: metropolitane Perspektiven Unwillen Frankreichs, die Kolonien aufzugeben Frankreich unterschätzt auf fatale Weise arabischen Nationalismus Probleme der vierten Republik Siedler und anhaltende Migration von Franzosen nach Marokko

Nachkriegsentwicklungen: periphere und internationale Perspektiven Berber wechseln Anfang der fünfziger Jahre die Seiten Französische Armee von 100.000 Mann kann Marokko nicht dauerhaft kontrollieren Zunahme des internationalen Drucks

Tunesien: Gemeinsamkeiten und Unterschiede Ähnliche soziale und wirtschaftliche Entwicklungen wie in Marokko Aber: Überwindung des Feudalismus Unangefochtene Führung (Abb.: Habib Bourguiba)

Algerien

Algerien: Kolonisierung Besetzung 1830 und Niederschlagung von Aufständen in der Folge, zuletzt 1936/37 Konfiszierung von Land und Immigration von Siedlern (1939: 813.000 gegenüber 5,5 Millionen Algeriern

Verwaltung und politische Partizipation Repressiver Charakter Colons: Araber sind „sale race“ 3 Départements mit politischer Beteiligung der colons faktisch keine Möglichkeit zur Partizipation der Bevölkerungsmehrheit

Algerien und der zweite Weltkrieg Wirtschaftskrise Arabischer Nationalismus Atlantik-Charta Überzeugung: Fundamente des Kolonialsystems sind zerstört

Kriegsende: 8. Mai 1945 - Sétif

Soziale u. wirtschaftliche Bedingungen der Nachkriegszeit Demographische Entwicklung Analphabetismus Arbeitslosigkeit und Armut Keine nennenswerte autochthone Bildungselite

Nationalismus Lange Tradition (Abd el Kader) Keine feudale Elite und sehr kleine Bildungsschicht Militarisierte junge Männer (Abb.: Achmed ben Balla; Mohammed Khider; Larbi ben Mhidi; Houari Boumedienne

Algerienkrieg 1954-1962 Front de Libération Nationale (FLN) Armée de Libération Nationale (ALN) Beeinflusst vom Marxismus und Pan-Arabismus Organisation: Zellen Kontrolle von Menschen, nicht von Territorium

Algerienkrieg: Tote Algerische Angaben: ca. 300.000 Französische Angaben: 20.000 französische Soldaten 4.500 nicht-europäische fr. Soldaten 11.000 Tote durch Krankheiten und Selbstmorde Zivilisten: 2.800 Europäer und 30.000 Algerier (bis 1961) Zivilisten: 1961-62: 50.000 durch Franzosen, 150.000 durch Algerier

Klausur: Donnerstag, 18.12.2014 – 11:30-12:30 – Raum H75 1. Was meint Dekolonisierung? Bitte schildern Sie knapp die völkerrechtliche und die historische Bedeutung des Begriffs. (4 Punkte) 2. Die Geschichtswissenschaft untersucht Dekolonisierung aus unterschiedlichen Perspektiven. Nennen Sie diese und benennen Sie kurz zentrale Fragestellungen oder Probleme, die jeweils mit den Perspektiven verbunden sind. (6 Punkte) 3. Der Afrikahistoriker Frederick Cooper bezeichnet den kolonialen Staat als einen „gatekeeper state“. Was versteht man darunter? (3 Punkte) 4. Warum hielt Frankreich nach dem zweiten Weltkrieg so verbissen an seinem Kolonialreich fest? Nennen Sie zwei Beispiele von gewaltsamen Konflikten, in die Frankreich nach 1945 verstrickt war, und benennen Sie in Stichworten die französischen Interessen. (6 Punkte) 5. Welche Positionen vertrat die amerikanische Politik nach 1945 gegenüber dem Kolonialismus? (6 Punkte) 6. Schreiben Sie einen kleinen Essay zu einem Dekolonisierungsprozess (ca. 1 Seite). Sie können sich auf ein koloniales Territorium oder aber auch auf eine Kolonialmacht konzentrieren. (10 Punkte)

Motive und Interessen der Akteure: Die FLN Kampf für unabhängiges und freies Algerien Arabische Nationalisten: Modernisierer Militante Aktivisten: ca. 70-90.000 Zahlreiche Sympathisanten

Motive und Interessen der Akteure: Colons Kampf für Verbleib bei Frankreich Kampf um Heimat, Besitz, Leben Kampf um Erhalt der Privilegien

Motive und Interessen der Akteure: Frankreich Europäische Großmachtrolle Legitimation: Verteidigung des Westens und der Zivilisation gegen Kommunismus und Trittbrettfahrer Öffentlichkeit: bald mehrheitlich nicht mehr für den Krieg Protest außerhalb des etablierten Spektrums

Kriegsverlauf - Phase 1: 1954-1956 1954-56: Beginn und Ausweitung algerischer Operationen Kolonialmacht zunächst in der Defensive Bürgerkrieg

Kriegsverlauf – Phase 2: 1956-1958 Französische Offensiven Militär erhält weit reichende Vollmachten Paris: Keine Verhandlungen Militarisierung der colons Verhärtung der Fronten

Kriegsverlauf – Phase 3: 1958-1962 Blutigste Phase des Krieges Erfolge der französischen Armee, aber keine Aussicht auf Sieg 1958: Charles de Gaulle wird Präsident und revidiert die bisherige Algerienpolitik: Verhandlungen und Abzug Putsch französischer Generäle in Algier und Terror der colon-Organisation (Organisation de l´Armée Secrète, OAS)

Ergebnisse Unabhängigkeit Algeriens Flucht von 1,3 Millionen Colons und Algeriern Zeitlich befristete französische Vorrechte in Algerien

https://www.youtube.com/watch?v=NOPfoaTaINU

Zwischenfazit Unterschätzung des Nationalismus in der Dritten Welt durch Frankreich Erhalt der Großmachtrolle Projektionsfläche für demütigende Niederlagen

Subsaharisches Afrika

Eckdaten Konsolidierung der Kolonialherrschaft um die Jahrhundertwende Bis 1956: zentrale Verwaltung von zwei großen Einheiten durch Dakar und Brazzaville 1956: Fragmentierung 1959/60: 14 Staaten werden unabhängig

Verwaltung und Politik Kolonialpolitik stärker auf Einnahmen orientiert als im britischen Kontext Theorie der unmittelbaren Herrschaft Keine rigide Segregation der Ethnien Soziale Konfrontationen primär Folge von Klassenauseinandersetzungen, nicht von Konflikten zwischen Europäern und Afrikanern

Soziale und wirtschaftliche Entwicklungen Entstehung einer Schicht von Lohnarbeitern Entstehung einer kleinen bürgerlich-urbanen Schicht Bildung: 1920er Jahre: nicht mehr als 3% aller Kinder gehen in Grundschulen

Frühe Formen der Politisierung Einzelpersonen rücken in französische Politik durch Assimilierung (Abb.: Blaisé Diagne) Black Nationalism (Abb.: Marcus Garvey) Kommunismus

Kriegsende 1945: Momente der Hoffnung Gründung der Vereinten Nationen 1945 Verabschiedung der Menschenrechts-Charta 1947 Indische Unabhängigkeit 1947 Abschaffung der Zwangsarbeit 1946

Veränderungen der Lebenswelten Urbanisierung Sinken der Kindersterblichkeit Größere Familien Expansion des Bildungswesens Gegenläufige Entwicklungen bei Polygamie Positive Entwicklung der Wirtschaft bis Mitte der sechziger Jahre Steuern und Lohnentwicklung

Politische Entwicklungen Demokratisierung und steigende politische Partizipation Ethnisierung der Politik Wahlen und mehr Wahlberechtigte Gewerkschaften und Parteien

Elfenbeinküste – Félix Houphouet-Boigny Big man Revolutionäre Rhetorik – konsensorientierte Politik Versuch einer politischen Zusammenführung von Klassenunterschieden

Dynamik der Dekolonisierung Externe Einflüsse (Dien Bien Phu, Algerien, Ghana) Loi cadre 1956: Balkanisierung und Demokratisierung Volksabstimmung 1958 über Verbleib im französischen Reichsverband: Mehrheit dafür Aber: politischer Druck zu stark – innerhalb weniger Monate werden alle französischen Territorien 1960 unabhängig

Frankreich und die unabhängigen Staaten „Neo-Kolonialismus“ Anhaltende wirtschaftliche und entwicklungspolitische Verflechtung Französische Stationierungsrechte und dominanter Einfluss Vor- und Nachteile

Dekolonisierung und Unabhängigkeit Politische Entwicklungen Verwaltung Entwicklung Sozialpolitik