Tauchen mit eingeschränkter Leistungsfähigkeit: Adipositas

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1 Primärprävention. Vorhersehbares ist vermeidbar 2 Notfallsituationen verursachen  Angst  Schmerzen  Arbeitsausfall  Bleibende Schäden  Menschliches.
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 Präsentation transkript:

Tauchen mit eingeschränkter Leistungsfähigkeit: Adipositas Dr. med. Konrad Meyne Leiter Fachbereich Tauchmedizin Verband Deutscher Sporttaucher e.V. CMAS TL 2

Einteilung der Adipositas nach WHO WHO-Einteilung Kg/m x m Untergewicht < 19,9 Normalgewicht 20,0 – 24,9 Übergewicht 25,0 – 29,9 Adipositas Grad I 30,0 – 34,9 Adipositas Grad II 35,0 – 39,9 Adipositas Grad III > 40,0 Weitere Kriterien zur Beurteilung von Fettverteilungsstörungen: Taillenumfang (w > 80 cm, m > 92 cm) waist to hip –ratio (WHR)

Tauchen mit Übergewicht ? „Ich bin übergewichtig. Gibt es da Probleme oder können auch übergewichtige Menschen tauchen gehen? 37 Antworten: Gewicht der Diskutanten zwischen 0,090 t/170cm bis 0,125 t/175cm Durchschnittliches Gewicht: 107 kg bei 180cm = BMI 33,0

=> JA Fragen und Antworten Ist die Tauchtauglichkeit durch Adipositas eingeschränkt ? => JA Ist das Tauchunfallrisiko durch Adipositas erhöht ?

VDST-Tauchunfallstatistik 2007-2010 (geklärte) Todesfallursachen n=18 Durchschnittliche max-Tiefe: 35m (10m mehr als Durchschnitt aller TU), allerdings auch flache Tödliche TU‘s

DAN-Tauchunfall-Report 2006 (Durham 2007) 88 Todesfälle USA und Kanada 2006 70% der Männer und Frauen älter als 40 Jahre 75% Übergewicht/Fettleibigkeit 80% Sauerstoffmangel, rauhe See und Strömung, Herzkrankheiten, Embolien, Probleme mit der Ausrüstung 20% Todesursache nicht zu ermitteln

Incidence and risk factors for symptoms of decompression sickness among male and female dive masters and instructors – a retrospective cohort study Hagberg M, Ornhagen H Undersea Hyperb Med 2003 30 2, :93-102 Fragebogen-Untersuchung an 2380 DM und TL (PADI, NAUI, CMAS) in Schweden (Stichpunkt 01.01.1999) Rücklauf 73% (m 1516 w 226) 190 Taucher mit DCS (m 1,52/1000 TG w 1,27/1000 TG) Ergebnis: Kein Unterschied in der Häufigkeit eines DCS in Abhängigkeit von Alter, Geschlecht, Asthma, Übergewicht oder Alkoholkonsum

Übergewicht und Fettleibigkeit sind Risikofaktoren (kardiovaskulärer) Erkrankungen Herzinfarkt, Schlaganfall Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen Brustkrebs, Arthrose, Schlafapnoe-Syndrom Verminderung kognitiver Leistungsfähigkeit; Demenz Aber: Höchste Lebenserwartung bei BMI 25-27 ! (Goldbourt et al 2007) BMI 30-35: Verkürzung der Lebenserwartung um 2-4 Jahre BMI > 40: im Mittel 8-10 Jahre (Rauchen: 8-10 Jahre)

Physiologie der Sättigung und Entsättigung Blasenbildung bei Adipositas Sättigung und Entsättigung der Gewebe abhängig von: Durchblutungsrate des Gewebes Fettgehalt Löslichkeitsverhalten des Gases Stickstoff-Löslichkeit in Fettgewebe 4,5mal höher als in Wasser Adipositas: hohe Löslichkeit des Stickstoffs (Lipophilie) + schlechte Gewebeperfusion = langsame Elimination des Stickstoffs => hohes Risiko für DCS

Circulating Venous Bubbles in Recreational Diving: Relationships with Age, Weight, Maximal Oxygen Uptake and Body Fat Percentage Carturan D. et al Int J Sports Med 1999; 20: 410-414 „Taucher mit hohem DCS-Risiko (Alter, Übergewicht, hoher Anteil an Körperfett, geringe Fitness) sollten Tauchtabellen benutzen, die diese Risikofaktoren einbeziehen“

Adipositas als Risikofaktor beim Tauchen Bei Tauchern mit Übergewicht und Fettleibigkeit sind zu bedenken: Eingeschränkte körperliche Belastungsfähigkeit Bluthochdruck Hohes Cholesterin, Zuckerkrankheit Häufig umfangreiche Medikamenteneinnahme Herzinfarkt Essoufflement DCS Gefahr:

Dekompressionsunfall Menge des gelösten Stickstoffs abhängig vom Körperfett Fettgewebe hat hohe Stickstoffsättigung mit schneller Anflutung, aber langsamer Entsättigung infolge geringer Durchblutung Erhöhte Mikrogasblasen-Bildung Daniel Lambert Anf 19.Jhdt

Risiko DCS bei Adipositas geringe Leistungsfähigkeit = hohes DCS-Risiko DCS-Risiko steigt besonders bei flachen Wiederholungstauchgängen (wiederholte Aufsättigung ohne ausreichende Entsättigung) DCS-Symptomatik kann zeitlich deutlich verzögert einsetzen Gefahr der Dehydratation bei Adipösen größer

Tauchtauglichkeitsbeurteilung Eingeschränkte körperliche Leistungsreserve Durch Übergewicht: Schneller erschöpft Grenzwerte schneller erreicht Luftnot bei geringerer körperlicher Belastung Durch Begleiterkrankungen: Bluthochdruck Zuckerkrankheit Arteriosklerose => Herzinfarktrisiko Schlaganfallrisiko Wirbelsäulen- und Gelenkbeschwerden

Empfehlungen bei BMI > 30: Empfehlungen zum Tauchen bei Adipositas angelehnt an die Empfehlungen GTÜM Empfehlungen bei BMI > 30: Keine deko-pflichtigen TG Keine Wiederholungstauchgänge Vermeiden von Leistungssituationen unter Wasser Nitrox als Atemgas Stets Sicherheitsstop

Empfehlungen zum Tauchen mit Adipositas VDST: Aufstiegsgeschwindigkeit der letzten 5m < 1m/min Keine körperliche Belastung bis 2 Stunden nach dem TG Teilnahme am Programm „Fit to Dive“ Australian Diving Medical Center: PARKER J. 1994 Melbourne Empfehlung zur Verkürzung der Grundzeit in Abhängigkeit vom Gewicht

Zusammenfassung und Ausblick Adipositas (BMI > 30) schränkt die Tauchtauglichkeit ein Tauchen mit Adipositas geht mit einem erhöhten Risiko für einen Tauchunfall (mit DTG und Apnoe) einher Eingehendere Untersuchungen insbesondere aus der Tauchunfallstatistik sind notwendig Taucher, Tauchausbilder und Taucherärzte müssen die Risiken kennen und beachten, um das Tauchen auch mit Adipositas sicher zu ermöglichen

Leitlinien S 1- Leitlinie Vorsorgeuntersuchung im Sport 2007 Checkliste Tauchtauglichkeit 2009 Leitlinie Tauchunfall 2011