Folie Gesundheitspsychologie Ist Tagebuch schreiben gesund?
Fakultät MathNat, Fachrichtung Psychologie, Institut für Klinische Psychologie, Professur Dr. Jürgen Hoyer Vorlesung VII Selbstaufmerksamkeit und Gesundheit oder: Ist Tagebuch schreiben gesund? Prof. Dr. Jürgen Hoyer Dresden, 11. Juni 2015
Folie 3 Vorüberlegungen Goethe, Lavater, Bertrand Russell, Norbert Blüm Gesundheitspsychologie
Folie 4 ‚Erkenne Dich selbst‘: Zwei Positionen Johann Wolfgang von Goethe ( ) „...die große und so bedeutend klingende Aufgabe: erkenne dich selbst [kam mir] immer verdächtig [vor], als eine List [...], die den Menschen [...] verwirren und von der Tätigkeit gegen die Außenwelt zu einer innern falschen Beschaulichkeit verleiten“ will. Johann Kaspar Lavater ( ) „... In dieser Minute [...] will ich alles andere auf die Seite legen und nur allein an mich selbst [...] denken [...] diese Untersuchung [...] bleibt einmal die vernünftigste und wichtigste Untersuchung, die ich anstellen kann“ Gesundheitspsychologie
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Folie 6 Herr Blüm, Sie sind seit 15 Jahren Minister, wie haben Sie nur so lange durchgehalten? „Ich habe darüber nie nachgedacht. Ich frage mich nicht dauernd, wie es mir geht. Ein Vorteil ist sicher, dass ich auch nach einem 16 Stunden Tag in der Lage bin, mich abzulenken...“ Gesundheitspsychologie
Folie 7 Selbst-Erfahrung eines Philosophen: Betrand Russell (The Conquest of Happiness, 1930) Gesundheitspsychologie Gleich vielen anderen, die wie ich auf eine puritanische Erziehung zurückblicken, war es mir Gewohnheit, über meine Sünden, Torheiten und Mängel nachzudenken. Ich erschien mir selbst – gewiss mit völligem Recht – als ein jammervolles Wesen. Allmählich lernte ich dann, mir und meinen Unzulänglichkeiten gegenüber gleichgültig zu bleiben; ich gelangte dahin, meine Aufmerksamkeit in wachsendem Maße äußeren Dingen zuzuwenden... Auch äußere Dinge tragen zwar ihre Leidensmöglichkeiten in sich... Doch Schmerzen dieser Art zerstören nicht wie jene, die dem Ekel am eigenen Ich entspringen, den wesentlichen Gehalt des Daseins. Und jedes äußere Interesse belebt irgendeine Tätigkeit... Ein Aufgehen in sich selbst dagegen verhilft zu keinerlei ersprießlicher Tätigkeit. Es vermag zur Abfassung eines Tagebuches, zu einer psychoanalytischen Kur, vielleicht auch ins Kloster zu führen.“
Folie 8 Gliederung 1.Theorie der objektiven Selbstaufmerksamkeit 2.Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit 3.Gesundheitsrelevante Komponenten: Funktionale und dysfunktionale Selbstaufmerksamkeit 4.Kollektiver Ausdruck von Emotionen Gesundheitspsychologie
Folie 9 Theorie der Objektiven Selbstaufmerksamkeit (Wicklund & Duval, 1972) „Objektive Selbstaufmerksamkeit“: Aufmerksamkeit ist auf das Selbst als Objekt gerichtet Gesundheitspsychologie Auslöser Konfrontation mit der eigenen Person durch: Spiegel Kameras Tonband Wissen, von anderen beobachtet zu werden im Fokus der Aufmerksamkeit zu stehen SAM Folgen Aktualisierung und Intensivierung von Selbst-Diskrepanzen, negativer Affekt Motivation zur Reduzierung von Selbst-Diskrepanzen a)Verhaltensänderung b)Defensivreaktion Vermeidung von SAM- erzeugenden Stimuli
Folie 10 Diskrepanzreduktion Vermeidung der Situation, entweder durch reales Weggehen oder durch Ablenkung innerhalb der Situation (Rauchen, Nägelkauen etc.) Diskrepanzreduktion durch Anpassung, das Verhalten wird an das Ideal-Selbst angeglichen Diskrepanzreduktion durch systematische Wahrnehmungs- verzerrung, wobei Ereignisse und Situationen so uminterpretiert werden, dass ihr Bedrohungspotential für das Selbst abnimmt Gesundheitspsychologie
Folie 11 Fenigstein, Scheier & Buss (1975) „The consistent tendency of persons to direct attention inward or outward is the trait of self-consciousness.“ Preocupation with past, present and future behaviour 1. Sensitivity to inner feelings 2. Recognition of one‘s positive and negative attributes 3. Introspective behaviour 4. A tendency to picture or imagine oneself 5. Awareness of one‘s physical appearance and presentation 6. Concern over the appraisal of others Gesundheitspsychologie
Folie 12 Factors 1.private self-consciousness – attending to one‘s inner thoughts and feelings 2.public self-consciousness – general awareness of the self as a social object 3.social anxiety – discomfort in the presence of others Synonym: Self-focused attention „can be defined as an attentional focus on self-referent internally generated information“ (Ingram, 1990) Gesundheitspsychologie
Folie 13 Forschung Selbstaufmerksamkeit intensiviert die Wahrnehmung von Emotionen und Affekten. Selbstaussagen von Selbstaufmerksamen sind valider (Sie kennen sich selbst besser) Aber: Es gibt Hinweise auf Defensivreaktionen/Vermeidung von Selbstaufmerksamkeit Gesundheitspsychologie
Folie 14 Gliederung 1.Theorie der objektiven Selbstaufmerksamkeit 2.Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit 3.Gesundheitsrelevante Komponenten: Funktionale und dysfunktionale Selbstaufmerksamkeit 4.Kollektiver Ausdruck von Emotionen Gesundheitspsychologie
Folie 15 Selbstaufmerksamkeit und klinische Störungen Zusammenhänge zwischen habituell erhöhter Selbstaufmerksamkeit und der Ausprägung von klinischen Störungen wurden vielfach untersucht, z.B.: Alkoholmissbrauch chronischer Schmerz Schizophrenie Eheprobleme verschiedene Angststörungen, einschließlich sozialer Phobie und Prüfungsangst Depressivität (besonders häufig untersucht) Ingram (1990): Selbstaufmerksamkeit = durchgängiger Risikofaktor für psychische Störungen Ist Selbstaufmerksamkeit ein Risikofaktor? Gesundheitspsychologie
Folie 16 Meta-Analyse (Hoyer, 2000) 1.Zusammenhänge zwischen Selbstaufmerksamkeit und Depressivität 17 Studien, N = 4691, r =.23 2.(Subskala) Selbstreflexion und Depressivität 4 Studien, N = 1314, r =.21 3.(Subskala) Internale Aufmerksamkeit und Depressivität 4 Studien, N = 1558, r = Gesundheitspsychologie
Folie 17 Negative Erwartungen, Sicherheitsverhalten, erhöhte Selbstaufmerksamkeit verfestigen emotionale Probleme: Das gilt für Angststörungen (Barlow, 2002), affektive Störungen (Lewinsohn, 1975) und für sexuelle Probleme (Frank et al., 2010) ( Frank, Noyon, Höfling & Heidenreich ; Sexual and Relationship Therapy, 2010) Die aktuelle Studie
Folie 18 Gliederung 1.Theorie der objektiven Selbstaufmerksamkeit 2.Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit Ist Selbstaufmerksamkeit in Kombination mit geringer Selbstwirksamkeitserwartung ein Risikofaktor ? Ist Selbstaufmerksamkeit nur in extremer Ausprägung ein Risikofaktor? 3.Gesundheitsrelevante Komponenten: Funktionale und dysfunktionale Selbstaufmerksamkeit 4.Kollektiver Ausdruck von Emotionen Gesundheitspsychologie
Folie 19 Interaktionsmodell: Differentielle Wirkungen der Selbstaufmerksamkeit in Abhängigkeit von der Kompetenzerwartung Gesundheitspsychologie Wohlbefinden SAM bei niedriger Kompetenz- erwartung SAM bei hoher Kompetenz- erwartung
Folie 20 SAM und Kompetenzerwartung: Moderatoreffekt Gesundheitspsychologie A:Selbstaufmerksamkeit B:Kompetenzerwartung O:Wohlbefinden B als Moderator des Effekts von A auf O
Folie 21 Tagebuchstudie I Manipulation des Selbst- vs. Außenfokus im Alltag: Tagebuchschreiben über fünf Tage über a)persönliche Probleme (EG1) b)den Bosnienkrieg (EG2) c)Kontrollgruppe UV1: Gruppe UV2: Generalisierte Kompetenzerwartung AV: Positive und negative aktuelle Stimmung Gesundheitspsychologie
Folie Gesundheitspsychologie
Folie 23 Tagebuchstudie II Treatmentcheck: 77% der Teilnehmer in der EG1 haben mehr über sich nachgedacht Ergebnisse: Haupteffekte: n.s.; Interaktion: n.s. aber: vorübergehende Effekte des Außen-/vs. Selbstfokus auf die negative Stimmung (s. nächste Folie) Gesundheitspsychologie
Folie 24 Tagebuchstudie III: weniger negative Stimmung bei (negativem) Außenfokus Gesundheitspsychologie Fig.1: Negative mood directly after filling in the diaries
Folie 25 Gliederung 1.Theorie der objektiven Selbstaufmerksamkeit 2.Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit Ist Selbstaufmerksamkeit in Kombination mit geringer Selbstwirksamkeitserwartung ein Risikofaktor ? Ist Selbstaufmerksamkeit nur in extremer Ausprägung ein Risikofaktor? 3.Gesundheitsrelevante Komponenten: Funktionale und dysfunktionale Selbstaufmerksamkeit 4.Kollektiver Ausdruck von Emotionen Gesundheitspsychologie
Folie 26 Selbstaufmerksamkeit als gesundheitsrelevante Variable Gesundheitspsychologie Risikofaktor Schutzfaktor Resilienzfaktor Ressource – gesundheitsrelevante Variable +
Folie 27 Selbstaufmerksamkeit als gesundheitsrelevante Variable II Gesundheitspsychologie Risikofaktor – Selbstaufmerksamkeit + Schutzfaktor vgl. Vorlesung 5
Folie 28 Self-reflection as a quadratic predictor of subjective wellbeing (Hoyer & Klein, 2000) healthy subjects (pooled sample, N = 313): R 2 ch =.008, p =.29 psychotherapy patients (pooled sample, N = 336):R 2 ch =.006, p = Gesundheitspsychologie Sample (N)standardized estimatep Women (280) γ 1 γ 2 ψ Men (367) γ 1 γ 2 ψ n.s..007 n.s. Table: LMS Estimation results for quadratic structural equation model in pooled sample and in subgroups (fully standardized solution)
Folie 29 Selbstaufmerksamkeit: Adaptive und maladaptive Komponenten Trapnell & Campbell (1999): „Selbst-Absorptions-Paradox“ Rumination vs. Reflection Gesundheitspsychologie
Folie 30 Krankheitsparameter (bei Krebserkrankung) und psychische Anpassung: Moderatorfunktion der Selbstaufmerksamkeit (SAM) (Filipp & Klauer, 1992) Gesundheitspsychologie SAM Multi- morbidität Lymph- knotenbefall Anpassung
Folie Gesundheitspsychologie Selbstaufmerksamkeit: Bestandteil der Selbstregulation und Voraussetzung für Verhaltensänderungen Stimulus, z.B. Mißerfolg Selbstaufmerk- samkeit Aktualisierung und Intensivierung von Aspekten des Selbst; Versuch, Verhaltensstandards zu erreichen Unterbrechung Verhaltensstandard erreicht nein Einschätzung der Erfolgswahrscheinlichkeit ungünstig Einstellung der Versuche Rückzug möglich? ja physischer Rückzug nein mentaler Rückzug ja günstig
Folie Gesundheitspsychologie Selbstaufmerksamkeit: Bestandteil der Selbstregulation und Voraussetzung für Verhaltensänderungen Stimulus, z.B. Mißerfolg Selbstaufmerk- samkeit Aktualisierung und Intensivierung von Aspekten des Selbst; Versuch, Verhaltensstandards zu erreichen Unterbrechung Verhaltensstandard erreicht nein Einschätzung der Erfolgswahrscheinlichkeit ungünstig Einstellung der Versuche Rückzug möglich? ja physischer Rückzug nein mentaler Rückzug ja günstig Dysfunktionale Selbstaufmerksamkeit oder
Folie 33 Gliederung 1.Theorie der objektiven Selbstaufmerksamkeit 2.Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit 3.Gesundheitsrelevante Komponenten: Funktionale und dysfunktionale Selbstaufmerksamkeit 4.Kollektiver Ausdruck von Emotionen Gesundheitspsychologie
Folie Gesundheitspsychologie Selbstaufmerksamkeit: Bestandteil der Selbstregulation und Voraussetzung für Verhaltensänderungen Stimulus, z.B. Mißerfolg Selbstaufmerk- samkeit Aktualisierung und Intensivierung von Aspekten des Selbst; Versuch, Verhaltensstandards zu erreichen Unterbrechung Verhaltensstandard erreicht nein Einschätzung der Erfolgswahrscheinlichkeit ungünstig Einstellung der Versuche Rückzug möglich? ja physischer Rückzug nein mentaler Rückzug ja günstig Dysfunktionale Selbstaufmerksamkeit oder
Folie 35 Funktionale Selbstaufmerksamkeit = Erkennen von Problem- determinanten und von Handlungs- grenzen; Wieder-Verlassen- Können des selbstfokussierten Zustands, z.B.: „Wenn ich mich mit mir selbst auseinandersetze, bin ich sicher, dass mich das weiterbringt.“ „Keines meiner Probleme ist so verwickelt, dass sich nicht irgendwann ein guter Lösungsweg findet.“ Dysfunktionale Selbstaufmerksamkeit = Inflexibilität; Nicht-Beenden- Können des Zustands selbst- fokussierter Aufmerksamkeit, z.B.: „Wenn ich anfange über ein persönliches Problem nachzudenken, kann ich so leicht nicht wieder aufhören.“ „Zukünftige oder vergangene Ereignisse, die mir wichtig sind, bereiten mir anhaltendes Kopfzerbrechen.“ Gesundheitspsychologie
Folie 36 Funktionale Selbstaufmerksamkeit Gesunde (N = 313): r =.41** Psychotherapiepatienten (N = 336): r =.32** Gesunde (N = 313): r =.44** Psychotherapiepatienten (N = 336): r =.42** Dysfunktionale Selbstaufmerksamkeit Gesunde (N = 313): r = -.45** Psychotherapiepatienten (N = 336): r = -.55** Gesunde (N = 313): r = -.43** Psychotherapiepatienten (N = 336): r = -.52** Gesundheitspsychologie Habituelle Stimmung Lebenszu- friedenheit
Folie 37 Private Selbstaufmerksamkeit Gleiche Stichproben: keine Korrelation mit dem Wohlbefinden (r zwischen -.02 und -.07) geringe Korrelation mit der Symptombelastung (Gesunde: r =.26; Psychotherapiepatienten: r =.20) Gesundheitspsychologie
Folie 38 Anwendung des neuen Konzepts Entwöhnungstherapie von Alkoholpatienten: Steigerung von Selbstbeobachtung und Selbstkontrolle Steigerung von Problemlösekompetenzen und Selbstaufmerksamkeit Fördert man mit der Selbstaufmerksamkeit nicht einen Risikofaktor für Alkoholabusus? Wirkungen von Alkohol: Reduktion der Aufmerksamkeitsspanne (vgl. crying in one‘s beer effect) Reduktion der Selbstaufmerksamkeit Gesundheitspsychologie
Folie 39 Salus Kliniken Gesundheitspsychologie
Folie 40 Entwöhnungstherapie bei Alkoholpatienten: Veränderung der Selbstaufmerksamkeit Gesundheitspsychologie
Folie 41 Überlappungen Gesundheitspsychologie ruminatives Coping gedankliche Weiterbeschäftigung Lage- orientierung Worrying Dysfunktionale Selbstaufmerk- samkeit
Folie 42 "When does introspection bear fruit?“ (Hixon & Swann, 1993) Sind Randbedingungen zu finden, die angeben, 1. wann (d.h. unter welchen Bedingungen), 2. bei welchen Personen, 3. in Interaktion mit welchen Variablen, 4. welche Form von Selbstaufmerksamkeit sich 5. kurz- oder langfristig positiv oder negativ auf das psychische Wohlbefinden (oder andere Variablen) auswirkt? Gesundheitspsychologie
Folie 43 Fazit (I) Selbstaufmerksamkeit (= Tagebuch schreiben) per se ist weder ein Risiko- noch ein Schutzfaktor. In diesem Zustand können gleichermaßen adaptive und maladaptive Prozesse ablaufen. Dies gilt vermutlich für eine ganze Reihe anderer gesundheitsrelevanter Variablen wie: Ärgerausdruck Ausdruckshemmung Optimismus u.a Gesundheitspsychologie *Vertiefend: Horn, A. B., & Mehl, M. R. (2004). Expressives Schreiben als Copingtechnik: Ein Überblick über den Stand der Forschung. Verhaltenstherapie, 14, ES fördert das Formen eines kohärenten Narrativs zu den (traumatischen) Erlebnissen, welche dann effizienter gespeichert und leichter vergessen werden können.
Folie 44 Gliederung 1.Theorie der objektiven Selbstaufmerksamkeit 2.Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit 3.Gesundheitsrelevante Komponenten: Funktionale und dysfunktionale Selbstaufmerksamkeit 4.Kollektiver Ausdruck von Emotionen Gesundheitspsychologie
Folie 45 Erdbeben in der Bucht von San Francisco 1989: Kollektiver Ausdruck von Emotionen (Pennebaker & Harber, 1993) besondere Bedeutung des kollektiven Copings bei (Natur-)Katastrophen Doppelrolle für Betroffene: sowohl Opfer als auch selbst soziale Unterstützer unmittelbare Folge (bis 2 Wochen nach dem Erdbeben): intensiver Austausch: Gespräche über Erdbeben, dessen Folgen und Erfahrungen gegenseitige Hilfe, „Zusammenrücken“ Zusammengehörigkeitsgefühl Gesundheitspsychologie
Folie 46 Erdbeben in der Bucht von San Francisco 1989: Hemmungsphase (Pennebaker & Harber, 1993) Nach 2 Wochen plötzliche Veränderung: Menschen wollten gern über ihre Erlebnisse sprechen, aber gleichzeitig nichts mehr davon (von Anderen) hören. Erdbeben-bezogene Träume, Streitigkeiten und Krankheitstage stiegen an. Körperliche Angriffe nahmen zum Vorjahr um 10% zu. Nach 6 Wochen: alle Auffälligkeiten wieder verschwunden Gesundheitspsychologie
Folie 47 Erdbeben in der Bucht von San Francisco 1989: Phasen kollektiven Copings (Pennebaker & Harber, 1993) Gesundheitspsychologie Akutphase Hemmungsphase Anpassungsphase Zeit hoch Rate Gedanken/ Gespräche niedrig Gespräche Gedanken
Folie 48 Erdbeben in der Bucht von San Francisco 1989: Phasen kollektiven Copings (Pennebaker & Harber, 1993) 1.Akutphase: intensives Darüber-Sprechen; Zusammengehörigkeitsgefühl (2 Wochen) 2.Hemmungsphase: Gedanken an Ereignis, aber Schweigen (4 Wochen) 3.Anpassungsphase: kaum noch Gedanken daran oder Gespräche darüber Gesundheitspsychologie
Folie 49 Effekte gesundheitsrelevanter Variablen Gesundheitspsychologie Gesundheitsverhalten +/– Körperliche Erkrankungen AusbruchKrankheitsstadium Entwicklung Episoden SchweregradKrisen Soziale Mechanismen +/– Kognitive Mechanismen +/– Verhaltens- mechanismen +/– Biologische Mechanismen +/– gesundheitsrelevante Variable
Folie 50 Fazit (II) Die Bezeichnung als „Risiko-/Schutzfaktor“ stellt in der Regel eine starke Vereinfachung dar. Persönlichkeitsmerkmale/habituelle Verhaltenstendenzen sind in Abhängigkeit von dritten Variablen (z.B. Handlungsphase, kurz- und langfristige Folgen) im Hinblick auf ihre gesundheitlichen Wirkungen zu beschreiben Gesundheitspsychologie
Folie 51 Fragen Wodurch wird Selbstaufmerksamkeit nach der Theorie von Wickl & Duval gefördert, was sind ihre Folgen und wie reagieren Menschen auf Selbst-Diskrepanzen? Worin besteht der Unterschied zwischen funktionaler und dysfunktionaler Selbstaufmerksamkeit? Warum ist diese Trennung sinnvoll? Üben Sie Kritik an dem Konzept „Schutz- vs. Risikofaktor“! Welche Differenzierung wäre besser? Was sind (umgekehrt) u-förmige Zusammenhänge, nennen Sie zwei Beispiele aus der Gesundheitspsychologie? Gesundheitspsychologie