Prof. Dr. Thorsten Piske Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd

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 Präsentation transkript:

Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb bei Kindern mit und ohne Migrationshintergrund Prof. Dr. Thorsten Piske Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd Dr. Christina Schelletter Universität Hertfordshire

Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb Gliederung Für den Zweitspracherwerb eventuell entscheidende Faktoren Zwischenfazit Zur Bedeutung anschaulicher Lernumgebungen Schlussfolgerungen Prof. Dr. Thorsten Piske Dr. Christina Schelletter Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb

A. Für den Zweitspracherwerb eventuell entscheidende Faktoren Verschiedene Lerner erlernen Zweitsprachen mit sehr unterschiedlichem Lernerfolg  Wovon hängt es ab, wie erfolgreich eine Zweitsprache im Lauf der Zeit erlernt werden kann? Prof. Dr. Thorsten Piske Dr. Christina Schelletter Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb

A. Für den Zweitspracherwerb eventuell entscheidende Faktoren Zur Bedeutung von Faktoren wie Alter, Geschlecht und Motivation für das Erlernen von Sprachen werden a) oft sehr allgemeine Behauptungen aufgestellt b) voreilige Schlussfolgerungen gezogen Dabei gibt es zu diesem Thema a) relativ konkrete Forschungsergebnisse b) Erkenntnisse zu prinzipiell möglichen Lernfortschritten Prof. Dr. Thorsten Piske Dr. Christina Schelletter Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb

A. Für den Zweitspracherwerb eventuell entscheidende Faktoren Welche Faktoren könnten für Lernerfolg ausschlaggebend sein? Sieben möglicherweise entscheidende Faktoren: 1) Alter zu Beginn des Zweitspracherwerbs 2) Aufenthaltsdauer in einer fremdsprachigen Umgebung 3) Übungen zur Förderung fremdsprachlicher Fähigkeiten 4) Muttersprachlicher Hintergrund 5) Geschlecht 6) Motivation 7) Sprachlernbegabung Die mögliche Bedeutung dieser Faktoren ist intensiv in Studien mit Immigranten untersucht worden. Prof. Dr. Thorsten Piske Dr. Christina Schelletter Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb

A. Für den Zweitspracherwerb eventuell entscheidende Faktoren Unterschiede zwischen den untersuchten Immigranten: 1) Alter zum Einwanderungszeitpunkt 2) Dauer des Aufenthalts im Einwanderungsland 3) Häufigkeit des Gebrauchs der Muttersprache 4) Dauer des Schulbesuchs im Einwanderungsland 5) Grad der Motivation beim Erlernen der Zweitsprache Prof. Dr. Thorsten Piske Dr. Christina Schelletter Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb

A. Für den Zweitspracherwerb eventuell entscheidende Faktoren 1. Das Alter zu Beginn des Zweitspracherwerbs Nach Long (1990) endet ein kritisches Zeitfenster 1) für das Erlernen der Aussprache mit 12 Jahren 2) für das Erlernen der Grammatik mit 15 Jahren Jüngere Studien haben Longs Angaben 1) zum Erlernen der Aussprache nur tendenziell bestätigt (z.B. Flege et al. 1997, Piske 2007a, b) 2) zum Erlernen der Grammatik nicht bestätigt (z.B. Flege et al. 1999, Piske 2007a, b) Prof. Dr. Thorsten Piske Dr. Christina Schelletter Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb

Beispiele für Akzentbewertungen (nach Piske et al. 2001) Testpersonen: L2-Lerner des kanadischen Englisch mit L1-Italienisch Äußerung: I can read this for you. Bewertungen auf Skala von 9 (kein Akzent) bis 1 (sehr starker Akzent): Testperson 1 2 3 4 5 6 7 8 Alter zu Beginn 1.5 3.3 6.2 10.0 12.5 16.9 21.3 23.3 des L2-Erwerbs Bewertung 8.7 7.9 6.5 5.3 4.3 3.3 2.0 1.4 Prof. Dr. Thorsten Piske Dr. Christina Schelletter Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb

A. Für den Zweitspracherwerb eventuell entscheidende Faktoren Begründungen für den Lernerfolg junger Lerner: 1) Kindern fällt es leichter, fremde Laute zu unterscheiden. Bei Kindern ist die Erstsprache noch wenig "gefestigt". Kindern zeigen beim Gebrauch der Fremdsprache weniger "Angst vor Fehlern" als ältere Lerner. Kinder sind Übungsformen wie Liedern, Reimen und Spielen gegenüber aufgeschlossener als ältere Lerner. Prof. Dr. Thorsten Piske Dr. Christina Schelletter Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb

A. Für den Zweitspracherwerb eventuell entscheidende Faktoren 2. Aufenthaltsdauer in einer fremdsprachigen Umgebung Eine authentische Aussprache entwickelt sich, wenn 1) die Zweitsprache tatsächlich viel gebraucht wird (z.B. Piske et al. 2001, Piske 2007a, b) 2) Lerner gerade anfangs viel authentischen Input erhalten (z.B. Flege & Liu 2001, Piske et al. 2001, Piske 2007a, b) Auch hohe Grammatikkompetenz entwickelt sich, wenn 1) die Zweitsprache tatsächlich viel gebraucht wird (z.B. Flege & Liu 2001, Piske 2007a, b) 2) Lerner gerade anfangs viel authentischen Input erhalten (Flege & Liu 2001, Piske 2007a, b) Prof. Dr. Thorsten Piske Dr. Christina Schelletter Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb

Beispiele für Akzentbewertungen (nach Piske et al. 2001) Testpersonen: L2-Lerner des kanadischen Englisch mit L1-Italienisch Äußerung: He turned to the right. Bewertungen auf Skala von 9 (kein Akzent) bis 1 (sehr starker Akzent): Testperson 1 2 3 4 5 Jahre im Ein- 38.1 40.0 29.7 38.4 34.1 wanderungsland Alter zu Beginn 12.0 12.9 23.3 18.0 20.2 des L2-Erwerbs Bewertung 3.1 3.1 2.1 1.5 1.4 Prof. Dr. Thorsten Piske Dr. Christina Schelletter Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb

A. Für den Zweitspracherwerb eventuell entscheidende Faktoren 3. Übungen zur Förderung fremdsprachlicher Fähigkeiten Studien zum Zweitsprachenerwerb haben gezeigt: Gezielte Übungen fördern das Bewusstsein für die Besonderheiten der Zweitsprache. Übungen zur Lautproduktion und -wahrnehmung sollten bei der Sprachvermittlung eine größere Rolle spielen. (z.B. Flege et al. 1996, Piske et al. 2001, Piske 2008) Prof. Dr. Thorsten Piske Dr. Christina Schelletter Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb

A. Für den Zweitspracherwerb eventuell entscheidende Faktoren Beispiel für eine Übung zur Lautdifferenzierung Prof. Dr. Thorsten Piske Dr. Christina Schelletter Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb

A. Für den Zweitspracherwerb eventuell entscheidende Faktoren 4. Muttersprachlicher Hintergrund Studien zum Zweitspracherwerb haben gezeigt: Zweitsprachenlerner mit unterschiedlichen Muttersprachen zeigen unterschiedlichen Lernerfolg. (z.B. Purcell & Suter 1980, McAllister, Flege & Piske 2002, Piske 2007a, b)  Die unterschiedlichen Muttersprachen der Schüler/Kinder sollten bei der Vermittlung einer Zweitsprache stärker berücksichtigt werden. Prof. Dr. Thorsten Piske Dr. Christina Schelletter Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb

A. Für den Zweitspracherwerb eventuell entscheidende Faktoren 4. Muttersprachlicher Hintergrund Nach Jim Cummins (z.B. 1982) ist es außerdem so, dass das Niveau, das Lerner in einer Zweitsprache erreichen können, von ihrem Niveau in vorher gelernten Sprachen abhängig ist. Eine Untersuchung von Elsner (2007) hat diese Annahme kürzlich bestätigt. Elsner (2007, S. 244-245) kommt zu der Schlussfolgerung, dass “die sprachlichen Kompetenzen vieler mehrsprachiger Kinder in ihrer Muttersprache und ihrer Zweitsprache nicht auszureichen scheinen, um im schulischen Fremdsprachenunterricht, wie er derzeit konzipiert ist, besonders gute Lernerfolge zu erzielen”.  Eltern, Erzieher/innen und Lehrkräfte müssen darauf achten, dass sich alle Sprachen, mit denen ein Kind aufwächst, altersgerecht entwickeln können. Prof. Dr. Thorsten Piske Dr. Christina Schelletter Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb

A. Für den Zweitspracherwerb eventuell entscheidende Faktoren 5. Geschlecht „[…] bei Männern funktionieren linke und rechte Hirn-hälfte eher anders – links sprachlich, rechts räumlich. Bei Frauen ist die Sprache eher von beiden Hirnhälften sozusagen geleistet, was unter anderem heißt, dass Frauen sprachlich sehr viel besser sind als Männer.“ (Manfred Spitzer in der SWR-Sendung „Leute“, 11. Februar 2005) In den meisten Studien zum Zweitsprachenerwerb zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen Männern und Frauen. (z.B. Purcell & Suter 1980, Piske et al. 2001) Prof. Dr. Thorsten Piske Dr. Christina Schelletter Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb

Beispiele für Akzentbewertungen (nach Piske et al. 2001) Testpersonen: L2-Lerner des kanadischen Englisch mit L1-Italienisch Äußerung: He turned to the right. Bewertungen auf Skala von 9 (kein Akzent) bis 1 (sehr starker Akzent): Testperson 1 (weiblich) 2 (männlich) Alter zu Beginn des L2- Erwerbs 15.0 15.7 Bewertung 6.5 3.8 ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Testperson 3 (männlich) 4 (weiblich) Alter zu Beginn des L2-Erwerbs 16.6 19.0 Bewertung 5.6 2.1 Prof. Dr. Thorsten Piske Dr. Christina Schelletter Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb

A. Für den Zweitspracherwerb eventuell entscheidende Faktoren Motivation Nach Schumann (1976, 1978) ist Motivation für die Ausspracheentwicklung wichtiger als das Erwerbsalter. Diese Annahme haben empirische Studien nicht bestätigt. (z.B. Flege et al. 1999, Piske et al. 2001, Piske 2007a, b) Auch in Studien zum Grammatikerwerb wurde nur ein geringer Einfluss der Motivation auf den Lernerfolg gemessen. (z.B. Flege et al. 1999, Piske 2007a, b) Prof. Dr. Thorsten Piske Dr. Christina Schelletter Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb

A. Für den Zweitspracherwerb eventuell entscheidende Faktoren Sprachlernbegabung Manche Personen scheinen eine besondere Sprachlernbegabung zu haben. Wie sich eine solche Begabung entwickelt, ist aber unklar. (z.B. Piske et al. 2001, Piske 2007a, b) Prof. Dr. Thorsten Piske Dr. Christina Schelletter Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb

Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb B. Zwischenfazit Frühbeginn allein führt nicht zum Erfolg. Entscheidend für Lernerfolg sind vor allem auch: 1. kontinuierlicher und intensiver Kontakt zur Zweitsprache 2. häufiger Gebrauch der Zweitsprache in verschiedenen und motivierenden/relevanten Kontexten 3. authentischer Input durch Bezugspersonen/Lehrkräfte/ Erzieherinnen mit einer hohen Sprachkompetenz 4. Übungen zur Förderung fremdsprachlicher Fähigkeiten Prof. Dr. Thorsten Piske Dr. Christina Schelletter Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb

C. Zur Bedeutung anschaulicher Lernumgebungen Immersion (Eintauchen) sollte nicht mit Submersion (Untertauchen) verwechselt werden. Kinder mit Migrationshintergrund befinden sich oft in einer „Submersionssituation“. Sie werden gewissermaßen am tiefen Ende eines Swimming Pools ohne besondere Unterstützung in ein Sprachbad geworfen. Immersionskinder werden dagegen gewissermaßen am flachen Ende eines Swimming Pools in ein Sprachbad geführt und lernen, darin „eigenständig zu schwimmen“. Prof. Dr. Thorsten Piske Dr. Christina Schelletter Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb

Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb C. Zur Bedeutung anschaulicher Lernumgebungen Beispiel: Eine Submersionssituation Prof. Dr. Thorsten Piske Dr. Christina Schelletter Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb

Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb C. Zur Bedeutung anschaulicher Lernumgebungen Beispiel: Eine Immersionssituation Prof. Dr. Thorsten Piske Dr. Christina Schelletter Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb

C. Zur Bedeutung anschaulicher Lernumgebungen Allgemeine Strategien (General strategies) "listening for gist" "comprehensible input" Aktivierung von Hintergrundwissen Fokus auf Hier und Jetzt Prof. Dr. Thorsten Piske Dr. Christina Schelletter Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb

C. Zur Bedeutung anschaulicher Lernumgebungen Allgemeine Strategien (Genal strategies) Visuelle Hilfs-mittel (Visual support "listening for gist" Spielzeugtiere "comprehensible input" Realia Aktivierung von Hintergrundwissen Konkrete Aktivitäten Fokus auf Hier und Jetzt Gestik Mimik Prof. Dr. Thorsten Piske Dr. Christina Schelletter Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb

C. Zur Bedeutung anschaulicher Lernumgebungen Allgemeine Strategien Visuelle Hilfs-mittel Sprachliche Mittel "listening for gist" Spielzeugtiere Langsamere Sprache "comprehensible input" Realia Variierende Intonation Aktivierung von Hintergrundwissen Konkrete Aktivitäten Deutliche Aussprache Fokus auf Hier und Jetzt Gestik Bekannte Wörter Mimik  Sprache ähnlich der "caregiver speech" "negotiation of meaning" Prof. Dr. Thorsten Piske Dr. Christina Schelletter Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb

C. Zur Bedeutung anschaulicher Lernumgebungen Das Erlernen einer Zweitsprache in anschaulichen und motivierenden Lernumgebungen Kinderhaus Französische Allee, Tübingen Prof. Dr. Thorsten Piske Dr. Christina Schelletter Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb

C. Zur Bedeutung anschaulicher Lernumgebungen Das Erlernen einer Zweitsprache in anschaulichen und motivierenden Umgebungen Schule an der Gartenstadt in Hamburg Prof. Dr. Thorsten Piske Dr. Christina Schelletter Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb

Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb D. Schlussfolgerungen Frühbeginn führt weder bei Kindern ohne noch bei Kindern mit Migrationshintergrund automatisch zu größeren Lernfortschritten beim Erlernen einer Zweitsprache. Werden größere Lernfortschritte erwartet, muss der Kontakt zur Fremdsprache intensiv, kontinuierlich und dauerhaft erfolgen. Den Kindern muss die Gelegenheit zum häufigen Gebrauch der Zweitsprache in anschaulichen und motivierenden Kontexten gegeben werden. Sie müssen darüber hinaus authentischen Input in der Zweitsprache von Bezugspersonen/Erzieherinnen oder Lehrkräften erhalten, die selbst über eine hohe Sprachkompetenz verfügen. In gewissen Kontexten (z.B. Aussprache) sind auch gezielte Übungen zur Förderung fremdsprachlicher Fähigkeiten sinnvoll. Prof. Dr. Thorsten Piske Dr. Christina Schelletter Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb

Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb D. Schlussfolgerungen Auch die andere(n) Sprache(n) der Kinder müssen ausreichend Unterstützung erhalten.  Hier ist viel Elternarbeit gefordert. Die in Deutschland häufig verfolgte Strategie, bei Kindern mit Migrationshintergrund nur das Deutsche zu fördern ist dabei unangemessen. In bilingualen Einrichtungen sind die hier beschriebenen Grundvoraussetzungen für Lernerfolg beim Zweitsprachen-lernen in der Regel gegeben. Prof. Dr. Thorsten Piske Dr. Christina Schelletter Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb

Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb D. Schlussfolgerungen Nach den vorliegenden Ergebnissen und Erfahrungen entwickeln bilingual betreute Kinder längerfristig in der Regel eine beeindruckende Kompetenz in der Zweitsprache, ohne Defizite in der Entwicklung ihrer Erstsprache (oder ihrer Fachkenntnisse) zu zeigen. Allerdings ist besonders bei Kindern mit Migrations-hintergrund darauf zu achten, dass auch ihre Herkunfts-sprache und das Deutsche ausreichend unterstützt werden. Prof. Dr. Thorsten Piske Dr. Christina Schelletter Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb

Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Prof. Dr. Thorsten Piske Dr. Christina Schelletter Voraussetzungen für Lernerfolg im Zweitspracherwerb

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