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Andreas Rohde (Universität zu Köln)

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Präsentation zum Thema: "Andreas Rohde (Universität zu Köln)"—  Präsentation transkript:

1 Andreas Rohde (Universität zu Köln)
Zweitspracherwerb Andreas Rohde (Universität zu Köln)

2 Einführung Einsprachigkeit in menschlichen Kulturen ist die Ausnahme und in Europa im Wesentlichen ein Phänomen der Nationalstaaten. Bis in die 1960er Jahre hinein glaubten selbst einige Sprachwissenschaftler, Zweisprachigkeit sei schädlich. Die Vorstellung war, dass zwei Sprachen sich den Raum im Gedächtnis, der für eine Sprache vorgesehen ist, teilen müssen. 2

3 Einführung Wirklich tiefgreifend hat sich diese Vorstellung nicht verändert. Oft hört man Aussagen wie: „Die sollen doch erst einmal richtig Deutsch lernen...“ 3

4 Gliederung Spracherwerb: Was wird erworben?
Was ist eigentlich Zweitspracherwerb? L2-Erwerbstheorien Entwicklungsstadien Input – Interaktion – Output Zweitspracherwerb im Kindergarten 4

5 1. Was wird erworben? Zwei Definitionen von Sprache sind:
Sprache ist ein Zeichen- und Regelsystem Sprache ist ein Kommunikationsmittel Diese Unterscheidung wird auch im Fremdsprachenunterricht reflektiert: „Learning English to use it“ (System) „Using English to learn it“ (Kommunikation) 5

6 2. Was ist eigentlich L2-Erwerb?
Zweitsprache: Die Sprache wird in der Umgebung gesprochen. Fremdsprache: Die Sprache wird nicht in der Umgebung gesprochen. Sonderfall Kindergarten: Streng genommen ist Englisch dort Zweitsprache. 6

7 2. Was ist eigentlich L2-Erwerb?
Vielfalt der L2-Erwerbskontexte 3-jähriges Kind im bilingualen Kindergarten 3-jähriges Kind im englisch-sprachigen Ausland 45-jähriger Erwachsener im englisch-sprachigen Ausland 8-jähriges Kind im Klassenzimmer 60-jähriger Erwachsener in der Volkshochschule All diese Kontexte können sich drastisch von einander unterscheiden, da diese Auflistung eine Vielzahl von verschiedenen Variablen enthält, wie z.B. sozialer Kontext, Alter, formaler (instruierter) oder naturalistischer Spracherwerb, Art des Programms, etc. 7

8 2. Was ist eigentlich L2-Erwerb?
L2-Erwerb vs. bilingualer L1-Erwerb Zentrale Fragen der Forschung sind z.B. das „optimale Lernalter“ einer L2 neurolinguistische Korrelationen Problem Es ist nach wie vor nicht klar, welche Faktoren tatsächlich vom biologischen Alter beeinflusst werden. Interpretation neurolinguistischer Daten Das Problem der Altersfrage ist konkret, dass Faktoren, die dem Alter zugeordnet werden, in der Regel nur „Begleiterscheinungen“ des Alters sind und eher sozio-kulturellen Veränderungen geschuldet sind. So ist ja der Verlust der Offenheit und Unbedarftheit, die i.d.R. bei Kindern vorliegt, bei den meisten Erwachsenen kein biologischer Prozess. Andererseits ist es auch möglich, dass der Einfluss der L1 zunimmt und in einen immer stärker werdenden Wettbewerb mit der L2 tritt - auch das ist zwar ein „Alterseffekt“ und dennoch nicht durch das biologische Altern begründet. Die Interpretation neurolinguistischer Daten ist deshalb problematisch, weil Wirkung und Ursache vermischt werden. Wenn wir nachweisen können, dass eine L2, die früh gelernt wird, im selben Areal gespeichert wird wie die L1, eine später erworbene L2 jedoch in einem anderen Areal, dann kann es durchaus sein, dass die aus sozio-kulturellen und/oder Transfergründen weniger gut gelernte L2 im Alter die Ursache für die separate Speicherung im Gedächtnis ist, nicht aber die Wirkung. D.h., der Ort der Speicherung hängt von der Art des Erwerbs ab, nicht der Erwerb vom Ort der Speicherung! 8

9 3. L2-Erwerbstheorien Bis in die 1970er Jahre wurde der L2-Erwerb vor allem als ein Imitations-prozess gesehen. Sprachliche Strukturen wurden demnach auswendig gelernt und reproduziert. Als das erfolgreichste Verfahren, effektiv zu lernen, galt der „pattern drill“. 9

10 3. L2-Erwerbstheorien „Mama, hab‘ das angestreichen.“
„She camed home.“ „She always do that.“ „Ich glaub‘, das Futter ist erwachsen.“ Hierbei handelt es sich um Strukturen, die Kinder so nicht im Input gehört haben können, sie können demnach nicht imitiert worden sein. Das vierte Beispiel erklärt sich dadurch, dass ein zweijähriges Kind Kaffee trinken wollte. Daraufhin sagte die Tagesmutter, Kaffee sei nur etwas für Erwachsene. Als das Kind später sah, dass der Hund das Katzenfutter auffressen wollte, äußerte es „Ich glaub‘, das Futter ist erwachsen“, weil es als Bedeutung so etwas wie „verboten“ interpretiert hat. 10

11 3. L2-Erwerbstheorien Heute gehen wir davon aus, dass Sprachenlernen ein KONSTRUKTIONSPROZESS ist. Lerner gehen durch sprachliche Entwicklungsstufen. Das Lernen verläuft schrittweise. Die Lerner MÜSSEN DAHER FEHLER MACHEN, da sie keine Struktur a priori beherrschen können. 11

12 3. L2-Erwerbstheorien Genetischer Ansatz Universalgrammatik
Elementare Sprachkenntnisse sind angeboren. Sozio-kultureller Ansatz Input – Interaktion – Output Spracherwerb vollzieht sich im sozialen Miteinander innerhalb ritualisierter Situationen. Es ist eine grobe Vereinfachung, Spracherwerbstheorien in nur zwei Kategorien zu betrachten. Es soll aber hier deutlich werden, dass entweder Theorien vorliegen, die sich mit der internen Architektur von Sprache beschäftigen, oder aber Ansätze, die als wesentlichen Motor das sozio-kulturelle und motivationale Umfeld sehen. Letztere sind für Didaktik-Methodik erheblich ergiebiger, weil sie die Optimierung bestimmter Prozesse nahelegen und transparent machen. 12

13 4. Entwicklungsstadien St Phänomen Beispiele
1 Wörter hello, super, blue, book Formeln How are you? Where is x? 2 Negation Me no live here. SVO Me drink cola. -ed John played. -ing Jane going. 3 Do-Voranst. Do he live here? Auxiliar-Voranst. Can I go home? Objekt (Pronomen) Mary called him. 4 Kopula-Voranst. Is he at home? Wh-Voranstellg. Where is he? 5 Negation 2. Stelle Why didn't you tell me? Auxiliar 2. Stelle Why did she eat that? 3. Person Sg. –s Peter likes beer. 6 Indirekte Frage I wonder what she wants. Die hier aufgeführten Strukturen sind typisch für Lerner, die Englisch erwerben - UNABHÄNGIG VON IHRER MUTTERSPRACHE. Es gibt zwar auch typische Fehler für bestimmte Muttersprachen (so sagen deutsche Kinder auch „I drink not Cola“ o.ä. und benutzen die Negation wie im Deutschen), die sind aber rein quantitativ zu vernachlässigen. Dies ist nur eine Sichtweise von Entwicklungsstadien. Entscheidend ist hier, dass die Strukturen, die für ein Stadium aufgelistet sind, noch nicht erworben sind; sie tauchen in den jeweiligen Stadien lediglich erstmals auf, meistens in einer Form, die nicht der zielsprachlichen entspricht. Interessant ist das Auftauchen des -s der 3. Person Singular Präsens. Obwohl es sich um eine sehr einfache Struktur handelt, wird sie relativ spät erworben. Das liegt u.a. daran, dass das -s keine neue Information bringt - schließlich wird das Verb im Präsens in allen anderen grammatischen Personen flektiert. Es zeigt sich, dass selbst Regeln zur Bewusstmachung („he-she-it, -s muss mit“) im Prinzip sinnlos sind, da das -s nach diesem Modell erst zu einem relativ späten Zeitpunkt vom Erwerbssystem verarbeitet werden kann. 13

14 4. Entwicklungsstadien Die Stadien sind integraler Bestandteil jeden Erwerbsprozesses, auch des Fremdsprachenerwerbs. Sprachliche Strukturen müssen (re)konstruiert werden. Es handelt sich um einen hierarchischen Aufbau von sprachlichen Strukturen, schon deshalb kann Imitation allein nicht zum Erwerb führen. 14

15 5. Input – Interaktion – Output
Reichhaltiger und verständlicher Input (Stephen Krashen): Hörverstehen Interaktion fördert Lernen (Michael Long): Bedeutungsverhandlung Output: „Bemerken“ / Testen von Hypothesen (Merrill Swain) 15

16 5. Input – Interaktion – Output
Alle drei Komponenten, Input – Interaktion – Output, stehen im Erst-spracherwerb in einem ausgewogenen Verhältnis. Im L2-Erwerb müssen wir sie meist simulieren. 16

17 5. Input – Interaktion – Output
Ohne Interaktion ist kein wirkliches Sprachenlernen möglich. Stichwort: „fremdsprachiges Fernsehen“ – allein durch das Schauen fremdsprachiger Filme kann die Sprache nicht gelernt werden. 17

18 5. Input – Interaktion – Output
K Ich wusste nicht, dass du heute kommst. S I come every Monday. K Was ist "Monday"? S Monday, Tuesday, Wednesday... K Du meinst die Tage. S Yes and today is Monday. K Ach ja, heute ist ja Montag. Hier wird deutlich, dass mit sehr geringen L2-Kenntnissen (K, ein Kindergartenkind) Bedeutung verhandelt werden kann und eine Interaktion erfolgreich beendet werden kann, ohne dass S (fremdsprachige Studentin) die Sprache wechseln müsste. Obwohl das Kind sehr geringe L2-Kenntnisse hatte, und nur die Bezeichnungen der Wochentage zuvor schon einmal gehört hat, reicht dieses Wissen hier aus, um die Anwesenheit der Studentin an diesem Tag zu erklären (und somit die Bedeutung des Wortes „Monday“ zu verhandeln). 18

19 5. Input – Interaktion – Output
Ohne eigenen Output wird sich der Lerner seiner Defizite nicht bewusst. Bestimmte Sprachregularitäten werden nicht bemerkt. 19

20 6. L2-Erwerb im Kindergarten
Warum sollten Kinder schon im Kindergarten Englisch lernen? Das Lern-Potenzial der Kinder wird bei weitem nicht ausgeschöpft. Eine weitere Sprache ist in der Tat ein Kinderspiel. ABER: Es ist außerordentlich wichtig, realistische Erwartungen an die erwartbaren Fremdsprachenkenntnisse zu stellen. Sich den eigenen Erwartungen bewusst zu sein, ist ein extrem wichtiger und zentraler Aspekt im Zusammenhang mit bilingualen Programmen. Es ist bspw. völlig ausgeschlossen, dass die Kinder muttersprachliche Kompetenzen in der L2 erwerben. Auch wenn der Input reichhaltig ist, braucht es Zeit bis die Kinder bereit sind, die L2 selber zu gebrauchen. Des Weiteren werden ihre rezeptiven Fertigkeiten den produktiven immer voraus sein. Erfahrungen haben allerdings gezeigt, dass Kinder, die für zwei oder drei Jahre in einer bilingualen Gruppe von englischsprachigen Erziehern betreut wurden, keinerlei Probleme haben, den Unterrichtsinhalten in einer immersiven Grundschule zu folgen. 20

21 6. L2-Erwerb im Kindergarten
Sprache begleitet häufig einen für die Kinder vertrauten Kontext bzw. eine vertraute Situation, daher ist das Sprachenlernen zunächst sekundär. 21

22 6. L2-Erwerb im Kindergarten
Das Verstehen von Situationen ermöglicht zunehmend das Verstehen der begleitenden Sprache. Die Kinder müssen zunächst nicht verstehen, was die Erzieherin / der Erzieher sagt, sondern was sie/er meint. 22

23 6. L2-Erwerb im Kindergarten
Kinder lernen die neue Sprache mühelos in ihnen bekannten, authentischen Situationen. Solch einen „Luxus“ kann die Grundschule in keiner Weise bieten. Es ist tatsächlich ein großes Privileg ein solch hohes Maß an authentischem Input zu erhalten, wenn man bedenkt, dass die Kinder in Deutschland gerade einmal 90 Minuten Englischunterricht in der Woche haben (zwei Unterrichtsstunden). Eine einfache Berechnung zeigt auf, wie viel mehr Input die Kinder erhalten, wenn sie im Alter von drei bis sechs Jahren täglich über mehrere Stunden authentischem Input ausgesetzt sind. 23

24 Fazit Spracherwerb ist ein zeitaufwendiger Konstruktionsprozess. Es ist ein aktiver Prozess, der vom Lerner ausgehen muss. Die Komponenten Input, Interaktion und Output im L2-Erwerb sind sehr zeitintensiv. Im Kindergarten sind die Bedingungen für Spracherwerb (L1 und L2) außergewöhnlich gut. 24

25 The ELIAS project has been funded with support from the European Commission. Disclaimer: This product reflects the views only of the author, and the Commission cannot be held responsible for any use which may be made of the information contained therein. Grant Agreement Number: 2008 – 3378 / 001 – 001


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