elterlichen Erziehungskompetenz Prof. Dr. Sigrid Tschöpe-Scheffler

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 Präsentation transkript:

elterlichen Erziehungskompetenz Prof. Dr. Sigrid Tschöpe-Scheffler Stärkung der elterlichen Erziehungskompetenz Prof. Dr. Sigrid Tschöpe-Scheffler

Es gibt nicht DIE Eltern! Sinus-Milieustudie: Konservative Etablierte Postmaterielle Moderne Performer Experimentalisten Hedonisten Konsum- Materialisten Traditionsverwurzelte Bürgerliche Mitte (DDR Nostalgische in Deutschland) www.sinus-sociovision.de

Die Sinus-Milieus® in Deutschland 2006                                                                                                                

Kohärenzgefühl versus Hilflosigkeit nach dem Modell der Salutogenese von Antonovsky 1989 Selbstwirksamkeit Gefühl von Verstehbarkeit Gefühl von Handhabbarkeit / Bewältigung Gefühl von Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns Opfer der Verhältnisse Leben wird als willkürlich erlebt, wenig „Durchblick“ Schwierigkeiten lähmen, Ohnmacht eigenes Tun wird als sinnlos erlebt, wenig motivationale Kraft, Situationen zu ändern

Hier bedarf es kreativer, dialogischer Konzepte und neuer Orte! Wie kommt Prävention zu (bildungs-) fernen Müttern und Vätern? Oder: Eltern, die es nötig hätten, kommen nicht?! wer keine motivationale Kraft (mehr) hat, wer nicht glaubt, dass es auf ihn/sie ankommt, wer sich als Opfer der Verhältnisse fühlt, wer die Sprache nicht beherrscht, wer sich nicht zugehörig fühlt ... ... wird kaum freiwillig in „Elternschulen“ kommen ... . Hier bedarf es kreativer, dialogischer Konzepte und neuer Orte!

Elternkurse und ihre theoretischen Bezüge Individualpsychologischer Ansatz Eklektischer Ansatz

Drei exemplarische Best-Practice-Beispiele: 1 Drei exemplarische Best-Practice-Beispiele: 1. FuN - Familie und Nachbarschaft - Vernetzung familienbezogener Arbeit in der Kita und im Stadtteil www.praepaed.de ( B. Brixius, B. Piltman) Spiel- und erfahrungsoriertes Programm mit Eltern UND Kindern. 10-12 Familien mit unterschiedlichen Bildungsgeschichten und Migrationshintergrund treffen sich an acht Nachmittagen zwei Mitarbeiter/innen (geschulte Erzieherin aus KiTA und Fun-Teamerin) begleiten die Gruppe und aktivieren die Ressourcen aller Teilnehmer/innen Methoden und Ziele: Spiele und Übungen zur Förderung der Kommunikation und Kooperation zwischen Eltern und Kinder und Erwachsenen untereinander werden durch Rituale und eine klare (8 Phasen-) Organisationsstruktur angeboten. Gemeinsames Essen, das von je einer Familie vorbereitet wird, steht im Mittelpunkt des Nachmittags. Nach der 8- wöchigen Programmphase wird eine Selbstorganisationsphase der Eltern im Sozialraum begleitet.

Drei exemplarische Best-Practice-Beispiele: 2 Drei exemplarische Best-Practice-Beispiele: 2. Starke Eltern - Starke Kinder® Elternkurs des Deutschen Kinderschutzbundes, entwickelt von Paula Honkanen-Schoberth Ziel: Selbstvertrauen der Eltern in ihre Erziehungskompetenz stärken und Kommunikation in der Familie verbessern Modell der „anleitenden Erziehung“ wird durch folgende Fragestellungen erarbeitet: Welche Erziehungsvorstellungen habe ich? Kenne ich mich selbst? Wie kann ich meinem Kind helfen? Wie drücke ich meine Bedürfnisse aus? Wie erkennen und lösen wir Probleme? Die Inhalte werden durch Theorie und Selbsterfahrung erlernt. Übungen und Hausaufgaben sollen helfen Verhaltensmuster im Erziehungsalltag zu erkennen und zu verändern. 10-12 Abende mit Eltern, begleitet von einer Multiplikatorin in Kitas, Familienzentren, Schulen, Ortsverbänden des DKSB

Drei exemplarische Best-Practice-Beispiele: 3 Drei exemplarische Best-Practice-Beispiele: 3. Eltern Stärken - Ermutigung zum Dialog (J. Schopp: Eltern Stärken - Dialogische Elternseminare - Jugendamt Dortmund) Ziele: mit den Eltern in Beziehung zu treten, einen sicheren Raum zu schaffen und den Dialog zwischen den Eltern zu ermöglichen, um eine Haltung und Verhaltensweisen entwickeln zu können, die ihnen helfen, eigenverantwortlicher zu erziehen und zu leben. Methoden: sind Hilfsmittel, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Eltern werden als Experten ihrer eigenen Lebenssituation sowie der ihrer Kinder wahrgenommen. Dialogbegleiter verstehen sich selbst als Lernende, sie sind weder Wissensvermittler noch Moderatoren. Dialogbegleiter muss die dialogische Haltung leben. Zeiten und Orte Je nach Bedarf der Eltern ab drei Abende im Sozialraum der Eltern.

Bildungsarbeit ist Beziehungsarbeit

Weitere Angebote für unterschiedliche Zielgruppen : Stadtteilnahe aufsuchende Angebotsstruktur Caremobil, Müttertreffs, Kinderkleiderbörse, semiprofessionelle Begleitung und Stadtteilmütter, Femmestisch, Besuchsdienste aller neuen Eltern. Ausbau von erfahrungsorientierten oder spielbasierten Familienprogrammen: Hippy und Opstapje (spielbasierte Programme in Familien), Eltern-Kind-Gruppen(PEKIP, Babytreff, Pikler), Familienfreizeiten, Väter-Kinder-Wochenenden. Ausbau unterstützender Netzwerke Stadtteil(kultur)arbeit, Familienpatenschaften, semiprofessionelle Nachbarschaftshilfe, „Angebote unter einem Dach“, vernetzte Angebote in Familienzentren

Überlegungen zur vielfältigen Angebotsstruktur: Suche nach neuen, ungewohnten Orten der Familienunterstützung bewährte Ansätze weiterentwickeln (siehe FuN Baby) Kontaktaufnahme und Begleitung aller Familien vor und nach der Geburt (siehe Finnland „Modell Familienbegleiterin“) Nahtlose soziale interdisziplinäre Infrastruktur zur lebensbegleitenden Förderung von Familien Zugehende adressatenspezifische, familienunterstützende und ergänzende Maßnahmen, Einzelfall- und Nachbarschaftshilfen mit niederschwelligen „Klientenpfaden“ Eltern als Frauen und Männer mit eigenen Bedürfnissen wahrnehmen (Elternwohl = personales Wohl) und unterstützen (Entspannung, Wellness) Förderung von Erziehungs- (Bildungs-) partnerschaften (zumindest Transparenz) in Kitas, Familienzentren, Schulen

(M) ein Qualitätsmerkmal für ein gutes Konzept ist Partizipation Förderung der Mitbestimmung und Mitgestaltung von Eltern und Kindern an ihrem Lebensraum und ihren Lebensproblemen, damit Verstehbarkeit, Handhabbarkeit Sinnhaftigkeit für die eigene Lebenssituation erlangt werden können. (nach dem Modell der Salutogense von A. Antonovsky ). Dazu bedarf es der Reflexion der „professionellen Experten und Expertinnen“ im Hinblick auf eine „dialogische Grundhaltung“ .

Literatur: Sigrid Tschöpe-Scheffler Eltern-Stärken-Test. Entwickelt auf der Grundlage der Fünf Säulen der Erziehung entwickelt, Opladen 2007 Perfekte Eltern und funktionierende Kinder? Vom Mythos der richtigen Erziehung, Opladen 2006 Konzepte der Elternbildung – eine kritische Auseinandersetzung, Opladen 2006 Qualitätsanfragen an Elternkurse, in: Theorie und Praxis der Sozialpädagogik 2005 Elternkurse im Vergleich – Menschenbilder, Inhalte, Methoden, in: Theorie und Praxis der Sozialpädagogik 2005 Elternkurse auf dem Prüfstand. Wie Erziehung wieder Freude macht. Wiesbaden 2002