White Paper LTER Austria: Sozial-ökologische Säule (LTSER)

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 Präsentation transkript:

White Paper LTER Austria: Sozial-ökologische Säule (LTSER)

Ziele Informationsgrundlagen für eine nachhaltige Entwicklung schaffen → Interdisziplinär: Sozial-, Geistes- und Naturwissenschaft → Transdisziplinär: ForscherInnen und Stakeholder → Vergangenheits- und zukunftsorientiert Sozial-ökologische Systeme als komplexe, integrierte Systeme, die aus der permanenten Interaktion von Gesellschaft/Wirtschaft und Ökosystemjen entstehen LTSER integriert (und benötigt als Grundlage): Disziplinäre und interdisziplinäre sozial- und geisteswissenschaft-liche Forschung (u.a. historisch, soziologisch, ökonomisch) Disziplinäre und interdisziplinäre naturwissenschaftliche Grundlagenforschung (Ökosysteme, Biodiversität, Naturschutz, Klima usw)

Zentrale inhaltliche Themenbereiche von LTSER Sozial-ökologischer Metabolismus: Material-, Stoff- und Energieaustausch innerhalb von Gesellschaft, Ökosystemen sowie deren Austausch Kulturlandschaftswandel: Kultur- und Flusslandschaften sind Ergebnis historischer Prozesse von Landnutzung und reflektieren natürliche und sozioökonomische Prozesse sowie deren Wechselwirkungen (z.B. Landnutzung) Kommunikation, Wissen und Transdisziplinarität: Systematische Integration von Stakeholdern in den Forschungsprozess Analyse von Governance und Entscheidungsfindungs-prozessen auf verschiedenen Skalenebenen; Zielkonflikte, Lebensqualität

Sozial-ökologische Transitionen Definition: Übergänge zwischen qualitativ unterschiedlichen sozialökologischen Systemzuständen, im Zuge derer sich das Verhältnis von Gesellschaft und Natur (und damit die Nachhaltigkeitsprobleme) grundlegend ändern. Beispiele: Übergang Jäger-Sammler zur Agrargesellschaft Übergang Agrar- zur Industriegesellschaft Bedeutung für LTSER: Übergang von der Industriegesellschaft zur Nachhaltigkeit ist vermutlich ähnlich fundamental wie jener von der Agrar- zur Industriegesellschaft

Theyern 1829 and 2000 Theyern 2000 Theyern 1829 Danube Theyern St. Pölten Danube Theyern 1829 and 2000 Theyern 2000 Theyern 1829 As a database to reconstruct land use and socio-economic metabolism im 1830 we used the so-called Franciscean cadastre. This was a colossal endeavour of the Austro-Hungarian monarchy that covered the entire 500.000 square kilometers of this monarchy down to the level of single parcels of land. It included not only information on land cover, land use, crops planted, livestock, etc., but also on soil quality, amount of labor required, economic profitability of farmsteads, etc. Using this cadastre it is possible to reconstruct ownership structure, land-use practices, etc. in 1830 for every parcel of land. These reconstructions can then be compared to the current situation which we assessed using GIS, arial photography combined with fieldwork.

Theyern’s socio-economic system 1829 and the 1990s Population below 25 / above 60 64% / 8% 33% / 28% General description of the economy More or less closed subsistence economy, tithes and taxes about 10-20% of output Dependent on income from outside the system, agriculture mostly cash crops (heavily subsidized) Dominant economic activities Agriculture Agriculture (often part-time), pensions, employment outside Theyern Main agricultural production systems Cropland, cattle Grain farming precarious, little livestock, introduction of spe-cialized cultures (e.g. orchards) Agricultural population 100% 10-20% Gross grain yield 0.8 t/ha 5 t/ha Available power 0.26 kW/ha 9.6 kW/ha Comparing Theyern 1830 and today, we find that the population grew of course much older. In 1830 Theyern was an almost closed subsistence economy that contributed tithes and taxes which were used to support a small urban elite. Contrary to this, Theyern is today dependent on income from outside the system, either agricultural subsidies, pensions – almost one third of the population is above 60 – and employment outside the village. A mixed cropland/cattle system dominated in 1830, today grain farming is increasingly abandoned, there is little livestock, and only specialized cultures such as orchards remain economically viable. Agricultural population dropped from 100% to a small percentage today, while gross grain yields increased by a factor of about 6 and available power by a factor of 36.

Historische „legacies“ Ereignisse in der Vergangenheit können gegenwärtige und zukünftige Entwicklungen und Entwicklungsoptionen stark beeinflussen oder sogar determinieren Physische Legacies: Strukturen, die in der Vergangenheit geschaffen wurden (z.B. Straßen, Siedlungsmuster usw.) Soziale/immaterielle Legacies: Wahrnehmungsmuster, Identifikation, Traditionen

Übergeordnete Fragestellung Zusammenwirken sozialer und ökologischer Systeme: Ressourcennutzung und deren Veränderung über die Zeit auf Grund von sozialem und wirtschaftlichem Wandel Veränderungen in Ökosystemen und deren Rückwirkung auf die Gesellschaft Wichtige Faktoren: Wahrnehmung und Identität Ökonomische Strukturen Gesellschaftliche Institutionen und deren Wandel Macht, politisches System

Methoden und Zugangsweisen – Methodenpluralismus Sozial-metabolische Methoden (Umwelt)historische Methoden Geographische Methoden der Landnutzungsforschung Ökonomische Methoden, insbes. Ökologische Ökonomik Sozialwissenschaftliche Methoden Transdisziplinäre/partizipative Methoden Demographische Methoden Inter- und transdisziplinäre Synthese und Modellbildung Inter- und transdisziplinäre Projektmanagementmethoden Methoden des „action research“

Methodischer Innovationsbedarf Inter- und transdisziplinäre Synthese (Heuristik) Inter- und transdisziplinäre Modellbildung (integrierte soziallökologische Modellierung) Integration von Monitoring mit Forschung Forschung vs. Intervention Reflexion der Rolle von Forschung als Teil des zu untersuchenden sozialen Prozesses

Datenbedarf – Infrastruktur-Anforderungen Historische Daten – Aufarbeitung und Digitalisierung historischer Quellen (Idealfall) oder zumindest Schaffung einer Metadatenbank für eine Region (Sparvariante) Kooperationsvertrag mit Statistik Austria über Sonderauswertungen und Aufbau einer statistischen Datenbasis (Demographie, Wertschöpfung, Gebäude usw.) Fortführung des LTSER-Forschungsplattform-Prozesses unter Einbindung von Stakeholdern Sozialwissenschaftliche Begleitforschung Sozial-ökologisches Monitoring (Landnutzung, Materialflüsse usw.)

Produkte Theoretische und methodische Weiterentwicklung der Verbindung von Grundlagenforschung und transdisziplinärer Forschung Langzeitanalysen von sozial-ökologischen Transitionsprozessen und Legacies als Grundlage einer Beratung von Regionen in Richtung Nachhaltigkeit Bereitstellung innovativer Methoden zur Erfassung der komplexen Interaktionen zwischen Gesellschaft und Ökosystem Sozial-ökologische Begleitforschung zur Beobachtung der Wissensgenerierung in einer Region

Adressaten Grundlagenforschung: Gesellschaftliche Praxisfelder: Sustainability science Ecological economics Human ecology, Social ecology Environmental history Land change science Rückwirkung auf verschiedene Disziplinen wie Geschichtsforschung, (Umwelt)Soziologie, Wirtschaftswissenschaften u.v.a Gesellschaftliche Praxisfelder: Politisches System (verschiedene Ebenen) Wirtschaft Bildungssystem Etc.