Supplementäre Insulintherapie nach Herzinfarkt

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Diabetes-Zentrum Cárdenas
Advertisements

The new kids on the block
„Schach dem Herzinfarkt“
Zeitverschiebung zwischen intravasaler vs. interstitieller Glukose Göttingen, 19. März 2011 Dr. rer. nat. habil. Andreas Thomas.
Hintergrund Ziele Methoden Ergebnisse Schlussfolgerung
Depression und Typ 2 Diabetes – Prävalenz und Patientencharakteristik: Ergebnisse der DETECT Studie Pieper, Lars1, Klotsche, Jens1, Eichler, Tilly1, Pittrow,
Erhöhte Blutzuckerwerte (Diabetes mellitus)
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Neuigkeiten Medtronic-Diabetes Kassel, 09. November 2007 Andreas Thomas.
Guardian ® REAL-Time System Paradigm ® REAL-Time Dr. Andreas Thomas 11/2007 Wichtige Schlüsselstudien und Argumente zur CSII, SuP* und zum CGM * SuP –
Roche Diagnostics Deutschland GmbH Dr. Jörg Weißmann
11/2007 Glukosesensor Sof-sensor Software CareLink Personal & PRO Infusionssets & Reservoire MiniLink Transmitter Insulinpumpen MiniMed Paradigm 522 und.
Neues von Insulinpumpen und Glukosesensoren aus der wissenschaftlichen Welt B.
Studien zur Effektivität Bereich: affektive Störungen Vergleichbare Wirksamkeit von religiöser und nicht religiöser kognitiver Verhaltenstherapie für die.
Studienverlauf im Ausländerstudium
1.
Prof. Dr. med. Burkhard Weisser Sportmedizin CAU Kiel
Akutes Koronarsyndrom: Optimierte Antiplättchentherapie
Diabetisches Fußsyndrom: Kooperation ist der Schlüssel zum Erfolg
Pathogenese der Arteriosklerose bei Dialysepatienten
2. Methoden 3.1 Behavioral 1. Hintergrund 3. Ergebnisse Die Ergebnisse der behavioralen und psychophysiologischen Daten weisen in unterschiedliche Richtungen.
Liver Transplantation Normalizes Serum Hepcidin Level and Cures Iron Metabolism in HFE Hemochromatosis E. Bardout-Jacquet et al., Hepatology, 2013 (accepted.
Spital Riggisberg EbM.
Anja Rödiger (1,2), Thomas Rigotti (1), Gisela Mohr (1)
Diabetes mellitus orale Therapie
Ergebnisse der totalen Aponeurektomie bei 61 Patienten mit Morbus Dupuytren: eine retrospektive klinische Studie. Astrid Högemann 1; Ulrich Wolfhard 2;
Beurteilung der Effektivität der postoperativen Schmerztherapie durch Patientenbefragung Irene Wöhry Interdisziplinäre Schmerzambulanz LKH Leoben EINLEITUNG.
Journalistenseminar „Welt-Diabetes-Tag 2013“
Bewohnerumfrage 2009 durchgeführt vom
Kathrin Grummich1, Katrin Jensen2 Christoph M Seiler1 Markus K Diener1
PROCAM Score Alter (Jahre)
zu Cinacalcet und CKD-MBD
Diabetesdiät Gibt es das überhaupt noch?
Horten-Zentrum für praxisorientierte Forschung und Wissenstransfer Guidelines im klinischen Alltag – Der multimorbide Patient Prof. J. Steurer
Diabetes mellitus – Update 2009
Pilotprojekt PainDETECT 2008 in Österreich Teilnehmer: Patienten der Dres. Bitzan*, Breban*, Prof. Likar, Mittermayer*, Prenn* und Zahornitzky* * Universitätslehrgang.
Feller, Silke; Boeing, Heiner; Pischon, Tobias
Prof. Dr. Hertha Richter-Appelt
Tropininverlauf und Kreatininclearance Deutsches Herzzentrum München
bei Patienten nach Myokardinfarkt
LIPIDPROFIL UND DIABETESRISIKO VON HIV-PATIENTEN IN ÖGNÄ-BETREUUNG
Neuropsychologische Diagnostik beim NPH: Ab wann kann nach einer Entlastungspunktion von diagnoserelevanter Verbesserung der Leistung gesprochen werden?
die Therapie-Management Software
Wachstumsverhalten von E. coli in Abhängigkeit der
Klinische Evidenz der Sensorunterstützten Pumpentherapie mit Hypoglykämieabschaltung (SuP + Hypoglykämieschutz)
Durch dick und dünn - Neue Entdeckungen zum Fettstoffwechsel
Funktionskontrolle von mechanischen Herzklappenimplantaten mittels
PROCESS 24-Monats-Ergebnisse
Mikro- und makrovaskuläre Folgeerkrankungen bei Patienten mit Typ 2 Diabetes in der primärärztlichen Versorgung: Ergebnisse der DETECT Studie Pittrow,
GestDiab2008: Versorgung schwangerer Frauen mit Gestations-diabetes und Diabetes mellitus Typ 1 und 2 in diabetologischen Schwerpunktpraxen Partnerprojekt.
Eine randomisiert kontrollierte deutsche multizentrische Studie
Wirksamkeit von Denosumab auf BMD und Knochenfestigkeit am Radius sowie die Inzidenz von Radiusfrakturen: Ergebnisse der FREEDOM-Studie und der 5-jährigen.
Diabetestherapie vor, während und nach einer Operation
Fortbildungsseminar - Ablauf
Behandlungs- und Schulungsprogramm für Patienten mit Hypertonie Vorstellung des Behandlungs- und Schulungsprogramms, Diskussion über Therapie und Praxisorganisation.
Diabetische Nephropathie Epidemiologie und aktuelle Therapie Herne, den 17.April Neprologische und diabetologische Schwerpunktpraxis.
Orale Antidiabetika Bernhard Föger Innere Medizin, LKH Bregenz 27. Mai DMP VA, Dornbirn Interne Bregenz.
 Sprechtherapeut/-innen sind wichtige Ansprechpartner/-innen für HNO-Tumorpatient/-innen und stellen deren psychosoziale Grundversorgung sicher.  HNO-Tumor-Patient/-innen.
Burnout, Depression und Ängstlichkeit bei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Lucia Jerg-Bretzke¹, Harald C. Traue¹, Kerstin Limbrecht-Ecklundt²,
Nach der Erstattungsfähigkeit von Pentaerythritol tetranitrate: Auswirkungen auf die symptomatische Therapie der Angina pectoris Thomas Grimmsmann & Jean-François.
ECNP-Task Force Report 2005 : Size and burden of Mental Disorders in the EU Von Risikoscores und Risikostratifizierung zu erhöhtem abdominellen Risiko.
Korrelation zwischen HPS
Supplementäre Insulintherapie nach Herzinfarkt
UAM: Besteht ein Hyperglykämie Risiko bei nicht diabetischen Patienten unter Therapie mit Thiaziden und deren Analoga? Dimitrios Askitis, Johannes Roth,
Behandlungs- und Schulungsprogramm für intensivierte Insulintherapie
Prospektive Studie - Evaluationsergebnisse
Kontrollierte Studie - Evaluationsergebnisse
Behandlungs- und Schulungsprogramm für Typ-2-Diabetes ohne Insulingabe
Evaluation in Lateinamerika
Behandlungs- und Schulungsprogramm für Typ 2 Diabetes ohne Insulingabe
 Präsentation transkript:

Supplementäre Insulintherapie nach Herzinfarkt Martin Schönauer 1, Ulrike Schönauer 1, Steffi Höppner 2, Andreas Thomas 3 , Holger Thiele 4, Josef Niebauer 5 1 August-Bebel-Str. 71, 04275 Leipzig, 2 Universitätsklinik Leipzig, Medizinische Fakultät, Liebigstr. 27, 04103 Leipzig, 3 Medtronic GmbH, Emanuel-Leutze-Str. 20, 40457 Düsseldorf, 4 Herzzentrum Leipzig, Strümpellstr. 39, 04289 Leipzig, 5 Privatuniversität Salzburg, Institut für Sportmedizin, Salk-Institut, Lindhofstr. 20, A-5020 Salzburg Hintergrund: Patienten mit Typ-2-Diabetes weisen das gleiche Risiko eines fatalen Ereignisses auf wie Patienten ohne Diabetes nach vorbestehendem Myokardinfarkt (1). Dieses Risiko erhöht sich deutlich für Typ-2-Diabetiker nach stattgehabten Myokardinfarkt. Besonders groß ist der Unterschied in der 30-Tage Mortalität (2). Das unterstreicht die Notwendigkeit einer normnahen glykämischen Einstellung dieser Klientel. Aus diabetologischer Sicht entsteht nach überstandenem Myokardinfarkt mitunter ein Behandlungsdefizit, wenn der Patient die Intensivstation verlässt. Zu diesem Zeitpunkt wäre eine physiologische Insulintherapie erforderlich, die aber erheblichen Schulungsaufwandes und damit Personalaufwandes bedarf. Das macht einfache Therapieprinzipien notwendig, für welche die SIT mit der ausschließlich prä-prandialen Insulingabe ein Beispiel ist. Ziele der SIT-CIT-Studie (Supplementary Insulin Therapy after Cardiologic Interventional Treatment): Etablierung der Supplementären Insulintherapie (SIT) mit fixen Dosen in einem nicht-fachdiabetologischem Umfeld bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und stattgehabten Myokardinfarkt. Methode: randomisierte, kontrollierte, parallele Studie über 6 Monate: Randomisierung von konsekutiven Patienten mit Typ-2-Diabetes nach stattgehabtem akuten Myokardinfarkt (STEMI und NSTEMI) und deren Verlegung von der Intensiv- auf die Normalstation: Interventionsgruppe (SIT-Gruppe): modifizierte Schulung im Bedside-teaching durch eine Diabetesberaterin DDG, Umstellung auf eine SIT(+)-Therapie mit dem kurzwirksamen Insulinanalogon Aspart Kontrollgruppe: antidiabetische Behandlung in der gleichen Weise wie vor dem Myokardinfarkt Ermittlung der Parameter zu Studieneinschluss (Monat 0) und nach Intervention (Monat 6): HbA1c –Wert, Nüchternblutzucker, Parameter des kontinuierlichen Glukosemonitorings (CGMS®Gold, Medtronic GmbH) HDL, LDL, Gesamtcholesterin, Triglyzeride Blutdruck, Ejektionsfraktion CRP, Fibrinogen Kreatinin Zahl der endothelialen Progenitorzellen (CD34/KDR+) pro ml venösen Blutes Klientel: Werte: Mittelwert (Standardabweichung) Studienkollektiv gesamt (N=23) Kontrollgruppe (N=11) Interventionsgruppe (SIT) (N=12) Alter [Jahre] 62,2 (8,8) 63,4 (9,0) 61,1 (8,6) Anzahl männlich/weiblich 16 / 7 8 / 3 8 / 4 Body-Mass-Index [kg/m²] 29,3 (4,3) 28,7 (2) 29,9 (5,7) Diabetesdauer [Jahre] 6,1 (4,5) 6,6 (5,3) 5,6 (3,7) Diabetestherapie, [Anzahl (Anteil in %)] Diät Orale Antidiabetika Insulin 4 (16) 16 (64) 5 (25) 3 (23) 8 (62) 2 (15) 1 (8) 8 (67) 3 (25) Ergebnisse: Vergleich der Änderung ausgewählter Parameter in beiden Gruppen Änderung der glykämischen Parameter: Änderung des Anteils der Glukosewerte im normo- , hypo- und hyperglykämischen Bereich : Änderung der Ejaktionsfraktion: Änderung Zahl der Progenitorzellen: SIT Kontrolle Monat 0 Monat 6 Monat 6 Monat 0 SIT Kontrolle 4,4 – 7,9 mmol/l < 4,4 mmol/l > 7,9 mmol/l SIT Kontrolle Monat 0 Monat 6 SIT Kontrolle Monat 6 Monat 0 Diskussion: Im Vergleich zur Kontrollgruppe verbesserten sich unter der SIT deutlich die Ejaktionsfraktion und die Anzahl an CD34/KDR+ - Zellen. Letzteres zeigt die deutliche Erhöhung der zur Gewebereparatur fähigen Zellen nur unter der SIT. Der HbA1c-Wert verbesserte sich geringfügig mehr unter der SIT, die glykämische Verbesserung geht dabei jedoch mit einem deutlich höheren Anteil an normoglykämischen Werten einher, was die Bedeutung des Glukosemonitorings zur Beurteilung der Glykämie unterstreicht.. Schlussfolgerung: Eine sofortige supplementäre Insulintherapie kann bei Patienten mit Typ-2-Diabetes nach stattgehabtem Myokardinfarkt auch erfolgen, wenn keine spezialisierte Diabetesabteilung zu Verfügung steht, und damit zu einer Optimierung des Glukose- und Lipidstoffwechsels beitragen. Die Glykämie verbesserte sich in Bezug auf den HbA1c-Wert, ein geringeres Hypoglykämierisiko und einem höheren Anteil an normoglykämischen Werten. Verbesserungen zeigten sich auch hinsichtlich kardiologischer und nephrologischer Parameter wie Ejektionsfraktion und glomerulärer Filtrationsrate sowie in der zunehmenden Zahl an endothelialen Progenitorzellen, wodurch das Risiko für nachfolgende fatale Ereignisse sinkt (3). Literatur: (1) Haffner SM et al, NEJM 339: 229-234, 1998, (2) Evidenzbasierte Leitlinie der DDG – Aktualisierung 05 / 2006: „Diagnostik und Therapie von Herzerkrankungen bei Diabetes mellitus“, (3) Werner N et al: NEJM 353 (10): 999-1007, 2005