«Vorhang auf!» Einstieg in die Kapital-Lektüre mit PolyluxMarx

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Düsseldorf, 20. März 2011.
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«Vorhang auf!» Einstieg in die Kapital-Lektüre mit PolyluxMarx

Warum heute noch das Kapital lesen? Weil es brandaktuell ist! Marx stellt sich die Frage: Was macht den Kapitalismus zum Kapitalismus? Er untersucht nicht ein Land (z. B. den englischen Kapitalismus von 1860) oder eine bestimmte Epoche (z. B. die beginnende Industrialisierung). Gegenstand ist die kapitalistische Produktionsweise «in ihrem idealen Durchschnitt» (MEW 25: 839), aber: Kapitalismus existiert immer nur in historisch-konkreten Ausprägungen. Die Marxsche Analyse bewegt sich auf einer abstrakten Ebene. Aber: Es gibt verschiedene Lesarten des Kapital – jeweils als Antwort auf die Frage: Wie ist Kapitalismus historisch entstanden und wie hat er sich entwickelt? Wie sah Kapitalismus im 19. Jahrhundert aus? Wie funktioniert Kapitalismus grundsätzlich?

Zur Entstehung des Kapital Das Kapital ist nicht aus einem Guss: Marx (*1818 Trier – †1883 London) hat den Aufbau des Kapital mehrfach skizziert und immer wieder verändert. Zwischen 1857 und 1879 entstehen verschiedene Manuskripte: Marx ringt mit dem Stoff, verwirft, schreibt neu, präzisiert. 1867 erscheint der erste Band des Kapital. MEW 23 basiert auf der vierten, von Engels überarbeiteten und 1890 herausgegebenen Auflage. Der dritte Band (MEW 25) basiert auf einem Manuskript, das vor der Veröffentlichung des ersten Bandes entstand. Der zweite Band (MEW 24) beruht auf später verfassten Manuskripten (1868–1881). Beide Bände wurden von Engels herausgegeben. Alle drei Bände, so wie wir sie kennen, hat Marx nicht gekannt! Das Werk blieb vom Autor unvollendet.

Marx ist nicht gleich Marx Marx schreibt Zeit seines Lebens, nahezu ein halbes Jahrhundert lang. Er entwickelt seine Analyse kontinuierlich weiter, auch der Gegen-stand seiner Forschung verändert sich. Zu Marx’ Lebzeiten sind nur sehr wenige seiner ökonomie-theoretischen Schriften erschienen. Die nach Marx’ Tod herausgegebenen Schriften wurden redi-giert und überarbeitet (z. B. zweiter und dritter Band des Kapital durch Friedrich Engels, Theo-rien über den Mehrwert durch Karl Kautsky) und erschienen in großen zeitlichen Abständen. Die Rezeptions-geschichte des Marxschen Werkes ist komplex: Sie hängt von unterschiedlichen historischen und politischen Kontexten ab sowie von der jeweiligen Verfügbarkeit der Marxschen Texte.

«Kritik der politischen Ökonomie» «Kritik der politischen Ökonomie» ist der Untertitel des Kapital. Politische Ökonomie = damalige Bezeichnung für Nationalöko- nomie, später wird daraus das Lehrfach Volkswirtschaftslehre. Marx kritisiert die Grundlagen der politischen Ökonomie, nicht nur einzelne ihrer Theorien, Hypothesen oder Ergebnisse. Die Kritik der politischen Öko- nomie ist zugleich eine Kritik an der bürgerlichen Gesellschaft und ihren Klassenverhältnissen.

Art der Analyse Zur Vermeidung möglicher Mißverständnisse ein Wort. Die Gestalten von Kapitalist und Grundeigentümer zeichne ich keineswegs in rosigem Licht. Aber es handelt sich hier um die Personen nur, soweit sie die Personifikation ökonomischer Kategorien sind, Träger von bestimmten Klassenverhältnissen und Interessen. (MEW 23: 16) Kapitalismusanalyse im Marxschen Sinne heißt: zunächst die gesellschaftlichen Verhältnisse zu bestimmen, die den Individuen eine bestimmte Handlungsrationalität aufzwingen nicht umgekehrt bei den individuellen Motiven und Kalkülen anzufangen kritisch zu verstehen, wie Menschen «als Kapitalist» oder «als Arbeiter» handeln Aus dieser Analyse folgt Kapitalismuskritik, keine Kapitalistenschelte.

Aufbau der 3 Bände ... P ... W’ G’ G AK PM Erster Band Zweiter Band Produktionsprozess des Kapitals Einfache Warenzirkulation Zirkulationsprozess des Kapitals Zweiter Band ... P ... W’ G’ G AK PM Gesamtprozess des Kapitals Dritter Band

Aufbau des ersten Bandes Kapitel 1–3 Kapitel 4 Kapitel 5–22 Kapitel 23 Kapitel 24–25 Einfache Waren-zirkulation Kapital- zirkulation Sogenannte ursprüngliche Akkumulation Zirkulation W–G–W G–W–G’ Unmittelbarer Produktions-, Reproduktions- und Akkumula-tionsprozess des individu- ellen Kapitals Akkumulation des gesell-schaftlichen Gesamt-kapitals Produktion Logisch-begriffliche Ebene, Klassenkämpfe, historische Illustrationen Entstehungs-geschichte