Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum, Kap. 6

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Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum, Kap. 6 Gliederung 1. Übersicht über dogmengeschichtliche Zusammenhänge 2. Vorläufer der Ökonomie in Antike und Mittelalter 3. Merkantilismus und Kameralismus 4. Physiokratie 5. Klassik 6. Gegenbewegungen zur Klassik 7. Neoklassik Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum, Kap. 6

Kritik der Klassischen Lehre aus heutiger Sicht Positiv: Wohlstand = Güter, nicht Geld Arbeitsteilung, Wettbewerb, Freihandel Positive Preis-, Wert- und Verteilungstheorie Lob der Ersparnis und der Kapitalbildung, reale Zinstheorie Negativ: Reale Geldwirkungen unterschätzt, falscher Produktivitätsbegriff Mangelnder Wettbewerbsschutz kein Ordnungsrahmen Annahme konstanter Kosten, Wertparadoxon , Arbeitswertlehre Einfluss des Geldes auf Zins unterschätzt Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum, Kap. 6

Zeitgenössische Kritik der Klassischen Lehre Die klassische Lehre mit ihren vermeintlichen Naturgesetzen wurde vor allem im Hinblick auf die soziale Frage kritisiert. Insbesondere in Deutschland wurde kritisiert: Der (theoretisch) ungezügelte Wettbewerb („Laissez faire“) Das individualistische Menschenbild im Sinne eines streng am eigenen Nutzen interessierten Individuums Massenarmut, Ungleichverteilung, Proletarisierung breiter Schichten Entstehung wirtschaftlicher Macht bzw. Abhängigkeiten Diskrepanz zwischen theoretischen Vorhersagen und realen Beobachtungen Normative Blindheit der klassischen Theorie Jedoch: Zeitgenössische Kritik an der Klassik immer im Spannungsfeld von Gesellschaft und Politik verstehen. Unzulässige Gleichsetzung der Klassik mit dem Liberalismus. Es gilt: Keine politische Freiheit ohne wirtschaftliche Freiheit. Die Nichteinlösung des Freiheitsversprechen des wirtschaftlichen Liberalismus führt zu seiner Diskreditierung. (=> Entstehung des Sozialismus als vermeintliche Lösung des Problems) Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum, Kap. 6

Übersicht Zwei Gegenbewegungen zur Klassik Romantische Schule (1800 – 1850) Vormarxistischer Sozialismus (1789 – 1848) Sozialreformer Utopische Sozialisten Historische Schule (1850 – 1900) Marxismus (1848 – 1990) Ältere Neoklassik (1870 – 1936) Institutionenökonomik (1900-1945) Jüngere Neoklassik (1936 – heute) Neue Institutionenökonomik Neo-Ricardianer Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum, Kap. 6

Zur Romantischen/Historischen Schule (Hauptvertreter) Romantische Schule Adam Müller (1779 – 1829): Ökonomie kann nur „erlebt“ werden, qualitative statt quantitative Werte Friedrich List (1789 – 1846): Vorkämpfer für Zollverein (1834) und Eisenbahn, produktive Kräfte wichtiger als Güter  Erziehungszoll, Gesellschaft wichtiger als Individuen  Korporatismus Ältere historische Schule Wilhelm Roscher (1817 – 1894): Begründer, verband noch Theorie mit Empirie Bruno Hildebrand (1812 – 1878): leugnet „Naturgesetze“ der Klassik, tritt für „ethische“ Wissenschaft ein Karl Knis (1821 – 1898): leugnet jede Art von ökonomischen Gesetzen, vertritt allein historische Wissenschaft Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum, Kap. 6

Jüngere Historische Schule Gustav Schmoller (1838 – 1917): Geistiger Führer, vertritt Erkenntnisgewinn durch Empirie statt Theorie, leugnet zeitlose Gesetze, stattdessen „Stufenlehren“ (Methodenstreit mit Carl Menger), Gesellschaft kann und soll gestaltet werden (Werturteilsstreit mit Max Weber) Karl Bücher (1847 – 1920): „Gesetz der Massenfabrikation“ Lujo Brentano (1844 – 1931): Kathedersozialist Adolph Wagner (1835 – 1917), dito, Gesetz der steigenden Staatsquote Gustav Schmoller Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum, Kap. 6

Lehren von Romantischer/Historischer Schule Liberalismus, Klassik Romantische, Historische Schule Individualismus Gemeinschaft (Betonung des Staates) Mechanistisches Weltbild Gesellschaft = Organismus Wettbewerb Korporatismus (Kartelle, Verbände) Subsidiarität Solidarität Internationale Arbeitsteilung, Freihandel Entfaltung nationaler Produktivkräfte Statisches Denken: Y(N;K)  max! Dynamisches Denken (techn. Fortschritt) Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum, Kap. 6

Kritik Romantische/Historische Schule Positive Kritik Negative Kritik Keine Überreaktion wie Sozialismus Staatsinterventionismus Beachtung der sozialen Frage Wettbewerb wird gering geschätzt Entdeckung von Dynamik und technischem Fortschritt Korporatismus und Protektionismus statt dynamischen Wettbewerbs Dienstleistungen als produktiv anerkannt Überbetonung öffentlicher Leistungen Verbindung von Ökonomie und Politik Naive Solidaritätsideen, Werturteile Entdeckung und Nutzung der Empirie Keine theoriegeleitete Forschung Sozialversicherungen und -gesetze Kartelle, Monopole, Ausnahmebereiche Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum, Kap. 6

Marxisten und Sozialisten (1) Simonde de Sismondi (1773 - 1842), Schweizer Sozialreformer, Unterkonsumtionstheorie, Freisetzungstheorie Johann Karl Rodbertus (1805- 1875), „Gesetz der fallenden Lohnquote“ Ferdinand Lasalle (1825-1864), Gründer Allgemeiner Arbeiterverein (1863), „ehernes Lohngesetz“ Robert Owen (1771-1858), utopischer Sozialist und Sozialreformer (Karl Marx (1818 – 1883) Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum, Kap. 6

Marxisten und Sozialisten (2) Robert Owen (1771 – 1858) Owens Baumwollfabrik New Lanark Gesehen in einem Bergwerksmuseum im Erzgebirge Karl-Marx-Denkmal in Chemnitz Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum, Kap. 6

„Utopische Sozialisten“ Francois Noel Babeuf (1760-1797), Revolutionär, Gütergemeinschaft, Arbeitspflicht, zentrale Lenkung von Produktion und Arbeitseinsatz Comte de Saint Simon (1760-1825), verarmter Graf, vertrat Reformpolitik „von oben“, freiwillige Auflösung des Adels, kooperative Wirtschaft mit neuer Moral Pierre Joseph Proudhon (1809-1865), Anarchist, vertrat Abschaffung von Geld und Zinsen („Eigentum ist Diebstahl“), gerechte Tauschwirtschaft auf Basis von Arbeitswerten (Einrichtung einer „Tauschbank“) Charles Fourier (1772-1837), vertrat Wohn- und Produktionsgemeinschaften von je 1800 Menschen („Phalanges“), Produktion nach Neigung (810 Grundcharaktere), freier Güteraustausch und freie Liebe Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum, Kap. 6

Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum, Kap. 6 Marxismus („Wissenschaftlicher Sozialismus“: K. Marx und F. Engels) Historische Gesetzmäßigkeiten mit teleologischem Weltbild Kommunistische Urgesellschaft (W=>G=>W), Kapitalismus (G=>W=>G), Kommunismus mit Überwindung der Güterknappheit Arbeitswertlehre: w = c + v + m Tauschwert = gesellschaftlich notwendige Arbeit, Gebrauchswert kann höher liegen Gilt auch für Arbeit: Tauschwert = Existenzminimum, Differenz zu Gebrauchswert („Surplusarbeitszeit“) = Mehrwert Mehrwertsteigerung durch längere Arbeitszeit („absoluter Mehrwert“ oder höhere Produktivität („relativer Mehrwert“) Angeblich entsprechen Preisrelationen immer Arbeitswertrelationen Kritik: Kapital ist nicht nur geronnene Arbeit, Preise enthalten auch Verzinsungskomponenten (Risiko, Unternehmerlohn, Zeit) Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum, Kap. 6

Historische Bewegungsgesetze des Kapitalismus nach Marx Organische Zusammensetzung des Kapitals c/(c+v) steigt ständig Profitrate sinkt tendenziell (wegen steigender OZK) Zyklische Absatzkrisen, Arbeitslosigkeit („industrielle Reservearmee“), Konzentrationstendenzen („Expropriation der Exproprieteure“), Produktivität steigt ständig Schließlich Revolution, Diktatur des Proletariats Organisatíon der kommunistischen Gesellschaft unklar Literatur: UvS: Karl Marx, Herausforderer der klassischen Ökonomie, Wisu 5/1988; A.E. Ott, Marx´Beitrag zur Wirtschaftstheorie, Wisu 11/84 und 12/84 Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum, Kap. 6

Marx´sche Wachstumstheorie 2 Sektoren: Abteilung 1 erzeugt physische Kapitalgüter Abteilung 2 erzeugt Konsumgüter Beide arbeiten mit konstantem Kapital c und variablem Kapital v c steht für eingesetztes physisches Kapital (wertmäßig), v für Lohnsumme, m für Mehrwert bzw. Profit Nur die Kapitalisten sparen (einen konstanten Anteil aus ihrem Mehrwert) Ersparnis wird benötigt für zusätzlichen Kapitaleinsatz sowie für zusätzliche Lohnsumme in der nächsten Periode (vorgeschossener Lohn) Marx unterscheidet zwischen einfacher Reproduktion (= stationäre Wirtschaft) und erweiterter Reproduktion (wachsende Wirtschaft) Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum, Kap. 6

a) Einfache Reproduktion (stationäre Wirtschaft) 0,8 0,8 0,8 0,8 Erklärung: Von den 6000 produzierten Kapitalgütern werden 4000 für die Abt. 1 in der nächsten Periode gebraucht, 2000 für die Abteilung 2 => Kreislauf reproduziert sich exakt Die 3000 produzierten Konsumgüter entsprechen genau dem Konsum der selben Periode Bedingung für stationäres Gleichgewicht: vI + mI = cII (gilt allgemein, nicht nur bei Marx) Ersparnis und (Netto-)Investition sind hier Null Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum, Kap. 6

b) Erweiterte Reproduktion 0,8 0,67 0,8 0,67 Der Mehrbedarf an konstantem Kapital von 600 in t2 muß in t1 gespart bzw investiert werden Dito der Mehrbedarf an variablem Kapital(Lohnsumme) von 190 Die Wertschöpfung ergibt sich aus (m + v), summiert über alle Sektoren Der Konsum ergibt sich in allen Perioden aus Wertschöpfung ./. Investition Alle Absolutgrößen wachsen mit konstanter Rate (hier 10%), alle Quoten bleiben konstant All dies gilt auch für die folgenden Perioden => steady state Gleichgewichtspfad Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum, Kap. 6

Würdigung der Marx´schen Wachstumstheorie Erster Kreislauftheoretiker nach Quesnay und Cantillon Wahrer Erfinder der Input-Output-Tabelle Zweisektorales (!) Wachstumsmodell korrekt gelöst Zweifellos bleibendes Verdienst von Marx, bester Teil seines Werkes Leider durch normative Interpretation und widersprüchliche Krisentheorie überlagert Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum, Kap. 6

Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate nach Marx Organische Zusammensetzung des Kapitals c/(c+v) steigt bei konstanter Mehrwertrate m´= m/v => Profitrate muss sinken Profitrate : (sinkt mit steigendem c/v) Beispiel (frei nach Marx): Periode c v OZK= c/(c+v) m´=m/v => m p t0 10 1 20 t1 5 0,33 2 1,33 35 t2 0,66 25 Erklärung der Tabelle: in t1 arbeitet der Arbeiter je zur Hälfte für sich und für den Kapitalisten in t2 steigen zunächst Mehrwert- und Profitrate durch Kapitalintensivierung in t3 sinken die Produktpreise p und damit der Mehrwert sowie die Profitrate (bei letztlich wieder gleicher Ausbeutungs- bzw. Mehrwertrate m´) aber: der Reallohn steigt offenbar bei sinkenden Preisen (von Marx nicht gesehen,s.u.) Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum, Kap. 6

Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum, Kap. 6 Übersetzung des Gesetzes in moderne Ökonomie mithilfe Solows Wachstumstheorie: y = Y/N G/N w W/N k = K/N = Gegenkathete/Ankathete => Gegenkathete = G/N Ordinatenabschnitt entspricht Reallohnsatz w = W/N, da Y/N – G/N = W/N d.h. Profitrate r sinkt zwar mit steigendem k, aber Produktivität und Reallohn steigen Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum, Kap. 6

Transformationsproblem von Werten in Preise Marx behauptet: Mehrwert- bzw. Ausbeutungsrate ist in allen Industrien gleich (hier m´ = 1) => Preisverhältnisse der Güter entsprechen ihren (Arbeits-)Werten Beides gilt jedoch nur bei identischer OZK in allen Industrien, da Profitrate überall gleich sein muss: Industrie c v OZK= c/(c+v) m=m´v Wertrechnung: w = c+v+m Preisrechnung p-w I 100 0,5 66,66 300 266,66 -33,3 II 50 0,66 200 +/-0 III 0,8 83,33 333,33 +33,3 Alle 400 800 Im Durchschnitt gilt: Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum, Kap. 6

Marx´sche „Lösung“ des Problems: Bei ungleicher OZK setzt sich gleiche Profitrate überall durch => Werte und Preise sind nicht mehr proportional in einzelner Industrie Sehr wohl aber gilt dies im Durchschnitt aller Industrien => Mehrwertlehre gilt also gesamtwirtschaftlich Kritik von Samuelson, Ott u.a.: Durchschnittsbetrachtung reine Tautologie, erklärt gar nichts über Preisrelationen oder Relevanz von Arbeitswerten Samuelson ironisch dazu : Man nehme das eine System, radiere es aus, schreibe das zweite hin => voila, die Transformation ist gelungen Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum, Kap. 6