Organisationsentwicklung und Change Management

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Organisationsentwicklung
Advertisements

Insights Discovery Grafiken
Institut für Wissensmedien Knowledge Media Research Center Medienkompetenz für Hochschullehrende Die Qualifizierungsinitiative Joachim.
Interreg III Ausrichtungen: - Ausrichtung A: Förderung der grenzübergreifenden Zusammenarbeit zw. benachbarten Grenzregionen -
BAFA Beratungsförderung
Betriebliche Gesundheitsförderung
Empowerment und Konflikttraining im ZAK
Abteilung Produktionssysteme
Beratung für Personalentwicklung und IT
Gerne will ich euch einladen zu feierlichen Rituale - Rituale haben das Besondere, die ursächlich Kraft in sich - wurden stets zur Förderung des menschlichen.
Bedeutung und Verwendung Zweiteilige Konjunktionen und Subjunktionen.
Neue kaufmännische Ausbildung
Schweizer Armee Planungsstab der Armee ESCI 2006: Panel Sicherheitsmanagement Innsbruck, Stefan Leuenberger.
Einladung zum 3. Dorfgespräch in Doppel-Hofstetten-Neustift Mitreden Mitgestalten Mitentscheiden 12. Mai 2010 um Uhr ins ehem. GH Marchhart Alle.
Peter W. Hirsiger, Unternehmer
Ist der Mensch Produkt seiner Triebe
Der Berufskundeunterricht
Die Denkweise der Kinder, das Lernen und Lehren.
Gruppendynamik und Teamsteuerung
Integriertes kommunales Entwicklungskonzept (IKEK) der Gemeinde Lautertal Auftaktveranstaltung am 21. März 2012, Lautertal.
Intelligente selbständige Roboter Science Fiction oder Science
Meilensteine zum lokalen Medien- und ICT-Konzept
Projekte in der Schule Autoren: Karlheinz Zeiner ...
Methode: Zeitbudgets von Kindern und Jugendlichen
Thema: Gruppenpuzzle Referenten: Carina Thiery Anke Britz
Vortrag Projektmanagement an der Gesunden Schule
C2 Kurs Grundlagen der Jugendarbeit/Jugendleitung Der Kurs richtet sich an alle, die oder darüber hinaus interessiert sind am Unterrichten eines Schülers.
Herzlich willkommen zum 2. Tag!
Liebeserklärung an die Pflegeplanung
Zurück zur ersten Seite Das Grundwahlfach Deutsch: 6 Wochenstunden.
Info 243, Steuerungssysteme 1 Die Formen der Steuerung und der Verbesserung der Qualität des finnischen Schulsystems Steuerung.
Qualität in der Beratung
Dipl.-Geogr. Marcus Herntrei, MBA Prof. Dr. Harald Pechlaner
InnDok. InnoTech Gmbh, Kempten Juni 2006 InnDok2 Arbeits- & Umwelt- schutz Projekt- manage- ment InnDok – das Dokumentenmanagementsystem.... ein Managementsystem.
Gesellschaft und Bildung im Wandel: Und die Schule?
STEFAN-ANDRES-REALSCHULE plus
IKT in der Medizin aus:. Agenda Was bedeutet IKT Was soll IKT beinhalten Die wesentlichen Elemente von IKT.
Weiterbildungstagung Atelier Überfachliche Kompetenzen
Walter HAUER InteressenManagement Ing. Mag. Walter HAUER.
Globalisierung bedeutet Verantwortung übernehmen…
Maarja-Dorf Brücke zwichen die Menchen Jaan Kallas.
Ibk, Mag. Sybille Regensberger Unternehmensberatung IBK Das Übernahmekonzept Mag. Sybille Regensberger.
RPI-Workshop , Salzburg Margit Appel, ksoe.
Bewegungsentwicklung Unterstützung und Hindernisse im 1. Lebensjahr
Was ist des agilen Pudels Kern?
Anwendungsentwicklung. … überlegen sie mal… Wir beschäftigen uns mit dem Aufbau der Arbeitsweise und der Gestaltung von betrieblichen Informationssystemen.
Betriebliche Aufgaben effizient erfüllen
Konzeptentwicklung in der Schulsozialarbeit
Wochenplanunterricht
Teamreflexion Juni 2011.
Inhalt Was ist A-Plan? Einsatzgebiete Organisation der Daten
Als Kern pflegerischen Handelns
1 Österreichisches Jugendrotkreuz Internationaler Tag der Älteren Menschen 01. Oktober.
Zwischenmenschliche Beziehungen
Mit dem Ziel, Eltern bei ihrer schönen, aber auch anspruchsvollen Aufgabe der Erziehung ihrer Kinder zu unterstützen, lancierte der Schweizerische Bund.
Europatag der Geistlichen Gemeinschaften 12. Mai 2012
AUS DER SICHT DES HIMMELS IST WEIHNACHTEN IMMER EIN FEST DER LIEBE
Wie Erfolg glücklich macht
Hi, ich hab hier ein neues Programm, das würde ich gern auf meinem persönlichen System installieren. Es heißt LIEBE. Was soll ich denn da als erstes.
Als Gott die Frau schuf, war es schon sehr spät am 6. Tag.
Gender Mainstreaming.
Pressemitteilung DSSI Konzept der Empfangseinrichtungen für Asylbewerberfamilien in Steg und Raron.
Daniel Kettiger Fürsprecher/Mag.rer.publ. Postfach 654 CH-3401 Burgdorf Tf Meine Coaching-Landkarte von.
Performer PRIMUS ® und PRIMUS 50plus ® Generationen -Versorgung.
Problemen beim Managen von Projekten:
Ressourcen in Process-Aware Information Systems Paul Hübner | | DBIS Seminar Betreuer : Andreas Lanz Quelle : Seven Fallacies.
Willkommen zur Schulung
Kontrollfragen zu Kapitel 12
“Prozessverbesserung”
Input der Geschäftsleitung
 Präsentation transkript:

Organisationsentwicklung und Change Management Modul Organisation Andreas Greulich, MSc Krankenhaus-Betriebswirt

Inhalte Grundlagen der Organisation Organisationsdiagnose Rollenentwicklung Organisationskultur Interventionen Veränderungsprozesse Projektmanagement Prozessmanagement Kooperationen und Netzwerke

Grundlagen der Organisation Entstehungsgeschichte Organisationstheorien Führung und Entscheidung Expertenorganisationen Zentralisierung vs. Dezentralisierung Fallbeispiel Copyright: Andreas Greulich

Entstehungsgeschichte Der Begriff Organisation bekommt erst im späten 19. Jahrhundert Bedeutung Wurde dazu verwendet, um soziale Einheiten von anderen sozialen Ordnungen zu unterscheiden Organisationstheorien existieren sogar erst seit ca. 1920 Betrachtungen auf die Organisation erfolgten primär aus der Sicht Soziologie

Organisation Abgrenzung der Organisationsbegriffe: - Funktionaler Organisationsbegriff: Die Organisation wird als eine FUNKTION der Unternehmens- führung gesehen, d.h. ist eine Aufgabe, die wahrgenommen werden muss, um die Zweckerfüllung der Unternehmung sicherzustellen (Max Weber) - Instrumentaler Organisationsbegriff: Die Unternehmung HAT eine Organisation mit dem Ziel der Erreichung der Unternehmensziele = besteht aus einem System von Regeln, das die Aufgabenerfüllung der Unternehmung zielgerichtet und dauerhaft ordnet - Institutioneller Organisationsbegriff: Die Unternehmung IST eine Organisation – d.h. stellt ein gesamtes soziales Gebilde mit bestimmter Merkmalen dar.

Funktionen der Organisationstheorie Erklärende Funktion: Die Organisationstheorie will variable Komponenten in der Organisation aufschlüsseln, die Beziehungen zueinander durchleuchten und Zusammenhänge feststellen, um Handlungsvorschläge machen zu können = Information Praktische Funktion: Die Organisationstheorie soll praktisches, organisatorisches Handeln unterstützen, damit reale Probleme der Steuerung von personellen Verhaltensregeln und maschinellen Funktionsregeln gelöst werden können = Verwendbarkeit für Entscheidungen

Organisationstheorien Unterscheidung der Theorien in: - Mikro-Theorien: analysieren Verhalten u. Handeln der Mitglieder in der Organisation - Meso-Theorien: untersuchen Verhalten der ganzen Organisation und ihrer Strukturen - Makro-Theorien: betrachten die Beziehungen zwischen den Organisationen

Organisationstheorien Es gibt unterschiedliche Auffassungen darüber, wie Organisationstheorie betrieben werden soll, z.B. “objektiv erfassen“ vs. “verstehen der Handlungen“; “erklären“ vs. “gestalten“ Verschiedene Disziplinen (Soziologie, Ökonomie u. Psychologie) befassen sich aus unter-schiedlichen Motivationen mit Organisation. Hierfür werden andere Methoden eingesetzt, die auch andere Aspekte in den Vordergrund rücken

Scientific Management Frederick Taylor entwickelte den Ansatz eines stark spezialisierten, arbeitsteiligen Produktionsverfahren Zudem entwickelte er die wissen-schaftliche Betriebsführung Sein Ansatz ist in der heutigen, von humanitären Ansätzen geprägten Arbeitswelt stark verpönt

Bürokratieansatz Begründer ist Max Weber Ziel war die Bildung eines leistungsfähigen Modells, welches im Vergleich zur zentralistischen u. schwerfälligen Bürokratie die Ressourcen optimal nutzt Ansatz der Arbeitsteilung, Spezialisierung, Hierarchisierung, Aktenführung Hintergrund ist die klare u. nachvollziehbare Verantwortungszuordnung

Entscheidungstheoretischer Ansatz Organisationen werden als unpersönliches, von eigenen Überlebensbedürfnissen und Zielen gesteuertes, Handlungssystem verstanden Org. bestehen dabei nicht aus Menschen, Maschinen, Räumen etc., sondern aus Handlungen Im Mittelpunkt stehen Entscheidungen. Konzept der begrenzten Rationalität geht von Individuen aus, die keine objektiv rationale Entscheidungen treffen können mangels vollständigem Überblick

Systemisch-evolutionäre Organisationstheorie Basiert auf dem Evolutionsgedanken von Darwin (Origin of species) Evolutionäre Prozesse werden durch Variationen (Imitationen von erfolgreichen Org. strukturen) oder Innovationen ausgelöst Prozess der Auslese durch die Umwelt, z.B. Elimination ganzer (wenig effizienter) Organisationen Ein bekannter Ansatz: Malik von St. Gallen

Ein System ist grundsätzlich veränderungsresistent... ...und das ist gut so! Bewahrung von Prozessen und Ritualen sorgt für Sicherheit und Stabilität Ich möchte als Patient im OP auch nicht, dass die Teams unter ständigem “Change-Druck“ stehen... Copyright: Andreas Greulich

Ein System verändert sich von innen heraus Organisationen (Systeme) sind beeinflussbar, aber nicht determinierbar Das System entscheidet, was als Relevant erachtet wird. Gesetze können Impulse von aussen setzen Für den Experten existiert aber auch ein übergeordneter Auftrag! Copyright: Andreas Greulich

Kontingenztheorie / Situativer Ansatz Grundansatz: Es gibt keine universell effiziente Organisationsstruktur! Um effizient zu sein, müssen Organisationen ihre Strukturen an ihre jeweiligen Situationen anpassen Vergleich der Effizienz mittels empirische Analysen Wichtige Einflüsse: Organisationsgrösse, Einfluss der Umwelt, Fertigungstechnik

Situativer Ansatz Abb. 5: Erweitertes Grundmodell der analytischen Variante des situativen Ansatzes (Quelle: Kieser, A./ Kubicek, H.: Organisation. 1992. S. 57. Copyright: Andreas Greulich

Übersicht der Organisationstheorien Copyright: Andreas Greulich

Führung Eine direkte Beeinflussung von Verhalten ist nicht möglich! Es braucht immer die Einzelleistung des Systems für die Zielerreichung Steuerung hat zwei Teile: Input von aussen und eigene Leistung Man kann von aussen bestimmte Impulse setzen, aber Eigenleistung ist notwendig! Copyright: Andreas Greulich

Führung Begriff dieser Form von Steuerung = Kontextsteuerung Aufwand für Steuerung ist in neuen Systemen grösser (z.B. Dezentralisierung) Folge daraus: mehr Widerstand der Experten! Es wir nicht mehr der charismatische Führer gesucht = Problem d. akademischen Welt Copyright: Andreas Greulich

Führungsrolle Zentrale Aufgabe von Führung: - Bereichsübergreifende Führungsteams - Zielformulierung – Rollenformulierung - Personalmanagement (insb. MAG) - Kommunikations- u. Besprechungs- strukturen - Strategieentwicklung - Ökonomische Anreize Copyright: Andreas Greulich

Aufgabe der Führungskraft Prozesse initiieren Rahmenbedingungen schaffen Prozesse begleiten Evaluierung und Anpassung Copyright: Andreas Greulich

Führung Quelle:Vgl. Wunderer, R.: Führung und Zusammenarbeit. 5. überarb. Aufl. München, Neuwied 2003. S. 12.

Hilflosigkeit der Health Professionals Mediziner sind auf Basis ihrer Ausbildung häufig nicht in der Lage, notwendige Organisationsver- änderungen durch- zuführen Hierin liegt die grosse Chance für eine intensivere Zusammenarbeit zwischen den Professionen Mediziner und Pflege! Copyright: Andreas Greulich

Traditionelle Karriere einer Führungsperson im Spital Der beste Fachexperte wird Chef Er gehört einer am Behandlungsprozess beteiligten Berufsgruppe an, die sich gleichzeitig von anderen abgrenzt Er fühlt sich häufig einem anderen Auftrag verpflichtet, als dem der zugehörigen Organisation Copyright: Andreas Greulich

Medizinische und ökonomische Sichtweise – zwei Welten? Der Arzt trägt Verantwortung für die Behandlung des Patienten... und für die wirtschaftliche Leistungserbringung? Ist er heute in der Lage, die ökonomischen Kennzahlen zu verstehen? Wie könnte überhaupt eine Motivation für das wirtschaftliche Handeln geschaffen werden? Welche Rolle sollte die Verwaltung in diesem Spannungsfeld einnehmen? Copyright: Andreas Greulich

Organisationsdiagnose Organisationen können durch unterschiedliche “Brillen“ betrachtet werden: - Personen (stv. für organisat. Probleme) - Gruppen (Zusammenspiel d. Personen, Dynamik) - Organisationen (sind nicht greifbar, nur rekonstruirbar) - Systeme (Gesundheit, Schule etc.) Copyright: Andreas Greulich

Organisationsdiagnose Grundannahmen der Beeinflussbarkeit: - trivial/nicht trivial (ein Impuls von Aussen sorgt für tausende von Reflexen innen) - offen/geschlossen (Das System reagiert nur selektiv auf Umwelt) - Personen/System (Bauteile der Organisation sind nicht die Personen, sondern die Kommunikation! Copyright: Andreas Greulich

Organisationsdiagnose Person Fähigkeiten Werte/ Einstellungen Personentwickl. System Strukturen Regeln/ Sanktionen Strukturentwickl. Ressourcen Kultur Ansatzpunkte für OE! Copyright: Andreas Greulich

Organisationsdiagnose Merke: - Es gibt intelligente Personen in “dummen“ Organisationen - Es gibt intelligente Organisationen mit “dummen“ Personen Copyright: Andreas Greulich

Landkarte von Organisationen Copyright: Andreas Greulich

Beispiel System-Umfeld-Analyse Sammeln der relevanten Systemumwelten (6 –8 wichtigste) Ordnen nach Möglichkeiten der organisatorischen Einflussnahme Ordnen nach Ausmass emotionaler Betroffenheit Darstellung der Intensität der notwendigen Kontaktaufnahme Die Erwartungen der Umwelt an das Vorhaben festhalten

Beispiel System-Umfeld-Analyse Emotionale Betroffenheit Kontakt-intensität Einflussnahmen

Gruppenarbeit Überlegen Sie mit Hilfe der Landkarte von Organisationen, wie Ihre Organisation geschaffen ist. Erstellen Sie mit Hilfe der System-Umfeld-Analyse einen Überblick über die Landschaft, die von einem Projekt/einer Massnahme betroffen ist. Zeit: 45 min.

Rollenentwicklung Wir agieren in unterschiedlichen Rollen und Kontexten. Sie haben etwas entlastendes, bringen aber auch Konflikte Was Organisationen nicht in Rollen formulieren, findet nicht statt! Wenn sich System verändert, muss sich Rolle auch verändern Rollenkonflikte sind unvermeidbar. Es braucht einen Prozess des Rollenverhandelns Copyright: Andreas Greulich

Rollenentwicklung Rolle ist bestimmt von Position/Stelle (Erwartungen der Umwelt) Vernetzungen haben grosse Bedeutung (Wo kommen Aufträge her, wo bekomme ich fachliche Nahrung?) Person (Rollenkonzeption, Qualifikation, Unterstützung durch Supervision/Coaching) Copyright: Andreas Greulich

Organisationskultur Organisationskultur zählt in OE zu den Strukturen einer Organisation, da sie harte Faktoren darstellen. In einer Zeit wo die Familien- oder Stammeskultur an Bedeutung abnimmt, wächst die Bedeutung der Organisationskultur siehe auch Edgar Schein „Organizational culture and leadership“ Copyright: Andreas Greulich

Organisationskultur Mechanismen zur Prägung einer U-Kultur (I): 1. Was Führungskräfte beachten, messen und kontrollieren 2. Reaktionen von Führungskräften auf kritische Vorfälle und Krisen 3. Bewusstes Formen der eigenen Rolle wahrnehmen 4. Kriterien für die Erteilung von Belohnung und Status 5. Kriterien für Rekrutierung, Selektion etc. Copyright: Andreas Greulich

Organisationskultur Mechanismen zur Prägung einer U-Kultur (II): 6. Organisationsaufbau und –struktur 7. Routineabläufe 8. Gestaltung von Räumen, Fassaden, Gebäuden 9. Anekdoten über wichtige Ereignisse und Personen 10. Formelle Aussagen über Philosophien, Bekenntnisse, Appelle und Satzungen Copyright: Andreas Greulich

Lassen sich unterschiedliche Kulturen überhaupt integrieren? Der Ansatz des Inselspitals bringt z. B. neben der klassischen Konstellation Ärzte vs. Pflege noch andere Herausforderungen: - Medizinisches vs. Chirurgisches Denken - Health Professionals vs. Administration Copyright: Andreas Greulich

Merkmale der verschiedenen Kulturen „Die reden vom führenden Zentrum in der Schweiz und kriegen noch nicht mal meinen Drucker zum Laufen!“ „Ich habe hier und jetzt meine Arbeit zu erledigen. Wenn ich so arbeiten würde wie die Verwaltung, wäre der Patient schon längst tot!“ Anästhesisten sind genau so faul und verwöhnt wie die Pflege. Nie kann ich mein Programm fertig machen! „Ständig wollen die Ärzte nur Haben, Haben, Haben! Man kann ja nichts mal in Ruhe aufbauen!“ Copyright: Andreas Greulich

Interventionen Veränderungslogik: - Veränderung impliziert Lernen und Entlernen - Veränderung mobilisiert Angst - Veränderung braucht Angst - Sicherheit durch strukturierten Prozess - Operative Geschlossenheit: Impulse von Aussen werden selektiert Copyright: Andreas Greulich

Interventionen Aspekte der Veränderung: - Adaption (Org. müssen sich ändern um konstant zu bleiben) - Optimierung (Bewusste, gezielte Veränderung innerhalb d. Vorgegebenen) - Musteränderung (Grundsätzliches Hinter- fragen der Muster) - Lernende Organisation (Vorausschauende Selbsterneuerung) Copyright: Andreas Greulich

Interventionen Ebenen der Intervention: - Makroebene: Architektur (WS, Schulungen, Sitzungen etc.) - Mesoebene: Design (wie läuft die einzelne Veranstaltung ab?) - Microebene: Instrumente, Techniken (z.B. Fragetechniken) Copyright: Andreas Greulich

Interventionen Fragen als Diagnose- u. Interventionsinstrument: 1. Fragen nach Zielen 2. Fragen nach Verhaltensweisen u. Abläufen 3. Fragen nach Unterschieden und Ausnahmen 4. Zirkuläre Fragen: nach anderen Sichtweisen 5. Hypothetische Fragen: was würde passieren… 6. Fragen nach Vergangenheit u. Zukunft 7. Fragen nach Ressourcen u. Bewältigungsstrategien 8. Fragen nach dem Scheitern bzw. Problemverschärfung Copyright: Andreas Greulich

Veränderungsprozesse Organisationen verändern sich ständig… …nicht Entwicklung ist das Besondere, sondern Nichtentwicklung! Aufrechterhaltung von Organisation existiert sowohl in der Natur, als auch im beruflichen Kontext Veränderungsmanagement ist Beschleunigungs-management, da keiner die Geduld hat, auf den natürlichen Veränderungsprozess zu warten Copyright: Andreas Greulich

Betroffene zu Beteiligten machen im Veränderungsprozess Ohne persönliche Betroffenheit kein Engagement! Wichtig für die Umsetzung ist, das Problem dort zu belassen wo es hingehört Auswirkung auf die Auftragsklärung! Copyright: Andreas Greulich

Veränderungsprozesse Copyright: Andreas Greulich

Motivation ist nur durch Autonomie zu schaffen Für Expertenorganisationen besteht ein Organisationsparadoxon: Hohe individuelle vs. geringe institutionelle Autonomie Organisationsstrukturen sollten daher eine optimale Autonomie anstreben Copyright: Andreas Greulich

Expertenorganisationen brauchen Aushandlungsprozesse Zwischen Vorgaben und Autonomie besteht ein dauernder Widerspruch, der nicht aufzulösen ist Die Sehnsucht nach vollem Durchgriff bleibt für den Manager unerfüllbar! Wichtig ist, dass die Organisation dies verstehen und akzeptieren kann (Beobachtungsrolle) Copyright: Andreas Greulich

Expertenorganisation Eigene Darstellung in Anlehnung an Mintzberg, H.: Mintzberg über Management. Wiesbaden 1991. S. 110. Copyright: Andreas Greulich

Expertenorganisation Eigene Darstellung in Anlehnung an Mintzberg, H.: Mintzberg über Management. 1991. S. 121. Copyright: Andreas Greulich

Gegenseitige Abhängigkeit vergegenwärtigen Bedingungen können zwar durch das Management gesetzt werden, das Ergebnis ist aber nicht erzwingbar! Experten brauchen gewissen Freiraum für Innovation und Spitzenleistung, die Administration wiederum muss Rahmen festlegen Copyright: Andreas Greulich

Fallbeispiel Departementalisierung Bildung von 9 Teilautonomen Einheiten als Zusammenschluss zu Organbezogenen Departementen Führungsverantwortung an ein gleichbe-rechtigtes Direktorium, bestehend aus Chefärzten, Oberschwestern, Vertreter verschiedener Berufsgruppen und GL Administrative Arbeiten durch ein Fachteam Copyright: Andreas Greulich

Rahmenbedingungen für ein Universitätsspital Kaum in einer anderen Institution prallen ökonomische Zwänge und Expertendenken so stark aufeinander Es sieht sich einem Wettbewerb mit Privat-spitälern um lukrative Patienten ausgesetzt, der nie zu gewinnen ist Prozessorientiertes Denken steht der Entwicklung von Subspezialitäten entgegen Copyright: Andreas Greulich

Die Idee der Departementalisierung Vierzig einzelne Kliniken und Abteilungen lassen sich nur schwer auf die Herausforderungen der Zukunft ausrichten Organbezogene Zentren kommen stärker dem Prozessorientierten Ansatz entgegen Kompetenzen und Verantwortung müssen vermehrt auf die Leistungserbringerebene gebracht werden Zusammenspiel HP und Administration fördern Copyright: Andreas Greulich

Organigramm nach Departementalisierung Copyright: Andreas Greulich

Erfahrungen mit der “neuen“ Struktur Eine organisatorische Erosion! Es gibt wie immer Gewinner und Verlierer Wessen Wille gilt? Spitalleitung oder Experten? Sandwichposition Geschäftsleitung Departement Copyright: Andreas Greulich

Einblick in das Geschäftsleiterleben... Erwartung der Spitalleitung, dass ökonomisch relevante Steuerung des Departements erfolgt Erwartung der Health Professionals, dass die Ressourcen organisiert werden, die es für eine optimale Medizin braucht Eigene Projekte können gegen zentrale Projekte laufen... Neutralität: gibt es die? Copyright: Andreas Greulich

Was kann innerhalb eines Departements getan werden? Zunächst mal die Kompetenzordnung beachten... Formen und Gestalten von Zusammenarbeit zwischen den Kulturen Entscheidungsgrundlagen zur Verfügung stellen Entlastung von administrativer Arbeit Copyright: Andreas Greulich

Projektmanagement Was ist ein Projekt? = Organisationsform, in der - einmalige - übergreifende - riskante Themen bearbeitet werden Copyright: Andreas Greulich

Projektmanagement Projekte brauchen eigene Struktur, um sich von der Mutterorganisation abzugrenzen = Bewusste Differenzierung Achtung: Das ist ein organisierter Widerspruch!! Damit wird vermittelt, dass der Betrieb funktional nicht in der Lage ist = Brüskierung!! Copyright: Andreas Greulich

Projektmanagement Angelpunkte der Projektentwicklung (I): 1. Initiative zum Projekt 2. Auftragsdefinition und Verhandlung mit Auftraggeber 3. Einrichtung einer Projektorganisation 4. Rahmenbedingungen für funktionierende Projektarbeit herstellen 5. Investitionen in soziale und inhaltliche Entwicklung des Projektes 6. Operationalisierung der Projektarbeit 7. Differenzierung der Projektorganisation Copyright: Andreas Greulich

Projektmanagement Angelpunkte der Projektentwicklung (II): 8. Medien des Projektes 9. Motivation für Projektarbeit 10. Dokumentation und Auswertung 11. Transfer von Projekten 12. Abschluss von Projekten 13. Fachliche Unterstützung für Projektarbeit 14. Evaluierung Copyright: Andreas Greulich

Projektorganisation gezielt nutzen Projekte können ein kraftvolles Instrument für Veränderungsprozesse sein Sie bieten die Möglichkeit, bewusst eine andere Form der Organisation zu leben Es braucht Auftraggeber, Sponsor, Steuerungsgruppe, Beobachtung und interne Beratung Copyright: Andreas Greulich

Gruppenarbeit Entwickeln Sie ein Modell für eine gut funktionierende Projektorganisation. Fokus: - Welche Funktionen, Rollen und Verantwortungen soll es dabei geben? - Was wären die ersten Schritte, um ein solches Projekt starten zu können?

Wie können gemeinsame Ziele aussehen? Arbeitsinhalte (und damit die Kundenaus-richtung) müssen in den Vordergrund gestellt werden! Gute Erfahrungen im Zusammenhang mit der Optimierung von Behandlungsabläufen und Supportprozessen Messbare Ergebnisse sind gefragt! Daraus entsteht Bindeglied zwischen strategischer und operativer Arbeit Copyright: Andreas Greulich

Auswirkung auf die Organisationsstrukturen Erarbeitet und Kommuniziert durch Führungsgremien Strategische Ebene Balanced Scorecard Visionen, Leitbild SZ1 SZ2 SZ3 SZ4 SZ5 .. SZ22 MG1 MG2 MG3 MG4 MG5 MG6 MG7 MG8 MGx Operative Ebene Qualitätsmanagement Befähigte MA QZ1 QZ2 QZ3 QZ4 QZ5 QZx QZ15 OZ1 OZ2 OZ3 OZ4 OZ5 OZ.. OZ22 MG1 MG2 MG3 MG4 MG5 MG6 MG7 MG8 MGx © Andreas Greulich, Inselspital Bern

Praxisbeispiel: Prozessorientierte Qualitätszirkel Erarbeitung der Patientenprozesse Aufteilung in Q-Zirkel Ist-Analyse und Soll-Abläufe in Prozessschritten vornehmen Insgesamt 15 Q-Zirkel vom Eintritt bis Austritt Fokus stark auf Schnittstellen gerichtet Copyright Andreas Greulich

Qualitätszirkel Prozessorientiert - Anmeldung, Planung und Vorbereitung des Patienten - Organisation der Triage - Anamnese, Eintrittsuntersuchungen - Aufklärungsgespräche - Patiententransporte - Interdisziplinäre Zusammenarbeit - Arztbriefschreibung - Abteilungspflege - Organisation der Ausbildung - Eintritt/Austritt von Mitarbeitenden Copyright Andreas Greulich

Prozesseigner/Interne Auditoren Verantwortung geht von klassischer Hierarchie auf Matrix-Organisation Prozesseigner übernehmen hohe Verantwortung Umfangreiche Schulung Mentalitätswandel Copyright Andreas Greulich

Schulungsangebote Coaching (Wie kann ich motivieren?, Umgang mit Konflikten etc.) Grundlagen des Qualitätsmanagements Prozessverständnis (Anfang – Ende, Schnittstellen, Beteiligte etc.) Visualisierung (siehe Beispiel...) Copyright Andreas Greulich

Copyright Inselspital Copyright: Andreas Greulich

Copyright Andreas Greulich

Beispiele für Schwachpunkte Ursache Mögliche Wirkung Fehlende Aufklärung des Patienten durch Hausarzt... Ergebnisse aus der Diagnostik liegen nicht rechtzeitig vor... Absetzung des geplanten OP-Termin Copyright Andreas Greulich

Hauptstruktur eines Krankenhauses Ebene z Aufnahme Anamnese Diagnostik Therapie Entlassung Ereignis Ergebnis Ebene z+1 konservativ operativ Ebene z+2 Einleitung Schnitt / Naht Ausleitung Die Strukturierung des Modells erfolgt über verschiedene Hierarchie-Ebenen Copyright Inselspital Copyright: Andreas Greulich

Grundsatz der Prozessmodellierung Die Prozessmodellierung basiert im Inselspital auf einem objektorientierten Modell stimuliert die Ressource Auslösendes Ereignis zur Ausführung der Aktivität Ergebnis Problem- stellung Ereignis Ergebnis Prozess Organisations- einheit Bearbeitungs- ort führt die Aktivität aus Copyright Inselspital Copyright: Andreas Greulich

Einsatz der Objekte bei der Prozessmodellierung Objekt "Produkt" Objekt "Aktivität" Patient (kommt von Hausarzt) Einweisung auf Station durch PD Durchführung der Pflegeanamnese Erstellung der Röntgenaufnahme Der Zustand des "Produktes" wird beschrieben Die Tätigkeiten oder Aktionen werden beschrieben Röntgen- Anforderungszettel Pflegekraft Objekt "Ressource" Objekt "Auftrag" Informationen über Personal- oder Sach- mitteleinsatz Enthält Aufträge, Anweisungen oder Dokumente Copyright Inselspital Copyright: Andreas Greulich

Software-Unterstützung Corporate Modeler optimiert die unterneh-merische(n) Modellierungsziele(n), z.B. ISO-Zertifizierung Change Management Prozessver- besserung durch Prozess Modellierung Business Process Reengineering System Entwicklung Workflow Integration Ist-Soll Konzept Ermittlung SAP - ERP Implementation Copyright Inselspital Copyright: Andreas Greulich

Abgrenzung zu Struktur- und Hierarchieaufbau abcdefghijkl Abgrenzung zu Struktur- und Hierarchieaufbau Prozess folgt nicht dem Hierarchieaufbau Neue Organisationsform innerhalb des bestehenden Systems Gruppenzusammensetzung muss dem Prozess Rechnung tragen Interprofessionalität Schnittstellenproblematik Copyright Inselspital

Praxisbeispiel: Nachkalkulation der diagnoseabhängigen Fallverläufe abcdefghijkl Praxisbeispiel: Nachkalkulation der diagnoseabhängigen Fallverläufe Copyright Inselspital

Vorgehensweise bei der Prozessaufnahme abcdefghijkl Vorgehensweise bei der Prozessaufnahme Entscheidung Kardiologie: Nachkalkulation von Behandlungsabläufen Einsatz nach Bedürfnissen der einzelnen Kliniken (Teilautonomie) Optimierungsansätze durch ein prozess- bezogenes Qualitätsmanagement Copyright Inselspital

Vorgehensweise bei der Prozessaufnahme abcdefghijkl Vorgehensweise bei der Prozessaufnahme Zusammenstellung der Arbeitsgruppe: Ärztlicher Sachverstand Pflegerischer Sachverstand Betriebswirtschaftlicher Sachverstand Copyright Inselspital

Vorgehensweise bei der Prozessaufnahme abcdefghijkl Vorgehensweise bei der Prozessaufnahme 1. Schritt: Überarbeitung des Kostenstellenplans Copyright Inselspital

Vorgehensweise bei der Prozessaufnahme abcdefghijkl Vorgehensweise bei der Prozessaufnahme 2. Schritt: Berücksichtigung vorhandener Datenquellen OP-Buch (Schnitt-Naht-Zeit u.a.) PRN-Erfassung (Pflegedokumentation) SLK oder Hauskatalog Copyright Inselspital

Vorgehensweise bei der Prozessaufnahme abcdefghijkl Vorgehensweise bei der Prozessaufnahme 3. Schritt: Festlegung der Ansprechpartner Pflegedienst auf Station Anästhesist Operateur LA oder OA Wichtig: Akzeptanz !! Copyright Inselspital

Vorgehensweise bei der Prozessaufnahme abcdefghijkl Vorgehensweise bei der Prozessaufnahme 4. Schritt: Interviews Vorbereitung (Struktur und Reihenfolge festlegen) Durchführung (Befragung der Interviewpartner) Nachbearbeitung (Dokumentation und Vorbereitung für die Prozessmodellierung) Copyright Inselspital

Vorgehensweise bei der Prozeßaufnahme abcdefghijkl Vorgehensweise bei der Prozeßaufnahme 5. Schritt: Modellieren anhand der Interviewbögen Datenbank-unterstützt mit Unternehmensmodell Copyright Inselspital

Vorgehensweise bei der Prozessaufnahme abcdefghijkl Vorgehensweise bei der Prozessaufnahme 6. Schritt: Überleitung in die Kalkulation CASEwise Modellierter Ablauf PCC Schnittstelle Kostenrechnung Copyright Inselspital

abcdefghijkl Costs in Bristol Copyright Inselspital

Calculation of a Patient – Example in PCC (II) abcdefghijkl Calculation of a Patient – Example in PCC (II) Copyright Inselspital

Kooperationen und Netzwerke Voraussetzungen: - Geben und Nehmen - Kommunikation - Man gibt nicht die ganze Organisation, sondern nur die wichtigen Funktionen ein - Abbau von Angst (wegen Vereinnahmung) Copyright: Andreas Greulich

Sicherung von konzeptioneller Klarheit im NW NW als drittes Steuerungsparadigma (neben Hierarchie und Markt) NW als bestimmte Form der Kooperation Attraktiv für NPO: Bedürfnis der Steuerung jenseits der Hierarchie mittels NW Macht erzeugt Gegenmacht Markt (Hierarchie) Netzwerk Copyright: Andreas Greulich

Kooperationen und Netzwerke Copyright: Andreas Greulich

Kooperationen Zwei oder mehrere Org. vereinbaren eine Kooperation Und zwar durch entscheidungsbefugte Akteure Kooperationspartner sind die ganze Org. oder Teile derselben Das Medium um die Koop. zu gründen ist der Vertrag (Aushandlung) Für das Gelingen ist es erforderlich, dass Autonomie und Eigenheiten der Partner akzeptiert werden können Zur Steuerung der Kooperation u. Organisation des betroffenen Leistungsprozesses braucht es ein drittes.... ... Projektmanagement als Organisationsform bietet sich an Copyright: Andreas Greulich

Fazit Expertenorganisationen bedeuten eine besondere organisatorische Herausforderung Potenzial der unterschiedlichen beruflichen Ausrichtung zwischen Mediziner und der Pflege nutzen Fragen, was die Beteiligten brauchen, um Veränderungen durchzuführen Den Blick auf den Prozess richten Qualitätszirkel als wirkungsvolles Instrument Copyright: Andreas Greulich