© Manfred Kienpointner 2007

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© Manfred Kienpointner 2007 Mater latina Der Einfluss des Lateinischen auf die slawischen Sprachen: Hier ist grundsätzlich auf die wichtige schrift-, kultur- und religionsgeschichtliche Trennung in die Slavia romana ((süd-) westslawische Sprachen: Polnisch, Tschechisch, Slowakisch, Sorbisch; Slowenisch, Kroatisch) und in die Slavia orthodoxa ((süd-)ostslawische Sprachen: Serbisch, Mazedonisch, Bulgarisch, Weißrussisch, Ukrainisch, Russisch) zu verweisen. Während die Slavia romana dem lateinischen Einfluss viel früher und stärker ausgesetzt war, blieb für die Slavia orthodoxa, insbesondere das Russische, das Griechische jahrhundertelang prägend . Der eurolateinische Einfluss beginnt für das Russische erst im 17. Jhdt., zumeist vermittelt über west- und mitteleuropäische europäische Sprachen wie Französisch, Deutsch und Polnisch. Im heutigen Russischen lassen sich die eurolateinischen Latinismen im Alltagswortschatz auf etwa 10% (z.B. ca. 6500 unter den 60.000 häufigsten Wörtern des Russischen) schätzen. © Manfred Kienpointner 2007

© Manfred Kienpointner 2007 Mater latina Slavia romana ((süd-) westslawische Sprachen: Polnisch, Tschechisch, Slowakisch, Sorbisch; Slowenisch, Kroatisch) und Slavia orthodoxa ((süd-)ostslawische Sprachen: Serbisch, Mazedonisch, Bulgarisch, Weißrussisch, Ukrainisch, Russisch) © Manfred Kienpointner 2007

© Manfred Kienpointner 2007 Mater latina Lateinische Elemente im russischen Alltagswortschatz: z.B. die Monatsnamen: январ – janvár'; февраль – fevrál'; март – mart; апрель – aprél'; май – maj; июнь – ijun'; июль – ijul'; август – ávgust; сентябрь – sentjábr; октябрь – oktjábr'; ноябрь – nojábr'; декябрь – dekjabr'. Vgl. ferner z.B. магистр – magístr "Magister", университет – universitét "Universität", шкопа – škola "Schule", минута – minúta "Minute" etc. Auch in der Wortbildung sind eurolateinische Elemente z.B. in produktiven Mustern der russischen Derivation vertreten: z.B. революция– revoljúcija "Revolution", демонстрация – demonstrácija "Demonstration, Beweis"; sowie das Derivationsmuster de(z)- X -acija: "De-/Ent- X – ierung“: z.B. demobilizacija ("Demobilisierung"), vgl. ferner: denuklejarizacija ("Entnuklearisierung"), degumanizacija ("Enthumanisierung"), departizacija ("Entparteiisierung"), defederalizacija ("Entföderalisierung"); sowie mit griechischen Basislexemen: deideologizacija ("Entideologisierung"), depolitizacija ("Entpolitisierung"), dezorganizacija ("Desorganisation"), etc. © Manfred Kienpointner 2007

© Manfred Kienpointner 2007 Mater latina Einige Beispiele für eurolateinische Elemente im Tschechischen: advokát (Anwalt), anděl (Engel), aparát (Apparat), apostól (Apostel), autor (Autor), demonstrace (Demonstration), dramatický (dramatisch), fakulta (Fakultät), kříž (Kreuz), komický (komisch, drollig), kuchině (Küche), medicína (Medizin), pilulka (Pille, Tablette), projekt (Projekt), recept (Rezept), transformace (Transformation), univerzita (Universität). © Manfred Kienpointner 2007

© Manfred Kienpointner 2007 Mater latina Nach der Niederlage der Magyaren in der Schlacht am Lechfeld gegen den deutschen Kaiser Otto I. d. Größen 955 n. Chr. beschleunigte sich ihre Sesshaftwerdung. Im 10. Jahrhundert vollzog sich unter Größfürst Géza (970-997) und seinem Sohn König Stephan I. (997-1038) die Christianisierung Ungarns. © Manfred Kienpointner 2007

© Manfred Kienpointner 2007 Mater latina Eurolatein im ungarischen Wortschatz: Latein war für lange Zeit die Amtssprache Ungarns, auch in von Ungarn eroberten Gebieten wie Kroatien. Erst 1844 wurde Latein durch Ungarisch als Amtssprache ersetzt. Z.B. die Monatsnamen: január, február, március, április, május, június, július, augusztus, szeptember, október, november, december. Vgl. ferner z.B.: autó (Auto) < frz. voiture automobile "selbstbeweglicher Wagen" < gr. ἀυτός– autós "selbst" + lat. mobilis, -e "beweglich", demokrácia (Demokratie) < lat. democratia < gr. δημοκρατία, iskola (Schule) < schola, kolléga (Kollege) < collega, mise (Messe) < missa, oltár (Altar) < altare, orá (Stunde) < hora, persze (natürlich, selbstverständlich) < per se, posta (Post) < ital. posta < lat. posita statio "festgesetzter Aufenthaltsort" (= Wechselstationen für die berittenen Postboten im Spätmittelalter), sekrestye (Sakristei) < sacristia, recept (Rezept) < receptum, templom (Kirche) < templum, traktor (Traktor) < trahere etc. © Manfred Kienpointner 2007

© Manfred Kienpointner 2007 Mater latina Ins Türkische wurden wegen des hohen Prestiges der französischen Sprache und Kultur im 19. Jhdt. vor allem französische Wörter entlehnt. Daher erscheinen eurolateinische Ausdrücke im modernen Türkischen oft "in französischem Gewand". © Manfred Kienpointner 2007

© Manfred Kienpointner 2007 Mater latina Eurolateinischer Einfluss aufs Türkische via Französisch: Einige Beispiele: ajanda < frz. agenda ("Notizbuch") < lat. agere, anket < frz. enquête ("Meinungsumfrage") < lat. inquirere, apartman ("Mietshaus") < frz. appartement ("Wohnung"), asansör < frz. ascenseur ("Lift") < lat. ascendere, bateri < frz. batterie ("Schlagzeug"), demokrasi < lat. democratia < gr. δημοκρατία, kalite < frz. qualité < lat. qualitas, oto < frz. (voiture) auto(mobile) "selbstbeweglicher Wagen" < gr. ἀυτός – autós "selbst" + lat. mobilis, enteresan < frz. interéssant < lat. interesse, enternasyonal < inter- + nationalis, konferans < frz. conférence ("Vortrag, Konferenz") < lat. conferre, müzisyen < frz. musicien, plan < frz. plan ("Grundriss, Plan, Karte") < lat. planta ("Fusssohle"), profesör < frz. professeur < lat. professor, sinema < frz. cinéma, cinématographe < gr. κίνημα – kínema "Bewegung" + γράφειν – gráphein "schreiben", şans < frz. chance ("Glück") < lat. cadere, terör < frz. terreur < lat. terror. © Manfred Kienpointner 2007

© Manfred Kienpointner 2007 Mater latina Gräkolatein in den Fachsprachen 1: Linguistik Deutsch: z.B. Ablativ, Akkusativ, Akzent, Allomorph, Allophon, Dativ, Deklination, Dialekt, Etymologie, Form, Funktion, Genitiv, Genus, Grammatik, Intonation, Kasus, Kommunikation, Konjugation, Modus, Morphem, Nomen, Nominativ, nonverbal, Numerus, Ökolinguistik, Onomastik, Paradigma, Phonem, Phonetik, Phonologie, Phrase, Plural, Polysemie, Pragmatik, Pronomen, Proposition, Prosodik, Psycholinguistik, Semantik, Sem, Semem, Semiotik, Singular, Struktur, Synonymie, Syntax, Transformation, Verbum... Englisch: z.B. ablative, accent, accusative, allomorph, allophone, case, communication, dative, declination, dialect, ecolinguistics, etymology, form, function, grammar, intonation, mode, morpheme, noun, onomastics, paradigm, phoneme, phonetics, phonology, phrase, plural, polysemy, pragmatics, pronoun, proposition, prosody, psycholinguistics, seme, sememe, semantics, semiotics, singular, structure, synonymy, syntax, transformation, verb… Französisch: z.B. ablatif, accent, accusatif, allomorphe, allophone, cas, communication, datif, déclinaison, dialecte, étymologie, forme, fonction, grammaire, intonation, mode, morphème, nom, onomastique, paradigme, polysémie, phonème, phonétique, phonologie, phrase, pluriel, pragmatique, pronom, proposition, prosodie, psycholinguistique, séme, sémème, sémantique (M. Bréal 1897), sémiologie (F. de Saussure 1916), singulier, structure, synonymie, syntaxe, transformation, verbe... © Manfred Kienpointner 2007

© Manfred Kienpointner 2007 Mater latina Systematische Unterscheidungen, die auf diese Weise in der Linguistik getroffen werden: (Überschneidungen mit) Nachbardisziplinen: z.B. Semiotik, Psycholinguistik, Ökolinguistik Linguistische Teildisziplinen: z.B. Syntax, Semantik, Pragmatik Bedeutungsrelationen der Zeichen: z.B. Polysemie, Präsupposition, Implikation Sprachliche Einheiten und ihre Realisierungen: z.B. Phrase, Proposition, Phonem, Allophon, Morphem, Allomorph © Manfred Kienpointner 2007

© Manfred Kienpointner 2007 Mater latina Gräkolatein in den Fachsprachen 2: Rhetorik Argmentationstheorie: z.B. Argument, Argumentation, Argumentum ad hominem, Argumentum ad baculum, Argumentum ad misericordiam, Argumentum ad populum, Argumentum ad verecundiam, Enthymem, Epicheirem, Ethos, Konklusion, Locus (communis), Logos, Maxime (< propositio maxima), Paradeigma, Pathos, Prämisse, Sophismus, Syllogismus, Topos, ... Stilfigurentypologie: z.B. Alliteration, Anapher, Asyndeton, Concessio, Confessio, Ellipse, Epipher, Exclamatio, Ironie, Isokolon, Homoioteleuton, Hypallage, Hyperbaton, Hyperbel, Hysteron-Proteron, Interrogatio, Klimax, Litotes, Metapher, Metonymie, Obsecratio, Onomatopoiie, Oxymoron, Paradoxon, Paronomasie, Personifikation, Polyptoton, Polysyndeton, Praeteritio, Sermocinatio, Subiectio, Synekdoche, Zeugma, ... © Manfred Kienpointner 2007

© Manfred Kienpointner 2007 Mater latina Gräkolatein in den Fachsprachen 3: Pharmazie Pharmazie: "Wissenschaft von den Arzneimitteln, von ihrer Herkunft, ihrer Herstellung u. Überprüfung", < gr. φαρμακεία – pharmakeía "Gebrauch von Heilmitteln, Giften, Zaubermitteln", < gr. φάρμακον – phármakon "Zaubermittel, Gift, Heilmittel". Allgemein gilt für Arzneimittelnamen (Pharmakonyme): Die Mehrzahl der Pharmakonyme beruhen auf Wörtern, die den klassischen Sprachen entnommen sind. Viele Pharmakonyme sind nach den Krankheitsbezeichnungen (Pathonymen) gebildet, die sie als zentralen Wortbestandteil enthalten. Andere Pharmakonyme sind nach ihren erwünschten therapeutischen Effekten (Dynamonyme), nach den von der Krankheit betroffenen Körperteilen (Meronyme) oder nach den enthaltenen Wirkstoffen (Hylonyme) benannt. © Manfred Kienpointner 2007

© Manfred Kienpointner 2007 Mater latina Einige Beispiele für (gräko-)lateinische Elemente in Pharmakonymen: TINNITIN (ibid. 36f.): Tinnit + in < lat. tinnitus "Geklingeln, Klirren"; vgl. den Terminus Tinnitus (aurium) "Ohrensausen, Ohrgeräusche". Medikament zur Behandlung von Tinnitus. INFLUBENE (ibid. 110): Influ - + bene < ital. influenza < lat. influere "hineinströmen" + lat. bene "gut", vgl. den Terminus Influenza "Grippe". Medikament zur symptomatischen Behandlung von Grippe und grippalen Infekten. NERVAN (ibid. 167): Nerv- + -an < lat. nervus "Nerv" + -an namenabschließendes Suffix. Ein rasch wirksames Schmerzmittel. ADOLORIN (ibid. 132): A- + dolor- + in < gr. ἀ- a- privatives Präfix "nicht-, un- + dolor < lat. dolor "Schmerz" + -in namenbeschließendes Suffix. Medikament zur symptomatischen Schmerzbehandlung. © Manfred Kienpointner 2007

© Manfred Kienpointner 2007 Mater latina Lateinische Arzneimittelnamen: Z.B. ADOLORIN [otc.kwizda.at] • bei Schmerzzuständen aller Art • bei Fieber und grippale Infekte • wirkt entzündungshemmend • ist rasch wirksam ADOLORIN Schmerztabletten Anzuwenden bei Schmerzzuständen, wie Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, Rheuma- und Muskelschmerzen, Menstruationsbeschwerden; Fieber und Schmerzen bei Erkältungskrankheiten und grippalen Infekten. Adolorin ist eine Wirkstoffkombination (1 Tablette enthält als pharmakologisch wirksamen Bestandteil Propyphenazon, Paracetamol und Coffein) mit rasch einsetzenden schmerzstillenden, fiebersenkenden und schwach entzündungs-hemmenden Eigenschaften. © Manfred Kienpointner 2007

© Manfred Kienpointner 2007 Mater latina Lateinische Arzneimittelnamen: Z.B. ADOLORIN [otc.kwizda.at] • bei Schmerzzuständen aller Art • bei Fieber und grippale Infekte • wirkt entzündungshemmend • ist rasch wirksam ADOLORIN Schmerztabletten Anzuwenden bei Schmerzzuständen, wie Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, Rheuma- und Muskelschmerzen, Menstruationsbeschwerden; Fieber und Schmerzen bei Erkältungskrankheiten und grippalen Infekten. Adolorin ist eine Wirkstoffkombination (1 Tablette enthält als pharmakologisch wirksamen Bestandteil Propyphenazon, Paracetamol und Coffein) mit rasch einsetzenden schmerzstillenden, fiebersenkenden und schwach entzündungs-hemmenden Eigenschaften. © Manfred Kienpointner 2007

© Manfred Kienpointner 2007 Mater latina Eurolateinische Elemente: Adolorin: A- + dolor- + in < gr. a- privatives Präfix "nicht-, un- + dolor < lat. dolor + -in Suffix; ade: "lebwohl! < altfrz. adé!, bereits im Mittelalter entlehnt, adé = Adieu! < frz. à dieu! (16.-17. Jhdt.) < lat. ad deum; Tablette < frz. tablette "Holzbrett zum Abstellen von Geschirr" im 19./20. Jhdt. in der Bedeutung "Tablette" erneut entlehnt; < frz. table "Brett, Tafel" < lat. tabula "Brett, Tafel"; gratis: < lat. gratis, ursprgl. gratiis; erstarrter Ablativ von lat. gratia, wörtl. "um bloßen Dank" = "umsonst"; Apotheke: < lat. apotheca "Vorratskammer (für Heilkräuter)" < gr. apothéke "Speicher, Scheune“. Infekt: < lat. infectum "Infektionskrankheit"< lat. inficere "tränken, färben, vergiften"; Rheuma: "schmerzhafte Gelenks-/Muskel-/Nervenerkrankung": < lat. rheuma < gr. rheúma "Fließen, Strom, Rheuma". Menstruation: < lat. menstruare "die Monatsblutung haben"; Fieber: < lat. febris; Kombination: < spätlat. combinatio "Vereinigung"; Pharmakologie "Wissenschaft von der Heilmitteln": < gr. phármakon "Gift, Heilmittel", gr. lógos "Wort, Rede, Satz";; Propyphenazon und Paracetamol sind Verkürzungen chemischer Strukturformeln, und enthalten u.a. eurolateinische Elemente wie die Präfixe pro-, para-, acetum "Essig", -phen- < gr. phaíno "scheinen"; Effekt: < lat. effectus "Vollendung, Wirkung". © Manfred Kienpointner 2007

Mater latina Latein in der europäischen Geístesgeschichte: Logik Die Logik im Sinn einer Theorie vom folgerichtigen, konsistenten bzw. logisch gültigen Schließen wurde in Europa von Platon (427-347 v.Chr.) vorbereitet und von seinem größten Schüler Aristoteles (384-322) explizit formuliert in Teiltheorien von mehr oder weniger strengen Formen des Schließens mustergültig ausdifferenziert. Aristoteles unterschiedet verschiedene Arten von Syllogismen/ Schlüssen (dt. Syllogismus, engl. syllogism, frz. syllogisme < gr. συλλογισμός – syllogismós "Zusammenrechnen, logischer Schluß"). Apodeiktische Schlüsse behandelt er in seinen Analytiken, dialektische Schlüsse in seiner Topik und rhetorische Schlüsse (dt. Enthymem, engl. enthymeme, frz. enthymème < gr. ἐνθύμημα– enthýmema "Gedanke, Grund, rhetorischer Schluß") in seiner Rhetorik. © Manfred Kienpointner 2007

© Manfred Kienpointner 2007 Mater latina Die Stoiker (grundlegend: Chrysippos von Soloi; ca. 281-208 v.Chr.) fügten den gültigen Schlüssen solche der Aussagenlogik hinzu, die heute üblicherweise mit lateinischen Termini bezeichnet werden (Modus ponens, Modus tollens, Disjunktiver Syllogismus): Modus (ponendo) ponens: Wenn p, dann q; p; also: q. Modus (tollendo) tollens: Wenn p, dann q; nicht-q; also: nicht-p. Disjunktiver Syllogismus (auch: Modus tollendo ponens): Entweder p oder q; nicht-p; also: q. © Manfred Kienpointner 2007

© Manfred Kienpointner 2007 Mater latina Schließlich wurden in der mittelalterlichen Scholastik (und zwar von William of Shyreswood und Petrus Hispanus im 13. Jhdt.) die gültigen aristotelischen Syllogismen, die auf 24 gültige in vier Figuren erweitert worden waren, mit lateinischen Merkformeln bezeichnet, die mnemotechnisch Auskunft über ihre Struktur geben: 1. Figur: Barbara, Celarent, Darii, Ferio, Barbari, Celaront 2. Figur: Baroco, Cesare, Camestres, Festino, Camestrop, Cesaro 3. Figur: Bocardo, Datisi, Disamis, Ferison, Darapti, Felapton 4. Figur: Calemes, Dimatis, Fresison, Bamalip, Calemop, Fesapo © Manfred Kienpointner 2007

© Manfred Kienpointner 2007 Mater latina Konklusion: (Graeco-)latine loquimur! Der Einfluß des griechisch-lateinischen Wortschatzes, insbesondere der eurolateinischen Wörter in den modernen europäischen Sprachen, in der Alltagssprache wie in der Fachsprache, kann als enorm bezeichnet werden, sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht. Dies gilt nicht nur für die romanischen Sprachen, sondern auch, wie die obigen zahlreichen Beispiele gezeigt haben, auch für die germanischen und slawischen Sprachen und sogar auch für nicht-indoeuropäische Sprachen wie das Ungarische und Türkische. Daraus kann gefolgert werden, dass eine Kenntnis des lateinischen Grundwortschatzes sehr hilfreich bei der Erlernung der meisten europäischer Sprachen, beileibe nicht nur der romanischen Sprachen oder des Englischen sehr nützlich sein kann. Ferner kann und soll der Lateinunterricht für möglichst breite Schichten der Bevölkerung dazu beitragen, dass die Bildungsbarrieren, die durch Unkenntnis der wissenschaftlichen Fachterminologien, aber auch "gelehrter" gräkolateinischer Elemente im Alltagswortschatz moderner europäischer Sprachen entstehen, zumindest teilweise abgebaut werden. © Manfred Kienpointner 2007