Armut und Beschäftigung in Deutschland

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 Präsentation transkript:

Armut und Beschäftigung in Deutschland Erkenntnisse des Datenreports 2013

Was ist der Datenreport? Sozialbericht 14. Auflage seit 1999 Herausgeber: Bundeszentrale für politische Bildung, Statistisches Bundesamt, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung Daten zur Bevölkerungsentwicklung, Arbeit, Armut, politischer Teilhabe, Gesundheit, Familie Herausgeber des Datenreports sind die Bundeszentrale für politische Bildung, das Statistische Bundesamt und das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung Verschiedene Datenquellen, Statistisches Bundesamt und SOEP-Daten Das Sozioökonomische Panel (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung Das SOEP ist eine Langzeitstudie, in deren Rahmen jedes Jahr 25.000 Menschen in Deutschland zu sozioökonomischen Themen befragt werden. Jedes Jahr werden die gleichen Personen befragt, um Rückschlüsse auf gesellschaftliche Trends und Veränderungen ziehen zu können. Themen sind u.a. Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung, Gesundheit, gesellschaftliche Partizipation, subjektives Wohlbefinden, Haushaltszusammensetzung etc.) Das SOEP existiert seit 1984 Daten aus einer Vielzahl gesellschaftlicher Bereiche (Bevölkerungsentwicklung, Arbeit, Armut, politische Teilhabe, Gesundheit, Familie) „Durch die wissenschaftliche Einordnung ergibt sich ein Gesamtbild der Lebensverhältnisse unserer Gesellschaft.“ (Datenreport 2013, Vorwort) FB Sozialpolitik

Armut in Deutschland hat zugenommen Kernbotschaften Armut in Deutschland hat zugenommen Dauerhafte Armut hat zugenommen Jüngere, Ältere und Frauen sind besonders häufig betroffen Beschäftigungsquote hat zugenommen ABER: vor allem atypische Beschäftigung Das Arbeitsvolumen hat abgenommen FB Sozialpolitik

Armutsgefährdung in Deutschland nimmt zu, vor allem bei Älteren Definition Armutsgefährdungsquote: Der Anteil derer, die ein Nettoäquivalenzeinkommen von weniger als 60% des Medianeinkommens zur Verfügung haben Nettoäquivalenzeinkommen: Konstruierte Rechengröße, nach Anzahl der Haushaltsmitglieder gewichtetes Haushaltsnettoeinkommen Haushaltsbruttoeinkommen beinhaltet alle haushalts- und personenbezogenen Einnahmen (auch Sozialleistungen oder private Transferzahlungen und Kapitalerträge) Das Nettoäquivalenzeinkommen spiegelt das verfügbare Einkommen eines Haushaltsmitgliedes wieder, nach allen Einnahmen und Abzügen (Steuern, SV) Medianeinkommen liegt in der Mitte aller Einkommen, 50% sind niedriger, 50% sind höher als das Medianeinkommen (würden alle Menschen in einer Gruppe sich ihren Einkommen nach aufreihen, läge das Medianeinkommen bei dem, der in der Mitte stünde) Medianeinkommen ≠ Durchschnittseinkommen Das Medianeinkommen wird nicht durch extreme Ausreißer am unteren oder vor allem oberen Rand verzerrt und bildet daher einen statistisch robusteren Richtwert über die wirkliche Verteilung von Einkommen innerhalb der Gesellschaft, da das Durchschnittseinkommen (bedingt durch wenige Vielverdiener) meist höher als das Medianeinkommen liegt Die Armutsgefährdungsquote ist daher ein relativer Wert, der absolut vom Medianeinkommen abhängig ist. Medianeinkommen und Armutsgefährdungsquote betrugen absolut (in Euro pro Jahr): 2007: 18.309 – 10.986 / 915,50 € pro Monat 2008: 18.586 – 11.151 / 929,25 € pro Monat 2009: 18.797 – 11.278 / 939,83 € pro Monat 2010: 19.043 – 11.426 / 952,16 € pro Monat Quelle: Datenreport 2013, 2011, 2008, Statistisches Bundesamt FB Sozialpolitik

Einmal arm – immer arm? Nicht nur Armutsrisiko hat zugenommen, sondern auch die Dauer der Armut Grafik basiert auf Paneldaten des SOEP - zeigt den Verbleib im untersten Einkommensquintil (untere 20%) innerhalb vier verschiedener 4-Jahreszeiträume 2007-2011: 64,4% der Befragten (die sich im untersten Einkommensquintil befanden) verblieben im 4-Jahreszeitraum im untersten Einkommensquintil, im Zeitraum von 1992-1996 waren dies „nur“ 54,2% Somit ist der Anteil der Befragten im untersten Quintil (die ärmsten), die „aufsteigen“ konnten, innerhalb von ~20 Jahren um 10 Prozentpunkte gesunken Quelle: Datenreport 2013, Statistisches Bundesamt FB Sozialpolitik

Anteil von Solo-Selbstständigen und atypisch Beschäftigten steigt Oft proklamiert: Beschäftigungsboom in Deutschland 2012: 41,55 Millionen Erwerbstätige insgesamt (Hoch) Boom? Formal ja, jedoch getragen durch die Zunahme von Solo-Selbstständigen und atypisch Beschäftigten Quelle: Datenreport 2013, Statistisches Bundesamt FB Sozialpolitik

Das Arbeitsvolumen hat abgenommen 1991: 60,08 Milliarden Stunden, pro Erwerbstätigen 1.552,0 Stunden 2012: 57,97 Milliarden Stunden, pro Erwerbstätigen 1.393,3 Stunden Minijobs und unfreiwillige Teilzeit Quelle: Datenreport 2013, Statistisches Bundesamt FB Sozialpolitik

Höheres Niedriglohnrisiko bei atypisch Beschäftigten Die Balken zeigen den Anteil der Arbeitnehmer, die im Jahr 2010 nur einen Niedriglohn erhalten haben (3 verschiedene Grundgesamtheiten, Arbeitnehmer insgesamt, Normalarbeitnehmer, atypisch Beschäftigte) Niedriglohn = Weniger als 2/3 des Medianverdienstes (Berechnung analog zu Medianeinkommen) „49,8 % der atypisch Beschäftigten verdienten lediglich einen Niedriglohn“ „10,8 % der Arbeitnehmer in Normalarbeitsverhältnissen verdienten lediglich den Niedriglohn“ Quelle: Datenreport 2013, Statistisches Bundesamt FB Sozialpolitik

Wer arm ist, muss früher sterben Die Balken zeigen die Lebenserwartung von Menschen verschiedener Einkommensgruppen ab Geburt an Unterschiede bestehen nicht nur zwischen der niedrigsten und der höchsten Einkommensgruppe, sondern auch zwischen den mittleren  linearer Verlauf Quelle: Datenreport 2013, Statistisches Bundesamt FB Sozialpolitik

Was tun? Mehr Verteilungsgerechtigkeit – solidarische Umverteilungspolitik Arbeitsmarkt neu ordnen – soziale Sicherheit statt prekärer Arbeit Solidarität und Nachhaltigkeit – Finanzierung des Sozialstaates sichern Generationenvertrag erneuern – Lebensstandardsicherung und Armutsvermeidung in der gesetzlichen Rente Leistungsrecht reformieren – existenzsichernde Leistungen für Arbeitslose Gute Arbeit für ein gutes Leben! FB Sozialpolitik