Förderung und Evaluation des Lerntransfers aus Sicht der arbeitspsychologischen Trainingsforschung PD Dr. Niclas Schaper Psychologisches Institut der.

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Das E-Portfolio – essentielles Instrument zukünftiger Wissensarbeit? 27. Community-Treffen der PWM, 23. Februar 2007 Paul Meinl GF, factline Webservices.
Advertisements

Internet und Computer Based Training –
Vorlesung zur Lehrveranstaltung „Internet-Learning“ im SS 2003
Akzeptanz des Web 2.0 in der Bildung
Dr. Christian Hänger, Magnus Pfeffer
Pro-Skills-Hintergrundphilosophie
Externe Unterstützung für die
TU- Dresden Dipl. Psych. Jenny Krist Prof. Dr. Hermann Körndle
Thesen zu ganzheitlichem, handlungsorientiertem Unterricht im Lernfeld
Veränderung Organisationen:
ITB-Kolloquium „Kompetenzdiagnostik“ Mittwoch, 18. April 2007
Methoden- Training nach Heinz Klippert Gunhild Wagner, WS
Arbeitsplätze nachhaltig gestalten Das Haus der Arbeitsfähigkeit
Teil 2 Marco Fileccia Kurze Wiederholung Teil 1 Prinzip Gruppenbildung
Alternativen zur Online-Klausur
Kooperatives Lernen in Videokonferenzen: Förderung der Effektivität durch external repräsentierte Strukturangebote Bernhard Ertl & Heinz Mandl Ludwig-Maximilians-Universität.
Kann man mit Skripts lernen besser netzbasiert zu kooperieren?
VL Trainingswissenschaft 2
Nur wer aktiv ist, lernt! __________ Kooperatives Lernen und kooperative Lernformen im Religionsunterricht.
Vorlesung Gestaltung von soziotechnischen Informationssystemen - RequirementsEngineering und Contextual Design- Thomas Herrmann, Lehrstuhl Informations-
Dr. Jessica Blings Prof. Andreas Fischer
Neue Medien im Erdkundeunterricht
Eignung von Grammatik-basiertem Layout für grafische Programmiersprachen Seminar Layout-Algorithmen für Graphen Institut für Informatik Christian-Albrechts.
Was ist DELV – Was will DELV ?
Learning by Working In 5 Phasen
Personal-entwicklung
Dr. Ella Scherp und Dr. Günther Vedder
Verhinderung von Störungen vs. Förderung von Gesundheit
Menschen was sie bewegt, was die bewegen Vortrag, 17. September 2013
KOMPETENZORIENTIERTES UNTERRICHTEN
10.1 Recherche: Lernenden-Ebene
Präsentation von Heinz Ernst Hauptsächliche Quelle:
Autorin: Manuela Paechter, Uni Graz Qualitätssicherung in der Lehre mit Neuen Medien. Ideal und Realität aus der Perspektive einer Lehrenden Manuela Paechter.
Herzlich willkommen! Ihre Referentin: Dr. Elfriede Schmidinger
Schwerpunkt- und Spezialisierungsfach E-Learning Februar 2010.
Gerhard Steiner (Universität Basel)
Problem basiertes Lernen und Lehren in der Praxis
Erlebnis mit Ergebnis.. Das große Ziel der Bildung ist nicht Wissen, sondern Handeln. Herbert Spencer ( ), engl. Philosoph u. Sozialwissenschaftler.
Birgit Wittenberg Kompetenzzentrum eLearning Niedersachsen
Modul 1 Didaktik C.B. Lang, L.Mathelitsch, KF Universität Graz
Neue Kulturen der Wissenschaft: Forschen Frauen anders
ICT-Projektmanagement & OE Magisterstudium Wirtschaftsinformatik
Unternehmens-profil.
E-learning e-learning. e-learning e-learning Begrifflichkeiten... Überbegriff: e-learning Lernen mit Hilfe von Informations- und Kommunikationstechnologie.
Prof. Dr. Cornelia Gräsel Fachrichtung Erziehungswissenschaft
Arbeiten mit Kompetenzrastern und Checklisten
Zur Optimierung teamorientierter Wissensstrategien
Qualified for the Job BLENDED APPROACH Kombination aus e-Training und Präsenztraining Tübingen, den Andreas Maurer, Geschäftsbereich e-Training.
Das Prozessmodell im Geschichtsunterricht
Multimedia in der Produktionstechnik
2. IT-Weiterbildung mit System 2. 2
Das Essener-Lern-Modell
Referentin: Sofia Michaela Klonovsky
Konstruktivismus Wahrnehmung Konstruktion Interpretation Objektivität
Projektbüro für förder- und kompetenzorientierten Unterricht
28. Mai 2004Dr. Bettina Pfleging1 Medienkompetenz Mediengestaltung braucht ist Teil von Medienwirksamkeit bestätigt benötigt Neue Medien Bildung ermöglichen.
Wissenschaftliche Begleitung: Erkenntnisse und Perspektiven
© ettmueller  Berufsbildende Schule II - Wirtschaft und Verwaltung, Kaiserslautern  Interne Fortbildung im Beruflichen Gymnasium 1 Wann geht‘s endlich.
Schwerpunktfach Strategisches Management
Schwerpunkt- und Spezialisierungs- fach E-Learning Schwerpunkt- und Spezialisierungsfach E-Learning Wer sind wir? Was ist E-Learning? Ziel Struktur.
Nicole Baus Carolin Röser
Dagmar Much Empirische Erhebung Bildungsträger und Bildungsplaner.
„Qualifizierung und Innovation“
© 2011 by Weise. SchuB IV Qualifizierungskonzept Lernen und Arbeiten in Schule und Betrieb 2011/2012 © 2011 by Weise.
2. IT-Weiterbildung mit System 2.3. Organisation und Elemente einer arbeitsprozess- integrierten Qualifizierung für IT-Spezialisten.
Kooperatives Lernen.
Prof. Dr. Andreas Voss, Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg Präsentation am Freitag, 27. März 2009, TU Dortmund, Fakultät Erziehungswissenschaft.
Weiterbildung im Prozess der Arbeit © W. Bauer 1 Konzeption - Ablauf - Inhalte Waldemar Bauer Institut Technik + Bildung Universität Bremen
Themen der pädagogisch psychologischen Diagnostik (Sommersemester 2006) Martin Brunner Lehr-Evaluation Martin Brunner Max-Planck-Institut für.
Unterrichten und Lernumgebungen gestalten
 Präsentation transkript:

Förderung und Evaluation des Lerntransfers aus Sicht der arbeitspsychologischen Trainingsforschung PD Dr. Niclas Schaper Psychologisches Institut der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Gliederung: Transferverständnis Einflussfaktoren des Lerntransfers Maßnahmen zur Unterstützung des Lerntransfers Anwendungsbeispiel „DiagnoseKit“ Anwendungsbeispiel „Coronet“ Evaluation von Transfereffekten PD Dr. Niclas Schaper Workshop Cyberbildung, IWM-Tübingen

Transferverständnis der arbeitspsychologischen Trainingsforschung Transferdefinitionen (Gentner, 1989; Baldwin & Ford, 1988; Ford & Weissbein, 1997) Transfer erfolgt, wenn ein Lernprozess stattgefunden hat (Lernfeld) und der Lerner in einem veränderten Zusammenhang (Funktionsfeld) mit einer Aufgabenstellung konfrontiert ist, auf die eine Anwendung des Gelernten sinnvoll und hilfreich ist. Übertragung und Anwendung von gelerntem Wissen und Fähigkeiten am Arbeitsplatz Aufrechterhaltung des Lerntransfers am Arbeitsplatz Transferarten (Mandl et al., 1991; Bergmann & Sonntag, 1999) Positiver Transfer, negativer Transfer, Nulltransfer Horizontaler Transfer, vertikaler Transfer Art der Transferdistanz: Naher Transfer, Weiter Transfer Binnen-, Inhalts-, Kontexttransfer PD Dr. Niclas Schaper Workshop Cyberbildung, IWM-Tübingen

Einflussfaktoren des Lerntransfers beim beruflichen Lernen (Cannon-Bowers et al., 1995; Bergmann & Sonntag, 1999) Vorwissen/Fähigkeiten Einstellungen zur Arbeit Lernmotivation Zielorientierung Lernen Selbstwirksamkeit Selbstmanagmentfertigk. Charakteristika der Lernenden Organisationales Umfeld Lernfeld Anwendungsbezug der Lerninhalte Praktische Übungs-möglichkeiten Methodisch-didak-tische Gestaltung Funktionsfeld Anwendung Generali-sierung Aufrecht-erhaltung Weiter-entwicklung Gelegenheit zur Anwendung Handlungsspielraum Arbeitsbelastung Erwartete Konse-quenzen Lernen Aneig-nung Behal-ten Führungsverhalten Kommunikation Kollegen Anreizsysteme Partizipationsmöglich. Art der Personalentwickl. Unternehmensziele PD Dr. Niclas Schaper Workshop Cyberbildung, IWM-Tübingen

Maßnahmen zur Unterstützung des Lerntransfers beim beruflichen Lernen (Lemke, 1995; Schaper, 2000) Gestaltung der Lernumgebung Anleitung des Transfers Einbindung des Arbeitsumfeldes Soziale Einbettung Bedarfsanalyse Partizipative Bestimmung der Lerninhalte/-ziele Anwendungsbe-zug/Realitätsnähe Prakt. Übungs-möglichkeiten Transferorientierte Wissensvermittl. Multiple Kontexte/ Perspektiven Integration in Arbeitsprozess Vereinbarung von Transferzielen Selfmonitoring/ -kontrolle fördern Transferproblem-antizipation Modelle des Transferverhal-tens präsentieren Follow Up Training Vor- und Nachbe- reitungsgespräche mit Vorgesetzten Einbindung des Vorgesetzten in Training Anreize für erfolg. Anwendung Einbindung in Entwicklungs-/ Karriereplanung Verknüpfung mit OE-Maßnahmen Bildung anwen-dungsbezogener Lerngruppen Bildung von Lern-/ Umsetzungsgrup-pen Mentoring durch Experten Einbindung in Communities of Practice PD Dr. Niclas Schaper Workshop Cyberbildung, IWM-Tübingen

Anwendungsbeispiel „Diagnose-KIT“ PD Dr. Niclas Schaper Workshop Cyberbildung, IWM-Tübingen

Instruktionsgestaltung und Transferunterstützung bei DiagnoseKit Prinzipien konstruktivistischer Instruktionsgestaltung zur Förderung des Strategietransfers bei Diagnose-KIT Cognitive Apprenticeship Approach (z.B. Collins et al., 1989; Schaper et al., 2000)  Modelling  Coaching/Scaffolding  Fading  Reflection/Articulation  Exploration Anchored Instruction Approach (z.B. CTGV, 1993; Michael et al., 1993)  Einbettung in Anwen- dungskontext  Demonstration des Transfers anhand von Videobeispielen Gestaltung situierter Lernumgebungen (z.B. Mandl et al., 1995; Schaper, 1997; Sonntag, 1996)  Authentizität/Situiert- heit  Multiple Kontexte  Multiple Perspektiven  Sozialer Kontext Instruktionsgestaltung und Transferunterstützung bei DiagnoseKit Gestaltung einer realitätsnahen Aufgabenumgebung Demonstration der Strategieanwendung anhand von Expertenvideos Einsatz von kontextsensitiven Hilfen beim diagnostischen Problemlösen Anleitung und Förderung der Reflexion von Problemlöseerfahrungen Demonstration des Transfers der vermittelten Diagnosestrategien PD Dr. Niclas Schaper Workshop Cyberbildung, IWM-Tübingen

Anwendungsbeispiel „Coronet“ Community of practice - Trainer - Tutor - Coach - Knowledge Worker - Trainee - Coachee Public Group: - Topic specific discussion forum brainstorming forum Peer Group: - Learning goal specific Training Group: - Course specific Learning Methods Case based learning: - Accessing learning resources based on „knowledge card“ concept - Asking questions and getting answers - Contributing on-the-fly - Collaborating in topic specific discussion forum - Receiving tutoring/coaching Theme based learning: ......... Web based training: .......... Web based tutoring: Knowledge sharing: ........... Platform Repository Main Functionality: - Personal desktop - Knowledge card panel - Learning goal panel - Learning course panel - Discussion forum panel - Brainstorming - Tutoring/ coa- ching Panel - Extending do- cuments panel - Administration tools Learning Resources: - Learning unit - Learning course - Documents - Project reports - Experience reports threads - Templates Person Contacts: - Trainer - Tutor - Coach - Moderator - Group members PD Dr. Niclas Schaper Workshop Cyberbildung, IWM-Tübingen

Evaluation von Transfereffekten (Ford & Weissbein, 1995; Smith-Jentsch et al., 2001) Empirische Zugänge Selbstbeurteilung Fremdbeurteilung Verhaltensmaße Art der Transfer-maße allgemein transferspezifisch Transferarten horizontal vertikal Quantifizierung des Lerntransfers Transferkriterien Motivation/Einstel-lung Transfermotivation Job Involvement Karriereziele Allgemeine Fähigkeiten Intelligenz Soziale Kompetenz Persönlichkeits-variablen Selbstwirksamkeit Offenheit für Erfahrg. Vorerfahrungen Breite und Tiefe Lernstrategien Charakteristika Lernende Transferklima Unterstützung durch Führungskraft Unterstützung durch Kollegen Gelegenheit zur Anwendung Häufigkeit Aufgabentypen Arbeitsgestaltung Handlungsspielraum Aufgab.transparenz Lernkultur lernrelevante Werte und Normen Charakteristika Arbeitsumfeld Interventions- studien zu Ver- änderungen des Arbeitsumfelds Interaktion von Personvariablen mit Arbeitsumfeld Multilevel- Analysen Individuelle Ebene Team-/Abtlgs.ebene Organisationsebene Designfragen PD Dr. Niclas Schaper Workshop Cyberbildung, IWM-Tübingen

Trainingsstudie mit DiagnoseKit Vorbereitungsphase - Auffrischung steuerungs- technischen Wissens - Einführung in Fertigungs- anlage und CBT 1 Tag 0,5 Tage 1,5 Tage 2 Tage Prätest - Fragebogen Lernorientierung - 3 Störungen - Strategiefragebogen - Parallelisierung. der Exp.grp. Trainingsphase am CBT - 12 Störungen (3 Bereiche) mit kognit. Modellierung (N=21): 6 Expertenvideos ohne kognit. Modellierung (N=19): „Auflösung“ der Störungen Post-/Transfertest - Evaluationsfragebogen - Binnentransfer (3 Störungen) - Inhaltstransfer (2 Störungen) - Kontexttransfer (2 Störungen) - Strategiefragebogen PD Dr. Niclas Schaper Workshop Cyberbildung, IWM-Tübingen

Erfolgsrate der Störungsdiagnose bei den Testaufgaben (*) (*) (*) = Fast signifikant PD Dr. Niclas Schaper Workshop Cyberbildung, IWM-Tübingen

Fazit Wissens- und Fähigkeitstransfer sind zentrale abhängige Variablen bei der Gestaltung computer- und internetgestützter Lernszenarien Lerntransfer ist beim Einsatz solcher Szenarien im beruflichen Kontext nicht nur abhängig von der Gestaltung der Lernumgebung, sondern auch von Arbeitsumfeldfaktoren und personalen Charakteristika der Lernenden Bei Gestaltung computer-/internetgestützter Lernszenarien sind daher auch Maßnahmen zur direkten Anleitung des Transfers, zur Einbindung des Arbeitsumfeldes und zur sozialen Einbettung zu berücksichtigen Bei Evaluation von Transferverhalten/–leistungen sollte die multi- faktorielle Natur sowohl der abhängigen als auch der unabhängigen bzw. moderierenden Einflussfaktoren angemessener berücksichtigt werden PD Dr. Niclas Schaper Workshop Cyberbildung, IWM-Tübingen

PD Dr. Niclas Schaper Workshop Cyberbildung, IWM-Tübingen

Gestaltung einer realitätsnahen Aufgabenumgebung Zentrale Gestaltungsaspekte der Aufgabenumgebung Realitätsgerechte Wiedergabe der Anlage und ihrer Komponenten Dynamische Simulation der Anlagenbewegungen Eingriffe im Simulator entsprechen realen Handlungen Verfügbarkeit aller diagnostischen Tools wie in der Realität Simulation multipler, authentischer Anlagenstörungen Strategische Elemente der Softwareentwicklung Vorbereitende Arbeits- und Aufgabenanalysen Interdisziplinäre Zusammenarbeit in einem Designteam Formative Evaluationsschritte PD Dr. Niclas Schaper Workshop Cyberbildung, IWM-Tübingen

Gestaltung der Expertenvideos zur kognitiven Modellierung Zentrale Gestaltungsaspekte der Videos zur kognit. Modellierung Demonstration von diagnostischen Strategien durch einen Experten Erläuterung von konkreten Diagnosehandlungen und -schritten Verbalisierung kognitiver Prozesse während der Störungsdiagnose Zeigen der Expertenvideos jeweils nach eigener Aufgabenbearbeitung Aufforderung zum Vergleich mit Expertenvorgehen Strategische Elemente der Videoproduktion Vorbereitende Kognitive Aufgabenanalysen Interdisziplinäre Zusammenarbeit in einem Filmteam Formative Evaluationsschritte PD Dr. Niclas Schaper Workshop Cyberbildung, IWM-Tübingen

PD Dr. Niclas Schaper Workshop Cyberbildung, IWM-Tübingen

PD Dr. Niclas Schaper Workshop Cyberbildung, IWM-Tübingen

PD Dr. Niclas Schaper Workshop Cyberbildung, IWM-Tübingen

PD Dr. Niclas Schaper Workshop Cyberbildung, IWM-Tübingen

PD Dr. Niclas Schaper Workshop Cyberbildung, IWM-Tübingen