Denknetz-SAH-Tagung, Bern Globalisierte Lohnarbeit im Privathaushalt: Wege aus der Prekarität Prof. Dr. Maria S. Rerrich Weltmarkt Privathaushalt: Globalisierung.

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 Präsentation transkript:

Denknetz-SAH-Tagung, Bern Globalisierte Lohnarbeit im Privathaushalt: Wege aus der Prekarität Prof. Dr. Maria S. Rerrich Weltmarkt Privathaushalt: Globalisierung eines prekären Arbeitsmarktes

Weltmarkt Privathaushalt Prof. Dr. Maria S. Rerrich, 1. Haushaltsarbeit ist unsichtbare Arbeit Arbeit von Frauen im Privatbereich sichtbar nur, wenn sie nicht verrichtet wird wenig Ansehen wenig Anerkennung, obwohl gesellschaftlich unerlässlich Ist Haushaltsarbeit die Arbeit, die niemand mehr machen will?

Weltmarkt Privathaushalt Prof. Dr. Maria S. Rerrich, 2. Häusliche Arbeit heute: neu und dennoch unverändert Lebensführung mobiler und komplexer alternde Bevölkerung Lebensformen pluraler (Alleinerziehende, kaum Mehrgenerationenhaushalte) größzügigere Wohnungen (unbezahlte) Arbeitskraft der Frauen: heute keine Naturressource mehr, aber: Haushalte, Kinder, Kranke und Alte müssen weiter versorgt werden

Weltmarkt Privathaushalt Prof. Dr. Maria S. Rerrich, 3. Weltmarkt Privathaushalt globaler Markt für Haushaltsarbeit cosmobile Haushaltshilfen Mobilität eine zentrale und oft die einzige Ressource für Frauen ethnische Zuschreibungen qualifizieren Frauen für Haushaltsarbeit neue Technologien erleichtern Transmigration als Lebensform Arbeit in den rechtlichen Grauzonen: –Schwarzarbeit als Normalfall –verschiedene Formen der Illegalität

Weltmarkt Privathaushalt Prof. Dr. Maria S. Rerrich, 4. Wichtige Differenzierungen Die Situation der Migrantinnen unterscheidet sich gravierend, z.B. je nach –nationaler Herkunft –Alter –Familiensituation –Rechtliche Umstände –Arbeitsbedingungen –Dauer des Aufenthaltes u.v.m.

Weltmarkt Privathaushalt Prof. Dr. Maria S. Rerrich, 5. Warum sind wir auf Migrantinnen angewiesen? wohlfahrtsstaatliche Konstrukte oft nicht zeitgemäß Versorgungslücke in den Haushalten: offizielle Angebote passen oft nicht in den Alltag Migrantinnen bringen Ressourcen: –zeitliche Flexibilität –örtliche Beständigkeit Unsere Ressourcen = häufig Mängel ihrer Lebensführung

Weltmarkt Privathaushalt Prof. Dr. Maria S. Rerrich, 6. Eine unsichtbare globale Frauen-Bewegung Haushaltsarbeiterinnen unterwegs rund um den Globus historische Traditionen der Migrationströme –Vom Land in die Stadt – koloniale Verbindungen Migration hat viele Gründe: –ökonomische –Familiale –Qualifikation –Persönliche u.a.m.

Weltmarkt Privathaushalt Prof. Dr. Maria S. Rerrich, Das Beispiel der Amahs von Hong Kong Gezielte Förderung der migrantischen Haushaltsarbeit seitens einiger Entsendeländer Wirtschaftsfaktor: die Remmissen der Haushaltsarbeiterinnen Fotos: Gedeon Peteri, Dezember 2008,

Weltmarkt Privathaushalt Prof. Dr. Maria S. Rerrich, Freizeitgestaltung

Weltmarkt Privathaushalt Prof. Dr. Maria S. Rerrich, Ein Zimmer in der Innenstadt Fotos:

Weltmarkt Privathaushalt Prof. Dr. Maria S. Rerrich, Besucherinnen werden empfangen Fotos:

Weltmarkt Privathaushalt Prof. Dr. Maria S. Rerrich, Pediküre in der City

Weltmarkt Privathaushalt Prof. Dr. Maria S. Rerrich, Kartenspiele und Telefonate Fotos:

Weltmarkt Privathaushalt Prof. Dr. Maria S. Rerrich, Überweisungen im Remittance Center Foto:

Weltmarkt Privathaushalt Prof. Dr. Maria S. Rerrich, Geschenkeversand

Weltmarkt Privathaushalt Prof. Dr. Maria S. Rerrich, 7. Ambivalente Folgen für die Heimatländer Einerseits: Die Sendungen der Migrantinnen sind überlebensnotwendig –für die Angehörigen –für Gemeinden –für Staaten (z.B. Philippinen, Ecuador, Moldawien)

Weltmarkt Privathaushalt Prof. Dr. Maria S. Rerrich, …..andererseits: Brain drain in den Herkunftsländern fehlen Fachkräfte Care drain durch Import von Zuwendung Global care chain: Weltweit werden Frauen von Frauen entlastet.

Weltmarkt Privathaushalt Prof. Dr. Maria S. Rerrich, 8.Und ewig so weiter? Ungelöste Probleme Die neue Dienstbotenschicht: (nicht ganz neue) Interessensgegensätze von Frauen um Haushaltsarbeit patriarchale Modernisierung von Familien Abschöpfung von Humanressourcen bei Auslagerung der resultierenden Kosten Quasifeudale Strukturen in der Demokratie > neue Strukturen im Wohlfahrtsstaat? > transnationale Sozialpolitik?

Vielen Dank! Prof. Dr. Maria S. Rerrich Hong Kong 2008 Foto: