Kristallchemie und Strukturdatenbanken

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Ionenbindung.
Advertisements

Anzahl der ausgefüllten und eingesandten Fragebögen: 211
Handelskalkulation Inhaltsverzeichnis
Spinell-Struktur.
Vorlesung: 1 Betriebliche Informationssysteme 2003 Prof. Dr. G. Hellberg Studiengang Informatik FHDW Vorlesung: Betriebliche Informationssysteme Teil3.
Die Projektgruppe heißt Sie herzlichst willkommen
LS 2 / Informatik Datenstrukturen, Algorithmen und Programmierung 2 (DAP2)
Telefonnummer.
Die Bildung von Salzen am Beispiel von Kochsalz
Konzepte der Anorganischen Chemie II Dieter Rehder
Mischkristalle SS 2008 B. Sc. GMG
Periodisches Motiv 2D (3D) mit der kleinsten Fläche (Volumen)
Werkstoffe aus der Sicht der Strukturlehre
1 JIM-Studie 2010 Jugend, Information, (Multi-)Media Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) Landeszentrale für Medien und Kommunikation.
Statistiken und Tabellen
EF: Standards + H2O red = H2O.
Rechneraufbau & Rechnerstrukturen, Folie 2.1 © W. Oberschelp, G. Vossen W. Oberschelp G. Vossen Kapitel 2.
Vorlesung: 1 Betriebliche Informationssysteme 2003 Prof. Dr. G. Hellberg Studiengang Informatik FHDW Vorlesung: Betriebliche Informationssysteme Teil2.
Differentielles Paar UIN rds gm UIN
Prof. Dr. Bernhard Wasmayr
Studienverlauf im Ausländerstudium
Titan.
H Nein X2O neutral -253 °C 1 u 37 pm Elektrische Leitfähigkeit
H Elektrische Leitfähigkeit Nein Formel des Oxids X2OX2O Wässr. Lsg. des Oxids reagiert neutral Siedetemperatur - 253°C Atommasse 1 u Atomradius 37 pm.
Prof. Dr. Bernhard Wasmayr VWL 2. Semester
AWA 2007 Natur und Umwelt Natürlich Leben
Ionenbindungen Ionengitter und Kristallsysteme
Zerlegung von Quadraten und ????
Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Übersicht über die Lehrveranstaltung Grundlegende Bestimmungsfaktoren der Praxis.
20:00.
Anorganische Kristallchemie
Perowskit (Übung 1) ? CaTiO3 Mineral kubisch a = 3.8 Å orthorhombisch
Zusatzfolien zu B-Bäumen
4 GB flat surfen & mailen mit LTE bis zu 100 MBit/s Telefon-Flat in alle dt. Netze SMS-Flat in alle dt. Netze 1 GB flat surfen & mailen mit LTE bis zu.
Eine Einführung in die CD-ROM
Dokumentation der Umfrage
Metalle und Ionenverbindungen
Syntaxanalyse Bottom-Up und LR(0)
Der Aufbau der Materie: Isotrope Bindungskräfte
Institute of Inorganic Chemistry
7. WocheQuasikristalleW. Steurer Zeitplan WocheIonenkristalle Perowskit kovalente anorganische Verbindungen Zeolithe DLS (Geometrie optimierung)
Addieren und Subtrahieren von Dezimalzahlen
Elementarteilchen + Abstossung Anziehung + – – + –
Aufbauhilfe * * PSE.
Elementarteilchen + Abstossung Anziehung + – – + –
Natriumchlorid-Synthese
Metalle Halbmetalle Nichtmetalle
Messung der Ionisierungsenergie von Wasserstoff
Atomrumpf: Kern und innere Schale
Der Ablauf eines Clear Rex Klärzyklus
Ertragsteuern, 5. Auflage Christiana Djanani, Gernot Brähler, Christian Lösel, Andreas Krenzin © UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2012.
Hafenbetriebskommission Cham
Geometrische Aufgaben
Eine lllustration der Herausforderungen des Stromsystems der Zukunft
Symmetrische Blockchiffren DES – der Data Encryption Standard
Szenisches Lernen Wie Theaterelemente den Unterricht bereichern
Zahlentheorie und Zahlenspiele Hartmut Menzer, Ingo Althöfer ISBN: © 2014 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH Abbildungsübersicht / List.
MINDREADER Ein magisch - interaktives Erlebnis mit ENZO PAOLO
Parkplatz-Orga Diese Version ist vom finale Version!
Sachbezugswerte 2007 (SV-Entgeltverordnung) Sachbezugswerte für freie Verpflegung FrühstückMittagessenAbendessen 1,50 2,67 Monatlicher Wert Verpflegung.
Zusammengestellt von OE3DSB
Folie Beispiel für eine Einzelauswertung der Gemeindedaten (fiktive Daten)
Unternehmensbewertung Thomas Hering ISBN: © 2014 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH Abbildungsübersicht / List of Figures Tabellenübersicht.
Forschungsprojekt Statistik 2013 „Jugend zählt“ – Folie 1 Statistik 2013 „Jugend zählt“: Daten zur Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.
Gedankenlesen Durch Studien fand man heraus, dass Gedanken in einem gewissen Maße lesbar sind.
Folie Einzelauswertung der Gemeindedaten
Datum:17. Dezember 2014 Thema:IFRS Update zum Jahresende – die Neuerungen im Überblick Referent:Eberhard Grötzner, EMA ® Anlass:12. Arbeitskreis Internationale.
1 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest KIM-Studie 2014 Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) Landeszentrale für Medien und Kommunikation.
2 Die chemische Bindung 2.1 Die Ionenbindung
5.2 Physikalische Eigenschaften
 Präsentation transkript:

Kristallchemie und Strukturdatenbanken Lynne McCusker Bernd Schweizer HCI G509 HCI G301 632 37 21 632 45 07 mccusker@mat.ethz.ch schweizer@org.chem.ethz.ch 1. Teil anorganische Kristallchemie L. McCusker Pulverdiffraktometrie 2. Teil organische Kristallchemie B. Schweizer Strukturdatenbanken

Anorganische Kristallchemie Referenzen Kleber, Bautsch, Bohm Einführung in die Kristallographie Kapital 2 Borchardt-Ott Kristallographie Kapital 11 Bloss Crystallography and Crystal Chemistry Kapital 8 & 9 West Solid State Chemistry and its Applications Kapital 7 Wells Structural Inorganic Chemistry Alan Hewat http://www.ill.eu/sites/3D-crystals/

Anorganische Kristallchemie Kristalltypen Molekülkristalle nicht Molekülkristalle Ionenkristalle anorganische Polymere Intermetallische Verbindungen

Anorganische Kristallchemie Kristalltypen Ionenkristalle Ionen vorwiegend anorganische hoch stark NaCl Molekülkristalle Baueinheiten Moleküle Verbindungen vorwiegend organische Symmetrie tief Wechselwirkung zwischen Baueinheiten schwach Beispiel Benzol

Anorganische Kristallchemie Kristalltypen anorganische Polymere intermetallische Verbindungen Baueinheiten Bindungen el. Leitfähigkeit Beispiele keine Moleküle oder molekülähnliche Baueinheiten kovalent kovalent mit metallischen Orbitalen Nichtleiter Leiter Diamant, Silikate MgCu2, MoAl12

Anorganische Kristallchemie Zeitplan 1.-4. Woche Ionenkristalle Perowskit kovalente anorganische Verbindungen Zeolithe DLS (Geometrie optimierung) intermetallische Verbindungen 5.-6. Woche Pulverdiffraktometrie 7. Woche Quasikristalle W. Steurer 7.-15. Woche organische Kristallchemie und B. Schweizer Strukturdatenbanken

Wie beschreibt man Kristalle? Kristallstrukturdaten Faujasit Raumgruppe Fd3m a = 24.74 Å x y z (Si,Al) 0.1254 0.9466 0.0363 O(1) 0.1742 0.1742 0.9680 O(2) 0.1773 0.1773 0.3232 O(3) 0.2527 0.2527 0.1435 O(4) 0.1053 0.8947 0.0 Wie sieht die Struktur aus?

Faujasit

Faujasit

Faujasit

Faujasit

Faujasit

Faujasit

Modellarten NaCl Netzmodell Packungsmodell Polyedermodell

Modellarten Rutil (TiO2) Netzmodell Polyedermodell Packungsmodell

Ionenkristalle Eigenschaften vorwiegend elektrostatische Bindungskräfte Ionen umgeben von möglichst viele Ionen entgegengesetzter Ladung möglichst grosse Abstände zwischen Ionen gleichen Ladung

Ionenkristalle Dichteste Kugelpackung Schichten Tetraeder- und Oktaederlücken T O Um jeden Kugel: 8 T 6 O Pro Kugel: 8x1/4=2 T 6x1/6=1 O T T O O T T T O

Ionenkristalle Dichteste Kugelpackung Schichten Tetraeder- und Oktaederlücken Stapelung A B C A B hexagonal kubisch

Ionenkristalle  kubisch NaCl Rutil (TiO2) AB Stapelung von O2- Ionen Cl- > Na+ Cl- Ionen dichtest gepackt ABC Stapelung von Cl- Ionen Na+ in Oktaederlücken  kubisch Rutil (TiO2) O2- > Ti4+ O2- Ionen dichtest gepackt AB Stapelung von O2- Ionen Ti4+ besetzt 1/2 der Oktaederlücken  hexagonal Zinkblende (ZnS) kubisch dichteste Packung von S2- Ionen Zn2+ besetzt 1/2 der Tetraederlücken Wurzit (ZnS) hexagonal dichteste Packung von S2- Ionen Zn2+ besetzt 1/2 der Tetraederlücken

Kation/Anion Radienverhältnis (A/X) Ionenkristalle Werden Tetraeder oder Oktaederlücken besetzt? Oktaederlücken > Tetraederlücken Kation/Anion Radienverhältnis (A/X) A/X Koordinations- Koordinations- Beispiel zahl polyeder 0.16 - 0.22 3 Dreieck CO32- 0.22 - 0.41 4 Tetraeder ZnS 0.41 - 0.73 6 Oktaeder NaCl 0.73 - 1.00 8 Hexaeder CsCl > 1.00 12 Kubooktaeder CaTiO3

Ionenkristalle Werden Tetraeder oder Oktaederlücken besetzt? Kation/Anion Radienverhältnis Lokaler Ladungsausgleich Bindungsstärke Ladung der Kation Anzahl Bindungen = O2- Ti4+ 4/6 4/6 4/6 Summe der Bindungsstärke = 3 (4/6) = 2 = Ladung des Anions

Ionenkristalle Pauling'sche Regeln 1. Kation/Anion Radienverhältnis lokaler Ladungsausgleich Eckenverknüpfung > Kantenverknüpfung > Flächenverknüpfung 4. Kationen mit hoher Ladung und kleiner Koordinationszahl vermeiden Verknüpfung ihrer Polyeder miteinander

Einige Einfache Strukturtypen AX Strukturen CsCl AX2 Strukturen CaF2 (Fluorit) Li2O (Antifluorit) TiO2 (Rutil) CdI2 AX Strukturen NaCl kubisch dichteste Packung von Cl- Ionen Na+ in alle Oktaederlücken ZnS (Zinkblende) kubisch dichteste Packung von S2- Ionen Zn2+ in 1/2 der Tetraederlücken ZnS (Wurzit) hexagonal dichteste Packung von S2- Ionen CsCl Cl- Ionen kubisch Primitiv angeordnet Cs+ in alle Würfel AX2 Strukturen CaF2 (Fluorit) kubisch dichteste Packung von Ca2+ Ionen F- in alle Tetraederlücken F- Ionen kubisch Primitiv angeordnet Ca2+ in 1/2 der Würfel Li2O (Antifluorit) kubisch dichteste Packung von O2- Ionen Li+ in alle Tetraederlücken TiO2 (Rutil) hexagonal dichteste Packung von O2- Ionen Ti4+ in 1/2 der Oktaederlücken CdI2 hexagonal dichteste Packung von I- Ionen Cd2+ in 1/2 der Oktaederlücken (schichtweise) AX3 Strukturen AlF3 kubisch dichteste Packung von F- Ionen mit Leerstellen Al3+ in 1/3 der Oktaederlücken

Einige Einfache Strukturtypen ABX3 Strukturen CaTiO3 (Perowskit) kubisch dichteste Packung von O2- und Ca2+ Ionen Ti4+ in 1/4 der Oktaederlücken FeTiO3 (Ilmenit) hexagonal dichteste Packung von O2- Ionen Fe2+ in 1/3 der Oktaederlücken Ti4+ in 1/3 der Oktaederlücken A2X3 Strukturen α-Al2O3 (Korund) Al3+ in 2/3 der Oktaederlücken AB2X4 Strukturen MgAl2O4 (Spinell) kubisch dichteste Packung von O2- Ionen Mg2+ in 1/8 der Tetraederlücken Al3+ in 1/2 der Oktaederlücken Fe(MgFe)O4 (inverser Spinell) Fe3+ in 1/8 der Tetraederlücken Mg2+ + Fe3+ in 1/2 der Oktaederlücken

Radienverhältnis AX AX2 CsCl-Typ NaCl-Typ CaF2-Typ TiO2-Typ >0.73 0.73 - 0.41 CsCl 0.91 KF 1.00 KCl 0.73 MgSe 0.41 BaF2 1.05 ZrO2 0.67 TeO2 0.67 MnO2 0.39 CsBr 0.84 SrO 0.96 SrS 0.73 LiBr 0.40 PbF2 0.99 HfO2 0.67 MnF2 0.66 GeO2 0.36 CsI 0.75 BaO 1.06 RbI 0.68 LiI 0.35 SrF2 0.95 PbO2 0.64 RbF 0.89 KBr 0.68 HgF2 0.84 FeF2 0.62 RbCl 0.82 SrSe 0.66 ThO2 0.83 CoF2 0.62 BaS 0.82 CaS 0.61 CaF2 0.80 ZnF2 0.62 CaO 0.80 KI 0.60 UO2 0.79 NiF2 0.59 CsF 1.25 ScTe 0.60 CeO2 0.77 MgF2 0.58 RbBr 0.76 MgO 0.59 PrO2 0.76 SnO2 0.56 BaSe 0.75 LiF 0.59 CdF2 0.74 NbO2 0.52