EMB-Konferenz Europäische Betriebsräte im IKT-Sektor Brüssel, 14. - 16. Dezember 2005 Internationale Rahmenabkommen und die IKT-Industrie Robert Steiert.

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Arbeitsschutz- Pflichten der Beschäftigten
Advertisements

Krzysztof Andraszewicz Europäische Betriebsräte im IKT-Sektor
Vertretung der Arbeitnehmer durch
MITDENKEN, MITBESTIMMEN, MITMACHEN
Betriebsrat – mehr Rechte für alle Beschäftigten
EMB-Ausschuss Unternehmenspolitik
Alternativen sichtbar machen Vertrauensleute der IG Metall
Förderleistungen – Kurzarbeit und Qualifizierung
Handlungsanleitung Betriebliche Instrumente zur Beschäftigungssicherung.
Projekt Betriebliche Gesundheitsförderung für Beschäftigte in der IT-/Software- Branche Laufzeit: Juli Dezember 2006 Prävention in der Wissensgesellschaft.
Sabine Lösing Europaabgeordnete DIE LINKE. Vorstellung des Entwurfes des Initiativberichts zur Waffenausfuhr in der Europäischen Union: Umsetzung des Gemeinsamen.
Das Übereinkommen 189 der IAO/ILO zum Schutz von Hausangestellten VII. Jahrestagung Illegalität Irreguläre Migration und die Arbeit im Privathaushalt 7-9.
Internationale und europäische Gewerkschaftsarbeit in den Sektoren Lebensmittel, Landwirtschaft, Tourismus.
Berufliche Kompetenzentwicklung
Qualifikation und Arbeitslosigkeit im internationalen Vergleich 1993 und 1997.
16. September 2008 Professor Dr. Hartmut Morck Marburg /Eschborn
Bonitäts- und Forderungs- management
Tagung des Hattinger Kreises am Juni 2008
Beschäftigtenbefragung zur Sozialpartnerschaft in Brandenburg
Umfrageergebnisse Energiepolitik/Energiewende Repräsentative Umfrage unter 700 Führungskräften von heute und morgen November 2013.
Einführung zu Sozialstandards unter besonderer Berücksichtigung des Jo-In Kodex und der speziellen Situation von Supermärkten und Discountern Cornelia.
Die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen – ein Instrument für BetriebsrätInnen Elisabeth Beer Abt EU & Internationales 3. Dezember 2009.
Zu wenig Sport für dicke Kinder
Viele Arbeitsplätze werden verloren gehen (mehr als ) -Vor allem in Ostdeutschland werden 25% der Beschäftigten betroffen sein.
Gleitzeit-Betriebsvereinbarung
Arbeitsmarkt und prekäre Arbeitsverhältnisse
EIN POSITIVES BEISPIEL IN DER TÜRKEI AUSBILDUNGSZENTRUM FÜR GESUNDHEIT UND SICHERHEIT AM ARBEITSPLATZ SEPTEMBER 2011.
Netzwerkbildung und Steuerung transnationaler Interessenvertretung im Konzern – Bedingungen erfolgreicher EBR-Arbeit GPA-djp EBR.
Unser Serviceangebot Ein persönlicher Ansprechpartner für alle Fragen im Stellenbesetzungsprozess („one face to the customer“) Aufstellung der Vermittler.
Global Unions Einen Überblick – Die Internationale Branchenverbände.
©Lukaszeller.wordpress.com®
Bundesverband mittelständische Wirtschaft Die Stimme des Mittelstands.
Betriebs- verfassungs gesetz
Warum ist Vereinbarkeit ein Thema?
Schiffer- Berufskolleg RHEIN © SBKR Niederlande Polen Schweiz Deutschland Wie unterstützt mich die EU? Exchange of Studens: How does the European.
Arbeitsweise im EBR optimieren – Einfluss gewinnen A nmerkungen - Anregungen – Aufforderungen Wolfgang Greif, GPA-djp Leiter der Abteilung Europa, Konzerne.
Global Unions Ein Überblick: Internationale Branchenverbände II.
Podiumsgruppe 2 Wien 4. Dezember 2012 Dr. Leopold Stieger Active Ageing in Centrope.
Metropole Ruhr | Wirtschaftsraum
1 Luc Triangle, Vorsitzender der kleinen Arbeitsgruppe des EMB- Ausschusses für Unternehmenspolitik EMB-Handbuch über die UMSTRUKTURIERUNG TRANSNATIONALER.
Zukunftstrends in Service- und Call-Centern
Alumni-Konferenz Kislovodsk 2012
Netzwerk gegen Menschenhandel zur Ausbeutung der Arbeitskraft
Mindestlohninitiative Gegen Lohndumping – für faire Löhne.
Rechtliche Grundlagen zur Bekämpfung des Menschenhandels in Deutschland
Im Gebiet Europa - Afrika Vereinbarung über die Einhaltung der Grundrechte am Arbeitsplatz und die Mobilität der GE des Club Med EFFAT – UITA.
Presentation ETUC 1 EGB Europäischer Gewerkschafts Bund Die Stimme der europäischen ArbeitnehmerInnen.
Gendernow 2002 Herzlich Willkommen. gendernow 2002 Übersicht Was/wer ist gendernow? Was ist GM? Warum gendernow? Was sind unsere Angebote? Was sind Ihre.
Wir bestimmen mit! JAV-Wahlen nach BetrVG
Prekarisierung der Arbeit und gesetzlicher Mindestlohn
And Poland Global Entrepreneurship Week Deutschland und Polen Nov
Mindestlohn-Initiative. Was will die Initiative? Bund und Kantone müssen die Löhne schützen 1. über eine Förderung von Mindestlöhnen in Gesamtarbeitsverträgen.
% +0,8% -7,9% -9,5% +1,1% +0,6% +1,5% +0,45% -5,5% -17,7% VRG 15-ORF -17,7% % -10,85% -2,4%
Unsere Ansprüche an gute BR-Arbeit - wo stehen sie geschrieben?
Mindestlohn-Initiative
Im Handel(n) stärker werden: Für gute Arbeit – für gutes Leben „Wer nicht weiß, wo er hin will, geht nur zufällig den richtigen Weg!“ Unser Zukunftsbild.
Wer zahlt den Preis für unsere Kleidung?
SPD.DE WIE VERÄNDERT DAS INTERNET UNSER LEBEN?
Sozialwahl 2011 bei der BGHM
Otto v. Bismark vs. Die Soziale Frage
Landwirtschaftliche Grossbetriebe im globalen Handel
Landwirtschaft in der Schweiz und in anderen Regionen auf der Welt
Engineering Region Darmstadt Rhein Main Neckar.
Internationales/Europa Horst Mund Gewerkschaften und Globalisierung.
Technische Universität München Industrielle Beziehungen in Europa – eine neue Erfindung Dr. Michael Whittall Lehrtstul für Soziologie SS 2010.
IG Metall Esslingen Die IG Metall - eine starke Gewerkschaft IG Metall 1 Die IG Metall: Der Gewerkschaftliche Aufbau im Betrieb Vertrauensleute IGM-Mitglieder.
Area for co- branding logo Region Britische Gewerkschaften und Gewerkschaftspolitik Sam Gurney, TUC European Union and International Relations.
JungeNGG Workshop Tarifpolitik.
 Präsentation transkript:

EMB-Konferenz Europäische Betriebsräte im IKT-Sektor Brüssel, Dezember 2005 Internationale Rahmenabkommen und die IKT-Industrie Robert Steiert Internationaler Metallarbeiterbund Diese Aktivität wird mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union und gemeinsam mit UNI- Europa durchgeführt.

Internationale Rahmenabkommen sind keine Erfindung der Global Union Federations (GUF = internationale Gewerkschaftsverbände). Sie gehen auf die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts zurück, als bereits Verhaltenskodices (Codes of Conduct) für multinationale Unternehmen gefordert wurden. Da sich inzwischen immer mehr transnationale Unternehmen (TNC) zu eigenen Verhaltenskodices entschlossen haben, sind die GUF übereingekommen, Vereinbarungen zwischen TNC und GUF als internationale Rahmenabkommen zu bezeichnen. Diese Rahmenabkommen sind nicht das Ergebnis einseitiger Entscheidungen der Unternehmensspitze, sondern verbindliche Übereinkommen mit den GUF.

Die IMB-Vorlage für den Verhaltenskodex: ein globales Instrument Der IMB-Vorlage für den Verhaltenskodex basiert auf dem IBFG- Text Die gleiche Vorlage wird auch von anderen globalen Gewerkschaftsverbänden (den früheren IBS) verwendet. Die IMB-Vorlage für den Verhaltenskodex wurde 1998 vom Exekutivausschuss des IMB verabschiedet. Die in San Francisco und Sydney vereinbarten Aktionsprogramme beinhalten das Mandat zum Abschließen von Rahmenabkommen.

Inhalt eines internationalen Rahmenabkommens Kernarbeitsnormen der IAO Weitere Bestimmungen über industrielle Arbeitsbeziehungen, d. h. Neutralität gegenüber gewerkschaftlichen Organisationskampagnen Zuliefererklausel Mindestnormen für Arbeitsbedingungen, d. h. Löhne und Gehälter, Arbeitszeit, Arbeitsbedingungen Reporting- und Überwachungsverfahren (Monitoring)

Vorgeschrieben: Kernarbeitsnormen Verhandlungsfreiheit (IAO-Übereinkommen 87 und 135, IAO- Empfehlung 143) Recht zu Kollektivverhandlungen (IAO-Übereinkommen 98) Mindestalter für die Zulassung zur Beschäftigung (138) Verbot der Zwangs- oder Pflichtarbeit (29 und 105) Gleiche Rechte (100 und 111) Reporting / Monitoring Zuliefererklausel

Fakultativ: - positive Haltung gegenüber den Gewerkschaften und ihren Organisationskampagnen - Verpflichtung, im Streikfall keine Ersatzleute zu beschäftigen - Mindestlöhne und -gehälter auf Grundlage gesetzlicher Regelungen oder durchschnittlicher Branchenlöhne - Arbeitszeit / Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit - Humane Arbeitsbedingungen: Arbeitsschutz und Arbeitshygiene

-international besetztes Verhandlungsteam oder - Verhandlungsteam mit dem Mandat eines internationalen Gremiums (Weltzonzernausschuss / Weltbetriebsrat) Möglichkeit der Kommentierung und Zustimmung durch betroffene Gewerkschaften und Einrichtungen auf Betriebs- und Unternehmensebene zur Wahrnehmung der Interessen der Beschäftigten Wer verhandelt ein internationales Rahmenabkommen ?

Wo wurden derartige Rahmenabkommen bereits unterzeichnet? - in allen Branchen wurden bisher 43 internationale Rahmenabkommen unterzeichnet, rund 3,8 Millionen Arbeitnehmer sind davon direkt betroffen -14 dieser Abkommen wurden mit dem IMB, 5 mit UNI abgeschlossen - der überwiegende Teil der mit dem IMB geschlossenen Abkommen entfällt auf die Automobilindustrie und ihre Zulieferer - von den IKT-Unternehmen haben nur 2 Telekommunikationsunternehmen diese Abkommen unterzeichnet - kein IK-Unternehmen hat sich bisher dazu bereit erklärt -die meisten internationalen Rahmenabkommen des IMB wurden mit deutschen Unternehmen abgeschlossen

International Framework Agreements IMF / UNI Unternehmen Anzahl Be- schäftigte Land Branche / Sektor Global Union Federations Jahr Indesit (Merloni)20,000ItalienHaushaltsgeräte IMF 2002 Volkswagen325,000DeutschlandAutomobilindustrieIMF2002 DaimlerChrysler 372,500DeutschlandAutomobilindustrieIMF2002 Leoni29,900DeutschlandElektronik, AutomobilIMF2003 GEA14,000DeutschlandMaschinenbauIMF2003 SKF39,000SchwedenKugellagerIMF2003 Rheinmetall25,950Deutschland Rüstungsindustrie/Automobil/Elektronik IMF2003 Bosch225,900DeutschlandMetallindustrieIMF2004 Prym4,000DeutschlandMetallindustrieIMF2004 Renault130,700FrankreichAutomobilindustrieIMF2004 BMW106,000DeutschlandAutomobilindustrieIMF2005 EADS110,000NiederlandeLuft- und RaumfahrtIMF2005 Gebrüder Röchling8,000DeutschlandAutomobilzuliefererIMF2005 Arcelor95,000LuxemburgStahlindustrieIMF2005 Carrefour383,000FrankreichEinzelhandelUNI2001 OTE Telecom18,500GriechenlandTelekommunikationUNI2001 Telefonica161,500SpanienTelekommunikationUNI2001 ISS280,000DänemarkGebäudewartungUNI2003 H&M – Hennes & Mauritz 40,000SchwedenEinzelhandelUNI2004

Das Mandat, Rahmenabkommen zu einem Kernpunkt der Aktivitäten des IMB zu machen, wurde auf dem IMB-Kongress 2001 in Sydney verabschiedet und auf dem Kongress 2005 in Wien erneut bestätigt. EBR spielen bei dieser Strategie eine wichtige Rolle, denn in den meisten Fällen konnten sie für den IMB die Voraussetzungen für die Aufnahme von Verhandlungen mit diesen Unternehmen schaffen. IKT-Unternehmen gewinnen zunehmend an Bedeutung, stehen aber sehr oft im Ruf, nicht besonders gewerkschaftsfreundlich zu sein. Sie lagern die Produktion oft in Exportförderungszonen und Länder mit restriktiven Arbeitsgesetzen aus. Wir sollten deshalb gemeinsam erörtern, wie wir Unternehmen im IKT- Sektor zu Verhandlungen über internationale Rahmenabkommen bewegen können, und mit entsprechenden Initiativen beginnen.