Auf der Tarifflucht- Gegen staatliche Fluchthilfe durch Leiharbeit Eine Kampagne der IG Metall Jens-Jean Berger IG Metall Vorstand FB Mitglieder und.

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 Präsentation transkript:

Auf der Tarifflucht- Gegen staatliche Fluchthilfe durch Leiharbeit Eine Kampagne der IG Metall Jens-Jean Berger IG Metall Vorstand FB Mitglieder und Kampagnen

Zahlen, Daten, Fakten (I) Betriebe spalten sich in zunehmendem Maße in Stamm– und Randbelegschaften Früher Heute Werkverträge Leiharbeit Betrieb Beschäftigte Betrieb Beschäftigte Befristungen 43 % der im Jahre 2006 abgeschlossenen Arbeitsverträge waren befristet. Im Jahr 2001 waren es erst 32 Prozent. (IAB) Dienstleistungen (Kantine, Werksschutz u. a.)

Leiharbeit – staatliche Fluchthilfe (I) ab 1.5.1985 Verlängerung der Überlassungshöchstdauer von 3 auf 6 Monate ab 1.1.1994 Verlängerung der Überlassungshöchstdauer von 6 auf 9 Monate Aufhebung des Synchronisationsverbots für von der BA zugewiesene schwer vermittelbare Arbeitslose ab 1.4.1997 Verlängerung der Überlassungshöchstdauer von 9 auf 12 Monate Zulassung der Synchronisation von Ersteinsatz und Arbeitsvertrag beim erstmaligen Verleih Erlaubnis einmaliger Befristung ohne sachlichen Grund Wiederholte Zulassung lückenlos aufeinander folgender Befristungen mit demselben Leiharbeitnehmer.

Leiharbeit – staatliche Fluchthilfe (II) ab 1.1.2002 Verlängerung der Überlassungshöchstdauer von 12 auf 24 Monate Gleichbehandlungsgrundsatz nach 12 Monaten. ab 1.1.2003 Wegfall des Synchronisations- und Wiedereinstellungsverbots und der Überlassungshöchstdauer Lockerung des Entleihverbotes im Bauhauptgewerbe Gleichbehandlungsgrundsatz sofern keine abweichenden Tarifvereinbarungen.

Die Folgen staatlicher Fluchthilfe (I) Leiharbeit rasant gestiegen insbesondere seit der Änderung des Arbeitnehmer-überlassungsgesetzes (AÜG) im Jahre 2003

Die Folgen staatlicher Fluchthilfe (II) 900.000 Menschen (unter Berücksichtigung der Fluktuation) sind heute als Leiharbeitnehmer Teil der Randbelegschaft davon in Metall- und Elektroindustrie über 200.000 LAN Leiharbeit verdrängt reguläre Jobs (IAB, DIW, WSI) in rund einem Viertel der Entleihbetriebe findet Verdrängung statt Leiharbeit ist keine Brücke in den Beruf (IAB) Klebeeffekt max. 15 %, höherer Anteil „utopisch Leiharbeitnehmer werden häufiger gekündigt (IAB) Leiharbeit: jedes dritte Arbeitsverhältnis Übrige Wirtschaft: nur jedes siebte Arbeitsverhältnis Leiharbeitnehmer sind jetzt die ersten, die jetzt gehen

Die Folgen staatlicher Fluchthilfe (III) Intensivnutzung von Leiharbeit nimmt zu (IAB) 1998 -2006: Steigerung von 4,8 % auf 10,4 %, Betriebe ab 150 AN Leiharbeit macht arm (Bundesregierung) 12,6 Prozent aller in LAN müssen mit ALG II aufstocken im Vergleich zu 2,8 Prozent in allen anderen Wirtschaftsbereichen Leiharbeitnehmer erhalten bei gleicher Arbeit und gleicher Qualifikation 30 – 50 Prozent weniger Entgelt, als Angehörige der Stammbelegschaft (Uni Darmstadt) obwohl formelle Gleichstellung als Ausgleich für Wegfall des Synchronisationsverbots, Wiedereinstellungssperre, Befristungstatbestand Ausnahme Bezug auf Flächentarif  Einfallstor für Schein- gewerkschaften

200 „Besser“-Vereinbarungen Was wir tun „Leipziger Signal“ vom Gewerkschaftstag 2007 beschlossen …an Leiharbeiter/innen: Wir vertreten Eure Interessen! …an Unternehmer: Jetzt ist Schluss mit Missbrauch! …an Politik: Ihr seid für die Menschen in Leiharbeit verantwortlich! …an uns selbst: Wir packen Leiharbeit aktiv, konsequent und dauerhaft an! Der IG Metall Vorstand hat im Januar 2008 beschlossen: Es wird eine dreijährige Kampagne zur Leiharbeit durchgeführt Dadurch werden die bisherigen Aktivitäten gebündelt, sie auf die ganze IG Metall ausgedehnt, Meilensteine benannt, Ziele vereinbart. + Fairnessabkommen im Bezirk Frankfurt (Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Thüringen): Die Einhaltung der BZA/iGZ/DGB-Tarifverträge. Die Bereitschaft, dreiseitige Vereinbarungen zwischen Kundenunternehmen, Leiharbeitunternehmen und IG Metall / Betriebsrat zu schließen, die Leiharbeitnehmer besser stellen als im Flächentarifvertrag der Zeitarbeitsbranche geregelt ist. Leiharbeitnehmer können ungehindert einen Betriebsrat wählen. Eigenständiger Wert der Leiharbeitsbranche Der Bezirk hat 650 regionale Verleihfirmen angeschrieben. Jetzt gibt es 60 Prozent faire Verleihfirmen, in denen rund 80 Prozent der Beschäftigten arbeiten. 10.000 neue Mitglieder 200 „Besser“-Vereinbarungen in 2008

Was daran neu ist Strategischer Ansatz: Das Leiharbeitsunternehmen ist auswärts – der Einsatzbetrieb ist Heimspiel! Unser „Heimvorteil“: Qualifizierte und organisierte Betriebsräte und Vertrauensleute Belegschaften einbeziehen, sie haben viel zu verlieren Gewerkschaftliche Zugänge in die Betriebe und : Mitbestimmungs- und Beteiligungsrechte nach BetrVG Überwachungsrechte Betriebsvereinbarungen zum Einsatz von Leiharbeitnehmern Mitbestimmung bei sozialen Angelegenheiten § 87 BetrVG Mitbestimmung bei personellen Einzelmaßnahmen (§ 99 BetrVG)

Meilenstein 1 März 2008 Die ersten Kampagnenmaterialien zum Thematisieren und Ansprechen

Meilenstein 2 9. April 2008 Zentrale Auftaktveranstaltung in Frankfurt/Main Kampagnenhomepage www.gleichearbeit-gleichesgeld.de und weiteres Aktionsmaterial

Meilenstein 3 Unterstützung der örtlichen Aktivitäten durch einen Kampagnen-Truck (unterwegs ab 1. Mai 2008), rund 100 Stationen schafft Aufmerksamkeit und Öffentlichkeit

Meilenstein 4 Wir prangern an: Wir zeigen Lösungen: Wie Unternehmen Leiharbeitskräfte ausnutzen, wie Menschen aus der Leiharbeit nicht mehr herauskommen. Welche Politiker/-innen und Medien Stimmung für Leiharbeit machen. Wir zeigen Lösungen: Was engagierte Betriebsräte gemeinsam mit der IG Metall für Leiharbeitskräfte tun. Welche Vereinbarungen sie mit den Arbeitgebern schließen, um Leiharbeiter/-innen besser zu stellen.

Meilenstein 5 „Jeder, ohne Unterschied, hat das Recht auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit“ Artikel 23, Abs. 2 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte 7. Oktober: Globaler Aktionstag gegen prekäre Arbeit

Meilenstein 6 Herbst 2008 Aktive Einbeziehung von Leiharbeitsbeschäftigten an der Metall- und Elektro-Tarifrunde

Meilenstein 7 Frühjahr 2009 Aktive Unterstützung der iGZ/BZA - Tarifbewegungen

Meilenstein 8 2009 Wir setzen im Vorfeld der Bundestagswahl das Thema Leiharbeit auf die Tagesordnung

Politische Forderungen: Gleichstellungsgrundsatz tatsächlich Geltung verschaffen Aufnahme der Leiharbeit ins Arbeitnehmer-Entsendegesetz Wiedereinführung einer max. Verleihzeit Wiedereinführung Synchronisationverbot Stärkung der Betriebsratsrechte im Entleihbetrieb Verbot von Vermittlungsprovisionen

Damit bin ich am Ende…. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!