Burnout und Mobbing: Herausforderungen für psychosozial Tätige

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 Präsentation transkript:

Burnout und Mobbing: Herausforderungen für psychosozial Tätige Vortrag anläßlich der Fachtagung der Tagesklinik Nürnberg am 26.09.2012 11.00-12.30 Uhr AHG Tagesklinik Nürnberg Blumenstr. 6, 90402 Nürnberg Matthias Gasche Facharzt für Psychotherapeutische Medizin / Sozialmedizin Chefarzt des AHG Gesundheitszentrum Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Helmholtzstr. 17, 40215 Düsseldorf Tel.: 0211/93432101, mail mgasche@ahg.de

Gliederung: Vorbemerkungen Metapher: Die kleinen Leute von Swabedu Aus dem Lehrbuch Ein Ausflug in die Neurobiologie Ideen für die Behandlung (I,II,II) Aktivierung des PFC und der Spiegelneurone des Auditoriums zur sinnlichen Vermittlung positiver, emotional korrigierender Erfahrung

Vorbemerkungen Wie die Wahl der Bezeichnung den Blick auf die Lösung verstellt Warum es wichtig ist die Begriffe „mobbing“ und „burnout“ dennoch zu führen und zu verstehen Wie wir durch die Wahl anderer Bezeichungen therapeutische Neutralität, Allparteilichkeit und damit „Raum für Lösung“ herstellen Vorschlag für hilfreiche Bezeichnungen: Mobbing = Arbeitsplatzkonflikt Burnout = Depression

Metapher Die kleinen Leute von Swabedu

Paul Watzlawik Metapher des Mannes, der seinen verlorenen Schlüssel unter einer Straßenlaterne sucht

Es geht nicht ohne Zuwendung Neg. Strokes Pos-.Strokes

Aus dem Lehrbuch: mobbing Mobbing beinhaltet, dass jemand am Arbeitsplatz von Kollegen und / oder Vorgesetzten oder Untergebenen schikaniert, belästigt, drangsaliert, beleidigt, ausgegrenzt, oder beispielsweise mit kränkenden Arbeitsaufgaben bedacht wird, und der oder die Mobbingbetroffene unterlegen ist. Wenn man etwas als Mobbing bezeichnen möchte, dann muß dies häufig und wiederholt auftreten (mindestens einmal pro Woche) und sich über einen längeren Zeitraum erstrecken (mindestens ein halbes Jahr). Es handelt sich nicht um Mobbing bei einmaligen Vorfällen. Es handelt sich auch nicht um Mobbing, wenn , wenn zwei etwa gleich starke Personen in Konflikt geraten. (Schwickerath 2004)

Aus dem Lehrbuch: Burnout Langjährige Entwicklung von einem Zustand außerordentlicher Leistungsbereitschaft, großem Einfühlungsvermögen in die Belange anderer, Hilfs- und Kooperationsbereitschaft: Der Betroffene ist über einen langen Zeitraum bereit zu erheblicher Anpassung an schwierige äußere Bedingungen. Diese Haltung führt dann zu körperlicher und seelischer Erschöpfung, einer Haltung von Resignation, Zynismus, sozialem Rückzug und schließlich zu erheblichem Versorgungswunsch, Ansprüchlichkeit, Konfliktbereitschaft und in der Folge dann auch zu Beziehungsabbruch.

Hinter einem Burnout steht vielfach eine depressive Grundstruktur Mangelnde Fähigkeit zur Selbstsorge Ausgeprägte Selbstentwertung Kompensation von Minderwertigkeit durch Leistung Das subjektive Erleben von Existenz- und Daseinsberechtigung durch Übernahme von Verantwortung Mangelnde Abgrenzungsfähigkeit Eingeschränkte Fähigkeit sich auf hilfreiche Art und Weise Zuwendung zu holen Eingeschränkte Entspannungs- und Regenerationsfähigkeit Soziale Isolation auch bei augenscheinlich hoher sozialer Integration

Zu jedem Burnout gehören depressive Symptome Niedergestimmtheit, Verzweiflung Antriebs- und Energielosigkeit Hoher Anspruch an die eigene Person mit abnehmender Fähigkeit diesem Anspruch zu genügen Selbstvorwürfe Verstärkung der Niedergestimmtheit Eingeschränkte Schwingungsfähigkeit Sozialer Rückzug Reduktion von Genuß- und Freudefähigkeit

Ein Ausflug in die Neurobiologie Grundprinzipien Use it or loose it Neurons that fire together wire together

Hirnstrukturen und ihre Wirkung -PFC -li. PFC -re.PFC -orbitaler PFC -ventraler PFC -ACC -Hippocampus -Amygdala

Der Neuropsychotherapeut: Erste Annäherung an die Behandlung der Folgen von Arbeitsplatzkonflikten und Depression

Konsistenz Ein menschlicher Organismus bevorzugt Zustände von Konsistenz und vermeidet Zustände von Inkonsistenz Nach Klaus Grawe hängen Konsistenzregulation und Bedürfnisbefriedigung sehr eng miteinander zusammen. Das Bindeglied nennt Grawe: Kongruenz

Basisbedürfnisse nach Seymour Epsteins: Cognitive-Experimential Self-Theory Bedürfnis nach Bindung Bedürfnis nach Lustgewinn und Unlustvermeidung Bedürfnis nach Orientierung, Kontrolle, Kohärenz Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung

Konsistenzregulation Nach Klaus Grawe (2004): Übereinstimmung beziehungsweise Vereinbarkeit von gleichzeitig ablaufenden neuronalen / psychischen Prozesse Konsistenz bezieht sich auf die Relationen intrapsychischer Prozesse untereinander

Kongruenz Übereinstimmung zwischen aktuellen motivationalen Zielen und realen Wahrnehmungen

Kohärenzgefühl (sense of coherence) Zusammenhang, Stimmigkeit Das Kohärenzgefühl beeinflußt die Lebenserfahrung und diese wiederum das Kohärenzgefühl

Kohärenzgefühl Gefühl von Verstehbarkeit (sense of comprehensibility) Gefühl von Handhabbarkeit bzw. Bewältigbarkeit (sense of manageability) Gefühl von Sinnhaftigkeit bzw. Bedeutsamkeit (sense of meaningfulness)

Aaron Antonovsky (1923-1994) Konzept der Salutogenese: Entdeckung, dass Menschen durchaus gleiche, beziehungsweise ähnlich belastende Erfahrungen gemacht haben, jedoch sehr unterschiedlich darauf reagieren. Diese unterschiedliche Reaktionsweise stehe im Zusammenhang mit dem Kohärenzgefühl (sense of coherence)

Das Kohärenzgefühl Eine globale Orientierung, die das Ausmaß ausdrückt in dem jemand ein durchdringendes, überdauerndes und dennoch dynamisches Gefühl des Vertrauens hat, dass erstens die Anforderungen aus der inneren und äußeren Erfahrenswelt im Verlauf des Lebens strukturiert, vorhersagbar und erklärbar sind und dass zweitens die Ressourcen verfügbar sind, die nötig sind, um den Anforderungen gerecht zu werden. Und drittens, dass diese Anforderungen Herausforderungen sind, die Investition und Engagement verdienen. (Antonovsky 1993)

Ideen und Möglichkeiten der Behandlung I: Das Training Emotionaler Kompetenz Das Herz öffnen Die emotionale Landkarte erkunden Verantwortung übernehmen

Ideen und Möglichkeiten der Behandlung II: Auftragsakquise Erklärung der Partiellen Wahrnehmung aus der amygdaloid eingefärbten Perspektive: Gleichnis des dunklen Raumes Das Dramadreieck

Ideen und Möglichkeiten der Behandlung III: Veränderung geht nur über Aktivierung des linken PFC Dies funktioniert für die Etablierung der Motivation kognitiv Tatsächliche Veränderung funktioniert über die Vermittlung „positiver emotional korrigierender Erfahrungen“

Das Ähnliche und Gemeinsame der „gekränkten Opfer“ und der „Ausgebrannten“ Projektion eigener ungeliebter Persönlichkeitsanteile auf den anderen

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Matthias Gasche Facharzt für Psychotherapeutische Medizin AHG Gesundheitszentrum Düsseldorf Helmholtzstr. 17, 40215 Düsseldorf