Nebenwirkungen M. Kresken
„Wenn behauptet wird, dass eine Substanz keine Nebenwirkungen zeigt, so besteht der dringende Verdacht, dass sie auch keine Hauptwirkung hat.“ G. Kuschinsky M. Kresken
Nebenwirkungen Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei bestimmungsgemäßem Gebrauch (UAW) Wirkungen neben (außer) der Hauptwirkung Harmlos oder schwerwiegend Voraussehbar oder nicht voraussehbar Dosisabhängig oder nicht dosisabhängig Aus einer Nebenwirkung kann auch eine Hauptwirkung werden. M. Kresken
Nebenwirkungen Kenntnisse über Art und Häufigkeit von UAW sind beim Abwägen des Krankheitsrisikos gegen den therapeutischen Nutzen erforderlich (Nutzen-Risiko-Verhältnis). Die Anwendung neuer Medikamente muss besonders sorgfältig überwacht werden, da sich seltene UAW erst geraume Zeit nach der Einführung herausstellen. M. Kresken
Nebenwirkungen Als unbedenklich gilt ein Arzneistoff, wenn bei bestimmungsgemäßem Gebrauch nicht mit solchen Nebenwirkungen gerechnet werden muss, die das Risiko im Hinblick auf den zu erwartenden Therapieerfolg unvertretbar hoch erscheinen lassen. M. Kresken
Arzneistoff-spezifische, dosisabhängige UAW Spezifisches Nebenwirkungsspektrum, das über den Wirkungsmechanismus erklärbar und somit vorhersehbar ist. Die Stärke bzw. das Ausmaß der UAW ist dabei dosisabhängig. M. Kresken
Arzneistoff-spezifische, dosisabhängige UAW Bei entsprechend hoher Dosierung (bzw. Überdosierung) treten die unerwünschten Effekte bei jedem Menschen auf. Da die individuelle Toleranz gegenüber einem Arzneimittel stark variiert, besteht immer die Möglichkeit, dass auch durch eine im Allgemeinen gut verträgliche Dosis bei einigen Kranken Nebenwirkungen ausgelöst werden. M. Kresken
Arzneistoff-spezifische, dosisabhängige UAW Ursachen der biologischen Streuung sind genetisch oder durch Umweltfaktoren bedingte Unterschiede Pharmakokinetik (Resorption, Verteilung und Elimination) des Arzneistoffs Rezeptorendichte bzw. Verteilung M. Kresken
Arzneistoff-spezifische, dosisabhängige UAW Formen von Nebenwirkungen (Auswahl) Gastrointestinale Beschwerden Störungen des Nervensystems Schäden des Leber- und Nierenparenchyms Blutbildveränderungen Teratogene und kanzerogene Wirkungen M. Kresken
Arzneistoff-spezifische, dosisabhängige UAW Arzneimittelkrankheiten: krankhafte Zustände, die auch nach Absetzen der Medikation bestehen bleiben Taubheit nach langer Anwendung von Aminoglykosid-Antibiotika Niereninsuffizienz nach meist missbräuchlicher, langandauernder Anwendung von analgetischen Kombinationspräparaten (z. B. mit Codein, Coffein, Schlafmitteln) M. Kresken
Arzneistoff-spezifische, dosisabhängige UAW Sekundäre UAW Unerwünschte Folgen der Hauptwirkung eines Arzneimittels Schädigung der physiologischen Bakterienflora durch Antibiotika Plötzliche Freisetzung von größerer Mengen von Endotoxinen aus verschiedenen Mikroorganismen, die durch Antiinfektiva abgetötet wurden M. Kresken
Allergische Reaktionen Weitgehend dosisunabhängig Nicht für den betreffenden Wirkstoff charakteristisch Antigen-Antikörper-Reaktion Voraussetzung ist ein vorheriger Erstkontakt mit dem gleichen Antigen (Sensibilisierung) M. Kresken
Stoffe, die in der Schwangerschaft kontraindiziert sind M. Kresken
Arzneistoffe, die in der Stillzeit nicht verabreicht werden sollten M. Kresken
Arzneimittelwechselwirkungen Arzneimittelinteraktionen, Drug interactions Gegenseitige Beeinflussung der Wirkstoffe Das Erstpharmakon kann die Wirkung des Zweitpharmakons verstärken oder abschwächen verkürzen oder verlängern M. Kresken
Arzneimittelwechselwirkungen Pharmakodynamische Wechselwirkungen Pharmakokinetische Wechselwirkungen M. Kresken
Pharmakodynamische Wechselwirkungen Pharmakodynamische Wechselwirkungen sind immer dann zu erwarten, wenn die miteinander interferierenden Wirkstoffe an einem Rezeptor, an einem Erfolgsorgan oder in einem Regelkreis synergetisch oder antagonistisch wirken. M. Kresken
Pharmakodynamische Wechselwirkungen (Beispiele) Hypotone Zustände nach gleichzeitiger Einnahme von Antihypertonika und Antiarrhytmika bzw. Koronartherapeutika Verstärkte Ototoxizität nach gleichzeitiger Einnahme von Aminoglykosiden und Schleifendiuretika Hyperkalzämie und Hypokaliämie verstärken die Wirkung von Herzglykosiden (z. B. Digoxin) Erhöhte Blutungsneigung nach gleichzeitiger Einnahme von Antikoagulantien vom Dicumaroltyp (Phenprocoumon, Warfarin) und Acetylsalicylsäure M. Kresken
Pharmakokinetische Wechselwirkungen Wechselwirkungen bei der Resorption durch Veränderung des pH-Wertes (z. B. Ketoconazol und einige antiretrovirale Pharmaka) Verlängerung oder Verkürzung der Verweildauer im Magen-Darm-Kanal (z. B. verminderte Resorption von Digoxin bei gleichzeitiger Gabe von Metroclopramid, das die Darmpassage beschleunigt) Komplexbildung (Tetracycline oder Gyrasehemmer mit Antacida) M. Kresken
Pharmakokinetische Wechselwirkungen Wechselwirkungen bei der Verteilung durch Konkurrenz um die Bindungsstellen der Plasmaeiweiße M. Kresken
Pharmakokinetische Wechselwirkungen Wechselwirkungen durch Hemmung der Biotransformation Hemmstoff Gehemmter Abbau von Wirkung Chloramphenicol, Cimetidin Cumarin-Derivaten Blutungsgefahr Tolbutamid Hypokaliämie Chloramphenicol, Cimetidin, Cumarin-Derivate, Isoniazid Phenytoin Ataxie, Verwirrtheit Cimetidin Diazepam, Theophyllin, Antidepressiva Verstärkter und verlängerter Effekt, Herzrhythmusstörungen Fluconazol, Itrakonazol, Ketokonazol Ciclosporin Gesteigerte Nephrotoxizität Erythromycin und andere Makrolide Terfenadin Herzrhythmusstörungen M. Kresken
Pharmakokinetische Wechselwirkungen Wechselwirkungen durch Enzyminduktoren (z. B. Rifampicin führt zu einer schnelleren Biotransformation zahlreicher Pharmaka) M. Kresken
Pharmakokinetische Wechselwirkungen Wechselwirkungen bei der renalen Ausscheidung durch pH-Wert-Veränderung im Urin (z. B. setzen Antazida den pH-Wert herab – die Ausscheidung schwacher Basen wird beschleunigt, da sie stärker ionisiert vorliegen) Kompetetion um die Carrier-Bindungsstellen (z. B. Hemmung von Penicillin durch Probenecid) M. Kresken
Wechselwirkungen zwischen Arzneistoffen und Nahrungsstoffen Resorptionsverzögerung von Arzneistoffen durch Änderung des pH-Wertes im Magen, der Magenentleerung sowie der Darmmotilität z. B. wird Rifampicin bei Einnahme nach dem Essen verzögert und in geringerem Umfang resorbiert Verminderung der Resorption von Tetracyclinen oder Gyrasehemmern durch Komplexbildung z. B. bei gleichzeitiger Einnahme mit Milch bzw. Nahrungsmitteln, die Calzium-, Magnesium, oder Eisenionen enthalten M. Kresken
Wechselwirkungen zwischen Arzneistoffen und Nahrungsstoffen Verbesserte Bioverfügbarkeit lipophiler Wirkstoffe bei gleichzeitiger Nahrungsaufnahme (z. B. Ketokonazol) Hemmung von CYP3A4 im Darm durch Inhaltsstoffe im Grapefruitsaft z. B. verminderter First-pass-Effekt und damit erhöhte Bioverfügbarkeit von CYP3A4-Substraten (z. B. Verapamil, Ciclosprin) M. Kresken
Inzidenz von Nebenwirkungen Bezeichnung Inzidenz % sehr häufig >1/10 >10 häufig >1/100 – <1/10 >1 – <10 gelegentlich >1/1.000 – <1/100 >0,1 – <1 selten >1/10.000 – <1/1.000 >0,01 – <0,1 sehr selten <1/10.000 <0,01 M. Kresken