5.4. Die Pythagoräer Übersicht zum Quadrivium nach Proklos

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Fachdidaktik Seminar – Kernideen der Mathematik
Advertisements

II. Arithmetik. II. Arithmetik 4. Die natürlichen Zahlen.
Algebraische Zahlen: Exaktes Rechnen mit Wurzeln
Die drei überstehenden Dreiecke sind Pythagoräische (3, 4, 5)-Dreiecke
Pythagoras und das Schaufelrad
HIPPOKRATES VON CHIOS ( griechischer Mathematiker, um 440 v. Chr.)
Abschlussprüfung an Realschulen
Frühzeit und Antike Seit dem 8, Jhd. v. Chr, wurden in Babylon systematische Beobachtungen von Sternen und Planeten durgeführt. Dieses Wissen wurde teilweise.
Entstehung von Prismen Zerschneidet man einen Quader, wie im Beispiel, mit zwei Schnitten senkrecht zur Grundfläche, so entstehen drei Teilkörper. Solche.
Von den Kegelschnitten zur Himmelsmechanik
Von den Kegelschnitten zur Himmelsmechanik
HIPPOKRATES VON CHIOS ( griechischer Mathematiker, um 440 v. Chr.)
Kapitel 1 Das Schubfachprinzip
Kapitel 1 Die natürlichen und die ganze Zahlen. Kapitel 1: Die natürlichen und die ganzen Zahlen © Beutelspacher/Zschiegner April 2005 Seite 2 Inhalt.
Kapitel 2 Die rationalen und die irrationalen Zahlen.
Gegenstände der Geometrie. Objekte der Geometrie © Beutelspacher Dezember 2003 Seite 2 Inhalt Quadrat Kreis Würfel Das Pentagramm Parkette --- Quadrat.
Kapitel 4 Geometrische Abbildungen
Selbstverständnis der Mathematik
(Ron Rivest, Adi Shamit, Leonard Adleman , 1977)
Zahlen mit Zahlen ausmessen
„Flächenanlegungen“ Einfache Flächenanlegung, gr. parabolé: eine gegebene Fläche F an eine gegebene Strecke a anlegen (d.h. ein Rechteck mit Seite a.
Das Fünfeck und der Schierlingsbecher
Für den Kurs 9E Mathematik
§9 Der affine Raum – Teil 2: Geraden
§9 Der affine Raum – Teil 2: Geraden
Das rechtwinklige Dreieck
Das Bigalke - Rechteck Gegeben ein Rechteck ABCD. Spiegele es an der Diagonale BD. Wie muss das Ausgangsrechteck dimensioniert sein, damit das gefärbte.
Die Flächensätze am rechtwinkligen Dreieck
Dynamisches Geometrieprogramm Andreas Glöckl, MiB Eichstätt
Geozentrisches Weltbild
Aristarch von Samos (ca.310 v. Chr. – 230 v. Chr.)
Das ptolemäische/geozentrische Weltbild
Der Goldene Schnitt eine kurze Geschichte.
§3 Allgemeine lineare Gleichungssysteme
Der Goldene Schnitt Ein Vortrag von Christine Reiber am
Von Andreas Niedermeier und Lisa bauer
Geboren: 570 vor Christus Gestorben: 510 vor Christus
Der Höhensatz des Euklid
DAS HERON-VERFAHREN Heron erkannte, dass man die Quadratwurzel einer Zahl bestimmen kann, indem man verschiedene Mittelwerte berechnet. Solche Nährerungsverfahren.
Das Dreieck.
Wilhelm Söhne, Klasse 8b, Januar 2009
In der Mathematik, Natur und Kunst
Lehre von der Anordnung von Pflanzenteilen
Das Spatprodukt I. Definition des Spats II. Herleitung und Berechnung des Spatprodukts III. Anwendungen des Spatprodukts.
Geschichte der Astronomie
POCKET TEACHER Mathematik Geometrie
Euklid und die Elemente
Einführung in die Astronomie und Astrophysik I Kapitel III: Das Planetensystem 1 Kapitel III: Das Planetensystem.
Welches gemeinsame Maß haben die beiden Seiten im Rechteck?
© Stefan Gärtner.
Vom graphischen Differenzieren
Goldener Schnitt O. Lavrova.
Wie berechnet man ein Dreieck?
Division mit Rest Fortbildungsveranstaltung am 5. Juni 2009 Innsbruck
Didaktik der Geometrie (10)
Kapitel 7 Flächen und Volumen
Herzlich Willkommen Der goldene Schnitt Vortragsthema:
Dreieckssätze Pythagoras und Co SFZ 14/15 W.Seyboldt
Die Satzgruppe des Pythagoras
LAP IT-Techniker und IT-Informatiker
DG3 - Angittern Gerades, quadratisches Prisma, Grundfläche parallel zu
Astronomie Die Kepler‘schen Gesetze
Der Satz des Pythagoras
Klassenstufe 7 - Planung einer Unterrichtsstunde mit DGS.
LU12 & LU13: Quadratwurzeln und Satz von Pythagoras 1
Klassischen Probleme der Geometrie
Miriam Sorgenfrei, Fabio Schlindwein, Janik Prottung
Grundlagen und Grundbegriffe
2. Die Anfänge.
Die Mittelsenkrechte.
 Präsentation transkript:

5.4. Die Pythagoräer Übersicht zum Quadrivium nach Proklos Zahl für sich Zahl im Verhältnis zu anderer Zahl Größe in Ruhe Größe in Bewegung Arithmetik Musik (Harmonielehre) Geometrie Astronomie

5.4.1 Harmonielehre der Pythagoräer Das „Monochord“ (Einsait) Arithmetisches und harmonisches Mittel, die „vollkommene Proportion“ Die „Tetraktys“, die „Quelle und Wurzel der ewigen Natur“ Problem des „pythagoräischen Kommas“ Erst im Frühbarock wird die pythagoräische Stimmung durch die „syntonische“ Stimmung abgelöst; im Spätbarock geht man zur heute üblichen „wohltemperierten“ Stimmung über (vgl. J.S.Bach), bei der alle Halbtonschritte gleich groß sind, indem die Oktave in zwölf gleiche Teile geteilt wird. Hierbei geht es aber nicht um eine Teilung der Saite in zwölf gleiche Abschnitte, sondern um ein Teilungsverhältnis, dessen 12te Potenz das Teilungsverhältnis der Oktave, 2:1, ergibt.

5.4.2. Arithmetik der Pythagoräer Zahl nicht nur Hilfsmittel, mit dem man zählt, misst und rechnet, sondern selbst Gegenstand der Untersuchung, hat Eigenschaften (gerade oder ungerade, prim oder zusammengesetzt) „Vollkommene“ Zahlen: Zahlen, die die Summe ihrer echten Teiler sind. „Figurierte“ Zahlen: Psephoi-(Steinchen- )Arithmetik

5.4.3. Geometrie der Pythagoräer Winkelsumme im Dreieck „Satz des Pythagoras“: Bei Pythagoras selbst wohl noch kein allgemeiner Beweis; Proklos erwähnt aber eine Methode zum Auffinden pythagoräischer Zahlentripel, die von Pythagoras herrühren soll „Wechselwegnahme“, Inkommensurabilität Die „platonischen“ Körper

Pythagoras' Methode zum Auffinden pythagoräischer Zahlentripel „Man setzt eine gegebene ungerade Zahl als kleinere Seite um den rechten Winkel, nimmt ihr Quadrat und zieht eine Einheit davon ab und setzt die Hälfte des Restes als größere Seite um den rechten Winkel. Hinzufügen der Einheit ergibt die verbleibende Seite, die Hypotenuse.“

„Wechselwegnahme“ Gesucht ein „gemeinsames Maß“ zweier Strecken a, b, also eine Strecke e, die sowohl a als auch b ganzzahlig misst (d.h. es gibt natürliche Zahlen m,n mit a=me, b=ne) Nehme die kürzere der beiden Strecken (z.B. b) so lange von der längeren (z.B. a) weg, bis das verbleibende Stück r1 kürzer ist als b. Nimm r1 so oft von b weg, bis usw. Bricht der Prozess ab, gibt es ein gemeinsames Maß, die Strecken heißen dann kommensurabel; sonst inkommensurabel.

Inkommensurabilität Den Pythagoräern war zunächst nicht klar, dass es diesen Fall überhaupt gibt, weil für sie alles (Verhältnis von) natürliche(n) Zahlen ist. Der Pythagoräer Hippasos (um 450 v.Chr) entdeckte die Inkommensurabilität, vermutlich ausgerechnet am Symbol des Ordens, dem Pentagramm. Es wird berichtet, dass er dafür aus der Gemeinschaft ausgestoßen wurde. Modern ausgedrückt, kommt in diesem Beispiel die Irrationalität der Wurzel von 5 zum Ausdruck. Ein anderes klassisches Beispiel ist die Diagonale im Quadrat (die Wurzel von 2 ist irrational). Den heute üblichen Beweis der Irrationalität solcher Zahlen, den Euklid gegeben hat, werden wir später kennenlernen.

Die „Stetige Teilung“ Eine Strecke wird durch einen Punkt „stetig“ geteilt, wenn die längere Teilstrecke zur Gesamtstrecke im selben Verhältnis steht wie die kürzere Teilstrecke zur längeren. es wiederholt sich also etwas im Kleinen, daher „stetig“ (kontinuierlich). Man kann den Prozess fortsetzen, indem man die kleinere Teilstrecke von der größeren wegnimmt. Das regelmäßige Fünfeck liefert ein Beispiel. Die heute übliche Bezeichnungsweise „goldener Schnitt“ stammt wohl erst von Johannes Kepler.

Die „platonischen“ Körper Bezeichnung für die fünf regelmäßigen Körper (d.h. Körper, deren Seitenflächen sämtlich regelmäßige n-Ecke mit immer gleicher Kantenlänge sind). Proklos gibt an, sie seien Pythagoras bekannt gewesen, während Euklid im Buch XIII drei der Körper auf die Pythagoräer, die zwei übrigen auf Theaitetos zurückführt. Man nennt sie „platonisch“, weil Platon sie in seinem Dialog „Timaios“ erwähnt.

5.4.4. Astronomie der Pythagoräer Nahmen nach Platon und Aristoteles als erste für Sonne, Mond und die fünf sichtbaren Planeten gleichförmige Bewegungen auf Kreisbahnen um die kugelförmige Erde im Zentrum an. Jedem Planeten wird hierbei eine „Sphäre“ (Kugelschale) zugeordnet, in der er sich aufhält Abstände in ganzzahligen Verhältnissen Auf jedem Planeten soll eine Sirene sitzen, die immerzu einen einzigen Ton erklingen lässt; der Zusammenklang ist die „Sphärenharmonie“. Die fünf Sphären der Planeten werden mit den fünf platonischen Körpern in Verbindung gebracht.

Die Epizykel

Erklärung... … nach Platon (Timaios) … im heutigen heliozentrischen System