Theorie soziotechnischer Systeme – 10 Thomas Herrmann Informatik und Gesellschaft FB Informatik Universität Dortmund iundg.cs.uni-dortmund.de.

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Theorie soziotechnischer Systeme – 10 Thomas Herrmann Informatik und Gesellschaft FB Informatik Universität Dortmund iundg.cs.uni-dortmund.de

Vergleich mit anderen Ansätzen Überblick Systemtheoretischer Hintergrund Merkmale der neueren Systemtheorie Eigenschaften sozialer Systeme im unterschied zu technischen Systemen und zu kognitiven Systemen Systemtheoretische Sicht auf wichtige Grundbegriffe und -patterns Modellierungsbezogene Erkenntnistheorie (Konstruktivismus) und Paradoxien Methodologie der Gestaltung soziotechnischer Systeme Querschnitts-themen Vergleich mit anderen Ansätzen Modellierung von Systemen G-Begriffe: Kommunikation, Lernen, Information, Wissen,... Patterns: Kommuniaktion, wissensmaangement

Selbst-Konstitution = Anschlussfähigkeit Eine Kommunikation ermöglicht die nächste UND jede Kommunikation lässt sich als eine durch andere Kommunikationen ermöglichte verstehen

Elementare Einheiten technischer Systeme Die elementaren Einheiten technischer Systeme sind kontrollierende Handlungen der Herstellung und Nutzung – die es ohne Artefakte nicht geben kann.

Sozio-technische Systeme Systeme, in denen Kommunikationen sich auf kontrollierende Handlungen beziehen, indem sie sie thematisieren und zu Bestandteilen des Sinnsystems (als Modelle) machen UND in denen kontrollierende Handlungen sich auf Kommunikationen beziehen, indem sie Repräsentationen von Teilen des Sinnsystems schaffen und kontrolliert manipulierbar machen. Aufgabe: Abstraktes SeeMe-Modell für sozio-technische Systeme – Vergleich mit Activity Theory

Evolution und Adaption Veränderungen eines Systems, die eine Veränderung des beschreibenden Modells erfordern Prozesse der Emergenz Veränderungen eines Systems, die eine Veränderung des Meta-Modells des beschreibenden Modells erfordern

Modelle – nach Dahme,97,22 Statt mit dem Untersuchungsobjekt selbst, wird mit einem Stellvertreterobjekt, d.h. mit einem Modell, experimentiert Ziel der Modellierung kann sein: Erkenntnisse über das Wesen des Untersuchungsgegenstandes zu gewinnen ... Gestaltungsmöglichkeiten bezüglich des Untersuchungsobjekts im Rahmen einer Entscheidungsvorbereitung für menschliches Handeln zu ergründen ... In selbstreferentiellen Systemen dienen Modelle eher als Vorbild

Phasen der Modellmethode – nach Dahme,97,22f Modellbildung (aus der Realität oder aus einer Theorie) Experimentieren mit Modellen Anwendung der Modellerkenntnisse auf das Original Einordnung der Modelle in Theorien In selbstreferentiellen Systemen dienen Modelle eher als Vorbild. Phase 3 entspricht am ehesten der Vorbildfunktion

Arten von Modellen – nach Dahme,97,27f Theoretische setzt eine allgemeine Theorie über den Objektbereich voraus im Sinne von Stellvertretern es liegt theoretisches Wissen aber keine allgemeine Theorie vor materielle symbolische Modell und modelliertes Objekt können in unterschiedlichen Formen realisiert sein, gemeinsam ist ihnen nur die Struktur.

Merkmale von Modellen – nach Stachowiak,73, 131ff Abbildungsmerkmal Verkürzungsmerkmal Pragmatisches Merkmal bzgl. bestimmter Subjekte Zeitintervalle Operationen Modelle sind Teile von Sinnsystemen, das heißt sie dienen Kommunikationen

Was ist autopoietisch? „Die autopoietische Organisation wird als eine Einheit definiert durch ein Netzwerk der Produktion von Bestandteilen, die I. rekursiv an demselben Netzwerk der Produktion von Bestandteilen mitwirken, das auch diese Bestandteile produziert, und die 2. das Netzwerk der Produktion als eine Einheit in dem Raum verwirklichen , in dem die Bestandteile sich befinden. [Maturana,85,158] Warum ist eine Computersimulation wie bei Maturana/Varela dargestellt kein autopoietisches System?

Emergenz – Luhmann,94,44 Emergenz ist demnach nicht einfach Akkumulation von Komplexität, sondern Unterbrechung und Neubeginn des Aufbaus von Komplexität Prozesshafte Emergenz ist von struktureller Emergenz zu unterscheiden.

Selbstreferenz – Evolution - Paradoxien Selbstreferenz ist die Voraussetzung für Evolution. Selbstreferenz ist aber auch die Quelle für Paradoxien Hypothese: Paradoxien sind der Motor für Emergenz

Beispiele für Paradoxien Henne – Ei – Problem Alle Kreter lügen – sagt der Kreter Der Barbier der ausschließlich alle rasieren soll, die sich nicht selbst rasieren. Das Hinrichtungsparadox Kommunikationsparadox (Luhmann,94,207f) Paradoxien in Beweisen Menge aller Menge die sich selbst enthalten Paradox der intensiven sozialen Beziehung (Luhmann,94,306f) Paradoxien sind gekennzeichnet durch einen infiniten Meta-Regress

Solche Systeme sind die besseren, These Solche Systeme sind die besseren, die ihre Selbstbezüglichkeit und Autopoiese reflektieren und beeinflussen können.

Luhmann94, 14 Die Theorielage gleicht also eher einem Labyrinth als einer Schnellstraße zum frohen Ende