Rehabilitation bei Atemwegserkrankungen – die medizinsche Perspektive

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 Präsentation transkript:

Rehabilitation bei Atemwegserkrankungen – die medizinsche Perspektive INSTITUT UND POLIKLINIK FÜR ARBEITS-, SOZIAL-, UMWELTMEDIZIN DIR: PROF. DR. MED. DENNIS NOWAK Rehabilitation bei Atemwegserkrankungen – die medizinsche Perspektive Dennis Nowak, Uta Ochmann

Definition pneumologische Rehabilitation „evidenzbasierte multidisziplinäre und umfassende Behandlung für Patienten mit chronischen Erkrankungen der Atmungsorgane, die Symptome aufweisen und in ihren Alltagsaktivitäten eingeschränkt sind“ ATS/ERS Statement on Pulmonary Rehabilitation 2005

Indikationen für eine pneumologische Rehabilitation Prävalenz Deutschland COPD 8.000.000 Asthma bronchiale 4.000.000 Interstitielle Lungenerkr. 100.000 Cystische Fibrose 40.000 Krankheiten der Thorax- und Atemmuskulatur ? Thorax-Operationen

DRV – Leistungsfälle stationäre medizinische Rehabilitation in 2007

Ziele der pneumologischen Rehabilitation Maximale Besserung der Atemfunktion Maximaler Selbständigkeit und Aktivität Maximaler Kompetenz im Umgang mit der Erkrankung Wiederaufnahme oder Fortsetzung der beruflichen Tätigkeit oder Umschulung für besser geeignete Arbeit Minimierung der Folgen der Krankheit für Familie und Gesellschaft

Reha - Entlassungsbericht Behandelnde Ärzte Arbeitgeber Attest Gefahr Arbeitsplatz-verlust Info Beratung - Wiedereingliederung - Leidensgerechter Arbeitsplatz - Arbeitsschutz Nur mit Einverständnis des Betroffenen Betriebsarzt

Dauernde arbeitsmedizinische Bedenken bei schweren pneumologischen Erkrankungen Chemisch-irritativ-toxisch / allergisch auf die Atemwege wirkende Stoffe (G23) Stäube (G1.1-1.4) Schweißer (G39) Kältearbeiten (G21), Hitzearbeiten (G30) Tragen von Atemschutz (G26) Organische Bleiverbindungen (G3), Kohlenmonoxid (G7), Schwefelwasserstoff (G11), Chrom-VI-Verbindungen (G15), Arsen (G16), Isocyanate (G27), Benzolhomologe (G29), Cadmiun (G32), Fluorverbindungen (G34), Nickel (G38)

Pneumologische Rehabilitationskliniken

BG-liche Rehabilitationskliniken

Kliniken für Berufskrankheiten Falkenstein und Bad Reichenhall ~ 250 Betten ~ 2500 Rehabilitationen pro Jahr Schwerpunkte: - Atemwegserkrankungen Pneumokoniosen Bronchialkarzinome Hauterkrankungen

Brauchen wir wirklich eine weitere Reha -Studie ?

Dtsch Med Wochenschr 2007; 132:627-632

Pneumologische Rehabilitation im Vergleich 98 % ambulante Reha 55 % stationäre Reha

Ambulante Rehabilitation 25 Studien mit ambulantem Reha - Programm und follow-up bei COPD-Patienten Zeitraum 1993 - 2006 11 Studien Vergleich mit Ausgangsergebnissen 10 Studien Vergleich mit Kontroll-Gruppe 3 Studien Vergleich Training + Schulung mit nur Schulung 1 Studie Vergleich Reha + nachgehende ambulante Betreuung mit nur Reha

Effekte der pneumologischen Rehabilitation Evidenz Grad A: Steigerung von Ausdauer und Leistungsfähigkeit Verbesserung der Lebensqualität Abnahme Atemnot Evidenz Grad B: Reduktion von Anzahl + Dauer Krankenhausaufenthalte Evidenz Grad C: Reduktion der Mortalität

Follow-up Ergebnisse nach 12 Monaten Häufigkeit und Signifikanz der evaluierten Parameter nach 12 Monaten in 21 „ambulanten“ Studien mit Vergleich zu Ausgangsergebnissen oder mit Kontroll-Gruppe ohne Intervention

Stationäre Rehabilitation 20 Studien mit stationärem Reha - Programm bei COPD Patienten Zeitraum 1994 - 2006 8 Studien mit follow-up nach 3 bis max. 12 Monaten 18 Studien Vergleich mit Ausgangsergebnissen 1 Studie Vergleich mit Kontroll-Gruppe 1 Studie Vergleich stationäre Reha mit ambulanter Reha

Ergebnisse stationäre Reha mit follow-up

Rehabilitation bei Lungenfibrosen

Rehabilitation pneumologische Berufskrankheiten Verbesserung der Rehabilitation von Asbestosen durch die Einführung eines ambulanten Rehabilitationsprogrammes – Erste Ergebnisse August 2006 U. Jeremie, J. Grützmacher, K. Taube (Norddeutsche Metall-BG, Atem-Reha Hamburg) FEV1: n.s. VC: n.s. Gehstrecke PWC 110 PO2 LQ 3 Wochen ambulante Block-Reha (15 Tage) 3 Monate Trainings-therapie 1 x pro Woche 3 Monate ambulante Sportgruppe (geplant) n=107 (52 MdE<20%) nach 3 Monaten direkt nach Reha Ergebnisse Reha-Dauer Reha-Gruppe

. . . es bislang nur wenige Studien mit follow-up gibt Eine Evaluation der stationären Rehabilitation in den BG-Kliniken ist sinnvoll, weil . . . . . . die bisherigen Kollektive sehr klein sind . . . es bislang nur wenige Studien mit follow-up gibt . . . Studien zu pneumologischen Berufskrankheiten fehlen

Evaluation der stationären Rehabilitation in den BG-Kliniken Falkenstein und Bad Reichenhall Prospektive Interventionsstudie mit Prä/Post-Design Studienablauf 4 Wo. Reha T 3 T 1+2 3 Monate Follow-up 1 9 Monate Follow-up 2 T 4 T 5

Obstruktive Atemwegserkrankungen – Asthma BK 4103 Asbestose Silikose BK 4101 COPD BK 4111 Obstruktive Atemwegserkrankungen – Asthma BK 4301 BK 4302 BK 1315

Studienteilnehmer Kollektiv: n = 320 anerkannte Berufskrankheiten 80 Asbestosen, 80 Silikosen, 80 COPD, 80 Asthma bronchiale MdE 20 – 50 v. H. Alter: < 70 Jahre bei Erfassung vorangegangene Reha-Maßnahme liegt mindestens 2 Jahre zurück körperliche Belastung bis 40 Watt möglich (Gehen in der Ebene) keine dekompensierte Herzinsuffizienz, keine schweren körperlichen Bewegungseinschränkungen, keine fortschreitenden Tumorerkrankungen

multidimensional Rehabilitation Dauer 4 Wochen Atemschulung Raucherentwöhnung Ernährungsberatung (Wasser) Gymnastik Stretching Entspannungs-techniken spezielles Muskel-(Kraft)-Training Nordic Walking Ergometer Medikamentenoptimierung, Inhalationen, Massagen

Evaluation Lungenfunktionsparameter Fat free mass 6-min-Gehstrecke Maximale Ergometer – Belastung Muskelkraft: Arme, Beine PO2, PCO2 und Lactat vor und nach Belastung Lebensqualität: SF 36, St. George-Fragebogen Angst/Depression: HADS (Hospital Anxiety and Depression Scale) Dyspnoe: BDI/TDI (Baseline/Tansitorial Dyspnoe Index), MRC (Medical Research Council Dyspnoe Scale, Borg

Zeitplan der Studie 11/2006: Beginn Patientenauswahl 01/2007: Beginn Einbestellungen zur Reha 04/2007: Beginn Reha 08/2007: Beginn Nachuntersuchungen 02/2008: 1. Zwischenbericht 04/2009: Ende Reha 06/2009: 2. Zwischenbericht 04/2010: Ende Nachuntersuchungen, Beginn Abschlussauswertung 10/2010: Fertigstellung der Studie

Patienten – Stand der Studie (5/2009) Reha absolviert Obstruktive Atemwegserkrankungen (BK 1315, 4301, 4302) 130 Asbestosen (BK 4103) 71 Silikosen (BK 4101) 44 COPD (BK 4111) 40 Gesamt 285

ZWISCHENergebnisse Stand 5/2009: Luftnot

ZWISCHENergebnisse Stand 5/2009: Auswurf

Reha bei Atemwegserkankungen – medizinische Perspektive: Verbesserungsbedarf? Zu große Löcher im Netz der Vorsorgeuntersuchungen - z. B. COPD III als Schweißer Arztverfahren Lunge / Atemwege stockt seit 2005 – warum? Gern Modellprojekt! Berufliche Aspekte bei DRV-Reha werden nicht sektoren- übergreifend angegangen UV-Reha: Vernetzung stationär – ambulant ist nicht optimiert, Telemonitoring und Lungensport bei Atemwegs-BKen ausbaufähig. Gern Modellprojekt!

Algorithmus Arztverfahren Lunge / Atemwege Vorschlag D. Nowak, 11/2007

Vorschlag D. Nowak, 11/2007

Stufenmodell für eine Integration verschiedener Rehabilitationsmaßnahmen in ein Gesamtsystem Zeit 1 2 [Jahre] Intensive stationäre / ambulante Reha Telemedizinische Betreuung / Lungensportgruppe Ambulante Kurzreha

Dienstleistungszentrum für Telematikanwendungen Homemonitoring Datenverarbeitung Dienstleistungszentrum für Telematikanwendungen Kommunikation mit Haus- und Facharzt Technische Schulung

2009: über 600 2001: knapp 200

Danke!

BK - Dok 1824 1190 560 2863 1647 343 Asbestose 4103 Silikose 4101 Emphysembronchitis der Bergleute (COPD) 4111 560 Obstruktive Atemwegserkrankungen (Asthma bronchiale) 4301 2863 4302 1647 1315 343