Rechtschreibstrategien aufbauen und sichern

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 Präsentation transkript:

Rechtschreibstrategien aufbauen und sichern

Paradigmenwechsel im Lernbereich „Rechtschreiben“ – „Richtig schreiben“ Da schreibe ich als Lehrkraft hundertmal das Wort ´Glühbirne` an die Tafel und dennoch besitzt dieses Wort, und nicht nur dieses, die fatale Tendenz, fehlerhaft in die Hefte meiner Schüler zu geraten - ´Glübirne`. Und dabei wurde ihnen doch der gut gemeinte Tipp gegeben: „Glühbirne kommt von glü-hen!“ Das Wort wurde doch häufig geschrieben, geübt und dennoch ... .

Traditioneller Rechtschreibunterricht Voraussetzung und Grundlage: Erziehung zur Sorgfalt Beherrschung des Grundwortschatzes Beherrschung einiger weniger Besonderheiten des Rechtschreibens Einsicht durch Merksätze mechanisches, vorwiegend an der Wortbildtheorie orientiertes Üben Diktate und Nachschriften als Bewertungsinstrument Rechtschreibunterricht als „heimlichen Hauptfaches“ (Abraham 1998 ) Ziel: Vermittlung von Rechtschreibsicherheit

Kritik am traditionellen Rechtschreibunterricht Rechtschreibsicherheit kann somit nicht als Produkt weitergegeben werden die Beherrschung möglichst vieler Merksätze = träges Wissen Diktat ist ein unbrauchbares Bewertungsinstrument mechanisches, vorwiegend an der Wortbildtheorie orientiertes Üben ermöglicht keine Einsichten in Struktur und Aufbau der Sprache

Paradigmenwechsel Unterordnung des Bereichs „Richtig schreiben“ unter den Lernbereich „Für sich und andere schreiben“ statt Vermittlung fragmentarischen Faktenwissens kontinuierliche Ausbildung individueller Regularitäten in der Auseinandersetzung mit Sprache Erforschen der Orthographie und das Reflektieren des eigenen Lernweges als konstitutive Bestandteile des Rechtschreibunterrichts

Rechtschreibunterricht zwischen Instruktion und Konstruktion entdeckendes Lernen auf der Basis des konstruktivistischen Lernbegriffs Ziel: das individuelles kognitives Schema des Schülers mit neuen Beobachtungen verbinden Lehrer als „coach“: lenkt die Aufmerksamkeit der Schüler auf das sachstrukturell Wichtige

Der Aufbau von Strategiewissen Rechtschreibstrategien innere Denkhandlungen der Kinder, denen sie beim Schreiben folgen. Noch nicht vorhandene Strategien müssen entdeckt und eingeübt werden. Falsche und unvollständige Eigenregeln der Schüler sollen Schritt für Schritt in normgestützte Regeln umgewandelt werden.

Prinzipien der Orthographie und korrespondierende Strategien Ziel des Rechtschreibunterrichts: Regelmäßigkeiten darstellen und Ausnahmen klar gegenüber stellen Einteilung des Wortmaterials in lauttreue, nicht lauttreue aber ableitbare Schreibungen und in solche, die weder lautgetreu noch ableitbar sind und in Korrelation zu den Hauptorthographieprinzipien stehen

Mitsprechwörter basieren auf dem phonologischem Prinzip Wörter werden auf die Lautfolge hin abgehören und in eine Buchstabenfolge übersetzt Lauttreue Schreibungen werden als „Mitsprechwörter“ bezeichnet Mitsprechstrategie basiert auf der so genannten „Pilotsprache“

Nachdenkwörter basieren auf dem morphematischen Prinzip sehr effizientes Prinzip, da sich viele Phänomene darunter subsumieren lassen: • Auslautverhärtung: Hund – Hunde • kombinatorische Verhärtung: sagt – sagen • silbeninitiales ´h`: geht – gehen • Umlautbildung: Hand – Hände • markierte/unmarkierte Dehnung: fahren; Dose

Beispiel: Phänomen „Doppelkonsonanz“ er rennt Schreibungen, die nicht lauttreu, aber ableitbar sind werden als „Nachdenkwörter“ bezeichnet. Nachdenkwörter werden mit einem „kognitiven Zusatz“ (Merkhilfe) versehen Beispiel: Phänomen „Doppelkonsonanz“ er rennt 1. Dieses Wort kommt von ´rennen` sprich: ren nen (= Regelanteil) Strategie: Pilotsprache 2. also  ´nn`(= RS-Besonderheit)

Lernwörter Wörter, die nicht lauttreu sind und deren Schreibung nicht durch eine Strategie erschlossen werden können, werden als „Lernwörter“ bezeichnet z.B. Vase, Baby, Eltern, Mai ...

Übersicht einer Rechtschreibsequenz Ebene 1 Ziele: Gewinnung des RS-Materials untersuchen eines besonderen RS-Materials Wortmaterial / Textbasis: Thematischer Wortschatz Übungstext von der Lehrkraft Schülertexte Phänomenorientierter Wortschatz Besonderes RS-Material aus dem LB

Ebene 2: semantische Ebene Klärung des Inhalts / der Wortbedeutung

Ebene 3: Auditiv-artikulatorische Durchgliederung Ziele: Analyse des RS-Materials Entdecken/Erforschen einer orthographischen Besonderheit Formulierung der Merkhilfe Lautanalyse Aufmerksamwerden auf Merkstellen Einteilung in die Kategorien Mitsprech-, Nachdenk- und Merkwörter

Ebene 4: Formulierung kognitiver Zusätze

Ebene 5: Übung ganzheitlich analytisch strategisch-transferierend Im Anschluss: Kontrolle der Übungen – gezieltes Fehlertraining

Übungsaufgabe Wählen Sie ein rechtschriftliches Phänomen und entwickeln Sie eine Rechtschreibstunde / Rechtschreibsequenz. Orientieren Sie sich dabei an dem vorgestellten Modell! Stellen Sie Ihr Ergebnis im Seminar vor!