Grundkurs Linguistik Programm der Vorlesung Dezember

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Sprechakttheorie, Illokutionsindikatoren, Indirekte Sprechakte, Sprechaktklassifikation, Präsupposition und Implikatur
Advertisements

Workshop Rickling 18. August 2012
Funktion der Kommunikation
Gedanken zum Muttertag
Spricht etwas dagegen, dass ich getauft werde?
Joachim Bauer Gehirnforscher, Psychologe
Referenz 2010/2011.
Referat von Natalia & Derya PA LK 13/II (BU)
Jeden Tag Du, mein Gott, gibst mir Leben und ich kann es kaum, kaum erklären, was Du, was Du mir bedeutest.
ELDiB Entwicklungstherapeutischer/ entwicklungspädagogischer Lernziel-
Grundkurs Linguistik Programm der Vorlesung Oktober
Grundkurs Linguistik Programm der Vorlesung Oktober
HCI – Tätigkeits Theorie (Activity Theory)
Deiktische Ausdrücke Personaldeixis Lokaldeixis Termporaldeixis
Referenten: H. Bayer V. Hagemann
Soziale Interaktion und Alltagsleben
Bibelarbeit 1.Korinther 9,
 zwei Kernbereiche: Pragmatik Satz  Äußerung
oder: Meine Eltern sind in einem schwierigen Alter
Interkulturelle Kommunikation
Nichts will ich mehr Es ist so gut, wieder vor dir zu stehen
Einfach zu hören Einfach zu hören, was Gott in dir spricht: ohne zu fragen: Soll ich es wagen? so war Maria und wir sind so nicht.
Kleine Engel Ein ungeborenes Kind im Gespräch mit Gott...
Wann kommst du Trost der ganzen Welt?
Theoretische Grundlagen der Pragmalinguistik II (Bühler; Grice)
Eine Präsentation von:
Bilder aus dem Internet BITTE KLICKEN…
Was bedeutet CLOUD für mich als SchülerIn ?
Daniel Schütz, 3600 Thun Im Grossraumbureau Daniel Schütz, 3600 Thun
Sprechakt und Thema-Rhema-Gliederung
6. Text und Konversationsmaximen
4. Kommunikative Fähigkeit und Text
© Wortstellung im Deutschen Norbert Fries.
Sprechfertigkeit Sprechen
Mama von Margitta.
Sociolinguistics Soziolinvistik
TRANSAKTIONEN (Transaktionsanalyse)
Christ, wie wird man das? created by Prisca Meier  Alphalive Schweiz.
Weißt Du, wie ich bin? Manuel et musical.
Material für Hauskreisabende
Beherzt – Am Puls des Lebens
SPRECHEN Didaktik - Methodik Ausbildung fűr DeutschlehrerInnen.
Ein kleiner Text, der zu denken gibt - das dauert nur 2 Minuten!
Vorstellungstheorie: Bedeutung als mentale Struktur.
Dies zu lesen kostet nichts -
Malcolm – 1. Teil Malcolm interpretiert Descartes mit Blick auf die Frage nach der Natur des Denkens (dem cogito) folgendermaßen: Jeder mentale oder bewusste.
..
Hintergründe Zusammenhänge Zurechtfinden Verstehen
Soziale Interaktion und Alltagsleben
Vienna Conference on Consciousness Teil I "Was ist die neuronale Grundlage des Bewußtseins? Wo ist es im Gehirn?" Beitrag von Michael L. Berger (Center.
Weißt Du wer ich bin? Manuel et musical.
..
Ein Held Gottes – Stationen aus Josuas Leben
Name of speaker Kultursensible Kommunikation im Sozial- und Gesundheitsbereich Verstehen wir uns?
Habe ich den Heiligen Geist?
Kommunikationstheorien
Der Anruf zum Fest.
Personal Pronouns in Accusative or Dative.
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm
Pragmatik I Von: Benjamin Schwarz ( ) Theresa Fischer ( )
Friedemann Schulz von Thun Miteinander Reden 1. rororo 1981
Grundkurs praktische Philosophie 20. Dezember 2004 Politische Freiheit
Kognitive Methoden  Als eine Auseinandersetzung mit der behavioristischen Lerntheorie Skinners  entsteht in den späten 60-er Jahren eine Verbindung.
Wer ist der Jude? Röm 2,28-29: 28 Denn nicht der ist ein Jude, der es äußerlich ist, auch ist nicht das die Beschneidung, die äußerlich am Fleisch geschieht;
Kommunikation nach Schulz von Thun
Was heißt es zu „leben“? bewusst Ja zur Welt Ja zur Schöpfung Zeit nehmen Dankbar werden Dem Evangelium trauen Leben.
Was ist Kommunikation? Alltagsverständnis: In Beziehung treten
Vo#1:Semantik als Wissenschaft Semantik I Matej-Bel-Universität in Banská Bystrica Zuzana Tuhárska.
Ergebnisse von Hospitationen bei Praktikumsbesuchen Nachbesprechungen bei Praktikums- besuchen Primarstufe 22. Juni 2010 Felicitas Fanger.
Dr. Karl-Heinz Jäger: Einführung in die Sprachwissenschaft
 Präsentation transkript:

Grundkurs Linguistik Programm der Vorlesung Dezember 11.12. (9) Pragmatik 18.12. (10) Soziolinguistik Januar 08.01. (11) Historiolinguistik 15.01. (12) Sprache und Sprachen 22.01. (13) Computerlinguistik, Texttechnologie 29.01. (14) Kommunikation und Kognition Februar 05.02. (15) Klinische Linguistik, Neurolinguistik 12.02. (16) Abschlussklausur

Pragmatik I 1.) Welche Rolle spielen sprachliche Äusserungen in der strukturalen Sprachanalyse und in der Pragmatik? Was ist Pragmatik? „An den Äusserungen scheiden sich die Geister“ Äusserung Parole -> langue Situationsbezogene indexikalische Ausdrücke (Personalpronomina, Zeit-, Ortsadverben) Sprechakte (Lokution, Illokution, Perlokution) (non-)verbale Kommunikation (Inhaltsaspekt, Beziehungsaspekt, Diskurspartikeln) Konversationsanalyse (soziale Interaktion, gemeinsame Herstellung von sozialen Beziehungen und gemeinsam geteilter Realität; Gesprächsorganisation, Sequentierung von Akten.

indexikalische Ausdrücke Pragmatik II/1 (a) Äusserungen und situationsbezogene Ausdrücke Personalpronomen Zeit-, und Ortsadverben Situationsbezogene Ellipsen indexikalische Ausdrücke 2.) Welche Rolle spielen bestimmte situationsbezogene Ausdrücke? Die Sprechsituation (wer spricht wann wo zu wem) ist konstituiv für die Zuordnung von Bedeutung, für die Äußerungsinterpretation. Von der Sprechsituation kann nicht abstrahiert werden -> Karl Bühler „origo“ Empraktisches Sprechen („Einen kleinen braunen bitte“; „Den da bitte“; „Zweimal bitte“)

Pragmatik II/2 Von der Handlungssituation kann nicht abstrahiert werden. „praktisch dominierte Tätigkeit“ vs. (2) „kommunikativ dominierte Tätigkeit“ -> R. Fiehler Äußerungsökonomie (1): Kohärenz wird primär hergestellt durch das, was getan wird. (2): Kohärenz wird primär hergestellt durch das, was gesagt wird

Pragmatik II/3 (b) Äußerungen und Sprechakte Beispiel: Äußere Handlungssituation: Es regnet. Die Mutter will mit ihrem Kind nach draußen gehen. M: „Wo sind deine Gummistiefel?“ K: „Im Schuhschrank.“ M: (mit Nachdruck) „Zieh deine Gummistiefel an, aber schnell.“ Durch Äußerungen – gegeben bestimmte Rahmenbedingungen – können Handlungen vollzogen werden. Äußerungen können nicht nur deskriptiv verwendet werden, sondern performativ. Beispiele Sprechakte: „Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass...“ „Ich verspreche dir, dass...“ „Ich erkläre hiermit meinen Austritt aus...“ „Ich taufe dich..“

Pragmatik III/1 3.) Was heisst es, den Gebrauch von Äußerungen durch die sprechaktbezogenen Kategorien Lokution – Illokution – Perlokution genauer zu bestimmen? -> Searle (vgl. Linke et al. 5.2) Äußerungsakt (Lokutiver Akt): Der Sprecher produziert Laute. Der Sprecher realisiert abstrakte Muster eines Sprachsystems. Propositionaler Akt: Der Sprecher bezieht sich auf Dinge einer Welt (Referenz) und sagt etwas über sie aus (Proposition) Illokutiver Akt: Der Sprecher spricht jemanden mit einer bestimmten Intention an (informieren, grüßen, warnen, drohen, versprechen, überzeugen, ...) Perlokutiver Akt: Der Sprecher erzielt eine (beabsichtige) Wirkung beim Hörer (durch Lob, durch Ratschlag, Aufforderung, Einschüchterung)

Pragmatik III/2 Kritik an Chomsky‘s Theorie: „He can‘t buy an egg with it“ (Strawson) (c) Äußerungen und non-(verbale) Kommunikation (Sprachliche) Kommunikation besteht nicht nur aus sprachlichen Zeichen: diese sind eingebettet in nicht-sprachliche und parasprachliche Zeichen. Sie dienen als Indizien für die Einschätzung des Gesprächspartners (Glaubwürdigkeit, Ernsthaftigkeit, Temperament, Energie, ...) und dies mit Beginn der sprachlichen Sozialisation. Jeder Aspekt des Verhaltens eines Sprechers kann vom Adressaten als bedeutsam interpretiert werden (Grundprinzip menschlicher Kommunikation), als bedeutsam für den mitgeteilten Sachverhalt und als bedeutsam für die soziale Beziehung zwischen Sprecher und Adressat (vgl. Linke et al. 1.3 c) -> Watzlawik et al.

Pragmatik IV und V/1 4.) Was bedeutet es, den Begriff ‚Kommunikation‘ auf die absichtliche Mitteilung des Sprechers einzugrenzen oder ihn auf jede beliebige Verhaltensäußerung anwendbar zu machen? (d) Äußerungen und sprachliche, soziale Interaktion (Konversationsanalyse) 5.) Welche Rolle spielen Äußerungen als Teil der sozialen Interaktion aus Sicht der Konversationsanalyse? Eine grundlegende Basis des Zusammenlebens, der Existenz von Gruppen und Institutionen, von gemeinsam etablierter und geteilter Wirklichkeit sind soziale Interaktionen, darunter Äußerungen, die nach aufzudeckenden Regelen so sind, wie sie sind (d.h. Ausdruck internalisierten regelgeleiteten Verhaltens). Diese werden in mikro- oder makrostruktureller Analyse untersucht (Grundlage: natürliche Video-Daten, Transkriptionen von Alttagskommunikation).

Pragmatik V/2 Beispiele: Gesprächsorganisation (Sprecherwechsel, vgl. Linke et al.) Sequentierung von Redebeiträge Modal- und Abtönungspartikeln Vgl.: W. Kallmeyer (ed.) (1994ff): Kommunikation in der Stadt. Teile 1-4 Berlin/New York. An den Äußerungen sollen Ordnungen ablaufender Interaktionsgeschehen und situationsübergreifender Organisationsprinzipien aufgezeigt werden. Es soll aufgezeigt werden, wie die Beziehung der Beteiligten zueinander und die Realität, in der sie leben, jeweils aktuell hergestellt, verändert bzw. bestätigt wird.

Fragen zur Pragmatik 1.) Welche Rolle spielen sprachliche Äusserungen in der strukturalen Sprachanalyse und in der Pragmatik? Was ist Pragmatik? 2.) Welche Rolle spielen bestimmte situationsbezogene Ausdrücke? 3.) Was heißt es, den Gebrauch von Äußerungen durch die sprechaktbezogenen Kategorien Lokution – Illokution – Perlokution genauer zu bestimmen? 4.) Was bedeutet es, den Begriff ‚Kommunikation‘ auf die absichtliche Mitteilung des Sprechers einzugrenzen oder ihn auf jede beliebige Verhaltensäußerung anwendbar zu machen? 5.) Welche Rolle spielen Äußerungen als Teil der sozialen Interaktion aus Sicht der Konversationsanalyse?