Stadtwirtschaftliche Effekte von Gewerbegebieten

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Stadtwirtschaftliche Effekte von Gewerbegebieten Prof. Dr. Kilian Bizer Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Georg-August-Universität Göttingen 21. Februar 2012

Was ist eine Stadt? Früher: besondere Stadtrechte wie Marktrecht, Bürgerrechte („Stadtluft macht frei“), Selbstverwaltung Vielfältiges Angebot von Gütern und Dienstleistungen räumlich konzentriert! Öffentliche Einrichtungen (Verwaltungen, Schulen, Universitäten, etc.) Vielfältig qualifizierte Arbeitskräfte! Heute … gilt einiges davon noch… und eine Stadt ist immer noch mehr als ihr Kommunalhaushalt!

Kommunen in der Antike Uderzo/Goscinny 1974: Die Trabantenstadt, S. 4

Nutzungskonkurrenzen in der Stadt Stadtbewohner (Ruhe) versus Landbewohner (Anfahrt zur Arbeit + zum Einkauf) Unternehmen (Zufahrt z.B. Lkw) und Stadtbewohner (Ruhe + Gefährdung) Unternehmen (Anlagenbetrieb) und Anrainer (Ruhe, Chemikalien- und Anlagensicherheit)

Leitbilder für die Stadtentwicklung Mittelalterliche Stadt: Straßenzüge nach Zünften, Stadtgrenze durch Mauern oder Wallanlagen, Trennung von Stadt und Land Stadt der Industrialisierung: Zunehmende Durchmischung, Gewerbeansiedlungen vor den Stadtmauern, längere Wegstrecken, Suburbanisierung Post-industrielle Stadt: MIV (= Auto), partielle Entmischung von Wohnen und Arbeit, Tertialisierung, „drei Ts“

Leitbild der Nachhaltigen Stadtentwicklung Langfristigkeit der Perspektive Reduzierung der CO2-Emissionen, NOx, etc. Stadt der „kurzen Wege“: Arbeit und Wohnen Intelligente Infrastrukturvernetzung (ÖPNV, MIV, Fahrrad,…) Familienfreundlichkeit: Kinderbetreuung, gute Schulen, Ganztagsschulen Ökologische Nachhaltigkeit

Nachhaltige Stadtentwicklung? Uderzo/Goscinny 1974: Die Trabantenstadt, S. 4

Vier Eckpunkte der Nachhaltigen Stadtentwicklung Partizipation und Transparenz herstellen Nachhaltigkeit ist Querschnittsaufgabe über alle Bereiche hinweg Abstimmung zwischen Bund, Ländern und Kommunen Für nachhaltige Kommunalfinanzen sorgen RNE 2010: Strategische Eckpunkte für eine nachhaltige Entwicklung in Kommunen, Texte Nr. 33

Wovon lebt die Stadt Göttingen? Attraktiv für Bürger: ruhiges, kostengünstiges Wohnen mit guter Infrastruktur (Straßen, IT, Schulen, Kitas, Parks, Spielplätze, soziale Zentren, Theater, Einkaufsmöglichkeiten, ….) Attraktiv für Unternehmen: Arbeitskräfte in allen Qualifikationen, gute Infrastruktur (Anbindung an BAB, Bahn, Bundesstraßen, Energie, Abwasser, …. Gewerbeflächen) Öffentliche Einrichtungen (Uni, HAWK, MPI, Leibniz-Gemeinschaft, Fraunhofer, DLR, etc.)

Was bringt/kostet ein Gewerbegebiet? Stadt hat Ausgaben durch Gewerbegebiete: Ankauf von Flächen Planung + Erschließung Vermarktung Bewirtschaftung von Grünflächen Stadt hat Einnahmen durch Gewerbegebiete: Grundsteuer und Gewerbesteuer (Einkst.-Anteil) Erschließungsbeiträge KFA und Kreisumlage (Verluste!)

Problem 1: Gewerbesteuer Freibetrag bei 24.500 EUR/Jahr Zerlegung bei mehreren Betriebsstätten: gering, wenn kaum Beschäftigte am Standort sind hoch, wenn viele Beschäftigte vor Ort sind Uderzo/Goscinny 1974: Die Trabantenstadt, S. 36

Problem 2: Kommunaler Finanzausgleich Berechnung der Finanzkraft: Grund- und Gewerbesteuer, Einkommensteueranteil Berechnung des Finanzbedarfs: Hauptansatz: Pauschal per Einwohner (veredelt) Nebenansatz: Schüler, Studenten, Sozialhilfe,…. tendenzieller Ausgleich der Differenz Zusätzlich: Zweckzuweisungen direkt vom Land an Kommunen

Problem 3: Einpendler Göttingen hat viele Einpendler aus dem Landkreis und darüber hinaus Jede Neuansiedlung rekrutiert Beschäftigte nicht nur aus dem Stadtgebiet, d.h. keine Erhöhung des Finanzbedarfs, aber Erhöhung der Finanzkraft bei Gewerbesteuerzahlungen Das sind stadttypische „Umlandleistungen“ oder „spill over“ Effekte

Nicht-nachhaltige Stadtentwicklung Uderzo/Goscinny 1974: Die Trabantenstadt, S.46

Kriterien für positiven Saldo Schnelles Volllaufen des Gebiets entscheidend Neue Unternehmen siedeln sich an Unternehmen überschreiten Gewerbesteuerfreibeträge – sind erfolgreich! Diversität in der Branchenstruktur Beschäftigte ziehen zu: in die Stadt!

Zusammenfassung Göttingen ist Oberzentrum: Standort für große Industrie- und Gewerbebedarfe Große Gewerbeflächen (>20.000 qm) sind rar Beeinträchtigungen von Umwelt und Natur ausgleichen, Naherholung sichern Wenn Gewerbegebiete zügig volllaufen, lohnen sie sich fiskalisch auf mittlere und lange Sicht Aber Gewerbegebiete sind mehr als Beiträge zum Stadtsäckel: In der nachhaltigen Stadt gehören Arbeiten und Wohnen zusammen!

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!