Bedarfsgemeinschaft nach SGB II

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 Präsentation transkript:

Bedarfsgemeinschaft nach SGB II Bedarfsgemeinschaft im Sinne des SGB II In der Gesetzgebung, Rspr. und Praxis seit jeher umstrittener Begriff Irreführend, weil er keine Anspruchs- oder Leistungsgemeinschaft bezeichnet, sondern überwiegend eine Einsatzgemeinschaft bzgl. Einkommen und Vermögen Ist erstmalig im SGB II gesetzlich etabliert, vgl. §§ 7 II, III, 9 II SGB II = Personengemeinschaft, die in einem gemeinsamen Haushalt lebt,„aus einem Topf wirtschaftet“ (eine „Wirtschafts- und Lebensgemeinschaft“ bildet) und deren personenmäßige Zusammensetzung geregelt ist Meyer-Höger

Bedarfsgemeinschaft nach SGB II Bedarfsgemeinschaft = Rechtskonstrukt, - instrument, das die zusammenlebenden Personen bezeichnet, die mit ihrem Einkommen und Vermögen in die Bedürftigkeitsprüfung der Hilfe zum Lebensunterhalt einbezogen werden, d.h. Personen der sog. Bedarfsgemeinschaft haben ggf. ihr Einkommen und Vermögen voll zur Bedarfsdeckung anderer Gemein-schaftsmitglieder einzusetzen (> „Einsatzgemeinschaft) Dennoch: Einzelanspruch(-sberechtigung) einer jeden hilfesuchenden, -bedürftigen Person der Bedarfsgemeinschaft Vgl. Schellhorn, BSHG, § 11 Rn. 17; BVerwGE 183, 236 >> Grundlage für die Begrifflichkeit im SGB II Meyer-Höger

Bedarfsgemeinschaft nach SGB II Kann aus einer/m oder mehreren Personen/Mitgliedern/Angehörigen bestehen und Setzt dabei die Zugehörigkeit mindestens einer erwerbsfähigen hilfebedürftigen Person voraus (einer „primär leistungsberechtigten erwerbsfähigen Person“ – Brühl in LPK-SGB II,§ 11 Rz. 36) Meyer-Höger

Bedarfsgemeinschaft nach SGB II Mitglieder der Bedarfsgemeinschaft gem. § 7 Abs. 3 SGB II sind gemäß Nr. Die erwerbsfähigen Hilfebedürftigen Die im Haushalt lebenden Eltern/Elternteil eines unverheirateten erwerbsfähigen Kindes, welches das 25.Lj. noch nicht vollendet hat, und der im Haushalt lebende Partner dieses Elternteils (Eltern: leibliche und Adoptiveltern) Meyer-Höger

Bedarfsgemeinschaft nach SGB II 3. Als Partner der erwerbsfähigen Hilfebedürftigen: Der nicht dauernd getrennt lebende Ehegatte Der nicht dauernd getrennt lebende Lebenspartner Eine Person, die mit dem erwerbsfähigen Hilfebedürftigen in einem gemeinsamen Haushalt so zusammenlebt, dass nach verständiger Würdigung der wechselseitige Wille anzunehmen ist, Verantwortung füreinander zu tragen und füreinander einzustehen. (= Konstruktion der eheähnlichen hetero- und homosexuellen Lebensgemeinschaften/-partnerschaften als sozialleistungsrechtlich unterhaltspflichtige Verantwortungsgemeinschaft!) Meyer-Höger

Bedarfsgemeinschaft nach SGB II Die dem Haushalt angehörenden unverheirateten Kinder von Nr. 1 – 3, wenn sie das 25.Lj. noch nicht vollendet haben, soweit sie nicht aus eigenem Einkommen und Vermögen ihren Lebensunterhalt bestreiten können (= unverheiratete ef/nicht ef hilfebedürftige Kinder bis 25 eines erwerbsfähigen Hilfebedürftigen und/ oder seines Partners) Meyer-Höger

Bedarfsgemeinschaft nach SGB II Definition der Verantwortungsgemeinschaft i.S. des § 7 III Nr.3 c): vgl. § 7 IIIa SGB II Danach wird ein wechselseitiger Wille, Verantwortung füreinander zu tragen und füreinander einzustehen, vermutet, wenn Partner Länger als ein Jahr zusammenleben Mit einem gemeinsamen Kind zusammenleben Kinder oder Angehörige im Haushalt versorgen oder Befugt sind, über Einkommen oder Vermögen des anderen zu verfügen Das Vorliegen einer Bedarfsgemeinschaft wird hier gesetzlich vermutet; es kann ggf. von dem Hilfebedürftigen widerlegt werden. Meyer-Höger

Bedarfsgemeinschaft nach SGB II Berücksichtigung von Einkommen und Vermögen der Mitglieder der Bedarfsgemeinschaft nach SGB II Anknüpfungspunkt: Bestehen einer Bedarfsgemeinschaft entsprechend § 7 Abs. 3 Nr. 1 – 3 SGB II Grund und Umfang: nicht notwendigerweise identisch mit den Unterhaltsregelungen des bürgerlichen Rechts /s. die „Verantwortungsgemeinschaft“ gem. § 7 III Nr.3c Grundsätzlich: es wird das Einkommen und Vermögen der Partner gegenseitig und bei Kindern bis 25 das der Eltern und Partnern gegen dem Kindesbedarf berücksichtigt! Meyer-Höger

Bedarfsgemeinschaft nach SGB II Gesetzliche Regelung: § 9 Abs. 2 SGB II Satz1: Berücksichtigung von Einkommen und Vermögen von Partnern, die in einer Bedarfsgemeinschaft leben d.h. gegenseitige Anrechnung) Satz 2: Berücksichtigung von Einkommen und Vermögen der Eltern oder des Elternteils und [ab 01.07.2006] dessen in Bedarfsgemeinschaft lebenden Partners auf den Bedarf von unverheirateten Kindern bis 25, die im Haushalt der Eltern oder des Elternteils leben. Meyer-Höger

Bedarfsgemeinschaft nach SGB II Auswirkungen der erweiterten Bedarfsgemeinschaft auf die Berücksichtigung von Einkommen und Vermögen im Rahmen des § 9 II 2 SGB II: Auch hier: Eltern/Elternteile = leibliche -/Adoptiveltern Partner des Elternteils = sowohl der in Bedarfsgemeinschaft lebende „neue“ Ehegatte oder Lebenspartner gem. § 7 III Nr. 1 u. 2 als auch der ehe- oder lebenspartnerschaftsähnliche, „Verantwortung tragende“ Lebensgefährte gem. § 7 III Nr.3c Daher berücksichtigungsfähig im Rahmen des § 9 II 2: Einkommen und Vermögen des Stiefelternteils und der Lebensgefährten/in Meyer-Höger

Haushaltsgemeinschaft nach SGBII Haushaltsgemeinschaft im Sinne des SGB II Definition: eine Hg liegt vor, wenn mehrere Personen nicht nur vorübergehend in einer Wohnung leben und einen gemeinsamen Haushalt führen („aus einem Topf wirtschaften“), reine Zweckgemeinschaft reicht nicht aus Nach SGB II muss die Haushaltsgemeinschaft im o.g. Sinne mit Verwandten oder Verschwägerten bestehen, die nicht zur Bedarfsgemeinschaft gemäß § 7 III gehören (> Verwandten- oder Verschwägertenhaushalts -gemeinschaft) – andere Definition als SGB XII Meyer-Höger

Haushaltsgemeinschaft nach SGB II Haushaltgemeinschaft gem. § 9 Abs. 5 SGB Verwandte = Personen, deren eine von der anderen abstammt sowie Personen, die von derselben dritten Person abstammen (§ 1589 BGB) Verschwägerte = Verwandten eines Ehegatten gegenüber dem anderen Ehegatten (§ 1590 BGB), zB Stiefkind ist mit dem Stiefelternteil verschwägert, nicht aber mit dem eheähnlichen Partner Meyer-Höger

Haushaltsgemeinschaft nach SGB II Rechtsfolge des Zusammenlebens in einer Haushaltsgemeinschaft: Bestehen der widerlegbaren gesetzlichen Vermutung der gegenseitigen Unterstützung der Verwandten und Verschwägerte in einer wirtschaftlichen Notlage, auch trotz nicht bestehender bürgerlich-rechtlicher Unterhaltspflichten (vgl. § 9 Abs.5 SGB II) Maßgeblich: objektive Einkommens- und Vermögensverhältnisse der Verwandten, jetzt konkretisiert in § 1 Abs.2 der Alg II-VO Meyer-Höger

Haushaltsgemeinschaft nach SGB II Vermutung kann vom Hilfebedürftigen widerlegt werden durch glaubhafte und zweifelsfreie Versicherung, dass finanzielle Leistungsfähigkeit nicht besteht oder er tatsächlich nichts erhält Prüfung der Vermutung der Leistungsfähigkeit der Haushaltsgemeinschaft: ist nachrangig gegenüber dem in § 9 Abs.1 normierten Prinzip des Vorrangs der tatsächlichen Leistungen von Angehörigen (> dann ist bereits Hilfebedürftigkeit ausgeschlossen bzw. gemindert!) Meyer-Höger