Hintergrund Im Jahr 2000 finanzierten die Rentenversicherungsträger der BRD 71441 stationäre Psychotherapien (ohne Suchtbehandlungen) in Form psychosomatischer.

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Hintergrund Im Jahr 2000 finanzierten die Rentenversicherungsträger der BRD stationäre Psychotherapien (ohne Suchtbehandlungen) in Form psychosomatischer Rehabilitations- maßnahmen. Nach eigenen Berechnungen werden jährlich ca. 9% dieser Behandlungen vorzeitig beendet. Ihr mehrheitlich eingeschränktes Behandlungsergebnis (Schulz, Lang, Lotz-Rambaldi, Bürger & Koch 1999), wirft Fragen nach Ursachen und Vermeidbarkeit vorzeitiger Entlassungen auf. Hierzu wurde auf Basis des sozialkognitiven Prozess- modells gesundheitlichen Handelns (Schwarzer 1992) ein Erklärungsmodell entwickelt (Abb. 1; Lang, Schulz, Lotz-Rambaldi & Koch 1999), das die theoretische Grundlage der vorliegenden Studie bildet. Abteilung für Medizinische Psychologie Arbeitsgruppe Psychotherapie- und Versorgungsforschung (AGPV) Sind Behandlungsabbrüche in der stationären Psychosomatik anhand patientenseitiger Ausgangsmerkmale vorhersagbar? Klaus Lang, Uwe Koch, Holger Schulz Methoden Stichprobe: BfA- und LVA-Versicherte (N = 6713; Rücklauf 4636; 69%), denen zwischen 09/2000 und 04/2001 eine stationäre psychosomatische Reha bewilligt wurde. 67% Frauen, Altersmittel 44,3 Jahre (SD=9,4), 58% BfA-Patienten; Hauptdiagnosen: 35% affektive Störungen (F32-34), 21% Belastungs-/Anpassungsstörungen (F43), 13% Angststörungen (F40-41), 11% somatoforme Störungen (F45). Messzeitpunkte: (t1) Unmittelbar nach Bewilligung, (t2) Entlassung, (t3) 6-Monats- Katamnese (Daten noch nicht vorliegend) Instrumente: Zu t1 und t3 Fragebögen (SF-12, Subskalen aus SCL-90-R, FPTM-23, GKÜ, eigene Skalen zu Behandlungserwartungen und -zielen, sozialmedizinische Variablen, zu t3 zusätzl. Behandlungszufriedenheit). Zu t2 Entlassungsbericht der RV- Träger. Definition Behandlungsabbruch: vorzeitige Entlassung (außer Verlegung), die mindestens vier Tage vor Ablauf der bewilligten Behandlungsdauer erfolgt ist Diskussion Die erwartungsgemäßen Befunde zu Alter, Bildungsstand und sozialmedizinischer Problemlage wurden in der Literatur bislang vor dem Hintergrund einer möglicherweise eingeschränkten Psychotherapiemotivation der betreffenden Patientengruppen diskutiert (vgl. Schulz et al. 1999). Die vorliegenden Daten bestätigen den Einfluss motivationaler Ausgangsvariablen allerdings nicht, so dass sich Erklärungsansätze eventuell stärker als bisher auf externe Bedingungen sowie Faktoren des therapeutischen Prozesses konzentrieren müssen (z.B. Barghaan, Lang, Lotz-Rambaldi, Koch & Schulz 2001). Ob das deutlich schlechtere Behandlungsergebnis für Abbrecher in der Therapeuten- einschätzung verzerrt ist, wird derzeit katamnestisch anhand der entsprechenden Patienteneinschätzungen geprüft. Literatur Barghaan, D., Lang, K., Lotz-Rambaldi, W., Koch, U., & Schulz, H. (2001). Verlauf, Motive und Outcome bei vorzeitiger Behandlungsbeendigung in der stationären psychosomatischen Rehabilitation aus Sicht von Patienten - Ergebnisse einer Interviewstudie. DRV-Schriften, 26, Lang, K., Schulz, H., Lotz-Rambaldi, W., & Koch, U. (1999). Behandlungsabbruch als nicht gelungene Inanspruchnahme - Entwicklung eines Vorhersagemodells für den Bereich der stationären psychosomatischen Rehabilitation. Rehabilitation, 38, Suppl. 2, Schulz, H., Lang, K., Lotz-Rambaldi, W., Bürger, W., & Koch, U. (1999). Analyse von Behandlungs- abbrüchen in der stationären psychosomatischen Rehabilitation anhand von Basisdokumentationen zweier Klinikträger. Psychotherapie, Psychosomatik und medizinische Psychologie, 49, Schulz, H., Lang, K., Jürgensen, R., Rüddel, H., & Nübling, R. (2002). Weiterentwicklung einer Kurzform des Fragebogens zur Psychotherapiemotivation - FPTM-23. Manuskript eingereicht. Schwarzer, R. (1992). Psychologie des Gesundheitsverhaltens. Göttingen: Hogrefe. Das Projekt stammt aus dem Norddeutschen Verbund Rehabilitationsforschung und wird vom BMBF und dem VDR gefördert. Förderkennzeichen: 01GD 9808/0 Für die Unterstützung bei der Durchführung bedanken wir uns bei der LVA Westfalen (H. Gerwinn, M. Becker, W. Thiemann), der LVA Rheinland-Pfalz (Dr. B. Kulick, D. Enge) und der BfA (Dr. C. Korsukéwitz, Dr. H. Klosterhuis, Dr. P. Nischan, M. Winnefeld). Fragestellungen 1.Wie häufig ereignen sich Behandlungsabbrüche bei verschieden strengen Abbruchdefinitionen? 2.Lassen sich Behandlungsabbrüche anhand soziodemographischer, sozialmedizinischer, diagnostischer und motivationaler Parameter (vgl. Abb. 1) vorhersagen? 3.Unterscheidet sich das Behandlungsergebnis (therapeuten-eingeschätzt) zwischen verschiedenen Entlassungsformen? Abb. 1: Theoriemodell zur Vorhersage des Behandlungsabbruchs (Lang et al. 1999) blaue Kästen: beobachtete Variablen, rot: Einflüsse während des Klinikaufenthalts, grüne Schrift: Operationalisierungen Ergebnisse 1.Häufigkeit (Tab. 1): Therapieabbrüche ereigneten sich in den ersten zwei Behandlungswochen bei 2,2%, in den Wochen 2-4 bei 3,3%, danach bei 2,6% aller Therapien. 2.Risikofaktoren (Tab. 2): Abbrüche treten gehäuft in der Altersgruppe unter 30 Jahren (16,4%), bei Patien-ten ohne Schulabschluss (15,2%), Nicht-Erwerbstätigen (13,8%) und Patienten, die sich mit Frühberentungsüberlegungen befassen (12,3%) auf. Es lassen sich keine Unterschiede von mind. kleinem Effekt (phi.10) in motivatio- nalen Ausgangsvariablen zwischen den Entlassgruppen nachweisen. 3.Behandlungsergebnis (Abb. 2): Therapeuteneingeschätztes Behandlungsergebnis sowie Arbeitsfähigkeit bei Ent- lassung fallen in den Abbruchgruppen mit Behandlungsdauern von 1-14d und 15-28d deutlich geringer aus als in der Gruppe der regulär Entlassenen. Tab. 1: Häufigkeit verschiedener Entlassungsformen bei Respondern und Non-Respondern Tab. 2: Prädiktoren für Behandlungsabbrüche (bivariat) Abb. 2: Behandlungsergebnis in Abhängigkeit von der Entlassungsform N = 2827 Χ² (df=20) =138 phi =.22 p <.001 Kontakt: Dipl.-Psych. Klaus Lang, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Abteilung für Medizini- sche Psychologie, Martinistr. 52/ S30, Hamburg, Tel. 040/ Homepage: N = 4033 Χ² (df=12) =400 phi =.32 p <.001