Vorlesung:Einführung in die Sozialstrukturanalyse * Institut für Soziologie * Universität Erlangen-Nürnberg * Sommersemester 2007 * PD Dr. J. Renn * 10.

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Vorlesung:Einführung in die Sozialstrukturanalyse * Institut für Soziologie * Universität Erlangen-Nürnberg * Sommersemester 2007 * PD Dr. J. Renn * 10. Sitzung: 10. Jul. 5. Migration, Ethnizität und Multikulturalismus

Vorlesung:Einführung in die Sozialstrukturanalyse 5. Migration, Ethnizität und Multikulturalismus 5. Migration, Ethnizität und Multikulturalismus a) Modernisierung als Übergang vom ethnos zum demos Was ist ein Volk? Herder: Volksgeister (Inselwelten der Ethnographie) Überall in Europa zeitigte die philologische Methode, Völker durch Sprache zu identifizieren, verheerende Folgen (…) Offizielle Sprachregelungen wurden durch staatliche Erziehungseinrichtungen allgemein durchgesetzt. (…). Letztlich bedeutet all dies, dass Sprachen tatsächlich erfunden wurden, und zwar nicht nur in solch offenkundigen Fällen wie dem Ukrainischen, Bulgarischen, Serbischen, Lettischen, Hebräischen, Norwegischen (…); auf subtilere Weise was dies auch das Schicksal des Deutschen und Italienischen (Patrick J. Geary, Europäische Völker im frühen Mittelalter, S. 41) Substantiell oder konstruiert? Ethnische Identität: Gemeinsame Vergangenheit, Territorium, Ursprungsmythos, Kultur (Abstammungsgemeinschft.) ? Kolonialistische Abgrenzungen (z.B.: Rwanda: Hutu und Tutsi) Nationalistische Rückprojektionen (polit. Fkt. der Kulturwiss.) (z.B.: keltische Wurzeln der Iren) Staatsbürgerschaft (ius soli und ius sanguinis)

Vorlesung:Einführung in die Sozialstrukturanalyse 5. Migration, Ethnizität und Multikulturalismus b) Modernisierung: Rückkehr der Ethnien als sekundäre Stereotypen: Beyond the melting pot (Glazer und Moynihan) und Multikulturalismus Fremd- und Selbstzuschreibung: alltägliche Praxis und administrative Regulation Ausländerfeindlichkeit (Achsendrehung in der Konfliktwahrnehmung, nach Kitschelt, siehe Reader) Ethnisierung von Konflikten, Identitätspolitik Integrationspolitik

Vorlesung:Einführung in die Sozialstrukturanalyse 5. Migration, Ethnizität und Multikulturalismus Migration: Migration ist kein neues Phänomen: Wanderung und kulturellen Austausch, Vermischungen und Neugründungen Von der Ausbreitung des homo sapiens über den Exodus und die Völkerwanderung der Spätantike, bis zu den Vertriebenen und den politischen und wirtschaftlichen Fluchtbewegungen unserer Tage Was ist ein Einwanderungsland? Deutsche Auswanderung in die U.S.A.: Zwischen 1840 und 1900: stetig zwischen und pro Jahr! (1850: dt. stärkste Einwand.gruppe – vor den Iren) 1900: 1/3 der Einwohner Wisconsins, dt. Einwanderer der 1. oder 2. Generation 1900: nach Berlin die größte deutsche Stadt: New York (1. und 2. Gen.: ) Einwanderung nach Deutschland: Von den Römern über die Hugenotten, die polnischen Bergarbeiter bis zu den Gastarbeitern der 50er und 60er Jahre:

Vorlesung:Einführung in die Sozialstrukturanalyse 5. Soziale Ungleichheit Migrationsformen: Globales Verschwinden nomadischer Lebensformen (zu Beginn des 21ten Jh. < 1% der Weltbevölkerung) – weniger als 1 Zehntel der Weltbevölkerung ist nicht im Land der Geburt u./o. der staatsbürgerlichen Rechte ansässig Landflucht Pendelwanderung (Remigration) Arbeits- und Fluchtmigration Diasporawanderungen Ein neuer Typus im 21ten Jh.: Transmigration (Ludger Pries, Internationale Migration, S. 9) ist… …eine moderne Variante der nomadischen Lebensform (…). Sie steht im Zusammenhang mit transnationalen Sozialräumen, die sich pluri-lokal zwischen und oberhalb von verschiedenen Wohn- und Lebensorten aufspannen. In dem Typus der Transmigration ist Wanderung also nicht mehr vorwiegend der – einmalige, zeitlich eng begrenzte – Übergang zwischen verschiedenen, örtlich eindeutig fixierbaren Lebenszusammenhängen. Viemehr wird Wanderung selbst wieder zu einer Daseinsform.

Vorlesung:Einführung in die Sozialstrukturanalyse 5. Soziale Ungleichheit Migrationserklärungen (?): Neoklassisch-ökonomische Erklärung: Individuelle ökonomische Kalküle erklären Arbeitsmigration (W. Arthur Lewis) [faktisch: historisch-politische Beziehungen, nicht Grade der Armut kanalisieren Migration z.B. in die U.S.A.] Relative Deprivation (gefühlte) im Vergleich zu andren Gruppen im Herkunftsland Individualistische Werterwartungstheorien (Esser e.a.) Kalkulierte Produktsummen aus ökonomischem, psychischem und sozialem Nutzen Theorien struktureller und anomischer Spannungen (H. J. Hoffmann-Nowotny) Erlebte Spannungen zwischen Prestige und Macht – (normativer) Anspruch auf Einkommen und reale Chancen, Migration als Spannungsabbau [Lücken zwischen theoret. Wertzuschreibungen und fakt. Migrationsabläufen] Einfluss trasnational tätiger Organisationen und Systeme politischer Regulierung?