Intonatorische Variationen im Englischen - IViE Corpus - Phonetic and Phonological Analyses of Intonation in Different Languages Dozent: Prof. Dr. Jonathan.

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Bistra Andreeva, Institut für Phonetik, Universität des Saarlandes.
Advertisements

Die Phonetik der Gipfel-Synchronisierung Jonathan Harrington Eine Zusammenfassung von: Silverman & Pierrehumbert (1990), the timing of prenuclear high.
Jonathan Harrington H*, L+H*, !H*, H+L*, L*+H H*, H+L*, L*+H unterscheiden sich akustisch in der Synchronisierung des f0-Gipfels mit dem (primär betonten)
Jonathan Harrington H*, L+H*, !H*, H+L*, L*+H Zuerst: A-M Modell (zur Erinnerung…)
Dr. Helmuth Sagawe WS 2010/11 Universität Heidelberg
1 Sprachressourcen-Gipfel IDS Mannheim Mai 2009 Bayerisches Archiv für Sprachsignale Florian Schiel & Christoph Draxler schiel |
Digitalisierung und Aufbereitung von Sprachdaten
Melodien im Standarddeutschen.
Die Satzprosodie Phrasengrenzen, Akzentuierung, Intonation.
Training zur Aussprache von prosodischen Mustern
Autosegmental-Metrische Phonologie und ToBI
Wintersemester 2010 Bistra Andreeva FR 4.7 Phonetik Universität des Saarlandes Einf. in die Instrumentalphonetik Prosodie.
Bistra Andreeva, Institut für Phonetik, Universität des Saarlandes.
Einführung in die Prosodie Grundkonzepte und Fachbegriffe Bistra Andreeva Institut für Phonetik.
Einführung in die Prosodie
Prosodic Structure in Young Childrens Language Production Von LouAnn Gerken.
Einführung in die Phonetik und Phonologie
Aligning pitch targets in speech synthesis: effects of syllable structure T. Rietveld and C. Gussenhoven Präsentiert von Anja Moos.
Der tief-akzentuierte Tonakzent im Estnischen. Venedig Referentin Nele Salveste.
Perzeptuelle Kompensation von Koartikulation bei japanischen Wachteln A. J. Lotto, K. R. Kluender, L. L. Holt. Perceptual compensation for coarticulation.
Mikro und Makroprosodie
Fallend-steigende Konturen: Englisch und Deutsch
Wort- und Satzbetonung
Die Varianzanalyse Jonathan Harrington.
Intonation im Französischen
Die Funktion und Form der Intonation
Das AM Modell der Intonation
Mixed Models Jonathan Harrington library(ez) library(lme4)
Fokus, Akzentuierung, Intonation Jonathan Harrington.
Einflüsse auf die Grundfrequenz (f0)
Tonale Kategorien, Synchronisierung und Nachahmung
Deklination, Downstep, finale Senkung Jonathan Harrington.
Merkmale der Wortbetonung
1. Satzbetonung, Töne, und Grundfrequenz
Prosodie und Intonation: ein Überblick
Prosodie und Intonation: ein Überblick
Die Prosodie Jonathan Harrington Felicitas Kleber.
Intonationsunterschiede zwischen dem Nord- und Süddeutschen
Die Anatomie der Grundfrequenz Jonathan Harrington.
Sprecherdiskrimination anhand der Intonation
1 C.Fowler Analyse der Wahrnehmung von Koartikulierter Sprache LMU-München - IPSK WS 06/07 HS Modelle der Sprachproduktion und –perzeption Prof. J.M.
Jonathan Harrington Bitonale Akzente. Bedeutungsunterschiede wegen unterschiedlicher f0-Vokal-Synchronisierungen werden im AM-System durch bitonale Akzente.
Die Normalisierung und Wahrnehmung eines fremden Akzents Datum: Referentin: Carolin Funk Dozent: Prof. Dr. Jonathan Harrington Hauptseminar:
Deklination, Downstep, finale Senkung Jonathan Harrington.
Grundlagen der Analyse von Sprachdatenbanken
Klassifizierung der sprachlichen Unterschiede zwischen Intonationsmelodien Jonathan Harrington.
Fallend-steigende Konturen: Englisch und Deutsch
Die Form der Intonation: Das AM Modell
Jonathan Harrington Downstep ist eine phonetische Regel, in der H-Töne in derselben Phrase wegen eines davor kommenden H-Tons gesenkt werden. Die Wirkung.
Übung zur Intonation Jonathan Harrington.
Transkription der Intonation mit GTOBI
Jonathan Harrington Downstep ist eine phonetische Regel, in der H-Töne in derselben Phrase wegen eines davor kommenden H-Tons gesenkt werden. Die Wirkung.
Was ist die artikulatorische Grundlage von Locus-Gleichungen? Hauptseminar: Modelle der Sprachproduktion & - perzeption Dozent: Prof. Dr. Jonathan Harrington.
Linguistik Stellen Sie Fragen zum Text (schauen Sie auf Ihre Unterlagen)! Versuchen Sie die gestellten Fragen zu beantworten!
Gradierte Grammatikalität SS 2003 Einheit 1. Quelle des Übels Klassische Linguistik Korpusorientiert (Tote Sprachen/ Literatur- sprachliche Norm) Dialektforschung.
Das autosegmentelle-metrische Modell der Intonation
Universität Düsseldorf SoSe April 2014
Übungen Die primär betonte Silbe eines akzentuierten Wortes Phrasengrenzen [( )] (vormarkiert) Grenztöne: L-H%, H-L%, L-L% oder L-H% Tonakzente H*, L*
Intonation im Französischen Jonathan Harrington Eine Zusammenfassung von: Jun & Fougeron (2000, 2002), Welby (2003, 2007). Jun, Sun-Ah & Cécile Fougeron.
Die Form der Intonation: Das AM Modell Jonathan Harrington.
Einführung in die Phonetik und Phonologie SS 2010 Bistra Andreeva Sitzung 1: Einführender Überblick.
Die Varianzanalyse Jonathan Harrington library(ggplot2) library(ez)
Mikro und Makroprosodie
Übung: bitonale Akzente
H*, L+H*, !H*, H+L*, L*+H Jonathan Harrington
Die Varianzanalyse Jonathan Harrington library(ggplot2) library(dplyr)
Die Anatomie der Grundfrequenz
Bitonale Akzente Jonathan Harrington.
Das AM Modell der Intonation
 Präsentation transkript:

Intonatorische Variationen im Englischen - IViE Corpus - Phonetic and Phonological Analyses of Intonation in Different Languages Dozent: Prof. Dr. Jonathan Harrington Referenten: Laura Folk Veronika Neumeyer Institut für Phonetik und Sprachverarbeitung (LMU) Venice International University 17. April 2009

IViE-Projekt IViE = Intonational Variation in English

IViE Projekt über Intonationsvariationen in British English 1997 – 2002 University of Cambridge Esther Grabe et al. Corpus seit 2002 zu akademischen Zwecken im Internet verfügbar beinhaltet 36 Stunden Sprachdaten

IViE-Projekt Motivation in Großbritannien wurden bereits segmentelle Unterschiede zwischen verschiedenen Dialekten untersucht Dialektale Variationen der Intonation wurden weniger beachtet meistens nur ein Dialekt nur Vergleiche zum Southern Standard British English

IViE-Projekt Motivation für die Sprachtechnologie werden Quantifizierbare Daten benötigt im Moment nur wenig statistische Daten über Variationen statistische Modelle der Intonation werden für bessere Sprachsynthese und -verständlichkeit benötigt

IViE-Projekt Ziele vergleichbares Sprachmaterial von verschiedenen Englischen Dialekten öffentlich zugängliche Daten prosodische Annotationen und linguistische Analysen für einen Teil der Daten öffentlich zur Verfügung zu stellen

IViE - Corpus Sprecher erwachsene Sprecher aus urbanen Regionen aufgenommen in Secondary Schools fast homogene Sprechergruppen pro Dialekt je 6 männliche und 6 weibliche Sprecher

IViE - Corpus Sprachmaterial 22 phonetisch kontrollierte Sätze mit verschiedenen grammatikalischen Strukturen Aussagesätze W-Fragen Fragen ohne Fragewort Ja-/Nein-Fragen Entscheidungsfragen ein gelesenen Text (Märchen - Cinderella) eine nacherzählte Version von Cinderella anhand von Bildern eine Map-Task (gleichgeschlechtliche Teilnehmer) Diskussion über ein vorgegebenes Thema (Rauchen)

IViE - Corpus Dialekte neun Regionen: Belfast Cardiff (Welsh English) Cambridge Dublin Leeds Liverpool Newcastle Bradford (British Punjabi English) London (West Indian English)

IViE-System maschinen-lesbares autosegmentell- metrisches Ettiketierungssystem für englische Prosodie Aufgebaut auf ToBI ToBI bietet Transkriptionen von Standart Varietäten im Englischen IViE bietet direkt vergleichbare Transkriptionen von Standart und Nicht-Standart Varietäten im Englischen ToBI ist nur auf einer Ebene verschriftet IViE ist auf fünf Ebenen verschriftet

IViE-System prosodisch transkribierte Version des IViE- Corpus beinhaltet eine Stunde Sprachdaten transkribiert auf fünf Ebenen Daten von sieben (von neun) Dialekten (London, Cambridge, Leeds, Bradford, Newcastle, Belfast, Dublin) ein männlicher und ein weiblicher Sprecher pro Dialekt

IViE-System Struktur Orthographie Ebene Orthographische Verschriftung Rhythmische Ebene Lokalisation von betonten und akzentuierten Ebenen f0-Ebene f0-Verlauf in der Umgebung der betonten Silben und IP-Grenzen Phonologie Ebene Phonologische Klassifikation der Intonation bei den betonten Silben und IP-Grenzen Extra Ebene Kommentare und alternative Transkriptionen

IViE-System Rhythmische Ebene `P` markiert Betonungen und Akzentuierungen % = rhythmische Grenze # = Unterbrechung

IViE-System Rhythmische Ebene Cambridge English British Punjabi English H* + L0% mH-l% P% H* + L0% mH-lhMl % PP % on the railings

IViE-System f0-Ebene Implementation Domains (ID) 1.präakzentuierte Silbe 2.akzentuierte Silbe 3.alle folgenden unakzentuierten Silben (wenn vorhanden) bis zur nächsten akzentuierten Silbe IDs überlappen sich jeweils um eine Silbe

IViE-System f0-Ebene Tonhöhen h(igh), m(id), l(ow) Transkribiert im relativen Verhältnis zueinander Großbuchstaben betonte Silben Kleinbuchstaben unbetonte Silben ID-finaler Silbe geht Bindestrich voraus lL-hlM-hhL-llMh-h mL-hlLh-hhH-lhLh-h

IViE-System f0-Ebene

Cambridge English Leeds English H* + L0% mH-l% P% H* + L0% lH-l% P% Mister Sheaf

IViE-System Phonologie-Ebene Tone labels H*+LL*+H H*L* L*H+LH*L+H Tone modifiers ^ upstep ! downstep _ displacement Boundary specifications Phrase-initialPhrase final %HH% % %LL%

IViE-System Phonologie-Ebene

Cambridge English Belfast English H* + L0% mH-l% P% L* + H0% mL-h% P% on the railings

IViE Ergebnisse

Ergebnisse IViE Daten zeigen beachtliche inter-sprachliche Variationen im Englischen IViE-Korpus liefert Beweise für Variationen zwischen Dialekten und Sprechern in der englischen Intonation Rücklick: Ladd taxonomy of cross-linguistic differences between intonation languages semantische Variation systematische Variation Variation in der Realisierung phonotaktische Variation

Ergebnisse Überblick Verschiedene tunes in verschiedenen Sprachen aber auch in unterschiedlichen Dialekten des Englischen (= systematische Variation) Sprecher haben große Auswahl phonologischer, phonetischer und phonotaktischer Optionen in einem bestimmten Kontext auch wenn sie aus dem gleichen Dialektgebiet stammen (= Variation in der Realisierung)

Ergebnisse Phonetische Unterschiede Ladd 1996: Trunkierung und Kompression können sprachspezifische Parameter der Intonation sein Englisch wird als Kompressions-Sprache angesehen Hypothese: in allen 4 Dialekten (Cambridge, Leeds, Newcastle, Belfast) wird Kompression zu finden sein

Ergebnisse Phonetische Unterschiede Stimuli: Mr. Sheafer, Mr. Sheaf und Mr. Shift sukzessive Abnahme der stimmhaften Elemente Sprecher wird gezwungen die F0-Rate vom längsten zum kürzesten Wort zu verändern ( Kompression) oder das Pattern nicht zu vollenden ( Trunkierung) Ergebnisse stützen nicht die Annahme Cambridge und Newcastle English zeigen Kompression Belfast und Leeds English zeigen Trunkierung

Ergebnisse Phonetische Unterschiede Ergebnis: Kompression und Trunkierung sind dialekt- spezifisch

Ergebnisse Phonologische Unterschiede Nukleare Akzentproduktion 7 urbane Dialekte (London, Cambridge, Bradford, Leeds, Newcastle, Belfast, Dublin) randomisierte Liste zum Lesen (8 Aussagesätze, 3 wh-Fragen, 3 ja/nein Fragen, 3 deklarative Fragen) Ergebnisse stammen von 6 Sprechern jeden Dialekts

Ergebnisse Phonologische Unterschiede Fallende Nuklearakzente (H*L%) waren in Aussagesätzen in 6 der 7 Dialekte dominant einzige Ausnahme ist Belfast (steigend L*H%) Newcastle und Dublin fallen in ein Mittelfeld d.h. steigende Intonation ist möglich aber nicht gewöhnlich (15% und 6%)

Ergebnisse Phonologische Unterschiede

größere Variation der Nuklearakzente in Fragen Sprecher scheinen hier mehrere Typen von Nuklearakzenten zu verwenden in Aussagesätzen sind 2 verschiedene Optionen gebräuchlich es gibt dafür bestimmte Muster, die sich unterscheiden aber teilweise auch überlappen können

Ergebnisse Phonologische Unterschiede L*H% L*HL% H*LH% H*L% Newcastle Belfast Inter-dialektale Überlappung: Nuklearakzente in Aussagesätzen Cambridge

Ergebnisse Phonologische Unterschiede Nuklearakzente in ja/nein-Fragen über die 7 Dialekte

Ergebnisse Phonologische Unterschiede Produktion von Nuklearakzenten variiert über 3 Faktoren hinweg: Dialekt Bsp.: Cambridge vs. Belfast Äußerungsform Bsp.: Leeds H*L% (100% in Aussagesätzen, 73% in w-Fragen, 44% in ja/nein-Fragen, 0% in dekl. Fragen) Sprecher Bsp.: Newcastle ja/nein-Fragen (44% H*L%, 39% L*H%, 16% H*HL%)

Ergebnisse Phonologische Unterschiede Beispiel für Dialekt: Vergleich zwischen Cambridge und Belfast fallend fallend-steigend steigend-eben steigend-Plateau- fallend

Ergebnisse Zusammenfassung Dialekt beeinflusst die phonetische Realisation der Intonation große Unterschiede geographisch gesehen Dialekt, Äußerungstyp und Sprecher haben einen beachtlichen Effekt auf die phonologischen Auswahlmöglichkeiten Der Grad an Variation in den Ergebnissen wirft die Frage auf ob es linguistische Erklärungen für die Intonation gibt

Danke für Ihre Aufmerksamkeit!!!