Einführung in die allgemeine Sprachwissenschaft

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Jana Yvonne Reimann, Louisa Mandrossa , Nadja Klopprogge
Referat von Nina Rohmann, Anna-Maria Geyer und Yolanda Garrido-Perea
Einführung in die Phonetik und Phonologie
 Präsentation transkript:

Einführung in die allgemeine Sprachwissenschaft WS 2006-7 Einführung in die allgemeine Sprachwissenschaft Einführung und lautliche Beschreibung W. Barry

Sitzung 4: Phonologische Grundlagen Zu lesen (nochmal!!): 5. Auflage: Kapitel 6, (Teil 1, S. 217-229) Phonology: The Sound Patterns of Language

Möglich Antworten zu den Aufgaben 1 • Suchen Sie Beispielausdrücke, in denen ein stimmhafter Laut in wortinitialer Position durch den Einfluß des vorher- gehenden Kontextes entstimmt wird. Sie lässt grüßen [zi lEst grysn] Er trank Wein [E traNk vaIn] Lass' mich gehen! [las mIC gen] Es sieht süß aus. [Es zit zys ?aUs] Er stand einfach da. [E Stant ?aInfaxda]

Möglich Antworten zu den Aufgaben 2 • Suchen Sie Wortkombinationen, die die Veränderung eines wortfinalen Alveolaren (/t, d, n, s/) in einen verwandten Laut mit einer anderen Artikulationsstelle zur Folge haben kann Eins scheint mir klar zu sein [aInS SaImp mI kla tsu zaIn] Ich hab' den Mann nie gesehen. [IC hap dm man ni gzen] Es geht mir gut, danke. [Es gep mI gut daNk] Mein guter Ruf ist gefährdet. [maIN gut uf Is gfEdt

Möglich Antworten zu den Aufgaben 3 • Suchen Sie Ausdrücke die schwache Formen von Funktions- wörtern (z.B. für, von, und, Artikel, Hilfsverben, usw.) enthalten. Schreiben Sie die phonetische Form auf. 22 (zweiundzwanzig) [tsvaIntsvantsIC] Er kam von hinten. [E kam fn hIn?n] Er hat es für mich getan. [E hats fY mIC gtan] Es ist kaum zu glauben. [zIs kaUm ts glaUbm]

Rekapitulation Phoneme sind die distinktiven (wortunterschei- denden) Laute einer Sprache. Definition:Die kleinste bedeutungsunterschei- dende Lauteinheit Die Realisierungen eines Phonems variieren in ihrer phonetischen Form (freie oder kontextuell bedingte Variation) Die phonetischen Varianten eines Phonems sind Allophone.

Probleme mit dem Phonembegriff Im Redefluß können Phoneme ihre phonetische Identität ändern: "haben" /habn/  [ habm] (dasselbe Wort, verschiedene Phoneme) Im selben Morphem kann ein Phonem mit einem anderen alternieren: "Tod" /to:t/ vs. "des Todes" /.. tods/ Diese sind nicht Einzelfälle, sondern ganz normal für Deutsch. Das Phonem liegt bei diesen lautlichen Mustern etwas unglücklich da!

Phoneme sind nicht genug.. Veränderungen bzw. Alternationen dieser Art sind nicht einmalig, sondern völlig regelmäßig.  Sie sind lautliche Regelmäßigkeiten, die Deutsch-sprachige als Teil ihrer Muttersprache beherrschen. D.h. sie sind Teil der deutschen Phonologie. Zusammenfassend: Die Phonologie einer Sprache muß das Lautinventar, ihre Kombinations-möglichkeiten in Silben und Wörtern, ihre Veränderungs- und Alterniermöglichkeiten erfassen, kurz: Alle lautlichen Regelmäßigkeiten

Beyond the phoneme ... Phonembeschreibungen von Veränderungen und Alternationen sind unökonomisch: z.B.: /d/ wird zu /t/ wortfinal (Tod - Todes) /b/ wird zu /p/ wortfinal (Lob - Lobes) /g/ wird zu /k/ wortfinal (lag - lagen) • Es kann in einer viel allgemeineren Art beschrieben werden: Ein stimmhafter Plosiv wird am Wortende stimmlos realisiert

Phonetische Merkmale Die Änderung wurde mit den phonetischen Eigenschaften (Merkmalen) der Laute erfasst. • Die phonetischen Merkmale, die Phoneme distinktiv (bedeutungsunterscheidend) machen heißen distinktive Merkmale • Als Unterscheidungsmerkmale von distinktiven Lauten haben sie einen phonologischen Status.

Vorteile von phonologichen Merkmalen Ein Merkmal definiert eine Lautklasse (die das Merkmal gemeinsam hat) • Man spricht von „natürlichen Klassen“ von Lauten, die auf Grund der gemeinsamen Merkmale phonologisch verwandt sind. • Phonologische Regelmäßigkeiten werden in verallgemeinerter Form durch Angabe der Lautklasse ausgedrückt

Lautklassenbeispiele [±stimmhaft] trennt /p, t, k, f, s, S, .../ von /b, d, g, v, z, Z .../, [±nasal] trennt /m, n, N/ von /b, d, g/ • [±gerundet] trennt /y, Y, , / von /i, I, e, E/ • [±lang] trennt /i, e, a, u, o/ von /I, E, a, U, / • Je “grundlegender” ein Merkmal ist, desto größer ist die damit definierte Lautklasse: Vergleiche: [+konsonant] vs [+nasal] vs [+lateral] Pier – Bier; Tier – dir; Kir – Gier; Phase – Vase; reißen – reisen; ?? - ?? meine – Beine; ; Beine – beide; Dinger – Digger

Merkmalnamen Die Literatur bietet ein etwas verwirrendes Bild außerdem: phonologische  phonetische Namen Die sog. SPE Merkmale (Sound Pattern of Engl. von Chomsky/Halle 1968) sind am bekanntesten: • Major Class-Merkmale: [±cons], [±syllabic], [±son] • Cavity-merkmale: [±coronal], [±anterior], [±high], [±low], [±back], [±rounded], [±distributed], [±glottal constriction], [±nasal], [±lateral], • Manner-Merkmale: [±contin], [±delayed release], [±tense], • Source-Merkmale: [±voiced], [±strident],

Übergeordnete Merkmale Nach der phonetischen Klassifikation werden Konsonanten nach Ort, Art und Stimmhaftigkeit und Vokale nach Höhe, Zungenposition, Rundung und Länge beschrieben. Die phonologische Merkmalbeschreibung behält diese Eigenschaften zum Teil bei, aber sie will Gruppierungen (zur Generalisierung der Veränderungen und Alternationen) erfassen. deshalb sind die phonologischen Merkmale etwas anders organisiert: Mit [±cons], [±syllabic], [±son] können folgende Großklassen unterschieden werden: Vokale: [-cons], [+syllabic], ([+son]) Konsonanten – Obstruenten: [+cons], ([-syllabic]), [-son] Konsonanten – Sonoranten: [+cons], ([-syllabic]), [+son]

Merkmalname des Ansatzrohres

Merkmalname des Ansatzrohres Anstatt spezifische Artikulationsstellen mit Merkmalen zu benennen, werden [±back], [±anterior], [±coronal] in verschiedenen Kombinationen benutzt: labial: [-back], [+anterior], [-coronal] alveolar: [-back], [+anterior], [+coronal] postalveolar: [-back], [-anterior], [+coronal] palatal: [-back], [-anterior], [-coronal] velar: [±back], [-anterior], [-coronal]

Slot für den veränderten Laut Phonologische Regeln Regeln werden formuliert, die die Art der Lautveränderungen und die Bedingungen, unter denen die Veränderung stattfindet, angeben Die Form von phonologischen Regeln ist standardisiert: • Ausgangs-  Merkmal- / (K1) ___ (K2) Laut(klasse) veränderung Wenn die Beschreibung der Ausgangslautklasse zutrifft, wird die Regel automatisch angewandt. Slot für den veränderten Laut Vor- und Nachkontext

z.B., Regel für die Auslautverhärtung [+stimmhaft]  [- stimmhaft] / ___ ## (ein sth. Laut wird stimmlos im Wortauslaut) Aber [+stimmhaft] ist nicht eindeutig! Vokale und Sonoranten sind auch [+sth], sollen aber nicht entstimmt werden: • [+cons]  [- stimmhaft] / ___ ## [- son ] [+ sth ] Wie der Name der Regel andeutet, ist hier der Nachkontext für die Anwendung dieser Regel bestimmend. Zunächst zeigen wir die einfache Form, wie der Volksmund die Regel versteht – nämlich das stimmhafte Laute am Wortende stimmlos werden. Da aber nur stimmhafte „Obstruenten“ (= Plosive und Frikative) in dieser Position stimmlos werden, müssen wir die Lautklasse etwas genauer (durch zusätzliche Merklmalangaben) bestimmen. Stimmhafte Konsonanten, die nicht Sonoranten sind (d.h., nicht Nasale oder Approximanten) werden entstimmt. .

z.B., Regel für die Auslautverhärtung [+stimmhaft]  [- stimmhaft] / ___ ## (ein sth. Laut wird stimmlos im Wortauslaut) Aber [+stimmhaft] ist nicht eindeutig! Vokale und Sonoranten sind auch [+sth], sollen aber nicht entstimmt werden: • [+cons]  [- stimmhaft] / ___ $ [- son ] [+ sth ] (“silbenfinal“ ist eine genauere Beschreibung des Kontextes) Nun können wir bei der Kontextbeschreibung etwas genauer werden: Um Wörter wie „leidlich“ oder „kläglich“ (die /t/ und /k/ haben) erfassen zu können, ist es besser das Silbenende $ als Kontextbedingung anzugeben. (Dies war eine späte Modifikation der Kontextbeschreibung, weil ursprünglich die Silbe als Einheit nicht anerkannt war. Die Phonologie war eine Struktur, die rein von der morphosyntaktischen Struktur abgeleitet wurde)

z.B., Regel für die Deaspiration [+aspiriert]  [- aspiriert] / # S___ (ein asp. Laut wird deaspiriert nach initialem S) Hier [+aspiriert] ist eindeutig. Nur stimmlose Plosive können (im Deutschen) aspiriert sein. Aber S ist Kurzschrift für einen stimmlosen koronalen Frikativ • [+cons]  [- aspiriert] / # [+ cons]______ [- son ] [- son ] [- cont ] [+ cont ] [- sth ] [- sth ] [+ asp ] [+coron] In diesem Beispiel ist der Vorkontext bestimmend. Stimmlose Initialplosive sind aspiriert, aber in initialen /S/ + Plosiv Clustern verlieren die Plosive ihre Aspiration. Die einfache Angabe [+aspiriert] genügte hier, weil die Eigenschaft nur bei einer ganz bestimmten konsonantischen Unterklasse vorkommt. (Trotzdem habe ich die volle Merkmalmatrix in der zweiten Version angegeben). Häufig findet man „Kurzschrift“-Angaben bei Regelbesprechungen. Hier haben wir zunächst S angegeben und in der zweiten Version mit einem Merkmalmatrix ausgeführt.

z.B., Regeln für die Ortsassimilation Beispiel: < haben > /habn/  [habm] Hier wird schwa getilgt, der verbleibende Nasal silben-tragend gemacht und an den Vorkontext angepasst. • [+syllab]  0 / [+ cons] ____ [+ cons] [- stress ] [+ son ] • [+ cons]  [+syllab] / [+ cons] ____ $ [+ son ] • [+ cons]  [ anter] / [ anter] ____ $ [+nasal ] [ back] [ back] [ coron] [ coron] Hier sehen wir eine Sequenz von Regeln, die als Endprodukt die erwünschte Form zeigen. Was die Reihenfolge betrifft, muss die Schwatilgung als erste Regel angewandt werden, weil die anderen beiden davon abhängen. Um das Input zu den Regeln 2 und 3 zu erhalten (consonant mit folgendem Sonorant - hier Nasal - in derselben Silbe), muss die Schwatilgung stattgefunden haben. Zu den Merkmalen: Schwa wird mit [+syll] und [–stress] voll definiert, weil es der einzige Vokal ist, der von vorn herein und immer unbetont ist. Die Spezifizierung des Vorkontextes mit [+cons] alleine soll die Verallgemeinerung zulassen, dass auch in Artikeln und Possessivpronomina (einen, meinen usw.) die Schwatilgung möglich ist. D.h. jede Art Konsonant ist ein potentieller Vorkontext. In den Regeln 1 und 2 wird [+son] statt [+nasal] zur Definbition des auslautenden Konsonanten benutzt, weil derselbe Prozess mit /l/ geschehen kann z.B. Handel [handl], Regel [re:gl] Statt + oder – als Vorzeichen werden griechische Buchstaben als Variablen in der dritten Regel benutzt. Auf diese Weise kann die Veränderung eines /n/ zu [m] nach /p/ oder /b/ (+anterior, +coronal, -back  +anterior, -coronal, -back), die Veränderung eines /n/ zu [N] nach /k/ oder /b/ (+anterior, +coronal, -back  +anterior, -coronal, +back) sowie das Verbleiben eines /n/ als [n] nach /t/ oder /d/ (+anterior, +coronal, -back bleibt +anterior, +coronal, -back) erfasst werden. Diese ist eine sogenannte variable Regel.

Zwischenbilanz Wir haben gesehen, dass (so wichtig es ist) das Phonem nicht ausreicht, um lautliche Veränderungen und Alternationen zu erfassen. • Merkmal bieten eine flexible und ökonomische Beschreibungsweise • Merkmalmatrizen ersetzen das Phonemsymbol (und definieren Lautklassen, die an denselben Prozessen teilnehmen. • Prozesse können mit Regeln erfasst werden, die Beziehung zwischen alter und neuer Struktur festhält (anders als die Aussage: Phonem A wird zu Phonem B (Das Phonem ist tot – es lebe das Phonem!)

Wo ist die Silbe? Kritik an der “linearen“ generativen Phonologie zielte auf die fehlende Silbenstruktur und die ungeordnete Merkmalmatrix • /tS/ in Reitschuh und Matschauge /pf/ in topfit und Topfuntersetzer werden gleich dargestellt • Viele Prozesse sind silbenstrukturabhängig (Auslaut- verhärtung, Deaspiration, Akzentuierung, Tonakzente) wurden aber nur zum Teil und sehr spät mit der Einführung der $-Grenze anerkannt.

Autosegmentelle Darstellung Die silbische Struktur einer Aüßerung wurde zur Grundlage der Beschreibung gemacht.       • Den Silben konnte einerseits die tonale Struktur zugeordnet werden; andererseits konnte die CVC-Kette und über sie die einzelnen Laute den Silbe zugeordnet werden.       V C V C V C V V C V a I n  t  l  i i d e e Eine tolle Idee

Strukturveränderung Dieselben Veränderungen, die mit phonologischen Regeln erfasst wurden, konnten als Veränderung der Struktur dargestellt werden.   C V V C V C h a a b  n Die Tilgung des Schwas und die Zuordnung des Nasals zu der V-Funktion definiert automatisch die silbische Eigenschaft

Merkmalveränderung Die Tilgung und Zuordung von Segmenten erfasst die silbenbezogenen Veränderungen, aber Segmentver- änderungen müssen auf Merkmalebene erfolgen   C V V C V C h a a b  n +labial +coronal

Zusammenfassung Unter Beibehaltung des Konzepts der distinktiven Opposition entwickelte sich die phonologische Beschreibung von der isolierten phonemischen Darstellung (Inventar + Verteilung) zu einer zunächst linearen regelorientierten Darstellung der Beziehung zwischen verschiedenen Formen eines Wortes oder einer Wortkette. Mit der autosegmentellen Phonologie wurde eine hierarchische, silbenbezogene Strukturdarstellung entwickelt.