Einführung in die allgemeine Sprachwissenschaft

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 Präsentation transkript:

Einführung in die allgemeine Sprachwissenschaft Ringvorlesung Phonetik-Phonologie: B. Andreeva (BA) Morphologie-Syntax: T. Augustinova (TA) Semantik: W. Saurer (WS) Pragmatik: I. Kruijf-Korbajova (IKK) Psycholinguistik: A. Weber (AW)

Semesterprogramm Sitzung Datum Modul Lehrende(r) 1 30.10. Intro BA 2. 6.11. Phonetik BA 3. 13.11. Phonetik/Phonol BA 4. 20.11. Phonologie BA 5. 27.11. Morphologie TA 6. 4.12. Morphologie TA 7. 11.12. Syntax TA 8. 18.12. Syntax TA 9. 8.01. Semantik WS 10. 15.01. Semantik WS 11. 22.01. Psycholinguistik AW 12. 29.01. Psycholinguistik AW 13. 5.02. Pragmatik IK-K 14. 12.02. Besprechung der Probeklausur 15. 19.02 Abschlussklausur BB/BA

Basisliteratur V.Fromkin & R. Rodman (19935): An Introduction to Language Fort Worth etc., Harcourt Brace Jovanovich

Sitzung 1: Allgemeine Einführung Zu lesen: Kapitel 1, "What is Language?„ (S. 3-28) Kapitel 10, "Language Acquisition" (S. 394-432) Allgemeine Einführung Dieser Abschnitt wird sich mit den beiden Fragen beschäftigen: “Was ist Sprache?“ und daraus abgeleitet “was ist Sprachwissenschaft?“ Das Kapitel 10 bei Fromkin & Rodman gibt etwas mehr Hintergrund zur Frage des Sprachwerwerbs, ein Thema, das wir in Zusammenhang mit der Definition von Sprache heranziehen.

Was ist Sprache? Zunächst: Etwas, was die Mitteilung unserer Gedanken und Gefühle ermöglicht. Aber auch, aus anderer Sicht: Ein Zeichensystem, das nicht von einem bestimmten Medium abhängig ist Ein „Sprachzeichen“ ist die Vereinigung von Form und Bedeutung Was ist Sprache? Auf jeden Fall ein Kommunikationsmittel, das uns ermöglicht, unsere Gedanken und Gefühle unseren Mitmenschen mitzuteilen. Es ist ein System von Zeichen – d.h. das wir linguistische Formen haben (sagen wir “Wörter“), denen ein Inhalt entspricht. Diese Zweiseitigkeit (man könnte fast „Zweieinigkeit“ sagen, weil die beiden Aspekte im Zeichen nicht von einander zu trennen sind) ist das Wesen des Sprachzeichens. Aber das Zeichensystem kann gesprochen oder geschrieben werden; es kann sogar durch Gebärden Ausdruck finden (Zeichensprache). D.h., dass es nicht mediumabhängig ist.

Ist Sprache menscheigen? Beobachtung: - Lateralisierung und Spezialisierung des Gehirns (Hinweis einer biologischen Vorbereitung; Kap. 11, S. 437-442) - Menschliche Sprache vs. Tiersprache„ (Can chimps learn human language? S. 424-9) Es wird häufig gesagt, dass Sprache etwas Menschliches ist, dass Tiere nicht sprechen können. Man weist auf die Entwicklung des Gehirns hin, das während des Reifungsprozesses eine zunehmende Spezialisierung aufweist. Unter anderem scheint es bestimmte sprachliche Funktionen, die mit besonderen Teilen des Gehirns zusammenhängen.

Sprache als eine menscheigene Fähigkeit Thesen, die daraus wachsen: - Sprachlernfähigkeit angeboren; ("Innateness hypothesis" - S. 411-3) - Lernen durch Imitation und Verstärkung? ("behavioristiche" Lerntheorie; S. 402-3) Sprache als eine menscheigene Fähigkeit Die biologische Vorbestimmung des Menschen bedeutet aber nicht unbedingt, dass es universelle sprachliche Eigenschaften gibt, die angeboren sind (sprachliche Universalien vorprogrammiert). Etwas schwächer ist die Annahme der angeborenen Sprachlernfähigkeit. In ihrer starken Version sagt die Hypothese, dass wir mit unserer sensorischen und motorischen Entwicklung uns das komplexe Symbolsystem aneignen. Eine alte, schwache Version ist dies des Lernens durch Imitation und Verstärkung. Da muss ausreichende Intelligenz da (angeboren) sein, um die symbolische Verbindung zwischen Zeichenform und -inhalt sowie die Beziehungen zwischen den Zeichen zu erkennen.

"Innateness hypothesis" Alle Kinder lernen ihre Muttersprache in vergleichbaren Phasen: "Babble" (Brabbeln)  Einzelwörter  Zweiwortäußerungen  Mehrwortäußerungen. Sogar Taubstumme lernen das Zeichnen in vergleichbaren Phasen. Alle Kinder lernen ihre Muttersprache in vergleichbare Phasen, ohne daß sie "unterrichtet" werden. Unabhängig von der jeweiligen Sprache machen Kinder, mal früher mal später, dieselben Etappen durch:   "Babble"  Einzelwörter  Zweiwortäußerungen  Mehrwortäußerungen. Sogar Taubstumme lernen das Zeichnen in vergleichbaren Phasen wie Hörende das Sprechen lernen.

Lernen durch Imitation und Verstärkung Kinder lernen die Sprache(n) UND die Dialekte, die sie hören. ABER: Es wird immer wieder beobachtet, daß der Lernprozeß sehr wenig durch Bewußt- machung von Abweichungen beeinflusst wird Einerseits lernt man die Sprache(n) UND die Dialekte, die man hört.   ABER: Es wird immer wieder beobachtet – und deshalb inzwischen allgemein akzeptiert, daß der Lernprozeß sehr wenig durch Bewußtmachung von Abweichungen von der Norm fortschreitet. Zwecklose Elternversuche, eine Kinderäußerung zu korrigieren, unterstützen diese Annahme. Man kann deshalb eine modifizierte „Innateness“ Hypothese annehmen

Beispiele von Korrekturversuchen 1 1. Kind: I taked a cookie Vater: Oh, you mean you took a cookie. Kind: Yes, that's right, I taked it. Kind: Nobody don‘t like me Mutter: No, say: „Nobody likes me“ Kind: Nobody don‘t like me (Dialog 8x wiederholt) Mutter: Now listen carefully, say „Nobody likes me“ Kind: Oh, Nobody don‘t likes me. Diese Beispiele zeigen in amüsanter Weise, wie die unterschiedlichen Formen vom Kind (fast immer aber nicht ganz) ignoriert werden und die Bedeutungsäquivalenz wahrgenommen wird

Beispiele von Korrekturversuchen 2 3. Kind: Want other one spoon, Daddy Vater: You mean you want the other spoon. Kind: Yes, I want other one spoon, please, Daddy. Vater: Can you say the other spoon Kind: Other … one … spoon Vater: Say … other Kind: Other Vater: Spoon Kind: Spoon. Vater: Other spoon Kind: Other spoon. Now give me other one spoon

Critical-Phase Hypothesis Kritische Stadien des Spracherwerbs (S. 413-5) Diese Hypothese postuliert einen Außenreiz- einfluss, der aber je nach Aspekt in einem früheren oder späteren Stadium der Entwicklung wirken kann. Wenn das kritische Stadium vorbei ist, kann das Kind das Verpasste nicht mehr lernen. Obwohl Kinder von der Umgebung, d.h. von äußeren Reizen lernen, ist es klar zu erkennen, dass es Kritische Stadien des Spracherwerbs gibt. Diese Stadien betreffen die motorische Reife für bestimmte (komplexere) Laute, die „Reife“, um bestimmte Wortformen (z.B. grammatische Affixe, regelmäßige und unregelmäßige Verbformen) oder syntaktische Strukturen zu produzieren. Unter Bedingungen der sprachlichen "Reizlosigkeit" (d.h. wenn ein Kind nichts Menschensprachliches hört) ist es vorgekommen, daß Menschen ohne Sprechenlernen groß geworden sind.   Man bedenke die sog. "Wolfskinder", und zuletzt "Genie", ein Mädchen in den USA, das bis 13-7 Jahren vollkommen isoliert gehalten wurde. Sie lernte zwar Bezeichnungen für Gegenstände und einige Tätigkeiten relativ schnell (7 Monate), aber sie lernte bestimmte syntaktische Strukturen nie (z.B. W-Fragen).

"Kritische Phase" und Gehirnreifung Während der Reifung lateralisiert sich das Gehirn Die Lateralisierung ist eine Entwicklung, bei der die linke und rechte Hirnseiten sich spezialiseren a) für die entgegengestzte (kontralaterale) Körperseite, b) für bestimmte im Verhalten unterscheidbare Fähigkeiten. Der Prozess endet mit der Pubertät. Die "kritische Phase" wird mit dem Lateralisierungsprozeß in Verbindung gebracht. Dies endet, so die geltende Meinung, mit der Pubertät.

Mehr zur Lateralisierung • Hirnoperierte Kinder (Lobektomie nach Geburt) weisen vergleichbare IQ-Werte und Sprachbeherrschung wie Nichtoperierte auf. (allerdings müssen sie früh genug operiert werden) • Gesangserwerb bei Vögeln wird häufig als Hinweis genommen, daß die "Phasentheorie" plausibel ist Ist die Lateralisierung notwendig? Die Lateralisierung als Organisation der Hirnfunktionen zeigt interessante Phänomene bei Kindern, die nach der Geburt eine Gehirnhälfte herausoperiert bekommen haben. Sie erwerben Sprache und scheinen nach allgemeinen IQ-Tests unabhängig von der jeweilig bleibenden Hälfte (links oder rechts) vergleichbar zu sein. Lateralisierung ist nicht nur menschlich: Parallele zwischen dem menschlichen Spracherwerb und Gesangserwerb bei Vögeln wird häufig als Hinweis genommen, daß die "Phasentheorie" plausibel ist: Buchfinken lernen innerhalb einer gewissen Periode den Gesang ihrer Umgebung (im Normalfall ein "Buchfinkdialekt", aber bei Veränderung der Umgebung auch das Lied anderer Vögel. Außerhalb der kritischen Periode hat die Umgebung keinen Einfluss. Bei anderen Vögeln (z.B. der Kuckuck) ist das "Lied" fest einprogrammiert, was ja bei ihm ja sinnvoll ist! FAZIT: Die Mischung aus angeborenen (fest programmierten) Fähigkeiten und umweltabhängigem Detail-Lernen ist generell in der Tierwelt belegt. Die Verwendung eines solch komplexen symbolischen Systems ist wohl menscheigen (ein System, das zudem zweigliedrig strukturiert ist: Lautliche Symbolisierung (Sprachzeichen), die in einer syntaktischen Struktur verwendet wird, die mehr als die Summe der Sprachzeicheninhalte symbolisiert/signalisiert.

Was ist Sprachwissenschaft? • Klar: Die Wissenschaft der Sprache …. aber was bedeutet das? • Das Unterfangen, die Strukturen der Sprache zu beschreiben und das Funktionieren der Strukturen als Kommunikationsmittel zu erklären. • Es kann einzelsprachlich sein, aber das höhere Ziel ist die Erklärung, wie die menschliche Sprache überhaupt funktioniert (universell). Was ist Sprachwissenschaft? Kurz gefasst, ist das Ziel der Sprachwissenschaft die Entwicklung einer wissenschaftlichen Grammatik einer Sprache oder der menschlichen Sprach überhaupt. Eine wissenschaftliche Grammatik beschreibt die Strukturen einer Sprache (oder auf einer generalisierter Ebene der menschlichen Sprache überhaupt) in all ihren Aspekten

Sprache können vs. kennen • Was heißt eine Sprache können? (S. 4-13) Sprachlaute und die möglichen Lautmuster produzieren können Wortinhalte verstehen - Die Wörter in den richtigen Satzbau setzen können • Aber eine Sprache kennen bedeutet, über diese Aspekte Kenntnisse besitzen (das sind „metasprachliche“ Kenntnisse) Der Unterschied zwischen das KÖNNEN einer Sprache und das KENNEN einer Sprache macht den Unterschied zwischen einem Sprecher einer Sprache und einem Linguisten, der sich mit derselben Sprache befasst hat, aus. Wir können alle zumindest unsere Muttersprache sprechen. Die meisten von uns können aber wenig über die Gesetzmäßigkeiten in der Struktur unserer Muttersprache sagen.

Was ist eine Grammatik? • Das Können, d.h., die (praktischen) Kenntnisse, die ein Mensch von einer Sprache hat, stellen seine "mentale Grammatik" (das mentale Lexikon ist ein Teil davon) dar. • Im Idealfall wäre eine wissenschaftliche Grammatik die Abbildung einer mentalen Grammatik …… (dann wäre sie psychologisch gültig) • In der Praxis will sie dieselben Funktionen wie die mentale Grammatik erfassen Was ist eine Grammatik? (S. 13-17) a) Preskriptive Grammatiken  Angabe des Standards für eine Sprachgemeinschaft, die eine Sprache schon sprechen (z.B. DUDEN)   b) Unterrichtsgrammatiken  Angabe der Regeln zur Bildung akzeptierte Äußerungsformen. (Kann wie a) sein, aber die Nichtkenntnis der Sprache wird angenommen und es gibt of Hinweise auf bestimmte Probleme) c) Deskriptive Grammatiken  Beschreibung der beobachteten Sprachregelmäßigkeiten in einer gegebenen Sprachgemeinschaft. Der Begriff "richtig" oder "falsch" kann nicht auf eine beobachtete Form verwendet werden Als Sprecher einer Sprache haben wir alle eine „mentale Grammatik“ (Regelen nach denen wir kommunizieren mit den Formzeichen der Sprache).

Die Sprachwissenschaft … • … hat als Ziel die Erstellung von deskriptiven Grammatiken, d.h. die Beschreibung der "Regelmäßigkeiten" der Sprache …. … bei der Formung von Lauten sowie bei der Bildung von Silben, Wörtern und Sätzen. • Diese Beschreibungsbereiche werden häufig die „deskriptiven Ebenen“ der Sprachwissenschaft genannt. • Im Schulunterricht (z.B. im Fremdsprachunterricht) hat die „Grammatik“ wohl eine andere Bedeutung…. Die Sprachwissenschaft hat als Ziel die Erstellung von Deskriptiven Grammatiken, d.h. die Erfassung der "Regelmäßigkeiten" (= "Regeln"), mit denen:   - Laute geformt werden und Silben strukturiert werden (Phonetik und Phonologie) - Wörter gebildet werden (Morphologie) - "Sätze" gebildet werden (Syntax) Die Morphologie und die Syntax kennen wir als „die Grammatik“ aus unserem Fremdsprachenunterricht; - die Konjugation der Verben, die Anpassung von Adjektiven an Substantive usw. (Im Fremdsprachunterricht werden sehr selten die Lautbildung und die Lautform als Teil der „Grammatik“ präsentiert)

Andere “Ebenen” … • … die melodische und rhythmische Struktur von Äußerungen. (die Prosodie) • wie Wortbedeutungen organisiert sind (die Wortsemantik) • und Satzbedeutungen strukturiert sind (die Satzsemantik) • und wie Sätze in bestimmten Situationen für bestimmte kommunikative Zwecke eingesetzt werden (die Pragmatik) Die Sprachwissenschaft hat andere Beschreibungsziele und -ebenen:  nämlich wie: - Äußerungen melodisch und rhythmisch gestaltet werden (prosodische Phonetik und Phonologie)   - Wortbedeutungen organisiert werden und: Satzbedeutungen strukturiert sind (Semantik) - und wie Sätze in bestimmten Situationen für bestimmte kommunikative Zwecke eingesetzt werden (Pragmatik) All diese Aspekte der Grammatik einer Sprache werden häufig als die "Beschreibungsebenen" bezeichnet (von "unten", d.h. von den kleinsten Einheiten, von der lautlichen Ebene nach "oben", d.h. zu den größeren und abstrakteren Strukturen)

"Bindestrich"-Sprachwissenschaften • Soziolinguistik (vgl. auch Sprachsoziologie, Dialektologie, Ethnolinguistik) • Psycholinguistik (vgl. Sprachpsychologie, Kognitive Linguistik, Neurolinguistik, Psychophonetik) • Computerlinguistik "Bindestrich"-Sprachwissenschaften: Zu den Kernfragen der Sprachstruktur haben sich über die Jahrzehnte viele andere Fragen gesellt, die aus dem Interesse anderer Disziplinen an der Sprache gekommen sind: Soziolinguistik - Linguistische Varianten in verschiedenen sozialen Gruppen (vgl. Sprachsoziologie, Dialektologie, Ethnolinguistik)    Psycholinguistik - Betrachtung der mentalen Verarbeitungsstrukturen und Mechanismen (u.a. Frage der psychologischen Wirklichkeit linguistischer Beschreibungsgrößen) (vgl. Sprachpsychologie, Kognitive Linguistik Neurolinguistik, Psychophonetik, Psychoakustik) Computerlinguistik - Computerbasierte Simulation von linguistischen Prozessen

Unser Programm Jetzt bedeuten die Etiketten etwas: • Lautliche Beschreibung (Phonetik-Phonologie) • Wort- und Satzstruktur (Morphologie-Syntax) • Bedeutungsstrukturen (Semantik) • Kommunikative Bedeutung (Pragmatik) • Menschliche Verarbeitung (Psycholinguistik)

Hausaufgabe Bitte bis Freitag d. 2. Nov. 18.00 abgeben (Raum 4.11; links neben der Tür bzw. per e-mail) • Schreiben Sie alle „Baby-Sprache-“Wörter auf, an die Sie denken können. Teilen Sie sie in Bedeutungsgruppen auf und überlegen Sie, wie sie als „reduzierte“ Formen gegenüber dem entsprechenden Erwachsenenwort gesehen werden können. (vgl.. Fromkin & Rodman, S. 433) • Sprachkenntnisse bedeuten u.a., dass man die möglichen Sequenzen der Laute in den Wörtern der Sprache „kennt“. Stellen Sie sich vor, Sie müssen Namen für 5 neue Seifenprodukte erfinden. Welche Namen würden Sie wählen. Nun beschreiben Sie, wie Sie wollen, wie die Wörter auszusprechen sind. (vgl.. Fromkin & Rodman, S. 29)