Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

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Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University Investitionsrecht Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Begriff der Investition Investitionen sind die längerfristigen Anlagen von Kapital in Sachgütern – direkt oder indirekt Direktinvestitionen Indirekte Investitionen = Portfolio – Investitionen Auslandsinvestitionen (aktiv oder passiv) Inlandsinvestitionen Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University Direktinvestitionen Langfristige Kapitalanlagen (im Ausland) zum Erwerb von Immobilien sowie Unternehmen inklusive Tochterunternehmen oder Filialen zum Zwecke des Erwerbs dauerhaften und unmittelbaren Einflusses auf die Geschäftsführung dieser Unternehmen Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Portfolio - Investitionen Erwerb (ausländischer) Wertpapiere (durch Inländer, bzw. inländischer Wertpapiere durch Ausländer) ausschließlich zur Erzielung eines Ertrages (mit mehr oder weniger Risiken) ohne Absicht einer unmittelbaren Einflussnahme auf das die Wertpapiere emittierende Unternehmen Z.B. Aktienerwerb Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Auslandsinvestitionen Zulassung (oder Beschränkung) grenzüberschreitenden Kapitalverkehrs Ausfuhr Einfuhr Anlage Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University Kapitalausfuhr Zulassung oder Förderung Freiheitsgedanke Steuerbegünstigung (Vermeidung von Doppelbesteuerung) Bedenken bzw. Beschränkungsgründe Kapitalflucht Export von Arbeitsplätzen Abhängigkeit von der Wirtschaftsentwicklung im Ausland Politisch motivierte Sanktionen Währungspolitische Motive Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University Kapitaleinfuhr Förderung Kapitalzufuhr Investitionsanreize (Steuern, Infrastruktur), „Investitionsklima“ Erwartung eines zusätzlichen Steuer-Aufkommens Kontrolle Sachliche Schranken (z.B. wg. Sicherheitsrelevanz) Obergrenzen Joint venture - Erfordernisse Verhinderung oder Beschränkung Bevorzugung eigener Investoren, „Überfremdung“ Währungspolitische Motive Sicherheitspolitische Motive Beschränkung des Gewinntransfers Furcht vor dominanter Einflussnahme der TNUs Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Aspekte des „Investitionsklimas“ Zinsentwicklung Möglichkeit des Gewinntransfers Rechtliche Rahmenbedingungen Steuerliche Anreize und Abschreckungen Steuersatz, Steuervergünstigungen Doppelbesteuerung Infrastruktur Politische Risiken Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Regelungsgegenstände des Investitionsrechts Nationales Recht Gebunden durch allgemeines Völkergewohnheitsrecht Fremdenrecht Gebunden durch multilaterales Völkervertragsrecht Materielle Garantien (MIGA, WTO-GATS und -TRIMS) Rechtsschutz (ICSID) Menschenrechtsschutz Regionales Recht (NAFTA, Energy Charter Treaty etc.) Gebunden durch bilaterale Verträge Umfassende Ordnungen aller drei Regelungsphasen BITs und Investitionsschutzverträge Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University Regelungsphasen Anlagephase Zulassungsbedingungen Investitionsphase i.e.S. Rahmenbedingungen Nach-Investitionsphase Investitionsschutz Enteignungen Enteignungsgleiche Eingriffe Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Regelungsgegenstände Materieller Rechtsrahmen Rechtsschutz Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Materieller Rechtsrahmen Völkerrecht: Zulassung, Behandlung, Rechtmäßigkeit von Enteignungen Spezialregelungen Fremdenrecht Menschenrechte Kollisionsrecht: Anerkennung von Enteignungen Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Völkergewohnheitsrechtliche Regeln Eigentumsrechtlicher Mindeststandard (Fremdenrecht) Calvo – Klausel (Inländergleichbehandlung, -) Res. 1803(XVIII) vom 14.12.1962 (Schranken) Charta der wirtschaftlichen Rechte und Pflichten (1974) (Enteignungsfreiheit, -) Sonstige Aspekte des fremdenrechtl. Mindeststandards Recht auf Anerkennung der Rechtsfähigkeit, auf ein faires Verfahren, auf Gleichheit vor dem Gesetz Diplomatischer Schutz (Barcelona Traction IGH) Recht auf Transfer der Enteignungsentschädigung ja des laufenden Gewinnes nein Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Vertragsrechtliche Regelungsansätze Bilateral: BITS / Investitionsschutzabkommen Multilaterale Regelungen Havanna Charter (gescheitert) MAI (OECD) gescheitert ECT (Energy Charter Treaty) NAFTA Chapter 11 ICSID (Weltbank) MIGA (Weltbank) TRIMs (WTO) Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University Rahmenbedingungen Ökonomisch: „Investitionsklima“ Bedarf Vorteilserwartung: Technologie, Management, Marktzugang Reserviertheit Rechtlich Regelung der Rechte und Pflichten in der Investitionsphase i.e.S. Inländergleichbehandlung, aber fremdenrechtlicher Mindeststandard als Untergrenze Sonderregeln für Ausländer Gewinntransfer Joint Ventures Verhaltensnormen für MNUs /TNUs Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Rechtsverhältnisse im Investitionsrecht Investor Diplomatischer Schutz Garantie Subrogation Heimatstaat Nationale Klage ICSID/Schieds-gerichtsverfahren Diplomatischer Schutz Abgetretenes Recht Investitonsschutzvertrag Rechtsschutz Investitionsstaat Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University Enteignungsbegriff Spezielle vertragliche Definitionen Allgemeines Völkergewohnheitsrecht Verweis auf nationales Recht (StIGH Panevezys – Saldutiskis) – Mindeststandard?? Übertragung der Verfügungsgewalt auf den Staat (str.) Schutz aller vermögensrechtlichen Positionen von Ausländern gegen Entzug (und Entwertung?, str.) Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University Enteignungsschutz Spezielle vertragliche Regelungen Gewohnheitsrecht Öffentlicher Enteignungsgrund Verbot der Konfiskation: entschädigungslose Enteignung General Assembly resolution 1803 (XVII) of 14 December 1962, "Permanent sovereignty over natural resources“: 4. Nationalization, expropriation or requisitioning shall be based on grounds or reasons of public utility, security or the national interest which are recognized as overriding purely individual or private interests, both domestic and foreign. In such cases the owner shall be paid appropriate compensation, in accordance with the rules in force in the State taking such measures in the exercise of its sovereignty and in accordance with international law. In any case where the question of compensation gives rise to a controversy, the national jurisdiction of the State taking such measures shall be exhausted. However, upon agreement by sovereign States and other parties concerned, settlement of the dispute should be made through arbitration or international adjudication. Wiedergabe des Gewohnheitsrechts 3281 (XXIX) Charter of Economic Rights and Duties of States: Freiheit von Enteignung und Nationalisierung nach eigenen nationalen Regeln Kein neues Gewohnheitsrecht, keine Bindung der Resolution Permanente Souveränität über die natürlichen Ressourcen eines Landes Menschenrechtlicher Schutz Art. 14 AEMR 1948 Art. 11 und 15 Pakt WSK Rechte 1966 Art. 1 1.Zusatzprotokoll der EMRK Art. 21 AMRK Art. 14 AfrChartaMR Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University ELSI – Fall (ICJ Rep. 1989, 15 Fabrikschließung Raytheon (USA) in Italien Bgm. Palermo beschlagnahmt Fabrik – Besetzung durch die Arbeiter – Fortgesetzte Produktion FCN-Vertrag USA – I V.1: Mindeststandard: most constant protection and security for their persons and property V.3: Meistbegünstigung und Inländerbehandlung (aber nicht weniger als der Mindeststandard) Local remedies rule geht vor diplomatischem Schutz V.1 schützt nicht vor Beschlagnahme oder Eigentumsstörung Fabrik blieb sicher, unbeschädigt und vom Staat geschützt Konkret wurde das US-Unternehmen auch nicht schlechter behandelt als italienische Unternehmen Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University Entschädigung Spezielle Übereinkommen zB. „Lump sum agreements“ – Pauschalentschädigung „Just compensation“ (Haager Schiedshof, Norwegian Shipowners, 1922) Komplette Wiederherstellung des status quo ante Nur bei rechtswidriger Enteignung geschuldet!! „Juste indemnité“ (Max Huber, Amerikanisches Vermögen in Spanisch-Marokko, 1925) „Just compensation“ (Restatement Third, 1987) „Adequate, prompt and effective“ (Hull Formel, 1938) Appropriate (Dolzer EPIL, UN Res. 1803) Full Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University Anerkennung Act of State – Doktrin USA, GB: Gewaltenteilung Kein VR Völkergewohnheitsrecht Keine Pflicht zur Anerkennung str., so weit auf dem Territorium vollzogen (Interventionsverbot?) Rumasa-Fall (CA London) nur Kollisionsrecht Ebenso die deutschen Fälle Keine Pflicht zur Nicht-Anerkennung völkerrechtswidriger Enteignungen Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Deutsches Kollisionsrecht Anerkennung, wenn nicht gegen den deutschen ordre public Bremer Tabak-Fall (AVR 9(1961/62), 318) Chilenischer Kupfer – Fall (RabelsZ 37 (1973), 579 = ILM 1974, 1115) Doktrin der Spaltgesellschaft (z.B. BGHZ 20, 4) Deutsches Recht, wenn eine Forderung in D belegen ist (grds. Ort der Leistung als charakteristische Vertragspflicht), vgl. z.B. BGHZ 31, 168; 104, 240) Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Art. 17 Allg. Erklärung der Menschenrechte 1.Jeder hat das Recht, sowohl allein als auch in Gemeinschaft mit anderen Eigentum innezuhaben. 2.Niemand darf willkürlich seines Eigentums beraubt werden. Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University Art. 11 Pakt WSK Rechte (1) Die Vertragsstaaten erkennen das Recht eines jeden auf einen angemessenen Lebensstandard für sich und seine Familie an, einschließlich ausreichender Ernährung, Bekleidung und Unterbringung, sowie auf eine stetige Verbesserung der Lebensbedingungen. Die Vertragsstaaten unternehmen geeignete Schritte, um die Verwirklichung dieses Rechts zu gewährleisten, und erkennen zu diesem Zweck die entscheidende Bedeutung einer internationalen, auf freier Zustimmung beruhenden Zusammenarbeit an. Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University Art. 15 Pakt WSK Rechte (1) Die Vertragsstaaten erkennen das Recht eines jeden an, … c) den Schutz der geistigen und materiellen Interessen zu genießen, die ihm als Urheber von Werken der Wissenschaft, Literatur oder Kunst erwachsen. (2) Die von den Vertragsstaaten zu unternehmenden Schritte zur vollen Verwirklichung dieses Rechts umfassen die zur Erhaltung, Entwicklung und Verbreitung von Wissenschaft und Kultur erforderlichen Maßnahmen. ... Siehe schon Art. 27.2 der Allg. Erklärung der Menschenrechte 1948 Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Art. 1 des 1.Zusatzprotokolls zur EMRK (1)Jede natürliche oder juristische Person hat das Recht auf Achtung ihres Eigentums. Niemandem darf sein Eigentum entzogen werden, es sei denn, daß das öffentliche Interesse es verlangt, und nur unter den durch Gesetz und durch die allgemeinen Grundsätze des Völkerrechts vorgesehenen Bedingungen. Absatz 1 beeinträchtigt jedoch nicht das Recht des Staates, diejenigen Gesetze anzuwenden, die er für die Regelung der Benutzung des Eigentums im Einklang mit dem Allgemeininteresse oder zur Sicherung der Zahlung der Steuern oder sonstigen Abgaben oder von Geldstrafen für erforderlich hält. Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University Art. 21 AMRK Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Art. 14 Afrikanische Charta MR Article 14 The right to property shall be guaranteed. It may only be encroached upon in the interest of public need or in the general interest of the community and in accordance with the provisions of appropriate laws. Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University Bilaterale Abkommen FCN – Verträge der USA (s. ELSI-Fall) BITs der USA (40 i.K., 7 sign. 2009) Neuere BITs enthalten Zugangsrechte Investitionsschutzabkommen der BRD (130 i.K., 8 sign. Juli 2010) Deutscher Mustervertrag, Stand: 2005 (AVR 45 [2007], 276 ff.) 1. Phase mit Bemühenspflicht, 2. und 3 Phase mit strikten Rechtspflichten: Fairness, Inländerbehandlung, Meistbegünstigung, Entschädigung Streitschlichtung Staat – Staat Staat – Investor (oft ICSID) Je nach Verhandlungsmacht differierend Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University Regional - Abkommen NAFTA chapter 11 1122 Verweis auf ICSID CAFTA-DR chapter 10 Ähnlich NAFTA Mercosur Protocol von Colonia (1994) ASEAN Diskriminierungsverbote Zusatzabkommen 1987: Schutz vor Enteignung und Investor-Staat-Streitschlichtung Energy Charter Treaty 1994 Investitionen und Handel mit Energieprodukten Europäische Staaten, GUS – Staaten, Japan (Russland und Weissrussland bisher nur Signatare, vorläufige Anwendung) Diskriminierungsverbote nur Bemühenspflichten Enteignungsregeln Investor-Staat Streitentscheidung (zB ICSID, Art. 26) Vgl. Vattenfall v. BRD - ICSID ARB/099/6 Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Multilaterale Abkommen - 1 WTO TRIMS Local content / local performance requirement Verweis auf Art. III und XI GATT GATS Modus 3 (kommerzielle Präsenz im DL-Land) Meistbegünstigung (II.1) und Inländerbehandlung (XVII) Marktzugang (XVI), soweit gewährt Kein echter Enteignungsschutz, aber mglw. Nichtverletzungsbeschwerde nach XXIII.3 TRIPS Gewerbliche Schutzrechte, aber kein Enteignungsschutz Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Multilaterale Abkommen - 2 Weltbank ICSID Übereinkommen zur Beilegung von Investitionsstreitigkeiten (1965) Vergleichskommissionen / Schiedsgerichte für Investor – Staat – Streitigkeiten Bildung der Organe, Verfahrensrecht, Vollziehung 144 Mitgliedstaaten, 168 Verfahren (102 seit 2000) Additional Facility (1974) (Nicht-Msen / Investoren aus Nicht-Msen) MIGA (1985) MSen und Investoren aus MSen, soweit sie nicht dem Gastland angehören (Art. 13) Für Direktinvestitionen, Beteiligungen und Kredite (Art. 12) Versicherung vor nichtkommerziellen Risiken Transferrisiko (Kapitaltransfer) Enteignungsrisiko Vertragsverletzungs – Risiko Risiko von Kriegen und Bürgerkriegen Gegen Risikoprämie Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University OEDC - Aktivitäten Codes Liberalisierung des Kapitalverkehrs Liberalisierung des internationalen Dienstleistungshandels Beschlüsse des Ministerrates Art. 5: „Um ihre Ziele zu erreichen, kann die Organisation a) Beschlüsse fassen; diese sind für alle Mitglieder bindend, soweit nichts anderes vorgesehen, …………. „ Kein Enteignungsschutz MAI Erfolglose Verhandlungen über ein multilaterales Abkommen im Rahmen der OECD Keine Einigung über Marktzugangsrechte (u.a.) Erfolglose Versuche, solche Verhandlungen im Rahmen der Doha-Runde der WTO erneut zu führen (in Cancún 2003 gescheitert) Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Internationalisierte Verträge von Staaten mit Investoren Insbesondere Explorations- und Exploitationsverträge im Rohstoffbereich Konzepte Internationalisierung als Bestandsgarantie: Herausnahme aus dem nationalen Recht des Investitions-Empfängers Zuordnung zum Völkerrecht, Quasi-Völkerrecht, Recht sui generis? General Assembly resolution 1803 (XVII) of 14 December 1962, "Permanent sovereignty over natural resources“: 3. In cases where authorization is granted, the capital imported and the earnings on that capital shall be governed by the terms thereof, by the national legislation in force, and by international law. The profits derived must be shared in the proportions freely agreed upon, in each case, between the investors and the recipient State, due care being taken to ensure that there is no impairment, for any reason, of that State's sovereignty over its natural wealth and resources. Bedeutungsverlust mit Entstehen von ICSID Serbian Loans Case (PCIJ Ser. A 20/21, 1929) Verträge zwischen Privaten und Staaten können nicht dem Völkerrecht angehören. Anglo-Iranian Oil Company – Fall (ICJ Rep. 1951, 93) Zuordnung zum VR abgelehnt (112): „The Court cannot accept the view that the contract signed between the Iranian Government and the Anglo-Persian Oil Company has a double character. It is nothing more than a concessionary contract between a government and a foreign corporation.” ARAMCO – Fall Libysche Erdöl - Fälle Texaco / Calasiatic - Fall British Petroleum – Fall Aminoil - Fall Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University ARAMCO Arbitration 1933: Vertrag zwischen dem saudischen König und Socal (Standard Oil Company of California): Ausbeutung von Ölvorkommen – exklusives Recht auch zum Handel und Transport 1944 auf ARAMCO (Arabian American Oil Company) übertragen 1954: Vertrag über exklusive Abtransport-Rechte von Onassis mit Saudi-Arabien (Vertragskonflikt – Schiedsverfahren) Aramcos Rechte gehen denjenigen von Onassis vor: Vertragsverletzung von Saudi-Arabien Schiedsverfahren in der Schweiz (ILR 27 (1963), 117 - 233 Anwendbares Recht? Keine Rechtswahlklausel im Vertrag. Im Schiedsvertrag: saudisches Recht und, in Angelegenheiten jenseits der Jurisdiktion Saudi-Arabiens, Recht, welches das Schiedsgericht für anwendbar hält. Konflikte zwischen den beteiligten Rechtssystemen können nicht nach saudischem Recht entschieden werden (Schiedsgericht mit Sitz außerhalb Saudi-Arabiens, i.e. in der Schweiz), aber auch nicht nach dem Recht der Schweiz oder der USA Entscheidend ist das Recht des Schiedsvertrages: Völkerrecht. Also anzuwenden die „Draft Convention on Arbitral Procedure“ der ILC von 1955 Anwendbar ist danach die lex fori, aber ein völkerrechtliches Schiedsgericht hat keine solche Auslegung des Schiedsgerichts nach allg. Grds. des IPR „.. The governing law should coincide with the economic milieu where the operation is to be carried out“ Dies ist nicht in vollem Umfang saudisches Recht. Jeder Staat kann sich in souveräner Freiheit durch Konzessionsverträge unwiderruflich binden. Saudisches Recht, ergänzt durch allgemeine Rechtsgrundsätze, die Gebräuche im Ölgeschäft „and by notions of pure jurisprudence“ Völkerrecht ist anwendbar auf den Seetransport, die Souveränität über Territorialgewässer und auf Staatenhaftung Keine restriktive Interpretation zugunsten staatlicher Souveränität Keine souveräne Freiheit eines Staates zur einseitigen Regelung von Import und Export Pflicht, die Häfen für Handelsschiffe offenzuhalten Vertrag verleiht ARAMCO ein Monopol, auch hinsichtlich des Abtransports des Öls über das saudische Staatsgebiet hinaus. Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Texaco - Calasiatic - Fall Schiedsspruch von R.J. Dupuy (ILM 1978, 1) Enteignung 1973 von 51 % der Anteile von Calasiatic und Texaco in Libyen. 1974 Enteignung des Rests der Anteile Konzessionsverträge mit Stabilisierungsklausel gegen einseitige Rechtsänderungen durch Libyen Jurisdiktion des Schiedsgerichts wurde nicht durch die Libysche Gesetzgebung entzogen Anwendbares Recht? Nicht das Recht am Sitz des Schiedsgerichts (Sapphire-Doktrin) Wegen der Beteiligung eines Staates: Völkerrecht. Keine „suspension in vacuo“ Durchsetzungsprobleme? Gehören nicht zur Jurisdiktion des Schiedsgerichts! Rechtswahlklausel: „the principles of the law of Libya common to the principles of international law and in the absence of such common principles then by and in accordance with the general principles of law, including such of those principles as may have been applied by international tribunals“ Der Geltungsgrund des Vertrags liegt aber im Völkerrecht. Das folgt aus der Stabilisierungsklausel zugunsten der allgemeinen Rechtsgrundsätze. Dem Individuum können im Völkerrecht begrenzte Rechte zugewiesen werden. Diese Zuordnung ist bei solchen Entwicklungsverträgen auch notwendig Entscheidend ist „pacta sunt servanda“ im libyschen wie im Völkerrecht Es gibt keine zwingende Freiheit der Staaten, Rechte an Bodenschätzen zu enteignen. Konsequenz: rechtswidrige Enteignung verlangt restitutio in integrum Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

British Petroleum - Fall Konzessionsabkommen von BP mit Libyen aus 1957 für 50 Jahre Enteignung 1971 Schiedsgericht (G. Lagergren) in Kopenhagen o. Beteiligung Libyens Anwendbares Verfahrens - Recht: lex fori, i.e. dänisches Recht (Sapphire – Doktrin, wegen der Effektivität der Entscheidung) Anwendbares materielles Recht: libysches Recht, soweit es mit dem Völkerrecht übereinstimmt, ansonsten allgemeine Rechtsgrundsätze Enteignung verstieß gegen beide Rechte Rechtsfolge: nur Schadensersatz (nach allg. Rgrds.) ILR 53 (1979) 297 – 388 Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University Aminoil – Fall (ILM 1982, 976) Enteignung der AMINOIL in Kuwait Vorher: ständige Erhöhung des Förderzinses Nationalisierung wegen behaupteter Vertragsverletzung Rechtswahlklausel Allgemeine Rechtsgrundsätze, soweit sie auch im Recht von Kuwait und New York enthalten sind Schiedsgericht: Völkerrecht Bezug zu anderen Verträgen, die sich jeweils – auch - auf das Recht des Heimatstaates bezogen: auf alle Fälle sollte das gleiche Recht anwendbar sein. Stabilisierungsklausel: freiwillige Selbstbeschränkung der Souveränität Kuwaits -> Bezug auf die Resolution 1803 der UNGA. „Permanent Sovereignty over Natural Resources“ ist kein ius cogens geworden (1021 f.) Hier aber nur: Ausschluss vorzeitiger Beendigung, nicht der Nationalisierung Es bleibt das Verbot der Konfiskation Entschädigung Nach Equity (keine restitutio in integrum) Schutz der gerechtfertigten Erwartungen der Investoren Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Pflichten von Investoren - 1 OECD Guidelines for Multinational Enterprises (1976) Arbeitnehmer – Rechte (vgl. auch die Tripartite Declaration der ILO von 1977 Beitrag zur Entwicklung des Gastlandes UNCTAD Set of Principles and Rules for the Control of Restrictive Business Practices (1980) Gegen Kartelle und mißbräuchliche Ausübung von Marktmacht UN Norms on Responsibilities of Transnational Corporations and Other Business Enterprises with Regard to Human Rights, U.N. Doc. E/CN.4/Sub.2/2002/13 at 15-21 (2002) Menschenrechts – Achtung Nicht bindend Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University

Pflichten von Investoren - 2 Global Compact (2000) Initiative GS Kofi Annan Selbstverpflichtung von mehr als 2000 Unternehmen mit 10 Prinzipien Schutz der Menschenrechte, der core labor rights, der Umwelt und Kampf gegen Korruption in allen Formen Rechtlich nicht bindend, aber Einfluss auf die öffentliche Meinung Negativ, wenn Verstöße bekannt werden? Prof. Dr. Werner Meng - Europa Institut - Saarland University