Die Messung des Leistungsmotivs mittels TAT

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Quanti Tutorium
Advertisements

Leistungsmotivationstest L-M-T
Auf dem Weg zur Konversionstheorie
Soziologische Theorien und soziale Fakten 8. Veranstaltung.
Was ist Testtheorie?.
Emotion und Motivation
Sozialpsychologie = Beschreibt die Art, wie Menschen soziale Realität konstruieren, wie sich Einstellungen und Vorurteile bilden und verändert werden.
Präsentation bei der PAL
Bewegungswissenschaft
Arbeitszufriedenheit und Emotionsregulation - Emotionen, Regulation und Leistung Referent: Jens Möller.
Evaluation – Grundlagen im Rahmen des Moduls zur Qualifizierung der SLK in Niedersachsen.
Theorie psychometrischer Tests, III
Lautbildungstest für Vorschulkinder
Lautunterscheidungstest für Vorschulkinder (4-7 Jahre) LUT
LEISTUNGSMOTIVATION.
L-P-S Leistungsprüfsystem
Eigenschaftstheorien der Motivation Christina Walther.
Einführung in das Thema Testgütekriterien
Leistungsmotivation Seminar: Motivationsdiagnostik
Motivation durch Erwartung und Anreiz
Implizite und explizite Motive
OMT Operanter-Motiv-Test
Gliederung Vertrauensintervalle Arten von Hypothesen
Klassische Testtheorie
UNO – United Nations Organization
Patrick Rössler Einführung in die Methoden der empirischen Kommunikationsforschung Vorlesung BA Kommunikationswissenschaft.
Patrick Rössler Methoden der Datenerhebung und -auswertung Vorlesung BA Kommunikationswissenschaft (G21) 1.
Aufmerksamkeit und Konzentration
Das Multimodale Einstellungsinterview
Theorien der Aggression Teil III
Grundlagen der klassischen Testtheorie
Latente Variablen – Kennwerte zur Beurteilung von Modellen
Emotionale Intelligenz und komplexes Problemlösen
Methoden der empirischen Sozialforschung II
Forschungsprozess Car
Vorlesung: Motivation und Emotion
Über den Einsatz normierter diagnostischer Verfahren in der Arbeitstherapie Von der Anwendung bestehender psychometrischer Tests zur Normierung der eigenen.
Terminplan I (geändert)
VL Diagnostische Kompetenz (Bewegungslehre 2) 3
VL Diagnostische Kompetenz (Bewegungslehre 2) 3. Korrelation und Gütekriterien.
Vorlesung: Biometrie für Studierende der Veterinärmedizin
Zu wenig Sport für dicke Kinder
Objektivität, Reliabilität, Validität
Ein wunderbares Gefühl.”
Ehrenamtliche Tätigkeit bzw. Freiwilligenarbeit in Wetter (Ruhr)
Ausgangslage Mangelhafte Führungs-kompetenz Schlechtes Betriebsklima
Verarbeitung von Implikaturen iv Ist die Interpretation von skalaren Implikaturen gegenüber der wörtlichen Interpretation verzögert? Grodner et al
PTE ÁOK Pszichiátriai Klinika
Empirische Softwaretechnik
Zukunftstrends in Service- und Call-Centern
HipHop Projekttage mit Pyranja
Theorie psychometrischer Tests, IV
Doris Röschmann Coaching & Consulting
Theorie psychometrischer Tests, II
Testgütekriterien Tamara Katschnig.
Deskriptive Statistik, Korrelationen, Mittelwertvergleiche, Graphiken
Videospiel und Sportpraxis- (K)ein Widerspruch. Gliederung 1. Einleitung 2. Studie (Hebbel-Seeger, 2008) 3. Ergebnisse 4. Vor- und Nachteile spielbasierten.
Von den Vorstellungen guten Unterrichts zu den Qualitätsstandards
Messen und Testen.
Die Generelle Interessen Skala (GIS)
The link between leadership and followership: How affirming social identity translates vision into action. Projektarbeit Sozialpsychologie: Soziale Identität.
Varianzanalyse und Eta²
Theoretischen und Empirischen Vertiefung im Fach Sozialpsychologie!
Testtheorie (Vorlesung 13: ) Wiederholung: Richtigstellung
Testtheorie (Vorlesung 12: ) Wiederholung: Reliabilität
„Backen und St. Martin“ Wochenrückblick vom bis Ein Kind der Riesengruppe brachte uns in dieser Woche eine große Weltkarte von zu Hause.
 Gegenstandsbereich der Testtheorie: Analyse der Charakteristika von Tests:  Güte von Tests.  Struktur von Tests.  Schwierigkeit von Tests.  Gruppenunterschiede.
Testtheorie (Vorlesung 14: ) Testtheorie allgemein:  Ziele und Inhalte der Testtheorie:  Beurteilung der Eigenschaften von Tests  Speziell: Güte.
Stereotypes as Energy-Saving Devices
Die Leistungsorientierung
 Präsentation transkript:

Die Messung des Leistungsmotivs mittels TAT Seminar: Motivationsdiagnostik Seminarleiter: Herr Wutke 17. Juni 2009 Marleen Stelter, Michael Kursawe

Gliederung Motive TAT TAT- Modifikation nach McClelland Leistungsmotiv Messung des Leistungsmotivs TAT TAT- Modifikation nach McClelland Auswertung des TAT Beispiel Gütekriterien

Motive Anschlussmotiv Machtmotiv Leistungsmotiv Bedürfnis, sich mit Gütestandards auseinanderzusetzen und Tüchtigkeitsmaßstäbe zu übertreffen Leistungsmotivierte Personen wollen Tätigkeiten, Aufgaben, Fertigkeiten gut machen und damit evtl. andere übertreffen. Bedürfnis Probleme zu überwinden und hohe Standards zu erreichen.

Leistungsmotiv Antrieb zum Handeln geht von Person selbst aus Andere übertreffen Sich selbst übertreffen Voraussetzungen: persönliche Freiheit; gesellschaftl. Anerkennung des Individuums abhängig von dessen Leistungsbereitschaft Leistungsmotiv hat hohen Stellenwert in der Gesellschaft

Messung des Leistungsmotivs Direkte Messung: Standardisiertes Stimulusmaterial Vorgegebenes Antwortformat Vorteile: Einfache Auswertbarkeit Hohe psychometrische Qualität Nachteile: Soziale Erwünschtheit Person kennt die eigenen Motive nicht oder eingeschränkt (Murray)

Messung des Leistungsmotivs Indirekte Messung (McClelland): TAT Projektives Verfahren Offenes Stimulusmaterial Vorteile: Lebensnahe Testsituation Vorstellungen, Erfahrungen werden einbezogen Nachteile: Gewünschte Information muss aus Antwortfülle herausgefiltert werden Kein psychometrischer Wert

Thematischer Apperzeptionstest (TAT) Projektion nach Freud: Abwehrmechanismus, der es Paranoikern ermöglicht, eigene Gefühle und Handlungsimpulse, die sie nicht als ihre eigenen akzeptieren können, anderen zuzuschreiben Heute: Normalisierung des Projektionsbegriffes In Bezug zum TAT bedeutet es, dass Situationen auf Tafeln gezeigt werden und die zu testende Person sich mit Personen auf den Tafeln identifiziert und darüber ihre eigenen Seelenzustände preisgibt.

TAT (Murray) Dem Probanden werden 20 Tafeln mit Bildern vorgelegt  eine Geschichte soll generiert werden Leitfragen: Was geschieht auf dem Bild? Was fühlen die dargestellten Personen und welche Absichten haben sie? Wie ist es zu der Situation gekommen? Wie geht die Geschichte weiter?

TAT und Motive Atkinson und McClelland (1948): Manipulation des Motivationszustands Matrosen eines U-Bootes wurden TAT Tafeln vorgelegt Matrosen hatten 1, 4 oder 16 Stunden nichts gegessen Häufiger essensbezogene Themen bei deprivierten Matrosen TAT Tafel wurde 20 s lang gezeigt  4 min. um eine Geschichte zu schreiben. Matrosen wussten nicht, dass sie an einem psychologischen Versuch teilnahmen

TAT Modifikation nach McClelland Änderung des Testmaterials des TAT  Tafeln mit leistungsbezogenen Themen Nach Präsentation der Tafel, soll eine Geschichte erzählt werden Geschichten werden in Leistungsstufen unterteilt: Leistungsthematische (PW +1) Leistungsneutral (PW 0) negatives Indiz für LM (PW -1) Auswertungsschlüssel Tafeln haben Aufforderungscharakter

Bsp. TAT nach McClelland

Bsp. TAT nach McClelland

Bsp. TAT nach McClelland

Auswertung des TAT 1. Schritt: Ist eine Leistungsthematik in der Geschichte vorhanden? Auseinandersetzung mit Gütemaßstab Erbringung einzigartiger Leistung Verfolgen langfristiger Ziele Leistungsthematik  Punktwert: 1 Leistungsneutral (keine der 3 Kriterien = Routinearbeit)  Punktwert: 0 Andersthematische Aktivitäten (neg. Leistungsmotiv)  Punktwert: -1 Die Auseinandersetzung mit einem Gütemaßstab ist dann eindeutig, wenn kompetitive Aktivitäten erwähnt werden und der Wunsch, besser sein zu wollen als andere. Dieser Wunsch muss nicht explizit geäußert werden, er kann auch aus berichteten Affekten geschlossen werden (positiv bei Zielerreichung oder negativ bei Zielverfehlung). Die Auseinandersetzung kann sowohl mit äußeren Maßstäben stattfinden, wie eine gute Examensnote, als auch mit inneren Bewertungskriterien, wie eine besonders sorgfältige Bearbeitung einer Aufgabe. Das Erbringen einzigartiger Leistung zeigt sich in Erfindungen oder künstlerischen Leistungen, die sich deutlich von alltäglichen Routineaufgaben abheben. (Erfindung machen) Das dritte Kriterium ist das Verfolgen langfristiger Ziele. Hier werden leistungsthematische Fernziele, wie das Bestreben einen angesehenen Beruf zu erlangen, genannt. (Erfolg in der beruflichen Karriere) 14 14

Kurzer Exkurs: Schema eines zielgerichteten Handlungsablaufs Das Geschehen beginnt in einer Person mit dem Bedürfnis (N, need), ein bestimmtes Ziel erreichen zu wollen. Dieses Bedürfnis wird von Erfolgs- (Ga+, anticipating success in goal attainment) oder Misserfolgserwartungen (Ga-, anticipating failure in goal attainment) begleitet. Die instrumentelle Tätigkeit, die ausgeführt wird, um das Ziel zu erreichen, kann erfolgreich sein (I+, engage in activitiy instrumental which may lead to the goal attainment) oder erfolglos bleiben (I-, engage in activity instrumental which does not lead to goal attainment). Die Leistungsaktivität kann durch soziale Unterstützung (Nup, nurturant press) gefördert, durch Hindernisse in der Umwelt (Bw, block is located in the world) oder in der eigenen Person (Bp, personal block) hingegen erschwert werden. Nach Erfolgen treten positive Gefühle (G+, positive affect in goal attainment), nach Misserfolgen negative Gefühle (G-, negative affect when he/she fails) auf. (McClelland 1953: 108; Heckhausen & Heckhausen 2006: 147). 15 15

Auswertung des TAT 2. Schritt: (Geschichten mit Leistungsthematik) Aus dem Modell des Handlungsablaufs wurden Kategorien abgeleitet (z.B. Erfolgserwartung) Für jede Kategorie die in der Geschichte festgestellt wird, wird ein Punkt vergeben. Kennwert des augenblicklichen Leistungsmotivs (nAchievment) = Summe der Punkte über alle Kategorien und Geschichten

Auswertung eines Beispiels:

Anregungsbedingungen für das Leistungsmotiv McClelland et. al. setzten den TAT zur Forschung ein. Studie zu Anregungsbedingungen: Vor dem Schreiben der Geschichten werden Motivationszustände unterschiedlicher Intensität angeregt: Entspannt Neutral Leistungsorientiert Erfolg Misserfolg Erfolg-Misserfolg H: Je entspannter desto geringer die Motivanregung Höchste Motivanregung bei Misserfolg (= Deprivation der Leistungsmotivation) Entspannt: VL tut so, als sei er Student, Nicht Probanden, sondern Aufgaben werden getestet, anonym Neutral: Weder Bagatellisierung noch Betonung der Aufgabe Leistungsorientiert: VL verhält sich wie ein Prüfer, Test intellektueller Fähigkeiten Erfolg: Leistungsorientierte Instruktionen, Vergleich mit Durchschnittsnorm: jeder Proband erfolgreich Misserfolg: Umkehrung der Erfolgsbedingung Erfolg-Misserfolg: Erfolgs- und Misserfolgsbedingung im Wechsel 18

Ergebnis: Die Kennwerte steigen mit wachsendem Grad der Motivanregung an Später betont McClelland die Kontrastierung zwischen der entspannten und der leistungsorientierten Bedingung

Gütekriterien: Objektivität Von Durchführungsbedingungen abhängig Versuch einer Standardisierung der Testsituation: Einbettende Situationsmerkmale Testanweisungen Durchführungsbedingungen (Einzel- vs. Gruppe…) Auswertungsschlüssel für Inhaltsanalyse Die kategoriale Übereinstimmung beträgt mindestens 85% Die Interrater-Korrelationen liegen zwischen .80 und .95. Es sind auch Computerprogramme zur Inhaltsanalyse von TAT-Geschichten entwickelt worden.  Trotzdem letztlich nicht sehr objektiv!! 20 20

Gütekriterien: Reliabilität Retest-Intervall von 3-5 Wochen: zwischen .40 und .60. Die Instruktion der Aussage eine Woche später nach der 1.Testung Sich in die ehemalige Testsituation hineinzuversetzen und möglichst ähnliche Geschichten zu schreiben  .61 Sich nicht darum kümmern, ob die jetzigen Geschichten den früheren glichen .58 Sich zu bemühen, möglichst neuartige Geschichten zu schreiben .27 Die Homogenität des TAT hat sich als sehr gering erwiesen, und zwar ganz unabhängig davon, ob die Bilder oder die Inhaltskategorien als Items betrachtet werden. Passt eine Retest-Reliabilität überhaupt zum Konzept des Leistungsmotives? - Leistungsmotivation ist variabel (möglicherweise kein Trait)

Gütekriterien: Validität Die Testergebnisse des TAT sind in dem Sinne konstruktvalide, dass sie mit theoretisch vorhergesagten „wahren“ Motivwerten gut übereinstimmen. Es gibt nur wenig publizierte Daten zur Normierung von TAT-Verfahren und Versuche, Paralleltest-Serien zu entwickeln, kamen leider nicht über das Anfangsstadium ihrer Entwicklung hinaus.

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit!!! Gibt es Fragen?