Erste Hilfe bei lebensbedrohlichen Situationen im Winter

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 Präsentation transkript:

Erste Hilfe bei lebensbedrohlichen Situationen im Winter DAV-Gelsenkirchen - Bergsteigergruppe 22.01.04

Kälteschäden: Unterkühlung Erfrierung Neben allen subjektiven und objektiven Gefahren des Bergsteigens, bedroht uns im Winter und auf Hochtouren zusätzlich die extremere Witterung. Auch Wetterstürze im Sommer können uns in entsprechende Gefahrensituationen bringen. Besonders bedroht sind wir durch Kälteschäden. Kälte, Feuchtigkeit, Wind und Bewegungsmangel sind die wichtigsten schädigenden Faktoren. Alkohol und Nikotin können deren Auswirkungen noch verstärken. Kälteschäden: Unterkühlung Erfrierung

Unterkühlung Die Unterkühlung ist ein globales Krankheitsbild und daher wesentlich lebensbedrohlicher als die Erfrierung. Ihr gilt in erster Linie unsere ganze Aufmerksamkeit !!! Die drei Stadien der Unterkühlung: 1. Abwehrstadium 36° bis 34° Heftiges Muskelzittern Allgemeines Schmerzgefühl Schnelle Atmung Erhöhter Puls (über 100), später niedrigerPuls (unter 60) Körperfarbe weiss Bläuliche Gesichtsfarbe 2. Erschöpfungsstadium 34° - 27° Kein Kältezittern mehr Ausfall des Schmerzgefühls Schwacher Atem Unregelmäßiger Puls Bewusstseinsstörungen Ausfall der Reflexe 3. „Scheintod“ bis Kältetod < 27° Bewusstlosigkeit Lichtstarre, weite Pupillen Atmung, kaum/nicht fühlbar Herztöne nicht hörbar Muskellähmung

Ablaufplan zur Behandlung unterkühlter Personen:

Weitere Allgemeine Maßnahmen bei Unterkühlung: Vorsichtiger Umgang mit dem Patienten ist lebenswichtig Der Patient darf nur so wenig wie möglich bewegt werden. Kaltes Schalenblut dringt sonst in den zentralen Kreislauf (Bergungstod) Ziel: Möglichst rasche jedoch schonende Erwärmung des Körperkerns Nicht ansprechbare Personen ohne erkennbare Todeskennzeichen, die als Ursache eine Unterkühlung vermuten lassen müssen auf jeden Fall bei nicht feststellbarem Puls und nicht bestehender Atmung reanimiert werden. Auch Personen ohne erkennbare Lebenszeichen können unter Umständen noch reanimiert werden, da die Körperfunktionen durch die Kälte sehr stark herabgesetzt werden

Erfrierungen Erkennen einer Erfrierung: Betroffene Körperteile sind wesentlich kälter als nicht erfrorene ! Stadien der Symptome: 1. Kribbeln 2. Starke Schmerzen 3. Völlige Taubheit Stadien der Erfrierung: 1. Grad: Blass bis blau, teilweise marmoriert 2. Grad: Schwellung oder Rötung sichtbar, Blasenbildung 3. Grad: Dunkelblau bis schwarz 4. Grad: Totalvereisung

Erfrierungen Jede Erfrierung ab dem 2. Grad erfordert einen Krankenhausaufenthalt !!! Folgende Körperstellen sind besonders erfrierungs-gefährdet:

Erste-Hilfe-Maßnahmen vor Ort: Zentrale Aufwärmung des Körperkerns durch Zufuhr heißer, gezuckerter Getränke. Den erfrorenen Körperteil vor weiterer Kälteeinwirkung schützen, nasse Kleider durch trockene ersetzen. Wärmen des erfrorenen Körperteiles am eigenen Körper (z.B. Hand in die Achselhöhle legen). Zufuhr von fremder Körperwärme (z.B. kältegeschädigten Fuß in die Achselhöhle der helfenden Person legen). Sterile, trockene Verbände anbringen, keine Salbenauflage. Druckfrei lagern. Wenn keine allgemeine Unterkühlung vorliegt: betroffene Extremität aktiv bewegen, da durch Muskelarbeit die Wärmebildung des Körpers erhöht wird. Bei geringfügigen Erfrierungen selbstständiges Gehen, bei schweren Erfrierungen passiver Abtransport. Keine Medikamente, außer Thrombozytenaggregationshemmer (Aspirin®). Geheizte Räumlichkeiten aufsuchen.

Unbedingt vermeiden sollte man: Einreiben mit Schnee, massieren; dies führt zu schwersten Gewebeschäden Erwärmung durch Atemhauch: Dabei entsteht Verdunstungskälte, welche die Erfrierung nur noch fördert. Rauchverbot: Rauchen verengt die Blutgefäße und verschlimmert dadurch die Mangeldurchblutung Alkohol, erweitert die peripheren Gefäße. Wiedererfrieren von ‚aufgetauten‘ Körperstellen. Auftauen mittels trockener Hitze (Feuer u.ä.), da die unterkühlten Körperteile gefühllos sind, und es daher zu schweren Verbrennungen kommen kann!

An einem geschützten Ort: Bei warmer Raumtemperatur heiße, gezuckerte Getränken geben. Eintauchen des betroffenen Körperabschnittes in ein lauwarmes Wasserbad (bei 10°C beginnen) und soviel heißes Wasser zugießen, wie der Kältegeschädigte es schmerzmäßig gerade noch aushält (Achtung, durch die Erfrierung ist die Hautempfindung deutlich herabgesetzt). Aufwärmen nur sehr langsam und mit einer Wassertemperatur von maximal 38°C. Orale Schmerzmittel (mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure) sind zulässig und wünschenswert. Auftretende Blasen nicht punktieren, nicht öffnen, steril abdecken. Betroffene Extremität hoch lagern, aber bewegen lassen. Bei Blasenbildung passiver Abtransport, dann auch klinische Behandlung notwendig. Zusätzliche Sofortbehandlung durch einen Arzt: Parenterale Verabreichung von Schmerzmitteln (Spritze, Infusion). Lokalbehandlung der Blasen durch sterile Verbände. Legen einer intravenösen Infusion (+Anti-sludge-Präparate - niedermolekulares Heparin).

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit