Joseph Weizenbaum.

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Markus Zimmermann T-Systems Solutions for Research GmbH
Advertisements

SIE wahren schon WEIT vor 1935 die ersten…
Was ist „Medienkompetenz“?
Das Studium der Informatik
Kolloquium Verabschiedung von Prof. Dr. Hans-Dieter Ehrich
Mystifizierung/Dämonisierung des Computers & die Verletzbarkeit der Informationsgesellschaft von Andreas Siegemund.
Vom Steinzeitmonitor bis
Präsentation der Fakultät Informatik Fakultät Informatik - Dekanat Dresden,
Marvin Minsky und das Perceptron
Universität des Saarlandes Fachbereich Informatik Lehrstuhl Prof. Dr
Leonid Levin – Stephen Cook Traveling salesman und NP- Vollständigkeit.
Grace Hopper und der erste Compiler
Theoretische Informatik und Algorithmen Post und Kleene.
/TU Freiberg/ Institut für Informatik /Konrad Froitzheim
Proseminar “Software Pioneers” (Prof. Dr. Heike Wehrheim)
Neil Postman - Biographie
Die Geschichte der Rechenmaschinen
Geschichte und Funktion des Internets.
GESCHICHTE DER INFORMATIK
Vorlesung: 1 Betriebssysteme 2007 Prof. Dr. G. Hellberg Studiengang Informatik FHDW Vorlesung: Betriebssysteme Hochverfügbarkeit (Einführung) 3. Quartal.
Vorlesung: 1 Betriebssysteme 2008 Prof. Dr. G. Hellberg Studiengang Mechatronik FHDW Vorlesung: Betriebssysteme Hochverfügbarkeit (Einführung) 2. Quartal.
Professionelles Projektmanagement in der Praxis
Nachrichtentechnik Prof. Martin Haardt
Computeraufbau (Hardware) und Geschichte der IT
FHTW Berlin Werkstatt WI Mai 2002
Internet (World Wide Web)
Christa Wolf Christina Sejpka.
Die Geschichte des Von Kristina Gill.
Titel des Vortrags Name des Vortragenden Seminar
Informationsmarktverzerrung durch Fundamentalismus am Beispiel der USA.
Internet Gruppe: AM-511 Student: M. Jakobson Tutor: L. F. Loutchikhina
Blacklist- / Whitelist-Verfahren
Betriebssystem Linux Von Sofia & Yasemin WG 12/3.
Künstliche Intelligenz
Peter Bichsel.
Das Internet.
Die Partner der Auszeichnung. Die Sterne des Sports Die Auszeichnung für Sportvereine der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Zusammenarbeit mit dem Deutschen.
Free Software Foundation Daniela Noll. FSFD. Noll 2 Inhalt Gründung, Ziele und Hintergründe Das GNU-Projekt Lizenzen Der GNU/Linux-Namensstreit Programme.
Leopold III. Fürst Friedrich Franz von Anhalt-Dessau braucht eine Biographie! Ein Seminar an der Martin-Luther-Universität im Wintersemester 2004/04.
Carl von Linde-Akademie der TU München Studium Generale: Die Carl von Linde-Akademie der TU München Dr. Fred Slanitz Lehrstuhl für Philosophie und Wissenschaftstheorie.
1 CeBIT 2008 Knowledge Management 2.0 Ulrich Kampffmeyer PROJECT CONSULT Unternehmensberatung Dr. Ulrich Kampffmeyer GmbH Breitenfelder Straße
Die Referenten Dr. Alexander Unzicker Heinz Oberhummer Halton Arp
AES – Advanced Encryption Standard
Die Partner der Auszeichnung. Die Sterne des Sports Die Auszeichnung für Sportvereine der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Zusammenarbeit mit dem Deutschen.
Albert einstein Magdalena Słonińska.
I N F O R M A T I K a n d e r M a r i e – R e i n d e r s – R e a l s c h u l e.
Microsoft Corporation
Viren & andere Tiere Viren & andere Tiere Sebastian Busshoff & Tim Pietschmann.
Internet für Einsteiger. Das Internet das weltweit größte Rechnernetz ungeplant und unstrukturiert unübersichtliche Verbindung einzelner Rechner und kleinerer.
Eine Reise in die Tiefen des Cyberspace
Charles Hohmann, Dr. phil., Institut Montana Zugerberg
Dr. Wilhelm Meinerzhagen Leben. Geboren 19.März 1893 in Oberhausen Aufgewachsen mit zwei Brüdern und vier Schwestern Beide Brüder starben im ersten Weltkrieg.
Funktionen und Hauptaufgaben Die Entwicklung BIOS
Elterninformationsabend zum ECDL an der Realschule Mülheim-Kärlich
Grundlagen, Prinzipien und Aufgaben eines Betriebssystems
Rundfunk, Fernsehen und Tonfilm
Grundlagen, Prinzipien und Aufgaben eines Betriebssystems
Vortragender: Rainer KulhanekDatum: Datei: /home/rk/Dokumente/Linux - Präsentation/Linux - Präsentation/Linuxtest.sxi Folie: 1 Linux - Einsatz.
Swai Melissa, Vögele Nelly und Hörner Sabrina Präsentieren
Betriebssysteme: Mac OS
Betriebssysteme: Windows-OS
Dedizierte Systeme SoSe 2009 IT-Zertifikat der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln Dozentin: MA Susanne Kurz 20. März 2009Betriebssystem Mac.
Universität zu Köln WS 2012/13 Seminar: IT-Zertifikat der Phil.-Fak.: Allgemeine Informationstechnologien I Dozentin: Susanne Kurz M.A. Referenten: Irina.
Prof. Dr. Renate Girmes Gründerin und Leiterin des Studiengangs Cultural Engineering BA und MA; in der Lehre seit 15 Jahren tätig im Bereich Wissensmanagement.
Die Geschichte des Internets
Linux Maskottchen: TUX
© Prof. Dr. Andreas M. Heinecke, WHS Gelsenkirchen. Wissen. Was praktisch zählt. Stand: Folie.
Zeitraum: laufend (mit Gakushuin University seit 2015)
Geschichte des Internets
 Präsentation transkript:

Seminar Geschichte der Informatik Siekmann / Schillo Seminar Geschichte der Informatik Joseph Weizenbaum Weizenbaum J. Weizenbaum: Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft (Computer Power and Human Reason) 1978 (1976) J. Weizenbaum: Wer erfindet die Computermythen J. Weizenbaum: ELIZA – A Computer Program For the Study of Natural Language Communication Between Man and Machine Siefkes/Braun/Eulenhöfer/Stach/Städtler: Pioniere der Informatik – Ihre Lebensgeschichte im Interview R. Kurzweil: Das Zeitalter der künstlichen Intelligenz Spiegel 10/1987 Streitgespräch: „Sind Computer die besseren Menschen?“ W. Coy: Joseph Weizenbaum - Ein Intellektueller als Informatiker verkleidet (RZ Mitteilungen Nr. 16, Juni 1998, Berlin) Loebner Prize S. Shieber: Lessons from a Restricted Turing Test 8. März 2002 Stephan Wiehr

Joseph Weizenbaum

Gliederung Biographie Zeit am MIT Time-sharing Computersysteme ELIZA und der Loebner Prize Kritik der computerisierten Gesellschaft

Jugend 1923 Am 8. Januar geboren in Berlin 1934 Luisenstädtisches Realgymnasium 1935 Schulwechsel (wg. Nürnberger Gesetze) 1936 Emigration mit der Familie in die USA (26.01 Ankunft in NY) Familie ließ sich in Detroit nieder Joseph Weizenbaum wurde am 8. Januar 1923 in Berlin geboren. Sein Vater war Kürschner und wurde 1875 geboren, seine Mutter war sehr viel jünger und wurde 1901 in Wien geboren. Sein Bruder Heinrich (auch Heinz, jetzt Henry F. Sherwood) wurde im November 1921 geboren. Jugend in Berlin: Straßenschlachten zwischen Nazis (SA) und Kommunisten (Roter Kampfbund) ... Auch Sozialdemokraten („Reichsbanner“) Hat schon als Kind herausgefordert/provoziert Litt unter der Last des ewig zweiten (Anekdote: Noten 1 ->5 Mark) Familie ließ sich in Detroit nieder wo bereits die Schwester des Vaters mit ihrer Familie lebte

Studium und Militärdienst 1941-1942 Studium der Mathematik an der Wayne University, Detroit 1942-1946 Militärdienst, United States Army Air Corps Meteorologe in der Armee Armee war „eine Art Rettung vor seiner Familie“ Während des Militärdienstes: Heirat mit Thelma

Studium 1946-1952 Studium der Mathematik an der Wayne University, Detroit Unter Prof. Jakobson: Bau, Entwurf und Betrieb eines Computers an der Wayne University Unterstützung durch Prof. Husky aus Kalifornien Scheidung von Thelma Mit der Psychoanalyse angefangen Husky als eine Art Bruder Computer-Gemeinde war sehr klein; jeder kannte jeden 1952 (Dezember) Heirat mit Ruth

Industrietätigkeit 1952-1963 Industrietätigkeit 1955-1963 Systems Engineer bei General Electric Hard- und Software-Entwicklung eines Computersystems für die Bank of America Know-How bzgl. Computer war praktisch gleich null

MIT 1963-1970 Associate Professor am MIT Ab 1970 Professor für Computer Science 1988 Emeritierung, Professor Emeritus and Senior Lecturer am MIT 1963 –1970 Associate Professor Ab 1970 Professor für Computer Science Bürgerrechtsbewegung, Vietnam-Krieg und Rolle des MIT in der Waffenentwicklung weckten Weizenbaums kritisches Bewusstsein

Gastprofessuren und Auszeichnungen Gastprofessor an vielen Universitäten (z. B. TU Berlin, Univ. Hamburg, etc.) Zahlreiche Auszeichnungen für seine Arbeit bezüglich der gesellschaftlichen Aspekte der Informationstechnologie TU Berlin, Harvard Graduate School of Education, Univ. Hamburg, Albert-Ludwigs-Univ. Freiburg, Univ. Bremen, Doctor of Science h.c. from the State Univ. of New York 1988 - Norbert Wiener Award (Computer Professionals for Social Responsibility (CPSR) 1991 - Namur Award (International Federation for Information Processing (IFIP) – societal aspects of computer revolution 1992 - Ehrenpreis des FB 8 „Informatik und Gesellschaft“ der Gesellschaft für Informatik (GI) 1994 - Humboldt-Preis der Alexander-von-Humboldt-Stiftung 1998 - Preis des Forums InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIFF)

Project MAC / MIT LCS MAC: Multiple Access Computers / Man And Computer Finanzierung: Advanced Research Projects Agency (ARPA) Entwicklung des Compatible Time Sharing System (CTSS) Aus CTSS ging das Betriebssystem Multics hervor Time-sharing: 1959 Brief von McCarthy an Philip Morse (Director MIT CC) CTSS: 1961 das erste Mal demonstriert, Fernando Corbato (Turing Award 1990) 1963 Sputnik-Schock -> ARPA LCS: Laboratory for Computer Science ARPA: Agentur des am. Verteidigungsministeriums (Department of Defense – DOD) Time-Sharing System: Multitasking, Multiuser System OPL-I: An Open End Programming System within CTSS, Cambridge/Massachusetts 1964. 1967 – Project MAC Research Staff: 400 Members Bell Telephone Labs, Project Mac & General Electric -> Multics (Multiplexed Information and Computing Service)

Multics 1963 Spezifikationen des Systems Kooperation zwischen General Electric, Bell Telephone Labs und Project MAC Bell verlässt die Kooperation 1969 Ken Thompson und Dennis Ritchie entwickeln bei Bell UNIX IBM war nicht interessiert, Weizenbaum brachte General Electric ins Spiel PL/I wurde 1965 Multics‘ System programming Language Multics (Multiplexed Information and Computing Service) lief am MIT zuerst auf einer GE-645 Okt 1971 MIT 645 als Host #6 ans ARPANet angeschlossen 1.1.1970 Beginn der Unix-Zeitrechnung Kernighan/Ritchie Programmiersprache C 1983: Thomson/Ritchie Turing Award (UNIX)

ELIZA 1965 entwickelt Ca. 200 Zeilen Code Programm, das natürlich-sprachliche „Unterhaltung“ mit Computer möglich macht Name kommt aus dem Stück Pygmalion (Shaw) Bekanntestes Skript: doctor (nicht-direktiver Psychotherapeut) 1966 ELIZA – A Computer Program For the Study of Natural Language Communication Between Man and Machine Nicht-direktiver Psychotherapeut (Roger) Pygmalion – George Bernard Shaw (Nobelpreis für Literatur 1925) ELIZA konnte lernen, besser zu „sprechen“ What I had not realized is that extremely short exposures to a relatively simple computer program could induce powerful delusional thinking in quite normal people. Eliza sollte demonstrieren, wie man mit relativ einfachen Regeln ein scheinbar intelligentes, interagierendes System erzeugen konnte. 1971 PARRY (K. Colby) simuliert Paranoiker

Turing Test Imitationsspiel Kommunikation über Computer Programm gibt vor, menschlich zu sein Test ist bestanden, wenn der Fragensteller nur raten kann 1950 Turing: „Computing Machinery and Intelligence“ Turingtest: Kommunikation ohne Sicht- oder Hörkontakt per Fernschreiber (Terminal) Teilnehmer: Seite 1: Fragensteller, Seite 2: Computer, Mensch Fragestellung: Kann der Computer den Fragesteller über seine Identität täuschen?

Loebner Prize 1990 von Hugh Loebner gestiftet Bis zu 8 teilnehmende Programme Unabhängige „Richter“ Bronze („most human computer“) Silber (Textuelle Eingabe) Gold (Audio-visueller Eingabe) Hugh Loebner: Philantrop, Soziologe Dieses Jahr: 12.10.2002 Marvin Minsky setzt 100$ aus für denjenigen, der Hugh Loebner dazu bringt, den Loebner Prize zu stoppen

Teilnehmende Programme Chatterbots („Quassel-Roboter“) Im wesentlichen ELIZA-Weiterentwicklungen 1991 PC Therapist (Weintraub) 1995 Erster unbeschränkter Turing Test, Sieger: PC Therapist ... 2001 ALICE (Wallace) PC Therapist (Joseph Weintraub):1991-1993,1995 (erster unbeschränkter Test) Alice (Richard Wallace): 2000-2001

Der Kritiker... Entwickelte sein kritisches Bewusstsein insbesondere durch den Vietnam-Krieg Mitgründer der CPSR und des FIFF Bezeichnet sich selbst als Gesellschaftskritiker, nicht als Computerkritiker Rolle des MIT im Vietnamkrieg und in der Rüstung "Ich bin kein Computerkritiker. Computer können mit Kritik nichts anfangen. Ich bin Gesellschaftskritiker„ Computer Professionals for Social Responsibility – CPSR Forums der Informatiker für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung – FIFF "Wenn Du das, wofür Du arbeitest, mit den eigenen Händen auch tun würdest, dann magst Du deine Arbeit weiterführen. Wenn Du es nicht tun würdest, wenn du z.B. als Raketenbauer keine Menschen mit der bloßen Hand umbringen magst, dann mußt Du mit deiner Arbeit aufhören.„ "Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft„ (1976/1978 dt.)

...und seine Kritik Gefahr der „Vermenschlichung“ von Computern Komplexität und mangelnde Überschau-barkeit von Rechnern (Beherrschbarkeit?) Computer sind nicht wertneutral „Das Internet ist ein Schrotthaufen, in dem Geld und Perlen versteckt sind.“ Künstliche Menschen (Minsky, Moravec) sind eine unmenschliche Idee Computer erbt die Werte von der Gesellschaft, in die er eingebettet ist Solche Visionen, etwa wie Hans Moravec sie in seinem Buch "Mind Children" beschreibt, setzen das Ende der Menschheit voraus. In diesen Ansätzen zeigt sich eine Verachtung des menschlichen Wesens.

Zusammenfassung Pionier der Informatik Time-sharing ELIZA -> Loebner Prize Gesellschaftskritiker

Ein letztes Zitat „Alles kann in Worten ausgedrückt werden, nur nicht die lebendige Wahrheit.“ (E. Ionesco)

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit