Carl-von-Ossietzky-Universität, Oldenburg

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Tarifvertrag Qualifizierung
Advertisements

ERA – Koordinationsfelder Entgelt, Eckentgelt
MITDENKEN, MITBESTIMMEN, MITMACHEN
Betriebsrat – mehr Rechte für alle Beschäftigten
Tarifvertrag zur Überleitung der Beschäftigten im öffentlichen Dienst
Flächentarifvertrag und Mindeststandards zwischen Erfolg und Erosion - 5 Thesen und einige Argumente - Dr. Reinhard Bispinck WSI in der Hans-Böckler-Stiftung.
Dr. Reinhard Bispinck Abschied vom Flächentarifvertrag? Wohin steuert das deutsche Tarifsystem? WSI-Tariftagung 2006 Düsseldorf, Reinhard.
Dezentralisierung der Tarifpolitik –
Tarifverhandlungen im Baugewerbe Wie raus aus der „Sackgasse“?
Betriebliche Bündnisse für Arbeit (BBfA)
Dr. Reinhard Bispinck Wohin geht die Reise? Strukturveränderungen im Tarifvertragssystem Dr. Reinhard Bispinck WSI in der Hans-Böckler-Stiftung Zukunft.
Referat Tarifautonomie
Solidarische Alterssicherung Einführung in das Rentenmodell
Chancen und Risiken für Geschlechtergerechtigkeit
Flächentarifvertrag & ertragsabhängige Entlohnungsformen
Das Kompetenzzentrum IG Metall Koblenz
Tarifkonferenz IG Metall Augsburg, 11. Juni 2005
Wer sind wir ? Was sind unsere Leistungen ? Was wollen wir ? Gegen was sind wir ?
Warnstreik - Rechtslage
1 IG Metall Kiel Neumünster am war super! Wir müssen weiter Druck machen aber auch Gestaltungsziele benennen!
Berufliche Weiterbildung und Qualifizierung
Effektive Betriebsratsarbeit
Absender Präsentation Berlin Vereinbarung zur Weiterentwicklung der Tarifregelung zum flexiblen Übergang in die Rente zwischen Südwestmetall.
Folie 1 – Deckblatt Mit dem Motto „gute arbeit – neues Entgelt“ – Zukunftstarif soll deutlich gemacht werden, dass zur Bewertung von (guter) Arbeit neue.
Bezirk NRW Arbeitszeitpolitische Initiative NRW Arbeitszeit gestalten – Lebensqualität verbessern.
Zeitliche Planung Tarif- und Betriebspolitik ERA-TV
Alternativen sichtbar machen Vertrauensleute der IG Metall
Selbstverständnis, Ziele, Zeitplan und Materialien
Handlungsanleitung Betriebliche Instrumente zur Beschäftigungssicherung.
Arbeitszeitregeln./. Flexibilität. aa) Welche Regeln muss sie beachten? bb) Wie ist die Rechtslage, wenn die Arbeitgeberin die von ihr zu beachtenden.
1. Arbeitnehmerverbände
Präsentation der Ergebnisse Gesprächskreis 4: Gewerkschaften und Niedriglohn Migrationskonferenz Hier sind wir zuhause 14. Juni 2008, 13 bis 19 Uhr.
Dienstgeber./. Dienstnehmer Dienstgeber werden weiter versuchen das Arbeitsrecht in der Gesundheits- und Sozialbranche zu diktieren Satzung der DWs.
IG Metall Vorstand, Thomas Kalkbrenner, Ressort Vertrauensleute
Die erzwingbare Betriebsvereinbarung
Gemeinsam für junge Beschäftigte: JAV & Betriebsrat
„Fit für die Zukunft“ als Ergänzungstarifvertrag durchgesetzt
IG Metall Trainee Seminar Arbeitsrecht I + II – DGB BZ Hamburg Sasel
Tagung des Hattinger Kreises am Juni 2008
DPVKOM Bayern © 2002 Die Kommunikationsgewerkschaft DPV stellt sich vor.
Tarifpolitische Leitlinien beschlossen auf der Delegiertenversammlung am 20. März 2007 in Frankfurt 1. Gerechter Lohn über gerechte Verfahren durch einen.
Industriebeziehungen und Sozialdialog in der EMCEF Balatongyörök
Verhandlungsstand - ERA
Frank Hantke ITUC Conference EUROPE: 20 Years of Transformation. What next? Vienna September 15th – 17th 2010 Session 1: Transformation of.
Funktionsbereich Tarifpolitik
Selbstverständnis, Ziele, Zeitplan und Materialien
Vorstand FB Tarifpolitik Berufliche Weiterbildung und Qualifizierung Was können wir tariflich und betrieblich tun?
Starke Gewerkschaften – handlungsfähig, demokratisch, unabhängig
Das Motto Gleiche Arbeit Gleiches Geld Leiharbeit fair gestalten.
Prof. Dr. Wolfgang Schroeder
Aktionsplan Leiharbeit (Grundzüge)
Berufliche Weiterbildung und Qualifizierung
Unsere Ansprüche an gute BR-Arbeit - wo stehen sie geschrieben?
Tarifverhandlungen in Deutschland
Wie entstehen Tarifverträge ?
Arbeitsrecht in Sanierung und Insolvenz
TOP 11 Diözesanversammlung Vorgehensweise TOP 11 1.Inhaltliche Einstimmung 2.Inhaltliche Einführung 3.General-Debatte zum Gesamtpapier 4.Antrag.
Gewerkschaften und Soziale Bewegungen: „Verknüpfungen zu einem synergetischen Ganzen?“ Weltarmutstag 2015 Stärkung sozialpolitischer Netze – Widerstand.
Vorstand Ressort Bildungs- und Qualifizierungspolitik 01./02. November 2012 in Frankfurt am Main Das IG Metall-Projekt „Ein neues Leitbild für die betrieblich-
Baden-Württemberg Mehr Geld für Auszubildende … Wir sind es wert. Tarifrunde 2007 – Das Ergebnis.
Ruth Fischer-Pusch IG Metall Bezirksleitung Ba-Wü. Vertrauen ist gut – Betriebsrat ist besser.
1 IG Metall Pforzheim | Pforzheim Herzlich willkommen zur Betriebsratsvorsitzendenbesprechung am 30. März 2012.
Die IG Metall Aufbau und Struktur. Die IG Metall und ihre größte Stärke Wir treiben den demokratischen Prozess voran, fordern Mitbestim- mung und eine.
1 IG Metall | FB Mitglieder und Kampagnen Foto: BMW Group.
Heidelberg Nah dran und kompetent Vertrauensleute der IG Metall Vertrauensleute-Wahlen 2012.
IG Metall Esslingen Die IG Metall - eine starke Gewerkschaft IG Metall 1 Die IG Metall: Der Gewerkschaftliche Aufbau im Betrieb Vertrauensleute IGM-Mitglieder.
Automobilindustrie Aktuelle Entwicklung und Ausblick.
Vorstand 01 Arbeitsplätze sichern Konjunktur stabilisieren Zukunft gestalten Keine Entlassungen in 2009.
Vorstand IG Metall Vorstand / FB Betriebs- und Branchenpolitik / Ressort Vertrauensleute und Betriebspolitik Präsentation zur „Kleinen Arbeitshilfe für.
JungeNGG Workshop Tarifpolitik.
 Präsentation transkript:

Carl-von-Ossietzky-Universität, Oldenburg Zukunft des Tarifvertragssystems Im Spannungsfeld zwischen betrieblichen Bündnissen und Flächentarifverträgen Betriebspolitische Offensive und Flächentarifvertrag Hartmut Schulz, IG Metall-Bezirksleitung Küste Carl-von-Ossietzky-Universität, Oldenburg 3. November 2005

FlächenTV und betriebliche Interessenvertretung unter Druck Allgemeine Bedingungen Anhaltende Massenarbeitslosigkeit Verteilungsverhältnisse verschlechtern sich, Lohnquote sinkt Veränderte Machtstrukturen, Großfusionen etc. Kleinbetriebsstrukturen Entwicklung Ostdeutschland, Fortschreitende Europäisierung, z.B. Osterweiterung Ökonomisierung aller Lebensbereiche Weiterentwicklung der Individualisierungsprozesse Zukunft des Tarifvertragssystems

FlächenTV und betriebliche Interessenvertretung unter Druck Politik Politische Vorbereitung der Aushebelung der Tarifautonomie Zerschlagung des "Tarifkartells" Gleichsetzung von Gemeinwohl und Betriebswirtschaft §77. 3 Betriebsverfassung, Betriebliche Bündnisse = Verschlechterungskompetenz ohne Streikrecht für Betriebsräte Zukunft des Tarifvertragssystems

FlächenTV und betriebliche Interessenvertretung unter Druck AG Verbände Deregulierung auf allen Ebenen Öffnung der Tarifverträge Beschränkung der Mitbestimmung Rückgang der Verbandsbindung z.T. als eigenes strategisches Konzept angelegt (OT-Verbände) Zukunft des Tarifvertragssystems

Grundlagen der Betriebspolitischen Offensive (BPO) Beschluß der Bezirkskonferenz IG Metall Küste 2005 Erfahrungen mit betriebsnaher Tarifpolitik und betrieblichen ErgänzungsTV seit 1998 Diverse Positionsbestimmungen im Rahmen der zentralen Debatte um Reform und Perspektiven des FlächenTV Erheblicher Einfluß durch Kooperation im europ Kontext mit dänischen und schwedischen Metall- gewerkschaften Zukunft des Tarifvertragssystems

Betriebsnahe Tarifpolitik Beteiligung / Legitimation Konfliktfähigkeit Betriebsnahe Tarifpolitik Beteiligung / Legitimation BPO Zukunft des Tarifvertragssystems

Betriebspolitische Offensive (BPO) Ausbau der Handlungsfähigkeit gewerkschaftlicher Interessenvertretung im Betrieb Ziel Umgang mit "Pforzheim" ERA-Umsetzung Arbeitszeitgestaltung Tarifrunde 2006 "Besser statt billiger" Beschäftigungspolitische Alternativen Themen Prioritäten setzen Konflikte annehmen Beteiligen Funktionäre aktivieren Transparenz und Controlling Hebel Zukunft des Tarifvertragssystems

Strategische Ziele der BPO Gewerkschaft im Betrieb.. ...auch durch betriebl Tarifpolitik stärken FlächenTV entwickeln.. ..und verteidigen Organisation entwickeln Ehrenamtlich- keit stärken BPO Mitglieder beteiligen... gewinnen Zukunft des Tarifvertragssystems

Allgemeine Debatte Öffentlichkeit "Tarifverträge behindern den Fortschritt" Gesamtmetall "Tarifverträge blockieren die Wettbewerbs-fähigkeit der Betriebe" Politik "Tarifparteien sollen selbst regulieren sonst greifen wir in die Tarifautonomie ein" Zukunft des Tarifvertragssystems

Prämissen einer Perspektive System der Tarifautonomie / FlächenTV Konsensgesellschaft – Konfliktpartnerschaft Tarifvertragliche Regulierung statt Deregulierung Tarifliche / betriebliche Differenzierung auf der Basis des FlächenTV Tarifverträge müssen schützen Prinzip des Interessenausgleichs muß gewahrt sein z.B. Flexibilität/Souveränität Gestaltung durch Verfahren ermöglichen Zukunft des Tarifvertragssystems

Verbetrieblichung? unmittelbarer Anspruch für IG Metaller FlächenTV unmittelbarer Anspruch für IG Metaller mittelbarer Anspruch für alle Beschäftigten Delegation von Regelungskompetenz an Betriebs- parteien Ergänzungs TV unmittelbarer Anspruch für IG Metaller Delegation von Regelungskompetenz an Betriebs- parteien nicht notwendig, aber möglich Betriebliche Bündnisse für Wettbewerbsfähigkeit und Lohndumping gegen Tarifautonomie und demokratische Grundrechte TV können mit Betriebsvereinbarung und Belegschaftsvotum außer Kraft gesetzt werden Zukunft des Tarifvertragssystems

FlächenTV entlasten FlächenTV Gemeinsame Interessen mobilisieren Stärke und Duchsetzungsfähigkeit Bringen gute Ergebnisse Ergänzungs TV Entlasten den FlächenTV und nutzen die Stärke des einzelnen Betriebes für gute Ergebnisse betriebsindividuelle Interessen entwickeln keine Stärke und Duchsetzungs-fähigkeit in der Fläche Bringen nicht so gute Ergebnisse bzw es müssen hohe Preise gezahlt werden Zukunft des Tarifvertragssystems

Instrumente Betriebsverfassung Tarifvertrag Gesetzliche Gewerkschaftl. Sphäre Betriebsverfassung Gesetzliche InteressenVertretung Sphäre Tarifvertrag Gewerkschaftl. Interessenvertretung Betriebs- Vereinbarung Delegation durch TV Einigungs stelle ErgänzungsTV ÄnderungsTV SanierungsTV HärtefallTV Betriebs- Vereinbarung freiwillig § 87 Einigungs stelle Zukunft des Tarifvertragssystems

Modelle Flächen TV ÄnderungsTV z.B. Änderung der 13% Quote oder Durchschnitts- Berechnung o.ä. ErgänzungsTV z.B. Regelungen zu Arbeitszeitkonten oder Ausweitung von Mitbestimmungs- Rechten Mischformen z.B. in Komplexen Themen (Gruppenarbeit o.ä.) Sanierungs- oder Härtefallregelungen Zukunft des Tarifvertragssystems

Betriebsnahe Tarifpolitik... ...macht Neudefinition der Arbeitsteilung Tarifpolitik / Betriebspolitik nötig ...macht größere Betriebsnähe möglich ...erfordert altes und neues Gemeinsames abschließend im FlächenTV zu regeln ...unterschiedliches in ErgänzungsTV regeln E3 Gewerkschaftstag 1999: „Der Vorstand wird eine Konzeption zur Durchführung von betrieblichen Tarifbewegungen der Firmen-Tarifverträge und Ergänzungs-Tarifverträge entwickeln und hieraus Veränderungen der Richtlinien für die Tarifkommissionen ableiten“ Arbeitsgruppe ab Dez. 2002 von Reinhard Kiel mit einigen Bevollmächtigten und Fachabteilungen. Ergebniss waren Orientierungspunkte für SanierungsTVs. Einheitlich wurde von der Arbeitsgruppe der Wunsch nach stärkerer überregionaler Koordination formuliert. Arbeitsgruppe der Funktionsbereiche Tarifpolitik, Betriebpolitik und Ressort Betriebswirtschaft, WTU legten dann Papier vor zu „Dezentralisierung der Tarifpolitik, betriebliche Tarifverhandlungen und abweichende Tarifverträge: Vorschläge zur Weiterentwicklung von Kommunikation und Koordination sowie Unterstützung und Beratung“ Die tarifpolitischen Ausschüsse TuB, HuK und HW diskutierten erste Ergebnisse auf gemeinsamer Tagung. Beurteilung war konstruktiv; keiner bestritt Notwendigkeit. Im TPA MuE waren einige Stimmen kritisch: Stichwort „Tarifpolizei“. In der Bezirksleiterrunde im April 2004 wurde das Papier auf die Vorstandssitzung im Mai vertagt, damit Bezirksleitungen nochmals Stellung nehmen konnten. Im Mai Beschlussfassung des Vorstands, dass bis Ende des Jahres 2004 in und zwischen den Bezirksleitungen sowie den angesprochenen FBs das Papier diskutiert und weiterentwickelt wird. Vorstand will Ende 2004 beschluss fassen. Zukunft des Tarifvertragssystems

Betriebsnahe Tarifpolitik ist.. ...eine Erweiterung gewerkschaftlicher Betriebspolitik ...ein zusätzliches gewerkschaftliches Gestaltungsfeld zwischen Flächentarifvertrag und Betriebsverfassung ...Beteiligung und Legitimation durch betriebliche Tarifkommission und IG Metall-Mitglieder ...ein weiteres Element solidarischer Tarifpolitik und ein Mittel zur Stärkung des Flächentarifvertrages Zukunft des Tarifvertragssystems

Ein ErgänzungsTV ist. . . ..eine tarifliche Vereinbarung, zwischen IG Metall und AG-Verband bzw Arbeitgeber, ..zur Ergänzung bestehender, im FlächenTV nicht abschließend geregelter Bereiche für einzelne Betriebe oder Branchen ..zur Gestaltung bisher nicht geregelter Sachverhalte Zukunft des Tarifvertragssystems

Themen betrieblicher ErgänzungsTV Arbeitszeitgestaltung Leistungsgestaltung Arbeitsorganisation Qualifizierung Ergebnisbeteiligung Interessenausgleich/Sozialplan BQG – Ausstattung Standort- / Beschäftigungssicherung Zukunft des Tarifvertragssystems

Ablaufschema ErgänzungsTV Mitgliederversammlung Vertrauenskörper Vollmacht an Bevollmächtigte mit Auflagen: Genehmigung von Forderungen Genehmigung des Abschlusses durch Bezirksleitung Betriebliche Tarifkommission bilden Antrag: Scheitern Urabstimmung Streik über Bezirksleitung an Vorstand der IG Metall Verhdl Komm Verhandlungsscenario Ergebnis Zukunft des Tarifvertragssystems

Ablaufschema "Pforzheim" Mitgliederversammlung Entscheidet über Aufnahme von Verhandlungen Wählt die betriebliche Tarifkommission Vertrauenskörper Verhdl Komm Betriebliche Tarifkommission Verhandlungsscenario Empfehlung über Annahme oder Ablehnung des Ergebnisses Votum Bezirksleitung Letzte Entscheidung Vorstand der IG Metall Entscheidung über Annahme oder Ablehnung des Ergebnisses Ergebnis Zukunft des Tarifvertragssystems

Zukunft des Tarifvertragssystems