Lautgesetze vs. Analogie

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 Präsentation transkript:

Lautgesetze vs. Analogie

Wesentliches Ziel der historischen Linguistik Rekonstruktion von Protoformen aufgrund von Variationen in belegten Formen in Tochtersprachen

Rekonstruktion von Protoformen [?] [wø:t\] [vas\r] Englisch Deutsch

Rekonstruktion von Protoformen *[w a t \ r] [wø:t\] [vas\r] Englisch Deutsch

Rekonstruktion von Protoformen ha[t]e ha[s]en Englisch Deutsch

Rekonstruktion von Protoformen be[t]er be[s]er Englisch Deutsch

Rekonstruktion von Protoformen ea[t] e[s]en Englisch Deutsch

Rekonstruktion von Protoformen Deutsch *[t] => [s] /´V-V

Rekonstruktion von Protoformen Deutsch *[t] => [s] /´V-V gu[t]e, rei[t]en, Mi[t]e

Rekonstruktion von Protoformen Physiologisch bedingte Lautgesetze sind ausnahmslos.

Rekonstruktion von Protoformen Physiologisch bedingte Lautgesetze sind ausnahmslos. >> Scheinbare Ausnahmen: Einfluss anderer Faktoren

Rekonstruktion von Protoformen *[d] goo[d] gu[t] Englisch Deutsch

Rekonstruktion von Protoformen *[d] ri[d]e rei[t]en Englisch Deutsch

Rekonstruktion von Protoformen *[d] mi[d] Mi[t]e Englisch Deutsch

Rekonstruktion von Protoformen Deutsch 1. *[t] => [s]/´V-V 2. *[d] => [t]/´V-V

Ausnahmslosigkeit der Lautgesetze Scheinbare Ausnahmen: >> Einfluss anderer Faktoren Ort/Zeit: Überlagerung durch späteren Wandel

Ausnahmslosigkeit der Lautgesetze PIE AE D *p\[t]ér fæ[d]er Va[t]er *bhrá:[t]e:r bro:[†]or Bru[d]er

Ausnahmslosigkeit der Lautgesetze Karl Verner 1875 PIE AE D *p\[t]ér fæ[d]er Va[t]er *bhrá:[t]e:r bro:[†]or Bru[d]er

Einfluss des Akzents á[@]om - a[th]ómic ‘atom’ ‘atomic’

Einfluss anderer Faktoren AE NE fæ[d]er fa[∂]er bro:[†]or bro[∂]er

Einfluss anderer Faktoren fa[d]er > fa[∂]er bro[∂]er > bro[∂]er mo[∂]er > mo[∂]er

Paradigmenuniformität 1 Bedeutung = 1 Form

Paradigmenuniformität Hermann Paul (1880:106) “Die Wörter attrahieren sich in der Seele und es entstehen dadurch eine Menge größerer oder kleinerer Gruppen.”

Paradigmenuniformität Stoffliche Gruppen gemeinsame Bedeutung- oft auch Form

Paradigmenuniformität Stoffliche Gruppen father brother mother sister

Paradigmenuniformität Stoffliche Gruppen eat eats ate eaten

Paradigmenuniformität Stoffliche Gruppen eat eats ate eaten Formale Gruppen eats swims laughs likes

Paradigmenuniformität Pauls Prinzipien 1. “Je enger die Assoziation zwischen Wörtern, desto stärker die Präferenz für uniforme Paradigmen”

Paradigmenuniformität AE NE ce:o[z]an choo[z]e ce:a[s] cho[z]e cu[r]on cho[z]en

Paradigmenuniformität choo[z]e cho[z]e cho[z]en ! choi[s]e

Paradigmenuniformität choo[z]e]V cho[z]e]V cho[z]en ]V ! choi[s]e]N

Paradigmenuniformität ich ebene]V du ebenest]V er ebenet]V die Ebene]N

Paradigmenuniformität ich ebene]V => ich ebne du ebenest]V => du ebnest er ebenet]V => er ebnet !die Ebene]N => Ebene

Paradigmenuniformität Pauls Prinzipien 2. “Je höher die Frequenz von Wörtern, desto geringer die Präferenz für uniforme Paradigmen” (Frequenzeffekt)

Paradigmenuniformität AE NE ce:o[z]an choo[z]e ce:a[s] cho[z]e cu[r]on cho[z]en

Paradigmenuniformität AE NE wæ[s] wa[z] ‘was’ wæ:[r]on we[r]e ‘were’

Paradigmenuniformität MHD: helfen melken half malk geholfen gemulken gemolken

Paradigmenuniformität NHD: helfen melken half †malk => melkte geholfen gemolken/gemelkt

Paradigmenuniformität Pauls Prinzipien 3. “Formale Unterschiede in Paradigmen, die mit bestimmten Funktionen assoziiert werden, werden nicht ausgeglichen”

Paradigmenuniformität Wort - Wörter alt - älter singen - sang

Paradigmenuniformität Pauls Prinzipien “Je mehr formale Unterschiede in einem Paradigma bestehen, desto geringer die Präferenz für uniforme Paradigmen” (Kumulationseffekt)

Paradigmenuniformität l[e:]be g[e:]be n[e:]me l[e]bst g[i]bst n[i]mmst l[e]bt g[i]bt n[i]mmt

Paradigmenuniformität l[e:]be g[e:]be n[e:]me l[e:]bst g[i]bst n[i]mmst l[e:]bt g[i]bt n[i]mmt

Paradigmenuniformität l[e:]be g[e:]be n[e:]me l[e:]bst ?g[i:]bst n[i]mmst l[e:]bt ?g[i:]bt n[i]mmt

Paradigmenuniformität Wie entstehen die analogischen Veränderungen?

Paradigmenuniformität Wie entstehen die analogischen Veränderungen? 1. Modifikation bestehender Formen

Paradigmenuniformität I. ob[´]sity - ob[i:]se ‘obese’ II. ob[i:]sity - ob[i:]se

Paradigmenuniformität Wie entstehen die analogischen Veränderungen? 1. Modifikation bestehender Formen

Paradigmenuniformität complex:complexity = ob[i:]se:X

Paradigmenuniformität complex:complexity = ob[i:]se:X X=ob[i:]sity

Paradigmenuniformität Analogische Schöpfung erklärt Frequenzeffekte: lachen : lachte = melken : X X = melkte

Paradigmenuniformität Analogische Schöpfung erklärt Frequenzeffekte: lachen : lachte = helfen : X/half X =

Paradigmenuniformität Analogische Schöpfung erklärt nicht den Kumulationseffekt: l[e:]be g[e:]be l[e:]bst g[i]bst

Paradigmenuniformität Frage nach dem “attractor”. Warum: le:be lebst lebt

Paradigmenuniformität Frage nach dem “attractor”. Warum: le:be le:bst le:bt

Paradigmenuniformität Frage nach dem “attractor”. Warum nicht: le:be lebst lebt

Paradigmenuniformität Frage nach dem “attractor”. Warum nicht: lebe lebst lebt

Paradigmenuniformität 1. Nach welchen Prinzipien enstehen “Wortgruppen”?

Paradigmenuniformität 1. Nach welchen Prinzipien enstehen “Wortgruppen”? 2. Was bestimmt den Grad des Zusammenhalts innerhalb einer Gruppe?

Paradigmenuniformität Wie wird bestimmt, welches Mitglied des Paradigmas den Ausgleich steuert?

Genetische Verw.: Zahlen 1-5 Sanskrit Griech. Latein Gotisch Ungar. ékas heis u:nus ains egy dváu dúo: duo twai kettö tráyas treis tre:s †reis három catvá:ras téttares quattuor fidwor négy pánca pénte quinque fimf öt

Beschreibung analogischer Effekte im 20. Jhdt. rad rad\s

Beschreibung analogischer Effekte im 20. Jhdt. rad rad\s rat rad\s

„Final devoicing“ Obs -> stimmlos / -# {b,d,g,v,z,...}

Beschreibung analogischer Effekte im 20. Jhdt. rad rad\s rat rad\s rat ra:d\s

„Stimmhaftigkeitsdehnung“ V -> V: / _ [Obs. stimmhaft]

Beschreibung analogischer Effekte im 20. Jhdt. rad rad\s rat rad\s rat ra:d\s ra:t ra:d\s

Beschreibung analogischer Effekte im 20. Jhdt. Stufe 1: /rad/ /rad+\s/ 1. FD rat rad\s 2. SD rat ra:d\s

Beschreibung analogischer Effekte im 20. Jhdt. Stufe 2: /rad/ /rad+\s/ 1. SD ra:d ra:d\s 2. FD ra:t ra:d\s

Herausforderungen ab ? ap

Herausforderungen rad ab ra:d a:b ra:t a:p

Beschreibung analogischer Effekte im 21. Jhdt. Interaktion von Beschränkungen ‘constraints’:

Beschreibung analogischer Effekte im 21. Jhdt. “Optimalitäts-theorie”

Beschreibung analogischer Effekte im 21. Jhdt. *[obs. stimmhaft] -#

Beschreibung analogischer Effekte im 21. Jhdt. *[obs. stimmhaft] -# *rad, *ab, *weg

Beschreibung analogischer Effekte im 21. Jhdt. *[obs. stimmhaft] -# rat, ap, wek

Beschreibung analogischer Effekte im 21. Jhdt. *[obs., stimmhaft] -# *[Vokal, kurz] -[obs., stimmhaft]

Beschreibung analogischer Effekte im 21. Jhdt. *[Vokal, kurz] -[obs., stimmhaft] *rades, *weges

Beschreibung analogischer Effekte im 21. Jhdt. *[Vokal, kurz] -[obs., stimmhaft] ra:des, we:ges

Beschreibung analogischer Effekte im 21. Jhdt. *[obs., stimmhaft] -# *[Vokal, kurz] -[obs., stimmhaft] *Variation in Vokallänge

Beschreibung analogischer Effekte im 21. Jhdt. *Variation in Vokallänge *wek we:ge

Beschreibung analogischer Effekte im 21. Jhdt. *Variation in Vokallänge we:k we:ge

Beschreibung analogischer Effekte im 21. Jhdt. *Variation in Vokallänge wek wege

Tableau *Obs. sth.-# *V -obs.sth. *Variation V-Länge we:g we:ges * o.k. wek we:k

Tableau *Obs. sth.-# *V -obs.sth. *Variation V-Länge ab * o.k. a:b ap